Grigory Sokolov

  • Grigory Sokolov

    Letzten Mittwoch (21.4.) erlebte ich einen Klavierabend mit Grigory Sokolov, der im Rahmen des Heidelberger Frühlings in der Stadthalle Heidelberg gastierte. Es war bereits das zweite Mal, daß ich dem hochgerühmten Pianisten im Konzertsaal begegnete; sein Konzert vor ein paar Jahren in Wiesloch hatte mich zwar beeindruckt und zum Kauf einer CD veranlaßt, mich aber nicht zum Fan gemacht (vielleicht lag es am Programm: u. a. Chopin-Etüden, für die ich zumindest damals nicht so empfänglich war).


    Ein paar Eindrücke: Der Meister, von bulliger Statur, introvertiert wirkend, betrat das Podium, schritt zügig zum Klavier, setzte sich und begann: kein Lächeln, keine Gesten, die Kontakt mit dem Publikum suchen, auch nicht beim (ausgiebigen und warmen) Beifall. Man könnte es als Star-Attitüde auslegen – vielleicht gehört das auch zum Kult? -, auf mich machte das allerdings einen entschiedenen, konzentrierten Eindruck: Dieser Mann beschränkt sich auf das Wesentliche, nämlich die Musik.


    Und das gab es:

    • Johann Sebastian Bach: Partita Nr. 2 c-Moll BWV 826
    • Johannes Brahms: Fantasien op. 116
    • Robert Schumann: Klaviersonate Nr. 3 f-moll op. 14

    Schon bei Bach wurde ein Ansatz deutlich, den ich als „orchestral“ bezeichnen würde: Alles wird in Klang aufgelöst, mit vielen Nuancen und fein abgestufter Dynamik: Die Hauptstimme wie eine Flöte, sehr sanglich, und fein getupfte Baßfiguren, wenig Pedal, so daß es – und das bestimmte Sokolovs Spiel generell – niemals unklar wurde, weit weg Klangbreiigem. Die einzelnen Sätze gestaltete er als Prozeß, mit wunderbar leisen Passagen.


    Das war auch bei Brahms deutlich: Mit langsamem Tempo lotete Sokolov die Stücke aus, wobei es ihm möglicherweise darauf ankam, das Pathos der Musik zu betonen. Manchmal schien die Musik stillzustehen.


    Nach der Pause das selten gespielte „Concert sans Orchestre“, die 3. Sonate Schumanns in der viersätzigen Fassung, in die eines der beiden ursprünglich komponierten Scherzi wieder aufgenommen wurde. „Orchestral“ paßt hier besonders gut; faszinierend, wie Sokolov die verschiedenen Strimmungen hervorzauberte.


    Nicht weniger als sechs Zugaben bildeten den Abschluß: Ich kannte sie nicht und meine je zweimal Chopin und Skjabin erkannt zu haben. Und hier wurde mir vollends klar: Grigory Sokolov hat einen ganz besonderen Stil, eine, fast könnte man sagen, einheitliche Lesart, mit der er an alles herangeht, das ihm unter die Finger gerät: Es klingt immer nach Sokolov, d. h., schwerblütig, farbenreich, eine besondere Art von differenzierter Klanggestaltung, mit vielen Nuancen, vor allem, wie angedeutet, in leisen Passagen, in die er eine unglaubliche Zartheit zu legen weiß.


    Grigory Sokolov gilt heute als einer der ganz Großen der lebenden Pianisten – für mich Grund genug, hier nicht nur einen Konzertbericht vorzulegen, sondern eine Diskussion über den Künstler selbst initiieren zu wollen. Auffällig ist, daß es anscheinend nicht viele Geschichten um seine Personen gibt. Was ich gefunden habe, ist kurz zusammengefaßt:

    • geboren am 18.04.1950 in Leningrad
    • Besuch einer Fachmusikschule beim Konservatorium
    • Studium am Leningrader Konservatorium
    • erstes öffentliches Konzert mit 12 Jahren
    • 1966 Gewinn des Moskauer Tschaikowski-Wettbewerbs
    • anschließend Tourneen durch die USA und Europa, zunächst als Geheimtip gehandelt, doch allmählicher Durchbruch, gilt heute als einer der besten Pianisten weltweit
    • Konzerte mit vielen namhaften Orchestern und Dirigenten
    • seit einigen Jahren vorwiegend Klavierabende

    Bemerkenswert ist, daß – wenn ich es richtig überblicke – es von Sokolov keine Studioaufnahmen gibt; seine Aufnahmen sind alles Live-Aufnahmen. Von ihm selbst habe ich dieses Bekenntnis gefunden (aus einem Interview):

    Zitat

    Ehrlich gesagt, habe ich nie gerne Schallplatten gemacht. Früher war es ja so, dass eine Aufnahme als Dokument eines grossen Kunst-Erlebnisses gelten konnte, was interessant war. Heute dagegen ist der ganze Plattenmarkt eine grosse Fabrik.
    Es gibt zwei Wege: Entweder, Sie machen Mitschnitte, in denen Sie nichts, oder nur ganz wenig, verändern. Oder Sie schneiden einfach die technisch gelungenen Passagen zusammen: Da ist alles tot. Solche Schnitte sind wie eine Operation: Man sollte sie nur dann machen, wenn man sich in wirklicher Lebensgefahr befindet! Es ist ja interessant: Die wirklich guten Künstler sind besser im Konzert als auf Schallplatte. Auf dem mittleren Niveau ist es genau umgekehrt: Ihre Schallplatten sind gut, aber im Konzert spielen sie enttäuschend.


    http://www.rogev.com/sokolov/r…k%20Grigory%20Sokolov.htm


    Ein Sokolov-Fan, mit dem ich mich dieser Tage ausgetauscht habe, hat mir gesagt, er „kenne keinen anderen Pianisten, welcher Ernsthaftigkeit, Akribie und überbordende Phantasie so kongenial vereinigen“ könne. Diese These stelle ich hier gern zur Diskussion.


    Fragen in die Runde, an Sokolov-Begeisterte und an die Skeptiker:

    • Welche Erfahrungen habt Ihr bislang mit Grigory Sokolov gemacht?
    • Wie würdet Ihr sein Klavierspiel charakterisieren?
    • Welche Aufnahmen sind herauszuheben?
    • … ?


    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz


    Wissen Sie denn nicht, daß die Menschen manchmal nicht auf der Höhe ihrer Werke sind?
    Jean-Paul Sartre


    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.

    Helmut Lachenmann

  • Es gibt soweit ich sehe, allerdings schon seit Jahren auch keine Mitschnitte mehr, die man einfach so kaufen kann. Er hat in den 1970er etliche Platten für Melodiya o.ä. gemacht, die wohl aber zum größeren Teil nie auf CD erschienen sind. (Ich hatte u.a. mal eine Eurodisc-MC mit dem Tschaikowsky-Konzert, das der Teenager wohl nach dem Wettbewerb aufgenommen hat.)


    Die 10 bei op.111/Naive erschienen CDs stammen größtenteils aus den frühen 1990ern und sind live, meiner Erinnerung nach mit Ausnahme der Kunst der Fuge/c-moll-Partita.
    Ich besitze die alle mit Ausnahme der Scrjabin/Prokofieff/Rachmaninoff-CD und sie lohnen sich in jedem Fall. (Allerdings habe ich einige davon noch nicht lange, so kann ich zu der CD mit Beethovens op.101 u.a. aus dem Stand nichts sagen.)
    Preiswerter erhält man sie in 2 5er-Boxen, teils auch in anderen Kombinationen.
    Manches ist freilich etwas manieriert, so einige der (langsameren) Preludes extrem langsam.
    Den Eindruck der "Gewichtigkeit" erhält man jedenfalls auch auf den Einspielungen.


    Wer lieber einzelne CDs kaufen will, meine Empfehlung gälte den Diabelli-Variationen und der anderen Chopin-CD mit der b-moll-Sonate und den Etudes op.25. Das op.25 ist von den 5 oder 6 Aufnahmen, die ich gehört habe, die überwältigendste.
    Und die Schubert-Sonaten sind auch sehr schön, zwar breit, aber nicht ganz so bleiern wie Richter und lyrischer.


    Es ist tatsächlich ein Jammer, dass zB kein Schumann oder weitere späte Schubert-Stücke mit Sokolov erhältlich sind.


    Kater Murr

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Lieber Gurnemanz,


    ich beneide Dich fast um die Konzerterlebnisse mit Sokolov, denn auch ich -der ich der Klaviermusik besonders zugetan bin- wünsche mir schon lange, diesen Künstler einmal im Konzert erleben. Ich besitze sieben seiner hier bereits erwähnten CDs bei dem Label opus111/naive, muss allerdings gestehen, dass ich die Aufnahmen nur sehr selten höre (einige sind sogar noch originalverpackt). Dass liegt vorallem daran, dass mir die Zeit zum Hören fehlt, wobei das auch wieder nicht der alleinige Grund sein kann. Andere aktuelle konzertierende Pianisten haben mich in Konzert und Einspielung zumindest stärker beeindruckt (z.B. Perahia, Koroloiv, Korstick, Pletnev, Aimard, Moravec u.a.)
    Hinweisen möchte ich hier noch auf ein Porträt, dass vor einigen Jahren in der ZEIT erschienen ist:


    "http://www.zeit.de/2007/17/Portraet-Sokolov"


    Gruß pt_concours

    W o h n z i m m e r w e t t b e w e r b:
    Petit concours à la maison... (S. Richter, 1976)

  • Als ich Sokolov vor zwei Jahren live in Bamberg gehört habe (mit zwei Mozart-Sonaten und den Préludes von Chopin) , fand ich bemerkenswert, dass seine Interpretation der Préludes dem achtzehn Jahre früheren Pariser Mitschnitt fast glich wie ein Ei dem anderen. Es war nichtsdestotrotz ein grandioses Konzerterlebnis. Hier habe ich etwas zu der Aufnahme der Préludes geschrieben. Die teils extremen, vermutlich "objektiv" falschen Tempi in einigen Stücken stören mich bei Sokolov merkwürdigerweise gar nicht, nur mit dem unglaublich langsamen Fis-dur-Prélude (Nr. 13) komme ich nicht zurecht.



    Viele Grüße


    Bernd

    .

  • Hallo Gurnemanz,


    danke für den Thread über Sokolov und den Konzertbericht.


    Wir haben ja dasselbe Konzertprogramm ein paar Tage vorher in Münche gehört und hier ganz kurz darüber berichtet.


    Im Wesentlichen decken sich meine Eindrücke mit Deinen, nur das mir der Bach nicht so zugesagt hat. Dafür fand ich den Schumann wirklich toll. Wirklich schade, dass es keine Schumann-Einspielungen von ihm gibt.


    Ich habe auch ein paar seiner CDs, die bei Naive erschienen sind. Die Aufnahme von Chopins Préludes hatte ich vor nicht allzulanger noch mal gehört (Anlass war der entsprechende Thread in diesem Forum):



    Die Aufnahme hat mir ausgezeichnet gefallen. Die anderen CDs habe ich allerdings schon lange nicht mehr gehört, müsste ich mal wieder tun. Diese Brahms-CD habe ich aber noch als augezeichnet in Erinnerung:



    Aus etwas neuerer Zeit gibt es immerhin noch eine DVD mit einem Konzertmitschnitt von ihm:



    Die kenne ich allerdings nicht.


    Außergewöhnlich fand ich, dass er bei einem Konzert in München vor ein paar Jahren Musik von Froberger auf's Programm gesetzt hat. Einen Komponisten, dessen Werke ich eigentlich sehr mag, aber bisher nur auf dem Cembalo kenne.


    Puristen der HIP-Praxis stehen bei dem Gedanken wahrscheinlich die Haare zu Berge :D Ich konnte das Konzert aber leider nicht hören. Interessieren würde mich aber schon, wie es klingt, wenn Sokolov Froberger spielt. Hat das jemand mal gehört?


    Viele Grüße,


    Melanie

    With music I know happiness (Kurtág)

  • Interessieren würde mich aber schon, wie es klingt, wenn Sokolov Froberger spielt. Hat das jemand mal gehört?

    Ich leider nicht.


    Dafür habe ich eine Seite gefunden, auf der behauptet wird, daß alle auf dem Markt erhältliche Aufnahmen in der Liste enthalten seien: "http://www.internazionale.it/pagine/blognote/sokolov.htm".


    :wink:

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    Helmut Lachenmann

  • Konzert Grigory Sokolov am 19.2.2011 im Konzerthaus Dortmund

    Tach,
    leider bin ich weder Berufsmusiker, noch Musikwissenschaftler - kritiker o.äh. so dass es mir oft schwer fällt, meine Konzerteindrücke in Worte zu fassen. Mir steht schlich nicht das Vokabluar zur Verfügung, um bestimmte Besonderheiten charakerisieren zu können.


    Dies vorausgeschickt - um zu hohe Erwartungen zu dämpfen - möchte ich gleichwohl versuchen, meine Eindrücke von dem Konzert von Grigory Sokolov am vergangenen Samstag zu beschreiben.
    Gleich vorweg: es war für mich der beste Klavierabend der laufenden Saison ! Ich durfte diese Saison einige wundervolle Klavierrecitale und Konzerte erleben, u.a. mit Murray Perahia, Rafal Blechasz, Piotr Anderszweski und zuletzt Aracadi Volodos. Aber Sokolov hat mich am meisten berührt.


    Dabei fing es eher mässig an. Das erste Werk, das Italienische Konzert von J.S.Bach begann er in einem irrwitzigen Tempo herunterzuspielen, dass einem Hören und sehen verging. Das war alles mit allergrößter Virtuosität gespielt, perfekt in der technischen Ausführung und doch schien es mir ohne allzugroße emotionale Anteilnahme gespielt. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Sokolov nur die technische Seite des Werkes sieht. Der zweite Satz war dann schon wesentlich entspannter und moderater gespielt, so dass auch ein eher mittelmäßiger Höhrer wie ich, die Chance erhielt, den einzelnen Stimmen folgen zu können. Im dritten preschte er dann aber wie ausserordentlich schnell durch das Stück. Gewiss, ich hatte nicht den Eindruck, dass er den Überblick verlor. Das klang auch alles recht harmonisch, wie aus einem Guss, aber merkwürdig mechanisch und erinnerte mich stellenweise an die Spielweise eines Glenn Gould (ok, der Vergleich hinkt nicht nur ...).
    Auch die französische Overtüre spielte Sokolov nach meinem persönlichen Empfinden zwar nicht hektisch, aber deutlich "zu schnell". Dazu kam, dass die einzelnen Sätze praktisch unverbunden nebeneinanderstanden. Es fehlte mir eine Verbindung, ein "roter Faden" der die Sätze zusammenhielt.
    Zur Pause war ich dann etwas ernüchtert. Das war schon mal nicht der Bach, wie ich ihn an sich schätze und liebe.
    Nach der Pause aber die totale Kehrtwendung: schon die ersten paar Takte der Humoreske von Schumann machten mir klar: Sokolov ist ein Romantiker. Das war ja wirklich zum Heulen schön gespielt ! Ich fand es einmalig, wie er - die Tempi fest im Griff - mit den Klangfarben spielte und die einzelnen Teile des Werkes vollendet in Szene setzte. Wie gesagt, ich würde jetzt gerne die einzelnen Teile beschreiben, aber dazu fehlen mir die Worte. Ich fand es einfach nur hoch emotional und wunderschön.
    Die abschließenden Vier Stücke op.32 von Schumann kannte ich gar nicht (Schande über mein Haupt !). Sokolov spielt sie mit solchem Verständnis und einer Intensität, dass ich meinte, den musikalischen Gedanken dahinter verstehen zu können. Am schönsten die abschließende "Fughette", die praktisch wieder den Anschluss an den ersten Teil des Abends herstellte.
    Zum Schluss gab er noch sechs Zugaben, mit denen andere Pianisten alleins wahrscheinlich schon einen halben Abend hätten bestreiten können. Leider kannte ich nur eines der Werke, Chopins "Regentropfen-Prelude". Ich kann hier nur auf die tolle Aufnahme der Preludes von Chopin durch Sokolov hinweisen. Sokolov spielt Chopin perfekt. Eben ein Romantiker.


    Übrigens: es stimmt schon, dass Sokolv von seiner Bühnenpräsenz eher zurückhaltend, wenn nicht gar mürrisch erscheint. Auftritt, knappe Verbeugung am Flügel, hinsetzen und losspielen. Andere Pianisten gönnen sich - und dem Publikum - einen kurzen Moment des Innehaltens, bevor das Spiel beginnt, nicht so Sokolov. Der macht keine Gefangenen. Das fand ich zwischen den einzelnen Sätzen fast etwas störend, denn auch da hätte ich mir manchmal eine kleine Pause gewünscht, so dass der Eindruck des gerade verklungenen Satzes noch ein wenig nachwirken kann. Vielleicht wollte er auch nur einem unpassenden Beifall vorbeugen. Immerhin konnten einige Besucher ihre Begeisterung gar nicht mehr im Zaume halten und wollten schon nach dem ersten Satz des Italienischen Konzertes applaudieren, wurden aber zum Glück von der überwiegenden Mehrheit niedergebuht.
    Insgesamt ein Konzert, dass ich lange in Erinnerung behalten werde.
    Viele Grüße,
    Bernd

  • erinnerte mich stellenweise an die Spielweise eines Glenn Gould (ok, der Vergleich hinkt nicht nur ...).

    Vielen Dank, lieber Bernd, für Deine interessanten Höreindrücke, obwohl ich bei Deiner Beschreibung gerade von BWV 971 weniger an Gould, als vielmehr an Alexis Weissenbergs Herangehensweise an Bach gedacht hätte, jedenfalls, was seine auf dem Markt befindlichen Aufnehmen angeht. Live habe ich ihn freilich nie erlebt und werde es wohl auch nicht mehr angesichts des Umstandes, dass Weissenberg krankheitsbedingt offenbar nicht mehr in der Lage ist, öffentlich aufzutreten. Schade.


    Herzliche Grüße vom größten Binnenmeer Niedersachsens.


    t.

  • Ich habe meiner Begeisterung in einem Thread zu Schuberts Sonate D 959 Ausdruck verliehen. Für mich eine tief aufwühlende Interpretation eines begnadeten Künstlers. Wenn er nur das hinterlassen hätte, würde mir das bereits genügen. :juhu: :juhu: :juhu:
    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Ein aktueller Artikel zu Grigory Sokolov, der demnächst wieder durch Deutschland tourt:


    http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,811627,00.html


    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz


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    Helmut Lachenmann

  • Der Artikel ist allerdings in einer Hinsicht eine Mogelpackung:
    Die erwähnten Livemitschnitte sind nicht neu.

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • "Mogelpackung": o.k. Immerhin wird der Stil Sokolovs m. E. zwar etwas blumig, aber doch insgesamt zutreffend beschrieben.


    Zur Zeit reist er mit einem Bach-Mozart-Brahms-Programm herum; ob es mich in eines der Konzerte zieht (z. B. 10.2. in Ludwigshafen, 27.2. Frankfurt), weiß ich momentan noch nicht. Sein Konzert in Heidelberg vor fast zwei Jahren (s. o.) habe ich jedenfalls noch in guter Erinnerung!


    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz


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    Helmut Lachenmann

  • Zitat

    Theurich: federleicht und zwingend logisch...mit diesen überraschenden Akzentuierungen und diesem bezwingenden Sog...Abenteuertrip ins Unbekannte...tatsächlich italienisch leichte Klanggebung...Verbindung von Denken und Fühlen...mit seinem hexenmeisterlichen Rhythmus-Gefühl...Sinnlichkeit pur...bestes Entertainment


    Man sehnt sich ja fast nach Klaus Umbach, dem Vorgänger Theurichs beim Spiegel zurück. Der war wenigstens ein bisschen durchgeknallt und (pseudo-)investigativ, während Theurich nur noch auf die endgültige Synthese von Spiegel-Jargon und Werbetext hinarbeitet. Selbst im Kontext des normalen Rezensionsgeweses in der besseren deutschsprachigen Presse bemerkenswert nichtssagend. Sorry, Gurni ;+).


    (Ok, "http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/pianistische-offenbarung-wie-man-in-musik-verschwindet-1966174.html" Julia Spinola in der FAZ ist auch nicht viel besser... :D)


    Vielleicht sorgt der Artikel wenigstens für volle Säle. Zum Glück hab ich schon seit einiger Zeit ein Ticket für das Konzert im kuscheligen (und gerade neu renovierten) BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen. Offenbar spielt er überall das gleiche Programm: Rameau, D-dur-Suite - Mozart, a-moll-Sonate KV 310 - Brahms, Händel-Variationen - Brahms, Intermezzi op. 117. Allerdings ist im Spiegel nur die Hälfte der Konzerttermine in Deutschland verzeichnet: Außer in Ludwigshafen, Düsseldorf, Frankfurt, Köln, Hamburg spielt er auch in München, Bremen, Freiburg, Berlin, Bielefeld, Münster, Schwetzingen, Wiesbaden... Vgl. die oben schon verlinkte Seite: "http://www.amcmusic.com/eng/artisti_scheda.php?aId=1".


    Die von Theurich "besprochene" 10-CD-Box ist zwar schon mehrfach im Forum erwähnt worden, allerdings noch nicht in diesem Thread - daher verlinke ich sie nochmal:




    Viele Grüße


    Bernd

    .

  • G.Sokolow mit Tschaikowsky

    Hallo Gurnemanz,


    ich habe die von Kater Murr (in beitrag 2) erwähnte Aufnahme des Tschaikowsky-KK Nr.1 mit dem Staatlichen SO der UDSSR Moskau / leitung-Neeme Järvi auf einer EURODISC-Doppel-LP (dort von dem 2. Tschaikowsky-Wettbewerb-Preisträger Igor Shukow, das KK Nr.2 und 3 unter Roshdestwensky).


    :thumbup: Diese Aufnahme des KK Nr.1 gehört zu den Allerbesten, die sich in meinem Bestand befinden. Auch das Orchester liefert kein "Gesäusel", sondern zupackende Gestik bis zum bombastisch dargebotenen Finale - mit höchster russischer Orchesterkultur. Pianistisch perfekt mit fabelhafter Anschlagskultur. Da kann bei mir nur noch die Aufnahm mit Gilels/Maazel (EMI) punkten !

    ______________


    Gruß aus Bonn


    Wolfgang

  • Guten Abend,


    bei läuft jetzt auch so nach und nach die 10-CD-Box. Porkofjew/Skrjabin/Rachmaninov und Chopin sind große Klasse! Auch Brahms ist nicht so dröge wie sonst gerne. Auf den Shcubert bin ich gespannt. Die Kunst der Fuge ist eine der wenigen Studio-Aufnahmen. Diese muss man in Häppchen genießen,was aber nicht Sokolovs Schuld ist.


    Ich hoffe, dass morgen die Goldberg-Variationen kommen. 2 CDs, also kann das keine Schweinsgalopp-Aufnahme sein.

    Helli

  • Ich konnte Sokolov gestern Abend zum ersten mal Live in Frankfurt mit einem Chopin-Programm erleben. :juhu: :juhu:
    Verblüfft haben mich seine häufig langsamen tempi. Das Largo in der Sonate Nr. 3 war mir fast etwas zu langsam. Die 10 Mazurken habe ich so noch nie gehört: wenig Pedal, nuancierte Dynamik, getupfter Bass. Die Mazurken bekamen einen fast ätherischen Charakter. Und eigentlich ging das Konzert erst mit den Zugaben los. Erst nach der 8., jede einzelne ein vollwertiges Konzertstück, war der grandiose Abend beendet. Dabei buhlte Sokolov nie um Applaus. Kurz Verbeugung, kaum ein Blick ins Publikum, dann wieder Abgang. Der Kontakt zum Publikum stellte er einzig über seine Musik her.
    Gruß
    kdp

  • Hallo,
    wie gesagt diese langsame Tempi haben mich zuerst überrascht. Aber die Mazurken habe für mich dadurch eine völlig neue Dimension bekommen. Hier kam noch der verhaltene Pedaleinsatz hinzu. Die Aufnahmen die ich sonst von ihnen habe sind viel bombastischer. Sokolov hat sie in einer Tiefe ausgelotet, die ich überhaupt nicht vermutet hätte, dass sie vorhanden ist. Das war für den Abend überzeugend genial. Aber ob ich die immer so hören möchte, da bin ich mir noch nicht sicher. Vielleicht doch lieber unbeschwerte Oberflächlichkeit :whistling:
    Gruß
    kdp

  • Das war für den Abend überzeugend genial. Aber ob ich die immer so hören möchte, da bin ich mir noch nicht sicher. Vielleicht doch lieber unbeschwerte Oberflächlichkeit

    Ich weiß, was Du meinst. Bei Sokolov ist es immer auch "anstrengend", weil er mit seiner extremen Gestaltungskraft nichts, nicht das kleinste Detail, dem Zufall überlässt. Das ist ungeheuer beeindruckend und doch manchmal auch etwas irritierend oder sogar erschreckend, weil es buchstäblich zum Zuhören zwingt. Selbst seine ausufernden Zugaben-Blöcke, die doch von anderen genutzt werden, die konzentrierte Dramaturgie eines Konzertes am Ende etwas aufzulockern, folgen einem unerbittlich bis in den letzten Winkel erfüllten Plan. Sein höfliches, aber distanziertes Auftreten mit immer exakt denselben Gesten und zumindest äußerlich vollkommener Ungerührtheit passt zu dieser Konsequenz. Er ist zweifellos einer der größten Künstler und Pianisten der Gegenwart, in seiner unfassbaren gestalterischen Perfektion höchstens noch mit Krystian Zimerman zu vergleichen. Ich werde dasselbe Chopin-Programm Anfang April in der Kölner Philharmonie hören. Ich bin gespannt.


    Christian

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