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Man kann sich tatsächlich fragen, ob es einen allgemeinen Trend gibt, daß Kunst dem Publikum auf Anhieb ansprechen muß, damit es überhaupt eine Chance hat, wahrgenommen zu werden - geschweige denn, relevant zu sein. Man sollte meinen, in der heutigen Internet-Gesellschaft wäre das ein Leichtes, sich zu bilden und intellektuell angeregt zu werden. Ist es auch - aber gleichzeitig sind die Horizonte der Menschen erstaunlich kurz. Und das läßt sich nicht nur mit der Menge an Informationen erklären. Da fehlt eine generelle Qualität, selbst in den Bereichen, die als niveauvoll gelten.
Am Ende bleiben immer nur die übrig, die sich eine gewisse Neugier erhalten haben. Die sind es dann auch, die am Meisten von den heutigen Möglichkeiten profitieren. Aber sie sind nicht mehr eine größere Gruppierung wie früher, sondern eine deutliche Minderheit.
Nun, dieses Problem besteht in der mehr traditionellen Jazzausrichtung auch. Dort sind viele Besucher auch eher im Bereich der 65 Jahre aufwärts anzusehen, mit einigen Ausnahmen natürlich.
ZitatUnd es ist mir völlig gleichgültig, ob das Publikum nun älter oder jünger ist, denn ich spiele für Menschen egal wessen Alters.
Das ist sicher richtig, doch man muss leider der Realität ins Auge sehen. Man kann natürlich nicht unbedingt alleine auf Grund des Alters die Situation sehen, doch ich habe auch immer wieder gehört, dass man gewisse "Sicherheitsbedenken" hat, spät am Abend noch auf die Straße gehen zu müssen. Dem wurde ja nun auch genug Stoff gegeben, dass das in Zukunft nicht besser werden wird.
Man findet im Jazz auch jüngere Leute, doch nur bei bestimmten Veranstaltungen, in der deutlichen Minderheit, oder in "Art Bars" und ähnlichen Bereichen, wo es günstig Musik zu hören gibt. Die horrenden Eintrittspreise sehe ich auch als einen wichtigen Grund an, noch dazu dann, wenn bestimmte Künstler anreisen. Wenn man dann noch zwei Personen, Anreise, Verzehr berücksichtigt, sind schnell mal 300-500 € weg am Abend. Warum sollte man das ausgeben heute für ca. zwei Stunden Unterhaltung? Im Jazz sind die Preise etwas niedriger, doch auch oftmals keine preisgünstige Angelegenheit. Da muss man schon schauen, ob man das machen kann.
Selbst ich, als auch aktiver Musiker stehe da vor dem Problem, auf welche Seite ich mich nun stellen soll.
Mir ist es nicht egal, ob die Zuhörer jung oder alt sind, denn auch ich sehe es mit großer Sorge, bald nur noch selten auftreten zu können, weil das Interesse an meiner Musik stark nachgelassen hat, Auftritts-Möglichkeiten immer geringer werden, und wenn, dann oftmals schlecht bezahlt. Kämen immer im Verhältnis 50:50 oder auch mal 40:60 ein Gemisch der Altersstruktur zu den Veranstaltungen, hätte das durchaus Potential für eine erfolgreichere Zukunft. Doch beim Verhältnis 10:90 oder 25:75 nutzt es einem auch nichts, selbst sich jung zu fühlen, dann sind in mittlerer Zukunft Auftritts-Chancen gering(er) und der Arbeitsplatz vielleicht doch mal in Gefahr.
Ebenso dazu gehört auch manchmal die Einfallslosigkeit vieler Programme, sei es von den am Ort platzierten Orchestern, als auch von den reisenden Ensembles. Da wird man fast schon zum zuhause bleiben animiert.