Schumann, Robert: Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54

  • Sicher gebührt der Einspielung mit Lipatti ein Ausnahmerang (wenngleich ich vom Dirigat Karajans nicht so angetan bin), aber ich kann nicht erkennen was diese Aufnahme gegenüber z.B. Fleisher, Serkin, Richter oder Argerich auszeichnet, das man sie darüber stellen müsste. Da wird insgesamt auf einem sehr hohen Niveau gespielt. Und klangtechnisch würde ich neuere Aufnahmen ohnehin bevorzugen, aber das ist ein ganz anderes Thema.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Peter, sieh es mal so: Zitat aus "Der Mann, der Liberty Valance erschoß"

    'Dies hier ist der Westen, wir wollen uns unsere Legenden bewahren'
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • ich kann nicht erkennen was diese Aufnahme gegenüber z.B. Fleisher, Serkin, Richter oder Argerich auszeichnet, das man sie darüber stellen müsste.

    Was mich betrifft so bedeutet eine Begeisterung über eine Aufnahme nicht, die anderen damit abwerten zu wollen. Und wenn mir eine Aufnahme nicht gefällt versuche ich, das zu begründen, was nichts mit dem Respekt vor all diesen künstlerischen Leistungen zu tun hat, der ist immer da.

    Nächste Woche erwarte ich die CD mit Martha Argerichs Aufnahme des Konzerts aus dem Jahr 2004. Die mir bisher vorliegenden Ton- und Bildträgeraufnahmen des Werks mit dieser Künstlerin berühren mich alle zutiefst, so verschieden sie auch sind.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • wir wollen uns unsere Legenden bewahren

    Ist schon klar mein Lieber, das hat ja auch seinen besonderen Reiz.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Ist schon klar mein Lieber, das hat ja auch seinen besonderen Reiz.

    Das mag sein, läuft hier aber ins Leere. Jedenfalls sehe ich nicht, daß hier irgendjemand Lipatti über andere Interpreten gestellt hätte. Oder habe ich etwas übersehen?

    Vorgestern habe ich zwei der mir vorliegenden Aufnahmen angehört, beide, wie ich denke, hochklassig! Argerich/Chamber Orchestra of Europe/Harnoncourt und Perahia/Berliner Philharmoniker/Abbado. Darüber demnächst vielleicht mehr.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Oder habe ich etwas übersehen?

    Nee Gurni,
    das nicht, aber vielleicht haste da was falsch verstanden.
    Zur Erläuterung: Liberty Valance.. .......ach! Du müsstest den Film kennen, dann weißt Du auch, dass Legenden wichtiger sind als die Wahrheit.
    Im Original: When the legend becomes fact, print the legend!

    Die Lipatti/Karajan Aufnahme ist legendär in vielfacher Hinsicht.
    - Lipatti war zu Lebzeiten eine Legende, auch wenn die Aufnahme von 1948 ist, als er noch nicht so krank war,- die Aufnahme mit Mozarts Klavierkonzert taugt da mehr, da von 1950 -, so war/ist Lipatti eben einer, der dem Sprichwort "Jung stirbt, wen die Götter lieben" genügt. Ein Sprichwort, dass herrlich perfide ist, aber immer wieder gebraucht wird.
    Legendär wäre die Ansermet Aufnahme, denn da ging es Lipatti schon extrem schlecht und sein Spiel bekommt angeblich etwas Verinnerlichtes.
    - Karajan war legendär, weil es eine seiner frühen Aufnahmen unter Walter Legge war, der marketingmäßig das Ganze prima in die Medien brachte. Lipatti mochte die Aufnahme angeblich garnicht so sehr.
    - Das London Philharmonia Orchestra unter Legge war legendär, war es doch zunächst ein reines Schallplattenorchester, also nicht besuchbar.
    - Walter Legge der Produzent war legendär, hatte er doch nach dem 2. Weltkrieg schnell die besten Künstler des deutschen Reiches unter Vertrag und half bei deren Entnazifizierung. (Dass er die olle Nazitmitläuferin Schwarzkopf später heiratete, ist dabei Nebensache, man nennt es Beifang)
    Alles Leute, um die sich Legenden stricken.

    Das Problem mit dieser Legende ist aber, dass zwar viele Legenden um die Personen nicht stimmen, wenn man sie nachprüft (= Liberty Valance) aber die Aufnahme ist zugegebenermaßen KLASSE.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Jedenfalls sehe ich nicht, daß hier irgendjemand Lipatti über andere Interpreten gestellt hätte

    Hat ja auch niemand, jedenfalls habe ich das auch gar nicht behauptet. Mir ging es darum den gleichen Rang der von mir genannten Aufnahmen zu betonen. Ansonsten s. Kommentar von Hans.

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Zur Erläuterung: Liberty Valance.. .......ach! Du müsstest den Film kennen, dann weißt Du auch, dass Legenden wichtiger sind als die Wahrheit.

    Den Film habe ich, glaub', sogar schon mal gesehen! :)

    Beifang

    ... gehört zu Legenden offensichtlich dazu! :D

    Jedenfalls herzlichen Dank für die Erläuterung, lieber Doc!

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  •  

    Für mich sind auch die beiden Aufnahmen, die es mit Friedrich Gulda gibt, mustergültige Aufnahmen des Werks, die Radio-Liveaufnahme aus Wien vom 4.5.1955 mit Joseph Keilberth und den Wiener Symphonikern genauso wie erst recht die im Wiener Sofiuensaal im September 1956 entstandene Decca-Studioproduktion mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Volkmar Andreae. Da "sitzt" jeder Ton, und wie Gulda etwa das Ende des 1. Satzes (nach der Kadenz), das meist irgendwie beiläufig ausläuft, noch antreibt - Leben pur!

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Gestern erstmals gehört:

    Wilhelm Backhaus
    Wiener Philharmoniker
    Günter Wand
    1/1960, Sofiensaal Wien (DECCA)

    Bin sehr positiv überrascht. Ganz stark meinem Hörempfinden nach der gemeinsame Atem zwischen Solist und Orchester, ganz stark auch Wands feinfühlige Modellierkunst des Orchesterparts. Backhaus spielt so wie ich es höre werkdienlich persönlichkeitsstark, er vermittelt eine Autorität vor allem auch der Musik, in gewisser Weise kaltschnäuzig – ein souveräner Gestalter, der suggeriert ich kenne das Werk, weiß wie es zu spielen ist und zwar so wie Schumann zu spielen ist. Insofern mein Eindruck: Backhaus hat hier wirklich was zu sagen, und ihm glaubt man. Konzertant und musikalisch für mich eine Topaufnahme!

    (Dürfte auch die einzige Zusammenarbeit Günter Wands mit den Wiener Philharmonikern sein, das Onlinearchiv des Orchesters listet kein einziges Konzert auf; eigentlich schade, so feinfühlig, wie Wand hier modelliert und mit dem Solisten zusammen durchs Werk geht...)

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

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