August Kühnel - Einer der großen Komponisten für Viola da Gamba
(1645- um 1700)
Es ist leider wie so oft in diesen Jahren: Wenige Lebensdaten und Fakten sind überliefert. Als August Kühnel das Licht der Welt erblickte, tobte in Europa noch der Dreißigjährige Krieg. Alles lag in Trümmern. Große Not herrschte auf dem Kontinent. Doch der 3. August des Jahres 1645 war in Delmenhorst bei Bremen für Kühnels Eltern ein glücklicher Tag. Der kleine August verbrachte seine Kindheit und Jugend wohl an verschiedenen Orten. Da sein Vater um das Jahr 1657/58 in Güstrow gelebt haben soll, ist auch anzunehmen, dass der Sohn im mecklenburgischen groß geworden ist. Über den Kammermusiker Samuel Kühnel, Augusts Vater, ist noch weniger bekannt. Wir wissen heute noch nicht einmal welche Instrumente dieser spielte, geschweige denn ob er seinem Sohn das Gambenspiel beibrachte. Da August Kühnel in der Musikgeschichte als einer der führenden Gambisten in der Zeit vor Bach gilt, muss er einen sehr guten Lehrer gehabt haben, denn schon mit 16 Jahren, also im Jahre 1661 erhielt er eine Anstellung in der Hofkapelle von Fürst Moritz von Sachsen-Zeitz. 20 Jahre (1661-1681) blieb er in dieser Stellung, unterbrochen von einer „Studienreise“ nach Frankreich (1665) und Konzertreisen, die ihn ins damals weit entfernte Dresden und München führten. Die Reise nach Frankreich beeinflusste sein Gambenspiel. Der französische Stil war unerhört neu und frisch für deutsche Ohren.
1681 starb sein Dienstherr Fürst Moritz von Sachsen-Zeitz. Seine Anstellung endete in diesem Jahr (Schon damals griffen Sparmaßnahmen im Kulturbereich).
Sein Weg führte ihn nach München. Bei einer seiner Konzertreisen im Jahr 1680 konzertierte er vor dem Kürfürsten Max Emanuel. Die bleibenden Eindrücke, die sein Gambenspiel damals hinterließen, hätten ihm zu einer neuen Anstellung verholfen, die er aber nicht annahm. Der Grund hierfür war in der damaligen Zeit von enormer Bedeutung. Er hätte vom Protestantismus zum Katholizismus konvertieren müssen. August Kühnel lehnte ab.
Die Zeit vergeht und August Kühnel beschließt ende des Jahres 1682 nach England zu riesen. Er möchte das englische Gambenspiel von den dortigen Musikern erlernen. 1685 findet sich wieder eine Spur diesen faszinierenden Gambisten und Komponisten in England. The London Gazette schreibt: ...some performance upon the barritone, by Mr. August Keenel, the author of this musick”.
Er kehrt im Folgejahr England wieder den Rücken. In Darmstadt wird er von Landgräfin Elisabeth Dorothea zum Direktor der Instrumentalmusik ernannt. Die Gräfin wünscht, dass Kühnel ihre Hofkapelle im französischen Spiel unterweist. Zwei Jahre verweilt der inzwischen 42-jährige Gambist an ihrem Hof.
Es zieht ihn wieder Richtung Weimar und Dresden. In Weimar bekleidet er eine Zeitlang die Position des Vizekapellmeisters. In Dresden arbeitet er als Kammermusiker. Seine letzte Anstellung findet er am Hofe des Landgrafen Carl in Kassel. Dieses Anstellungsverhältnis behält er bis 1700.
Kühnel galt und gilt als einer der besten seines Faches. Weitgereist kannte er die Gambenmusik Frankreichs und Englands. Vieles von dieser Kenntnis floss in seine musikalische Arbeit ein, wobei seine Musik trotz aller Einflüsse „deutsch“ blieb. 1698 erschien eine Sammlung von “14 Sonate ò Partite ad una o due viole da gamba, con il basso continuo“. Es lohnt sich der Blick hin zum musikalischen Oevre August Kühnels, denn sein Werk gehört zum besten was die deutsche Gambenmusik in jener Zeit hervorbrachte.
corda vuota