Warum es (zumindest in den Foren-Biotopen, die bekanntlich alles andere als repräsentativ sind) einige gibt, die Opern-CDs seit langem akzeptieren und hören, aber nie oder selten eine Opern-DVD einlegen, wundert mich etwas.
Zu dieser merkwürdigen Species rechne ich mich selbst: Abgesehen von Opernbesuchen an Ort und Stelle greife ich deutlich öfter zur Opern-CD als zur Opern-DVD.
Grund: Das erlaubt mir mehr, mich ganz auf die Musik zu konzentrieren und mich nicht von den visuellen Eindrücken ablenken zu lassen, und außerdem, die Bilder selbst zu phantasieren.
Eine der ersten Opern überhaupt, die ich als junger Mensch kennengelernt habe, ist Wagners Tannhäuser. Vom Radio hatte ich mir seinerzeit die berühmte Decca-Solti-Einspielung auf Tonband kopiert. Vom Stück selbst kannte ich da noch nichts und ich phantasierte mir damals beim Hören eine Handlung zusammen, die von der im Libretto komplett abwich.
Auch später habe ich mir dann gern immer wieder mal mein eigenes inneres "Regietheater" zurechtgezimmert, besonders gern bei Wagner. Opern nicht zu sehen, sondern lediglich zu hören (mit geschlossenen Augen oder mit dem Libretto dabei), hatb für mich eine ganz eigene Qualität, die ich nicht missen möchte.
Opern, bei denen ich mir nur schwer vorstellen kann (und ich habe es auch noch nicht erlebt), daß die gesehenen Bilder meine Phantasie erreichen oder gar übertreffen können, sind Tristan und Isolde (Wagner), Pelléas et Mélisande (Debussy) und Ariane et Barbe-Bleue (Dukas).
Soweit meine persönliche Erfahrung. Daraus zu schließen, daß Opern-CDs gegenüber Opern-DVDs generell vorzuziehen seien, hielte ich allerdings für verfehlt.