Die Louis Armstrong All Stars von 1947 - 1971

  • Wir kommen nun in das Jahr 1961. Die Zeiten im Musikgeschäft haben sich inzwischen ziemlich verändert. Der Rock&Roll wurde immer dominanter, die Musik des Jazz sehr progressiv und auch aggressiv. Der Free Jazz war aufgekommen, und wer noch eine Melodie spielte, wurde fast schon geächtet. Das ist natürlich von mir bewusst etwas überspitzt formuliert worden, aber die Zeit des alten Jazz und Swing in den USA war vorbei.

    Das mögen Jazzmusiker vom Kaliber eines Louis Armstrong, Duke Ellington, Count Basie, Ella Fitzgerald oder auch Benny Goodman weniger zu spüren bekommen haben, aber sie mussten nun die Welt bereisen, denn in fernen Ländern waren sie noch gern gesehene Gäste. Die "Ball Rooms" waren schon lange verschwunden, und höchstens die großen Hotels konnten sich noch solche Künstler leisten. Viele Jazzmusiker mussten nun andere Musik spielen, um wirtschaftlich überleben zu können. Viele gingen in die Filmstudios, fingen an zu unterrichten oder saßen in Musical-oder Broadwayshows drin.

    Alleine diese Gründe wären auch Argumente gewesen, die Band an sich mit erstklassigen Leuten zu besetzen, oder auch mal einen Saxophonisten oder Gitarristen mit in die Band aufzunehmen, um eben einen anderen Klang zu bekommen. Eine große Anzahl an Musikern wäre bestimmt dazu bereit gewesen, und dann auch da Repertoire neu auszurichten. Doch weder Glaser, noch Armstrong unternahmen diesen Versuch.

    Doch es gibt auch in der Band eine Veränderung, die sich schon während der Afrika-Tournee zugetragen hat. Sängerin Velma Middleton erlitt während der Tournee im November 1960 einen Schlaganfall. Am Abend sang sie noch ganz normal mit der Band bei einem Auftritt. Sie war teilweise gelähmt und sollte sich auch nicht wieder erholen. Am 10.Februar verstarb sie dann schließlich. Jule Brown wurde dann ihre Nachfolgerin. Sie war eine bessere Sängerin als Middleton, sang mehr soul-orientiert, aber passt nicht zu Armstrong. Und auch, wenn ich sie nicht sonderlich mochte, und ihren Gesang kritisierte, muss ich sagen, wurde hier ein Stück Armstrong aus der Band gerissen, Immerhin trat sie seit 1941 mit ihm auf, also noch zu wirklich guten Bigband-Zeiten.

    Ab nun nehmen auch die Einspielungen und Veröffentlichungen von Konzerten der All Stars merklich ab. Es kamen eben viele Dinger zusammen, die dazu führten: Die Veränderung des Musikmarktes, die Qualität der Band, aber auch das immer gleiche Programm, was man eben durch frühere Veröffentlichungen bereits viel besser vorliegen hatte.

    Warum ich das schreibe ist auch klar: Ich selbst habe keine einzige CD mit Einspielungen der All Stars aus diesem Jahr. Es gibt auch nur zwei wirklich interessante Projekte, die Armstrong 1961 machen sollte. Einmal nahm er völlig neues Material mit dem Modernisten Dave Brubeck auf, der ein Musical schrieb, und dann natürlich die Aufnahmen mit Duke Ellington, die auch gleichzeitig eine Reunion von Barney Bigard mit seinem früheren Boss werden sollte.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Fangen wir mit den Einspielungen mit Duke Ellington an:

    Links ist das Original.Album, rechts dann noch die Bonus-Tracks, die dann auf einer zweiten CD drauf sind.

    Es wurde viel geschrieben, auch damals von der Presse zu diesem Album. Doch insgesamt gesehen wurde es meiner Meinung nach einfach zu sehr hochgeputscht. Die beiden großen Namen bildeten keine Einheit, auch wenn es manchmal schöne Momente gab. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum Ersten spielte Ellington mit den Musikern Armstrongs. Man hat ihn einfach gegen Billy Kyle ausgetauscht. So spielen eben leider nicht Ellingtons Bassist Aaron Bell und sein exzellenter Drummer Sam Woodyard hier mit, sondern Mort Herbert und Danny Barcelona. Mit Herbert kann ich ja problemlos leben, aber dass man hier auf Sam Woodyard verzichtete, ist mir bis heute nicht verständlich.

    So passte sich Ellington dem Konzept der All Stars an, und konnte von dem bekannten Ellington-Flair nichts in die Band übertragen. Dabei spielten Trummy Young und Barney Bigard exzellent hier, der Eine, weil er frisches Material spielen konnte, der Andere, weil er vertraute Stücke nach vielen Jahren wieder spielen konnte. Und Armstrong spielt auch wirklich gut, es lag also nicht alleine an den Musikern selbst. Man muss kein großer Fachmann sein um zu wissen, wie sehr Sam Woodard hier die Band hätte wirklich anschieben können, auch wenn Danny Barcelona solide spielt. Doch ihm fehlt für die Musik des Duke das Feeling und Können, um hier wirklich ein adäquater Partner zu sein für den Duke. Das mag für die All Stars reichen, für den Duke aber noch lange nicht.

    Nun zu den Stücken. Ich höre die Aufnahmen parallel zu dem Posting, so dass ich wirklich höre was ich schreibe, und nicht aus dem Kopf mir was zusammenspinne. Bitte mich nicht falsch verstehen jetzt. Das Album ist es wert gehört zu werden. Ich finde es auch sehr gut, und würde es, wenn es nach Amazon-Kriterien gehen würde, mit vier Sternen bewerten. Doch das ist, gemessen am Hype damals, im Grunde zu wenig.

    Was spontan auffällt ist, dass Trummy Young weitaus weniger seine bekannten und lauten Crowls spielt, wie man ihn sonst kennt von den All Star-Einspielungen her. Hier ist ein kreativer Jazzmusiker zu hören, der noch immer ein erstklassiger Solist sein konnte, wenn er denn wirklich gefordert wurde. Bassist Mort Herbert spielt auch einen tollen Begleitbass gleich am Anfang vom "C-Jam Blues". Der Duke wurde von Armstrong erst überhaupt nicht zur Entfaltung kommen lassen.Armstrong sing hier übrigens einen Text, den ich von Ella Fitzgerald her kenne...

    "I'm just a Lucky So and So" singt Satchmo dann ganz nach seiner Art. Auch das wäre mal ein Stück gewesen, was den All Stars gut zu Gesicht gestanden hätte. Ellington zeigt hier sein Können als reiner Begleitpianist der ersten Güte. "Cotton Tail" bringt Soli von Bigard, Armstrong, Young und dann Armstrong mit Scat-Gesang. Was mir hier nicht wirklich gefällt. Ellington spielt dann wieder das Thema. Bassist Herbert gefällt mir erneut ausgezeichnet, macht viel Dampf an seinem Instrument.
    dürfte
    "Mood Indigo", eines meiner absoluten Lieblingsstücke überhaupt, ist durch Armstrongs offen gespielte Trompete dann nicht ganz so subtil wie es beim Duke klingen würde. Dafür sorgt Barney Bigard, der das Stück mitgeschrieben hatte, für genau den Sound, den man hier gerne hören möchte. Auch Armstrongs Gesang ist mir hier einfach so nicht wirklich passend für. Dafür glänzen Bigard und Young als Hintergrund-Begleitung mit wirklichem Ellington-Feeling. Schade, dass man Trummy Young hier kein Solo gegönnt hatte.

    ""Do Nothin' till you hear from me" gehört Armstrongs Gesang ganz alleine. Ich finde das Stück gut gelungen. "Beautiful American" klingt sehr mysteriös. Ich denke, es wurde auch nur für die Aufnahme vom Duke schnell skizziert. "Black and Tan Fantasy" mal so zu hören ist schon eine ganz neue Hörerfahrung. Armstrong bläst ein schönes Solo darüber, und auch Trummy Young lässt sich hier mit dem Plunger-Dämpfer von seiner besten Seite hören. Hier passt sein Stil mit den Crowltönen und dem Dämpfer hervorragend hin. Was wäre er doch für ein toller Posaunist in der Band Ellingtons geworden!! Auch Armstrongs Ende, dass er tonlich fast genau so von Bubber Miley übernommen hat, ist klasse gelungen. Eines der besten Stücke der Session!!!

    "Drop me off in Harlem" mit Armstrongs Gesang ist hier sicher ungewohnt, aber Armstrong macht das ganz nach seiner Art wirklich großartig. Verändert den Text passend für den Moment um, und Bigard bläst ein schönes Solo anschließend. Trummy Young lässt erneut mit einem höchst inspirierten Solo aufhorchen, der Duke hält sich auch hier wieder sehr zurück. Woodyard darf dann auch noch ein Solo spielen. Ein weiteres gelungenes Stück ist fertig.

    "The Mooche" spielt Ellington erst mal alleine. Dann kommt Armstrongs Trompete, die dann zum Thema führt. Das Satzspiel der Bläser ist sehr gut, aber verströmt kein Ellington-Feeling. Das kommt aber sofort mit Barney Bigards Ton auf. Großartig, wie er sofort im Ellington-Sound eintaucht. Auch Trummy Young macht das toll, wenn auch leider mit hier mit zu viel Crowl bei. Armstrongs Trompetensolo ist sicher Armstrong, aber kein Ellington. Dem Duke ist dann das Ende als Solo-Spieler wieder vergönnt.

    "in a Mellow Tone" geht wieder mit dem Duke los. Toll auch hier, wie Mort Herbert sofort aufnimmt, was im der Duke als Einleitung vorsetzte. Dann spielt Armstrong das Thema. "It don't mean a Thing" hätte swingender sein können am Anfang. Armstrongs Sprechgesang finde ich hier nicht wirklich schön. Da hat mir Ray Nance in der Ellington-Band gefallen. Später wird es besser, als er auch wirklich gesungen hat.

    "In My Solitude" fangen Armstrong und die Band recht gut ein. "Don't get around much anymore" ist auch völlig ok. "I'm beginning to see the Light", was die Band hin und wieder spielt, ist wunderbar swingend, und Armstrongs Gesang hier ist total treffend für das Stück. Hier scheint er sich sehr wohl zu fühlen bei. "Just Squeeze Me" klingt so, als ob es für ihn geschrieben worden wäre. Auch hier wieder die große Frage, warum er es nicht in sein Programm mit aufgenommen hatte. Auch die Beiträge von Trummy Young und Barney Bigard sind erfrischend hier. Der Duke ist dagegen wieder sparsam, aber immerhin spielt er ein Solo.

    "I got it Bad" spielt Armstrong dann wunderschön auf der Trompete, nur im Duo mit dem Duke, bevor dann Bassist Herbert und Danny Barcelona mit den Besen einsteigen. Armstrong wechselt dann von der Trompete zum Gesang über. Hier scheinen sich die beiden Giganten doch noch "gefunden" zu haben. Vielleicht das schönste und auch beste Stück der Aufnahme-Session. "Azalea" dürfte auch nur für diese Session geschrieben worden sein, denn ich kann mich nicht erinnern, das Stück nochmals vom Duke gehört zu haben.

    Insgesamt also eine schöne CD, die aber nicht ganz den Olymp erreicht hat, so mein persönliches Fazit. Doch auch hier wieder die Frage, warum Armstrong nicht erkannt hat, dass einige Stücke als Programm-Ergänzungen für seine Musiker nicht doch gepasst hätten.....

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Für Barney Bigard endete mit den Einspielungen quasi die Zeit bei Armstrong. Er verließ die Band im Juli 1961, dieses Mal für immer. Er wurde durch einen Musiker ersetzt, der zwar 1906 geboren wurde, und damit fast Armstrongs Alter hatte, aber der erst im Zuge des Revivals des traditionellen Jazz 1944 seine ersten eigenen Aufnahmen machte. Ab 1945 spielte er bis 1950 in der Band von Kid Ory, dem ehemaligen Weggefährten Armstrongs.

    Darensbourg, der auch mehrere Jahre (bis 1957) in der Band von Teddy Buckner Klarinette und Sopransaxophon spielte, leitete anschließend eine eigene Band, die bis 1960 bestand. Mit ihr landete er mit dem "Yellow Dog Blues" sogar einen Hit. Dann spielte er ein Jahr im Disneyland, bevor er von 1961-1965 in den All Stars spielte. Später tourte er von 1971-1975 in der Band "Legends of Jazz" mit, die Musiker in ihren Reihen hatte, die mit u.a. George Lewis und Kid Ory spielten.

    Am 17.Juli 1961 begann seine Tätigkeit in der Band in Bala, Ontario. Er brachte als Solo-Nummer natürlich den Yellow Dog Blues" mit. Darensbourg, der meiner Meinung nach ein ausgezeichneter Klarinettist war, passte nicht zu den All Stars. Er war ein Mann des alten New Jazz, und kein Musiker, der dem Mainstream der All Stars verhaftet war. Ich kenne ihn durch Aufnahmen mit Ory, Buckner, seiner eigenen Band und auch später mit Legends of Jazz wirklich gut, doch HIER war nicht sein Bereich.

    Weiter geht es mit einer Scheibe, die vermutlich seine modernste Einspielung sein dürfte. So wirkte er mit den All Stars bei Dave Brubecks Musical, was unter dem Titel "The Real Ambassadors" laufen sollte. Neben der Band und ihm wirkten die Sängerin Carmen MCRae, eine ausgezeichnete Jazzsängerin, und das ebenso erstklassige Vokal-Ensemble Dave Lambert, John Hendricks & Annie Ross mit.

    Alle Stücke waren also absolutes Neuland für die Band, die hier in folgender Formation spielte: Louis Armstrong (Trompete, Gesang) - Trummy Young (Posaune) - Joe Darensbourg (Klarinette) - Bily Kyle (Klavier) - Irv Manning (Bass) - Danny Barcelona (Drums)

    Wie man erkennen kann, verließ Mort Herbert die Band inzwischen und wurde von Irv Manning ersetzt. Manning, in Baltimore als Irving Manheim geboren, wanderte zunächst nach England aus. Dort spielte er u.a. im London Philharmonic Orchestra unter Sir Thomas Beecham. Er konnte also wirklich Bass spielen. 1940 kam er in die USA zurück und spielte mit Joe Marsala, Jack Teagarden, Pee Wee Russell, Woody Herman, Eddie Condon, Benny Goodman und eben Armstrong. Er verstarb am 08.Oktober 2006 im Alter von 88 Jahren.

    Ich selbst kenne das Album nicht, und höre mich über Youtube ein wenig ein, um zumindest mir ein Bild über die Stücke und die Interpretation machen zu können. Der "Summer Song" ist z.B. eine wunderbare Ballade, die Armstrong im Duo mit Brubeck singt. Auch das ist wieder ein Stück, was ich mir gerne in seinen Konzerten gewünscht hätte. "Nomad" ist ein zunächst Latin-Stück, und es ist erstaunlich, wie Armstrong auch hier singt, als ob er nie etwas Anderes getan hat. Als es in den Swing übergeht, wechselt er zur Trompete.

    "Everybody's Comin'" klingt ein wenig nach einer Mischung aus Gospel und Musical. Hier singen Lambert,Hendricks&Ross zusammen mit Armstrong. "Remember you Are" ist dann mit den All Stars, die eine reine Begleitfunktion haben. Armstrong singt wieder, und das Stück klingt ein wenig wie eine Mischung aus dem Beale Street Blues und einem einfachen Tagesschlager. Das Ganze steht auch nur auf wenigen und einfachen Harmonien, man kann das Schema deutlich erkennen. Später greift er doch noch zur Trompete, bleibt aber nahe an der Melodie. Dann kommen erneut die Sänger zum Zuge, bevor Trummy Young ein tolles Solo spielt.

    "Cultural Exchange" wird erst von dem Gesangs-Trio Lambert/Hendricks"Ross gesungen, dann geht es zu Armstrong und den All Stars über. "Swing Bells" klingt nach Weihnachten, und es fehlt nur noch Bing Crosby jetzt. Daran kann auch das ausgezeichnet singende Trio Lambert/Hendricks/Ross nichts ändern. Das Tempo wechselt nun zum Swing über, und Armstrong singt den völlig banalen Text. Das Stück geht ohne Pause in "Blow Satchmo,blow" über. Das Tempo ist halsbrecherisch, doch Lambert/Hendricks/Ross singen klar und deutlich, absolut erstklassig ist das gemacht. Armstrong spielt dann auch einige fulminante Töne, und trifft auch das hohe F noch klar und deutlich.

    Nun, mein Eindruck ist sicher nur ansatzweise richtig aber ich kann dem Album nach dem Teilhören nicht viel abgewinnen. Die Musiker sind exzellent, aber das Alles ist nicht so mein Fall.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Irv Manning sollte nicht in der Band bleiben. Er wurde mit Armstrong nicht wirklich "warm" und Armstrong mochte wohl auch nicht die Art von ihm. Er wurde quasi von ihm auf der Bühne gekündigt, weil Manning bei seinem Solo einen besonderen Witz machen wollte, den Armstrong nicht gefiel. Er wurde durch Bill Cronk ersetzt. Cronk, Cronk, der niemals auch nur irgend eine wirkliche Größe am Bass war, spielte immerhin mit Tommy Dorsey, bzw. mit den Dorsey Brothers in den 1950-er Jahren, aber auch mit Bobby Hackett. Er machte die Rhythmusgruppe nun wirklich zu einer langweiligen Truppe.

    Ebenfalls inzwischen in der Band war Sängerin Jewell Brown, die mit 23 Jahren das mit Abstand jüngste Bandmitglied wurde. Sie konnte weder einen Hit mit der Band landen, noch fiel sie sonst wirklich groß auf. Ihre wenigen Stücke, die sie mit der Band sang, sind wenig dokumentiert. Sie sang auch mehr in der Soul-Richtung. Was ich von ihr gehört habe klang nicht so schlecht, aber sie hinterließ aber auch keinen wirklich bleibenden Eindruck.

    Und so sind dann auch die beiden Konzerte, die ich mit den All Stars habe, nicht gerade Höhepunkte meiner Armstrong-Diskographie. Da ist das bereits erwähnte Konzert aus Nizza vom 17.Mai 1962, und nun kommt noch ein Konzert vom 01.August 1962 hinzu. Beide Male spielten die All Stars in gleicher Besetzung. Das Konzert aus Nizza liegt mir nicht komplett vor, sondern nur rund 30 Minuten daraus. Die Stücke sind wohlbekannt ("Struttin'with some Barbecue","Jazz Me Blues","Basin'Street Blues","Margie","Mack the Knife" oder "After you've Gone" kennen wir zu Genüge).

    Auch das Konzert vom 01.August ist nicht komplett. Zudem stimmen die Angaben nicht wirklich überein. So wird hier "Hello,Dolly" gelistet, was erst Ende 1963 eingespielt worden ist, es kann also nicht bereits 1962 live aufgeführt worden sein. Sonst gibt es aber auch keine großen Überraschungen darauf. Auch scheinen sonst die Angaben zu stimmen. Es ist nur der eine Titel, der offenbar da mit "reingeschmuggelt" worden ist.

    Es gibt noch CDs mit Konzerten in Paris, das am 24.April 1962 stattfand.

    Am 12.Oktober spielte die Band in der Massey Hall von Toronto. Dort konnte man die Kritiker überhaupt nicht überzeugen. Man schrieb sogar etwas von Louis Armstrongs "All Nonentities", weil einfach die Band nicht mehr auf dem Level vergangener Jahre war.

    Nun, der Trompeter Wes Hensel fragte Armstrong mal, warum er denn jemanden wie Danny Barcelona in der Band beschäftige. Die Antwort von Satchmo war ganz einfach: Er ist ein Team-Player und macht seinen Job. Er mag kein großer Solist sein, doch er hat einen guten Charakter, und man kommt gut mit ihm aus. Es war Armstrong wichtiger, dass in der Band gute Stimmung herrschte. Er kannte die andere Seite, das fing bei Earl Hines an und auch Drummer Kenny John war durch seine Krankheit und andere persönliche Probleme kein Team-Player gewesen. Mir Irv Manning verstand er sich nicht, also musste er gehen.

    Es ist bis heute nicht wirklich sicher, ob Joe Glaser die Leute aussuchte, oder Louis. Doch wenn Armstrong jemanden ablehnte, war das für Glaser kein Problem. Ich denke, es war am Ende beides gewesen. Manchmal schickte Glaser jemanden, und hin und wieder wollte Armstrong einen bestimmten Musiker haben. So war es gewesen, als Russ Phillips Posaune spielte, er spielte zu sehr a la Teagarden, dass Armstrong einen anderen Typ Posaunist haben wollte.

    Joe Darensbourg war vermutlich in der Band, weil Armstrong ihn von früher her kannte, und seine creolische Art mochte. Auch war sicher nicht unwichtig, dass er fast gleichalt war, so dass er hier jemanden hatte, mit dem er eine Art "Beziehung" eingehen konnte. Das ist meine Vermutung, denn er muss wohl hut mit Darensbourg klargekommen sein.

    Und so ging die Show weiter, ob nun mit Spitzenmusikern oder Durchschnitt, er hatte überall ausverkaufte Häuser, man riss sich um seine Karten, also war Armstrong glücklich gewesen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • "The Real Ambassadors" wurde genau ein einziges Mal live aufgeführt, nämlich auf dem Monterey Jazz Festival am 23.September 1962, dann verschand das Kuriosum wieder in den Archiven. Brubeck und seine Frau waren aber von dem hochprofessionellen Umgang Armstrongs mit dem ihm völlig unbekannten Material überaus zufrieden gewesen. Die Plattenfirma Columbia machte aber nie groß Werbung dafür, und so ist das Werk bis heute vielen Menschen auch entsprechend unbekannt, mir ja auch. Gäbe es Youtube nicht, hätte ich mir nicht mal einen einigermaßen brauchbaren Eindruck machen können.

    Armstrong, der inzwischen müde und merklich gealtert aussah, sollte eine Kreuzfahrt mit seiner Frau Lucille unternehmen, um wieder zu Kräften zu kommen. Die Band sollte diese Zeit (acht Wochen) als bezahlten Urlaub verleben können, den erst Urlaub überhaupt, den die All Stars je hatten !!! Doch erneut hörte er nicht auf seine Ärzte und Freunde und kehrte schon kurze Zeit später wieder zurück. Er vermisste seine Trompete und seine Auftritte. Also ging es wieder auf Tournee.

    Auch lag wieder eine Europa-Tournee an, die im Mai 1963 beendet war. Aufnahmen aus dieser Zeit, die ich aber nicht vorliegen habe, müssen allerdings sein Trompetenspiel in schlechtem Zustand bringen, seine Lippen waren nun endgültig nicht mehr die alten. Dann ging es auch schon gleich wieder weiter nach Südamerika. Pausen gab es absolut keine für die Band, aber eben auch nicht für Armstrong selbst, Manchmal waren die Auftritte von der Entfernung her total aberwitzig. Einmal ging es von Tokio nach Houston/Texas, um dort für einen schwer reichen Ölmagnaten zu spielen....

    Ich kann das alles so schreiben, weil es schlichtweg keine Studio-Aufnahmen der All Stars seit 1959 (Armstrong plays King Oliver) gab !! Ich schrieb bereits, dass der Musikgeschmack ein anderer wurde, und die Nachfrage nach reinen Jazzalben sank rapide. Dazu kamen die sehr modernen Musiker wie Miles Davis, Don Cherry und John Coltrane, die den Zeitgeist des Jazz nun bestimmten, für Armstrongs Musik war kein Interesse mehr vorhanden.

    Man muss, um seine Band zu hören, also auf CDs von Konzerten oder Youtube zurück greifen, doch man wird schnell feststellen, dass die Band und auch er selbst eben nicht mehr das Niveau vergangner Tage hatte. Das ist mir extrem aufgefallen, da ich ja ausschließlich mich mit Armstrong die Tage beschäftigt habe, und auch keine andere Musik gehört habe dazwischen. Man hört den Qualitätsunterschied wirklich, und es schmerzt schon sehr, wenn man es dann auch noch in einem Thread beschreiben "muss".

    Am 03.Dezember 1963 ging es aber dann doch mal wieder ins Studio. Keiner der Band wusste, welche Stücke aufgenommen werden sollten, und auch ein neuer und alter Kollege wurde freudig begrüßt: Bassist Arvell Shaw kam wieder in die Band für den blassen Bill Cronk. Kam die Wende nun wieder? Denn Shaw war eindeutig ein Gewinn für die Band mit seinem druckvollen Spiel. Als man im Studio ankam, wurden der Band nur Stücke aus Musicals vorgelegt, also keine Jazznummern. "A lot of livin' to do" war das erste Stück, aus dem Musical "Bye Bye Birdie" aus dem Jahre 1960, dann "Penny in my Pocket" und eben ein gewisses Stück mit dem Namen "Hello,Dolly", beide stammten aus der Feder von Jerry Herman.

    Die Geschichte zu "Hello,Dolly" ist schnell erzählt: Niemand mochte das Stück, Armstrong fand es schrecklich, aber Billy Kyle fertigte im Studio ein einfaches Arrangement an, Armstrong bekam den Text und die Melodie-Noten hingelegt und los ging es. Keiner dachte je daran, dass hier mal ein Welthit eingespielt wurde gerade, am allerwenigsten die Band selbst. Nun geschah etwas sehr merkwürdig klingendes Ereignis: Man holte einen um die Ecke lebenden Banjospieler ins Studio, den Trummy Young kannte, und ließ ihn eine kleine Einleitung dazu spielen, und das ganze Stück wurde noch durch Streicher leicht unterfüttert. Die All Stars waren schon lange weg, sie mussten weiter auf Tournee gehen, und nach der Abmischung war man sich beim Produktionsteam und Joe Glaser absolut sicher, einen Hit eingespielt zu haben.

    Die Band bekam davon nichts mit, und so ging es auf eine weitere Tournee nach Südamerika. Das Musical selbst feierte am 16.Januar 1964 Premiere, die Single von Armstrong kam kurze Zeit später schon auf den Markt. Nun passierte etwas, was man schon als höchst seltsam bezeichnen musste. Bei ihren Live.Auftritten schrien die Fans nach "Hello,Dolly". Niemand in der Band wusste, was das Publikum da gerade wollte von ihr, denn keiner erinnerte sich mehr daran, dieses Stück je gespielt oder aufgenommen zu haben. Man musste wirklich Kontakt mit Joe Glaser und der Plattenfirma aufnehmen, um wieder an die Noten ran zu kommen. Das Lied stand inzwischen in den Charts drin, und die Band hatte keinen blassen Schimmer davon !!! That's Life!!!

    Am 22.Februar war die Single auf Platz 68 der 100 besten Singles, eine Woche später auf Platz 22, am 15.März Platz 15, am 22.März Platz 8, um dann tatsächlich Platz 1 zu belegen erneut kurze Zeit später. Armstrong verdrängte für eine Woche die "Beatles" vom Spitzenplatz der Singles!! Eine Sensation war geschehen!!

    Zunächst ging es noch einmal auf große Tour, so auch nach Australien. Davon gibt es auch eine DVD, und man kann auch auf Youtube dazu was finden.

    In einem meiner Bücher wurde berichtet, dass Trummy Young die Band an Neujahr 1964 verlassen haben soll, doch das kann nicht stimmen, denn er war in Australien noch dabei gewesen. Das beugen die DVD und auch die Youtube-Ausschnitte aus Australien eindeutig.

    Hier die Besetzung, die diese Tournee machte: Louis Amrstrong (Trompete, Gesang) - Trummy Young (Posaune, Gesang) - Joe Darensbourg (Klarinette) - Billy Kyle (Klavier) - Arvell Shaw (Bass) - Danny Barcelona (Drums) + Jewell Brown (Gesang)

    Man kann auch gut erkennen, dass Armstrong sichtbar gealtert ist. Doch kaum auf der Bühne, wurde er wieder lebendig, und er strahlte über das ganze Gesicht. Vieles davon wirklich reine Show gewesen. Auch sowas kann in den Büchern nachlesen.

    Einen großen Verlust musste Armstrong und die Band aber auch hinnehmen: Trummy Young, der seit 1952 in der Band war, verließ sie nun für immer. Seine Frau wollte einfach nicht mehr alleine zuhause sitzen, während ihr Mann rund um die Welt reiste. In Australien war er noch dabei, doch vermutlich nach der Tournee wird er die Band verlassen haben. Er konnte auch nie wieder wirklich adäquat ersetzt werden.

    Sein Nachfolger wurde ein weiterer Veteran, der bereits von 1945-1947 in der letzten Bigband Armstrongs spielte: "Big Chief" Russell Moore (1912-1983), ein echter Pima-Indianer, der einen robusten Stil a la Young pflegte, und auch ein sehr humoriger Mensch war. Moore, der immerhin mit Leuten wie Lionel Hampton, Papa Celestin, Harlan Leonard, Noble Sissle, Sidney Bechet, Ruba Braff, Buck Clayton und Pee Wee Russell spielte, sollte nicht lange bleiben.

    Auch in dieser Zeit verstarb Armstrongs früherer Partner und Freund Jack Teagarden. Er verstarb am 15.Januar 1964 in New Orleans. Leider war er ein starker Trinker, und musste nun sehr früh von der Bühne abtreten. Ein wirklich großer Verlust dieses unglaublich versierten, immer elegant spielenden Musikers. Auch er ignorierte seine Krankheit und trat bis zum Ende auf.

    Einspielungen zu "Hello,Dolly" gibt es im Grunde auf jeder "The Best of Louis Armstrong"-CD. Daher gebe ich keine direkte Empfehlung hier raus. Man kann sich auch einfach eines der späteren Live-Konzerte kaufen, auch dort wird man fündig werden, denn das Stück musste von nun an bei jedem Auftritt gespielt werden.

    Auf Grund etwas unterschiedlicher Angaben musste ich Teile dieses Postings überarbeiten. Grund war, dass Trummy Young wohl nicht schon am 01.Januar 1964 die Band verließ, sondern erst nach der Australien-Tournee. Denn von dort gibt es klare Beweise, dass er noch mit dabei gewesen ist.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Dank des Erfolges von "Hello,Dolly", wurde aus den All Stars immer mehr eine Begleitband, die die Hits der Zeit, bzw. die Hits von Armstrong spielte. Der früher stark geprägte Jazz-Charakter wechselte in einen Pop-Charakter mit Jazzeinfluss über. Das Ganze ging sicher über Jahre verteilt, aber der Erfolg von "Hello,Dolly" verstärkte beschleunigte diese Veränderung natürlich rapide. Es gab weiterhin die bekannten Jazzstücke, und auch die Solo-Features für die Bandmitglieder blieben erhalten, nur die Qualität dieser Darbietungen veränderte sich doch hörbar.

    Wenn ich mir auf Youtube die Ausschnitte so anhöre, finde ich einen Joe Darensbourg bei den All Stars einfach nur blass und langweilig. Trummy Young spielt nach wie vor seine kraftvolle Posaune, doch kaum ein Solo von ihm, indem er nicht sein Crowlspiel zeigte. Seine Kreativität hat merklich gelitten, und Projekte, in denen er mal neues Material wieder mit seinem absolut vorhandenen Können bereichern durfte, fanden nicht mehr statt.

    Nachfolger Russell Moore habe ich nur auf Youtube zum Anhören, eine CD mit den All Stars kann ich nicht vorweisen. Immerhin kann man vom 02.Februar 1964 auf Youtube Mitschnitte sehen, und da ist Russell Moore schon mit dabei. Also wird Young doch im Januar gegangen sein. Hier machen vor allem der ausgezeichnete Bassist und auch Moore auf sich aufmerksam. Armstrong selbst spielt brillnant hier. Die Band klingt gut,

    Ein weiterer Youtube-Ausschnitt von der Europa-Tournee von 1964 zeigt uns die Band in einem erneut guten Zustand. Die Besetzung hat sich verändert, denn ich sehe nicht mehr Joe Darensbourg dabei. Man kann vier Titel dort am Stück hören: "Basin' Street Blues", "A Kiss to built a Dream on", "Blueberry Hill" und "Indiana". Die Band spielte in folgender Besetzung : Louis Armstrong (Trompete, Gesang) _ Big Chief Russell Moore (Posaune) - eventuell Eddie Shu (Klarinette) - Billy Kyle (Klavier) - Arvell Shaw (Bass) - Danny Barcelona (Drums). Wer genau Klarinette spielt, kann ich nur raten. Doch von der Spielweise und Optik her könnte es Eddie Shu gewesen sein. Sicher ist, dass Shu 1965 die Europa-Tournne mitmachte, aber von 1964 ist mir das nicht bekannt.

    Man sieht, trotz aller Literatur und I-Net-Informationen muss man hin und wieder raten, bzw. tappt ein wenig im Dunkeln.

    Aus dem Jahre 1965 habe ich vier CDs von zwei Konzerten zweier (!!!) Europa-Tourneen: Einmal vom 22.März 1965, und das ist von einem der berühmten Konzerte aus dem Berliner Friedrichstadtpalast, also aus Ost-Berlin damals. Das Konzert kann auch auf Youtube eingesehen werden. Es stammt vom 22.03.65. Es fanden vom 20.-23-März 1965 alleine im Friedrichstadtpalast 6 Konzerte statt, dann 23.-24.03. 4 Konzerte in Leipzig und dann nochmals 5 Konzerte in Magedburg, Erfurt und Schwerin.

    Da ja am gleichen Tag zwei Konzerte stattfanden, vermag ich nicht zu sagen, wie hier die Zusammenstellung erfolgt ist. Die Angaben auf den Covern dazu sind leider nur als Tag vorhanden. Die Titel sind natürlich der übliche Misch-Masch. Übliche Nummern wie "When it Sleepy Time Down South", "Indiana", "Royal Garden Blues", "Struttin'with some Barbecue", "Mack the Knife", "The Faithful Hussar", "Hello,Dolly",Blueberry Hill","Tiger Rag", "When the Saints", "Mop-Mop" und "Black and Blue".

    Durch die anderen Solisten ergeben sich hier die Änderungen gegenüber anderen Programmen. "When I Grow too old to Dream", "Lover come back to me", "Can't help loving this Man" sind Gesangs-Stücke für Jewell Brown, "How High the Moon" ist Arvell Shaws Solo-Stück, "Stompin'at the Savoy" wie immer jenes von Danny Barcelona, "Without a Song" spielt Tyree Glenn und "Memories of You" Eddie Shu.

    Die Besetzung in Berlin lautete: Louis Armstrong (Trompete, Gesang) - Tyree Glenn (Posaune) - Eddie Shu (Klarinette, Sax) - Billy Kyle (Klavier) - Arvell Shaw (Bass) - Danny Barcelona (Drums)

    Tyree Glenn (1912-1974/ ersetzte den gesundheitlich angeschlagenen Russell Moore im Laufe des Jahres 1965 und blieb bis zum Ende dabei. Glenn, der immerhin mit Benny Carter, Cab Calloway, Duke Ellington, Don Redman. Später leitete er lange eigene Bands. Nach dem Tode Armstrongs spielte er erneut einige Zeit bei Ellington, doch da er gesundheitlich auch angeschlagen war, musste er dort seine Tätigkeit beenden. Glenn spielte auch ein sehr gutes Vibraphon, so auch bei Armstrong hin und wieder.

    Eddie Shu (1918-1986) ist ein Mann des modernen Jazz, der Trompete, Klarinette, Alt & Tenorsax und Harmonica spielte). Er spielte mit Tadd Damron, George Shearing, Charlie Barnet, Lionel Hampton, Buddy Rich und vor allem mit Gene Krupa 1954-1958. Auch wirkte er 1973 an Krupas letzten Live-Auftritten mit. Shu war ohne Zweifel ein exzellenter Musiker gewesen, aber eben stilistisch nicht zur Band passend.

    Vom 10.April bis 12.Mai 1965 bekam die Band endlich mal Urlaub, Der effektiv erste Urlaub, der auch eingehalten wurde, weil Armstrong sich einigen medizinischen Checks unterziehen musste, aber auch seine Lippe dringend der Schonung bedurfte.

    Noch im Sommer 1965 (sein erstes Konzert gab er am 04.Juli 1965 mit den All Stars)kam dann Buster Bailey als Klarinettist in die Band. Bailey (1902-1967) war ein in der Tat alter Freund Armstrongs gewesen. Er spielte auch bei King Oliver und Fletcher Henderson, außerdem mit Noble Sissle, Caroll Dickerson, Edgar Hayes, Stuff Smith und vor allem von 1937-1946 in der Band von John Kirby. Dann waren Wilbur de Paris, Red Allen, Eddie Condon, Wild Bill Davison oder die Band "The Saints and the Sinners" weitere Stationen seines reichen Lebens. Als er in die Band kam, war er nicht mehr Jüngste, aber durch ihn wurde endlich wieder die Klarinette zum Partner für Armstrong. Er war nach Velma Middleton und Bilyl Kyle (er sollte leider 1966 versterben) der dritte Musiker, der während seiner Tätigkeit bei Armstrong versterben sollte.

    Kaum angekommen in den Staaten, sollte schon bald die nächste Europa-Tournee stattfinden. Doch nun quittierte Arvell Shaw den Dienst, und auch er sollte nun nicht wieder zurück kommen. Buddy Catlett (1933-2014) wurde dafür verpflichtet. Auch er spielte zuvor nur modernen Jazz, sso mit Cal Tjader, Junior Mance, der Quincy Jones-Bigband, Curtis Fuller/Freddie Hubbard, Chico Hamilton, Johnny Griffin. Von 1961-1964 spielte er in der Count Basie-Bigband, 1964-1965 in der Maynard Ferguson-Bigband. Keine schlechten Voraussetzungen, aber eben für die All Stars nicht der richtige Mann. Ich empfand seine Soli auch immer als blass, seine Begleitung unauffällig. Das Puschen eines Arvell Shaw fehlte dann in der Band.

    Man kann dies beim Hören der Alben hier auch gut hören. Immerhin kamen in dem Konzert in Paris am 04.Juni 1965 einige andere Titel ins Programm hinein. Tyree Glenn, der bereits bei Ellington sich als Plunger-Spieler (also mit dem berühmten Gummidämpfer spielend) hervor getan hat, zeigt auch hier diese Meisterschaft. Das ist ein neues, kreatives Element in der Band. "Volare" und "Teach me Tonight" sind seine beiden Solo-Stücke hier.

    "I left my Heart in San Francisco", "My Man" und "Bill Bailey" gehören Jewell Browns Stimme. "It's easy to Remember", "When I crow too old to Dream" und "Perdido" gehören Billy Kyle, "Stompin' at the Savoy" natürlich Danny Barcelona, der hier vermutlich eines seiner besten Soli spielt. "On the Alamo" spielt dann Eddie Shu auf der Klarinette.

    Bekannte Stücke hier sind "Muskrat Ramble", "When the Saints", Indiana", "When it's sleepy Time Down South", "Tiger Rag", "A Kiss to build a dream On","Blue Berry Hill"und natürlich "Hello,Dolly"

    Von September 1965 bis Januar 1966 spielte die Band dann 42 "One-Nighters" hintereinander weg. Was für ein Pensum das ist, muss ich wohl nicht wirklich noch erklären. Am 31.Oktober fand dann nach 10 langen Jahren ein viel umjubeltes Konzert in seiner Heimatstadt New Orleans statt.

    Am 23.Februar 1966 verstarb der Musikalische Leiter der All Stars, Billy Kyle, nachdem er am 16.Februar nach einem Auftritt zusammengebrochen war. Sein Nachfolger wurde Marty Napoleon, der bereits in den frühen 1950-er Jahren sein Vorgänger war in der Band. Er sollte bis zum Ende bleiben.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Armstrong nahm zudem in den Jahren 1964-1966 für die Firma Mercury einige Titel auf, die auch zu gewissen "Hits" wurden, wenn auch im kleineren Rahmen. Darunter die Titel So Long Dearie", "Pretty Little Missy" und "Short but Sweet". Ich muss zugeben, keinen dieser Titel je gehört zu haben, und hole das gerade auf Youtube nach. Keines der Stücke ist Jazz, sondern einfach nur Schlagermusik, die durch Armstrongs Charme überhaupt erst halbwegs brauchbar geworden ist.

    Von Juli bis September spielte die Band in New York. Ab November 1966 gingen die All Stars wieder auf eine große Tournee nach Neu-Seeland, Australien, Indien und Japan.

    Anfang 1967 starben gleich vier ehemalige Mitstreiter oder gute Freunde Armstrongs: Buster Bailey, sein Klarinettist, die Trompeter Henry Red Allen, Muggsy Spanier, Pianist Herman Chittison und sein ehemaliger Klarinettist Edmond Hall.

    Für Buster Bailey kam kurzzeitig Johnny Mince in die Band. Mince, ein ausgezeichneter Klarinettist, der mit Tommy Dorsey, Glenn Miller und Bob Crosby spielte, war eigentlich in den Studios zuhause. Da Armstrong von Ende April bis Mitte Juni krankheitsbedingt nicht auftreten durfte und konnte, ging Mince wieder zum CBS, seinem eigentlichen Arbeitsplatz zurück.

    Für ihn kam dann Joe Muranyi (1928-2012) in die Band hinein. Muranyi, der bei Lennie Tristano und Bill Russo studiert hatte, kannte alle Armstrong-Aufnahmen, was vermutlich den Ausschlag gab, dass er in die Band kam. Er spielte aber auch zuvor bereits mit Leuten wie Max Kaminsky, Yank Lawson und Jimmy McPartland. Außerdem war er als Plattenproduzent tätig. Er spielte bei seiner Verpflichtung in einer Band, die ebenfalls bei Joe Glaser unter Vertrag stand. Auch er sollte bis zum Ende bleiben.

    Ab 1971 spielte er dann mit Roy Eldridge und wurde 1975 festes Mitglied in der Band "The World Greatest Jazzband". Er sollte auch bis zu seinem Tode weiterhin die Welt bereisen, hatte also eine durchaus achtbare Karriere hingelegt.

    Mir selbst gefällt sein Spiel überhaupt nicht, doch das ist subjektiv. Seinen Hang zu hohen Tönen, die durch seinen eher dünnen Ton mir mehr nach "Quietschen" und nicht nach Tönen klang, ist einfach nicht mein Ding bei Klarinettisten. Er spielte aber auch Saxophon und sang hin und wieder. Im Grunde blieb er der Musik Armstrongs bis zum Tode treu.

    Doch Muranyi passte zur Band, denn Armstrong mochte keine Trinker und Drogenabhängige, ebenso wollte er den Teamgeist nicht gefährden. Doch der Begriff "All Stars" war ab nun im Grunde der falsche Ausdruck für die Band. Man hätte sie besser "Begleitband" genannt.

    Am 26,Juli 1967 gab er auf der Europa-Tournee ein Konzert im französischen Juan les Pins. Dieses Konzert wurde mitgeschnitten, und ich schaue es gerade auf Youtube an. Die Titel sind natürlich die Üblichen. "When it Sleepy Time DOwn South", "Indiana", "A Kiss to build a Dream on", "Hello,Dolly", "Muskrat Ramble", "When the Saints"." That's my Desire" verkommt hier zur Farce, als Tyree Glenn mit weiblicher Kopfbedeckung die Verse sang, die früher Velma Middleton zum Besten gab,, als Duett mit Armstrong. Man muss ihm aber eine unglaubliche Komik dabei zugute halten, die man ihm nicht zugetraut hatte.

    Armstrong hält sich mit Soli sehr zurück, er konnte einfach nicht mehr so spielen wie früher. Hin und wieder gelang es ihm aber doch immer mal wieder. Die vielen Jahre auf Tournee gingen ihm an die Substanz. Es wurde immer deutlicher, denn in dieser Zeit nahm natürlich sein Gesang entsprechend zu. Damit konnte er noch immer die Fans überzeugen.

    Die Besetzung lautet: Louis Armstrong (Gesang, Trompete) - Tyree Glenn (Posaune, Gesang) - Joe Muranyi (Klarinette) - Marty Napoleon (Klavier) - Buddy Catlett (Bass) - Danny Barcelona (Drums) + Jewell Brown (Gesang)

    Drei Wochen nach dem Auftritt in Frankreich ging Armstrong ins Studio, um seinen letzten großen Hit einzuspielen: "What a wonderful World". Noch einmal konnte der große Mann des Jazz und des Entertainments seinen ganzen Charme und seine ganze Ausstrahlung einem Song zu Weltrum verhelfen.

    Im September musste Armstrong erneut ins Krankenhaus, trat aber im Oktober wieder auf, und ging ins Studio, um sieben Titel aufzunehmen. Doch er wurde hier wieder nur mit völlig kommerziellen Titeln in entsprechend furchtbaren Arrangements aufgenommen - ohne seine reguläre Band, dafür mit E-Bass, Orgel, Streichern und einem zuckersüßen Saxophonsatz. Grauenhaft!!

    Anfang 1968 kam dann erneut ein Album dieser Richtung heraus: I will wait for You". In den 10 Titel umfassenden Album spielte er ganze 40 Takte Trompete....Etwas später musste er vier Titel in Italienisch für ein italiensches Label einspielen. Er bekam dazu extra Unterricht, um die Worte richtig auszusprechen, und währen der Aufnahme flüsterte ihm ein Dolmetscher die Worte vor dem Singen ins rechte Ohr hinein. Armstrong war stinksauer darüber, und spielte vor lauter Zorn eines seiner letzten großartigen Trompetensoli dabei mit ein.

    Ebenfalls 1968 nahm Armstrong ein Album mit Disney-Songs auf. Es sollte sein vielleicht bestes Album seiner Spätkarriere werden. Tutti Camarata war der Orchesterleiter und Maxwell Davis schrieb die weitaus interessanteren Arrangements der Stücke, viel besser, als jene, die man ihm zuvor angetan hatte.

    Im Mai war er in Kanada gewesen. Am 02.Juli 1968 wurden zwei Konzerte in England von der BBC aufgezeichnet. Er war mal wieder auf Tournee, dieses Mal drei Wochen in England. Auch davon habe ich zumindest einen kleinen Ausschnitt auf Youtube gefunden. Die All Stars spielen "Mack the Knife".

    Im September 1968 musste er erneut ins Krankenhaus, um sich dann bis Ende November zu schonen. Doch im Februar 1969 musste er erneut eingeliefert werden. Ihm wurde nahe gelegt, sich aus dem Konzertleben zurück zu ziehen. Joe Glaser, sehr besorgt um seinen Klienten, wollte ihn im Krankenhaus besuchen, doch er brach selbst zusammen und kam ins gleiche Krankenhaus, wo er nicht wieder aus dem Koma erwachte und verstarb. Man wollte es Armstrong verheimlichen, doch einer seiner Freunde (man weiß nicht genau, wer der Erste war, Dizzy Gillespie oder Tyree Glenn) verplapperte sich. Armstrong bestand darauf, im Rollstuhl zu Glaser gebracht zu werden, doch dieser konnte ihn schon nicht mehr erkennen. Für Armstrong war das extrem hart, denn er vertraute diesem Mann schließlich seit rund 34 Jahren seine ganzen Geschäfte an, und hielt ihn für seinen engsten Freund.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Armstrong trat 1969 nicht mehr auf. Man kann sagen, dass das auch das Ende der All Stars war. Doch er ging wieder ins Studio, nämlich um John Barrys Stück "We have all the time of the World" einzusingen für den damals aktuellen James Bond-Film "Her Majesty's Secret Service". Die Rückseite wurde "Pretty Little Missy", das Stück, dass Billy Kyle ihm 1955 schrieb. Hier spielte er die letzten 16 Takte seines Lebens auf seiner Trompete in einem Studio ein....

    Am 13.Januar 1970 trat er in der Dick Cavett Late Night Show auf. Er hätte dabei auch Tronpete spielen sollen, doch es kamen nur schwache Töne aus dem Instrument hervor, er hätte das niemals machen dürfen. Er konnte es gesundheitlich nicht mehr, und seine Lippen konnten ebenfalls nicht mehr. So wurde es vermutlich sein peinlichster Auftritt überhaupt. Die letzten Takte musst er singen, weil einfach nichts mehr aus seinem Horn hervorkam.

    An Engagements mit den All Stars war nicht zu denken, doch für alle Shows des Fernsehens wurde er als Geschichtenerzähler und Sänger gebucht. Die Trompete wurde nicht mehr gesehen, es blieb ihm nur noch seine nach wie vor ausdrucksstarke Stimme. Und so plauderte von alten Tagen und sang "Waht a wonderful World" , "Hello,Dolly" oder eines der Stücke aus dem Disney-Album, aber auch mal "I Surrender Dear", was er um 1930 eingespielt hatte, und es nie wieder ins Programm nahm.

    Im Mai 1970 begann dann ein letztes Mal eine Studio-Einspielung, die man ihm zum 70.Geburtstag "schenkte". Das Album wurde von dem Komponisten, Arrangeur und Saxophonisten Oliver Nelson betreut. Nelson, eigentlich ein Modernist, schrieb Arrangements um Stücke wie "Mood Indigo", "My One and Only Love", "When the Saints", "What a wonderful World" und einige weitere, völlig belanglose Titel. Am Ende feierte man seinen Geburtstag mit vielen Gästen und ehemaligen Kollegen. Das Album kam unter dem Namen Louis Armstrong and his Friends" auf den Markt.

    Am 03.Juli 1970 flog er nach Los Angeles, um dort ein "Tribute-Concert" ihm zu Ehren zu geben. Hier war der berühmte Hoagy Carmichael der Moderator gewesen, und er sang mit Armstrong dessen Song "Rockin' Chair" im Duett. Eine Woche später wurde auf George Weins Newport Jazz Festival ihm zu Ehren ein Abend gegeben. Viele bekannte Musiker traten auf, darunter die Prservation Hall Jazz band aus New Orleans, Mahalia Jackson und Dizzy Gillespie, Bobby Hackett und Tyree Glenn. Das Ganze wurde mitgeschnitten, so dass dieses durchaus historische Dokument der Nachwelt erhalten wurde.

    Dann ging Armstrong erneut ins Studio, um ein Album einzuspielen, dass den Titel "Louis Country and Western Armstrong" heißen sollte. Anschließend sollte er zwei Wochen in Las Vegas auftreten, aber nicht mit seiner Band, sondern der Sängerin Pearl Bailey. Doch er wollte seine All Stars hinter sich haben, und so sollte es dann auch kommen. Bailey wurde von der Band ihres Mannes, dem großartigen Drummer Louie Bellson, begleitet, und Armstrong von seinen All Stars. Bis auf Jewell Brown waren alle Anderen wieder mit dabei. Der Höhepunkt waren gemeinsame Stücke und ein Schlagzeug-Solo von Bellson. Doch das passte Armstrong nicht, da Bellson Danny Barcelona nach allen Regeln der Kunst auseinander nahm beim Spielen. So wurde das Schlagzeug-Solo gestrichen....

    Im Oktober 1970 spielte er nochmals Trompete in der Johnny Cash-Show, als er diesen wie in alten Tagen begleitete, als er das bei Velma Middleton schon tat. Er konnte es immer noch, doch nicht mehr für ein ganzes Konzert.

    Ende Oktober flog er für einen speziellen Gig nach London. Dort war er den ganzen Tag unterwegs, und am Konzertabend konnte man ihm ansehen, dass er am Ende war. Vernünftig Tronpete spielen war nicht mehr möglich, er musste Tyree Glenn die Melodie spielen lassen und sich aufs Singen beschränken. Kaum zurück, spielte er mit den All Stars in Las Vegas bis in den November hinein.

    im Januar und Februar 1971 spielte er tatsächlich wieder recht gut Trompete in diversen Shows und Konzerten. Am 02.März begann er tatsächlich in las Vegas erneut mit den All Stars zu spielen.Doch es war erkennbar, dass er es nicht mehr durchhalten würde. Am 15.März endete das Engagement, am 15.März erlitt Armstrong erneut einen Herzinfarkt.

    Doch Armstrong wollte nicht aufgeben. An seinem Geburtstag (damals der 04.Juli) besuchten ihn diverse TV-Teams, denen er mit schwacher Stimme sagte, dass er die Absicht habe wieder aufzutreten. Einen Tag später bestellte er die All Stars zu einer Probe, denn es stand ein neuer Gig an. Doch am nächsten Morgen verstarb dieser großartige Künstler friedlich im Schlaf......

    Damit geht ein Teil Jazz-Geschichte zuende. Druch seine unzähligen Aufnahmen, nun auch durch weitere CDs erweitert, aber auch durch Youtube immer wieder nachhörbar, wird er uns immer in Erinnerung bleiben. Den letzten Teil meiner Widmung an ihn und seine Band werde ich noch einmal auf einige Dinge eingehen, die mir persönlich am Herzen liegen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Was passierte nun mit den Musikern, die ja im Grunde bereits seit 1968 immer wieder zu Pausen gezwungen waren? Von der letzten Besetzung war Marty Napoleon der letzte Musiker, der 2015 verstarb. Er machte 1977 zusammen mit den ehemaligen All Stars Russell Moore, Cozy Cole und dem Trompeter Johnny Letman eine Einspielung mit Lionel Hampton, die ganz klar die alten Hits hervorheben sollte.

    Jewell Brown, die letzte Sängerin, zog sich 1971 aus dem Business zurück um sich um ihre kranke Verwandtschaft zu kümmern, kam aber später hin und wieder auf die Bühne zurück, wenn auch im viel kleineren Rahmen.

    Bassist Buddy Catlett, der Ende 2014 verstorben ist, war zunächst in New York als Freelancer unterwegs, bevor er 1978 zurück nach Seattle ging. Dort spielte er in kleinen Gruppen mit, aber auch mit Seattle Repertory Jazz Orchestra (2002 Live-Aufnahme). 1991 wurde er in die "Seattle Hall of Fame" aufgenommen.

    Danny Barcelona kehrte nach Hawaii zurück, um 1978 wieder in die Staaten zu ziehen. Er trat in Hawaii lange Jahre im dortigen Jilton Hawaiian Village Hotel auf und arbeitete in Musikgeschäften.

    Trummy Young ging 1964 endgültig nach Hawaii zurück, und spielte nur noch gelegentlich auf besonderen Anlässen. Er verstarb 1984 nach einer Hirnblutung.

    Cozy Cole gründete nach seinem Ausstieg aus der Band zusammen mit Gene Krupa eine Schlagzeugschule, war aber auch mit eigenen Bands, Jack Teagarden Earl Hines, Red Allen, Cab Calloway oder Benny Carter immer wieder auf Tourneen. Er verstarb 1981 an Krebs.

    Big Chief Russell Moore ging nach seiner Genesung wieder vor allem in Kanada mit eigenen Bands auf Tournee, und 1981 tourte er mit Trommpeter Keith Smith durch Großbritannien. Er verstarb Ende 1983.

    Lil Hardin, Armstrongs zweite Ehefrau, verstarb während eines Gedenk-Konzertes am 27.August 1971 für Louis Armstrong auf der Bühne. Ein sehr kurioser Vorfall, der aber tatsächlich so geschehen ist.

    Lucille Armstrong, seine letzte Ehefrau, und die, die es am längsten mit ihm ausgehalten hat, verstarb am 03.Oktober 1983

    Tyree Glenn verstarb am 18.Mai 1974, also kurz nach dem Tode Duke Ellingtons. Nach seiner Zeit bei Armstrong spielte er mit eigenen Bands, aber auch hin und wieder erneut mit Ellington.

    Peanuts Hucko spielte nach seinem Ausstieg 1960 mit Eddie Condon, The Worlds Greatest Jazz Band, übernahm 1973 für einige Zeit die Leitung der Glenn Miller Band, und eröffnete 1974 einen Nachtclub, in dem er mit seiner Frau, die Sängerin Louise Tubin (Ex-Frau von Harry James, und Sängerin für u.a. Benny Goodman und James) auftrat. In den 1980-er Jahren erlebte er Comeback und tourte erneut um die Welt, spielte hier mit eigenen Bands, in All Star Bands oder als Solist. Ich habe ihn selbst zwei Mal live gehört, einmal auch mit seiner Frau Louise zusammen. Er verstarb am 19.Juni 2003.

    Barney Bigard zog sich nach seinem Austieg aus der Band ins Privatleben zurück. Nur noch manchmal tourte er mit Earl Hines, Rex Stewart, Muggsy Spanier oder Ben Pollack, aber auch mit Eddie Condon oder Art Hodes. Auf einer CD mit den "Legends of Jazz" wirkt er als Gastmusiker auf einigen Aufnahmen mit. Auch einige bekannte Jazz-Festivals besuchte er hin und wieder, so auch 1979 noch einmal Nizza. 1980 verstarb er in Kalifornien. 1986 erschien seine Biographie.

    Edmond Hall verließ die Welt am Tage der Beerdigung con Pianist Billy Kyle Anfang 1967. Noch im Dezember 1966 spielte er mit Papa Bues Viking Jazz Band und dem Jorn Jensen-Trio einige Titel in Kopenhagen ein. Er starb an einem Herzinfarkt, nachdem er vor seinem Haus den Schnee weggefegt hatte.

    Joe Darensbourg machte nach seinem Ausstieg bei Armstrong eine Lehre zum Instrumentenbauer, ging aber dann doch wieder auf Tournee.Zunächst bis 1969 im berühmten DIsneyland, dann von 1971-1975 mit den "Legends of Jazz", einer Band ehemaliger Mitglieder der Bands von George Lewis und Kid Ory, deren Leiter der britische Drummer Barry Martyn wurde. Er starb 1985 nach einem Herzanfall, nachdem er im gleichen Jahr bereits mehrere Schlaganfälle hatte.

    Ich denke, dass alle diese Musiker es verdient haben, hier nochmals erwähnt zu werden.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Louis Armstrong ist nun bereits 45 Jahre lang tot. Keiner seiner Musiker lebt noch, aber trotzdem werden seine Aufnahmen noch gekauft, gehört und besprochen. Noch immer stellen sich führende Musikwissenschaftler die Frage, wie und was man hätte anders machen können, doch am Ende kommt man immer wieder zu dem gleichen Ergebnis: Nichts !!

    Armstrong kam aus einfachsten Verhältnissen, und wenn er nicht so großartig Trompete hätte spielen können, würde man ihn heute nicht kennen, aber man weiß nicht, wie die Entwicklung der Musik weiter verlaufen wäre. Fakt ist, dass er in den 1920-er Jahren neue Maßstäbe für alle Instrumente setzte, vor allen natürlich der Trompete. Kurzzeitig war man der Meinung, dass ein gewisser Jabbo Smith, auch er ein Trompeter, zumindest auf Augenhöhe mit ihm stand, doch heute kennt ihn kein Mensch mehr, aber Amrstrong ist in aller Munde.

    Man nannte ihn zu oft den "Onkel Tom", was damals eine absolute Abwertung war, denn er machte das, was das weiße Volk von ihm verlangte. Er tat das aus dem Wissen heraus, dass es die einzige Chance war, dem Sumpf zu entkommen, und er wollte berühmt werden und spielen. Viele andere Musiker taten dies auch (Cab Calloway und Duke Ellington sollte man da durchaus mal erwähnen), doch man darf nie vergessen, dass der Schwarze in den USA damals ein Mensch zweiter oder gar dritter Klasse war. Er konnte die Demütigungen nur halbwegs umgehen, wenn er das tat, was der weiße Mann wollte, sonst wäre ihm der Zutritt zu vielen Auftrittsmöglichkeiten verwehrt worden.

    Die Situation in den USA ist auch heute noch immer nicht so, dass der Rassenhass verschwunden wäre, im Gegenteil, er scheint immer wieder neu aufzuflammen. Daher erscheint es auch logisch, dass er sich einem Mann wie Joe Glaser unterwarf, einem Menschen, der aus dem Gangsterkreis kam und sich auch immer mit einem Bein darin aufgehalten hat. Hier ist die Situation der Duke Ellingtons recht ähnlich. Dieser tat sich mit Irving Mills zusammen, der einen ähnlichen Background hatte wie Glaser.

    Es ist nicht erwiesen, aber mehr als nur denkbar, dass Glaser Armstrong Geld unterschlagen hat. Eine übliche Masche damals, doch Armstrong vertraute ihm voll und ganz, und er lebte auch immer so, wie es ihm passte und gefiel. So wurde das Vermögen bei seinem Nachlass auf 530.775 US-Dollar geschätzt, das Vermögen Glasers auf rund 3,0 Millionen US-Dollar (Quelle: Laurence Berggreen:Louis Armstrong-EIn extravagantes Leben). Wobei man Glaser zugute halten muss, dass er ja eine Agentur leitete, die viele große Jazzmusiker führte, so Red Allen, B.B.King, Barbra Streisand, Dave Brubeck, Lionel Hampton, Benny Goodman oder The Allman Brothers Band.

    Ich selbst spiele heute immer wieder einige seiner Stücke, darunter auch welche, die heute kaum noch gespielt werden. Sein Name steht für mich für die gesamte Jazz-Tradition, die er bis zum Aufkommen des Bebop doch stilbindend prägte. Zunächst den Weg weiter führte von der alten New Orleans-Musik hin zum Chicago Jazz und dann noch weiter zum frühen Swing, den er nahtlos vollzog, ohne es selbst zu merken. Es sprudelte nur so aus ihm heraus.

    Auf Grund seines derart arbeitsreichen Terminplanes ist es für mich absolutes Wunder, dass er es überhaupt so lange durchgehalten hat seine Leistung immer wieder abzurufen. Gerade mit kaputten Lippen ist das mehr als nur ein aberwitziges Unternehmen. Daher kann man ihn am Ende nicht kritisieren. Was man kritisieren kann ist seine Sturheit, aber ohne sie wäre er vermutlich nie so weit gekommen.

    Wer am Ende wirklich für die Besetzung der All Stars federführend war ist im Grunde auch egal. Mit jedem Plattenerfolg stieg das Ansehen von ihm an, und darauf zielte Glaser ab. Er wollte den absoluten kommerziellen Erfolg, und auch das wollte Armstrong haben. Immer ganz oben stehen auf dem Treppchen, immer auf der Bühne sein, sein Ding machen eben. So musste es kommen, dass aus echten "All Stars" am Ende nur noch zwar eine professionelle Band spielte, die auch menschlich miteinander weitgehend klar kam, aber eben keine Stars mehr waren. Vielleicht war ihm aber auch das Verhalten von Earl Hines und etwas später Kenny John immer im Kopf geblieben, als eben andere Musiker sich gleichberechtigt sahen.

    Während der All Star-Zeit hatte Armstrong immer mindestens EINEN Musiker dabei, mit dem er sich besonders verbunden fühlte. Zunächst waren es Sid Catlett und Jack Teagarden, dann Trummy Young, wohl auch Edmond Hall, dann Joe Darensbourg und anschließend Buster Bailey, Tyree Glenn und wohl auch Joe Muranyi.

    Vor allem in den 1980-er Jahren tourten einige Armstrong Alumni-Bands durch die Welt, darunter welche unter der Leitung von Keith Smith, aber auch von Arvell Shaw. Auch hier kam es zu Aufnahmen, die man heute noch erwerben kann. Ich stelle sie aber nicht weiter vor.

    Ich selbst habe mehrere Jahre gebraucht, um wirklich zu wissen, wie wichtig Louis Armstrong für die Musikwelt, aber auch für mich persönlich wichtig war. Zunächst war ich beeindruckt von seinem Spiel, dann aber erfasste mich das Gefühl, dass Musiker wie Roy Eldridge und Ditty Gillespie, Cat Anderson oder auch Cootie Williams mir näher standen. Doch am Ende stellte ich fest, dass sie alle niemals ihren Weg hätten gehen können, wenn es Armstrong nicht gegeben hätte. Also fing ich an, mich intensiver mit ihm zu beschäftigen. Natürlich ist mir dabei nicht verborgen geblieben, dass seine Bands in der späteren Phase nicht mehr die Qualität hatten, doch er feierte Erfolge als Sänger.

    Hätte man die All Stars nicht gerade in seiner Spätphase eher qualitativ nicht verbessern müssen? Das ist die Frage, die ich mir auch immer mal wieder stelle, hier ja auch bereits mehrfach. Ich will es mal so sagen: Ja, aber......

    Die Musiker, die man vielleicht hätte holen können, waren selbst in eigene Projekte einbezogen, oftmals regional angesiedelt, und durch Studioarbeit und oder Lehrtätigkeit auch finanziell abgesichert. Ein Eintritt in die All Stars hätte extrem viel Arbeit, ständige Abwesenheit von zuhause und anstregendes Reisen bedeutet. Das wollten viele Musiker trotz der extrem guten Bezahlung nicht machen. Man wusste aber, wer mit ihm reiste, hätte in zwei Jahren genug verdient, um es anschließend viel langsamer angehen zu lassen.

    Es gab durchaus auch andere Gruppen, die vor allem weitaus jazzmäßiger spielten, und die Musiker wollten sich nicht gerne zu sehr dem Kommerz hingeben. Und wenn man es schon musste, dann wenigstens in den Studios, wo man ebenfalls gut bezahlt wurde, aber zuhause wohnen konnte, und am Wochenende dann in einem Club Jazz spielen durfte.

    Die Veränderung des Musikgeschmackes war ein weiterer Grund dazu, nicht zu touren, sondern sich auf sein Kerngeschäft zu fixieren. Lieber unter Woche an der Hochschule unterrichten und am Wochenende im Club spielen als auf Tournee zu gehen mit dem ganzen Stress dazu.

    Andere Musiker waren weniger geeignet für die Band, da sie selbst Probleme mit dem Alkohol oder Drogen hatten. Auf solche Dinge legte Armstrong keinen Wert, er wollte Musiker haben, die fit und pünktlich auf der Bühne standen und ihre Sache entsprechend gut machten. Wer das nicht konnte oder wollte, warf er gnadenlos raus.

    Man hätte auch ab etwa 1960 überlegen können, ihm einen zweiten Trompeter mit auf die Bühne zu stellen, doch dieses Anzeichen von Schwäche hätte er niemals mit sich machen lassen. Da bin ich mir absolut sicher. Auch eine Veränderung im Sound, z.B, durch die Hinzunahme eines Gitarristen oder Saxophonisten wurde wohl nie ernsthaft diskutiert. Auch müsste man sich fragen, ob Joe Glaser da mitgespielt hätte. Doch im Grunde dürfte so etwas keine Rolle gespielt haben. Man wollte Armstrong primär sehen und nicht die Mitmusiker. Das war am Anfang sicher noch nicht so gewesen, da musste man echte Stars holen, um dieses Konzept durchzusetzen.

    Es gab auch in der ganzen Musikgeschichte zuvor keine Vergleichsbands, die mit sowas begonnen haben. Normn Granz hatte seine "Paket-Angebote" für die Konzerte seit 1944 im Programm, später kam Gene Norman dazu, der es ähnlich machte. Doch eine reine All Star-Band fest touren zu lassen war durchaus neu gewesen.

    Fazit: Ich erfreue mich immer wieder an der doch überwiegend hervorragenden Musik die diese Band bis zumindest 1959 produzieren konnte. Was anschließend kam, sehe ich nicht mehr als ein Muss an. Ich erstelle keine "Must-Have-Seite" jetzt, denn das soll jeder selbst entscheiden, was er/sie von ihm hören möchte. Daher sage ich hier einfach nur : Danke Louis, dass Du der Nachwelt so viel tolle Musik hinterlassen hast !! Ruhe in Frieden, ich werde Dich immer in Ehren halten und einige Deiner tollen Stücke mit größter Freude spielen!!

    Ende.....

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

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