Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 5 B-Dur op. 92
Momentan habe ich nicht die Muße, hier eine Einführung in dieses Werk zu geben, obwohl es inzwischen/momentan mein Lieblingsstreichquartett ist. Ich möchte hier nur kurz einen Aspekt aufgreifen. Dieses Quartett von Schostakowitsch ist ja u. a. bekannt dafür, dass es das "Ustvolskaja-Thema" aus ihrem Trio für Klarinette, Violine und Klavier (1949) quasi als Leitmotiv enthält. In einem anderen Forum schrieb ich dazu:
ZitatAlles anzeigenvon maticus
Die Frage bzgl. des Themas des Trios von Ustvolskaja (welches ich nicht kenne) kann ich beantworten, mit Hilfe meiner Literatur, in der beide Themen als Notenbeispiele angegeben sind. Zentraler Bestandteil dieses Themas, an dem man es gut erkennen kann, sind 6 aufeinanderfolgende hohe Viertelnoten der Violinen (schnell gespielt). (Bei Ustvolskaja sind es nur 5 Töne, insgesamt ist das Originalthema leicht modifiziert.) In meiner Aufnahme mit dem Borodin-Quartett (der späteren von 1983) erkenne ich es an folgenden Stellen (keine Garantie auf Vollständigkeit).1. Satz: ca. 7:20 (fff) und nochmal in der Coda ab ca. 10:30 und 10:40 (piano).
3. Satz: ab ca. 4:50 (hier im Cello; aber hier scheinen es 7 statt 6 Töne zu sein), ab ca. 5:00 in den Violinen. ...
Auch im 2. Satz soll es Anspielungen auf das Thema geben. Die Stelle ab 4:39 könnte eine Variation davon sein, mit den 6 Tönen als ein langer Ton gespielt, ich bin aber nicht sicher.Meine genannte Quelle ist übrigens der sehr empfehlenswerte The Cambridge Companion to Shostakovich, herausgegeben von Pauline Fairclough und David Fanning, Cambridge University Press 2008.
Nochmal zum Thema aus dem Ustvolskaja-Trio für Klarinette, Violine und Klavier (Takte 60-65). Das oben von mir genannte Buch gibt in einem anderen Kapitel noch weitere Informationen dazu, die genaue Taktangabe:
1. Satz: Takte 261-282, 421-464
3. Satz: Takte 283-288, 321-343In der Michelangelo-Suite kommt es im Lied "Nacht" vor (der Bass singt es gleich zu Beginn).
Mehr als erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang nun Folgendes: Im Dezember 2003 fand Olga Digonskaya einen unvollendeten Symphonischen Satz, offenbar im Januar 1945 komponiert und für eine erste Version der 9. Sinfonie vorgesehen. Dieser enthält klar hörbar das oben genannte Motiv, worauf auch David Fanning in dem sehr informativen Text der folgenden CD (Naxos 2009) hinweist:
Ustvolkajas Trio entstand erst 1949, so dass es nun eher wahrscheinlich ist, dass Schostakowitschs Schülerin Ustvolskaja das Thema von ihm hat und nicht umgekehrt.
maticus