Jean- Marie Leclair
Zugegeben, ich tat mich schwer damit, Leclair einzuordnen.
Könnte ja noch Barock sein. Nun habe ich mich entschieden, also hier.
Sein Oeuvre ist überschaubar, zwei Sammlungen Violinkonzerte, Flötensonaten, Violinsonaten, zwei Duosammlungen für zwei Violinen, alles in Sechsergruppen wie üblich, und die einzige Oper "Scylla et Glaucus".
Schlichte Lebensdaten: 10. Mai 1697 in Lyon; † 22. Oktober 1764 in Paris
Alles dazwischen eher abenteuerlich.
Vom Sohn einer Korbflechterfamilie hin zum Ballettmeister des Sonnenkönigs. Als Geiger Schüler von italienischen Meistern wie Somis und Corelli.
Hin zum "Aussteiger", der das höfische Leben hinter sich ließ, in einen Pariser Vorort zog und ebendort 1764 ermordet aufgefunden wurde.
All das in https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Marie_Leclair#Stil
nachzulesen.
So spannend die Vita, noch spannender das Werk.
Natürlich verleugnet Leclair nie, Franzose zu sein, auch als Schüler italienischer Meister nicht.
Stattdessen gelingt ihm ein Konglomerat: beide Stile vereint ohne Widersprüche.
Geht damit über Zeitgenossen hinaus, selbst über Rameau.
All das in dieser bescheidenen Quantität.
Etwas genauer zu den Werken, wenn auch selektiv.
Zuerst möchte ich seine einzige Oper nennen, "Scylla et Glaucus".
Die Oper, die einzige. Obwohl ich kein Opernnarr bin?
Was Leclair hier aber bietet, ist mehr als nur Oper, es ist Geschichte.
Die Formulierung von Dramatik mit französischen Mitteln ohne auf diese beschränkt zu bleiben.
Passend dazu die Handlung, die der griechischen Mythologie entnommen ist.
Leclair geht hier weiter als Rameau, der Ähnliches versucht hat, Stile zu versöhnen. Dessen "Les Paladins" steht dem Werk Leclairs nahe.
Versöhnen heißt hier nicht abmildern, eher Kontraste ausspielen. Berlioz klingt manchmal pompös dagegen, nicht gesättigt.
Wäre mal einen Spaß wert, die "Troyaner" aufzudröseln in Hinsicht auf ihre musikalische Herkunft- ohne es festmachen zu wollen, höre ich Wahlverwndtschaften.
Dann die beiden Sammlungen von Violinkonzerten.
Das eine ist auch als Flötenkonzert bekannt, selbst für die Oboe.
Das schlichteste von allen. Eigentlich sind es Konzerte, die auf dem Höhepunkt der Zeit stehen und den stilistischen Übergang zur Empfindsamkeit abbilden.
Unglaublich schwer zu spielen, genauso schwer einzuordnen für den Hörer- Ausgangspunkt meines Zweifels, wohin mit Leclair.
Die GA mit Standage ist löblich- aber tut dem Werk eher Abbruch.
Man hört, wie schwer zu spielen die Werke sind. Qualität für sich.
Wer mehr hören möchte:
Biondi unterliegt nich der Manie, so schnell wie möglich. Er betrachtet Satzbezeichnungen ganz genau und ein "Allegro" kann sehr langsam sein. Niemals phantasielos dabei! Eine wirklich famose Aufnahme, auf die man sich aber einlassen muss.
Diese hier ist "mainstream-konformer", aber eigentlich weniger überzeugend:
Nun gibt es noch die Sammlungen op.13, die Duette etc...vielleicht hat ja Felix Meritis Lust, zu antworten?
Herzliche Grüße,
Mike