G.P. Telemann: TWV 43 - Kammermusik für drei Instrumente und Bc

  • G.P. Telemann: TWV 43 - Kammermusik für drei Instrumente und Bc

    Diese Werkgruppe umfasst alle Kompositionen Telemann für frei Instrumente und Generalbass. Am hervorstechendsten sind in dieser Gruppe selbstverständlich die Pariser Quartette, jene Quartte in zwei Bänden, welche in Frankreich so großen Zuspruch erhielten und teilweise, nämlich im Falle der Nouveaux quatuors, explizit in Frankreich bestellt wurden. Dies war für einen nichtfranzösischen Komponisten in der damaligen Zeit eine sehr große Auszeichnung, da die französischen Musikliebhaber der deutschen und italienischen Musiktradition skeptisch bis ablehnend gegenüberstanden. Die übrigen Werke in dieser Werkgruppe, unter ihnen auch Konzerte und keinesfalls nur Quartette, also Kammermusik im eigentlichen Sinne, stehen gegenüber diesen Werken etwas im Schatten, was zumindest teilweise ungerecht ist. Das Quartett war übrigens eine Erfindung Telemanns. Zwar wurden schon früher gelegentlich Werke in der Besetzung von drei Melodieinstrumenten und Bc geschrieben, aber Telemann war der erste, der dieses Format bewusst zu einem Standard erhob. Das Quartett bietet gegenüber der üblichen Triosonate den Vorteil, mit einer zusätzliche Stimme im Bass eine deutlich variablere Faktur und einen abwechslungsreicheren Klang zu ermöglichen. Wirklich ausgenutzt hat Telemann diesen Vorteil nur in den Pariser Quartetten. Die übrigen Quartette sind mehr in der Form der Triosonate gehalten, aber bezeugen trotzdem Telemanns unnachahmliches Gespür für Klang und sein Raffinement.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Nach Tonarten (bzw. der Tonskala) geordnet (abzüglich der Fragmente und Transkriptionen) umfasst TWV 43 folgende Werke:

    Insgesamt: 62 Werke. Alle Werke, die in einer Werksammlung vorkommen, sind blau gekennzeichnet.


    C-Dur: C1, C2
    D-Dur: D1, D2, D3, D4, D5, D6, D7, D8
    d-Moll: d1, d2, d3
    Es-Dur: Es1
    E-Dur: E1, E2
    e-Moll: e1, e2, e3, e4, e5
    F-Dur: F1, F2, F3, F4, F5, F6
    G-Dur: G1, G2, G3, G4, G5, G6, G7, G8, G9, G10, G11, G12, G13
    g-Moll: g1, g2, g3, g4
    A-Dur: A1, A2, A3, A4, A5, A6, A7
    a-Moll: a1, a2, a3, a4, a5
    B-Dur: B1, B2, B3
    h-Moll: h1, h2, h3


    Werksammlungen:

    6 Quadri "Pariser Quartette 1" (1730): G1, D1, A1, g1, e1, h1
    6 Nouveaux quatuors en 6 Suites "Pariser Quartette 2" (1738): D3, a2, G4, h2, A3, e4
    6 Quatuors ou Trios (1733): D2, e3, A2, G3, a1, E1
    Quatriéme livre des quatuors (1752)*: C1, D4, d2, F1, G5, A4


    *Telemanns Urheberschaft ist nicht 100% gesichert.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Lieber Felix,

    vielen Dank, dass Du Dir diese hoch ehrenvolle Aufgabe vornimmst, Telemanns Welten mit einer Anzahl von Fäden zu erschließen. Mit dem Gedanken, dass das auch bei capriccio eine gute Idee sein müsste, habe ich durchaus auch gespielt, aber bin vor der irrsinnigen Menge von toller Musik in die Knie gegangen. Insofern meine Hochachtung vor dem wichtigsten Schritt: dem ersten.

    Ich hoffe, ich habe die Erlaubnis eine Lieblingsplatte, die vollständig in TWV 43 reingehört als erste Schallplatte in diesem Faden zu posten:

    Die ersten Pariser Quartette in einer, wie ich finde, ziemlich gelungenen Einspielung, in der nicht alles Schnelle nur zackig gespielt wird. Das Dialogische dieser Musik kommt hier sehr schön hervor. Manchmal ist Kristin von der Goltz vielleicht etwas auf der summarisch-zackigen Seite (Allegro in der Sonata prima TWV 43:A1), aber Karl Kaiser, Petra Müllejans, Lee Santana, Torsten Johann und Hille Perl finde ich ganz außerordentlich stimmig.

    Ich bin sicher, dass Du zu diesen Stücken einiges mehr schreiben kannst ...

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)


  • [Blockierte Grafik: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/411zCcusK9L.jpg]https://www.amazon.de/Telemann-Fourt…t/dp/B000006P5K
    Wie so häufig: kaum ist die Urheberschaft nicht restlos geklärt, verschwinden Aufnahmen vom Markt, egal wie prächtig die Musik ist.

    So auch hier. Die Musiker, so schreiben sie im Booklet, waren anhand der Qualität der Musik aber davon überzeugt, hier "echten" Telemann zu spielen und ich kann mich ihrer Meinung nur anschließen.


    Lieber Felix Meritis, wenn ich irgend kann, werde ich Dich zu unterstützen suchen bei Deiner hier begonnenen Arbeit.

    Und lieber Benno, jetzt werde ich nicht schon wieder am FBO rummeckern..... :D , obwohl mir die Aufnahmen der ersten drei Bände mit Florilegium deutlich lieber sind.


    Herzliche Grüße,
    Mike

    "Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst." Voltaire

  • Ich bin sicher, dass Du zu diesen Stücken einiges mehr schreiben kannst ...

    Ueber diese Schlüsselwerke des Barocks könnte tatsächlich man einen ganzen Thread reichlich füllen. Zu einem späteren Zeitpunkt können und sollen wir uns genauer über die Werke unterhalten. Zum Anfang wollte ich zunächst einmal einen Ueberblick bieten und - natürlich - auch Einspielungen präsentieren. Deine Einspielung der Quadri habe ich auch und schätze ich auch viel mehr als die cpo Aufnahmen von Holloway & Co, allerdings konnte mich Mike sehr schnell von der überwältigenden Qualität der Florilegium Einspielungen überzeugen: für mich tatsächlich die Referenz.

       


    Definitv abraten würde ich von der Brilliant Einspielung (Musica Ad Rhenum). Das ist für mich "schwarzer Telemann" = Radikalgeschrammel ohne Geschmack.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Also für mich sind diese Quartette definitiv Telemann, denn welcher Zeitgenosse hätte noch so komponiert!? Ja, diese Sammlung ist absolut herrlich. Sie ist gestern bei mir angekommen und ich habe sie mir dreimal angehört, allerdings in dieser Einspielung:

    Hervorragend musiziert!

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Nachtrag zum 4.ten Quartettbuch

    Das 4.te Quartettbuch ist wirklich, da sind Mike und ich uns einig, ein seltsamer Fall. Der Band wurde 1752 publiziert, d.h. zu einer Zeit als Telemann eigentlich gar nicht komponierte sondern nur theoretische Abhandlungen schrieb. Ihr fast schon stur an der Kirchensonate angelehnter Aufbau fällt zudem hinter den Formenreichtum der Pariser Quartette zurück und deutet mehr auf die deutsche Kammermusik der 1720er und 1730er Jahre hin, etwa auf seine eigenen Triosonaten aus dieser Zeit. Die Werke sind auch viel konziser als die Pariser Quartette, mit einer durchschnittlichen Satzlänge von vielleicht 2 Minuten. Für mich ist es irgendwie schwer vorstellbar, dass Telemann 1752 sein Kompositionsmoratorium unterbrochen haben sollte, um so eine Sammlung recht konservativer Werke zu publizieren. Seltsam ist aber auch die Tonartenzusammenstellung. Die gewählten Tonarten erinnern nämlich schon stark an die (Vor-)Klassik: C, G, d, A, D, F. Das heißt, nur ein einziges Werk in Moll unter insgesamt 6 Werken und eine Konzentration auf Tonarten mit wenigen Vorzeichen. Das war im Barock ziemlich unüblich. Auch Telemanns übrige Quartette sind viel besser äquilibriert, was die Tongeschlechter angeht. Trotzdem klingen diese Quartette für mich wie echter, hervorragender Telemann.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • ...denn was innerhalb der Form geschieht, ist die Musik.
    War heute sehr abgelenkt, hörte ausschließlich Beethoven, gestern im Vergleich die beiden Aufnahmen des Vierten Buches der Quartette.
    Wie so oft: unter welchem Blickwinkel ein Werk betrachtet wird, so wird es auch musiziert.
    Hat beinahe was von Quantenphysik: man kann nichts beobachten ohne es zu verändern....zuviel Beethoven....sorry.
    Hier spricht Form und Inhalt irgendwie nicht die selbe Sprache. Hörte vorhin zwischendurch Rameau, die Pièces de clavecin en concerts und war Telemann gar nicht fern.
    Ist auch kein typischer Rameau....sowenig wie das Vierte Buch typischer Telemann ist.

    Mein Blickwinkel ist: das ist wirklich echter, schönster Telemann, da bin ich einer Meinung mit Felix. Scheint mir aber wirklich später Telemann, in der Sprache schon galant- und lässt mich sofort wieder zweifeln, wenn ich dagegen Frankfurter Telemann höre. Werke, die Sonata da chiesa sein sollen, Stylus Phantasticus sind und, denke ich an CPE und WF Bach und Müthel, auch von einem von denen sein könnten.

    Kann man mit einer Situation nicht umgehen, ist eine Möglichkeit, sie zu verlassen. Also hörte ich Telemann. Die "Ino"- Kantate. Ganz sicher von einem der Graun- Brüder komponiert :versteck1: .....wieder diese stilistische Vielfalt des Herrn Melante, die es manchmal schwermacht, Werke zuzuordnen.
    Dabei hatte ich mir doch die schwerblütigste Aufnahme rausgesucht, die ich habe, nämlich einen Brüggen- Mitschnitt, der unter dem Titel "Zwanensangen" nebst der "Jephta"- Ouvertüre Händels eben "Ino" bietet.
    Dabei noch Rameaus "Les Boréades"- was Wunder.

    Bin so klug als wie zuvor...reicher allerdings. Habe schönste Musik gehört!
    Quintessenz meiner zu vielen Worte.

    Herzliche Grüße,
    Mike

    "Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst." Voltaire

  • Ich tue mal ein bisschen Butter bei die Fische, weil mich die Frage doch sehr interessiert. Beim abermaligen Anhören fiel mir wieder sehr wenig Galantes auf. Die langsamen Sätze etwa klingen überwiegend wie Rezitative oder Ariosi aus Passionsmusiken deutscher Herkunft. Ganz besonders frappierend ist das bei den ersten Sätzen des F-Dur und des d-Moll Quartetts oder dem dritten Satz des G-Dur Quartetts. Der Einleitungssatz des A-Dur Quartetts wiederum könnte einem Duett aus einer Kantate nachempfunden sein. Bisweilen höre ich auch Italienisches heraus, wie im dritten Satz desselben Quartetts. Ganz besonders ausgefallen ist der erste Satz des G-Dur Quartetts, denn er klingt wie eine Canzone aus dem 17. Jahrhundert. Die schnellen Sätze haben für mich auch kaum französischen Charakter. Viel eher sind es schnelle Stücke mit kurzen Notenwerten, die sehr geschickt polyphon verarbeitet werden. Das ist für mich eher deutsch-italieischer Stil mit ausgeprägten Telemannschen Themen. Schnelle Sätze in der französischen Tradition setzen ja gerne lange Notenwerte in der Melodiestimme gegen eine schnelle Begleitung, was eine komplexe Rhythmik bewirkt und sind sehr stark an Tanzformen orientiert. Im Austausch ist die Kontrapunktik meist weniger ausgeprägt. Summa summarum: für mich sind das ernste Werke, die ihrer Zuordnung als Kirchensonaten durchaus entsprechen.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Werke ohne Einspielung

    Auch nach eingehender Suche bei allen amazons und jpc konnte ich für rund ein Viertel der Werke aus TWV 43 keine einzige Einspielung finden.
    Diese sind:

    D5, D6, D8
    E2
    e5
    F5, F6
    G8, G9, G13
    A5, A6
    a5

    Die Suche ist allerdings sehr fehleranfällig, da die Beschreibung der aufgenommen Werke oft unvollständig, v.a. ohne TWV Zahl, ist. Kurioserweise findet man Werke aus dieser Werkgruppe, v.a. ausgefallenere, öfters auf Kantateneinspielungen als "Auflockerung". Ein Beispiel dafür wäre diese CD, die zwei exklusive Einspielungen von Quartetten enthält (F4 und A7):

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Das 4.te Quartettbuch ist wirklich, da sind Mike und ich uns einig, ein seltsamer Fall. Der Band wurde 1752 publiziert, d.h. zu einer Zeit als Telemann eigentlich gar nicht komponierte sondern nur theoretische Abhandlungen schrieb. Ihr fast schon stur an der Kirchensonate angelehnter Aufbau fällt zudem hinter den Formenreichtum der Pariser Quartette zurück und deutet mehr auf die deutsche Kammermusik der 1720er und 1730er Jahre hin, etwa auf seine eigenen Triosonaten aus dieser Zeit. Die Werke sind auch viel konziser als die Pariser Quartette, mit einer durchschnittlichen Satzlänge von vielleicht 2 Minuten. Für mich ist es irgendwie schwer vorstellbar, dass Telemann 1752 sein Kompositionsmoratorium unterbrochen haben sollte, um so eine Sammlung recht konservativer Werke zu publizieren. Seltsam ist aber auch die Tonartenzusammenstellung. Die gewählten Tonarten erinnern nämlich schon stark an die (Vor-)Klassik: C, G, d, A, D, F. Das heißt, nur ein einziges Werk in Moll unter insgesamt 6 Werken und eine Konzentration auf Tonarten mit wenigen Vorzeichen. Das war im Barock ziemlich unüblich. Auch Telemanns übrige Quartette sind viel besser äquilibriert, was die Tongeschlechter angeht. Trotzdem klingen diese Quartette für mich wie echter, hervorragender Telemann.

    Lieber Felix,

    vielen Dank für Deine ununterbrochenen Telemann-Mühen, die ich sehr schätze, wie schon geschrieben.

    Ich möchte eine kleine Ergänzung zu Deinen Gedanken zum vierten Quartettbuch machen, die ich kurz nach dem Lesen Deines Beitrags gefunden habe. Da sie Deine Einschätzung mit musikwissenschaftlicher Zustimmung untermauern, denke ich, dass sie Dir willkommen sind.

    Unter https://en.wikipedia.org/wiki/Paris_quartets wird der anscheinend noch aktuelle Forschungsstand zum vierten Buch so zusammengefasst:

    'This edition was almost certainly not authorized by the composer, for it consists of rather clumsy arrangements of early works, originally scored entirely for strings. The original versions are found in manuscripts at Darmstadt and Dresden, copied between 1710 and 1735, which are in Telemann's Italianate style of 1709–15' Als Quelle hierfür wird dieses Buch genannt:

    Zohn, Steven. 2008. Music for a Mixed Taste: Style, Genre, and Meaning in Telemann's Instrumental Works. Oxford and New York: Oxford University Press.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Lieber Benno,

    diese zusätzliche Info ist tatsächlich hochwillkommen! Dies würde erklären, weshalb die Werke aus der Zeit gefallen aber dennoch so echt telemannsch klingen! Auch die Tonartenzusammensetzung würde so erklärt, denn 1752 war vermutlich schon ein deutlicher Überhang von Dur-Werken erwünscht. Bei aller "clumsiness" muss ich aber wieder betonen, welch wunderschöne Werke das sind!

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Moin & Bonjour,

    denn ich habe Dank des Fadens mir wieder die Pariser Quartette vorgenommen. Aus dem geplanten einmaligen Durchhören sind dann 5 Tage mit 5x hören geworden. Das ist samt und sonders vielseitig und hervorragend komponiert. Jedes Quartett ist erfindungsreich im Wechsel der Stimmungen gestaltet. Ich finde den Stil auch sehr elegant. Meine Einspielung im Schrank lässt mich das mit großer Freude genießen. Leider ist die Aufnahme nicht mehr gelistet.

    https://www.discogs.com/Telemann-Barth…release/8037474

    Gruß, Frank

    Gruß, Frank

    Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.

  • 6 Quatuors ou Trios (1733): D2, e3, A2, G3, a1, E1

    Dieser Zyklus (TWV 43: D2, e3, A2, G3, a1, E1), der zweifelsfrei von Telemann stammt, führt ein seltsames Schattendasein in der Telemannschen Diskographie. Als einziger Grund fiele mir die Unentschiedenheit bei der Besetzung auf, denn die Werke können zur Not auch als Trios gespielt werden. Mit der Qualität der Werke selbst kann das aber nichts zu tun haben. Diese ist nämlich um nichts geringer als die der ungleich berühmteren "Quadri" aus 1730. Ja, ich würde sogar sagen, dass Schmuckstücke wie das e-Moll Quartett aus dieser Sammlung (e3) zum Schönsten überhaupt gehören, das Telemann für kammermusikalische Besetzung geschrieben hat. Die Werke sind durchaus im galanten Stil gehalten und teilweise höchst originell. So etwa das a-Moll Quartett (a1), welches mit jedem Satz schneller wird, und schließlich leise "vertrippelt". Umso erstaunlicher ist eben die geringe Zahl an Einspielungen. Tatsächlich gibt es nur eine einzige Gesamtaufnahme des Zyklus, und das auch noch von einem unbekannten Ensemble (Mélomanie) bei einem kleinen US-Label (Lyrichord):


    Die Werke sind sauber gespielt aber der Klang ist extrem trocken und gelegentlich etwas kratzig bzw. rau. Zudem ist durch eine stümperhafte Tontechnik das Cello ausschließlich einseitig zu hören, sodass Kopfhörer hier nicht wirklich benutzt werden können.

    Fünf der sechs Quartette aus dieser Sammlung sind zudem verteilt auf mehrere CDs bei cpo erschienen. Zwei (e3, a1) wurden von den Parnassi musici eingespielt, drei (D2, A2, E1) von Epoca barocca. Mit den Aufnahmen der Parnassi musici bin ich wie immer sehr zufrieden, aber Epoca barocca spielt schlichtweg zu intransparent, um dem Witz dieser Werke gerecht werden zu können.


    Insgesamt ist also die diskographische Situation schlichtweg deplorabel und der Güteklasse dieses Zyklus absolut unangemessen. Ich hoffe, dass das Telemannjahr hier Abhilfe leistet! Es wäre wirklich fantastisch, wenn ein Ensemble wie Florlegium sich dieser Werke annähme!

    Im Zweifelsfall immer Haydn.


  • heute habe ich zufällig entdeckt, das es eine zweite Gesamteinspielung der Quatuors ou Trios gibt:

    Ebenfalls ein unbekanntes Ensemble, Il fuggilotio, aber sehr schön gespielt soweit ich das beurteilen mag. Veröffentlicht wurde die CD bei Stradivarius, und das 1999. Das Cembalo/Continuo wird hier zum Teil noch durch eine Laute unterstützt, mir gefällt die Ergänzung. Ich finde die Einspielung definitiv besser als die Lyrichord-Einspielung. Irgendwie wird süffiger gespielt. Manche langsamen Sätze werden richtig ausgekostet, solche teilweisen ruhigen Tempi muss man natürlich mögen. Die CD wird definitiv in mein Regal wandern!

  • Gerngeschehen. Ich habe die CD auch nur zufällig entdeckt. Hätten Sie Telemanns Werktitel verwendet, statt Six quatuors à deux flûtes, wäre sie leichter zu finden.

    Ach ja: Im Netz sind meistens die Angabe zum Quartett 43:e3 falsch. Es heißt oft Quartet No. 2 in G Major, TWV 43:F1 :D :S . Da hat wohl jemand geschlampt, und alle haben brav abgeschrieben!

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!