Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg - Bayreuther Festspiele 2017

  • Meine Freunde!

    Ich möchte mich hier überhaupt nicht auf die sog. Judenfeindlichkeit Richard Wagners einlassen sondern bemerke nur das die ganze Inszenierung dieser romantischen Oper,

    FURCHTBAR war und ist,

    es muss ja nicht immer verstaubt sein aber an der Sache vorbei die Regie geführt ist fast dumm. Entweder hat mich die Musik gestört oder das Bühnenbild und die Kostüme, jedes Ding extra wäre gegangen, zusammen war alles falsch! :jaja1: :jaja1:

    Das ist meine unbedeutende Bemerkung über Bayreuth 2017.

    Euer Streiferl, der wahrscheinlich nichts mehr von Oper versteht. :wink: :wink:

  • Der Musikwissenschaftler und -manager Sebastian Solte hat unter dem schönen Titel "Hier killt's die Gunst" eine ausführliche Besprechung der Bayreuther Inszenierung veröffentlicht.

    Das Beste an der Rezension ist die Nachbemerkung, finde ich. (Abgesehen davon, dass der Sinn, den der Musikwissenschaftler dem Wort von den »ersichtlich gewordenen Taten der Musik« unterjubelt, auch ohne die hochgradig peinliche Verwechslung einigermaßen grotesk ist.)

  • Ich möchte mich hier überhaupt nicht auf die sog. Judenfeindlichkeit Richard Wagners einlassen sondern bemerke nur das die ganze Inszenierung dieser romantischen Oper,

    FURCHTBAR war und ist,

    es muss ja nicht immer verstaubt sein aber an der Sache vorbei die Regie geführt ist fast dumm. Entweder hat mich die Musik gestört oder das Bühnenbild und die Kostüme, jedes Ding extra wäre gegangen, zusammen war alles falsch!

    Das ist meine unbedeutende Bemerkung über Bayreuth 2017.

    Euer Streiferl, der wahrscheinlich nichts mehr von Oper versteht.

    Die diesjährigen Bayreuther MS kamen mir durchaus fetzig rüber, was Mucke und Szene betrifft... selbst wenn meine Feedback-Steinchen höchst gegensätzlich zu deinem rüberkommen, käme ich dabei niemals auf den Gedanken, dir Verständnis von Opern abzusprechem.
    Und du solltest es dir auch nicht selbst absprechen. Nein, im Gegentum !
    Keiner muss mit dieser MS-Umsetzung einverstanden sein.
    Übringens, von einem großen + bedeutetendem Forum wurde z.B. Bernd Weikls ablehnendes Feedback dankenswerterweise veröffentlicht. . ........

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Dieses Posting wurde auf Anregung zabkis nicht verschoben, sondern nur kopiert.
    AlexanderK, Moderation

    Die Verbindung Beckmessers mit jüdischen Stereotypen drängt sich ja keinesfalls auf. Ob die Menschen um 1870 die versteckten Hinweise gemerkt haben und sie daher Chamberlain und anderen nicht als erwähnenswert, weil ohnehin offenkundig schienen, können wir heute nicht mehr beurteilen, da unser Sensorium dafür durch die jüngere Geschichte stark verändert wurde. Kosky hat die Figur des Beckmesser zur Darstellung von Wagners Antisemitismus genutzt, weil er der Ansicht ist, das es da entsprechende Konnotationen gibt. Man kann darüber streiten, wie es ja auch hier geschieht. Aber das es Verknüpfungen gibt ist sehr wahrscheinlich, wenn auch vielleicht nicht in dem Maße wie bei Kundry oder Mime. Der Gegensatz von schöpferischem Gestalten (Sachs und Stolzing) und der Unfähigkeit dazu (Beckmesser) ist etwas das Wagner in seiner Charakterisierung des Juden als Künstler deutlich herausgestellt hat. Insofern scheint mir diese Verbindung durchaus plausibel zu sein. Ob Wagner diese aber bewusst hergestellt haben wollte können wir heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen.
    Und mit der Verbindung von Hermann Levi zu Beckmesser, wie sie in der Illustration des Vorspiels und in der 1. Szene dargestellt wird, wird ja die Absicht von Barrie Kosky überdeutlich vorgeführt. Was mich bei der Szene allerdings etwas stört ist die Darstellung von Franz Liszt. Mal abgesehen davon wie er von Günther Groissböck gespielt wird, nämlich etwas albern, hätte Liszt wohl niemals einen Juden dazu aufgefordert sich zu bekreuzigen. Und das religiöse Getue der Wagners kann man allenfals als ironisch ansehen, denn die hatten mit Religion nicht viel am Hut, weswegen sich ja Nietzsche so aufgeregt hat, als Wagner mit seinem Parsifal einen angeblichen Kniefall vor der katholischen Kirche gemacht hat. Wagners Religion war er selber.

    PS: habt ihr eigentlich gemerkt das beim Vorspiel 2 Knaben herumspringen? Wer wohl der 2. ist? Und Fidi war 1870 noch ein Säugling.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Ich habe mir jetzt die Aufzeichnung der Meistersinger vom 28.7. zu Ende angehört. Von der musikalischen Seite bin ich recht zufrieden, wenngleich ich von Klaus Florian Vogt nicht so nachhaltig begeistert bin. Das hat nicht nur damit zu tun dass ich seine knabenhafte Stimme nicht besonders passend finde, sondern auch damit, dass er nach meinem Eindruck bisweilen in der Höhe einige Mühe hatte (z.B. im Preislied). Anne Schwanewilms passte nicht so recht in die Rolle des jungen Mädchens, und das nicht wegen ihres tatsächlichen Alters, sondern weil die Stimme nicht mehr jugendlich klingt. Bei allen anderen war ich aber sehr angetan. Michael Volle als Sachs fand ich stimmlich und darstellerisch großartig, ebenso wie Daniel Behle als David und natürlich Johannes Martin Kränzle als Beckmesser. Den Pogner von Günther Groissböck fand ich stimmlich gut, aber von der Darstellung überzeichnet (insbesondere seine Liszt Parodie).
    Die Personenregie war ebenfalls sehr eindrucksvoll, und die Art „Slapstick“ in der die Personen agierten (besonders lustig die Riege der Meister) hat richtig Spaß gemacht. Durch die sehr geschickte Kameraführung hat man am Fernseher sicher mehr mitbekommen als die Zuschauer im Saal (z.B. das Sachs bereits zum Frühstück französischen Rotwein trinkt). Es waren die vielen kleinen Einfälle, welche die Aufführung so unterhaltsam gemacht haben. Im Nachgang finde ich jedoch die Antisemitismus Anspielung etwas aufgesetzt. Die Schußszene im 2. Aufzug hat zwar etwas beklemmendes, wirkt aber irgendwie fremd.
    Das Nebeneinander von Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse und der historischen Kostüme im 3. Aufzug fand ich indes nicht sehr gelungen. Es passte einfach nicht recht zusammen. Konsequenterweise hätten dann alle in zeitgenössischem Outfit erscheinen müssen. Aber es gab auch Gelegenheit für ein paar nette Gimmicks, z.B. wenn die Meister bei Beckmessers Lied die Synchron-Kopfhörer zu Hilfe nehmen, um den Sinn zu verstehen. Auch lustig wie Stolzing für sein Preislied von unten vor das Pult gefahren wird, und dabei huldvoll lächelt. Aber die Kulisse des Gerichtssaales, in welchem abscheuliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhandelt wurden für ein fröhliches Volksfest zu verwenden, war dann doch etwas reichlich geschmacklos.
    Das Sachs seine Schlussansprache vor leerem Saal hält kann man so interpretieren, dass es keinen mehr zu interessieren scheint was er da von sich gibt. Aber die Botschaft ist ja durchaus zwiespältig, denn sie ist ja neben den nationalistischen Tönen auch ein Bekenntnis zur Kunst, und das sollte schon von allgemeinem Interesse sein. Nicht verstanden habe ich allerdings, warum ein Orchester (das war wohl nicht das richtige Orchester, denn das saß ja im Graben) auf die Bühne gefahren wurde.
    Insgesamt also eine sehr kurzweilige Darstellung mit vielen guten Einfällen und guter bis sehr guter musikalischer Leistung. Und die Musik von Wagner ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben, und für mich neben dem Tristan seine stärkste Partitur. Die paar Buhs am Ende fielen nicht weiter ins Gewicht, und so darf man annehmen dass es auch dem Premierenpublikum gefallen hat.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Anne Schwanewilms passte nicht so recht in die Rolle des jungen Mädchens, und das nicht wegen ihres tatsächlichen Alters, sondern weil die Stimme nicht mehr jugendlich klingt

    dies Urteil scheint ja communis opinio zu sein - ob in diesem oder in anderen Foren.

    Ich hab das eigentlich so verstanden, daß das zum Witz der Sache gehören soll - es wird quasi eine Familienaufführung gemacht, das kann nicht ohne Fehlbesetzung abgehen, zumal wenn die Familienhierarchie und die des Stückes jedenfalls in den zentralen Positionen übereinstimmen soll. Wenn diese "absichtliche Fehlbesetzung" nicht das ganze Stück über funktioniert, wär das dann doch eher eine Fehlkalkulation des Konzepts. Oder ist das ganz abwegig?

    Vergleichbar schien mir David/Magdalene - das bei Wagner ja etwas schräge Paar wird durch "Fehlbesetzung" quasi normalisiert, und das soll ein Witz 2. Grades oder "Metawitz" sein, der aber verpufft...

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Camilla Nylund

    ü b r.
    ...war ja auf der Festspiele - HP bis c. 4 Wochen vor der Premiere Camilla N. als Eva angekündigt . . .
    Weiß jmd,, warum sie zurückgezogen hat (oder zurückgezogen wurde)?

    <= wirklich dagegen hab ich da ja nixx; mit umso mehr Herzblut wird sie demnä. in Düsseldorf die Wozzeck-Marie gestalten können . . .
    (bin in der B - Premiere am 22.10.!)

    :wink:

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • ü b r.
    ...war ja auf der Festspiele - HP bis c. 4 Wochen vor der Premiere Camilla N. als Eva angekündigt . . .
    Weiß jmd,, warum sie zurückgezogen hat (oder zurückgezogen wurde)?

    Es war von Anfang an bzw. seit der Bekanntgabe der Sängerbesetzungen Ende August 2016 Anne Schwanewilms als Eva angekündigt.

    Camilla Nylund singt z.Zt. die Sieglinde in Bayreuth.

    :wink:

    .

  • Meine Lieben!

    Ich dachte es wird eine Diskussion über Bayreuth 2017 und was ist es ein Gedankensache über Richard Wagner und seine Ideen.

    In Wien würde man sagen "Beckmesser ist ein Dreck dagegen!". Nicht böse sein, ihr habt bestimmt in vielen Dingen über Wagner Recht aber ich gehe in die Oper um meine "Meistersinger" zu hören und nicht um zu fragen wie und wann.

    Entschuldigt also bitte wenn meine Meinung vielleicht eine andere ist, und das seit Salzburg, München und jetzt eben Bayreuth die Inszenierungen keinen Charme mehr ausstrahlen und teilweise vertrottelt sind. Ich bin seit Jahrzehnten Staubi und schon mit modernen Inszenierungen, teilweise, sehr zufrieden. Diese "Herumstocherei" ist halt nicht mein Fall.

    Nichts für ungut Euer Streiferl. :wink:

  • Auf Anregung von zabki wurde die Diskussion, die sich hier angeschlossen hat, in den allgemeinen Faden zum Werk verschoben.
    AlexanderK, Moderation
    Beginn hier:

    https://www.capriccio-kulturforum.de/index.php?thre…6966#post456966
    Fortsetzung ab hier möglich:
    https://www.capriccio-kulturforum.de/index.php?thre…8595#post458595
    Das ursprüngliche Posting 207 im anderen Thread wurde auf Anregung zabkis nicht verschoben, sondern kopiert, findet sich also weiterhin auch hier (weiter oben).
    https://www.capriccio-kulturforum.de/index.php?thre…8734#post458734
    .

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • ü b r.
    ...war ja auf der Festspiele - HP bis c. 4 Wochen vor der Premiere Camilla N. als Eva angekündigt . . .
    Weiß jmd,, warum sie zurückgezogen hat (oder zurückgezogen wurde)?

    <= wirklich dagegen hab ich da ja nixx; mit umso mehr Herzblut wird sie demnä. in Düsseldorf die Wozzeck-Marie gestalten können . . .
    (bin in der B - Premiere am 22.10.!)

    :wink:

    Eventuell hatte sie doch Sehnsucht nach ihren Töchtern?

  • Das ist jetzt sehr subjektiv, aber ich höre gerade den Audio-Mitschnitt der MS diesen Jahres und muss sagen, dass er mich, bei identischer Besetzung, wesentlich mehr begeistert als der von 2017.

    OK, nun bin ich noch nicht am Ende von Akt III angelangt, habe nun v.a. auch nur den Ton und nicht Ton und Bild. Trotzdem habe ich das Gefühl, das alle Beteiligten wesentlich präsenter sind, d.h. schärfer in der Zeichnung der Charaktere, klarer und deutlicher 'rüberkommen und auch der Dirigent einen ganz anderen 'Schwung' hat, präziser und auch mit mehr Freude am merklich Beteiligtsein hat. Klingt jetzt wohl ein wenig seltsam, aber in der Videoübertragung fand ich Philippe Jordan oftmals ein wenig zu sehr zurückgenommen, fast ein wenig schüchtern wenn es um die große Geste ging.

    Mit einem Wort, alle Beteiligten musizieren freier und gelöster (welch Wunder ^^ ) . Aber das ist alles (noch) sehr subjektiv. Mal sehen, wie ich es Ende August live erleben werde.

    Hier jedenfalls der Link zur Audioaufzeichnung aus diesem Sommer.

    https://www.youtube.com/watch?v=1ocd0R6-x-o

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Das kann gut sein, in Erinnerung habe ich aber einen anderen Namen, den ich mir nicht merken konnte. Aber das kann ich erst in ein paar Tagen sagen, wenn ich eine Kopie des Besetzungszettels bekomme.

    Ich habe gerade mal auf der Internetseite der Festspiele nachgeguckt und auch dort wird als Magdalene nur Wiebke Lehmkuhl genannt, während bei Sixtus Beckmesser, Hermann Ortel und Pogners ihrem Evchen Einspringer bzw. Umbesetzungen bei einzelnen Aufführungen vermerkt sind. Es wäre also merkwürdig, wenn man dann in einem Fall eine Umbesetzung unter den Tisch fallen lässt.
    Wiebke Lehmkuhl kenne ich rundum solide Konzertsängerin, endlich mal ein echter voluminöser Alt, kann mir aber ansonsten keine Meinung zu ihr erlauben.

    Gestern sind übrigens die Besetzungen für die nächsten Festspiele im Sommer 2020 veröffentlich worden, u.a. auch für den "Ring". Hat jemand Lust, mit mir zu kommentieren?

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Ich habe jetzt übrigens den Besetzungszettel wiederbekommen und ihr habt recht. Wiebke Lehmkuhl sang die Magdalene auch am 27.08.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

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