Theodorakis, Mikis: Ein Leben für Griechenland
Liebe Capricciosi!
Der international bekannteste und erfolgreichste griechische Komponist ist wohl Mikis Theodorakis, geboren 1925 auf Chios. Schon in seiner Jugend wurde er politisch aktiv im Widerstand gegen die Besetzung Griechenlands durch Deutschland, mehrmals gefangengenommen und gefoltert. Nach dem Rückzug der Deutschen verschärften sich in Griechenland die Konflikte zwischen linken und rechten Ideologien weiter und führten zum Bürgerkrieg, in dessen Verlauf Theodorakis als Kommunist in verschiedenen Konzentrationslagern interniert wurde, gefoltert wurde, zwei Mal gar lebendig begraben wurde und nur knapp dem Tod entrann. In den Zeiten, wo er nicht inhaftiert war, studierte er am Athener Konversatorium Musik, wo er 1950 den Abschluss erlangte. Nach etwas ruhigeren Zeiten als Musikschulleiter in Chaniá/Kreta konnte er mit einem Stipendium 1954 samt Ehefrau nach Paris gehen, wo er bis 1959 u.a. bei Olivier Messiaen studierte.
1960 kehrte Mikis Theodorakis nach Griechenland zurück. In den folgenden Jahren entwickelte er eine intensive musikalische und politische Tätigkeit, entwickelte seinen eigenen Stil aus griechischen (Volksmusik und Rembetiko) und westlich-sinfonischen Elementen und zielte auf eine Erneuerung griechischer Musik und Kultur ab. Einem breiten Publikum wurde er zu dieser Zeit mit seiner Filmmusik zu "Alexis Zorbas" bekannt, die den berühmt-berüchtigten Syrtaki beinhaltet; Kern seiner politischen Musik sind die Lieder. Ab 1964 saß Theodorakis im griechischen Parlament; mit dem Militärputsch 1967 musste er wieder in den Untergrund gehen und überlebte wieder nur mit Glück und internationaler Unterstützung einige Konzentrationslager. Auch vom französischen Exil aus betrieb er unermüdlich seinen Kampf gegen die Diktaturen weltweit; zu seinen damaligen Mitstreitern zählten Pablo Neruda und Salvador Allende, die wichtige Impulse für die Komposition seines Hauptwerkes, "Canto General" (1973-1980) gaben.
Nach dem Sturz der Junta kehrte Mikis Theodorakis 1974 zum zweiten Mal nach Griechenland zurück, diesmal in Triumph und unter Jubel. Von der Aufführung der bereits vollendeten Teile des "Canto General" im Athener Karaiskakis-Stadion mit Maria Farantouri und Petros Pandis gibt es einen Live-Mitschnitt mit einzigartiger Atmosphäre und einzigartigem Fangeschrei:
In den folgenden Jahrzehnten engagierte sich Mikis Theodorakis mit wechselndem Erfolg weiterhin politisch in Griechenland und bekleidete auch politische Ämter. Aus seiner Beschäftigung mit der orthodox-byzantinischen Tradition erwachsen die "Missa greca" und das "Requiem", viele seiner Werke bis heute sind von der Antike inspiriert (Bühnenmusiken zu vielen altgriechischen Tragödien und Komödien). In den letzten Jahren hat er sich zunehmend ins Privatleben zurückgezogen und in seinem kompositorischen Schaffen wieder auf das Lied konzentriert.
Eine ausführlichere Würdigung seiner Musik folgt noch; aber ich gebe den Thread jetzt schon einmal zur Diskussion frei. ;+)
Liebe Grüße,
Areios