Steinway Spirio
Steinway hat das Selbstspielsystem "Spirio" vorgestellt, vorerst für die beiden Flügel-Modelle O-180 und B-211. Man kann sowohl sein eigenes Spiel aufnehmen und wiedergeben als auch Einspielungen diverser Pianisten anhören. Gesteuert wird das ganze - natürlich - über eine Ipad-App. Im Angebot sind dabei nicht nur lebende Pianisten, sondern es wurden auch Aufnahmen von Glenn Gould, Emil Gilels usw. für das neue System übertragen.
Ich kenne Selbstspielsysteme von Bösendorfer, habe sie auch schon einmal ausprobiert. Ich fand sie beim Einstudieren von Werken sehr gut, weil man sich selbst noch einmal mit Abstand hören kann. Nur: Da habe ich natürlich denselben Flügel gehört, auf dem ich zuvor gespielt hatte. Ein Selbsspielystem kann (bisher zumindest) ja immer nur die mechanischen Bewegungen von Tasten bzw. Hammerköpfen und Dämpfern in feinsten Nuancen reproduzieren, nicht aber die Interaktion zwischen Instrument (bzw. Saal) und Musiker, die ja erst zu diesen Nuancen führt. Wenn man also Einspielungen von Yuja Wang oder Emil Gilels auf den eigenen Flügel ins Wohnzimmer holt, ist das eben doch nicht mehr Wang / Gilels, denn die hätten auf einem anderen Flügel und in einer anderen Akustik auch anders gespielt. Das gilt wohl erst recht, wenn Einspielungen von einem großen Konzertflügel (bei Steinway 274 cm lang) auf einem O (180 cm) abgehört werden. Insofern bin ich skeptisch, was den Wert solcher Systeme für Musikhörer angeht, finde sie aber wie gesagt für Pianisten zur Selbstkontrolle sehr sinnvoll.
Christian