Leopold KOZELUCH: Die Symphonien

  • Leopold KOZELUCH: Die Symphonien

    Unter den musikalischeWiener Zeitgenossen Mozarts war Leopold Kozeluch (1747-1818) sicher einer der prominentesten, dessen Ruhm weit über seine Heimat hinausreichte. Die böhmischen Komponisten wurden ja als eine Art kulturelles Schlagobers besonderer Güte angesehen. Kozeluchs Erfolge als Tondichter, Pianist und Pädagoge erlaubten es ihm, die Nachfolge Mozarts in Salzburg auszuschlagen. Tatsächlich stieg er bald zu weit höheren Ehren auf und wurde Kammerkapellmeister und Hofkomponist am Kaiserhof.

    NAXOS hat jetzt dankenswerterweise einen Zyklus seiner Symphonien gestartet: .

    Marek Stilec und das Tschechische Kammer- und Philharmonische Orchester Pardubitz bieten eine gelungene und animierte Interpretation. Kozeluchs Symphonien (PosK I: 7,6,3,5) sind nach meinem Eindruck nicht sehr sophistisch angelegt, sie gehen gut und angenehm ins Ohr, bekunden eine ebenso routinierte wie inspirierte Beherrschung des Handwerks (allerdings sträubt sich eigentlich alles in mir gegen die Verwendung dieses Terminus), aber ich möchte abraten, diese Musik zu unterschätzen. denn gerade das scheinbar Einfache ist doch, wie man weiß, besonders schwierig zu kreieren. Natürlich gibt es ein paar Stellen, die nicht so aufregend klingen, aber Kozeluch war zweifellos ein ausgesprochen musikalischer Schädel und zeigt immer wieder reizende Einfälle (etwa das Menuett der Symphonie in A-Dur). Manchmal dachte ich an Mozart, aber das war wohl mehr der Zeitstil. Besonders attraktiv finde ich die lyrischen Passagen, dennoch beweist Kozeluch dazwischen immer wieder, daß in ihm weit mehr steckt als ein gefälliger Unterhalter. Ich wünsche der begonnenen Reihe den verdienten Erfolg!

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Ich besitze diese Aufnahme von 2001 mit dem Concerto Köln, übrigens bei amazon für den gleichen Preis von 9,99 EUR erhältlich:

    Überschneidung mit Deiner CD, lieber Waldi, in Gestalt der Symphonie in C-Dur (Postolka 1:6).

    Vergleichshören mit Anspielschnipseln sind unfair, ich meine aber herauszuhören, daß Concerto Köln sehr viel lebhafter, fast knallig an die Sache herangeht. Auch scheinen mir die Bläser sehr viel prominenter eingesetzt. Hochdruck kann aber auf die Dauer auch ermüden, wie es mir bei einigen Aufnahmen mit Concerto Köln ergeht.

    Gefällt mir aber insgesamt sehr gut, der Kozeluch. Verwenden die Pardubitzer Originalinstrumente?

    :wink: Andreas

  • Das, was ich von Kozeluch habe, gefällt mir sehr gut. Von seinen Symphonien habe ich leider nur diese eine Scheibe aus der Serie von Matthias Bamert:

    Gerade die g-Moll Symphonie finde ich sehr gelungen. Wer Symphonien aus dieser Epoche mag, sollte unbedingt reinhören.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Nein, den Eindruck von Originalinstrumenten habe ich nicht. Du hast recht, lieber Andreas, die Bläser hört man bei den Pardubicern wenig, es dominieren die Streicher. Knallig tut Kozeluch sicher nicht so gut, auch wenn er sich vor Effekten nicht immer drückt, aber er ist kein billiger Effekthascher. Schließlich ist er ein Künstler des 18.Jahrhunderts und versteht sich auf Eleganz.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Ich kann noch auf diese CD verweisen. Neben zwei Sinfonien (A-Dur und g-moll) ist auch noch eines seiner Klavierkonzerte dabei (D-Dur) mit Karl-Andreas Kolly am Klavier und Paul Goodwin dirigiert das sehr gute Zürcher Kammerorchester.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ich hatte mal die 3 Sinfonien mit Bamert auf Chandos , die waren mir aber zu verhallt . Konnte sie gegen die Streichquartette eintauschen und habe mich nicht mehr um Ersatz bemüht , da ich mir eine Kopie gemacht habe , die ich allerdings noch nie hörte . Vielleicht jetzt .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Lieber Maurice,
    Die von Dir vorgestellte CD besitze ich auch, und sie war der Initialauslöser für meine Kozeluch-Begeisterung. Ich hörte einen Ausschnitt im Radio und war hingerissen!

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Lieber Maurice,
    Die von Dir vorgestellte CD besitze ich auch, und sie war der Initialauslöser für meine Kozeluch-Begeisterung. Ich hörte einen Ausschnitt im Radio und war hingerissen!

    Ah, noch jemand, der die Einspielung kennt. Sehr schön. Ich wurde eher durch Bamert und dann dem Concerto Köln auf den Komponisten aufmerksam. Ich finde die Zeit um Haydn und Mozart immer wieder sehr interessant, ähnlich dann später die Zeit des Übergangs von der Klassik zur Romantik und der Zeit Hoch - und Spätromantik mit dem Übergang zur Moderne.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ich habe soeben die g-Moll Symphonie (komponiert 1787) gehört und fand meine Erinnerungen bestätigt. Das ist eine meisterliche Komposition, die freilich Haydns Sturm & Drang Symphonien nahe steht aber von ihnen nicht in den Schatten gestellt wird. Kozeluch bedient sich ebenfalls einer exquisiten Harmonik, auch im sehr gelungenen langsamen Satz in Dur, und weiß in der Durchführung des ersten Satz mit wohlgesetzter Kontrapunktik zu punkten ^^ .
    Definitiv keine "zweitklassige" Komposition!

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Der NAXOS-Zyklus ist inzwischen angewachsen:

    Teilweise könnte man hier kritisieren, daß Kozeluch gute Gebrauchsmusik liefert, aber eben nur teilweise. Es wäre auch nach meinem Verständnis komisch, würde man die Qualitätsdiskussion auf solche Argumente beschränken. Das käme mir vor wie die - leider noch immer nicht ganz ausgestorbene - snobistische Haltung mancher Akademiker ("Wer verständlich schreibt, kann doch nicht als Wissenschaftler gelten"). Kozeluch war einfach ein Vollprofi, der den Erfolg nicht verschmähte, und weit mehr als ein routinierter Handwerker. Ihn ununterbrochen mit Mozart und Haydn abzuwägen, wird ihm nicht gerecht. Er hat, um einen modernen Ausdruck zu gebrauchen, seinen eigenen "Sound".
    Einziger Einwand: Das Coverbild wird irrtümlich als Statue Josephs II. beschrieben; es zeigt jedoch das Denkmal für Prinz Eugen von Savoyen.

    Höchst erfreulich, was auf dieser Scheibe versammelt ist. Und viel Tänzerisches.

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    Homo sum, ergo inscius.

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