Berwald, Franz – Orthopäde, Glasfabrikant und Komponist
Franz Berwald wurde 1796 in Stockholm geboren. Sein Vater war Violinist in der Stockholmer Hofkapelle, sein Bruder spielte ebenfalls Violine und komponierte, sein Vetter war Dirigent und gleichfalls Komponist. Ab 1812 hatte auch Franz Berwald eine Stellung als Geiger und Bratscher in der Hofkapelle inne.
Berwalds frühe, wenig erfolgreiche, Kompositionen sind nicht mehr vorhanden. 1829 ging Berwald nach Berlin. Dort gründete er 1835 zunächst eine eigene orthopädische Praxis. 1841 ging er nach Wien und begann dort seine Sinfonien und die sinfonischen Dichtungen zu schreiben.
Zurück in Schweden, fielen aber auch diese Werke durch. Seine Bewerbungen auf wichtige musikalische Positionen (Königliche Oper in Stockholm, Musikdirektor an der Universität in Uppsala) wurden abgelehnt. Was also tun? Nun, zunächst wurde er Leiter einer Glasmanufaktur, später auch der einer Sägemühle. 1864 wurde er dann endlich Mitglied der Königlichen Musikakademie und erhielt eine Professur für Komposition. Ein kleiner Erfolg, der aber zu spät kam: Berwald starb 1868.
Woran liegt es, dass seine Werke zu Lebzeiten auf solch große Ablehnung stießen? Vielleicht daran, dass er zwar in die Zeit der Romantik hineinfiel, den Weg Mendelssohns nur teilweise, den von Liszt oder Wagner erst gar nicht mitgehen wollte? Seine Sinfonien beispielsweise beziehen sich viel deutlicher noch auf die Wiener Klassik als die meisten ähnlichen Werke seiner Zeitgenossen. Zudem erscheint mir seine Musik eher "kaltblütig", formal stringent und zumeist auch relativ frei von der beliebten "nordischen Prägung".
Ich denke, das Bild hat sich im Laufe der Zeit gewandelt und Berwald hat sich mittlerweile durchaus einen Platz der originellen Sinfoniker der Mitte des 19. Jahrhunderts erarbeitet.
Sinfonie Nr. 1 g-moll "Sinfonie sérieuse" (1844)
Sinfonie Nr. 2 D-Dur "Sinfonie capricieuse" (1842)
Sinfonie Nr. 3 C-Dur "Sinfonie singulière" (1845)
Sinfonie Nr. 4 Es-Dur (1845)
Schwedisches RSO, Roy Goodman, Hyperion, 1995
Danish National RSO, Thomas Dausgaard, Brilliant, 2000-2004
Berwalds Sinfonische Dichtungen erfuhren zumindest teilweise zu Lebzeiten einen gewissen Erfolg. Im Zuge der Beliebtheit solcher Stücke, wie Mendelssohns "Hebriden-Ouvertüre" fand auch die Erinnerung an die norwegischen Alpen f-Moll (1842) wohlwollende Beachtung. Weitere dieser Tondichtungen sind: Elfenspiel (1841), Wettlauf (1842), Ernste und heitere Grillen (1842)
Gävle SO, Petri Sakari
Naxos, 2000
Darüber hinaus gibt es ein frühes Violinkonzert, op.2 (1821) und ein Klavierkonzert D-Dur (1855)
Swedish Chamber Orchestra, Niklas Willén
Tobias Ringborg - Violine
Naxos, 1997
Meinungen, Kritik und Empfehlungen zu Franz Berwald sind herzlich willkommen!
LG
C.