Brad Mehldau - Der scheue Romantiker am Klavier
Dieses Thema ist herüber gerettet aus dem Lande Mordor. Ich stelle es hier ein, da ich - abgesehen davon, eure Meinungen zu hören - demnächst gerne auf weitere Entwicklungen Mehldaus eingehen möchte.
Brad Mehldau wurde 1970 in Floria geboren. Er bekam ab seinem 6. Lebensjahr Klavierunterricht, studierte später u.a. bei Fred Hersch und Kenny Werner. Anfang der neunziger Jahre wurde er Mitglied im Quartett des unaufhaltsam aufstrebenden Saxophonisten Joshua Redman und machte sich damit einem internationalen Publikum bekannt. Recht bald doch gründete er mit Larry Grenadier und Jorge Rossy ein Trio, mit dem er am besten seine musikalischen Vorstellungen umsetzen konnte. 1999 schließlich wählte ihn der "Down Beats Readers Poll" zum Pianisten des Jahres. Seitdem behauptet er sich in der Spitze der Jazzwelt.
Das war nicht immer selbstverständlich, warfen ihn persönliche Miseren wie Krankheit und Drogenabhängigkeit kurzfristig aus der Bahn. Dazu kam sein melancholisches Wesen, grüblerisch, ernsthaft und selbstkritisch. Sein Hang zur deutschen Romantik, sei es die Lyrik Novalis' oder die Musik Schuberts, sprach für ein großes Interesse an der deutschen Kultur und führte zu einer längeren Verweildauer in Berlin. Natürlich, seinem Naturell entsprechend, im dunkleren, schwermütigeren Ost-Berlin der Nach-Wendejahre.
Seine immensen pianistischen Fertigkeiten, die die Bandbreite von Wynton Kelly über McCoy Tyner bis Bill Evans abbilden, konnte er ab 1995 in seinem Trio ausleben. Der Kontrapunkt Bachs, die linke Pranke Tyners, die fliegende rechte Hand Keith Jarretts, der Schwermut Schuberts und die Melancholie Nick Drakes oder Thom Yorkes: All dies kulminiert in Mehldaus Klavierspiel, das erschreckend tief in ein komplexes Seelenleben blicken lässt, gleichzeitig aber auch ob des nicht endenden Einfallsreichtums zu größter Freude Anlass bietet. Wer Brad Mehldau im Konzert erlebt, hat es mit einem ernsten Menschen zu tun, der das Publikum mit keinem Lächeln und keiner netten Ansage belohnt. Dafür bietet er die Möglichkeit, Zeuge zu werden, wie ein Musiker nach den Tönen sucht und - sobald er sie gefunden hat - diese fliegen lässt. Mehldau-Konzerte waren für mich nie einfach, sie waren keine leichte Kost. Dafür aber stets beeindruckende Zeugnisse jener Momente, in denen Musik entsteht, sich abgerungen wird und in ungeahnte Freiheiten entlassen wird.
Können CDs das abbilden? Kaum. Dennoch mag ich auch die Einspielungen sehr, die mittlerweile eine gehörige Anzahl erreicht haben. Mittlerweile hat die Besetzung des Trios etwas gewechselt, die Essenz der Musik ist aber die gleiche geblieben.
Als Tipp folgende drei CDs:
The Art Of The Trio Vol. 3: Songs - WEA 1998
The Art Of The Trio Vol. 4: Back At The Vanguard - WEA 1999
Places - WEA 2000
LG
C.