• Renata Tebaldi

    Renata Tebaldi, geboren 1922, gestorben 2004.

    Bestimmt nicht vergessen, aber ihr Ruhm scheint mir doch etwas verblasst. Immerhin galt sie in den 50ern als große Callas-Konkurrentin, obwohl ihr Repertoire - soweit ich das übersehe - eingeschränkter war. Beginn der großen Karriere an der Scala seit 1946, dann von 1955 bis 1973 im Ensemble der Met, wo sie in 210 Vorstellungen sang. Bereits mit 51 Jahren beendete sie ihre Opernkarriere.

    Als Paraderolle der "voce d'angelo" galt Verdis Desdemona. Die eher lyrischen italienischen Partien u.a. bei Verdi und Puccini hatte sie im Repertoire, auch Spinto-Partien wie Aida, Tosca oder Butterfly. Zumindest in früheren Jahren gab sie außerdem Wagners Elisabeth und Elsa, auch eine Aufnahme des Liebestods aus Tristan existiert.

    Ihr Wirken ist vor allem auf Decca-Gesamtaufnahmen, unter denen Karajans Wiener Aida und Otello heute zu den bekanntesten zählen dürften, diskographisch sehr gut dokumentiert.

    :wink:

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  • Einige aktuelle Beiträge aus "Eben gehört":

    Nicht gerade eben, aber vor 2 Tagen hörte ich beim Flaschenentsorgen im Radio eine Stimme, die mich sofort verzückte. Ich rief meiner Tochter im Auto zu, sie solle sich unbedingt merken, falls der Moderator den Namen der Dame ansagen sollte. Gottseidank war sie aufmerksam: Es war Renata Tebaldi.
    Ich würde die Dame stimmlich gern besser kennen lernen: Gäbe es da Empfehlungen?

    Vielleicht Tosca? Met live 7. Januar 1956, Dmitri Mitropoulos am Pult, zusammen mit Richard Tucker und Leonard Warren?

    [Blockierte Grafik: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/51cuP3FU8qL.jpg]

    Oder halt eine der Porträt-CDs ...

    Gruß
    MB

    :wink:

    Eben "Un bel di vedremo" von Tebaldi aus der "Butterfly" auf Spotify - da zieht's mir wirklich den Boden unter den Füßen... wie unglaublich schön.


    :wink:

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  • Ich mag eigentlich die "engelhaften" Stimmen sehr - und Tebaldi gilt da ja als ein, wenn nicht als das Paradebeispiel. Aber ich werd nicht warm mit ihr: Solange sie in relativ eng gezogenen lyrischen Grenzen bleibt, ist Tebaldi wunderbar (im "Ave Maria" aus Otello in Karajans Wiener Einspielung). Aber sobald mehr dynamische Expansion gefordert ist und es ins Dramatische geht, klingt das mir zu aufgesetzt theatralisch (etwa in "Senza mamma" aus Suor Angelica unter Gardelli, auch wenn Anfang und Schlusston sehr schön sind - aber dazwischen...). Mit Portamenti geizt sie auch nicht, aber das ist ja evtl. legitim (bin nicht auf dem neuesten Stand hipper Vokaltechnik ;) ).

    Es findet sich doch bestimmt der eine oder andere Tebaldi-Fan hier...

    :wink:

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  • Mein erstes Zusammentreffen mit Renata Tebaldi war in dieser Form:


    Giacomo Puccini - La Fanciulla del West
    (P) 1958 Decca

    Sie hatte eine sehr einprägsame Stimme gehabt, die ich relativ schnell wiedererkenne. Gefällt mir hier ganz ausgezeichnet.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Meine Eindrücke zu Renata Tebaldi als Mimi in der Serafin-Aufnahme von La bohème habe ich hier festgehalten: stimmlich exzellent, aber die Rollengestaltung sagt mir nicht zu. In den Dialogen resp. Ensembleszenen finde ich Tebaldi übrigens immer etwas steif. Erst in den Soloszenen blüht sie voll auf.

    :wink:

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  • Ich bin ja nun bekennender Callas-Witwer und dürfte, der Theorie nach, Tebaldi eigentlich nur mit spitzen Fingern anfassen. :D Aber zum Glück ist das nur die Theorie.

    https://www.youtube.com/watch?v=A0d6hh3DCFM

    Eben stolperte ich über diesen YT-Clip. Tebaldi und der ein 'si' beisteuernder Jussi Björling in einer MET-Übertragung unter Max Rudolf. Natürlich haben die beiden optisch so etwas von gar nichts mit Mimì und Rodolfo zu tun, natürlich kann man ganz viel an ihrer Gestaltung kritisieren. Und obwohl es an Mimìs wohl nie mangeln wird, so muss man es erst einmal singen können.

    Für die Schönheit des Timbres konnte sie nichts, die war ihr mitgegeben. Aber eine Stimme so bruchlos fließen lassen zu können, die Töne mit dieser 'dolcezza' verbinden zu können, wie Puccini es durchaus verlangt, so mit dem Legato umgehen zu können, diese makellose, natürliche Phrasierung - das ist schon hohe Kunst. Und das Ergebnis? Pure Schönheit im Gesang und ein Klang, in dem man sich verlieren kann.

    Natürlich ist das nicht Oper, zumindest nicht, wie wir sie heute verstehen. Und wer möchte schon Tebaldi und Björling heute so auf der Bühne sehen. Aber es ist auch einmal ein Labsal, so etwas in dieser Vollendung zu hören. Operngesang hat auch etwas mit Schönheit zu tun (schwieriges Feld, da sicherlich jeder Schönheit anders definiert und bewertet), mit der Möglichkeit, auch einmal zu schwelgen. Und hier kann man es. Ungehindert, ungeniert.

    Mein Schönheitsbegriff ist ein anderer, wird eigentlich nicht durch Tebaldi abgedeckt. Ich erwarte von Oper auch mehr als nur den reinen, vollendeten Klang. Aber von Zeit zu Zeit ist es einfach geradezu eine Erfüllung, zu hören, wozu die menschliche Stimme auch fähig ist.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

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