GIORDANO: Andrea Chénier – Mailänder Scala, Premiere 07.12.2017 (Arte-TV-Eindrücke)

  • Am Donnerstag dem 7. Dezember 2017 um 22,10 Uhr in Arte.

    Umberto Giordano – Andrea Chénier.

    mit Anna Netrebko, Yusif Eyvazov, Mariana Pentcheva, Carlo Bosi, Manuel Pierattelli u.a.

    Live aus der Mailänder Scala.

    Regie: Patrizia Carmine

    :wink:

  • Ich schaue das gerade so halb auf Arte an, aber diese Art von Oper entspricht nicht gerade meinen Geschmack- Alles ein bisschen dick aufgetragen und arg konventionell in Szene gesetzt. Dass Anna Netrebko sich vom mittelmässigen Bariton zum scalafähigen Tenor hochgearbeitet hat , ist aber ganz amüsant zu erleben... und er hat sogar vor laufender Kamera eine schöne Liebeserklärung hingelegt. "Alles sei noch viel magischer, weil seine Maddalena ja gleichzeitig auch die Frau seines Lebens sei mit der er seine Liebe teile......." Das klang sogar ziemlich echt...... :love:
    Gute Nacht , liebes Streiferl :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Ich guck´s auch gerade und wollte im Moment fragen, ob ich denn hier der einzige bin. Mein Eindruck ist bisher übrigens ziemlich positiv: Die Inszenierung ist relativ konventionell, aber deshalb ja nicht automatisch schlecht, und gesungen wird für meine Ohren erfreulich gut. Anna Netrebko ist stimmlich immer eine Bank, der Bariton hat eine schön klingende, kernige Stimme in bester italienischer Tradition und sehr positiv überrascht bin ich von Yusiv Eyvasov (schreibt man den so?): Der kann zwar überhaupt kein Bisschen schauspielern, aber die Stimme ist phantastisch!

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Ja, ich fand es gesanglich auch sehr gut und bin von der Stimme des Tenors Yusif Eyvazov sehr angenehm überrascht. Das klingt nach potentiellem Heldentenor und dass er und Anna Netrebko sich auf der Bühne mit Puccini gefunden haben, ist nicht erstaunlich. Da hat offenbar sowohl optisch wie akustisch Gleiches zu Gleichem gefunden. Mir gefällt zwar dieses Repertoire wie gesagt nicht und die Inszenierung kann das wahrlich auch nicht ändern, aber ich erkenne die tolle Leistung uneingeschränkt an und bin wirklich froh, dass A.N. nun endlich mein geliebtes Repertoire in Frieden lässt und sich da austobt, wo sie m.E. schon immer hingehört hat. :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Andrea Chénier (Scala)

    Bin gestern abend spät nachhause gekommen und habe nur einen Teil des dritten Akts und den vierten Akt miterlebt.

    Das was ich gesehen habe, kam eher einer Parodie des Werks gleich. Rampensingen und Revolutionsoper vertragen sich nicht besonders gut. Besonders schlimm fand ich, wie sich Anna Netrebko - die doch ganz anders kann - dem schauspielerischen Niveau ihres Mannes angepasst hat. Der Gipfel, wie sie zum Schluss im Weibchen-Schema an der Schulter Chéniers verträumt zur Guillotine emporschaut...

    Das Schlussduett bestand überwiegend aus lautstarkem Hochdrucksingen, was beide ganz gut beherrschen. Aber Eyvazovs Come un bel dì di maggio war doch wirklich kein bisschen gestaltet, oder? Da gibt's nur eine Stimmfarbe und nicht mehr. Von Netrebko hätte ich gern mehr gehört. Salsi kenne ich aus der Münchner Produktion, die im März Premiere hatte (mit J. Kaufmann und A. Harteros), wo ich ihn auch schon sehr gut fand. In München ging's szenisch auch eher traditionell zu, allerdings bühnenbildnerisch und schauspielerisch doch fantasievoller (und mit dem angemessenen Knalleffekt am Schluss, wenn der Henker dem Opernpublikum den abgeschlagenen Kopf von Jonas Kaufmann entgegenhält).

    :wink:

    .

  • GIORDANO: Andrea Chénier – Mailänder Scala, Premiere 07.12.2017 (Arte-TV-Eindrücke)

    Obige 6 Beiträge wurden aus dem TV-Ankündigungsthread in einen eigenen Faden kopiert bzw. verschoben.

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    Wer auch noch reinschauen möchte – hier ist Link zur Arte-Mediathek (bis. 07.03.2018 verfügbar):

    https://www.arte.tv/de/videos/0786…ilaender-scala/

    Besetzung:

    Dirigent: Riccardo Chailly
    Inszenierung: Mario Martone
    Kostüme: Ursula Patzak
    Bühnenbild: Margherita Palli
    Licht: Pasquale Mari

    Andrea Chénier: Yusif Eyvazov
    Maddalena di Coigny: Anna Netrebko
    Carlo Gérard: Luca Salsi
    La mulatta Bersi: Annalisa Stroppa
    La Contessa di Coigny: Mariana Pentcheva
    Madelon: Judit Kutasi
    Roucher: Gabriele Sagona
    Pietro Fléville: Costantino Finucci
    Fouquier Tinville: Gianluca Breda
    Mathieu: Francesco Verna
    Un incredibile: Carlo Bosi
    L'Abate: Manuel Pierattelli
    Schmidt: Romano Dal Zovo
    Il maestro di casa/Dumas: Riccardo Fassi

  • Dass Anna Netrebko sich vom mittelmässigen Bariton zum scalafähigen Tenor hochgearbeitet hat , ist aber ganz amüsant zu erleben...

    Eigentlich war Erwin Schrott schon eine Hausnummer, als die beiden sich liiert haben.
    Umgekehrt ging es mit Eyvazov, der hier und da nur deshalb eingesetzt wurde, weil er der Ehemann von A.N. ist.
    Dass er gestern bewiesen hat, dass er doch an der Scala erfolgreich sein kann, war die positive Überraschung des Abends. Wie Zwielicht oben bemerkt hat, hat sich seine Ehefrau bemüht, den Klassenunterschied im Schauspielerischen nicht zu deutlich werden zu lassen.

    Und ein Tenorerfolg mit Giordano ist anders als mit Verdi einzuschätzen.
    Man erwartet nun die beiden wohl mit Cilea :) Seit Magda Olivero gestorben ist, kann Anna Netrebko auch dort konkurrenzlos glänzen.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Also ich habe gesanglich wirklich keine mittelmässige Leistung gehört, aber wahrscheinlich liegt es daran, dass ich von solchen Opern eh nur Lautstärke erwarte.... :versteck2: und dass sie das können, bestreitet ja hier niemand wirklich . Ich glaube , wenn ich mich mal dazu durchringen könnte, andere Aufführungen von Andrea Chenier anzusehen, sähe mein Urteil evtl anders aus..... die berühmte Arie "La Mamma morta" fand ich wirklich gut gesungen und auch den melodramatischen Abschied des Poeten dem Sujet angemessen.
    Wer schauspielerische Leistungen und interessante Inszenierungen sucht, sollte wohl eher nicht die Scala di Milano wählen- diese Seite fand ich ebenfalls sehr dürftig. Ist aber doch ein netter ehelicher Zug von Netrebko (deren Nicht-Fan ich trotz allem schon immer war und vermutlich bleibe :rolleyes: ) sich nicht wie zu Rolando Zeiten als Bühnenshowfrau zu gerieren und damit ihren debütierenden Gatten in den Schatten zu spielen.
    Wenn ich mit meinem Mann tanze, mache ich das auch so , so wie umgekehrt, wenn er mit mir Auto fährt.....
    Diese "Weisheit" lässt hoffnungsvolle Schüsse auf langjährige und (hoffentlich mit erfolgreichem Schauspieluntericht immer weniger langweilige) Opern-Paarungen der Beiden zu........ :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Ist aber doch ein netter ehelicher Zug von Netrebko (deren Nicht-Fan ich trotz allem schon immer war und vermutlich bleibe ) sich nicht wie zu Rolando Zeiten als Bühnenshowfrau zu gerieren und damit ihren debütierenden Gatten in den Schatten zu spielen.

    Ehe gerettet - Oper kaputt. :D

    Die Kostümbildnerin hat übrigens auch mitgespielt: noch nie waren die beiden Eheleute sich vom Typ her so ähnlich wie gestern...

    Wer schauspielerische Leistungen und interessante Inszenierungen sucht, sollte wohl eher nicht die Scala di Milano wählen

    An der Scala hat aber schon eine ganze Reihe avancierter Regisseure gearbeitet, selbst bei der immer besonders heiklen Saisoneröffnung. Chailly gilt allerdings in Regiefragen als extrem konservativ, das macht sich anscheinend bemerkbar.

    :wink:

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  • Ehe gerettet - Oper kaputt.

    :kuss2: :megalol: Wenigstens vor Weihnachten sollten wir altruistisch genug sein, um das besser zu finden als andersrum, was meinst du lieber Zwielicht? Ein bisschen Langeweile bringt uns nicht um,oder? Wenn man dagegen an die unabsehbaren Folgen für die Kunstwelt denkt, wenn dieses Dream-Team sich wegen Verletzung männlicher Eitelkeit trennen sollte..... :ohnmacht1:

    Auch was den grellen privaten Outfit-Stil des besagten Ehepaars angeht (zumindest konnte man das gestern in einem kleinen Film bei Arte sehen) haben sie sich wirklich in jeder Hinsicht gesucht und gefunden, die brauchen eigentlich keinen Kostümbildner........ Jetzt aber genug Boulevard -Klatsch.... sonst werd ich hier noch wegen Niveaulosigkeit rausgeworfen.... leider bieten sie sich dermassen an, dass ich nicht widerstehen kann.... :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Immerhin sollte klar gemacht werden, daß das, was von Arte als "Live-Übertragung" vorgestellt wurde, zeitversetzt war.
    Bevor die Übertragung anfing, kannte ich die Eindrücke meiner Mailänder Freunde über die ganze Aufführung.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Wenigstens vor Weihnachten sollten wir altruistisch genug sein, um das besser zu finden als andersrum, was meinst du lieber Zwielicht? Ein bisschen Langeweile bringt uns nicht um,oder?

    Ich bin da ganz auf Deiner Seite. Solange ich mir das nur am Fernsehen ansehen muss... ;)

    sonst werd ich hier noch wegen Niveaulosigkeit rausgeworfen

    Niveaulosigkeit ist laut den Forenregeln kein Grund für Verwarnungen oder Sperrungen... Und Opernklatsch gehört selbstverständlich zu den Kernthemen des Forums! ^^

    Immerhin sollte klar gemacht werden, daß das, was von Arte als "Live-Übertragung" vorgestellt wurde, zeitversetzt war.

    Das ist ja seit einiger Zeit Standard bei 3sat, Arte & Co. Vermutlich, um die sogenannte Hauptsendezeit nicht zu stark mit Oper zu belasten. Vielleicht auch, um bei eventuellen Patzern/Missgeschicken noch kleine Korrekturen an der Aufzeichnung vorzunehmen (z.B. ggf. Passagen aus der Generalprobe hineinschneiden)? Keine Ahnung, möglicherweise ist mein Verdacht auch völlig unbegründet.

    :wink:

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  • Praktisch, wenn man Freunde hat die Karten dafür bekommen.... was haben sie denn gesagt?
    Im Deutschlandfunk, gibt es heute Abend auch eine Kritik, in der der Ténor (und auch der Tenor ;) .... "statische Stimmpracht" ist. Durch und durch schön und langweilig als abschliessendes Urteil von Franziska Stürz. Den SatzTeil 1 finde ich dann doch etwas übertrieben....... :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Praktisch, wenn man Freunde hat die Karten dafür bekommen.... was haben sie denn gesagt?

    Das hier:
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    Successo quasi unanime per lo Chénier di Giordano firmato Chailly-Martone. 12 minuti di applausi, grida di "bravo", fiori e coriandoli. Solo all'ultima uscita una brevissima ma piuttosto violenta contestazione (forse a causa del fatto che non ci sono state uscite singole ma solo "di gruppo" - e quindi meno rischiose - dei cantanti?). In ogni caso, Chailly ha diretto molto bene, con varietà di colori e senso drammatico (qua e là forse eccedendo in volume, a discapito di alcune voci). Orchestra e coro notevolissimi. Il cast vocale è stato all'altezza, dopo un primo atto di assestamento: per me il più autenticamente immerso nel ruolo è stato Luca Salsi, ma anche Yusif Eyvazov è andato molto oltre le attese. Ho trovato Anna Netrebko un po' deludente nel primo atto (anche a causa di una dizione piuttosto confusa), ma da pelle d'oca nell'aria "La mamma morta" (nonostante una sillaba mancante, "mala-ta") ed esaltante in tutto il finale, in cui con il marito ha dato veramente il massimo, raccogliendo meritati applausi. Regia curata e funzionale, senza grandi voli d'immaginazione ma con un perfetto movimento di masse.
    Postilla personale: sarò nel torto, ma non riesco ad amare profondamente quest'opera. È interessante, di grande impatto teatrale, ha alcuni momenti memorabili, ma non ritengo che sia grande musica. Per me non merita una Prima, anche se ovviamente è un parere largamente soggettivo

    Zusammengefaßt:
    Chailly sehr gut ,farbenreich und dramatisch
    Chor und Orchester beeindruckend
    Stimmen OK,nach der Einstellung im ersten Akt. Am besten Luca Salsi, aber auch Yusif Eyvasov hat die Erwartungen übertroffen.
    AN etwas enttäuschend im ersten Akt (auch wg einer sehr konfusen Diktion), aber gänsehautverdächtig in "La mamma morta" und spannend im ganzen Finale, wo sie und der Gatte alles gegeben haben.
    Regie sauber und funktionell, ohne große Einfälle aber perfekte Massenbewegung
    persönlich kann ich [L.C.] diese Oper nicht richtig mögen: interessant, theatralisch effektvoll, hat ein paar eindrucksvolle Momente, aber ich denke nicht, es sei großartige Musik. Für mich ist sie nicht einer Saisoneröffnung würdig - sebstverständlich mein sehr subjektiver Eindruck

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Deine Mailänder Freunde sind mir simpaticissimi auf die erste Opernkritik!!!!!!! :wink: :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Und ein Tenorerfolg mit Giordano ist anders als mit Verdi einzuschätzen.

    Inwiefern?

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

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