Pfitzners Musik – Noch immer vergessen?

  • Das sind in der Tat alle Pfitzner-Aufnahmen mit Furtwängler, die es gibt. Beide aus dem Jahr 1949. Nach 1945 hat er daneben nur noch den Trauermarsch aus der 'Rose vom Liebesgarten' in einem Konzert dirigiert und das alles im Jahr 1949, also im Todesjahr von Pfitzner. Nur ein einziges Mal hat er 1948 auch die Palestrina-Vorspiele gemacht.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Nur ein einziges Mal hat er 1948 auch die Palestrina-Vorspiele gemacht.

    Die drei "Palestrina"-Vorspiele standen nicht nur im Staatstheater Wiesbaden am 10. Juni 1949 auf dem Programm, wo die vom Hessischen Rundfunk mitgeschnittene Live-Aufnahme entstand (s. die von Braccio in #282 eingebundene Preiser-CD), sondern auch am 18. Juni 1949 in der Berliner Philharmonie. Das Pfitzner-Werk wurde in Wiesbaden kombiniert mit Mozarts Sinfonie Nr. 40 g-moll KV 550, Richard Strauss' "Till Eulenspiegels lustige Streiche" und Brahms' Sinfonie Nr. 4 e-moll op. 98, in Berlin hingegen mit Beethovens Sinfonien Nr. 5 und 6.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Dann habe ich das wohl falsch ausgedrückt.

    Er hat sie 1949 in Hamburg, Hildesheim, Bielefeld, Bad Pyrmont, Viersen, Wuppertal-Elberfeld, Wiesbaden, Frankfurt a.M., Heidelberg, Baden-Baden, Berlin, Salzburg gemacht. Danach live nie wieder und vorher eben auch nur einmal 1948. Das alles nur die Zeit nach 1945 bzw. 1947 betreffend. Was er vor dem Krieg von Pfitzner dirigiert hat, weiß ich leider nicht.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Was er vor dem Krieg von Pfitzner dirigiert hat, weiß ich leider nicht.

    In Berlin hat Furtwängler bei den Berliner Philharmonikern bis einschließlich 1940 folgende Pfitzner-Werke dirigiert:

    18./19.2.1923
    Ouvertüre zu "Das Käthchen von Heilbronn" op. 17

    28./29.10.1923
    Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur op. 31 (Uraufführung) - Solist: Walter Gieseking -

    20./21.1.1924
    "Herr Oluf", Ballade für Bariton und Orchester op. 12 - Solist: Heinrich Rehkemper -

    19./20.10.1924
    Konzert für Violine und Orchester h-moll op. 34 (Uraufführung) - Solistin: Alma Moodie -

    2./3.12.1928
    "Lethe" für Bariton und Orchester op. 37 (Uraufführung) - Solist: Friedrich Schorr -

    10./11.3.1929
    Drei Vorspiele zu "Palestrina"

    24.11.1930
    "Das dunkle Reich" op. 38 (Uraufführung)

    11./12.2.1934
    Schumann/Pfitzner: Frauenchöre (Uraufführung)

    25./26.2.1934
    Sinfonie cis-moll op. 36a (Uraufführung)

    18.5.1934
    Drei Vorspiele zu "Palestrina"

    28./29.10.1934
    Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur op. 31 - Solist: Walter Gieseking -

    15./16.12.1935
    Ouvertüre zu "Das Käthchen von Heilbronn" op. 17

    7./9.1.1939
    Duo für Violine und Violoncello mit Orchester op. 43 (Uraufführung) - Solisten: Hugo Kolberg, Arthur Troester -

    19./21.11.1939
    "Herr Oluf", Ballade für Bariton und Orchester op. 12 - Solist: Hans Hotter -
    Kleine Sinfonie G-Dur op. 44 (Uraufführung)
    Erzählung des Dietrich aus "Der arme Heinrich" - Solist: Hans Hotter -

    13./15.10.1940
    Sinfonie C-Dur op. 46 (Uraufführung)

    Ich habe mir die Mühe gemacht, diese lange Liste zusammenzutragen, damit endlich mal das Märchen aufhört, Furtwängler hätte wenig Zeitgenössisches dirigiert. In Wirklichkeit hat er jede Menge Uraufführungen auf seine Berliner Programme gesetzt und sich auch sonst für die (damalige) Moderne eingesetzt. Ähnlich lange Listen ließen sich auch von anderen Komponisten seiner Zeit zusammenstellen.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Dazu kommt noch die Uraufführung "Das Herz" (mit der Pfitzner, wie man ihn kennt, gar nicht zufrieden war...) Macht also die Uraufführung von insgesamt acht großen Werken Pfitzners

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

  • Dazu kommt noch die Uraufführung "Das Herz" (mit der Pfitzner, wie man ihn kennt, gar nicht zufrieden war...)

    Richtig - das war an der Staatsoper Berlin mit dem dortigen Orchester am 12.11.1931. Ich hatte in meiner Liste nur die Uraufführungen mit den Berliner Philharmonikern in den Philharmonischen Konzerten zusammengetragen. Danke für den Hinweis! :cincinbier:

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Interessant dabei ist, warum er dann nach 1947 nur noch so wenig Pfitzner aufgeführt hat und das auch nur 1948 und 49. Wisst ihr da Genaueres? War es die politische Verstrickung Pfitzners?

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • 28./29.10.1923
    Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur op. 31 (Uraufführung) - Solist: Walter Gieseking -

    Ich muss mich korrigieren (bin der Angabe "Zum 1. Mal" in dem Buch "Wilhelm Furtwängler - Die Programme der Konzerte mit dem Berliner Philharmonischen Orchester 1922-1954, 2. Auflage Wiesbaden 1965, dort S. 9, aufgesessen). Die Uraufführung des Pfitzner-Klavierkonzerts fand bereits am 16. März 1923 in Dresden statt. Der Solist war Walter Gieseking, der Dirigent Fritz Busch.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Das Konzert war Busch ursprünglich sogar gewidmet, aber da sie sich verkrachten, entzog Pfitzner ihm die Widmung wieder.

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

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