Oder soll das gar die Botschaft des Stückes sein: Arme Leute sind notorisch böse???
Sicher nicht. Das ist so im Stück auch nicht angelegt. Bücher kritisiert die gesellschaftlichen und ökonomischen Missstände, die das Handeln der Figuren bestimmen. Woyzeck ist zunächst ein Opfer der Umstände. Der Mord ist einerseits ein Eifersuchtsdrama andererseits ist Woyzeck nur begrenzt zurechnungsfähig. Das Stück basiert ja auf einem historischen Fall. Über die Schuldfähigkeit des historischen Woyzeck wurde seinerzeit eine heftige Debatte geführt. Da gibt es Gutachten und Gegengutachten. Auch dazu findet sich auf dem Büchnerportal so einiges. Büchner ist hier übrigens sehr modern: Brecht stellt ja im Guten Menschen von Sezuan ähnliche Fragen. Gut sein muss man sich leisten können. Oder: Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral.