Die Neigung zum Fragmentarischen, Offenen ist halt nicht nur postmodern, sondern sehr romantisch.
Frühromantisch, um genau zu sein. Was ja auch die Phase war, wo die Romantik noch revolutionäre Energien ausdrücken konnte, während später eher das Affirmative bis Retrospektive überhand nahmen. Von da gehen die Wege auseinander, zum festgefügten Klassizismus (in der Struktur) bei Brahms einerseits und zum eher Formlosen, an Text oder anders Außermusikalischem angelehnten Gewucher bei Wagner oder Liszt - man verzeihe mir die parteiisch klingende Ausdrucksweise...
Man könnte beinahe sagen, dass ähnlich wie bei Haydn und Mozart die Sinfonie zur vollgültigen Gattung, die an Erhabenheit der geistlichen Musik oder Oper nicht nachsteht erhoben wurde, so haben dies Schumann (und in andererer Weise Chopin und Liszt) mit "kleinen Klavierstücken", die vorher der Laien/Hausmusik vorbehalten waren, getan.
Schön gesagt.
und in den letzten Jahren besteht auch kaum noch ein Mangel an der restlichen Kammermusik
Zu meinen absoluten Lieblingen zählen in dem Zusammenhang die Streichquartette.
Erstaunlicherweise funktioniert das Konzert ja sogar auch dreisätzig
Mit Einschränkungen - für aficionados wie mich sowieso immer, aber wenn man Laien das vorspielt, gibt es da ein klares Loch und spätestens im Finale Ungeduld. War es Horowitz, der das Finale nicht so gern spielen wollte?
Der "langsame" Satz ist für mich ein Paradebeispiel für das Vorgehen der Romantik: Es fängt ganz heiter und locker an, das ungebremste Schwärmen wird wie eingerahmt von diesen eher flockigen Sechzehnteln - ganz im Gegensatz zum romantischen Klischee...
Eine Qualität der Frühromantik ist für mich das Spielerische, Groteske, Humorvolle, Leichte, das Wagner und Brahms garnicht mehr gelingen will - da gehts immer um Tod und Leben, der Humor wird grimmig oder denunziatorisch...
Insofern ist das Violinkonzert schon ein Schritt Richtung später (nicht nur wegen des brucknerösen Hauptthemas...)... Im langsamen Satz findet sich dann dieses Schweben der Metren, das bei Brahms auch weiterentwickelt wird, aber eine ganz andere Schwere annimmt... Bei Schumann klingt es bis zuletzt immer wieder leicht, auch das Finale - der Mann war halt Zwilling :hide:
Gruss
Herr Maria