Schumann – verkannt?

  • Am 26. und 27. Februar gibt es in der Berliner Philharmonie die Faust-Szenen mit dem DSO unter Metzmacher.


    So wie es momentan aussieht, werde ich bei dem Konzert auch dabei sein können. 8o



    Schönen Sonntag,
    Peter.

    Alles kann, nichts muss.

  • Auf die Ausgangsfrage von Florian zurückkommend, ist sicherlich auch das Verhältnis zeitgenössischer Komponisten zu dem Zwickauer interessant.


    Claus Spahn schrieb in der ZEIT am 12. November 2009: „Es gibt keinen anderen Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts, mit dem sich die Gegenwartsmusik so intensiv auseinandersetzt wie mit Robert Schumann. Mit ihm sind wir auch im 21. Jahrhundert noch lange nicht fertig.“


    Da scheint mir in der Tat etwas dran zu sein. Spahn wird dabei nicht nur an Jörg Widmann denken. Wäre fast einen eigenen Thread wert.


    Cheers,


    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Zitat

    Weshalb ist das so, warum wird Schumann vom durchschnittlichen Klassikpublikum (nahezu) ignoriert? Zu melancholisch? Zu irre? Ist die überpräsenz Schuberts schuld? Was meint ihr?

    rein zahlenmäßig habe ich momentan einen anderen Eindruck. Wenn man die Wiedergabehäufigkeit von großer Klaviermusik z.B. Schumanns C-Dur Fantasie u.a. mit der von Schuberts B-Dur Sonate vergleicht, so fällt das Ergebnis nicht zu ungunsten der C-Dur Fantasie aus. Auch sein Violinkonzert scheint mir im Konzertbetrieb gut vertreten zu sein... es mag aber regionale Unterschiede geben ..

    Zitat

    Claus Spahn schrieb in der ZEIT am 12. November 2009: „Es gibt keinen anderen Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts, mit dem sich die Gegenwartsmusik so intensiv auseinandersetzt wie mit Robert Schumann. Mit ihm sind wir auch im 21. Jahrhundert noch lange nicht fertig.“

    Ja das muss so sein, und ich denke gleiches gilt für alle großen Komponisten....


    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Vielleicht können wir uns alle darauf einigen, dass Schumann in der öffentlichen Wahrnehmung hauptsächlich als leicht goutierbarer, schöngefärbter Paraderomantiker gesehen wird, und dass nach wie vor die Tiefe seines Werkes, vor allem was sein Spätwerk nach 1850 anbelangt, nicht verstanden also verkannt wird. (Ich spreche, wie gesagt, von dem durchschnittlichen Klassikhörer, der hier ja nicht vertreten ist :D ).


    .





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    Immer noch da ... ab und an.

  • Nein, darauf einige ich mich ganz und gar nicht, denn weder der Liederkreis 39 noch die Dichterliebe sind leicht goutierbar und schöngefärbt und trotzdem international äusserst beliebt.
    Aber da Alles, was mit Schumanns Liedschaffen zu tun hat, in diesem Thread sowieso nicht weiter zur Kenntnis genommen wird, ist es wohl verschwendete Liebesmüh noch einmal darauf hinzuweisen :shake:
    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Der arme "durchschnittliche Klassikhörer", von dem man sich immer gerne selbst abgrenzt (wer mag sich schon durchschnittlich nennen?), hat vermutlich auch ein ziemlich verzerrtes Bach-, Mozart- und Beethoven-Bild. Das ist kaum spezifisch für die Schumann-Rezeption. Spezifisch für und notorisch in Klassikforen ist allerdings der Topos vom unterschätzten Komponisten (Interpreten, Werk etc.).


    Schumanns Werke werden nach meiner Einschätzung durchaus als komplexe Gebilde wahrgenommen, abhängig natürlich von der Vorbildung des jeweiligen Rezipienten. Die im Betrieb besonders vielgespielten Schumann-Werke sind ja auch kaum als "leicht goutierbar" einszuschätzen - die Kreisleriana, die Fantasie C-dur, das Klavierkonzert, die von Fairy angesprochenen großen Liedzyklen (selbst die Träumerei ist ja seit der Analyse durch Alban Berg als anspruchsvolle Miniatur etabliert). Für das Spätwerk gibt es in der Tat eine hartnäckige, bis in Schumanns Lebzeiten zurückreichende negative, ja denunziatorische Rezeptionslinie. Aber auch hier hat sich in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten vieles zum Guten gewandelt - niemand kann heute mehr die alten Vorurteile auftischen, ohne dass ihm sofort widersprochen wird. Natürlich wird Genoveva nie so oft gespielt werden wie Rigoletto. Und die Studien für den Pedalflügel werden auch in dreißig Jahren seltener erklingen als die Kinderszenen. Aber ein Werk wie Das Paradies und die Peri ist heute in mindestens acht Aufnahmen lieferbar, dirigiert u.a. von Harnoncourt, Gardiner, Cambreling. Zudem ist es im letzten Jahr gleich zweimal szenisch aufgeführt worden (Mannheim und Wiesbaden). "Durchgesetzt" ist das Spätwerk noch nicht, aber auf dem besten Weg dazu. Und das sind ja oft die ertragreichsten Zeiten.



    Viele Grüße


    Bernd

    .

  • Zitat

    Vielleicht können wir uns alle darauf einigen, dass Schumann in der öffentlichen Wahrnehmung hauptsächlich als leicht goutierbarer, schöngefärbter Paraderomantiker gesehen wird, und dass nach wie vor die Tiefe seines Werkes, vor allem was sein Spätwerk nach 1850 anbelangt, nicht verstanden also verkannt wird. (Ich spreche, wie gesagt, von dem durchschnittlichen Klassikhörer, der hier ja nicht vertreten ist :D ).

    Wikipedia schreibt zwar über Schumanns Violinkonzert:

    Zitat

    Der dem Werk lange anhängende Makel, von Schumanns nachlassender Geisteskraft geprägt zu sein – der Komponist wurde 1854 in die Nervenheilanstalt Endenich eingeliefert, wo er 1856 an Neurosyphilis verstarb [1] – wirkt bis heute nach

    aber gestern noch habe ich mir den gestrigen SWR2-Mitschnitt des V-Konzertes reingezogen (Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz; Contzens, Steffens; 25.10.09 anschließend gabs Brahms 4) + das Publikum schien diese Vorbehalte - mit Recht - überhaupt nicht zu teilen. ....


    Zitat

    Nein, darauf einige ich mich ganz und gar nicht, denn weder der Liederkreis 39 noch die Dichterliebe sind leicht goutierbar und schöngefärbt und trotzdem international äusserst beliebt.

    Ich hatte anfangs Schwierigkeiten mit beiden Zyklen, bis ich mir Radiomitschnitte reinzog, in denen der Klavierpart nachdrücklicher gestaltet wurde.


    als leicht goutierbarer, schöngefärbter Paraderomantiker gesehen wird. Wenn man statt Romantiker Klassiker anhängen würde, wäre dieser Eindruck (ob er zutrifft oder nicht ) auch auf Haydn + Mozart übertragbar ?


    Ich wähne, dass Schumanns Musik nicht - als leicht goutierbare schöngefärbte Romantik - verkannt wird.


    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Na, gut, dann schein ich eben Unrecht zu haben :schaem: ich will mich ja auch nicht verrennen ... und, liebe Fairy, ich liebe die Dichterliebe (u.a.) - ich schreibe demnächst sicher etwas in den entsprechenden deiner Threads...


    .





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    Immer noch da ... ab und an.

  • Es geht hier nicht um Recht oder Unrecht. Außerdem: Das Problem der Verharmlosung mancher Musik durch manche Hörer und/oder manche Aufführennde ist ja nicht wegzuleugnen und Hinweise darauf halte ich prinzipiell für wichtig. Der Thread erfüllt ja seinen Zweck allein schon damit, die Aufmerksamkeit auf für noch wenig bekannte oder unbekannte Werke Schumanns zu lenken.. und daran sollte hier jetzt weiter angeknüpft werden...


    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Mal abgesehen von den Liedern Schumanns, besonders natürlich Dichterliebe und Op.39, hat sich der Komponist mit einem kammermusikalischen Geniestreich in den Olymp katapultiert, seinem Klavierquintett Es - Dur !



    Ciao. Gioachino :juhu:

    miniminiDIFIDI

  • Der Thread erfüllt ja seinen Zweck allein schon damit, die Aufmerksamkeit auf für noch wenig bekannte oder unbekannte Werke Schumanns zu lenken.. und daran sollte hier jetzt weiter angeknüpft werden...


    In diesem Sinne meine eindringliche Empfehlung für die CDs für Tobias Koch, der das Gerede über Schumanns angebliche Geisteskrankheit Lügen straft:



    Die letzte Violinsonate ist hier sehr eindringlich dargestellt.


    Den eher unterbewerteten bezug Schumanns zu Bach stellt Andreas Staier sehr eindringlich dar:



    Auf allen CDs finden sich auch eher selten gespielte Stücke.

  • Nun, dass Schumann zuletzt in hohem Maße geistig verwirrt gewesen ist, steht ja wohl außer Frage! Inwieweit diese Tatsache sein Spätwerk beeinflusst hat, ist eine andere Frage, die der schlüssigen Beantwortung harrt.



    Ciao. Gioachino

    miniminiDIFIDI

  • der das Gerede über Schumanns angebliche Geisteskrankheit Lügen straft:


    Lieber Miguel, kannst du das bitte ein wenig erläutern?
    Was wird hier Lügen gestraft?
    Dass Schumann geisteskrank war oder dass diese Krankheit Einfluss auf seine Kompositionen hatte? ?(
    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Was wird hier Lügen gestraft?


    Es scheint mir klar, was Miguel hier meint: Man liest häufiger, dass Schumanns Spätwerk seiner geistigen Verwirrung wegen von minderer Qualität sei. Die Aufnahmen - so Miguel - Tobias Kochs widerlegen diese These. End of story ;+)


    Wenn ich mich richtig erinnere, ist die Tatsache inwieweit Schumann wirkich "geisteskrank" gewesen sei, an welcher Krankheit er tatsächlich litt ja durchaus umstritten. Aber das wäre eindeutig ein Thema für einen anderern Thread möchte ich meinen. Aber irgendwer hat hier sicher das Schumann-Handbuch griffbereit.


    Zu dem Thema "Schumann in Endenich" liegt seit 2006 folgender Band der Schumann-Forschungen vor:



    Ein Zitat aus dem Klappentext:


    Zitat

    Um Schumanns letzte Lebensjahre, die er in der Nervenheilanstalt in Endenich bei Bonn verbrachte, ranken sich Gerüchte, Legenden und Mutmaßungen. Opfer dieser Spekulationen ist nicht zuletzt Clara Schumann. Ihr Verhalten während dieser Zeit wird in populären Lebensbeschreibungen häufig negativ bewertet. Die vom Komponisten Aribert Reimann im Archiv der Akademie der Künste, Berlin, deponierten Krankenakten werden in diesem Buch erstmals ungekürzt veröffentlicht, durch weitere bisher unbekannte Quellendokumente ergänzt und in einem medizinhistorischen Beitrag kommentiert. Diese Publikation liefert der biographischen, medizinischen, psychologischen und kulturgeschichtlichen Forschung erstmals ein seriöses Quellenfundament.



    Mich hat Miguel sehr sehr neugierig auf Tobias Koch´ Aufnahmen gemacht :D


    EDIT:


    Jedenfalls habe ich mir die CD´s Tobias Kochs, die Miguel hier erwähnt gerade bestellt ;+)


    :wink: :wink:


    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Zitat


    In diesem Sinne meine eindringliche Empfehlung für die CDs für Tobias Koch, der das Gerede über Schumanns angebliche Geisteskrankheit Lügen straft

    Es wurde ja hier schon mehrfach gesagt, dass die Qualität der Spätwerke und die Frage des 'Geisteszustands' Schumanns zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Interessant ist, dass in einigen (wohl den meisten) Fällen 'Geisteskrankeit' - ich nenne es jetzt mal "Psychose" - als Kriterium dafür gilt, Erzeugnisse der Betroffenen nicht ernst zu nehmen (obwohl das sogar in wissenschaftlichen Leistungen nicht unbedingt berechtigt ist und schon gar nicht in künstlerischen). In anderen Fällen wie van Gogh umgibt die Vorstellung vom psychotisch erkrankten Künstler diesen mit einem besonderen Nimbus. Übrigens: Pierre Bertaux argumentierte einmal dafür, Hölderlin habe seine 'Geisteskrankheit' nur gespielt (fast 40 Jahre lang :shake: ). Dabei sprachen die von Bertaux angeführten Gründe gerade eher für Hölderlins Psychose. Und die Frage der Qualität seines Spätwerks berührt das eben ohnehin nicht. So auch bei Schumann.

    Ich bin weltoffen, tolerant und schön.

  • Lieber Miguel,


    könntest Du noch kurz etwas zu den Aufnahmen Tobias Koch´s schreiben? Bestellt habe ich sie mir ja schon, aber vielleicht interessiert sich ja noch jemand für die Aufnahmen?


    :wink: :wink:


    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Ich finde die Kritik, die Wolfram Goertz dazumal in der ZEIT schrieb, als Einstieg nicht übel.


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Es scheint mir klar, was Miguel hier meint: Man liest häufiger, dass Schumanns Spätwerk seiner geistigen Verwirrung wegen von minderer Qualität sei. Die Aufnahmen - so Miguel - Tobias Kochs widerlegen diese These. End of story ;+)


    Ganz genau so habe ich es gemeint! "Wie wichtig muss der Welt Schumanns wahre Krankheit sein?" schreibt Goertz in der von Peter verlinkten Rezension.


    Zitat

    Wenn ich mich richtig erinnere, ist die Tatsache inwieweit Schumann wirkich "geisteskrank" gewesen sei, an welcher Krankheit er tatsächlich litt ja durchaus umstritten. Aber das wäre eindeutig ein Thema für einen anderern Thread möchte ich meinen. Aber irgendwer hat hier sicher das Schumann-Handbuch griffbereit.


    Zu dem Thema "Schumann in Endenich" liegt seit 2006 folgender Band der Schumann-Forschungen vor:




    Den Band und den parallel erschienenen Katalog über Schumanns letzte Jahre kann ich nur empfehlen, obwohl in der Krankenakte von Dr. Richarz die entscheidenden ersten Seiten fehlen - also wieder reichlich Raum für Spekulationen. Wir werden es nie genau wissen, denke ich. Dazu fehlen zu viele Dokumente, auch z.B. Briefe, die Brahms vernichtet hat, und die Cello-Romanzen, die Clara Schumann vernichtet hat. Wie lange wurde die Rezeption des Violinkonzertes dadurch behindert, die immer noch nicht zufriedenstellend stattfindet.


    Ich finde in der Tat, daß auf diese Frage zu viel Wert gelegt wird, diese Diskussion schon lange kontraproduktiv wirkt und den Blick auf eine unbefangene Rzeption seiner Musik verstellt. Deshalb finde ich Kochs Aufnahmen so wunderbar, weil er und Frau Landgraf einfach die Musik als höchste Kunst ernst nehmen und interpretieren, unter Kenntnisnahme dieser erwähnten Literatur, und darüber hinaus intensiver eigener Forschung über die Klangwelt der Stücke, die doch sehr mit dem jeweiligen Instrumentenklang verbunden scheint. Koch spielt u.a. einen Flügel von Klems - dessen Werstatt war sozusagen bei Schumanns um die Ecke in Düsseldorf, Clara bekam einen seiner Flügel zum Geburtstag, und sein eigener Klang passt wunderbar zu den letzten Klavierstücken. Die historischen Flügel lösen vieles von den Balanceproblemen der Violinsonaten - ich finde das alles sehr überzeugend.
    Die Programme auf den beiden Soloklavier-CDs sind eben auch wie bei Staier sehr intelligent zusammengestellt, mit vielen eher selten zu hörenden Werken.

  • Lieber Peter, ich finde diesen Artikel von Goertz ausgezeichnet.
    Ich glaube, dass im Falle Schumann einfach mehrere Dinge zusammenkommen und bedauerlicherweise in einen Topf geworfen werden.
    Eine Syphilis, die laut der medizinischen Akten wohl sehr wahrscheinlich scheint, shcliesst nciht aus, dass shcumann darüber hinaus an anderen psychishcen Problemen wie z.B. einer schweren Depression litt. Im Gegenteil: wenn Schumann sich seiner Ansteckung mit der Syphilis bewusst war, kann die Depression dadurch sogar re-aktiviert oder zumindest verstärkt worden sein. Eien eindeutige Abgrenzung der Diagnose oder ein entweder /oder scheint mir serh schwierig.
    Dass es im Interesse der Schumann-Verehrer gelegen haben kann, die Syphilis möglichst geheim zu halten, ist sehr verständlich. Die Ansteckungswege und der Verlauf dieser Krankheit sind alles andere als imagefördernd. Schon gar nciht im 19 JH.
    Nach den Recherchen der Musikwissenschaftlerin Veronika Beci hat aber schon Vater Wieck als einen Grund zur Verhinderung der Hochzeit mit seiner Tochter Schumanns liederlichen vorehelichen Lebenswandel ins Feld geführt. Er wusste von schumann Verbindung zu Charitas und Schumann selbst hat in Tagebüchern udn Briefen immer wieder geäussert wie abhängig sein Schaffen und Wohlbefinden von sexueller Stimulation war.
    Evtl hatte Vater Wieck einfach grosse Angst um die Gesundheit seiner Tochter und der Enkel. Zu damaligen zeiten waren medizinische Kenntnisse noch kein allgemeinzugängliches Gut wie heute und die venerische Krankheit udn andere Geschlechtskrankheiten umsomehr gefürchtet.



    Was da Ganze nun mit dem Werk zu tn hat, ist eine andere Frage: Können schwer depressive oder mental degenierende Menschen Kunstwerke von Wert schaffen?
    Ich persönlich beantworte diese Frage nicht nur wegen meines Berufs sofort mit einem überzeugten JA.
    Aber hier begeben wir uns in medizinische, philosophische, ethische und ästhetsiche Regionen, die einer sehr differenzierten Betrachtung bedürfen.


    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Der Medzinhistoriker Franz H. Franken nahm bereits im Nachtrag zu Band 4 von „Krankheiten großer Komponisten“ eine pathografische Auswertung der lange verschollen geglaubten Krankenakten vor und sieht seine Diagnose aus Band 1 bestätigt, dass Schumann an der Syphilis erkrankt war, seine Geisteskrankeit also eine für diesen Krankheitsverlauf im Endstadium typische Gerhirnparalyse ist.
    Der Zeit-Artikel weist ja in dieselbe Richtung.


    Ich finde die vier Bände von Franken hoch spannend, weil Krankheiten nicht nur wichtige Bestandteile vieler Biografien waren, sondern weil man auch eine gruselige Geschichte der Medizin vermittelt bekommt. Viele damalige Behandlunsgmethoden haben sich dabei als äußerst lebensverkürzend herausgestellt.


    Gruß
    Froh

    "Give me all you've got, then crescendo!" Leonard Bernstein

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