PUCCINI: Madama Butterfly – Milchpunsch oder Whisky?

  • Pinkerton ist nicht einfach in eine Schwarzweißkategorie einzuordnen. Er ist unreif, schwach, aber nicht von Grund auf schlecht. Es bleibt durchaus die Möglichkeit, daß er sich im Bewußtsein seiner Schuld spät, aber doch weiterentwickelt und ein besserer, auch nützlicherer Mensch wird. Ich empfinde ihn nicht als Heuchler, er ist von jener charmanten Oberflächlichkeit, die beileibe nicht nur bei manchen Amerikanern zu erleben ist. Das Schillernde an dieser Persönlichkeit eröffnet viele Gestaltungsmöglichkeiten, auch eine gewisse Gestaltungsbreite. Nur mit tenoralem Schmelz wird man ihr sicher nicht gerecht, oder?

    Liebe Grüße
    Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Manch anderer Startenor neigte in schwächeren Phasen eher zu klischeehafter Routine (Giuseppe di Stefano zum Beispiel, der aber andererseits auch in der Krise manchmal unglaublich mitreißende Interpretationen liefern konnte).

    Lieber Waldi,

    das sehe ich bei Giuseppe di Stefano (sowieso mein liebster Pinkerton) aber schon anders. Klischeehafte Routine? Nein, ich kenne keinen genauer gezeichneten Pinkerton, zumindest wie ich ihn mir vorstelle. Mit geradezu gedankenloser sehr jugendlicher Oberflächlichkeit. Die drängende Jugend schlägt durch und unwiderstehlicher Charme. Butterfly mußte ihm "auf den Leim gehen". Er sang ihn hinreißend, es ist eigentlich meine Lieblingsaufnahme von di Stefano. Das mit der Reue nehme ich keinen Pinkerton ab, das ist eine Momentaufnahme, wenn überhaupt kommt die Reue nach Jahren.
    Gestern spätabends habe ich in die Aufnahme mit de los Angeles/Björling hineingehört. Björling sang ihn mit geradezu aristokratischer Stimme, schön, kalt und unbeteiligt wie fast immer bei ihm (ich höre es so). Kein Vergleich mit di Stefano, aber wirklich keiner.

    :wink: :wink: :wink: Kristin

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Liebe Kristin,

    Ich habe bewußt formuliert: "...in schwächeren Phasen..." - um eben nicht zu verallgemeinern. Und d Stefano hatte diese Tiefen natürlich auch. Selbst solche Sänger, die mit ihrem Organ gut umzugehen wissen, erleben das - sie sind eben Menschen. Wenn di Stefano gut drauf war, dann vermochte er dank seiner Gestaltungskraft selbst seine Schwächen in Stärken umzusetzen (ich habe gerade eine Wiener Staatsopern-"Turandot" von 1961 gehört, in der er - damals wahrlich nicht mehr im Vollglanz seiner Stimme - mich restlos begeistert und sogar das damals sonst eher disziplinierte Wiener Publikum dazu bringt, Francesco Molinari-Pradelli und das Orchester bei den Schlußtakten des "Nesssun dorma" einfach durch rasenden Applaus abzuwürgen. Aber solche Sternstunden gab es bei Pippo nicht immer.)

    Und sei nicht so hart mit dem Pinkerton. ;+) Wenn Domingo in der bekannten DVD-Fassung seine "Butterfly"-Rufe ausstößt, dann ahnt Pinkerton er sehr wohl, was da passiert und wer schuld ist.

    :kiss: Waldi

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Und sei nicht so hart mit dem Pinkerton. ;+) Wenn Domingo in der bekannten DVD-Fassung seine "Butterfly"-Rufe ausstößt, dann ahnt Pinkerton er sehr wohl, was da passiert und wer schuld ist.

    Das sehe ich nur bedingt so, lieber Waldi. Ich glaube die wirkliche Reue und das Verständnis holt ihn erst nach Jahren ein. Wie schon gesagt, für mich Pinkertons "Momentaufnahme"- sehr wohl hat er natürlich schon eine Ahnung, aber dabei bleibt es erstmal. Ich kann mich ja auch täuschen

    Giuseppe di Stefano hatte wirklich seine Höhen und Tiefs, das kann man wohl sagen, aber zu den Tiefs gehört nicht der Pinkerton von 1954. Schon eher sein Calaf von 1961 u.a. Mir gefällt er ja sogar, lach nicht, als Prinz im "Land des Lächelns".

    :wink: :wink: :wink: Kristin

    P.S. Höre gerade Peter Anders, das war vielleicht ein Operettensänger!!!

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Pinkerton ist nicht einfach in eine Schwarzweißkategorie einzuordnen. Er ist unreif, schwach, aber nicht von Grund auf schlecht. Es bleibt durchaus die Möglichkeit, daß er sich im Bewußtsein seiner Schuld spät, aber doch weiterentwickelt und ein besserer, auch nützlicherer Mensch wird. Ich empfinde ihn nicht als Heuchler, er ist von jener charmanten Oberflächlichkeit, die beileibe nicht nur bei manchen Amerikanern zu erleben ist. Das Schillernde an dieser Persönlichkeit eröffnet viele Gestaltungsmöglichkeiten, auch eine gewisse Gestaltungsbreite. Nur mit tenoralem Schmelz wird man ihr sicher nicht gerecht, oder?

    Liebe Grüße
    Waldi

    Ok... aber das würde ich nicht grade "gebrochener Charakter" nennen :)

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    Musica est exercitium metaphysices occultum nescientis se philosophari animi

  • entsteht oft Tragisches - wie in Puccinis "Madame Butterfly....Konkurrenzlos ist bisher die folgende Aufnahme geblieben...Ich habe folgende neuere Aufnahme dagegen gehört...ein exellenter Kontrast!

     

    Achtung!!! die Gesamtaufnahme mit Jonas Kaufmann ist zur Zeit bei jpc für 8,99 EUR zu haben

    LIebe Grüße

    Bernard :wink:


    Lieber Bernard,
    wie du ganz oben auf dieser Seite und am Ende der letzten sehen und lesen kannst, habe ich mich vor inzwischen schon fast vier Jahren ziemlich ausführlich über die Aufnahme mit Gheorghiu und Kaufmann ausgelassen. Ich fand sie nur mittelmäßig. Willst du vielleicht ein paar Sätze darüber schreiben, wie dein Eindruck war?

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Es bleibt beim persönlichen Geschmack...

    Ich fand sie nur mittelmäßig. Willst du vielleicht ein paar Sätze darüber schreiben, wie dein Eindruck war?

    Lieber Cherubino,

    bitte verzeih, dass ich mich so spät zu Deiner Frage äußere, aber ich war in Urlaub. Nach den Tagen bin ich nun auch wieder zu meinem Hobby zurückgekehrt und versuche einmal die Aufnahmen der "Madame Butterfly" aus meiner Sicht gerecht zu beurteilen. Ob es mir gelingt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, denn immer fließt, ob man will oder nicht, der persönliche Geschmack mit ein.

    Die reiferen Jahrgänge der "Opern Freaks" preisen natürlich immer die älteren Aufnahmen und deren Interpreten und lassen kaum ein gutes Haar an den jungen, neueren Künstlern. Ich muss gestehen, dass ich ebenfalls lange Zeit dazu gehört habe. Wie habe ich doch die Kritiken von Opernaufnahmen in der Zeitschrift "Opernwelt" geradezu verschlungen und gerade die Kommentare des Chefredakteurs Imre Fabian als Heilige Handlung angesehen. Danach haben sich auch überwiegend meine Einkäufe von Aufnahmen gerichtet.

    Der zweite Kritiker in meiner Schatulle war Jürgen Kesting - Der Opernkritiker Papst! Das blieb auch lange Zeit so. Die "Butterfly" hat nie die Popularität der "Boheme" erreicht ebensowenig wie die "Turandot" Warum? Wir Europäer entwickeln eigentlich wenig Interesse für fernöstliche Lebensweise (Außer den Touristen, aber da kann man auch nicht immer sagen, dass sie die Kultur verstanden haben)

    Ich war in Lucca und saß in dem Cafe, in dem Puccini Stammgast war. Ich habe versucht, die Umgebung in mich aufzusaugen und ich glaube sagen zu können, dass mir dies gut gelungen ist. Ich verehre Puccini, wie ich Verdi verehre.

    Die erste Butterfly Aufnahme, die ich besass, stammt aus dem Jahre 1961 und wurde als Querschnitt in "Deutsch" gesungen. Die Butterfly war Pilar Lorengar, Pinkerton wurde von Fritz Wunderlich gesungen, und Sharpless war Hermann Prey. Zu dem Zeitpunkt des Erwerbs war ich 16 Jahre alt und für mich war diese Aufnahme "Einfach göttlich"

    Die erste Gesamtaufnahme war dann die Aufnahme mit Callas, Gedda, unter Herbert von Karajan - , die zweite Gesamtaufnahme die mit Victoria de los Angeles und Jussi Björling.
    Es folgte die Gesamtaufnahme mit Leontyne Price und Richard Tucker. Dann folgte die Aufnahme mit Renata Scotto und Carlo Bergonzi (Die ich persönlich für die gelungenste Interpretation halte. )

    Die letzten beiden Aufnahmen waren dann die Aufnahme mit Placido Domingo und Renata Scotto mit einem ganz wunderbaren Ingvar Wixell als Sharpless. Dirigent war Lorin Maazel. So, kommen wir zur letzten Aufnahme die ich erwarb, es war die genannte Mit Angela Gheorghiu und Jonas Kaufmann. Die Aufnahme nimmt bei mir einen "Mittelplatz" ein.
    Sie als mittelmäßig einzustufen würde die Interpretation jedoch herabwürdigen. Kaufmann gefält mir nicht besonders, die Gheorghiu ist gut aber nicht überzeugend, das Dirigat von Antonio Pappano gewöhnungsbedürftig! Trotzdem höre ich die Aufnahme gern!

    Womit wir wieder beim alles entscheidenden "Persönlichen Geschmack" wären. War früher eigentlich in der Oper und ihren Aufnahmen alles besser? Ich glaube nicht. Ich habe an mir festgestellt, dass ich heute auch den Aufnahmen, die nicht unbedingt viele große Namen zu bieten haben, meine Aufmerksamkeit schenke und dabei so manche "Persönliche Perle" entdecke. Wenn ich aber alle genannten Aufnahmen Revue passieren lasse, bleibt bei mir die Barbirolli Aufnahme mit Renata Scotto und Carlo Bergonzi die erste Wahl.


    Liebe Grüße


    Bernard :wink:

    Keine Kunst wirkt auf den Menschen so unmittelbar, so tief wie die MUSIK,
    eben weil keine uns das wahre Wesen der Welt so tief und unmittelbar erkennen lässt

    Arthur Schopenhauer

  • Zitat von amadeus45

    die Gesamtaufnahme mit Leontyne Price und Richard Tucker. Dann folgte die Aufnahme mit Renata Scotto und Carlo Bergonzi (Die ich persönlich für die gelungenste Interpretation halte. )

    Hallo amadeus45, deiner Äußerung stimme ich voll und ganz zu . :thumbup:
    Über Kaufmann/Gheorghiu breite ich den Mantel des Schweigens, sehr enttäuschend!

    LG palestrina

    „ Die einzige Instanz, die ich für mich gelten lasse, ist das Urteil meiner Ohren. "
    Oolong

  • Die reiferen Jahrgänge der "Opern Freaks" preisen natürlich immer die älteren Aufnahmen und deren Interpreten und lassen kaum ein gutes Haar an den jungen, neueren Künstlern.


    Lieber amadeus 45, ich stehe sicher nicht im Verdacht, als reiferer Jahrgang der Opern-Freaks nur die älteren Aufnahmen und Interpreten zu preisen, im Gegenteil musste ich mir hier schon sagen lassen, zu wenig Erfahrung mit den großen Alten zu haben, als ich eine Aufnahme eines lebenden Sängers nicht rundweg verurteilen wollte. Mit der speziellen Neuaufnahme, über die wir hier reden, komme ich aber nicht recht klar. Ich habe einmal nur den Abschnitt aus deiner Antwort herausgenommen, der sich wirklich damit beschäftigt:

    So, kommen wir zur letzten Aufnahme die ich erwarb, es war die genannte Mit Angela Gheorghiu und Jonas Kaufmann. Die Aufnahme nimmt bei mir einen "Mittelplatz" ein.
    Sie als mittelmäßig einzustufen würde die Interpretation jedoch herabwürdigen. Kaufmann gefält mir nicht besonders, die Gheorghiu ist gut aber nicht überzeugend, das Dirigat von Antonio Pappano gewöhnungsbedürftig! Trotzdem höre ich die Aufnahme gern!


    Ich stimme dir im Prinzip völlig zu: Der wunderbare Jonas Kaufmann verkauft sich hier unter Wert (sängerisch, nicht kommerziell!), Angela Gheorghiu ist tadellos solide, das manirierte Dirigat von Antonio Pappano ist mit "gewöhnungsbedürftig" nicht falsch, aber doch sehr freundlich beschrieben. Wenn wir das alles zusammen nehmen, was ist das, wenn nicht mittelmäßig? Und warum würdigt es die Interpretation herab, wenn man sie so nennt? Ich würde nie behaupten, die Aufnahme sei schlecht, das ist sie sicher nicht, sie ist eben mittelmäßig. Für eine repräsentative Studio-Aufnahme eines großen Major-Labels in einer Zeit, in der eben dieses Label solche Studio-Produktionen eigentlich schon als teures Relikt der Vergangenheit ad acta gelegt hatte, für eine Aufnahme, in der man die besten derzeit verfügbaren Kräfte zusammenholen konnte, für eine solche Aufnahme finde ich ein mittelmäßiges Ergebnis allerdings ziemlich schwach. Da durfte man mehr erwarten, als am Ende dabei herausgekommen ist.
    Dass dir die Aufnahme dennoch gefällt, dass du sie gerne hörst, sei dir und den Interpreten gegönnt, ich will das kein Bisschen kritisieren. ich suche mir meine Lieblinge auch nicht nur nach objektiven Qualitätskriterien aus. Ich würde aber gerne verstehen, warum es dir so geht. Was spricht dich an bei dieser Aufnahme? Warum hörst du sie gerne? Warum kommt sie deinem persönlichen Geschmack entgegen?

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Ich würde aber gerne verstehen, warum es dir so geht. Was spricht dich an bei dieser Aufnahme? Warum hörst du sie gerne? Warum kommt sie deinem persönlichen Geschmack entgegen?

    Lieber Cherubino,

    Die Butterfly Aufnahme mit Kaufmann bildet für mich einen Kontrast zu all den anderen Butterfly Aufnahmen ohne große negative Folgen für mich als Hörer. Ich vergleiche sie ein wenig mit der "leichten Aufnahme" von Anna Moffo. Sie klingt ähnlich modern. Nun muss man natürlich dem Stimmtypus der Gheorghiu entgegenhalten, dass sie vergleichbar nicht die Stimme einer "Fünfzehnjährigen" haben kann.

    Denn das Libretto sieht einen solchen Stimmtypus vor. Bei Jonas Kaufmann spürt man leider nicht die "Leichtsinnigkeit" des Verführers, er stellt für mich stimmlich eher den Drang zum Baß-Bariton dar. Ein "Rambo" des doch sehr fein gezeichneten Charakters. Er versäumt es, den "Charming Boy" stimmlich zu charakteresieren.

    Er wirkt in der Aufnahme eigentlich völlig deplaziert! Die Partnerschaft mit der Gheorghui wird von der Butterfly auf verlorenem Posten gekämpft, so dass die große Schluss Szene des ersten Aktes (Sie wird fälschlicherweise auch "Liebesduett" genannt) einen Unterton von etwas absurder Komik und Tragik bekommt, ohne jedoch seltsamerweise an Charme und Poesie zu verlieren. Die beiden scheinen zusammen und gleichzeitig aneinander vorbei zu singen.

    Pappanos Interpretation hat natürlich Widerspruch gefunden, denn sie ignoriert alles nur Gefällige. Wer jedoch dazu bereit ist, sich auf eine gänzlich neue "Butterfly Deutung "
    einzulassen, der wird vielleicht auch viel Anregendes finden.

    Diese Aufnahme ist klangtechnisch vielleicht eine der besten, aber um die Oper kennen und lieben zu lernen, würde ich sie nicht empfehlen. Da gibt es doch genügend Soprane welche diese Oper mit den besten Tenören der jeweiligen Zeit eingespielt haben. Bei der Butterfly geht es um Emotionen und daher haben all die Klassiker-Aufnahmen die Nase vorn.

    Als Neuaufnahme zusätzlich zu schon im Regal stehenden würde ich sie dennoch allen Opernliebhabern empfehlen. Dies ist halt eine moderne - leicht antiseptische - Butterfly.

    Liebe Grüße,

    Bernard :wink:

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    eben weil keine uns das wahre Wesen der Welt so tief und unmittelbar erkennen lässt

    Arthur Schopenhauer

  • Da in diesem Thread nicht nur einmal auf das Besondere der Interpretation durch Karajan/Callas verwiesen wurde, sei das nun auch optisch veranschaulicht:

    Diese Version von The Intense Media kam 2013 heraus; etliche andere Labels haben die Aufnahme aber auch im Programm. Es handelt sich um eine Studioproduktion mit dem Scala-Orchester von 1955; die Callas hatte die Titelrolle noch nie auf der Bühne gesungen und tat dies erst drei Monate nach der Aufnahme (und zwar in Chicago und nicht an der Scala).

    Natürlich handelt es sich dabei zweifelsfrei um Startheater. Die Stars waren Maria Callas und Herbert von Karajan. es war aber Startheater von der
    positiv(st)en Art. Daß die Callas ihre Cio-Cio-san zuerst den Amerikanern und nicht den Italienern auf der Bühne präsentierte, läßt sich nach dieser Aufnahme verstehen, denn sie verkörpert ein extremes Gegenbeispiel zu aller "Milchpunsch"-Auffassung und muß damals auf viele schockierend gewirkt haben. Ich glaube auch, daß kaum eine andere Sängerin die Butterfly in gleicher Weise angehen hätte können, ohne zu scheitern. Die Callas war eben die Callas, und ihre reiche Skala emotioneller Schattierungen etwas Besonderes.

    Die Konzentration auf Dirigent und Primadonna heißt nicht, daß die anderen Partien schwach besetzt sind oder auch nur so scheinen. Nicolai Gedda singt den Pinkerton eher zurückhaltend, charakterisiert damit aber treffend den Schwächling. Der Sharpless Mario Borriellos ist exzellent, Renato Ercolani war selten so trefflich wie hier als Goro, Plinio Clabassi als Bonzo - Applaus, Applaus!

    Das Lyrische ist auch für Karajan hier eher nachrangig, obwohl es natürlich mitschwingt. Damals war Karajan noch nicht so das Idol, sondern noch im Aufstieg. Man versteht beim Hören, warum er dann zum Abgott wurde.

    Eindeutig fünf Sterne, für manche Ohren, die Sentimentaleres wünschen, aber sicher etwa gewöhnungsbedürftig. Das wird sich bei mehrmaligem Hören aber auch bei denen sicher in volle Zustimmung verwandeln.

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    Homo sum, ergo inscius.


  • PSC 2014

    Auf diese Rundfunkaufnahme von 1953 - die in dieser Ausgabe sich auf einen großen Querschnitt beschränkt - bin ich vor einigen Monaten in einer Wühlkiste gestoßen. Vollständige Aufnahmen gibt es unter anderen Labels. Bei meinem Exemplar ist die Tonqualität sehr gut wie offenbar bei den meisten PSC-Opern dieser Art (Ausnahme ein Aida-Quer- und Mitschnitt von 1951 aus Mexico, großartige Aufführung mit Callas etc. in teilweise horribler Wiedergabe).

    Angelo Questa (1901-60) leitet das Orchestra Sinfonica di Torina della RAI sehr kompetent und eher spannungsreich, wie überhaupt das keine sehr "süße" Interpretation der "Butterfly" ist. Clara Petrella (1914-87) in der Titelrolle besitzt eine tolle, sehr schön timbrierte Stimme mit einer Färbung ins Dramatische. Sie ist eine jener Sopranistinnen, die vom Ruhm der Callas und der Tebaldi überlagert wurde und heute nur mehr wenigen geläufig sein dürfte. Dabei muß sie auf der Bühne ausgesprochen faszinierend gewirkt haben, hatte man ihr doch den Beinamen ""La Duse del Belcanto" beigelegt. Jedenfalls braucht sie den Vergleich mit ihren berühmteren Zeitgenossinnen nicht zu scheuen.
    Auch die restliche Besetzung ist hochkarätig: Ferruccio Tagliavini singt den Pinkerton - hier ein eher hohlköpfiger Gigolo, dessen Butterfly-Rufe am Ende die Schwäche und Unsicherheit dieses Kerls offenbaren, der zu spät merkt, daß das kein Spaß mehr ist.
    Giuseppe Taddei ist ein ausgezeichneter Sharpless, Mariano Caruso und Mafalda Masini brillieren als Goro und Suzuki.

    Für nicht einmal € 5.- war das ein Superschnäppchen.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Guten Morgen meine Lieben!

    Ich habe Vorgestern eine DVD von ZDF Theaterkanal "Madame Butterfly - Tragödie einer Japanerin" bekommen und zwar in deutscher Sprache, wo ich bei Anneliese Rothenberger als Cho Cho San und Brigitte Fassbaender sehr angetan bin.

    Leider habe ich die Gesamtbesetzung nicht so mitschreiben können der Pinkerton und auch der Sharpless sind sehr gut aber es ist halt nach der damaligen Fernsehmanier gemacht und etwas plakativ für meine Augen.

    Zu Waldis Aufnahme. Ich mochte Clara Petrella sehr gern und sie hatte eben in Tebaldi und Callas zwei Mit-Sopranistinnen die heute noch bekannter sind.

    Liebe Grüße sendet Euch Euer Peter. :wink: ape2

  • Heute habe ich mal wieder die Leinsdorf/Price-Aufnahme gehört.

    Leinsdorf empfinde ich schon als sehr klar, geradeheraus. Mir fehlt ein wenig die (italienische) Süße, nicht die Süßlichkeit, die es eben auch sehr schnell geben kann. Trotzdem ist es schwungvoll, große Oper - vielleicht zu sehr 'große Oper'.

    Price und Tucker sind fantastisch, ein wahrer Klangrausch in dem man baden kann. Aber sind sie wirklich Butterfly und Pinkerton? Klingt Price wie eine 15-jährige? Klingt Tucker nicht ehr wie ein General, also altermäßig zu sehr erheblich älter? Ihr Duett ist überwältigend (abgesehen davon, dass Tucker ganz zum Schluss nicht mehr mithalten kann), aber für mich ist es irgendwie auch zu viel. Ich höre da zwei großformatige Stimmen, die sich der vokalen Entladung völlig hingeben.

    Natürlich muss/kann man im Verismo die Stimme fluten lassen, muss sie sich öffnen und anschwellen. Aber auch hier gibt es ein Zuviel, wenn es nämlich um die darzustellenden Figuren geht. Und hier ist für mich eine Grenze überschritten. Ich genieße das, tauche in diese Stimmgewalt, in dieses Klangbad ein, frage mich aber danach schon, was ich da eigentlich gehört habe.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Als Vergleich habe ich dann nochmal die Aufnahme mit Callas gehört:

    Callas beginnt mit einer wirklichen Kleinmädchenstimme, zunächst ungewohnt, aber insgesamt sehr überzeugend, da sie den Tonfall auch über den gesamten I. Akt konsequent durchhalten kann. Und er passt eben. Aber es bleibt die große Tragödin, die eine 15-jährige spielt. Das mag ein Widerspruch sein, erinnert mich aber an das, was Visconti bei den Proben zur legendären Sonnambula 1955 in Mailand zu ihr sagte. Zum Finale kleidete er sie in opulentesten Schmuck und meinte nach ihrem Einwand, dass sie ja nur ein einfaches Bauernmädchen spielen würde: Vergiss nie, du bist die Callas, die vorgibt ein Bauernmädchen zu sein. Und so ist es auch hier. Callas eröffnet hier eher, allerdings sehr überzeugend, einen Diskurs über Theater und Theaterspielen, als dass sie eine scheinbare Realität wiedergibt. Das mag im Verismo nicht angesagt sein, zeigt aber die Grenzen dieser Richtung auf. Realität ist die eine Sache, ihre Wiedergabe auf der Bühne ist aber sofort nur Schein und Vorgabe. Callas macht das sehr deutlich, in dem sie die 15-jährige ziemlich deutlich spielt und gleichzeitig die Tragödin, die sie nun einmal war, nicht vergessen machen lässt.

    Ich glaube übrigens nicht, dass das ein bewusstes Vorhaben von ihr war, schon gar nicht von Karajan oder Legge, aber hier, wie so oft auch an anderen Stellen, sagte ihr ihre unbewusste künstlerische Intelligenz, was das genau Richtige wäre.

    Im 2. Akt klingt übrigens diese Jungmädchenstimme längst nicht mehr so mädchenhaft. Man spürt, war Cio-Cio-San in der Zwischenzeit durchgemacht hat und wie sie als Mensch reifer und älter geworden ist. Und man hört, v.a. im Duett mit Sharpless deutlich Abnutzungserscheinungen in der Stimme. Sie klingt noch nicht schrill, aber teilweise schon scharf, was aber dramatisch durchaus zu rechtfertigen ist. Cio-Cio-San schreit. Sie schreit aus Leidenschaft und Verzweiflung. Und mit Recht. Da würde ein Schöngesang à la Tebaldi eben nicht mehr passen. Auch das wird so nicht gewollt gewesen sein, aber es trägt zur Figurenzeichnung ungemein bei.

    Überflüssig all die Details aufzuzählen, mit denen Callas dieses Porträt noch ergänzt, bereichert, abrundet. Die wunderbar langsam gesungen Phrasen (hier in idealer Übereinstimmung mit dem Dirigenten), die besonderen Wortbetonungen, die Verzögerungen und dann die Ausbrüche, das Aufblühen der Stimme usw. Es ist ein fantastisches Porträt, das eben weit über eine schlichte Wiedergabe hinausgeht.

    Auf dem selben Niveau bewegt sich Gedda nicht. Wie sollte er auch. ;) Er singt einen schlanken, jugendlichen Pinkerton, höhensicher, wunderbar phrasierend, wortdeutlich. Alles bestens. Nur eines fehlt ihm und das ist die Leidenschaftlichkeit oder vielleicht auch der überbordende Charme eines Wunderlichs. Aber ansonsten macht er alles richtig. Eben kein 'General' wie Tucker, sondern ein junger Offizier, bei dem man versteht, warum die Butterfly ihm so verfällt. Gedda, für mein Empfinden, war nie so richtig überzeugend im italienischen Fach. Das 'Aus-dem-Bauch-singen' und mit schierer Emotionalität und Körperlichkeit zu überzeugen, war nie so sein Fall. Aber er passt schon noch in diese Rolle, das etwas Steife lässt sich eben auch durch seine Offiziersrolle erklären.

    Mario Borriello ist gut als Sharpless, klingt anständig und seiner Rolle entsprechend distinguiert. Ich denke, dass man hier keinen Gobbi mit seiner präsenten Emotionalität braucht. Das wäre fast 'Perlen vor die Säue'. ^^ Das braucht diese Rolle nicht, sondern eher jemanden, der im entscheidenden Moment Mitleid mit Butterfly hat und das bringt Borriello entsprechend rüber.

    Und dann ist da natürlich Karajan. Was zunächst auffällt ist das immer wieder verhältnismäßig langsame Tempo, dieses Auskosten, aber eben nicht nur dieses. Hier zeigt er sich als wunderbarer Sängerdirigent. Nicht nur, dass er ihnen einen Teppich bereitet, auf dem sie genussvoll daher schreiten können, sondern er gibt ihnen, v.a. der Callas eben den besonderen Raum, in dem sie sich bewegen und entfalten können. Und das ist noch weit entfernt von dem 'Plüsch', den er für mein Empfinden in späteren Opernaufnahmen ausrollt. Hier ist es ein wunderbares gegenseitiges Einverständnis zwischen dem, was der Sänger geben kann und will und was ihm selber vorschwebte.

    Insgesamt also eine Aufnahme, die ich zu den 'Top-Butterfly's' zählen möchte, trotz einiger kleiner Einwände.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Und weil ich nun mal im Moment im Butterfly-Fieber bin, dann noch diese Aufnahme:

    Victoria de los Angeles hatte wirklich eine begnadete Stimme und ich liebe sie im französischen Fach quasi über alles. Und auch hier ist sie eine wirklich junge Butterfly. Aber für mich hatte sie eben keine Stimme für den italienischen Verismo. Das ist toll, intelligent, mitfühlend gesungen, aber dieses Anschwellen in den entsprechenden Momenten, diese Leidenschaftlichkeit, die aus dem Bauch heraus kommt, diese Wärme, die aus einer volltönenden Mittellage kommt - das fehlte ihr. Für mein Empfinden ist dieses Porträt um Nuancen zu kalkuliert, zu schlank, vielleicht sogar zu sehr mit dem Kopf gesungen. Und es ist eben auch kein Diskurs über das Theater wie bei der Callas, sondern hier singt eine unzweifelhaft große Künstlerin mit den Mittel, die ihr eben zur Verfügung standen. Die trafen die Rolle in gewissen Aspekten, aber eben auch nicht in allen.

    Di Stefano ist, im italienischen Bereich, ja nun mein absoluter Lieblingstenor. Trotz aller technischen Schwächen! Und natürlich ist er hier großartig in Phrasierung, Emotion, Charme. Aber es ist auch nicht zu überhören, dass die Aufnahme zu einer Zeit entstand, als er über einige seiner vokalen Stärken, also über das Timbre und die Leichtigkeit in der Höhe, schon längst aufgrund seines hemmungslos offenen Singens nicht mehr verfügte. Das klingt schon oftmals sehr verhärtet, flach und mit mehr Kraft als Technik angegangen. Zweifellos war er mit seiner Art des Singens zu dieser Zeit im Verismo immer noch besser aufgehoben als im Belcanto. Aber auch hier hört man die Kraftanstrengung. Und das sollte eigentlich nicht sein. Aber trotz allem ist er eigentlich ein idealer Pinkerton oder könnte es zumindest sein, weil er mit seinem Charme und seiner Eloquenz quasi jede 'rumkriegt'. ^^

    Gobbi ist keine Fehlbesetzung, weit entfernt davon. Aber es ist auch nicht sein Metier. Er brauchte vielschichtige, tragische Charaktere in denen er psychologisch 'wühlen' konnte. Und ich glaube nicht, dass der Sharpless dazu gehört. Von daher ist es eher 'Perlen vor die Säue', weil er eben so viel mehr bieten konnte.

    Und Gavazzeni? Im Vergleich zu HvK, Barbirolli, auch Leinsdorf empfinde ich ihn eher als anständige, sogar als mehr als anständige Hausmannkost. Nicht, dass es brav wäre. Er macht alles richtig, aber mir fehlen die besonderen Akzente, dieser Moment in dem man spürt, dass dort etwas Besonderes sich ereignet. Für mich ist er jemand, den man im deutschen Musikraum als Kapellmeister bezeichnen würde. Anständig, solide, nicht mehr, aber v.a. auch nicht weniger.

    Übrigens habe ich ihn mehr als 30 Jahre später mit der Butterfly an der Scala erleben können und da war es etwas ganz anderes. Vielleicht, weil die Protagonisten nicht mehr so beherrschend waren wie hier, vielleicht, weil er sich natürlich auch weiterentwickelt hatte, vielleicht, weil ein Live-Erlebnis ganz etwas anderes ist als eine Aufnahme. Sei es wie es sei, plötzlich entstand der Fluss, der große Bogen, plötzlich hörte und atmete man mit der Musik und vergaß fast alles um sich herum. Das war groß!

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

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  • Ich hatte diese Aufnahme der Butterfly in 'Eben gehört' erwähnt , aber nun soll sie auch am richtigen Ort genannt werden , was mir außerdem Gelegenheit gibt , das von mir dort Geschriebene zu korregieren .

    Madame Butterfly - Studioproduktion mit Chor - Leitung : Kurt Adler - und Orchester der Metropolitan Opera New York unter der Stabführung von Max Rudolf . 1949 .

    Abgesehen von dieser Einspielung hat Max Rudolf das Werk nur ein einziges Mal dirigiert , und zwar an der Met , etwa 4 Wochen vor den Aufnahmesitzungen . Eleanor Steber hat ihre Rolle auch nur wenige Male in der Hollywood Bowl gesungen , und Richard Tucker war nicht die übliche Besetzung des Pinkerton an der Met . Aber das macht nichts - die 3 erwähnten Protagonisten sorgten dafür , daß eine insgesamt beeindruckende Aufnahme entstand . Das junge Mädchen zu Beginn nimmt man Frau Steber ( aber nicht nur ihr ) nicht ganz ab , aber den Rest umso mehr - bei der Stimme ! Und Tucker singt genau den Amerikaner , den die Rolle verlangt . Nimmt man noch die übrigen Mitwirkenden in den durch die Bank adäquat bis vorzüglich besetzten Rollen hinzu ,und dann noch das dem Werk völlig gerecht werdende Dirigat von Max Rudolf , so ist es mir ein Rätsel , warum diese Produktion so relativ unbekannt geblieben ist . An dem von Seth Winner verantworteten Transfer kann es auch nicht liegen , denn für ihr Alter klingt die Überspielung vorzüglich . -
    Es gibt diverse Ausgaben . Wenn der Preis es erlaubt, rate ich zum Sony Masterworks Heritage Schuber , der neben einem informativen Booklet auch noch das Libretto enthält .

    Hörprobe : https://www.youtube.com/watch?v=fwL1X_XgSAg

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Und weil ich nun mal im Moment im Butterfly-Fieber bin, dann noch diese Aufnahme:

    Victoria de los Angeles hatte wirklich eine begnadete Stimme und ich liebe sie im französischen Fach quasi über alles. Und auch hier ist sie eine wirklich junge Butterfly. Aber für mich hatte sie eben keine Stimme für den italienischen Verismo.

    Ich halte die Butterfly - und Puccini generell - ehrlich gesagt nicht für echten Verismo und de los Ángeles stimmlich sehr passend für Puccinis zerbrechliche Kindfrauen (Mimì, Butterfly, Angelica, Lauretta). Sie singt auch eine meiner Meinung nach wirklich fulminante Nedda in Pagliacci mit Björling und Warren. Wo ich deine Einschätzung hingegen voll und ganz nachvollziehen kann, ist ihre Santuzza, die ist wirklich zu wenig aus dem Bauch raus. Aber die benötigt vielleicht auch einen echten Mezzosopran.

    Liebe Grüße,

    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • URANIA 2012

    Puccini nicht puccinesk, sondern auf Verdi getrimmt. Das kann man nur machen, wenn man erstklassige Stimmen zur Verfügung hat, und bleibt immer ein Wagnis. Mit Leontyne Price in der Titelrolle, also einer fast hochdramatischen, keineswegs mädchenhaften Cio-Cio-san, kann man sich das natürlich trauen. Dazu paßt Richard Tuckers Pinkerton, ein reifer Lebemann, der sich aber zum Schluß ehrlich erschüttert zeigt. Erich Leinsdorf (mit Chor und Orchester der Opera di Roma) verfügte 1962 auch sonst über eine wahre Luxusbesetzung: Rosalind Elias als Suzuki, Anna di Stasio (selbst eine gefeierte Suzuki) als Kate Pinkerton, Piero di Palma als Fiesling Goro (in einer seiner besten Rollen), Philip Maero als Sharpless, Robert Kerns als Yamadori, Virgilio Carbonari als Bonzo.

    Daß das Ergebnis - vom Werk aus gesehen - natürlich etwas zwiespältig bleibt (siehe auch oben den Beitrag Wolframs) ist klar, aber auch wenn diese Interpretation als extrem gelten muß: Qualität überzeugt und rechtfertigt auch Extreme.

    Bonus bei dieser Edition sind Auszüge einer Solti-"Aida", 1962, mit Price, Vickers und Gorr. Sozusagen ein Operndiamanten-Anhang.

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    Homo sum, ergo inscius.

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