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Dieser hochinteressante Thread hat mich dann auch angeregt, mich nach langer Zeit mal wieder mit der Vierten zu beschäftigen. Neben einigen Hörsessions hab ich gestern auch das entsprechende Interview mit Gielen aus dem Sammelband "Mahler im Gespräch" zu dieser Sinfonie gelesen und da sagt er u.a.:
"Die Hauptschwierigkeit für den Dirigenten ist die Flexibilität des Tempos, also die Realisierung der ganz kleinen Nuancen"
...
Schon die ersten Takte klingen, beispielweise bei Abbado 1978, für mich keineswegs nach lustiger Schlittenfahrtidylle, sondern eher nach schauriger Parallelwelt. Die Variation der Instrumentierung dieser Stelle in den Wiederholungen verstärkt den Eindruck. Und dann dieser Auftakt mit dem merkwürdigen Ritardando...für mich mittlerweile alles andere, als unbeschwerter Rückgriff auf eine klassische Form.
Ich will erstmal noch ein paar Interpretationen hören, vielleicht kann ich noch was sinnvolles beitragen.
Abschließend: Unvergessen, als Liveerlebnis, Christine Schäfer im 4. Satz. Vom Stimmtypus für mich eine Idealbesetzung.
Auch ich werde gleich bei der Fahrt zur Arbeit die 4. hören - übrigens auch mit Gielen, dessen Mahler ich schätze. Mal sehen, wie er jetzt bei mir wirkt. Die Einspielung mit Kegel kenne ich nicht, was Gurnemanz schrieb, klingt einleuchtend und macht neugierig. Ich bin gespannt.
Apropos "schaurige Parallelwelt" und unvergessenes Live-Erlebnis: Bei mir Die Berliner Philharmoniker unter Rattle mit Magdalena Kozena; komplett entrückt, nicht mehr von dieser Welt - sehr beeindruckend. Für mich wurde da auch deutlich, dass der Ansatz, einen Sängerknaben für den 4. Satz zu wählen (kenne ich von Bernstein), bezüglich der erforderlichen Dramatik/Tiefe nur sehr schwer mit befriedigendem Ergebnis umzusetzen sein dürfte.