Ein persönlicher Hörendruck:
Am 10.12.1949 fand in der Carnegie Hall in New York ein Galakonzert anlässlich des ersten Jahrestages der Unterzeichnung der Menschenrechtserklärung statt. Leonard Bernstein sprang als Dirigent des Boston Symphony Orchestra für den erkrankten Serge Koussevitzky ein (vgl. dazu auch Humphrey Burton: Leonard Bernstein, S.263f.). Ausschnitte aus dem Konzert sind in der 12 CD Box „Leonard Bernstein: Historical Recordings 1941-1961“ (West Hill Radio Archives WHRA-6048) enthalten. Bernstein dirigiert Aaron Coplands knapp über sechs Minuten langes hymnisches Auftragswerk der NBC „Preamble for a Solemn Occasion“, in dessen Schlussabschnitt Laurence Olivier die Einleitung der UNO-Charta deklamiert, das Plädoyer für Menschenrechte und Menschenwürde. Knapp über zwei Minuten dauert die von Langendoen für (den nicht genannten) Chor und Orchester arrangierte „United Nations on the March“ Hymne von Dmitri Schostakowitsch. Auf dem Programm standen aber nicht nur Hymnen. Leonard Bernstein dirigiert vom Klavier aus eines seiner Standardwerke für Klavier und Orchester, das er im Lauf seines Lebens immer wieder spielte – Maurice Ravels Klavierkonzert G-Dur. Erster (vielfach jazzig wie Gershwin) und dritter Satz kommen wie immer bei Bernstein zupackend und quirlig daher, im zweiten (da fällt mir Satie ein) wird die Zeit wieder mal ganz Gegenwart, man ist total vertieft im Geschehen,. Das Solistenquartett im Finale der 9. Symphonie op. 125 von Ludwig van Beethoven setzt sich aus Irma Gonzales, Nan Merriman, Raoul Jobin und Nicola Moscona zusammen. Die wirkungsvolle Aufführung ab dem Bass-Einsatz „O Freunde, nicht diese Töne…“ wird dem Anlass natürlich gerecht, mit großer Leidenschaft treibt Bernstein die Musik mitreißend voran. „Alle Menschen werden Brüder“ – hoffentlich arbeiten sie weiter daran. Ein würdiges Finale dieses Galakonzerts und ein schönes Monodokument.