Tipps und Lösungen zum Adventsrätsel "Gänsehautensembles"

  • Nr. 5

    "Alle Menschen werden Brüder"? Eher nicht, aber der Gedanke war anhaltend populär, denn auch in diesem fast 100 Jahre nach diesem Zitat entstandenen Ensemble wollen alle Geschwister sein.
    Gesucht wird der dritte Buchstabe des Komponisten


    Eine echte Viecherei, kann ich da nur sagen, und zwar in mehrfacher Hinsicht! – Severina


    Und flatterhaft dazu! – Waldi


    Vergiss die stampfenden Kühe und solches Ungetier, schlürfe Champagner, bevor Du die Fauna durchgehst! – Waldi


    Zum flatternden Getier gesellt sich in dem Stück (nicht im Ensemble) auch noch ein hüpfendes. Außerdem halten Verwandtschaften, die in dieser Laune gegründet werden meist nicht allzu lange. - Emotione


    O Elfenkönigin ... schlürfe Champagner. Waldi


    „Jeder nach seinem Geschmack“, würde ich da sagen. – Talestri


    ... sagt ausgerechnet jemand, der seinen Geschmack anderen ganz schön aufzuzwingen versucht! Aber das ist zum Zeitpunkt der Verbrüderung ja schon wieder vergessen! Na sdarovje! – Quasimodo


    Im Schlussakt von Frage 4 sucht jemand seine Brüder, im Schlussakt von diesem Werk treffen sich die "Brüder" und "Schwestern" just an einem solchen Ort wieder, an dem Frage 4 spielt. – Teresa Cellini


    Die Geschwisterliebe ist in diesem unverwüstlichen Glanzstück seines Komponisten wohl eher dem Alkoholpegel zuzuschreiben (verschuldet von einem Getränk, das man auch dazu nutzen kann, pürierte Pfirsiche aufzugießen, siehe Frage 1). Das titelgebende Kostüm erinnert an Halloween - das gab es zur Entstehungszeit des Werkes hierzulande aber wohl noch nicht. – Cherubino


    Die Lösung: Ensemble: "Brüderlein und Schwesterlein" aus DIE FLEDERMUS von Johann Strauß II (Lösungsbuchstabe: R)


    Dass grandiose Ensembles nicht zwangläufig von komplexer Mehrstimmigkeit sein müssen, belegt dieser von einem hohen Bariton eingeleitete Kanon, der so bekannt ist, dass er auch hier sehr schnell von den meisten geraten wurde. Wenn es wirklich noch jemanden gibt, dem die Melodie nicht einfällt, sobald er den Titel liest, hier ist sie in einer hübschen Aufnahme unter Willy Boskovsky mit Dietrich Ficher-Dieskau und Brigitte Fassbaender u. a. zu hören: "http://www.youtube.com/watch?v=zcyD7MXeuQQ".


    Dieses Stück ist dermaßen eingängig, ja einschmeichelnd, dass man leicht vergisst, wie bitterböse sein Untergrund ist, denn die pseudodemokratische Verbrüderung, die hier gefeiert wird, ist nicht weniger als ein treffendes Abbild totaler Dekadenz. In einer der besten Aufzeichnungen der Operette unter Karl Böhm hat Otto Schenk, der sich damals noch nicht auf pure Selbstkopie beschränkte, mit einer sehr langen Fahrt entlang der wahrlich nicht mehr taufrischen und von Champagner wie auch sich selbst berauschten Festgesellschaft, die frei nach Schnitzler zu einem Reigen der suggestven Berührungen findet, in und schließlich mit einem Schwenk über die erotschen Wandgemälde die Massenorgie suggeriert, die hier beginnt und in dem hilflosen Gestammel des "Duidu" endet:


    Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein
    Wollen alle wir sein, stimmt mit ihm ein!
    Brüderlein, Brüderlein und Schwesterlein,
    Lasst das traute Du uns schenken,
    Für die Ewigkeit, immer so wie heut,
    Wenn wir morgen noch dran denken!
    Erst ein Kuss, dann ein Du,
    Du, Du, Du immerzu!
    Erst ein Kuss, dann ein Du,
    Du, Du, Du, Du!
    Duidu, Duidu, lala...



    Man muss nicht verbissen nach Gesellschaftskritik suchen um sie in diesem Ensemble zu entdecken und bis heute wenigstens einen Hauch dessen zu ahnen, was einst die Operette Offenbachs und Strauß' an Sprengsätzen beinhaltete. Wie heißt es ein paar Zeilen weiter?


    Ging's durch das Leben so flott wie heut
    Wär jede Stnde der Lust geweiht.


    Sind wir uns wirklich dessen bewusst, was wir alljährlich zu Sylvester feiern? Ist wirklich glücklich nur, wer vergisst, was nicht zu ändern ist?


    :wink: Riddleamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Nr. 6

    In diesem verführerischen Ensemble wird ein Frauenheld genarrt, der glaubt eine Eroberung zu machen, während die sich tatsächlich gerade jemand anderem hingibt.
    Gesucht wird der erste Buchstabe des Eigennamens des Titelhelden


    Dieses Ensemble folgt einer feucht-fröhlchen Sause und krönt eine späte Komödie eines sehr beliebten Komponisten. Geheuchelt und betrogen wird da in der Tat kräftig, weil, wie schon der bayerische Volksmund wusste, der mit dem Werk sonst aber nichts zu tun hat: "ja so war'ns, die oid'n Rittersleut'". - Rideamus


    Kriegsdienstverweigerer führt privaten Eroberungsfeldzug. - Emotione


    Jetzt wo Severina unterbricht, kommt schon wieder eine Glanzpartie ihres Tenorino zum Zug. - Pavel


    Warum sind nur Typen wie zum Beispiel der gute Cherubino von Mozart bei den Frauen so erfolgreich? Das wird sich der Frauenheld in diesem Werk wohl auch nach dessen Ende gefragt haben. – Teresa Cellini


    Diese "Typen" sind offenbar gern mit Mezzosopranen besetzt, wie auch der Rivale unseres Nicht-Ritters aus Frage 6. Ob's daran liegt? – Quasimodo


    Ein großer Teil des hier gefragten Werkes stammt aus einem anderen desselben Komponisten, aber das gefragte Ensemble ist ein Original. – Rideamus


    An die Seine hat es auch irgendwann den Komponisten zu Nr. 6 getrieben (wen in jenem Jahrhundert eigentlich nicht?), und der hat dort seinen Ruhm mit landessprachlichen Stücken gekrönt. Die gesuchte Komödie ist sein vorletztes Bühnenwerk gewesen, sein letztes ist um einiges berühmter. Man könnte noch erwähnen, dass die Komponisten zu Nr. 6 und 7 an Popularität zu ihrer Zeit schwerlich zu übertreffen waren. - Quasimodo


    Nr. 6 ist ein eher unbekanntes Werk eines seeeeeehr bekannten Komponisten, der zu meinen Lieblingen zählt. Ridi scheint auch eine Vorliebe dafür zu haben, denn es taucht nicht zum ersten Mal in seinen Rätseln auf :sev: Severina


    Es ist die letzte komische Oper des Komponisten. Die Handlung geht auf ein mittelalterliches Volkslied zurück, die Titelfigur wird darin namentlich genannt. In der Oper kommt diesem Schürzenjäger allerdings ein Buchstabe abhanden. – Emotione


    Ein Angeber und Schürzenjäger, der vorübergehend seine Identität wechselt. Ebenfalls ein Herr, der hoch singt. – Calisto


    Nummer 6 enthält eine Arie, die auch in einer anderen (bekannteren) Oper dieses Komponisten vorkommt. Dort werden darin die verschiedenen Nationalitäten durch den Kakao gezogen, hier geht es dagegen um Hochprozentigeres. Die Titelfigur ist übrigens eine weitere Paraderolle für den von uns so geschätzten Tenorino. ;+) - Severina


    Der Komponist ist für seine musikalischen Komödien berühmt, von spanischen Friseuren über Moslems aus Maghreb bis zu deutsch-französischen Märchengestalten hat er alles mögliche prominent veropert, die hier gesuchte Oper gehört aber nicht gerade zu seinen berühmtesten. - Cherubino


    Die Lösung: Terzett „A la faveur de cette nuit obscure“ aus LE COMTE ORY von Gioacchino Rossini (Lösungsbuchstabe O)


    Dass die Frage nach diesem Werk, das, wie Severina sehr richtig feststellte, schon mehrfach in meinen Rätseln vorkam, wieder einmal länger nicht gelöst wurde, hat mich dann doch etwas erstaunt. Dabei gehört dieses sehr suggestive Terzett zu den absoluten Juwelen Rossinis, mit dessen hervorragenden Ensembles ich ganz allein das Rätsel hätte füllen können.


    Ab den 80er Jahren wurde die Oper auf meiner Bestenliste von Rossinis damals wieder entdecktem und musikalisch stringenteren Vorgänger IL VIAGGIO A REIMS verdrängt, auf den sich einer meiner Tipps bezog. Ursprünglich hatte ich auch noch nach einem Ensemble aus dieser Oper gefragt, zu dem Sarpedon hier Die Einlage in der Oper Folgendes geschrieben hatte:


    Als drittes Beispiel nenne ich aus Rossinis Il viaggioaReims das „Gran pezzo concertato a 14 voci“, in der 14 Solostimmen parallel singen – den Text kann da kein Hörer verstehen, aber klar wird, dass Rossini, wenn er wollte, in einem kontrapunktischen Stil schreiben konnte, der sich, rein vom handwerklichen Können, hinter dem keines Komponisten verstecken musste, auch nicht hinter dem eines Giganten wie J. S. Bach“. Dem kann ich nur beipflichten und festhalten, dass ein Thread zu dieser Oper (oder über diese beiden) hier stark überfällig ist. In diesem Rätsel aber wollte ich dann doch nicht zu viel Rossini erfragen.


    Die Situation: Der Graf Ory, der die Abwesenheit der Ritter auf dem Kreuzzug nutzt um zahlreiche einsam zuhause gebliebene Damen flach zu legen, hat sch als Oberin verkleidet und mit seinen als Nonnen kostümierten Kumpanen Zutritt in die Burg der Gräfin Adele verschafft. Des Nachts versucht er sich zu diesem einschmeichelnden Terzett-Rondo an Adele heranzumachen, die „im Dunkel der Nacht“ gleichzeitig von ihrem Pagen Isolier umworben - und erobert – wird. Das Verhältnis zwischen der Gräfin Adele und ihrem Pagen Isolier, mit dem sie sich höchst physisch in Gegenwart des Verführers Ory im Nonnengewand vergnügt, während dieser glaubt, die keusche Schönheit gerade zu erobern, entbehrt wahrlich nicht einer gewissen Pikanterie und ähnelt auffällig dem der Contessa Rosina des Figaro mit Cherubino. Es weist aber auch wie ein verdeutlichendes Bindeglied auf die durch die Existenz des Feldmarschalls bedrohte, aber nicht verhinderte Beziehung zwischen der Marschallin und ihrem "Vetter" Rofrano im ROSENKAVALIER voraus, der etwa dort beginnt, wo LE COMTE ORY aufhört. Schon deswegen hätte es seinen Reiz, die Libretti dieser drei Opern und natürlich auch deren Musik in Bezug darauf einmal genauer anzusehen. Hier würde das aber zu weit führen. Eine überdeutliche Inszenierung dieses Terzetts von Igor Bauersima, die leider nur wenig von dseiner musikalischen Schönheit verrät, kann man hier ansehen: "http://www.youtube.com/watch?v=ZMXA-sg8urQ%E2%80%9C".


    Von allen Einspielungen, die ich bisher kenne, schätze ich besonders die von John Eliot Gardiner, in der Sumi Jo, Diana Montague und John Aller eine mustergültig verführerische Version dieses Terzetts singen, auf das das Cover anspielt.



    Sehr empfehlenswert ist aber auch diese DVD aus Glynebourne mit Annick Massis als "Luder" Adele und Diana Montague als Page Isolier unter der Leitung von Andrew Davis:



    Schließlich sollte man diese Aufnahme nicht vergessen:



    Mit Juan Diego Florez und Annick Massis gibt es auch einige Ausschnitte auf YouTube, die immerhin eine Ahnung von der Qualität der Partitur vermitteln, allerdings leider keine des Terzetts, etwa hier: "http://www.youtube.com/watch?v=xL4iCrgJkPc“


    :wink: Riddleamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Nr. 7

    Dieses Stück stammt in Wahrheit gar nicht von dem Komponisten des Werkes selbst, wurde aber von einem Intendanten so genial nachempfunden und eingepasst, dass selbst Anhänger der Originalfassung es heute noch mit aufführen lassen.
    Gesucht wird der vierte Buchstabe des Komponisten


    Die Beliebtheit dieses Ensembles wundert nicht, hat doch der Bearbeiter den (ursprünglich rheinischen) Mega-Schunkel-Hit dieses Stückes eingebaut. – Quasimodo


    Vielleicht sind bei dieser Frage 2 Antworten richtig, denn je nach Aufführung kann das Ensemble variieren. Als Tipp zum Werk an sich bietet sich Strindbergs Vorwort zu seinem Traumspiel an. – Emotione


    Es gibt keine unumstritten gültige Originalfassung dieses Werkes, weil der Komponist es nicht selbst fertig stellen konnte. – Rideamus


    Es gibt überhaupt reichlich Fassungen von diesem Stück. Die letzte entstand erst vor wenigen Jahren, als erneut Quellen ausgegraben worden waren. Da war die vorletzte Fassung auch gerade erst ein paar Jahre alt. – Quasimodo


    Es existiert ein ziemlich bekanntes Gemälde, das einen der Verfasser der literarischen Vorlagen des Werks zusammen mit einem berühmten Theatermann in den Räumlichkeiten zeigt, die Ort der Handlung sind. – Emotione


    Hélas, Sextett oder Septett, das ist hier die Frage! – Waldi


    Mal geographisch betrachtet: :) Der Autor der Vorlagen (sic!) ist eher preußisch zu verorten, er wurde aber bald von einem größeren Publikum weiter westlich gelesen, weshalb die Autoren des Textes zu Nr. 7 auch an der Seine zu finden waren. Dorthin hatte es auch den Komponisten verschlagen, der aber ursprünglich der geographischen Mitte zwischen Obengenannten entstammte. Und, wie gesagt, auch der Ober-Hit seines Stückes war eine Wiederverwertung einer rheinischen Vorlage (das ist sehr wörtlich zu nehmen), wurde hier aber nach Norditalien versetzt. Dort spielt auch das gesuchte Ensemble. – Quasimodo


    Der Held in Frage Nr. 7 müsste sich bzgl. einer Entziehungskur in eine Klinik begeben. Dann würde er viele Dinge anschließend klarer sehen. – Calisto


    Nr. 7 kennst du auf jeden Fall!! In konventionellen Inszenierungen kommt darin ein ganz bestimmtes Wasserfahrzeug vor, das wiederum mit Fairys Lieblingsstadt in Verbindung zu bringen ist. :)Severina


    Der Stück ist einer jener Ohrwürmer, die eigentlich "vergiftet" sind. Die Oper, aus der es ursprünglich stammte, erlebte in den letzten Jahren einige Aufführungen, nachdem sie seit ihrer Uraufführung total vergessen war. Sie spielt mehrere Jahrhunderte früher als das gesuchte Werk und in einem ganz anderen Land. – Teresa Cellini


    In der Stadt in der dieses Ensemble gesungen wird, wurde auch ein wunderbares Getränk aus pürierten Pfirsichen erfunden! :P Der Komponist stammte übrigens nicht aus dem Land, in dem er dann Karriere machte und in dessen Landessprache er schrieb. – Cherubino


    Die Lösung: Sextett mit Chor (Septett) "Hélas, mon coeur s'égare encore" aus LES CONTES D'HOFFMANN von Jacques Offenbach (Lösungsbuchstabe E)


    Wenige Opern haben eine derart unübersichtliche Fassungsgeschichte wie Jacques Offenbachs letztes Werk, denn er konnte es zwar noch - entgegen einer verbreiteten Annahme - im Particell fertig komponieren, hinterließ aber ein Werk von mehr als vier Stunden Aufführungsdauer, das er nicht mehr, wie sonst bei ihm üblich, vor Publikum testen konnte. Schon unmittelbar nach seinem Tod wurden also diverse Anstrengungen unternommen, eine Aufführungsfassung zu erstellen. Areieos und andere haben in diesem empfehlenswerten Thread einen sehr brauchbaren Überblick über die Fassungsgeschichte gegeben: OFFENBACH: "Les contes d'Hoffmann" - Märchenhafte Episoden oder postmodernes Drama?.


    Die sogenannte Choudens-Fassung, die seit Anfang des letzten Jahrhunderts zur allgemein üblichen wurde, geht wesentlich auf den Intendanten der Oper von Monte Carlo, Raoul Gunsbourg zurück, der Zugang zu (Kopien von ?) Offenbachs originalem Particell hatte und auf dessen Basis für Aufführungen an seinem Opernhaus, die er später auch nach Berlin brachte, eine eigene Aufführungsfassung einrichtete. Seine Behauptung, er habe fast den ganzen Giulietta-Akt neu komponiert, ist zwar maßlos übertrieben, hat aber eine gewisse Berechtigung insofern, als dieser Akt bis dahin als angeblich musikalisch weniger bedeutend in einer sehr knappen Fassung zwischen die Akte um Olympia und Antonia eingeklemmt worden war, wo er musikalisch wie inhaltlich wenig Sinn ergab. Für seine Restauration schrieb er eine neue Arie für Dappertutto, "Scintille diamant", deren Melodie er einem Hornmotiv der Ouvertüre zu Offenbachs "La Voyage dans la lune" entlehnte. Seltsamerweise wurde sie bei uns als Spiegelarie bekannt, weil die Übersetzer den Diamanten als "Leuchte, heller Spiegel mir" umdeuteten, vielleicht noch beeinflusst davon, dass Offenbach hier eigentlich die Arie "Tourne, tourne miroir" vorgesehen hatte, die von Gunsbourg oder seinen Vorgängern in den Olympia-Akt vorverlegt und Coppelius gegeben hatten. Außerdem verfasste Gunsburg auf der Basis des bereits populären und von Offenbach selbst seiner nur vorübergehend erfolgreichen Oper LES FÉES DU RHIN (DIE RHEINNIXEN) entnommenen Barcarole eben dieses Sextett mit Chor, das rasch zu einem beliebten Höhepunkt dieser Fassung wurde.


    Ehre, wem Ehre gebührt: Gunsbourgs Theaterinstinkt, der in diesem Akt ein großes Enemble vermisste, ist aus heutiger Sicht unbedingt zuzustimmen, und vielleicht hätte Offenbach das ebenfalls so gesehen, hätte er die Chance gehabt, sein Werk noch im Zusammenhang aufgeführt zu sehen. Ich finde daher Kent Naganos Entscheidung, dieses Sextett in seiner Einspielung der ansonsten ziemlich "reinen" Kaye-Fassung in abgewandelter Form beizubehalten, nachvollziehbar und begrüßenswert. Solange es keine Aufnahme der letzten Kaye-Keck-Fassung gibt (hoffentlich wieder mit Sextett), würde ich daher dieser Einspielung Naganos, der auch einige der besten Solisten an seiner Seite hat (selbst Alagna wurde noch zu seiner besseren Zeit aufgenommen), derzeit als die erstrebenswerteste empfehlen, wobei auch manches für die - leider nur noch als Download verfügbare - Dialogfassung von Jeffrey Tate spricht:


    ..........


    Nicht nur preislich hochinteressant und deshalb trotz ihrer problematischen Fassung erstrebenswert, für die Fritz Oeser zwar das komplette Libretto mit Musik Offenbachs versehen hat, aber in damaliger Ermangelung originalen Offenbach-Materials sehr viele weitere Anleihen bei den RHEINNIXEN und anderen Werken von ihm machen musste, die heute durch Originale ersetzt werden können, ist die Aufnahme Sylvain Cambrelings, die nicht nur eine der bestdirigierten Aufnahmen ist, sondern zudem mit hervorragenden Gesangsleistungen aufwarten kann (u.a. Shicoff, Murray, Norman). Für die schlappen 8 Euronen, die sie derzeit kostet, sollte man sie sich als Vergleichseinspielung zulegen, wenn man sich ernsthaft für diese Oper interessiert, zumal die ersten drei Akte fast durchweg mustergültiges Original sind.



    Bei den DVDn hat man die Qual der großen Auswahl. Aus musikalischen Gründen würde ich mich wieder für Kent Nagano entscheiden.



    Leider kann ich mich aber absolut nicht mit Louis Erlos Regiekonzept anfreunden, das die Handlung in eine Nervenheilanstalt verlegt. Schade um Naganos Dirigat und die brillante Darbietung Nathalie Dessays as Olympia. In Ermangelung einer überzeugenden Alternative unter den kommerziell verfügbaren Angeboten plädiere ich für den Augenblick und ausnahmsweise für die traditionelle, aber überwiegend superb gesungene Londoner (Choudens-) Fassung in der üppigen Inszenierung von John Schlesinger unter Leitung Georges Pretres aus London, in der das Sextett nicht zuletzt dank einem blendend aufgelegenten Placido Domingo und der mustergültigen Giulietta von Agnes Baltsa bestens zur Geltung kommt, wie man diesem Ausschnit entnehmen kann: "http://www.youtube.com/watch?v=KoB42XMZ2HY":



    Zu den zahlreichen DVD-Aufnahmen wäre aber mal ein eigener Thread fällig, in dem auch die hochinteressante Fassung Walter Felsensteins zu berücksichtigen wäre, der nach dem Krieg wohl als Erster in der Praxis darauf aufmerksam gemacht hatte, dass das Libretto dieser Oper weitaus reicher ist als es die seinerzeit fast ausschließlich gängige Choudens- Fassung vermuten ließ.



    :wink: Riddleamus


    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Nr. 8

    Eigentlich geschieht hier gar nichts. Die Hauptpersonen lieben einander, ihre Umgebung ist glücklich darüber, und man verscheucht traurige Erinnerungen. Aber wie! Ebenso hinreißende Musik gibt es höchstens noch in dem gleich daran anschließenden Duett.
    Gesucht wird der erste Buchstabe der Titelhelden


    In einem Rideamus-Rätsel über Ensembles darf DIESES keinesfalls fehlen. Es ist sogar auf seinem Capriccio- IPOD und auch sonst mit Capriccio sehr prominent verbunden. - FQ


    Dass die einander liebenden Hauptpersonen sich letztlich dann doch nicht kriegen, erhält gewissermaßen weltgeschichtliche Bedeutung. – Quasimodo


    Dieser Komponist stellte sein Werk zwar fertig, es wurde aber zu seinen Lebzeiten nie vollständig aufgeführt. – Emotione


    Nicht nur Wagner schrieb seine Libretti selbst. - Pavel


    Ich gebe zu, ich war auch schon ganz kurz in Oklahoma, ist aber sowohl die falsche Weltgegend als auch das falsche Genre. In Nr. 8 geht es entschieden klassischer zu! – Quasimodo


    Ich wusste die Frage 8 auf Anhieb und das ist kein Wunder, denn das ist die allergrößte Liebe unseres Mr Riddle und müsste aus historischen Gründen eigentlich auch die Capriccio-Nationalhymne sein. Ich bin jedenfalls von Rideamus zu diesem Werk einstens mit großem Erfolg missioniert worden - in aller Öffentlichkeit. Alles klar? – F.Q.


    Was die 8 angeht, gehört die nicht nur in die Historie von Capriccio sondern auch in die ganz große Historie! Wenn das ein Happy End gegeben hätte, wer weiß, was aus dem Abendland je geworden wäre! So schlimm wie hier musste aber das Schlimmi-End nun auch nicht sein. Wirklich zum Frauensolidarität-Erbarmen!
    Scheißkerle, denken nur an ihre höheren Pflichten, als ob die Liebe gar nichts wäre!
    Der Stoff und besonders das Ende ist auch von einem viel weiter zurückliegenden Komponisten in herzzerreißenden Tönen noch heute sehr beliebt. :cry: Da bleibt wirklich kein eye dry bei. ;+) F. Q.


    Den Begriff Musical gab es zur Entstehungszeit dieses Werkes sicher noch nicht.
    Der männliche Hauptdarsteller ist für die abendländische Geschichte nicht ohne Bedeutung, hat er doch der Sage nach ein ziemlich bedeutendes Reich gegründet. (Allerdings erst nachdem er die Oper zu Ende gesungen hat.) – Pavel


    ...nachdem das, dem er entstammte, untergegangen war. Davon handelt ein bedeutendes literarisches Werk der sehr frühen Literaturgeschichte. Von unserem Helden handelt dann wiederum ein später entstandenes, das der Komponist des Stückes schon als Kind sehr geliebt hat (frühes Fremdsprachentalent!). Übrigens hat unser Held das bedeutende Reich, streng genommen, nicht selbst gegründet, das war einer seiner Nachfahren. – Quasimodo


    Im ersten Teil dieser Oper gibt es eine Suizid-Szene, die ihr Vorbild bei einem italienischen Komponisten hat. - Teresa Cellini


    Die Lösung: Septett mit Chor „Tout est paix et charme“ aus LES TROYENS II: LES TROYENS Á CARTHAGE von Hector Berlioz (Lösungsbuchstabe T)



    Vorab würde mich interessieren, an welches italienische Vorbild Teresa Cellini gedacht hat, denn mir ist ein solcher Massenselbstmord nicht präsent. Zum Werk selbst gibt es einen Thread, der noch der Fortführung harrt: BERLIOZ: Les Troyens - Cherchez la femme


    Natürlich lässt sich das schönste Ensemble ebenso wenig festlegen wie die beste Oper oder überhaupt irgend ein Superlativ aus einer derart unübersichtlichen Auswahl. Dennoch, wenn es meine Pflichtaufgabe wäre, das schönste Ensemble überhaupt zu benennen, dann würde mir dieses Stück in Kombination mit dem vorangehenden, eindrucksvollen Ensemble "Mais banissons ces tristes souvenirs / Aber lassen wir diese traurigen Erinnerungen" immer wieder als eine naheliegende Möglichkeit durch den Kopf gehen, zumal es gleich anschließend von einem der hinreißendsten Liebesduette überhaupt, nämlich dem "Hit" der Oper, „Nuit d’ivresse et d’extase infinie“, gekrönt wird. Das immerhin kann ich - leider im Gegensatz zu den vorangehenden Ensembles – als YouTube – Auszug anbieten, nämlich hier, in einer der gelungensten Aufnahmen mit der grandiosen Susan Graham und Gregory Kunde unter der Leitung von John Eliot Gardiner: "http://www.youtube.com/watch?v=q5By6XucMaU“


    Dennoch habe ich lange gezögert, ob ich nicht doch lieber das meisterhafte Nonett mit Doppelchor, „Chatiment effroyable“, also die Laokoon-Erzählung des Aeneas aus dem ersten Teil, erfragen sollte. In meinen Ohren ist es nicht weniger als das letztlich gewählte Septett kompositorisch wie im Ausdruck nicht nur eine der komplexesten, sondern auch eine der größten Eingebungen überhaupt, die je in Partiturform gegossen wurde. Letztlich siegte die Schönheit über die Intensität des Ausdrucks, weil ich den vierten Akt dieser Oper mehr liebe und bewundere als irgendeinen eines anderen Werkes. Allein die Tatsache, dass beide Ensembles aus einem einzigen Werk stammen und dort nur als besondere Höhepunkte neben vielen anderen stehen, ist schon ein guter Grund dafür, LES TROYENS zu meiner Lieblingsoper zu erklären, die für mich immer zu bedenken wäre, wenn es um die Wahl der besten Oper überhaupt geht.


    Wie sehr das Ansehen dieser lange Zeit unbekannten Oper in letzter Zeit gestiegen ist, habt Ihr gerade eben erst selbst bewiesen, denn dass bei der CAPRICCIO-Umfrage nach den besten Opern dieses Meisterwerk gleich nach TRISTAN UND ISOLDE und noch vor so erfolgreichen und großartigen Dauerbrennern wie HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN oder LA TRAVIATA auf dem fünften Platz gelandet ist, kommt fast einer Sensation gleich. Vielleicht ist es "nur" Ausdruck der besonders engen Verbindung der Capricciosi mit diesem Werk, dessen Aufführung in Düsseldorf und Bielefeld bekanntlich der Anlass für die Vereinsgründung war, aber unverdient ist dieser Rang keineswegs.


    Wie schon in der Frage angedeutet, ergeht sich dieses Ensemble ausschließlich in der Beschreibung einer friedlichen und im Wortsinne liebevollen Nacht:


    Tout n’est que paix et charme autour de nous
    La nuit étend son voile
    Et la mer endormie
    Murmure en sommeillant
    Les accords les plus doux


    Alles um uns ist friedlicher Zauber.
    Die Nacht breitet ihren Schleier,
    Und das schlafende Meer
    Murmelt, wie träumend,
    Die süßesten Akkorde.


    Nicht nur die Melodie, die Berlioz auf diese Verse stützt, ist wunderschön, auch die Verse selbst haben eine außerordentlich hohe, dichterische Qualität. Man bedenke, dass Berlioz nicht nur die Musik komponierte, sondern auch sein eigenes Libretto verfasste und diese ganze Szene nicht etwa Vergils Aeneis entlehnt hat, sondern nach seiner eigenen Aussage auf Anregung durch ein Gemälde komponierte, nämlich dieses von Pierre-Narcisse Guerin:


    Enée racontant à Didon les malheurs de la ville de Troie

    Aeneas erzählt Dido vom Unglück der Stadt Troja


    Den Text dazu musste er sich also selbst ausdenken, und wie kunstvoll er da Zustandsbeschreibung und Beobachtung mischt, das Ganze in herrliche Poesie fasst und das noch mit sehr individueller Musik zu einem berückenden Ganzen verwebt, sucht seinesgleichen. Es gehörte schon sehr viel Mut und Selbstvertrauen dazu, ein derart hinreißendes Ensemble zu wagen und dennoch darauf zu vertrauen, dass das bereits viel früher komponierte, anschließende Duett sprachlich wie musikalisch noch als Steigerung eines integralen Ganzen empfunden werden würde.


    Weitaus schwerer als die Entscheidung für dieses Ensemble fällt mir die für eine besonders zu empfehlende Aufnahme, denn LES TROYENS gehört zum Glück zu den Opern, die alle, die sich daran versuchten, zu besonderen Leistungen angespornt haben. Einige Einspielungen habe ich bereits in diesem Thread bewertet, den man bei Gelegenheit mal fortschreiben sollte: BERLIOZ: Les Troyens - Die kommentierte Diskografie


    Da ich aber auch hier eine Empfehlung abgeben möchte, entscheide ich mich für die folgenden Aufnahmen:


    Auf cd ist es die jüngste Einspielung von Colin Davis, die mit Ben Heppner den besten Aeneas hat und auch sonst vorzüglich gelungen ist:



    Leider gibt es die schon wieder nur noch auf dem Marketplace.


    Auf DVD fällt die Entscheidung nicht weniger schwer, denn sowohl die Aufführungen von Sylvain Cambreling als auch John Eliot Gardiner haben starke Trümpfe. Einen ersten Eindruck davon bekommt man in mehreren Ausschnitten bei youTube, wenn man dort das Stichwort LES TROYENS eingibt. Da ich mich nicht endgültig entscheiden kann oder muss, sage ich einfach: am besten wäre wirklich, man hat beide. Befriedigendere Opern-DVDs wird man ohnehin kaum bekommen.


    ..........


    :wink: Riddleamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Nr. 9

    Weiter im Monolog, wobei mich der geringe Bedarf nach Rückfragen - auch zu manchen Tipps - schon etwas wundert:


    Dieses Finale um Plebejer und Patrizier kam ursprünglich nicht einmal in dem Werk vor, dessen Krönung es heute ist, weshalb dem Textdichter der Revision dafür mindestens so viel Ehre gebührt wie dem großen Komponisten.
    Gesucht wird der zweite Buchstabe des Komponisten


    Die Ensembles aus Nr. 7 und Nr. 9 spielen gewissermaßen an entgegengesetzten Enden Italiens. Der Gegensatz wird in diesem Finale auch thematisiert. – Quasimodo


    Zwischen der Zeit der Handlung des Vorspiels und der des 1. Aktes liegen ungefähr so viele Jahre wie zwischen der Urfassung und der heute üblichen Version dieser Oper. – Pavel


    Schiller hat einem Nachfahren des in dem gefragten Werk vertretenen Patriziergeschlechts ein Drama gewidmet. Wenn Schiller zur Verortung nicht hilfreich ist, vielleicht dann Paganini oder Pesto – Emotione


    Eine junge Dame blickt in der Morgendämmerung über das Meer und ist in Gedanken versunken. – Calisto


    Nummer 9 ist eine Lieblingsoper von mir und hat außerdem eine Capriccia zu ihrem Nick inspiriert!! – Severina


    Das Meer spielt eine große Rolle. Ein Herr fuhr, bevor er sesshaft wurde, zur See. – Calisto


    Die Vorlage zu dieser Oper stammt von einem spanischen Schriftsteller. Ein früheres (und im Unterschied zu dieser gesuchten Oper sehr erfolgreiches) Werk geht auf eine weitere Vorlage dieses Schriftstellers zurück. – Teresa Cellini


    Eine Aufführung dieser Oper in der Staatsoper der Hauptstadt machte kürzlich Schlagzeilen - allerdings mehr wegen der Besetzung als wegen der Oper an sich. - Cherubino


    Die Lösung: "Plebe! Patrizi! Popolo! - Finalensemble des Ersten Aktes von Giuseppe Verdis SIMON BOCCANEGRA (Lösungsbuchstabe E)


    Zu den großen Ensemblekompositionen gehören natürlich nicht nur geschlossene Stücke innerhalb einer Handlung, sondern auch die - oft ausgedehnten - Finalsätze einzelner Akte, mit denen die Komponisten besonders viel Effekt machen wollten, bevor es in die Pause (oder nach Hause) ging. Wenige haben so viele derart großartige Finali geschrieben wie Giuseppe Verdi, aber dieses Finale, das er für seinen ursprünglich erfolglosen SIMON BOCCANEGRA schrieb, nachdem ihm Arrigo Boito einen gänzlich neuen Text dazu verfasst hatte, gehört wohl zu seinen größten Schöpfungen.


    Das ist um so erstaunlicher, als fast ein Vierteljahrhundert zwischen der ursprünglichen Version von 1857 und der Boito-Fassung von 1881 lag. Zu der Geschichte des Werkes und sener Fassungen gibt es hier einen informationsreichen Thread: VERDI: Simon Boccanegra – Wendepunkt hin zur musikdramatischen Reife ?. Während die ursprüngliche Fassung im Umfeld von I VESPRI SICILIANI und dem BALLO IN MASCHERA entstand und noch etwas uneben ist, stammt die Überarbeitung aus einer Zeit, in der Verdi sich schon mit der Komposition des OTELLO befasste. Das ist durchaus zu hören, etwa wenn das Volk zu Klängen, die an die Sturmmusik des OTELLO erinnern, mit Gewalt zu den Worten "Ecco le Plebi" in den Saal drängt und nach Rache ruft ("Vendetta! Vendetta!). Mit dem zunächst flammenden Vorwurf "Fratricidi/Brudermörder" und dann inständigen Friedensappell des Dogen ("Piango su voi") erreicht das Ensemble dann endgültig eine ganz neue Qualität, die endlich die Größe des Titelhelden verständlich macht, die in der früheren Fassung nur behauptet wurde. Das anschließende Ensemble, das von Amelias Friedensappell an Fiesco ("Pace!")dominiert wird, ist dann einfach nur noch hinreißend und wurde nirgendwo besser realisiert als in der mustergültigen Aufnahme Claudio Abbados von der Mailänder Scala, die zu den wenigen rundum perfekten Operneinspielungen überhaupt gehört:



    Boitos Beitrag zu diesem exzeptionellen Qualitätssprung ist dabei nicht geringer zu schätzen als der Verdis, denn es war sein Konzept von dieser völlig neuen Sequenz, das Verdi davon überzeugt hatte, sich die alte Oper noch einmal vorzunehmen, die ansonsten nur eine von mehreren nur teilweise geglückten seiner sogenannten Galeerenjahre geblieben wäre.


    Wer die Oper nicht nur hören, sondern auch sehen möchte, muss nicht unbedingt nach Berlin pilgern um Placido Domingo in einer Baritonrolle zu erleben, denn es gibt eine ganze Reihe von brauchbaren DVDn, von denen m. E. aber keine eine so eindeutige Empfehlung verdient wie die Tonaufnahme Abbados. Dem könnte abgeholfen werden, wenn man die Inszenierung Giorgio Strehlers an der Scala, die seinerzeit von der RAI aufgezeichnet und ausgestrahlt wurde, auf den Markt brächte. Dann ließe sich auch sehen, dass Piero Cappucilli, Mirella Freni und Nicolai Ghiaurov auch darstellerisch ihren Aufgaben gerecht werden (den Gabriele singt leider statt José Carreras Veriano Lucchetti). Solange diese Aufzeichnung aber nicht verfügbar ist, muss man zu einer anderen Aufführung greifen, bei der es immer die eine oder andere Kröte zu schlucken gilt. Im Falle der Wiener Aufführung unter einem exzellenten Dirigat Daniele Gattis und einem blendend disponierten Thomas Hampson als Smone sind es die leicht zum Kreischen neigende Amelia von Cristina Gallardo-Domas und der Gabriele Miroslaw Dvorskys (nicht, dass sie eine Katastrophe wären, sie erreichen nur einfach das Niveau der übrigen nicht), aber ansonsten ist die Aufnahme durchaus zu empfehlen.



    Aber auch die Aufnahmen aus London unter Georg Solti (mit einem darstellerisch wenig beeindruckenden Alexandru Agache und Kiri Te Kanawa) und die MET - Aufzeichnung einer Aufführung mit Wladimir Chernow, Te Kanawa und Placido Domingo unter einem gut disponierten James Levine haben trotz statisch staubiger Inszenierungen ihre Meriten - allerdings ohne auch nur entfernt an den von Abbado gesetzten Standard heran zu reichen. Dennoch überzeugt in allen diesen Aufnahmen die Oper selbst - und wird das großartige Finalensemble ihr Höhepunkt sein, was leider dazu führt, dass der zweite Akt trotz vieler Stärken unweigerlich ein wenig wie eine Antiklimax wirkt.


    :wink: Riddleamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • aber dieses Finale, das er für seinen ursprünglich erfolglosen SIMON BOCCANEGRA schrieb, nachdem ihm Arrigo Boito einen gänzlich neuen Text dazu verfasst hatte, gehört wohl zu seinen größten Schöpfungen.

    Lieber Rideamus,


    interessant, ich wußte gar nicht (weiß eh' wenig), daß Verdi auch den Boccanegra umgeschrieben hat. Es ist wirklich eine großartige Schöpfung, wenn ich es von Lawrence Tibbett gesungen höre kriege ich Gänsehaut :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: . Eine meiner absoluten Lieblings-Verdi-Opern.


    Übrigens, in Zukunft werde ich doch mal versuchen, mitzurätseln , eigentlich weiß ich doch einiges (wie das hier), werfe aber immer zu früh die Flinte in's Korn. Aber ein ganzes Rätsel könnte ich nie lösen. Danke wieder mal für Deine vielen Anregungen. Den Boccanegra sehe ich in 3 Wochen im Kino aus der Met, mit Domingo. Bin sehr gespannt, aber mache mich schon auf eine Enttäuschung bereit.


    Liebe Grüße


    Kristin :wink: :wink:

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Dem könnte abgeholfen werden, wenn man die Inszenierung Giorgio Strehlers an der Scala, die seinerzeit von der RAI aufgezeichnet und ausgestrahlt wurde, auf den Markt brächte. Dann ließe sich auch sehen, dass Piero Cappucilli, Mirella Freni und Nicolai Ghiaurov auch darstellerisch ihren Aufgaben gerecht werden (den Gabriele singt leider statt José Carreras Veriano Lucchetti). Solange diese Aufzeichnung aber nicht verfügbar ist, muss man zu einer anderen Aufführung greifen


    Lieber Rideamus!


    Bei YouTube findet man aus dieser legendären Aufführungsreihe eine ganze Menge von Ausschnitten -leider in schlechter Tonqualität-, die mir aber trotzdem unter die Haut gehen.(Suche unter Simon Boccanegra: Cappuccilli, Ghiaurov, Freni). Warum diese RAI-Aufzeichnung nicht auf dem Markt ist, ist mir wirklich ein Rätsel (und den Macbeth unter Abbado mit Cappuccilli und Verrett würde ich mir auch gleich wünschen).
    Seit kurzem ist eine DVD mit ähnlicher Besetzung auf dem Markt, eine Aufzeichnung aus London mit Cappuccilli, Ghiaurov, aber leider Ricciarelli als Amelia und Merighi als Gabriele Adorno. Es dirigiert de Fabritiis. Ausschnitte gibts ebenfalls auf YouTube. Die Besprechungen sind allerdings (gerade in Hinblick auf die fehlende Abbado-Veröffentlichung) nicht so berauschend. Ich hoffe noch immer auf diese ultimative Aufnahme!





    Warum auf Deine Vorstellungen wenig Rückmeldungen kommen, liegt meiner Meinung nach daran, dass sie so umfassend sind und dem (zumindestens von mir) nichts mehr hinzugefügt werden kann.


    Liebe Grüße
    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Lieber Rideamus, "Les Troyens" sind für mich so untrennbar mit Dir verbunden, dass ich diese Frage sofort und ohne Zögern geraten habe. :kiss:
    Ohne deine zielstreibige Missionierung nebst DVD-Gabe wäre mir eine der schönsten Opern aller Zeiten entgangen und dass sie dann ausgerechnet noch in Düsseldorf auf die Bühne kam, war ein zusätzliches Geschenk des Lebens. Eigentlich hätte "Nuit d'ivresse" die Nationalhymne von Capriccio werden müssen, aber man kann- je nach Stimmung und Zustand - auch allerlei Anderes aus dieser Oper nehmen.
    Das hier gefragte Ensemble plus Duett ist für mich jedenfalls kaum zu toppen, da muss sich selbst Bellini mit "O redentemi la speme"(was in diesem Rätsel sträflcherweise fehlt!!!!! :cry: ) SEHR anstrengen, bzw die besten Sänger aufwarten.
    Deine Empfehlung mit Ben Heppner hat leider eine Dame in der Rolle der Dido, die ich live in Paris als Marguerite in der Damnation gehört habe und nciht nur da schrecklich fand. Stichwort kreischende Schweinshaxe. :stumm: Kann man die Aufnahme trotzdem empfehlen , d.h. singt sie im Studio besser?
    Für mich ist Susan Graham plus Anna Caterina Antonacci bisher nicht zu überbieten, aber ich lasse mich ja gerne überzeugen.


    Der Boccannegra war nur durch massgeschneiderte Tipps von Sevi und Quasimodo zu finden, da stand ich wieder mal voll auf der Pipeline :hide:


    :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Außer der wunderbaren Simon-Boccanegra-Aufnahme unter Abbado, sind zwei weitere Aufnahmen erwähnenswert: An erster Stelle die Aufnahme aus der MET von 1939 mit Lawrence Tibbett als Boccanegra und Leonard Warren als Paolo. Im Finalensemble des ersten Aktes gefriert nicht nur Paolo, sondern auch mir das Blut in den Adern.


    Die zweite schöne Aufnahme ist aus dem Jahre 1957 mit Tito Gobbi, Victoria de los Angeles und Boris Christoff. Der Dirigent ist Gabriele Santini. Eine Originalversion des Simone ist aus dem Jahre 1999 als Mitschnitt vorhanden. Es singen Vittorio Vitelli, Annalisa Raspagliosi und Nikola Mijailovic. Der Dirigent ist Renato Palumbo. Ich finde es interessant, die zwei Fassungen miteinander zu vergleichen.


    In meiner übersichtlichen DVD-Sammlung befindet sich eine Aufnahme der Glyndebourne-Festspiele von 1998. Die Inszenierung ist arg konventionell (Peter Hall), aber sängerisch gefällt sie mir recht gut. Paolo : Peter Sidhom, Boccanegra: Giancarlo Pasquetto, Maria: Elena Prokina.



    Schöne Grüße von calisto

  • Liebe Calisto!


    Ich habe noch einige Boccanegra-DVDs, darunter auch die aus Glyndebourne. Hier finde ich den Sänger des Simon nicht gut, aber die Amelia von Elena Prokina hat mich begeistert.



    Die Aufnahme mit Vladimir Chernov, Kiri te Kanawa, Domingo und Robert Lloyd aus der Met ist trotz der biederen Inszenierung ebenfalls sehenswert.


    .


    Diese, ebenfalls aus der Met stammend, fand ich hingegen langweilig - und das will bei einem "Simon Boccanegra" bei mir was heißen. Da wird zwar ordentlich gesungen, aber es berührt mich überhaupt nicht.




    Die Originalfassung kenne ich gar nicht, da muss ich mir noch die CD besorgen.


    Liebe Grüße,
    :wink:
    Renate

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  • Warum auf Deine Vorstellungen wenig Rückmeldungen kommen, liegt meiner Meinung nach daran, dass sie so umfassend sind und dem (zumindestens von mir) nichts mehr hinzugefügt werden kann.

    Liebe Renate,


    danke für das Kompliment, aber das wage ich denn doch zu bezweifeln. Was haltet Ihr eigentlich von der bisherigen Auswahl der "Spitzenensembles"?

    Deine Empfehlung mit Ben Heppner hat leider eine Dame in der Rolle der Dido, die ich live in Paris als Marguerite in der Damnation gehört habe und nciht nur da schrecklich fand. Stichwort kreischende Schweinshaxe. :stumm: Kann man die Aufnahme trotzdem empfehlen , d.h. singt sie im Studio besser?
    Für mich ist Susan Graham plus Anna Caterina Antonacci bisher nicht zu überbieten, aber ich lasse mich ja gerne überzeugen.

    Da hast Du leider eine (relative) Schwachstelle der Aufnahme erwischt. In diesem Thread BERLIOZ: Les Troyens - Die kommentierte Diskografie schrieb ich zu Frau De Youngs Leistung: Auch hier sind die Besseren die Feinde der sehr guten. Ihre stimmliche Leistung ist tadellos, aber sie wirkt auf mich leicht matronenhaft und etwas zu bemüht in der französischen Aussprache. Aber auch ohne dies hat sie mit Susan Graham, Janet Baker, Régine Crespin, Christa Ludwig und nicht zuletzt Deborah Polaski enorm starke Konkurentinnen, die zeigen, wieviel mehr man aus dieser Partie noch an Seele herausholen kann. Die hier Genannten und vor allem Susan Graham sind in der Tat kaum zu toppen, aber die Oper besteht nun einmal nicht nur aus Dido und Cassandra. Auch wenn die beiden fragls die wichtigsten Protagonisten sind, ohne einen ausgezeichneten Aeneas geht es auch nicht.

    Außer der wunderbaren Simon-Boccanegra-Aufnahme unter Abbado, sind zwei weitere Aufnahmen erwähnenswert: An erster Stelle die Aufnahme aus der MET von 1939 mit Lawrence Tibbett als Boccanegra und Leonard Warren als Paolo. Im Finalensemble des ersten Aktes gefriert nicht nur Paolo, sondern auch mir das Blut in den Adern.

    Es ist um so bedauerlicher, dass die Tonqualität der Aufnahme für Nicht-Schellackel so gewöhnungsbedürftig ist. Ich habe die Aufnahme angehört und stimme Deiner Beurteilung der Gesangsleistung vor allem von Tibbett und Warren zu. Aber was hilft es, wenn man beständig Abstriche beim Höreindruck machen und diesen nachjustieren muss?


    :wink: Rideamus

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  • Ich muß noch einmal kurz auf Les Troyens, die ich ja dank Deines Rätsels, lieber Rideamus, wieder aus der Versenkung hervorgeholt habe, zurückkommen. Ich habe eine ältere Aufnahme aus dem Jahre 1977 mit Colin Davis, die ich hier anpreisen möchte. Jon Vickers , seine Stimme ist nicht die schönste, aber was macht er daraus, singt den Enée. Er singt glühend, voller Leidenschaft und überzeugt mich, jetzt nach dem Wiederhören, immer noch. Didon wird gesungen von Josephine Veasey, deren Bekanntheit leider verblasst ist. Für mich eine herausragende Sängerin. Ich habe auch jetzt noch nicht das Bedürfnis , mir eine weiter Aufnahme zuzulegen.
    Schöne Grüße von calisto

  • Ich habe die Aufnahme angehört und stimme Deiner Beurteilung der Gesangsleistung vor allem von Tibbett und Warren zu. Aber was hilft es, wenn man beständig Abstriche beim Höreindruck machen und diesen nachjustieren muss?

    Lieber Rideamus,


    bei so großartigen Darbietungen ist mir das völlig egal. Nix für ungut. Das was ich unjustiert höre genügt mir vollkommen.



    Liebe Grüße


    Kristin :wink:

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  • Ich habe die Rätsel sehr interessant gefunden, vor allem die, bei denen ich (da ich die Werke gar nicht kenne) mir die Lösungen mit der Google erarbeiten musste. Gescheitert bin ich eindeutig am Weihnachtsensemble (vielleicht hätte ich es sogar auch noch ergoogled, hatte aber dann Urlaub und war verreist, weswegen ich keinen ständigen Internetzugang und einfach auch nicht mehr ausreichend Zeit für so eine Suchaktion gehabt habe) und am Lösungswort. (Das mit dem Lösungswort ist bei mir allerdings nichts Neues).


    Bei den Tipps tue ich mir immer sehr schwer, denn einerseits will ich den anderen mit einem Holzhammertipp nicht den Spaß am Raten verderben, andererseits aber habe ich oft den Eindruck, dass meine Tipps nicht sonderlich hilfreich sind, da vielleicht ein wenig zu kopflastig.


    Die Nummer 9 hatte ich allerdings sofort, die Oper gehört aber auch zu meinen Favoriten und ich hatte beim Nick ursprünglich an Maria Boccanegra gedacht, nachdem es hier bereits eine Amelia Grimaldi gibt.


    Bei Nummer 8 fand ich es ein wenig schade, dass es bei Hector Berlioz "Die Trojaner" waren, ich glaube, im "Benvenuto Cellini" hätten sich auch einige interessante Ensemble gefunden.


    Anspnsten möchte ich Rideamus wieder zu der vielen Arbeit gratulieren, die er sich da gemacht hat, denn diesmal ging es nicht nur um einfache Lösungen (Name der Oper, eventuell Komponist), sondern gleich um vier Punkte (Oper, Kompinist, Art des Ensembles, Beginn).

    -----------------------


    Il mare, il mare! Quale in rimirarlo
    Di glorie e di sublimi rapimenti
    Mi si affaccian ricordi! Il mare, il mare!
    Percè in suo grembo non trovai la tomba?

  • Nr. 10

    Liebe Kristin,


    Nichts für ungut in der Tat. Das ist ja das Schöne, dass wir unterschiedliche Ohren, Geschmäcker und Toleranzgrenzen haben. Nicht auszudenken, wenn wir alle immer nur dieselben Werke und Stimmen mögen würden. Zum Beispiel wüssten wir gar nichts voneinander, weil dann dieses Forum überflüssig wäre.


    Liebe Calisto,


    die alte Aufnahme von Colin Davis ist natürlich nicht nur eine historische Großtat, sondern eine bleibende Referenz, war es doch die erste, mit der das Werk einer breiteren Öffentlichkeit überhaupt erst ins Bewusstsein rückte, und das auf allerhöchstem Niveau. Erst später wurde mir bewusst, wie oft die Oper, z. B. von Kubelik, Beecham, Pretre und anderen, schon vorher aufgeführt und sogar aufgenommen worden war. Als Ganzes wurde sie bis heute kaum übertroffen, aber eben doch gelegentlich erreicht, und das bei besseren Einzelleistungen, wie etwa von Davis selbst, der dafür allerdings mit Ben Heppner den besten Aeneas überhaupt brauchte um den großartigen Jon Vickers noch zu übertreffen.


    Nun aber weiter zur Nr. 9:



    Waffen werden dem Massenmord geweiht. Ein wahrlich grausiges Verschwörungsensemble!
    Gesucht wird der letzte Buchstabe des Komponisten


    Das grausige Ensemble geht fast unter in dem gewaltigen Chor.
    Der Komponist von Nr. 7 konnte es nicht lassen, in einem seiner Werke auf weniger gruselige Weise auf das in Nr. 10 angesprochene Ensemble Bezug zu nehmen. Beide Komponisten haben zudem auch gemeinsame Wurzeln. – Emotione


    Der in Nr. 10 vorbereitete Massenmord trug nicht wenig zum Exodus einer ganzen Bevölkerungsgruppe im Westen Europas bei. Sie zogen gen Osten, wo sie nicht wenig zum Aufstieg eines anderen Staates beitrugen. - Quasimodo


    Extremfundamentalisten halten das Massaker vermutlich noch heute für eine eher lässliche Sünde. Und an den Tenor und einen Sopran werden ziemlich extreme stimmliche Anforderungen gestellt. – Waldi


    Es gibt eine auffällige Gemeinsamkeit, wenn man die Titel von Nr. 10 und Nr. 1 vergleicht. – Gurnemanz


    Ich hoffe, ich habe dich hier richtig verstanden - dann kann nämlich Nr. 8 auch noch hinzugenommen werden (was sich auch der dortigen Aufgabenstellung entnehmen lässt). – Quasimodo


    Flüchtlinge sind in Berlin angekommen. Das wurde aber schon erwähnt........... sie flohen gen Osten.... Die Flüchtlinge haben zur Bereicherung der berliner Mundart beigetragen. :yes:- Calisto


    In dieser Szene ist der herausragende Solist mit einer Bassstimme besetzt. Es gibt (nicht bewiesene) Behauptungen, dass der Komponist für diesen Part ursprünglich eine weibliche Figur vorgesehen hatte, angeblich beeinflusst von einer Oper von Vincenzo Bellini. – Teresa Cellini


    Der Komponist dieses Werkes wurde rechts des Rheines geboren und machte linksrheinisch Karriere, fast ganz so wie der Komponist aus Frage 7. Im Gegensatz zu diesem machte er aber den Umweg über das Land in dem dessen gesuchtes Ensemble spielt. Die Oper, die hier gesucht wird, spielt dann aber in seiner Wahlheimat beim Erbfeind - ich kenne das gesuchte Ensemble allerdings nur in der Parodie, die der Komponist von Frage 7 in einem seiner Werke darüber geschrieben hat. – Cherubino


    Die Lösung: Ensemble „Gloire, gloire au grand Dieu vengeur“ aus LES HUGUENOTS von Giacomo Meyerbeer. (Lösungsbuchstabe R)


    Nicht jedes großartige Ensemble muss unbedingt auf besonders originellen Einfällen und komplexen Verflechtungen basieren. Richard Wagner, der von Giacomo Meyerbeer zunächst begeistert war und sich bereitwillig von ihm fördern ließ, bis er an dessen notorischer Popularität und dem Scheitern seines TANNHÄUSER in Paris verzweifelte und gegen ihn zu hetzen begann, was nachhaltig schlimme Auswirkungen haben sollte, hat über Meyerbeers Kompositionen das böse Wort der „Wirkung ohne Ursache“ geprägt. Bei genauerem Hinsehen entlarvt sich diese oberflächlich bestechende Äußerung als blühender Blödsinn, der zumindest auf Meyerbeer nicht mehr zutrifft als auf Wagners eigene Werke. Man betrachte einmal dieses Ensemble, das man in diesem Ausschnitt aus der leider nicht überall so hervorragend gelungenen Gesamtaufnahme unter Richard Bonynge anhören kann: "http://www.youtube.com/watch?v=sSu2tCLfWKI"


    Ausgehend nur von einigen provokanten Blechbläserakkorden und ein paar irritierenden Streicherakzenten entwickelt Meyerbeer hier ein grandioses Tableau, das jedem, der hier Zeuge wird, wie eine Horde fanatischer – in diesem Fall katholischer - „Gotteskrieger“ zu einem geplanten Massenmord die Waffen weiht, das Blut in den Adern gefrieren lässt. Wenn es je eine adäquate musikalische Illustration des Schreckenspotenzials von religiös-fundamentalistischem Terror gegeben hat, dann ist es diese Szene. Schon der Text von Eugene Scribe lässt keine Zweifel zu:


    DREI MÖNCHE, SAINT-BRIE
    Ni grace, ni pitié
    Que le fer et la flamme
    atteignent le vieillard,
    ET l'enfant, et la femme.
    Anatheme sur eux
    ...
    Dieu le veut, Dieu l'ordonne.


    Keine Gnade, kein Mitleid.
    Mögen das Eisen und die Flammen
    den Alten, das Kind und die Frau vernichten
    Verdammnis über sie
    ...
    Gott will es so, Gott befiehlt es.


    Eigentlich bedarf dieses Ensemble für niemanden, der es einmal in einer starken Interpretation gehört hat, einer weiteren Erläuterung, so sehr spricht seine starke Wirkung für sich selbst. Und was das „ohne Ursache“ Wagners betrifft: die Mittel, die Meyerbeer benötigt, sind zwar in der Tat überraschend sparsam, aber gerade das macht ein wesentliches Element seiner Kunst aus. Verrufen ist er als Komponist von Opern, die einen großen Aufwand erfordern, aber wenn man seine besten Sequenzen analysiert (zugegeben: er blieb nicht immer auf gleichem Niveau), erstaunt immer wieder, was er aus relativ einfachen Grundeinfällen an Wirkung herauszuholen verstand. Für mich ist das eine kompositorische Qualität, kein Grund für einen Vorwurf – am wenigsten von einem Richard Wagner, der wahrscheinlich von Meyerbeer mehr über die Oper gelernt hat, als von irgendjemandem sonst.


    Über diesen leider viel zu wenig präsenten Komponisten gibt es hier zum Glück bereits einen sehr guten Thread von GiselherHH und anderen, den man unbedingt nachlesen und bei Gelegenheit weiterführen sollte: Meyerbeer: In den Himmel gelobt - zur Hölle gewünscht. Dort werden einige Gründe dafür angesprochen, warum er heute so dauerhaft auf dem Abstellgleis steht, obwohl jede/r die/der sich mit seinen Werken hörend oder gar als Bühnenerlebnis beschäftigen kann, Probleme hat, das nachzuvollziehen, werden doch andere und nicht weniger aufwändige Werke - etwa von Wagner - immer wieder aufgeführt. Natürlich sind Meyerbeers Grand Opéras, die noch einer anderen Gesangstradition verpflichtet waren, heute enorm schwer zu besetzen, wie man auch der eher spärlichen Zahl der Einspielungen entnehmen kann. So leidet die bereits angesprochene Aufnahme Richard Bonynges neben der hochvirtuosen, aber gestalterisch anämischen Leistung Joan Sutherlands unter einem inadäquaten Tenorino. Selbst diese lange Zeit trotz aller teilweisen Probleme maßstäbliche Aufnahme ist derzeit gestrichen. Ebenso diese mit Abstand beste Einspielung, die man derzeit offiziell nur als Download oder zu Wucherpreisen bekommen kann:


    Selbst der mühsame Download lohnt aber, denn abgesehen von der überragenden Leistung Richard Leechs als Raoul, der unter den verfügbaren Aufnahmen nur noch Nicolai Gedda Gleichwertiges an die Seite stellte, ist sie auch denkbar vollständig und gleichmäßig gut besetzt und dirigiert. In Ermangelung beider genannter Aufnahmen ist man derzeit ausgerechnet bei dieser erzfranzösischen Oper auf zwei deutschsprachige Einspielungen angewiesen, deren Textbuch immerhin von Meyerbeer selbst sanktioniert worden war, obwohl der sich sicher gegen die massiven Kürzungen und manche sängerischen Fehlleistungen gewehrt hätte, mit denen diese Aufnahmen daher kommen.


    ..........


    Aber vielleicht sollte das besser in dem angesprochenen Thread diskutiert werden, der eine Fortführung verdient.


    :wink: Riddleamus


    EDIT @ Teresa Cellini:


    soeben las ich Dein Posting mit dem netten Kompliment, für das ich danke. Solange ich die Frage nicht aufgelöst habe, hast Du doch immer noch Gelegenheit, die Lösung Nr. 24 zu ergoogeln oder anderweitig zu finden. Eigentlich liegt sie doch auf der Hand, denn wie oft bei meinen Rätseln setzte ich auch hier eine Frage mit dem Hintergdeanken ein, dass jemand meine früheren Postings liest. ;+)

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Ergänzend sei zu Meyerbeers HUGENOTTEN noch angemerkt:


    Solch starke und in der Erinnerung sich verhakende Einfälle von sehr individuellem Klang wie das hier erfragte Ensemble sind natürlich die besten Vorlagen für Parodien, die ja eigentlich das größte Kompliment sind, und ein solches hat Jacques Offenbach seinem erfolgreichen Zeitgenossen mehrfach gezollt - besonders, aber nicht nur in seiner Operette LA BELLE HÉLENE, wo die griechischen Könige immer wieder meyerbeersche Klangwelten evozieren 8z. B. in dem scherzhaft "Trio patriotique" genannten Terzett "Losque la Grecque est un champ de carnage / Während Griechenland ein Schlachtfeld ist", in dem Agamemnon, unterstützt von dem Priester Kalchas, seinem Bruder Menelaos dessen Passivität im Angesicht von Helenas Betrug vorwirft. Darauf spielten die entsprechenden Tipps an.


    :wink: Rideamus

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  • Darauf spielten die entsprechenden Tipps an.


    Pardon, aber mein Tipp spielte mitnichten auf die "schöne Helena" an, sondern auf Offenbach wunderbare "La grande-duchesse de Gerolstein", in deren drittem Akt die Schwerterweihe aus den "Hugenotten" parodiert wird. Die Verschwörer schleifen ihre Schwerter und Messer, mit dem sie dann den vermeintlichen Gespielen der Großherzogin aus dem Weg schaffen wollen. Dazu singen sie ein nachtdunkles, verschwörerisches Ensemble, das, so habe ich es gelesen, eben diese Meyerbeer-Szene parodieren soll.
    Ansonsten kenne ich Teresas Problem nur zu gut, ich tue mich mit Tipps auch immer sehr schwer, ich fürchte, sie werden entweder humorlos oder völlig dämlich... :hide:


    Liebe Grüße,
    Lars

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Lieber Cherubino,


    Du hast natürlich völlig Recht: ich weiß nicht, wo mir der Kopf stand, als ich die direkte Parodie zugunsten der generischen Satire vergaß. Tatsächlich erinnerte die Verschwörungsszene in der GRANDE DUCHESSE das damalige Publikum unweigerlich an das Vorbild in den damals ungeheuer populären HUGUENOTS. Musikalisch allerdings ist die Abstammung des erwähnten Trios aus LA BELLE HELENE von Meyerbeer noch offensichtlicher, denn das Verschwörungsterzett der GRANDE DUCHESSE ist doch weniger Parodie als reinster Offenbach.


    Das gibt mir aber willkommene Gelegenheit, für diese köstlichen Scheiben zu werben, auf deren zweiter man das selbst recherchieren kann. Dort wird die Parodie inszeniert von Laurent Pelly, dirigiert von Marc Minkowski und hinreißend dargestellt von Frankc Leguerinel als Baron Puck, Eric Huchet als Prince Paul und Francois Le Roux als Général Boum hören und sehen kann:



    Was Eure Schwierigkeiten bei der Tippabgabe angeht, so überrascht mich das, denn gerade Eure Tipps haben mir bislang wegen ihrer Zielsicherheit immer besonderen Spaß bereitet. Es schadet zwar nicht, wenn manche "Tipps" ihr volles Potenzial erst entfalten, wenn man die Lösung kennt, bis dahin aber zuweilen schwerer zu lösen sind als die eigentliche Frage. Das war IIRC bei Euren Tipps aber noch nie der Fall.


    :wink: Rideamus

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  • Dei Sache mit den Tipps trifft auf mich jedenfalls nicht zu. Ohne Tipps wäre ich komplett verloren, denn ich benutze sonst so gut wie keine Hilfsmittel und mir macht es Riesenspass, mir welche auszudenken. Egal ob die dämlich oder holzhammermässig sind. :rolleyes:
    Dämliche Tipps für mich hab ich noch keine gesehen, man wiess nie, wo es bei jemandem gerade klick macht, und wie irgendeine Assoziation in Gang kommt. Es gibt natürlich sehr personenkonditionierte Tipps wie die von Sevi und mir untereinander, aber mir haben auch viele Tipps von Neu-Ratern sehr geholfen, weil es eben passende dazu bei mir Assoziationen gab. Und nciht selten ergeben alle Tipps zusammen dann erst ein Puzzle, mit dem ich zum Ergebis komme. Also bloss keine Tipps voretnhalten!!! :shake: Wenn Sevi weg ist, kann und will ich sonst überhaupt nciht mehr mitraten.
    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Ich finde auch, dass sowohl das Erstellen als auch das "Auflösen" der Tipps großen Spaß macht. Wenn man sich schon eine Weile im Forum herumgetrieben hat und die Teilnehmer der Rätsel, deren musikalische Vorlieben und Abneigungen schon ein bisschen kennt, macht es noch mehr Freude.


    Ich habe eher das Problem, dass ich nicht weiß, ob Tipps überhaupt noch nötig und gewünscht sind und warte dann meist auf direkte Aufforderungen zu einzelnen Fragen.


    Liebe Grüße an alle Rätselfreunde, Grübler und natürlich auch den Rätselsteller! :wink:
    Renate

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