Puccini: La Bohème
Callas - di Stefano - Panerai - Moffo / Votto 1956
Wer eine lieblich leidende Mimì erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht sein. Das war Callas nicht, konnte, wollte es wohl auch nicht sein. Eine Tragödin des Alltags. Groß im Leid, groß im Schmerz, groß in der Liebe. Immer auch ein Hauch von griechischer Tragödie und deshalb auch groß in der Ausweglosigkeit. Anders konnte sich die Callas wohl diesen Stoffe nicht nähern. Was in dieser Konsequenz aber unendlich faszinierend ist. Mimì nicht mehr als Teil einer Milieustudie, sondern als Symbol.
Und hier passt di Stefano wunderbar hinein. Eigentlich war er ja in der Herangehensweise an Rollen immer ziemlich gleich, jedenfalls in diesen späteren Jahren. Volle Leidenschaft bei gleichzeitiger stilistischer Unbekümmertheit. Ein wenig: 'Hoppla, jetzt komm' ich.' Aber als Rodolfo geht das auf, wie auch schon vorher als Turiddu, Cavaradossi oder später als des Grieux.
Panerai und vor allem Moffo können da nicht ganz mithalten. Und trotzdem - eine meiner liebsten Studioaufnahmen mit ihr.
Wolfram