Die Louis Armstrong All Stars von 1947 - 1971

  • Die Louis Armstrong All Stars von 1947 - 1971

    Es ist unbestritten, dass ohne Louis Armstrongs Einfluss die Entwicklung der Jazzmusik "anders" verlaufen wäre. Er war zur Stelle, als Andere nicht mehr weiterkamen, und er war mehr als nur einmal zur Stelle, als es darum ging Geschichte zu schreiben.

    Zunächst löste er die alten Formeln und Regeln in der Musik aus New Orleans, dann setzte er mit seinem Trompetenspiel neue Maßstäbe für rund 15-20 Jahre und dann schaffte er noch den Wandel zum Swing hin, den er mit seinen Einspielungen einleitete.

    Mit dem Aufkommen des "modernen Jazz" war seine Zeit als Erneuerer aber vorbei gewesen, und doch schuf er erneut Neues, indem er mit einem Ensemble durch die ganze Welt tourte, dass eine Mischung aus altem Jazz, Kommerz und erstklassiger Show war, wie sie SO zuvor noch nicht erreicht worden ist. Und genau über diese kleine Gruppe, die den Namen "All Stars" bekam, möchte ich hier berichten.

    Der Erfolg Louis Armstrongs war auch ein Erfolg des langjährigen Managers an seiner Seite, ohne den dieser Erfolg niemals möglich gewesen wäre. Ich spreche von Joe Glaser (1896-1969). Glaser, ein erstklassiger weißer Geschäftsmann, kannte die Musikszene aus dem Eff-Eff, und seine gewiss harte Hand, die mit einem Bein auch immer auf der Seite der Ganoven der damaligen Zeit stand, machte es erst möglich, für Armstrong bestimmte Jobs und Gagen zu erhalten, die er sonst wohl nie bekommen hätte als schwarzer Künstler. Seine Agentur besteht heute noch, über 45 Jahre nach seinem Tode.

    Wie kam es zur Gründung der "All Stars"? Gab es Vorläufer? Wenn ja, welche Gruppen waren das gewesen? Kann der Name "All Stars" die Erwartungen wirklich erfüllen? All diese Fragen gilt es zu beantworten und auch zumindest in Kurzform zu erklären. Zu komplex ist das Thema, dem sich unzählige "Jazz-Kenner" und "Aarmstrong-Spezialisten" gewidmet haben. Zu vielseitig sind die ganzen Bücher, die über ihn geschrieben wurden. Ich selbst habe davon nicht wirklich so viele, dafür sind es aber die meiner Meinung wichtigsten Quellen darüber.

    Als der junge Armstrong die Jazz-Szene betrat, stand diese noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung. Es gab keine "größeren" Bands, sondern nur Combos oder die berühmten "Marching Bands", die durch die Straßen von New Orleans zogen und dabei mehr Lärm als Musik machten. Sie spielten die Musik der damaligen Zeit, und das nicht besonders jazzmäßig, sondern allenfalls mit einer gewissen "Hot Intonation", wobei das vermutlich eher durch die technischen Unzulänglichkeiten herkam als dass es bereits "gewollt" und mit Absicht geschah.

    Sein Werdegang ist hinreichend dokumentiert worden. Vom Waisenhauskind hin zum Weltmusiker sicher eine typische Traumkarriere ganz nach einem schmierigen Kitschfilm a la Hollywood. Es ist erstaunlich, dass man sein Leben niemals als Film herausbrachte. Glenn Miller und Benny Goodman hatten dies als weiße Musiker bereits in den 1950-er Jahren geschafft, Ray Charles und Billie Holiday in neuerer Zeit ebenfalls.

    Das nur einmal ganz grob und kurz als Einleitung.

    Die "Urformen der All Stars":

    Armstrong, der seinen künstlerischen Höhepunkt mit Sicherheit in der Zeit von 1925-1931 hatte (ca), konnte in der Zeit von 1925-1929 Aufnahmen mit zwei reinen Studio-Bands machen, die die Namen "Louis Armstrong and his Hot Five" und "Louis Armstrong and his Hot Seven" bekamen. Beide Bands bestanden aus exzellenten Musikern, die damals mit Armstrong auch vom Können her durchaus auf einer Höhe standen, wenn auch insgesamt technisch nicht das Niveau hatten von ihm. Darunter waren der Posaunist Kid Ory, Klarinettist Johnny Dodds, seine zukünftige Frau Lil Hardin, Baby Dodds am Schlagzeug und Johnny St.Cair an Banjo und Gitarre. Später kam noch Earl Hines dazu.

    Diese beiden Bands machten eine unglaublich große Anzahl ein Einspielungen, denen man heute den Begriff "Klassisch" oder "Legendär" geben kann. "West End Blues", "Cornet Shop Suey", "Big Butter and Egg Man", "Muskrat Ramble", "King of the Zulus" oder "Potato Head Blues", "Ory's Creole Trombone", "Melancholy Blues", Wild Man Blues"; "Struttin'with some Barbecue" - alle diese Stücke wurden damals eingespielt und fast alle sind heute Standards im traditionellen Jazzbereich geworden. Und ich habe nur eine Auswahl hier aufgelistet, um zu zeigen, wie hoch die Qualität war, die man damals aufgenommen hat. Leider zu einer Zeit, in der die Aufnahmetechnik noch in den Kinderschuhen steckte, wie die Musik selbst auch.

    Doch dann verschwanden diese kleinen Bands von der Szene, denn die größeren Ensembles, denen man dann den Namen "Bigband" gab, fingen an sich durchzusetzen. Auch hier war Armstrong von Anfang an dabei gewesen, spielte er doch bei einigen dieser Bands eine wichtige Rolle, sei es als Sideman (Fletcher Henderson) oder als Solist vor deren Orchestern (Chick Webb, Louis Russell).

    Auch wenn Armstrong während der Bigband-Zeit immer wieder in allen möglichen und unmöglichen Formationen Aufnahmen machte, fand erst wieder 1937 eine Aufnahme-Session statt, die so etwas wie den Charakter einer "All Star-Band" hatte, auch wenn sie nur wenige Titel aufgenommen hat. Hier wirkten immerhin Musiker wie J.C.Higginbotham an der Posaune, Lee Blair an der Gitarre, Red Callender am Bass und der Drummer Paul Barbarin mit (15.11.1937). Sie spielten auch alle in der Russell-Band, und Russell saß auch selbst am Klavier.

    Es sollte vier weitere dauern bis man ihm wieder die Gelegenheit geben sollte mit einer kleinen Besetzung ins Studio zu gehen, die von der Besetzung her der der All Stars nahe kam, wenn auch die Musiker nicht alle die Qualität hatten, die man ihm zugehstehen hätten müssen. Immerhin saß mit Big Sid Catlett der wohl vielseitigste Drummer der Zeit mit in der Band, der auch zu den ersten All Stars gehören sollte. Weiterhin waren es erneut Musiker aus der Luis Russell-Band, die hier rangezogen wurden. Meines Wissens wurden acht Stücke aufgenommen, so dass damit vier Platten in den Handel kamen.

    Doch diese Aufnahmen waren nur ein "Vorgeplänkel" gewesen, und nichts deutete darauf hin, dass hier nur wenige Jahre später ein Wechsel stattfinden sollte, und zwar nicht nur ein Wechsel des Musikgeschmacks allgemein, sondern auch ein Wechsel Armstrongs wieder zurück von der Bigband zur kleinen Besetzung.

    Was war geschehen?

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Was war geschehen?

    Alleine dieses Thema ist derart komplex, dass ich es nur grob anreißen kann, Selbst darüber wurden dutzende von Büchern geschrieben, so dass man sich dort sicher besser erkundigen kann als ich es hier je schreiben könnte. Die Kurzform ist diese: Die Swing-Ära hatte ihre Blütezeit etwa von 1937 bis 1942, also nur wenige Jahre. Durch die Entwicklung und Fortsetzung dieser Zeit kann man sie vielleicht auf die Zeit von 1935 - 1946 ausweiten, aber länger nicht. Natürlich gab es zuvor und anschließend noch viele Bigbands und Entwicklungen, aber die Kernzeit belief sich auf runde 10 Jahre.

    Bereits zu ihrer "Blütezeit" fing man an, die alten Veteranen der Musik, also jene Musiker, die aus New Orleans stammten, wieder aus der Versenkung zu holen, sie mit neuen Instrumenten und wie bei dem Trompeter Bunk Johnson, gar mit einem neuen Gebiss zu versorgen (was übrigens Armstrong bezahlte), sie zusammen in Bands zu stecken und Aufnahmen machen zu lassen. Der weiße traditionelle Jazz, den man unter dem Namen "Dixieland" kennt, kam ebenfalls wieder in Mode, und auch Armstrong wurde daran erinnert, dass er aus dieser Zeit hervorgegangen ist.

    Musiker wie Kid ory, George Lewis, Bunk Johnson, Papa Celestin, Jim Robinson, Alphonse Picou, Johnny Dodds (der aber bereits 1940 früh verstarb dann), Baby Dodds, Pops Foster (und er ging 1942 zur U-Bahn, spielte viele Jahre nur nebenbei Jazz), Jelly Roll Morton (auch er verstarb kurze Zeit später bereits) oder auch der Drummer Zutty Singleton (der immerhin immer in Arbeit stand als Musiker) kamen aus der Versenkung heraus. Dazu kamen die Pianisten Meade Lux Lewis, Pete Johnson und Albert Ammons, Kid Rena fanden auf einmal wieder Gehör und konnten wieder arbeiten.

    Auch Joe Glaser, der bereits erwähnte clevere Manager Armstrongs, blieb das natürlich nicht verborgen. Und er wusste auch, dass Armstrong all diesen Musikern noch immer als Solist haushoch überlegen war.

    Eine erste wichtige Wende sollte der Film "New Orleans" bringen, der 1946 gedreht wurde. Musiker wie Armstrong, Kid Ory, Barney Bigard, Billie Holiday, Red Callender und Minor Hall wirkten dabei mit, bzw.machten dafür Aufnahmen. Der Film wurde am Ende leider auch nur wieder ein Flop, da die Musik dazu am Ende auf ein Minimum gekürzt wurde. Die Einspielungen aber ließen aufhorchen.

    Wenn jemand möchte, kann er sich den Film über Youtube anschauen, auch die Aufnahmen dazu kann man dort sehen und hören, ohne gleich sich die Musik kaufen zu müssen.

    Bereits kurz vor dem Film ging Armstrong mit einer ähnlichen Gruppe isn Studio. Hier waren dann Vic Dickenson, Barney Bigard, Red Callender oder Zutty Singleton mit dabei, also lauter erstklassige Musiker. Diese Session entstand am 06.09.1946 (u.a. wurden "Sugar", "I want a little Girl" und "Blues for Yesterday" eingespielt).

    Die Aufnahmen für den Film entstanden am 17.10.1946 in Los Angeles. U.a. wurden "Do you know what it means", "Where the Blues were born in New Orleans" und der "Mahagony Hall Stomp" aufgenommen.

    Hier zeigte sich bereits deutlich, dass Armstrong sich viel wohler fühlte in der kleinen Band als vor seiner eigenen Bigband, deren Qualität damals grausam schlecht war. Jeder konnte das hören, als wusste es auch Armstrong. Es sollte also Zeit werden, dass sich was Neues ergab. Denn auch Armstrong Spiel vor der Bigband lies an Qualität nach, da er zwar oft spielte, aber keine adäquaten Musiker um sich hatte, die ihn anfeuern konnten. Im Gegenteil, so eine Bigband machte nebenbei viel Arbeit und Ärger, und 1946 fand auch das große Sterben der Bigband an. Bigbands wie jene von Woody Herman, Harry James, Benny Goodman, Jack Teagarden, Artie Shaw, Stan kenton oder auch Tommy Dorsey mussten aufgeben, oder zogen sich zeitweise aus der Musik zurück.

    So viel zu der Vorgeschichte der All Stars......

    Als CD-Hinweis möchte es uns allen einfach machen.

    Diese Box mit 15 CDs gibt ein wirklich umfassendes Bild der Zeit von Armstrongs Schaffen in der Zeit von 1923-1952 wieder. Sie beinhaltet NICHT die Zeit bei King Oliver und Fletcher Henderson, auch nicht die Aufnahmen der All Stars ab 1947, und auch die gleich vorgestellte Zeit des Überganges fehlt. Doch sonst hat sie die wichtigsten Studio-Aufnahmen bis 1952, dazu ist sie recht günstig zu erwerben.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Armstrong wurde ermöglicht, am im Februar 1947 in der Carnegie Hall ein Konzert zu veranstalten. Der erste Teil wurde in kleiner Besetzung gespielt, die formell unter der Leitung des Klarinettisten Edmond Hall stand. Auch die Besetzung der Band dürfte jener nahe gekommen sein, die am 17/18.Mai 1947 zwei Konzerte in der Town Hall gab. So waren zumindest Bobby Hackett und Sid Catlett an allen drei Konzerten mit dabei gewesen.

    Der zweite Teil des Konzertes betritt Armstrong dann mit seiner Bigband, die Billie Holiday und Drummer Big Sid Catlett als Gastmusiker mit dabei hatte. Joe Glaser wollte das so, hatte er doch ein wenig die Befürchtung, dass man Armstrong zu DEM Zeitpunkt nicht anders vermarkten konnte.

    Es ist durchaus möglich, dass es Aufnahmen von diesem Konzert gibt, aber ich kenne keine Veröffentlichung davon.

    Daher nun zu jenem Konzert, was als echter Vorbote der bald ins Leben gerufenen All Stars gilt, nämlich zwei Konzerte, die am 17./18.Mai 1947 eben in der Town Hall in New York stattfand. Hier gab es keine Bigband mehr, auch die Gaststars entfallen bereits. Auch ist die Besetzung der ersten offiziellen All Stars-Band sehr ähnlich besetzt. Warum man auf zwei Drummer baute, kann ich nicht sagen, aber es wirkten mit:

    Louis Armstrong (Trompete, Gesang) - Bobby Hackett (Cornet) - Jack Teagarden (Posaune, Gesang) - Michael "Peanuts" Hucko (Klarinette, Tenorsax) - Dick Cary (Klavier) - Bob Haggart (Bass) - Sid Catlett und George Wettling (Drums). Die beiden Drummer wechselten sich dabei ab.

    Wer gut aufgepasst hat, wird feststellen, dass bereits etwas gemacht wurde, was Armstrong und Glaser später bei den All Stars sehr wichtig wurde: Es gab immer zwei weiße Musiker in der Band, sie war also "gemischt" besetzt. Hier Jack Teagarden, der sogar Indianerblut in seinen Adern hatte, Hucko, Haggart, Cary und Wettling waren weiß. Die Band an sich stand unter der Leitung von Bobby Hackett, einem der besten weißen Musiker des traditionellen Jazz, der ein großer Bewunderer von Armstrong, aber auch Bix Beiderbecke war.

    Laut Abbi Hübner lässt es sich heute nicht mehr feststellen, ob die Einspielungen auf der von mir gleich erwähnten Doppel-CD vom ersten oder zweiten Konzert sind, da das zweite Konzert unmittelbar um Mitternacht nach dem ersten angefangen hat.

    Das Konzert wartet dabei mit einigen Titeln auf, die Armstrong viele Jahre nicht gespielt hattte. "Cornet Shop Suey", "Our Monday Date" und "Big Butter and Egg Man" wurde nur im Quartett gespielt, "Dear Old Southland" wie 1930 auch, nur im Duett mit dem Pianisten Dick Cary. 11 Titel spielt dann Catlett mit, dann kam Wettling auf die Bühne. Ein Titel ist ein Solo-Feature für Posaunist Jack Teagarden, einem Musiker, der absolut auf einer Stufe mit Armstrong stand, sei es mit dem Instrument, aber auch als Sänger. Die Duette mit Armstrong sollten legendär werden.

    Das Konzert wurde ein voller Erfolg. Der einzige Makel ist dei schlechte Aufnahmetechnik dieser Tage. Doch das ist nun wirklich Meckern auf hohem Niveau, denn musikalisch gesehen war dieser Doppelauftritt ein Segen gewesen, vor allem auch für Armstrong selbst.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Im Juli 1947 spielte die Bigband Armstrongs ihre letzten Gigs im Apollo Theatre in Harlem. Dann kam das Ende. Als Gastmusiker war Posaunist Jack Teagarden mit dabei, und Armstrong bildete mit ihm eines der besten Teams im Jazz überhaupt. Beide schätzten sich seit ihrer ersten gemeinsamen Aufnahme-Session 1929 sehr, beide hatten eine unglaubliche jazzige Stimme, waren absolute Meister auf ihren Instrumenten und hatten auch eine sehr ähnliche Auffassung über die Musik generell.

    Nun also der große Cut. Es hieß jetzt, eine Band zusammen zu stellen, die die Basis für alle nachfolgenden All Stars bildete. An ihr wurden sie alle gemessen, und es musste klar sein, dass man so ein großartiges Ensemble nicht auf viele Jahre zusammenhalten konnte. Aus heutiger Sicht waren dann auch jene All Stars von 1947-ca. 1951 seine beste Band überhaupt. Man konnte am Ende folgende Musiker dafür gewinnen:

    Louis Armstrong (Trompete, Gesang, Leader) - Jack Teagarden (Posaune, Gesang) - Barney Bigard (Klarinette) - Dick Cary (Klavier) - Morty Corb (Bass) - Big Sid Catlett (Schlagzeug).

    In genau dieser Besetzung gaben die "All Stars" am 13.August 1947 im Club "Billy Berg's" ihr Debut. Es wurde ein grandioser Erfolg, was vielleicht um so erstaunlicher ist, da die Band zuvor nicht hatte einen Titel auch nur mal proben hätte können. Armstrong sagte damals, als er bei einer Radiosendung befragt wurde zu seiner neuen Band einen ganz einfachen Satz dazu (ich schreibe das jetzt mal frei übersetzt): Die Jungs können alle spielen, ich sage einfach, sie sollen mir folgen, dann bekommt ihr das beste Arrangement und wir führen das Ganze zusammen zu einem guten Ende. Genau so sollte es am Ende kommen. Später wurde natürlich eingehend geprobt, so weit das bei dem dichten Terminkalender möglich war.

    Zu den einzelnen Musiker möchte ich aber ein paar Worte verlieren. Jack Teagarden genießt noch heute unter den Posaunisten unterschiedlicher Stile die allergrößte Hochachtung. Er spielte eine butterweiche, technisch perfekte Posaune, war jederzeit in der Lage selbst die Melodie zu spielen und zu führen, aber auch ebenso schnell wieder bereit, sich dem Ensemble-Klang zu unterwerfen. Hinzu kam seine für einen weißen Musiker erstaunlich "bluesige" Stimme, die perfekt zu Armstrongs rauer Stimme passte. Er stand wohl dem großen Meister insgesamt am Nächsten.

    Barney Bigard spielte rund 14 Jahre (von 1928-1942) in der Band Duke Ellingtons mit und war dort einer der tragenden Säulen gewesen, vor allem in der Anfangszeit im Cotton Club. Er stand auch technisch einem Benny Goodman in nichts nach, konnte vom extrem leisen pianissimo bis zum jubelden Fortissimo jede Lautstärke mitgehen und war ebenso für die Band ein großer Gewinn, wie das Teagarden war. Seine Karriere ging auch nach der Zeit bei den All Stars weiter, so bereiste er noch in den 1970-er Jahren mit den "Legends of Jazz" die Welt.

    Pianist Dick Cary war, wie auch Teagarden, ein weißer Musiker, der neben Klavier auch Trompete und Althorn spielen konnte. Er war ebenfalls ein exzellenter Arrangeur und ausgemacht guter Solist, der nach seiner Zeit bei Armstrong vor allem im Kreise um Eddie Condon spielen sollte, aber ab den 1960-er Jahren eine exzellente Bigband leitete, deren modernen Arrangements und Stücke er alle selbst schrieb. Davon zeugen mehrere CDs, so dass auch er keinerlei Probleme hatte, weiterhin als Jazzmusiker sein Geld zu verdienen.

    Bassist Morty Corb war nur ganz kurze Zeit mit dabei, da er in Los Angeles zu den meistbeschäftigten Musikern gehörte, zudem große Flugangst hatte, und in den Studios ebenfalls sehr gut bezahlt wurde, und er so bei seiner Familie bleiben konnte. Sein Name dürfte nur den Kennern bekannt sein, aber er galt als exzellenter Musiker, der auch Tuba spielen konnte. Er machte viele Aufnahmen im Diexieland-Umfeld mit u.a. Bob Crosby und den Musikern seiner früheren Band.

    Big Sid Catlett gehörte zur allerersten Garde der Drummer der Zeit von 1930-1950. Er konnte sowohl mit Sidney Bechet, Louis Armstrong, Benny Goodman, Dizzy Gillespie oder Charle Parker spielen, was man damals von den meisten Drummern nicht erwarten konnte. Er galt als der vielseitigste Schlagzeuger der Swing-Ära, der es auch schaffte, den Bebop zu spielen. Darin war er der einzige Schlagzeuger dieser Ära, der das wirklich konnte. Ähnlich hochwertig war nur noch Cozy Cole gewesen, der auch dann Nachfolger Catletts 1949 bei den All Stars wurde.

    Catlett war außerdem ein vorzüglicher Showman, der damit perfekt in das Gebilde "All Stars" passte. Er musste aus gesundheitlichen Gründen 1949 vor der ersten Europa-Tournee sein Engagement bei den All Stars beenden, 1951, viel zu früh für diesen Giganten, verstarb er bereits. Er ist aber auf unzähligen Aufnahmen zu hören, so mit Benny Goodman, Sidney Bechet, Dizzy Gillespie, Charlie Parker u.v.a.

    Doch diese Band bestand nur wenige Wochen, denn Morty Corb wurde durch den damals völlig unbekannten Arvell Shaw am Bass ersetzt. Shaw, den man heute als DEN Armstrong-Bassisten bezeichnen könnte, spielte bereits in der letzten Bigband von Louis mit, und sollte sich für die nächsten Jahre als eine Bank am Bass herauskristallisieren, der mit seinem "fetten" Ton und auch durchaus gutem Swing-Feeling im langen Bestehen der All Stars nur einmal einem besseren Mann Platz machen musste, und das war kein geringerer Als Milt Hinton. Alle anderen Bassisten waren gegen ihn nur trostlose Mittelmäßigkeit, doch dazu kommen wir später noch genauer.

    Shaw (1923-2002), spielte mehrfach mit den All Stars, bis er 1965 endgültig aus der Band ausstieg. Immer wieder war er dazwischen mit Benny Goodman auf Tournee, spielte mit Teddy Wilson im Trio oder mit Musikern wie Henry Red Allen, Claude Hopkins oder Sidney Bechet. In den 1980-er und 1990-er Jahren war er mit Armstrong Alumni-Bands weiterhin auf Tournee gewesen. Auch Shaw galt als exzellenter Techniker, der gerade in Deutschland 1952 mit seinen Soli die Zuhörer immer wieder verblüffen konnte.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Der Anfang war also gemacht, die Band spielte gut zusammen, und jeder Musiker bekam auch seine Soli zugwiesen, bzw. hatte eigene Nummern, die nicht nur das Repertoire erweiterten, sondern auch alle Musiker ins rechte Licht rückten, eben ganz einer "All-Star-Band" würdig, wie sie sein sollte.

    Inzwischen kam auch Armstrongs langjährige Sängerin aus der Bigband-Zeit, Velma Middleton, wieder zurück. Über ihren Gesang streiten sich Kritiker und auch die Musiker in der Regel ziemlich. Einerseits wurde sie zur Partnerin Armstrongs in vielen Gesangsstücken, auf der anderen Seite brachte ihr Spagat immer wieder die Gemüter auf, denn die nicht gerade schlanke Sängerin ging für damalige Zeiten durchaus an gewisse ästhetische Grenzen. Doch Middleton, die zuvor viele Jahre als Tänzerin unterwegs war, zeigte dabei eine erstaunliche Beweglichkeit.

    Ich sage es mal aus meiner ganz persönlichen Sicht: Sie war weder ein Star, noch eine hervorragende Sängerin gewesen. Im Grunde begann mit ihrem Erscheinen auch schon der Teil der Band, den man später immer wieder kritisierte, nämlich dem Hang zum Kommerz und weg vom künstlerisch anspruchsvollen Jazz. Nicht ohne Grund wurden die späteren All Stars immer wieder heiß diskutiert, wenn neue Mitglieder in die Band kamen, deren Status ganz gewiss nicht der eines "Stars" entsprachen.


    Am 17.10.47 ging die Band das erste Mal ins Aufnahmestudio, doch es sollten bis 1949 die einzigen Aufnahmen der Band im Studio bleiben, und am 15.November spielte die Band erstmals in der Carnegie Hall. Davon scheint es keine Aufnahmen zu geben, aber vom Konzert am 30.November 1947 in der Symphony Hall in Boston existiert zum Glück eine Aufzeichnung. Das Konzert kann man nur als grandios bezeichnen.

    Das Konzert werde ich etwas näher beleuchten. Armstrong spielte hier eine bunte Mischung an Stücken, wie sie auch später durchaus immer wieder aufgetreten ist. Dabei kamen Meilensteine wie "Black and Blue", der "Royal Garde Blues", "That's my Desire" (für Velma Middleton und ihm als Sänger), aber auch solistische Beiträge seiner Mitstreiter. Teagarden spielt und singt "Stars fell on Alabama", "Baby, won't you please come Home" und "Lover". Letzterer Titel wurde ein grandioses Solo für Teagardens Posaune, und beweist einmal mehr, wie großartig dieser Musiker war.

    Barney Bigard spielt den "C-Jam-Blues", "Body and Soul" und "Tea for Two" in seiner einmaligen Art die Töne zu schleifen und zu ziehen. Er erweist sich auch hier als einem Benny Goodman absolut ebenbürtig, und zeigt seinen Status in der Band an. Tatkräftig wird er dabei vom famosen SId Catlett unterstützt, der einen wahren Glanzabend erwischt hatte. Sein Solo über "Steak Face" beweist das endgültig. Wobei auch Arvell Shaws Spiel bei den beiden Solostücken von Bigard hervorsticht, der einen tollen Drive am Bass erzeugt.

    Leider wird Dick Cary nicht mit einem Feature betraut, was ich ungerecht empfinde, aber im Angesicht dieser Giganten auch nachvollziehbar. Armstrong selbst glänzt im "Mahagony Hall Stomp", "Sunny side of the Street" oder "High Society", und hält sich erstaunlich zurück, wohl wissend, dass er exzellente Musiker um sich herum hatte, die man einfach hören möchte.

    Meiner Meinung nach ist es eines der besten Live-Konzerte überhaupt, die aufgenommen worden sind. Es ist auch für mich heute noch DAS Armstrong-Konzert schlechthin. Keine weitere All Star-Besetzung hatte diese Qualität wie jene, die er bis 1951 zusammen hatte. Selbst als er kurz nach dem Konzert Earl Hines dazu bekam, kann ich nicht sagen, dass es je ein besseres Konzert gab dieser Band. Doch ich kenne natürlich nicht alle Konzerte, denn es werden immer wieder neue CDs herausgebracht, vielleicht auch noch einmal etwas aus dieser Zeit.

    Zunächst aber gelang Armstrong (oder auch Joe Glaser) den grandiosen Earl Hines in die Band zu locken. Hines, der lange Jahre eine ausgezeichnete Bigband leitete, musste diese aber 1947 aufgeben, und war damit frei geworden. Wie auch Jack Teagarden, schloss er die Bigband-Ära mit einem satten Minus ab, und war dazu gezwungen, möglichst schnell viel Geld zu verdienen, und genau das konnte er bei den All Stars.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Es ist nicht einfach, für den Zeitraum 1948-1953 Alben zu finden, die man auch wirklich empfehlen kann. Das liegt natürlich nicht an der Qualität der Band, sondern an der Seriosität der zur Verfügung stehenden CD-Veröffentlichungen.

    Die Band bestand nun in der Besetzung Armstrong- Teagarden - Bigard - Hines -Shaw - Catlett bis zur Europa-Tournee 1949. DOch zunächst ging es mit Big Sid Catlett bereits 1948 nach Europa. Vom 22.02.48 - 28.02.48 spielte man in Nizza in der dortigen Oper beim Jazzfest Nizza. Von dieser Zeit existieren tatsächlich Aufnahmen. Anschließend ging es nach Paris. Auch dort gab er mehrere ausverkaufte Konzerte, und am 04.März flog Armstrong wieder zurück in die Staaten.

    13 Titel der Doppel-CD, die noch Aufnahmen aus den Jahren 1948-1949 beinhaltet, sollen aus der Zeit in Nizza stammen.

    Diese Doppel-CD vermittelt einen guten Eindruck der Band von damals. Die Aufnahmen stammen definitiv aus der Zeit, auch wenn es an präzisen Angaben fehlt. Man kann aber die Solisten gut heraushören, so dass ich diese Einspielung auch empfehlen kann. Außerdem befinden sich noch Aufnahmen aus Philadelphia auf der Scheibe, alle noch mit Sid Catlett am Schlagzeug.

    im Oktober 1949 ging es erneut nach Europa. Dieses Mal aber nicht nur nach Frankreich, sondern in insgesamt neun Länder. Sechs Wochen dauerte die Tournee,und nun mit Cozy Cole am Schlagzeug. Cole machte einen ähnlich hervorragenen Job in der Band wie Catlett, wenn auch Cole nicht ganz die Farbpalette drauf hatte, die Catlett vorweisen konnte. Er sollte bis Ende 1953, Anfang 1954 bleiben, um dann zusammen mit Gene Krupa eine Schlagzeug-Schule zu eröffnen.

    Aus Europa von 1949 gibt es einen sehr guten Mitschnitt aus der Schweiz, genauer gesagt, aus Zürich vom 18.10.49. Ich selbst habe die Aufnahme auch erst geordert, aber die drei Kritiken auf Amazon lassen hier eine weitere exzellente Scheibe vermuten. Ich freue mich schon, wenn ich sie bald Player liegen habe. Ein Stück ist dabei, was ich noch nie mit den All Stars gehört habe, "The Hucklebuck" von Andy Gibson. Ich kenne es recht gut, da ich es in einer meiner Formationen selbst spiele. Es ist damit auch ein Kuriosum und daher immer begehrt. Auch könnte in Europa das erste Mal "Honeysuckle Rose" auf dem Programm gestanden haben. Eine Nummer, die er viele Jahre immer wieder im Programm hatte.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • 1950 unterzeichnete Armstrong mit der Plattenfirma Decca einen neuen Vertrag. Leider nutzte man dort vor allem die kommerzielle Seite Armstrongs aus, so dass es kaum zu guten Einspielungen mit den All Stars kam. Dabei entstanden aber Einspielungen, die auch auf das Repertoire der Band Einfluss hatten. Man denke nur an "Blueberry Hill" oder "La Vie en Rose" und "C'est Si Bon". Alle drei Titel sollten fester Bestandteil der Band werden in Zukunft. 1951 kam dann noch "A Kiss to build your dream on" dazu.

    Ein Lichtblick sind aber jene Aufnahmen, die am 16./17.April 1950 eingespielt wurden, nun ausschließlich mit den All Stars. Darunter hervorragende Fassungen von "Panama", "New Orleans Function", "Bugle Call Rag", "Ole Miss" und "My Bucket got a whole in It". Letzter Titel gemeinsam als Vocal-Duett mit Jack Teagarden. Der Basin'Street Blues" und "Struttin' with Some Barbecue" stammen aber vom März 1954 und haben neues Personal dabei. Nun spielt Trummy Young Posaune, Billy Kyle Klavier und Kenny John Drums. Dazu kommt der Tenorist Bud Freeman als Gastmusiker.

    Am 26.Januar 1951 spielte die Band in Vancouver/Kanada ein Konzert. Auch davon gibt es einen Mitschnitt. Allerdings wurden von den 25 Titeln nur 12 auf die CD gebracht, warum auch immer. Hier mal wieder mit "Lover", aber auch "Ain't Misbehavin'", "Rockin'Chair" oder "La Vie En Rose" und "That's my Desire".


    Eine weitere CD entstand live aus einem Konzert in Passadena am 30.Januar 1951. Neben "Indiana", was Armstrong viele Jahre immer als zweites Stück nach seinem "Theme Song" spielte, gibt es seltene Fassungen von "Star Dust", "Just You, just Me" oder Earl Hines' "My Monday Date". Auch hier wieder taucht "The Hucklebuck" auf. Es gibt mehrere Neuauflagen damaligen LP, inzwischen auch mit sechs weiteren Stücken aus dem Konzert. ich habe mich letzten Endes aus Preisgründen für die Originalfassung entschieden, also ohne die sechs Titel.

    Vergleicht man nun die Titel miteinander (ich meine ALLE gespielten Titel, nicht jene, die auf CD veröffentlicht wurden), stellt man acht Überschneidungen fest, also eine eher geringe Zahl an Wiederholungen (man bedenke dabei immer die ganzen Hits, aber auch Solo-Features für die einzelnen Bandmitglieder).

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Doch wie immer, wenn es mal besonders gut läuft, kommen personelle Veränderungen auf die Band zu. Zuerst ging Arvell Shaw, der am 06.Juli 1951 sein vorerst letztes Konzert mit der Band spielte. Er ging in die Schweiz, um dort nochmals Musik zu studieren, Außerdem heiratete er dort eine Schweizer Journalistin. Er wurde durch Dale Jones ersetzt. Jones, Jahrgang 1902, war ein Veteran der Bigband von Jack Teagarden. Auch er brachte ein neues Stück in die Band mit-"Nobody".

    Am 06.September 1951 spielte Jack Teagarden sein letztes Konzert mit den All Stars. Er wurde durch den an sich unbekannten Russ Phillips ersetzt. Phillips, der u.a. mit Wingy Manone spielte zuvor, hatte Armstrong bei einem Gastspiel 1949 überzeugt, so dass er ihn haben wollte. Mit ihm kam das Stück "Coquette" in die Band hinein. Außerdem übernahm er auch diverse Gesangsparts Teagardens in der Band.

    Im November 1951 verließ dann auch Earl Hines die Band, um wieder mit eigener Band zu arbeiten. Hines, der nie wirklich in die Band intgriert war, weil er sich selbst wohl doch zu oft zu wichtig nahm, war kein Teamplayer gewesen. Er war als Solist sicher nicht zu ersetzen, aber für den Bandfrieden sicher ein Hindernis gewesen. Er wurde zunächst von Joe Sullivan ersetzt, einem weißen Pianisten der aus dem Chicago-Umfeld Eddie Condons hervorging. Er brachte "I found a new Baby" und "Little Rock Gettaway" mit in das Bandbook ein. DOch leider war er auch ein starker Trinker, und damit nicht auf Dauer tragbar.

    Bereits am 25.Februar 1952 wurde Sullivan dann auch wieder abgelöst. Marty Napoleon übernahm nun den Klavierstuhl. Napoleon, der mit u.a. Gene Krupa, Charlie Barnet, seinem Onkel Phil Napoleon, Joe Venuti und im Quartett mit dem Drummer Buddy Rich gearbeitet hatte, galt als ein exzellenter Musiker.

    Damit hatten die All Stars innerhalb weniger Monate neue Musiker in den Schlüsselrollen, als sie im Mai 1952 in New Orleans ein umjubeltes Gastspiel gaben. Es gibt nur wenige Aufnahmen aus dieser Zeit. Zwei Stücke wurden am 19.April 1952 eingespielt: "I'll walk Alone" und "Kiss me Fire". Die Besetzung lautet hier: Louis Armstrong (Trompete, Gesang) - Russ Phillips (Posaune, Gesang) - Barney Bigard (Klarinette) - Marty Napoleon (Klavier) - Dale Jones (Bass) - Cozy Cole (Drums) + als Gast Donald Ruffell (Tenorsax, Klarinette) - Velma Middleton (Gesang)

    Doch auch diese Band hatte nur einen kurzen Lebensraum, denn Posaunist Trummy Young kam in die Band hinein (genau gesagt am 10.September 1952). Er, ein Musiker, der auf dem gleichen Level wie Jack Teagarden stand, sollte ein wichtiger Bestandteil der Band bis 1963 werden. Er, der bei Jimmie Lunceford schon wichtige Stücke auch gesungen hat, dann u.a. mit Benny Goodman und auch einigen Boppern gespielt hat, sollte auch bei Armstrong immer wieder als Sänger, aber auch als robuster Solist glänzen. Er wurde für Armstrong eine wichtige Stütze, bevor er sich aus der Szene etwas zurückzog.

    Nun begann auch Klarinettist Barney Bigard sich auf die Wanderung. Er benötigte eine gewisse Auszeit vom ständigen Reisen. Er verließ die Band im August 1952 und wurde durch Bob McCracken ersetzt, der aber nie das Format hatte, um ihn als Solisten zu ersetzen. Zum Glück kehrte Bigard nach wenigen Monaten zurück, aber zunächst war er nicht mehr mit dabei.McCracken spielte mehr im traditionellen Umfeld, so u..a mit Kid Ory, Jimmy McPartland, Joe Venuti, Wingy Manone.

    Dafür kehrte Bassist Arvel Shaw aus Europa zurück und nahm wieder seinen alten Platz am Bass ein. Auch davon gibt es immerhin von der Europa-Tournee 1952 einen Live-Mitschnitt, nämlich vom 25.10.1952 aus Italien. Begonnen hatte die Tournee aber bereits am 24.September 1952 in Schweden. Die Tournee führte Armstrong auch nach Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn.

    Die Band besteht während der Tournee aus folgenden Mitgliedern: Louis Armstrong (Trompete, Gesang) - Trummy Young (Posaune, Gesang) - Bob McCracken (Klarinette) - Marty Napoleon (Klavier) - Arvell Shaw (Bass) - Cozy Cole (Drums) - Velma Middleton (Gesang)

    Btte nicht wundern, wenn ich hier eine CD empfehle, auf der steht "Live in Japan". Diese CD ist deshalb so interessant, weil die Titel 1-9 aus einem Konzert vom 31.12.1953 in Japan ist. Natürlich wieder mit einer anderen Besetzung, nämlich Armstrong - Trummy Young - Barney Bigard - Billy Kyle (Klavier) - Milt Hinton (Bass) - Kenny John (Drums) - Velma Middleton (Gesang). Dazu später mehr.

    Die Titel 10-19 stammen dann aus der Europa-Tournee von 1952, nämlich vom 25.10.1952 aus Italien.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Auf Grund der Möglichkeit, hier mal zwei All Star-Bands ein wenig vergleichen zu können, mache ich davon nun mal Gebrauch von. Ich bleibe mal in der Reihenfolge der Titel-Liste auf der CD, also zuerst mit dem späteren Konzert in Yokohama/Jama zu Silvester 1953. Aufnahmetechnisch kann man keine Wunder erwarten, aber es ist auszuhalten.

    Was mir sofort dabei auffällt, ist die äußerst agile Rhythmusgruppe. Vor allem das druckvolle und extrem swingende Spiel von Bassist Milt Hinton und Drummer Kenny John fallen positiv auf. Dazu kommt der beste Pianist, den Armstrong je hatte, Billy Kyle. Er sollte bis zu seinem Tode 1966 als Musikdirektor, Solist und Arrangeur der Band eine sehr wichtige Funktion einnehmen. Außerdem war er ein sympathischer und banddienlicher Musiker gewesen, der mit seinem moderneren Spiel (er kommt aber aus der Earl Hines-Schule hervor, wie eine Menge Pianisten aus der Swing-Ära).

    Auch das vitale, kraftvolle Posaunenspiel von Trummy Young sollte für 12 Jahre ein wichtiger Bestandteil der Band werden. Was Teagarden an Eleganz im Spiel hatte, bringt Young ein recht "heißes" Spiel mit in die Band ein. Oftmals mit starken Crowltönen und auch recht kraftvoll vorgetragen.

    Schon in "Indiana" wird deutlich, dass hier eine erstklassige Band auf der Bühne steht. Da geht sofort die Post ab, Hinton zupft sehr percussiv den Bass, ist aber auch erstaunlich deutlich aufgenommen hier. Vermutlich steht das Mikrophon in seiner unmittelbaren Nähe, denn Klavier und Schlagzeug sind deutlich weniger vernehmbar.

    Armstrong spielt wie in den besten Tagen, doch noch was das für ihn normal. Noch verfügte er über weitgehend freie Möglichkeiten, die er auch zu nutzen wusste. Er wollte bei seinen Konzerten sein Publikum immer mit seinen hohen Tönen beeindrucken, und das gelang ihm auch hier sehr gut.

    Barney Bigard wurde leider sträflich vernachlässigt von den japanischen Technikern, so dass auch seine Solo-Nummer "Tea for Two" nur bedingt seine wahre Klasse aufzeigen konnte. Natürlich zeiht und schleift er die Töne meisterlich, aber die ganzen feinen Nuancen in seinem Spiel kann man nur bedingt heraushören. Doch das alte "Duell" mit dem Drummer fand auch hier statt - und Kenny John spielt das meisterlich mit Bigard. Schade, dass dieser ausgezeichnete Musiker durch sein Alkoholproblem nur kurz bei Armstrong spielte. Er war ein wirklich ausgezeichneter Drummer gewesen, der sich in Spitze seiner Zunft hätte spielen können.

    "The Bucket's got a hole in It" ist dann eine Vokal-Nummer mit Armstrong und seinen Musikern Bigard und dann Trummy Young an der Posaune. "Margie" hat Young aus der Lunceford-Band mitgebracht. Dort hatte er es bereits gesungen und zu einem Hit gemacht.

    "Velma's Blues" ist dann mit dem Gesang Velma Middleton. Ich verstehe auch nach all den Jahren noch nicht, was Armstrong an dem Gesang dieser Frau gefunden hat. Sie ist im Grunde nicht ertragbar, wie so viele dieser mittelmäßigen Bandsänger und Bandsängerinnen. Ich meine damit nicht solche Kaliber wie Frank Sinatra, Ella Fitzgerald oder Tony Bennett, aber ich habe ja bereits bei meinem Duke Ellington-Posting auf die teilweise seltsamen Entscheidungen von Bandleadern bei der EInstellung solcher Leute hingewiesen. Und wenn man dann auf Youtube den Spagat von ihr noch sehen kann, wird man vielleicht meine Meinung dazu besser verstehen.

    "C'est Si Bon" ist dann ganz Armstrong gewidmet, "Stompin' at the Savoy" wurde bis ans Ende der All Stars als Feature für den Drummer durchgeschleift. Auch das Arrangement wurde so bis ans Ende der Band gespielt. Hier sind wir nun an dem Punkt angekommen, den man immer wieder als Kritik zu hören bekommt: Zu geringes Repertoire, immer der gleiche Ablauf, auf Dauer Eintönigkeit, dadurch eher routiniertes Spiel der Musiker. Darauf werde ich zu einem späteren Zeitpunkt eingehen, denn HIER ist davon noch nichts zu spüren, weil die Band so nicht lange zusammen spielte, und auch bald schon wieder personelle Veränderungen hinnehmen muss.

    Doch hier erlebten die Zuhörer eine in bester Verfassung sich befindliche Band, deren Musiker sich als ausgezeichnet erwiesen haben. Gerade die später nur noch höchst durchschnittliche Rhythmusgruppe zeigt hier glänzendes Spiel, wie man es sich von einer Band dieses Kaliber wünschen würde.

    Hier nochmals die Besetzung der Band aus Yokohama: Louis Armstrong (Trompete, Gesang) - Trummy Young (Posaune, Gesang) - Barney Bigard (Klarinette, Gesang) - Billy Kyle (Klavier) - Milt Hinton (Bass) - Kenny John (Drums) AD: 31.12.1953 , Yokohama/Japan.

    Das Konzert aus Yokohama wurde hier erstmals überhaupt veröffentlicht. Es schließt auch eine Lücke in der Vita der Band, die in dieser Besetzung nur kurze Zeit bestand.

    Nun zu der Band, die am 25.10.1952 in Italien, bzw. die Europatournee spielte.

    Es gibt zu den ersten neun Titeln nur eine Überschneidung, nämlich den verschmerzbaren "Velma's Blues". Aufnahmetechnisch ist man Italien noch deutlich hinter der japanischen Technik zurück. Es klingt alles, als ob man durch die Türen aufgenommen hätte, mehr nach 1940 als 1952. Das ist für das Jahr 1952 zu wenig. Doch man muss dazu sagen, dass auch in den Staaten zu dieser Zeit immer wieder mal so eine schlechte Aufnahmequalität vorkommen konnte.

    Los geht es mit "On the Sunny Side of the Street", ein Stück, dass Armstrong auch bis an das Ende der Band gerne und entsprechend oft spielte. Es fällt auf, dass man den Bass von Arvell Shaw kaum hören kann. Auch das Schlagzeug von Coz Cole ist nicht so präsent wie jenes von John in Japan. Doch man kann immer noch die Klasse von Cozy Cole hören, der genau so viel Dampf macht wie später sein Nachfolger Kenny John. Trummy Young spielt hier noch nicht so crowlbetont wie dann in Japan. Noch klingt er "boppiger" als in naher Zukunft.

    Velma Middleton singt dann "That's my Desire". Auch dieses Stück wird immer wieder und viel zu oft von der Band gespielt. Leider macht das den Gesang Middletons nicht besser. Der "St.Louis Blues" ist dann ein Feature für Pianist Marty Napoleon. Er hatte das Stück im Grunde von Earl Hines übernommen, der es als "St.Louis Boogie" spielte, so wie er es auch zu seiner Bigband-Zeit spielte. Auch Marty Napoleon war ein brillanter Musiker gewesen, und er wurde dann auch nach dem Tode Billy Kyles erneut Mitglied der Band bis zu ihrem Ende. Cozy Cole macht hier mächtig Dampf am Schlagzeug, immer wieder exzellent akzentuierend mit der Snare Drum.

    Klarinettist spielt dann "On the Alamo" als sein Feature, ein Stück, was Benny Goodman in der Swing-Ära ebenfalls oft spielte. McCracken, der nie wirklich bekannt wurde, hatte eine solide Basis hinter sich und sollte später einige Male mit der Kid Ory-Band spielen. Als Swing-Klarinettist ist er einfach nicht auf dem Level von Goodman oder Bigard. Nun, er sollte schon bald wieder von Bigard abgelöst werden, und damit war auch er nur mal kurz in der Band dabei. Er hinterließ keinen großen Eindruck bei mir. Zur Ory-Band passte er besser.

    "How High the Moon" war das langjährige Feature für Bassist Arvell Shaw, DEM All Star-Bassisten überhaupt. Nicht ganz so mitreißend wie Mitl Hinton war er aber ein wichtiger Teil der Rhythmusgruppe gewesen. Er spielte insgesamt von 1946 bis 1965 mit Pausen immer mal wieder mit Armstrong, der ihn als seinen Lieblings-Bassisten bezeichnete. Er war mit Sicherheit nach Milt Hinton der beste Bassist der All Stars gewesen. Daran besteht kein Zweifel.

    "Bugle Call Rag" ist dann wieder für alle Musiker eine gute Gelegenheit zu Soli. Hauptsolist hier ist aber Drummer Cozy Cole. Man hört bereits hier deutlich, dass Armstrong sich bestimmte Phrasen immer wieder quasi per Knopfdruck aufrief, und sie so auch immer wieder spielte. Das ist sicher darauf zurück zu führen, dass Armstrong sich alle Konzerte separat mitschnitt, um sie sich anschließend nochmals anzuhören. So entwickelte er für sich ein System, sich seine "Improvisationen" im Kopf zu speichern und entsprechend immer wieder abzurufen. Dieses System hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der frühen Arbeitsweise Duke Ellingtons, der die improvisierten Passagen seiner Musiker als festen Bestand der Stücke mit hinein integrierte (man denke an "Mood Indigo" oder das Klarinettensolo von Harry Carney in "Rockin' in Ryhthm").

    "Basin'Street Blues" singt dann Trummy Young zusammen mit Louis Armstrong. Ganz interessant dabei ist, wenn man gerad dieses Stück mit der Variante von Duke Ellington mit seinem Sänger und Trompeter Ray Nance vergleicht, der es auch von ca. 1948 - 1958 recht oft mit der Ellington-Band sang und spielte. Nance "borgte" sich doch viel von Armstrong dabei.

    Nun entsteht natürlich die Frage, welche Band ich "besser" finde. Und ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich es nicht so recht sagen kann. Doch wenn man alle Punkte berücksichtigt, würde ich wohl eher jener aus Japan den Vorzug geben. Die Begründung ist vor allem auf das erheblich bessere Klarinettenspiel Barney Bigards zurückzuführen. Hinton ist dynamischer als Shaw, doch der kommt auch in Italien aufnahmetechnisch schlecht weg.

    Kenny John hätte wirklich ein erstklassiger Nachfolger für Cozy Cole werden können. Die Qualität dazu hatte er, auch wenn er nicht wirklich bekannt war damals. Doch leider machte der Alkohol wieder einen hoffnungsvollen Musiker zunichte. Was anschließend kam an Schlagzeugern war leider nicht mehr annähernd auf dessen Niveau. Eine Personalie, die auch heute noch Kritiker und Fans der Band immer wieder Kopfschütteln erzeugt.

    Fazit: Noch kann man von einer hervorragenden Band sprechen. Die Qualität stimmt, die Band swingt, die Musiker spielen ihren Part nicht nur routiniert runter, sondern sind voll mit dabei. Doch beide Bands hatten keinen langen Bestand, so dass noch nicht die ganze Routine direkt zu hören war. Auch hatte Armstrong sein "Baukasten-System" nicht vollendet, und live gab er eh immer alles.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Bevor ich in das Jahr 1954 wechsele, möchte ich noch auf zwei Bands verweisen, die auch nur ein kurzes Dasein hatten. Da wäre einmal jene mit dem Pianisten Joe Bushkin, der 1953 kurzzeitig bei den All Stars spielte. Joe Bushkin (1916-2004) spielte u.a. mit Benny Goodman, Bunny Berigan, Eddie Condon, Muggsy Spanier, Tommy Dorsey und war 1976-1977 auf Big Crosbys letzter Tournee dessen Begleiter gewesen. Außerdem wirkte er 1936 an der ersten eigenen Aufnahmesession von Billie Holiday mit. Außerdem war er Trompeter in der Army während des Krieges, wurde auch als Arrangeur und Komponist sehr geschätzt (er war für Frank Sinatras ersten großen Erfolgstitel "Oh, look at me now" verantwortlich, den er komponierte).

    Am 21.04.1953 ging er mit den All Stars ins Studio. Es waren aber auch noch einige Gastmusiker mit dabei ("April in Portugal" und "Ramona" wurden eingespielt, zwei Schnulzen der damaligen Zeit). Die Besetzung lautete: Louis Armstrong (Trompete, Gesang) - Trummy Young (Posaune) - Barney Bigard (Klarinette) - Joe Bushkin (Klavier) - Arvell Shaw (Bass) - Cozy Cole (Drums) dazu kamen noch Milt Yaner, Dick Jacobs (Altsax) - Sam Taylor (Tenorsax) - Everett Barksdale (Gitarre)

    Am 29.12.1953, also zwei Tage (!!!) VOR dem Konzert in Yokohama, spielte man die Musik zum heutigen Filmklassiker "Die Glenn Miller-Story" ein (mit James Stewart als Glenn Miller). Hier waren ebenfalls drei Gastmusiker mit dabei. Auch hier die Besetzung dieser Band. Ich poste das deshalb so eingehend, weil die beiden Titel "Basin'Street Blues" und "Otchi-Tchor-No-Ya" kurze Zeit später erneut von den All Stars eingespielt wurden, dann aber in leicht veränderter Besetzung. Dazu gleich mehr.

    Für den Film waren folgende Musiker tätig: Louis Armstrong (Trompete, Gesang) - Trummy Young (Posaune) - Barney Bigard (Klarinette) - Marty Napoleon (Klavier) - Cozy Cole (Drums) dazu kamen als Gäste Joe Yukl (Posaune -er spielte das Solo ein, was James Stewart alias Glenn Miller bei der Jam Session im Film einspielte. Yukl war ein ausgezeichneter Studiomusiker gewesen) - Baba Russin (Tenorsax) und Drummer Gene Krupa. Man kann ihn zusammen mit Cozy Cole im Film auch sehen bei dem Schlagzeugsolo, dass beide zusammen spielten.

    Am 19.März 1954 wurden dann eben diese beiden Titel ("Basin' Street Blues" und "Otchi-Tchor-Ni-Ya" zusammen mit "Struttin' with some Barbecue" und "Margie") erneut eingespielt. Dieses Mal wieder mit einem Tenoristen (Bud Freeman) als Gastmusiker. Doch mit Billy Kyle am Klavier und Drummer Kenny John für das Duo Cole/Krupa. Diese Aufnahmen entstanden am 19.März 1954. Für den Hörer ist dabei nicht unwichtig, dass man Babe Russin und Bud Freeman kaum auseinander halten kann, da sie ähnlich spielten. Interessant dabei ist dass sowohl Russin als auch Freeman sowohl mit Benny Goodman als auch Tommy Dorsey spielten, und beide im Dixieland-Umfeld auch Aufnahmen machten. Doch während Freeman später mit kleinen Gruppen auf Tournee ging, entschied sich Russin, in die Studios zu gehen.

    Qualitativ gibt es zu beiden Einspielungen nichts Negatives zu sagen. Sie sind meiner Meinung nach die besten Studio-Aufnahmen, die Armstrong bis dahin machte seit er 1950 mit "Panama" und anderen Titeln im Studio war. Daher ist es auch kein Problem für mich, dass ich die 1950-er Einspielung weiter oben mit den beiden Studio-Nummern vom 19.03.1954 als Empfehlung ausgegeben hatte. Sie ist wirklich hervorragend geworden.

    Nun bin ich also übergangslos in das Jahr 1954 fortgeschritten. Es sollte ein sehr gutes Jahr werden für die All Stars, aber auch bereits erkennen lassen, dass mancher Besetzungswechsel nicht mehr wirklich nachvollziehbar wurde.

    Zunächst möchte ich auf einen interessanten Live-Mitschnitt vom 08.Mai 1954 verweisen.Es dürfte der Abschluss für Drummer Kenny John gewesen sein. Wie großartig dieser Musiker spielen konnte, kann man hier auch wieder erleben. Er mag recht laut spielen, aber seine Breaks auf der kleinen Trommel (Snare) oder seine "Bomben" mit der großen Trommel sind schon erste Sahne, und feuern die Band ganz schön an. Auch zeigt sich bereits deutlich das Gesicht der Titel-Liste, wie sie in ähnlicher Form immer wieder auftreten sollte.

    Los geht es mit "When it's Sleepy Time down South", gefolgt von "Indiana". Dann "A Kiss to built a Dream on", "The Bucket get's a hole in it", "Blueberry Hill", "Tin Roof Blues", "Struttin' with some Barbecue", "'s Wonderful" (hier mit Barney Bigard als Hauptsolisten, aber eben auch Kenny John mit Bigard im Duett. Dann kommt noch Bassist Arvell Shaw dazu. Ein gutes Beispiel dafür, dass die Band auch weg von der Routine gehen konnte ).

    "All the Things you Are" gehört für mich zu den schönsten Balladen des Jazz überhaupt. Billy Kyle spielt sie brillant, hat genau den richtigen Ansatzpunkt dafür gewählt. Er ist für mich, ich kann es nur immer wiederholen, einfach großartig gewesen. Bereits zu seiner Zeit im John Kirby-Sextett hat er mit lockerer Hand extrem swingend die Schule von Earl Hines und Teddy Wilson mit brillanter Technik fortgeführt. Wie er Zitate und Läufe a la Johann Sebastian Bach mit in sein Spiel einbringt, ohne dass eine Note "künstlich" wirkt dabei ist großartig.

    "The Man I Love" wird solistisch von Arvell Shaw gespielt. Auch hier zeichnet sich Kyle aus, dieses Mal als einfühlsamer Begleiter, der sparsam das Stück zusammenhält, während Shaw sich austoben kann. "Margie" gehört dann Trummy Young, "Stompin'at the Savoy" Drummer Kenny John. Weitere Titel dieser Zeit folgen noch, so "C#est Si bon", "Lazy River", "Shadrack" und "When the Saints" als Medley, "High Society" und "Pennies from Heaven". Auch mit dabei ist "New Orleans Function", was er immer wieder spielte.

    Auf der Doppel-CD sind die komplette Seite Eins und von der CD die Titel 1-8 diesem Konzert zuzuordnen, also vermutlich das komplette Konzert. Es zeigt bereits deutlich das "Strickmuster" eines typischen All Star-Konzertes, wie es bis zum Ende der Band immer wieder in ähnlicher Form vorkommen wird. Um mal einen Vergleich zu geben, habe ich mir die Mühe gemacht, die Titel-Listen späterer Konzerte anzuschauen. Als Beispiel drei Konzerte aus dem 1960-er Jahren: Auf dem Jazzfestival von Newport von 1960, als Barney Bigard wieder zurück in die Band kam, wurden vom 1954-er Konzert ganze fünf Titel noch gespielt, darunter der gleiche Beginn mit Theme-Song und "Indiana". Neue Musiker waren damals im Grunde nur Bassist und Drummer. Noch etwas später, vom 01.August 1962 stammt ein Konzert aus Chicago, dass ganze sieben Titel des 1954-er Konzertes brachte. Dieses Mal sind gegenüber 1960 Klarinette und Bass ausgetauscht worden. Young und Kyle waren immer noch mit dabei gewesen.

    Geht man noch ein paar Jahre weiter, wird man bei dem legendären Friedrichstadt-Palast-Konzert vom 05.April 1965 auch wieder fündig: Erneut sieben Titel sind mit dem Konzert von 1954 identisch. Doch die Besetzung hat gegenüber 1962 erneut gewechselt. Nun ist nur noch Pianist Billy Kyle dabei, und Heimkehrer Arvell Shaw steht mal wieder am Bass. Es sollte kurze Zeit später der Band endgültig den Rücken kehren.

    Wer jetzt sich die Mühe machen würde, die Soli von Armstrong genau zu verfolgen, wird feststellen, dass er über die Jahre hinweg seine Soli nur noch wenig ändern wird. Ausnahmen bestätigen die Regel, das ist klar, aber im Großen und Ganzen werden die Phrasen kürzer, auch die hohen Passagen werden seltener, aber sie kommen immer noch rüber. Sein Gesang nimmt zu, die Qualität der Musiker aber ab.

    Es wurden keine "schlechten" Musiker verpflichtet, aber eben auch keine echten "Stars". Gute oder sehr gute Allrounder, die vor allem wegen der ausgezeichneten Bezahlung kamen, denn es war bekannt, dass Joe Glaser die Musiker weit über dem Standard bezahlte. Dafür wurde auch verlangt, quasi pausenlos um die Welt zu touren, keinen Urlaub zu haben, und eben Abend für Abend ein ziemlich ähnliches Programm zu spielen. Dieses wurde nur unterbrochen von den neuen Solo-Stücken der neuen Bandmitglieder, oder eben durch die Hinzunahme von neuen Hits ("Mack the Knife", "Olé Miss", "Helly,Dolly", "What a wonderful World" als Beispiele). Da musste es klar sein, dass man dafür keine Spitzenleute bekommen würde, denn die wollten sich diesem Stress nicht aussetzen.

    Natürlich gab es solche Abnutzungserscheinungen auch bei Duke Ellington, Benny Goodman oder Count Basie, die ebenfalls die Welt bereisten, aber sie nahmen immer wieder neue Sachen ins Programm auf, und das weitaus öfter als Armstrong es tat. Bei Ellington ist aber auch dieser Verschleiß zu finden, vor allem ab Mitte der 1960-er Jahre, als seine Solisten alt wurden, bzw. weggingen, und die Qualität der Nachfolger nicht immer die Gleiche war.

    Benny Goodman spielte bis zum Ende seiner Tage die alten Stücke, die er bereits 1938 spielte. Er hatte aber keine feste Band mehr, sondern stellte sie für jede Tournee neu zusammen.

    Hier nun die Doppel-CD, die ich gerade besprochen habe. Die Titel der CD-Nr,2 von 9-13 stammen vom Newport Jazz Festival von 1956 (06.Juli 1956). Hier spielten Edmond Hall (Klarinette) und Barrett Deems (Drums) für Bigard und John mit. Die Titel 14-17 stammen vom Esquire Jazz Concert vom 17.Januar 1945, und Track 18 aus dem Film "Artists and Models" vom Oktober 1937. Diese Zusammenstellung ist sicher nicht besonders gelungen, aber es ging mir in der Hauptsache um das Mai 1954-Konzert der All Stars, was hier erstmals veröffentlicht wurde.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Louis Armstrong hatte mit der Plattenfirma Decca ab 1949 einen Exklusiv-Vertrag. Dieser endete Ende 1953/ Anfang 1954. Ab diesem Zeitpunkt hatte Joe Glaser festgelegt, dass man Armstrong keine feste Firma mehr zumuten wollte. So konnte er mit völlig unterschiedliche Firmen diverse Projekte angehen, und am Ende weitaus mehr Geld fordern, als dies durch einen festen Vertrag möglich gewesen wäre. Mit Decca wurden mehr die kommerziellen Projekte durchgeführt, in der Regel auch mit größeren Formationen, mit Columbia die jazzigen Einspielungen mit den All Stars, und mit Verve mit bekannten Jazzmusikern wie Ella Fitzgerald oder Oscar Peterson. Es kam auch für Roulette zu einer Aufnahme mit Duke Ellington.

    Ebenfalls trat Armstong in unzähligen Filmen auf, darunter der "Glenn Miller Story", "High Society" mit Bing Crosby und vielen anderen Stars, sowie 1959 in "Five Pennies" mit Danny Kaye in der Rolle des Kornettisten Red Nichols.

    Das als Information für die rege Aufnahmetätigkeit Armstrongs in den nächsten Jahren. Ich beschränke mich dabei aber auf die Aufnahmen der All Stars, bzw. auf Aufnahmen, in denen die All Stars beteiligt waren. Ausnahmen bestätigen die Regel dabei.

    Vom 12.-14.07.1954 ging Armstrong mit seinen All Stars das erste Mal für die Firma Columbia ins Studio. Das war damals eine der besten Palttenfirmen überhaupt. Später ging das ganze Archiv an Sony Music, und heute steht es unter der Regie von Warner Brothers, wenn ich das richtig im Kopf habe. Produzent George Avakian, Hauptproduzent der Firma, sollte in wenigen Jahren zu den wichtigsten und besten Produzenten für Jazzaufnahmen sich entwickeln. Er machte auch mit Duke Ellington und vielen anderen Großen de Jazz historisch und qualitativ hervorragende Einspielungen, die noch heute zum Besten gehören, die je auf Platte gepresst worden sind.

    Avakian wollte schon früher mit Armstrong ins Studio, doch noch musste er warten bis Armstrong frei war und nicht mehr an Decca gebunden war. Die erste Platte wurde dann auch gleich ein absoluter Hit: "Louis Amrstrong plays W.C.Handy", quasi DEM Blues-Komponisten überhaupt. Avakian suchte frühzeitig die Nummern aus, die er gerne auf der Platte hätte, und Armstrong spielte sie dann zuvor in den vielen Auftritten immer mal wieder einie davon, so dass ein Teil davon sofort aufgenommen werden konnte. Weitere Titel wurden dann im Studio ausgearbeitet. Hier, so sagte Avakian selbst, war dann Billy Kyle von großer Wichtigkeit. Er suchte dann die passenden Tonarten aus für Armstrong und Velma Middleton, die hier eine ihrer wenigen Sternstunden hatte. Immerhin sang sie auf vier Titeln mit. Ebenfalls bemerkte Avakian, wie eng die Zusammenarbeit und Übereinstimmung auch mit Posaunist Trummy Young und Armstrong war.

    Erstmals mit dabei ist Drummer Barrett Deems (1914-1998). Ich kann bis heute nur bedingt nachvollziehen, warum sich Armstrong ihn aussuchte. Vermutlich deshalb, weil er einen grundsoliden Beat hatte, durchaus swingte, und weitaus weniger extrovertiert spielte als Kenny John. Deems, der mal den Titel "Schnellster Drummer der Welt" bekommen hatte (da waren wohl Buddy Rich oder Louie Bellson gerade nicht verfügbar...), konnte immerhin auf eine solide Vita zurückblicken: Joe Venuti (rund sieben Jahre), Jimmy Dorsey, Red Norvo, Charlie Barnet und von 1951-1954 mit Muggsy Spanier. Später war er bei Jack Teagarden (1960-1963), Art Hodes, den Dukes of Dixieland und auch der "The World Greatest Jazz Band" und Benny Goodman auf Tournee.

    Deems spielte meiner (und jener vieler Kritiker, Musiker und Jazzfreunde) Meinung nach zu eindimensional und langweilig fast immer die gleichen Figuren, doch Armstrong scheint genau DAS so gewollt zu haben (Zitat: He's the best Drummer I've ever worked with"). Avakian, der sich darüber selbst mehr als nur wunderte, sagte dann später, er wisse nun, was Armstromg meinte. Er hielt das Tempo solid fest, und schaffte so die Basis für die anderen Musiker. Doch von seinen Vorgängern Catlett, Cole und John war er Lichtjahre entfernt.

    Die Platte wurde ein voller Erfolg. Velma Middleton hatte drei gute Tage, die Band spielte insgesamt ausgezeichnet, so dass in drei Tagen ein Album entstand, für was eine heutige Band vermutlich Monate benötigen würde. Armstrong war sehr entspannt und gut drauf gewesen. Avakian erkannte die Gunst der Stunde und lies die Bänder laufen, auch wenn mal etwas misslang und Armstrong abbrach und neu einzählte. Bei dem Remake 1997 wurden dann auch diese Teile als "Bonus Tracks" mit dazu.

    Höhepunkte waren sicherlich "St.Louis Blues", "Olé Miss" (hier besticht Armstrong mit eines seiner besten Soli auf Platte) und das wunderbare "Careless Love". Doch auch Sücke wie "Aunt Hagar's Blues", "Yellow Dog Blues", "Lone Gone", "Beale Street Blues" und "Hesitating Blues" sind klasse geworden. Offiziell wurden 11 Titel eingespielt. Die von mir empfohlene CD hat 16 Tracks, darunter ein Interview Avakians mit W.C.Handy und einige Bonus Tracks.

    Die Band bestand zu diesem Zeitpunkt aus: Louis Armstrong (Trompete,Gesang) - Trummy Young (Posaune) - Barney Bigard (Klarinette) - Billy Kyle (Klavier) - Arvell Shaw (Bass) und Barrett Deems (Drums) + Velma Middleton (Gesang).

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Die Kritiken der Einspielung überschlugen sich geradezu nach der Veröffentlichung. Das wichtigste Jazzmagazin "Down Beat" vergab in ihrer Ausgabe vom 04.12.1954 die volle Punktzahl von fünf Sternen. Nat Hentoff, schreib damals dazu. Zitat: "This LP is one of the greatest recordings not only of the year, but of history". Dabei schrieb Henthoff (der einer der anerkanntesten Kritiker des Jazz damals war), dass auch George Avakian nicht genug gedankt werden könne, er erst dieses Album ermöglicht hatte.

    Doch für die Band und Armstrong ging die Tour durch die USA natürlich weiter. 53 sogenannte "One Nighters", also Einzelauftritte in jeweils einer anderen Stadt waren für den Sommer das straffe Programm der Band. Man muss sich hier auch einmal in alle Musiker hinein versetzen.Immerhin spielte die Band dann zwei Monate im New Yorker Club "Basin'Street". Dort brach die Band sämtliche Rekorde.

    Das bedeutete kaum Schlaf, Essen und Schlafen zu völlig unterschiedlichen Zeiten, meist in der Nacht, dazu Koffer rein und raus. Dazu sollte man ebenfalls bedenken, dass der Komfort 1954 anders aussah als 2016. Und das über viele Jahre hinweg, ohne wirklich Urlaub zu haben, denn Armstrong machte keinen Urlaub, schonte sich nie und würde schon bald die Folgen davon zu spüren bekommen. Seine Lippe hatte schon lange Probleme damit, diesen Stress zu bewältigen, doch Armstrong war geradezu besessen vom Spielen und dem Applaus seiner Fans.

    Das sind alles Gründe, warum einige Mitglieder hin und wieder ausstiegen, oder doch nicht so lange blieben. Denn das Ganze zehrte an den Kräften, dazu kam das kaum wechselnde Programm. Wie auch, wenn man ständig spielen musste? Proben konnten deshalb nur zwischendurch stattfinden, wenn überhaupt. Billy Kyle war die Aufgabe zuteil geworden, neue Bandmitglieder in die Stücke einzuweisen. Noch war die Frontline stabil und auch in ausgezeichneten Händen. Dafür krankte es in der Rhythmusgruppe hin und wieder an Qualität.

    Wilfred Lowe vom Britischen "Jazz Journal" schrieb damals über Armstrongs Trompetenspiel: "His Phrasing is par excellence, but technically -well, there are dozens of jazz men, traditionalists,too, who can leave him frozen. There's nothing extraordinary about his range - a point which is always offered in his favor; the "warm vibrato" in the upper range sounds more like a strenuous battle to reach the notes - his solos today seem to consist of three or four notes, well phrased and blown like mad"

    Das heißt frei übersetzt, dass er eine wunderbare Phrasierung hat, auch technisch nach wie vor gut spielen würde, es aber doch dutzende von Jazzmusikern gibt, die ihm Paroli bieten könnten. Seine früher hochgeschätzte Tonhöhe ist inzwischen auch schon nicht mehr außergewöhnlich, und sein "warmes Vibrato" würde mehr nach einem anstregenden Kampf mit den Noten klingen als früher. Seine Soli würden nur noch aus drei bis vier verschiedenen Tönen bestehen, die er ziemlich verrückt spielen würde.

    Damit deutet sich genau das an, was ich schon beschrieben hatte. Armstrong hat sich per "Baukasten-System" seine Soli zurecht gelegt, und muss aber auf seine Lippe in irgend einer Form Rücksicht nehmen. Da ich selbst Trompete spiele, kann ich sehr gut nachempfinden, wie es ihm ergehen musste. Auf er einen Seite immer auf Perfektion aus, auf der anderen Seite die Tatsache, dass menschliche Physis nicht unendlich ist. Doch er ignorierte solche Warnungen grundsätzlich. Seine Gesundheit ruinierte er sich damit letztendlich total. Und es grenzt an eine Wunder, dass er insgesamt gesehen überhaupt so lange um die Welt touren konnte.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Weitere Live-Konzerte oder Studio-Einspielungen mit den All Stars au dem Jahre 1954 habe ich nicht mehr im Angebot. Es gibt welche, so vom 01.09.1954: "Muskrat Ramble" und ein Medley wurden eingespielt. Die Besetzung ist die Gleiche wie zur Aufnahme der W.C.Handy-Einspielung wenige Monate zuvor.

    Ich selbst kann erst wieder mit einer CD aufwarten, die ein Konzert vom 21.Januar 1955 aus dem Crecendo-Club in Hollywood beinhaltet. Das Programm weicht hier ein wenig ab, und die Band ist immer noch jene aus der Handy-Aufnahme. Die CD ist für einen Appel und ein Ei zu bekommen beim Anbieter mit A......

    Neben den bekannten Standards hört man hier Stücke wie "Rose Room", "Brother Bill", "Perdido", "Old Man Mose", "When you're Smiling" und die neuen Hits "C'est Si Bon" oder den "Wiffenpoof Song", eine Persiflage auf den Bebop übrigens. Dazu aus den alten Tagen "Jeepers Creepers" und "Rockin'Chair".

    Die Live-Einspielung wurde erstaunlicherweise von Decca mitgeschnitten, die sonst nie Interesse an Armstrongs Jazz-Aufnahmen zeigte, doch wohl nie unter Deccas Namen veröffentlicht. Dabei gilt der Mitschnitt zurecht als einer der besten Mitschnitte der All Stars überhaupt. Die Musiker sind in glänzender Verfassung, auch die Folge einer Band, die längere Zeit täglich gemeinsam auf der Bühne stand.

    Eine Doppel-CD, die neben der Handy-Einspielungen noch weitere Stücke bis in das Jahr 1956 dabei hat (darunter das berühmte Concerto Grosso über den St.Louis Blues mit Leonard Bernstein und dem New York Philharmonic Orchestra im Beisein das hochbetagten W.C.Handy persönlich), aber auch die Fats Waller-Aufnahmen sind mit dabei. In wie weit die Membran-CD aber technisch klingt, kann ich nichts sagen. DIe Trackliste von Amazon stimmt nicht von Track 15-24, warum auch immer. Alles ist völlig durcheinander geraten, das auch nur mal als Info dazu.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Lieber Maurice, sei Dir sicher, mit Deinen detaillierten Erläuterungen zu den All Stars weckst Du bei so manchem (zum Beispiel bei mir) echtes Interesse, sich auch einmal intensiver damit zu befassen (genauso wie vor kurzem bei Duke Ellington). Es ist sicher bei vielen zumal in der Vorweihnachtszeit nur eine Zeitfrage, nicht unmittelbar hier im Thread zu antworten. Vielen Dank für Dein Engagement hier für den klassischen Jazz und seine wesentlichen Musiker, es tut gut zu wissen, dass man das bei Capriccio nun so im Überblick hat, und so manche Louis Armstrong All Stars CD merke ich mir nun schon mal vor fürs nächste Jahr. Bin schon gespannt wie es ab Mitte der 50er bis 1971 weiter geht mit den All Stars.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Danke für die Blumen!! Warte einfach noch ein Weilchen ab, dann wirst Du noch einige Aufnahmen hier finden. Es ist nicht einfach bei der Masse an Einspielungen, dazu unzählige Remakes und "The Best Of"-CDs, die man in der Regel in die Tonne werfen kann.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Diese 4-CD-Box gibt uns mindestens zwei Konzerte wieder, einmal jenes vom 30.01.1951 mit der Besetzung Armstrong - Teagarden - Bigard - Hines - Shaw - Cole - Middleton. Ein weiteres Konzert wurde am 21.01.1955 mitgeschnitten. Hier wieder in der Besetzung, die bereits auf der letzten Besprechung von mir mitwirkte, also Armstrong - Young - Bigard -Kyle - Shaw - Deems - Middleton

    Weiterin erhält die Box wohl viele Titel, deren Aufnahmejahr man nicht genau bestimmen kann. Ich kenne die Box selbst nicht, und was der eine "Rezensent" geschrieben hat dazu, hätte er sich auch sparen können. Daher nehme ich die vergebenen fünf Sterne auch zunächst einmal nicht wirklich ernst.

    Vom 26.04.1955 - 03.05.1955 nahm Armstrong einen Tribute für seinen bereits lange verstorbenen Kollegen Thomas "Fats" Waller auf. Waller, einer der besten und wichtigsten Pianisten/Songwriter"Sänger der späten 1920-er Jahre aufwärts, schrieb Titel wie "Honeysuckle Rose", "Black and Blue", "Ain't Misbehavin'" oder "Keepin'out of Mischief Now". Armstrong selbst war irgendwie nicht in Stimmung für Wallers Musik an diesem Tag. Auch Barney Bigard spielte ziemlich unmotiviert, er war einfach des Spielens in der Band müde. Wenige Monte später verließ er dann auch die Band für mehrere Jahre.

    George Avakian, der auch für dieses Album und die Titelauswahl zuständig war, gab später zu, dass es dieses Mal weitaus schwieriger gewesen war, passendes Material zu finden, und auch die Musiker waren nicht in Bestform gewesen. Dass am Ende doch noch ein schönes Album herauskam, grenzt an ein Wunder, bzw. spricht für die Leistung der Band an sich noch einmal um so mehr.

    Warum Armstrong hier Probleme hatte, kann ich nicht genau sagen. Immerhin nahm er bereits in der Entstehung der Titel bereits Aufnahmen mit ihr auf, bzw. wurde in der Show "Hot Choclate" aus dem Jahre 1929, in der er vielleicht den letzten Schliff zum Weltstar bekommen hatte . So sind "Black and Blue", "Honeysuckle Rose" oder "Ain't Misbehavin'" keine fremden Stücke für ihn gewesen, im Gegenteil, ER machte sie zu Standards des Jazz. Auch an der Qualität der hier zu hörenden Titel gibt es nichts auszusetzen. Manchmal läuft es eben nicht so recht, der Mensch ist halt keine Maschine.

    Hier fällt auch erstmals auf, dass Berrett Deems nicht immer besonders fantasievoll begleitete, und damit in dieser Hinsicht, aber auch im Drive an sich seinen ehemaligen Kollegen nicht das Wasser reichen. Ich mag nicht glauben, dass es Armstrongs Wunsch war, dass er so spielte, aber mir ist dies vor und nach seiner Zeit bei Armstrong nicht mehr so aufgefallen bei seinen Stationen bei Muggsy Spanier und auch Jack Teagarden. Auch viel später, als er eine eigene Bigband leitete, fand ich sein Spiel viel abwechslungsreicher und besser als hier bei Armstrong. Schon komisch...
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    Und noch ein letztes Mal bestand die Band aus: Louis Armstrong (Trompete,Gesang) - Trummy Young (Posaune, Gesang) - Barney Bigard (Klarinette) - Billy Kyle (Klavier) - Arvell Shaw (Bass) - Barrett Deems (Drums)

    Technisch gesehen wurde durch Columbia beste Mono-Qualität geboten. Schade dennoch, dass man nicht bereits auf Stereo aufnahm, aber das war oftmals den weißen Kollegen noch vorbehalten gewesen damals. Daran konnte auch ein Louis Armstrong nichts machen.

    Die Platte wurde letztendlich erneut ein Erfolg. Daher würde ich es hier zunächst einmal als "Jammern auf hohem Niveau" bezeichnen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Barney Bigard wurde ab September 1955 durch den ausgezeichneten Edmond Hall an der Klarinette ersetzt. Hall, Jahrgang 1901, geboren in New Orleans, so wie Armstrong auch, war der vielleicht beste schwarze Klarinettist des alten Jazz überhaupt. Trotz seines Alters gelang ihm auch der Übergang zum Swing problemlos, und er war die beste Lösung gewesen, die Joe Glaser fällen konnte. Sein Stil war nicht so filigran wie jener Bigards, sein Ton war "beißend", schärfer und auch akzentuierter als jener der meisten Klarinettisten damals. Er brachte eine neue Vitalität in die Band hinein, und machte den Weggang Bigards schnell vergessen.

    Armstrong schrieb dazu an Glaser am 08.September 1955, also unmittelbar nach Halls Verpflichtung: "Ed Hall is one of the very best......I personally think that he will lift up the band a hundred percent"

    Am 28.09.1955 nahm Armstrong Kurt Weills "Mackie Messer" auf, alias "Mack the Knife". Das Arrangement stammt übrigens von Posaunist Turk Murphy, einem der Musiker, die bei der Renaissance des New Orleans-Jazz eine der besten Bands leitete. Jeder weiß um den Erfolg des Stückes durch Armstrong, aber kaum jemand weiß davon, dass Murphy daran eine große Rolle dabei spielte.

    Zwei Tage später flog die Band zu einer Europa-Tournee ab, die drei lange Monate dauern sollte und die Band durch 10 Nationen (Deutschland, Belgien, Schweiz, Schweden, Frankreich, Italien, Spanien konnte ich recherchieren). Der Rückflug war dann am 29.12.1955 gewesen.

    Avakian hatte dabei die clevere Idee, die Konzerte zumindest teilweise mitschneiden zu lassen und sendete extra einen seiner Toningenieure mit nach Europa. Heraus kam dann die LP "Ambassador Satch". Es ist die Zusammenfügung der besten Titel der Tournee, aber auch ergänzt von einigen Titeln,die dann am am 24.Januar 1956 in Hollywood eingespielt wurden. Darunter auch die erste Einspielung des deutschen Liedes "Der Treue Husar" , was in den USA "The Faithful Hussar" hieß. Dazu kommen Stücke wie der "Royal Garden Blues", "Tin Roof Blues", "Muskrat Ramble", "All of Me", "Undecided", "Dardanella" und "Clarinet Marmelade", die Hall mit in die Band brachte, "West End Blues", ein unglaublich schneller und heißer "Tiger Rag", der in Mailand die Fans von den Sitzen riss, "Someday you'll be Sorry", der "Twelfth Street Rag" und "When the Red,Red Robin Comes Bob, Bob, Bobbin' Along", einem damals populären Schlagers.

    Kaum zurück aus Europa, musste die Band bereits 36 Stunden später (man bedenke die Strapazen einer so langen Tournee, dazu der lange Rückflug, die Zeitumstellung grundsätzlich) die Musik zum Film "High Society" (bei uns bekannt geworden als "Die oberen Zehntausend") einspielen. Hier entstanden dann weitere Titel, die Armstrong später viele Jahre im Programm haben sollte: "Now you has Jazz" und natürlich den "High Society Calypso".

    Die Band war zu dieser Zeit in blendender Verfassung gewesen. Die neue Frontline mit Armstrong - Young und Hall brachte eine unglaubliche Power in die Band hinein. Selbst Bassist Arvell Shaw, der alle früheren Frontlines bestens kannte, musste zugeben, dass hier die vermutlich beste Besetzung der All Stars, was die drei Schlüssel-Positionen Trompete, Posaune und Klarinette angeht, spielte. Und sie sollte drei Jahre zusammen spielen in dieser Besetzung. Auch Drummer Barrett Deems machte inzwischen einen guten Eindruck, spielte gerade in Europa weitaus besser als auf seinen Columbia-Aufnahmen.

    Interessant dabei ist, dass Sängerin Velma Middleton NICHT auf dem Album zu hören ist. Ich konnte keine Gründe in der entsprechenden Literatur finden können, aber ich habe sie auch nicht auf dem Album vermisst.

    Nach "Ambsassador Satch" gab es langwierige und sehr schwierige Verhandlungen mit der Firma Columbia und Joe Glaser. Glaser, der nur ungern sich fest an ein Label binden wollte, hatte extrem hohe Forderungen gestellt an Avakian. Es geht dabei um einen Vertrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren, für die man 250.000 Es-Dollar bereit war zu zahlen, oder die Option, sieben Jahre für nochmals 50.000 US-Dollar mehr. Damals eine Summe, die man heute mit den besten Verträgen des Business vergleichen könnte. Doch es kam letztendlich zu keiner Einigung.

    Ein paar weitere Zahlen, was Gagen angeht, liefere ich gleich mit: Armstrong bekam damals pro Abend ca. 5000-6000 US-Dollar gezahlt, um nur mal eine Zahl zu nennen. Wir schreiben dabei das Jahr 1955/56, also eine Zeit, in der diese Summe absolute Spitzenklasse war. Als Vergleich dazu eine Zahl, die ich aus dem Netz habe: In Deutschland wurde 1955 ein Durchschnittslohn von 181 Euro (heute umgerechnet) pro Monat gezahlt. Da der Dollar-Kurs damals extrem hoch war, kann man sich vielleicht vorstellen, was dann damals 5000 US-Dollars an Wert waren.

    Die Band ging inzwischen natürlich weiter auf Tournee. Dieses Mal nach England, dann weiter nach Australien und auch noch nach Afrika. So spielte sie zum ersten Mal in Ghana. Doch Bassist Arvell Shaw war nicht mehr mit dabei, Er wurde durch den ausgezeichneten Jack Lesberg (1920-2005) ersetzt, einem weißen Bassisten, der auch in der Klassik zuhause war (u.a. spielte er oft mit Leonard Bernstein, aber auch mit Benny Goodman, Muggsy Spanier, Tommy Dorsey, Dizzy Gillespie, Jack Teagarden, Earl Hines und vor allem Eddie Condon. Auch spielte er 1947 und 1949 Auftritte mit Armstrong, 1965 dann nochmals kurz mit den All Stars. Er gilt als einer der besten weißen Jazzbassisten seiner Zeit, erlangte aber außerhalb seiner Kollegen kaum größere Bekanntheit).

    Von der Tour gibt es mindestens eine CD, auch ist das Jahr 1956 sehr gut mit Aufnahmen abgedeckt. Daher im nächsten Abschnitt mehr darüber.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Die Tournee wurde durch das amerikanische "State Department" , also dem Außenministerium finanziert. Zu dieser Zeit, man darf nicht vergessen, wir stehen in den dunklen Zeit des "Eisernen Vorhanges", sendete man viele große Jazzmusiker in die ganze Welt hinaus. Dizzy Gillespie mit einer Bigband nach Süd-Amerika, um mal ein Beispiel zu nennen, was mir gerade eingefallen ist.

    Am 04.April 1956 kam die Band in Sydney/Australien an - nach einem Flug von 26 Stunden (!!!) über San Francisco und Honolulu. Ein Mitschnitt vom Konzert am 14.April 1956 in Sydney liegt mir als CD vor. Die CD ist auch aufnahmetechnisch gesehen seht gut gelungen. Die Band spielt bereits nach dem Theme Song "When it's sleepy time down South" bei "Indiana" mit einem Drive und Swing, wie man es später leider nicht mehr hören sollte, als die Besetzung eine Andere war.

    Natürlich ist die Auswahl der Stücke typisch für die Band, wobei immerhin mit "Sweet Sue" ein völlig untypisches Stück enthält. Armstrong singt es zusammen mit den australischen Ansager und Sänger Jack Davey zusammen. Der Rest sind die übliche Mischung an Stücken: "Mack the Knife", "Some Day you'll be Sorry", "Ole Miss", "The Bucket's got a hole in It", "Perdido", "Tin Roof Blues", "Dardanella", "Rockin'Chair" und der "Royal Garden Blues".

    Jack Lesberg verrichtete einen exzellenten Job, was man auch bei der Aufnahme sehr gut hören kann. Er kommt mir fingerfertiger als Arvell Shaw rüber, und er swingte dabei immer locker vor sich hin. Die nun bereits bestens eingespielte Frontline besticht auch hier wieder durch eine Vehemenz, die die ganze Band zu puschen scheint.

    Auch hier ist wieder keine Nummer mit Velma Middleton dabei, was den Kauf dieser Scheibe nur wahrscheinlicher werden lässt. Es war ein sehr gutes Konzert gewesen, aber die Spielzeit der CD (unter 47 Minuten) ist leider ein Negativpunkt dabei. Warum man nicht noch wenigstens 20 Minuten Musik gefunden hat von dieser Tournee erschließt sich mir nicht wirklich. Es kann sich hier ja nur um einen Teil des Konzertes gehandelt haben, so dass noch genug Stücke übrig gewesen sein müssen.

    Die Band im Mai 1956 war man dann in England angekommen. Dort spielte die Band vor Prinzessin Margaret, die ein bekennender Fan Armstrongs und der Band war. Besonders Edmond Hall konnte hier punkten. Armstrong und die Band sorgten allerdings für ein totales Auseinanderplatzen der sonst üblichen Etikette. Doch hier zeigte sich das Königshaus erstaunlich flexibel, und es kam zu keinerlei Problemen.

    Nach England wurden die britischen Inseln bereist. In Schottland war auch die britische Band um Trompeter Humphrey Lyttelton dabei gewesen, der später sich dazu äußerte, dass er nicht verstehen konnte, dass die Kritiker an Armstrongs Show Dinge wagten zu kritisieren. Lyttelton, der ihn 1948 in Nizza und später auch in Paris gesehen hatte, war zutiefest darüber beschämt gewesen, so frei übersetzt seine Meinung zu den Kritiken der ewig nörgelnden britischen Presse.

    Anschließend war dann Afrika noch auf dem Tourneeplan gewesen. In Ghana war der Jubel und Andrang so groß, dass die Band bereits am Flughafen zur Beruhigung der Fans anfing zu spielen.

    Ob es weitere Aufnahmen von der ganzen Tournee gibt, ist nicht recherchierbar gewesen für mich. Es gibt noch mal Aufnahmen aus Melbourne von 1956, die aber mit Einspielungen von 1954 gekoppelt wurden, Diese Einspielungen sind als Down Load erhältlich. Allerdings sind darauf keine wirklich neuen Titel zu finden, so dass man das Album vielleicht nicht unbedingt braucht. Den Link dazu möchte ich aber nicht vorenthalten, aber er mag sich nicht einstellen lassen. as Bild möchte ich aber niemandem vorenthalten dazu:

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    Sonst konnte ich dazu in keiner Diskographie etwas finden. Doch vielleicht taucht doch mal was auf aus dieser Zeit. Da die Band in bester Verfassung war, kann man sich darauf freuen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Kaum zurück von der langen, kräfte raubenden Tournee - der Vertrag zwischen Avakian/Columbia und Joe Glaser war immer noch nicht zustande gekommen - wurden sich die beiden Geschäftsleute aber immerhin einig, eine Doppel-LP aufzunehmen, und zwar direkt aus dem Medina Temple von Chicago am 01.Juni 1956. Leider nur wieder in Mono, auch wenn der Klang für eine Live-Aufnahme ganz gut war. Das Konzert wurde als "The Great Chicago Concert 1956" vermarktet.

    Jack Lesberg, der offenbar nur für die Tournee zur Verfügung stand, wurde durch Dale Jones am Bass ersetzt. Über Dale Jones ist nur wenig bekannt, doch ich konnte immerhin erfahren, dass er am 13.08.1902 in Cedar County/Nebraska geboren wurde, ein früher und langjähriger Freund von Jack Teagarden war, und auch in dessen Bigband und später kleinen Band spielte. Er leitete eigene Bands, und soll bereits 1951 einige Monate mit den All Stars gespielt haben, und auch später immer wieder kurz mit den All Stars spielte (Quelle: The Encyclopedia of Jazz, Leonard Feather, Ausgabe von 1960).

    Generell mal etwas zu meinen Quellen, die ich manchmal direkt angebe. Neben den zahlreichen CD-Booklets sind das primär die Bücher von:

    01. "Das Jazzbuch" von Joachim Ernst Berendt (alle Ausgaben)
    02. "What a wonderful World - The Magic of Louis Armstrong's Later Years" von Ricky Riccardi (Originalfassung in Englisch)
    03. "Louis Armstrong -Sein Leben, Seine Musik, Seine Schallplatten" von Abbi Hübner
    04. "Louis Armstrong" von James Lincoln Collier (deutsche Fassung) ---> Leider ging das Buch nicht richtig reinzustellen
    05. "Louis Armstrong - Ein extravagantes Leben" von Laurence Bergreen (Deutsche Fassung)

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    Ricky Riccardi's Buch ist speziell nur über die All Stars und ausgezeichnet recherchiert worden. Er ist auch auf Facebook sehr präsent, und ich könnte jederzeit ihn befragen, wenn es um Probleme ginge, die ich nicht so lösen konnte. Doch ihn wegen vielleicht erhältlicher Aufnahmen von bestimmten Tourneen zu fragen, fände ich doch übertrieben dann. Eventuell werde ich das am Ende dieser Threads tun, wenn sich hier mehrere Leute für eine bestimmte Zeit interessieren würden, die ich nicht ausreichend bedienen konnte.

    Das Ganze nur, um meine hier getätigten Aussagen zu bestätigen, sie zu untermauern, bevor hier Fragen oder Probleme auftreten könnten. Der lange und auch extrem reichhaltige Zeitraum ist eben nicht mehr völlig zu rekonstruieren. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, dass in Armstrongs Nachlass noch viele nicht veröffentlichte Auftritte vorhanden sind. In wie weit diese auch technisch gelungen sind, so dass man sie auch heute noch veröffentlichen kann, vermag ich nicht einmal ansatzweise zu sagen.

    In den letzten Jahren haben zahlreiche Rundfunk-Stationen ihre Archive geöffnet, so auch in Deutschland der WDR und SWR/SDR. Andere Länder werden das auch getan haben oder tun, so dass man davon ausgehen kann, immer mal wieder neue Live-Konzerte erwerben zu können. Ob das wirklich Sinn macht, muss jeder für sich selbst ausmachen. Ich werde immer wieder gerne Armstrong hören, und habe bereits während dieses Threads zwei CDs und ein Buch erworben. Alleine das zeigt wieder, dass immer wieder Lücken geschlossen werden können, auch bei mir noch natürlich.

    Für den Gelegenheitshörer ist das weniger wichtig, daher reichen die von mir vorgestellten Aufnahmen mehr als nur völlig aus. Doch wer sich nur einen Überblick über seine ganzen Hits verschaffen möchte, wird kaum unter mehreren CDs herumkommen, denn sein letzter Hit stammt von 1969.......

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Zur Künstlerischen Qualität der Doppel-CD habe ich noch nicht wirklich viel geschrieben. Das lag daran, dass ich mir nochmals beide CDs anhören wollte, um nicht etwas Falsches zu schreiben. Dabei ist mir bereits schon auf der CD aus Sydney aufgefallen, dass Trummy Young seinen Stil mit heftigen und lauten Crowls quasi "banalisiert" hat, wie es auch Joachim Ernst Berendt so treffend in seinem Buch beschrieben hat. Es passt sicher gut zur Power-Section, ist aber auf Dauer doch etwas nervraubend. Doch das sind eben die Zugeständnisse, wenn man jahrelang mit der gleichen Band pausenlos auf Tournee gehen muss. Die Kreativität bleibt zurück, man entwickelt einen Stil, der zur Band und den entsprechenden Anforderungen stellt.

    Ebenfalls hier besonders aufgefallen ist mir der rumpelnde "Polterstil" von Drummer Barrett Deems. Das ist nicht wirklich klasse, das ist mir ebenfalls auf Dauer zu wenig für einen erstklassigen Schlagzeuger. Doch auch hier muss man eben die Umstände berücksichtigen, die verdammt hart und schwierig waren. Erstaunlich ist aber, dass Pianist Billy Kyle sich niemals verändert hat, sondern immer äußerst flexibel, auch immer wieder die Lautstärke zurück nahm, alle Nuancen des modernen Klavierspieles berücksichtigte, dabei immer swingte und wirklich brillant war. Eine wirklich herausragende Leistung dieses "Unsung Heros" der Band bedeutete.

    Edmond Hall wirkt auch hier großartig. Er war die letzte großartige Verpflichtung, die Glaser geglückt ist. Sein Nachfolger Peanuts Hucko bewegte sich sicher nicht mehr ganz auf dem Niveau, auch wenn er ein großartiger Musiker war (ich habe ihn selbst noch als alten Mann mehrfach live erlebt, und weiß also, was er kann).

    Armstrong selbst besticht immer wieder mit hohen Tönen, was er bei Live-Auftritten teilweise ziemlich übertrieb. Bassist Dale Jones machte einen sehr guten Job. Er spielt einen fingerfertigen Bass, der auch die schnellen Tempi locker mitgehen konnte. Warum man von ihm nicht wirklich viel gehört hat, kann ich an Hand dieser CD nicht nachvollziehen.

    Velma Middleton ist nur auf CD-Nr.2 zu hören ("Big Mama's back in Town","That's my Desire","Ko,Ko,Ko")

    Bereits am 20.Juni 1956 kann man die All Stars wieder durch eine CD bewundern. Dieses Mal aus dem Civic Auditorium in Passadena. Dieses Mal wieder mit Arvell Shaw am Bass und Velma Middleton hat man auch mit aufgenommen. In diesem Konzert wirkte auch die Band um Trompeter Teddy Buckner mit, der hin und wieder als Armstrong-Double in Filmen auftrat, aber auch ein ausgezeichneter Trompeter war, der stark von Satchmo beeinflusst war. Im letzten Stück des Konzertes "Didn't he Ramble" wirkten er und seine Band mit (die übrigens eine gute Besetzung hatte und noch einen "echten" Jazz spielte)

    Wirklich was Neues gegenüber früheren Konzerten kann man hier nicht erhören. Es sind die üblichen Stücke, die auch hier wieder gespielt wurden. Man hört inzwischen heraus, das Armstrong sein "Baukasten-Spiel" perfektioniert hat in hunderten von Auftritten. Gerade dann, wenn man, so wie ich gerade, mehrere Alben hintereinander hört.

    Man muss sich dabei immer wieder vergegenwärtigen, dass die Band jeden Abend vor anderem Publikum in anderen Städten oder gar Ländern spielt. so dass das den jeweiligen Zuhörern nicht auffällt.

    Doch das Programm hier unterschiedet sich überhaupt nicht zu jenem aus dem vorausgegangen Konzert. Es ist dabei auch hier wieder bemerkenswert, dass die Band trotzdem frisch und gut klingt. Mit dabei waren hier nun: Louis Armstrong (Trompete, Gesang) - Trummy Young (Posaune, Gesang) - Edmond Hall (Klarinette) - Billy Kyle (Klavier) - Arvell Shaw (bass) - Barrett Deems (Drums) - Velma Middleton (Gesang)

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    Ich bitte die beiden nicht richtig eingestellten Cover zu entschuldigen, aber es ging nicht besser.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

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