ZitatDann hatte noch mein Musiklehrer eine an Ignoranz grenzende Abneigung
gegen die Barockoper. Er brachte es doch fertig zu sagen, dass man
außer der Vier Jahreszeiten (die natürlich auf dem Lehrplan standen)
keine Musik von Vivaldi hören brauche. Er habe sich eine CD gekauft und
man könne sich darauf verlassen, dass ohnehin alles von Vivaldi gleich
und eintönig klänge.
ich bin sehr froh, das ich vor der Schule zur klassischen Musik gefunden habe, denn das was ich in der Schule erlebte war nicht minder bekloppt. Glücklicherweise fiel der Musikunterricht fast ständig aus (die meisten Lehrer, meiner ach so tollen Schule, standen Schlange fürs Sanatorium :stumm: )
das muss man sich mal vorstellen, da geben Eltern ihre Kinder in Obhut von psychisch kranken Menschen um sie von diesen aufs Leben vorbereiten zu lassen :shake:
(Nun ich habe da auch das Handtuch geworfen und zu Hause lieber unsere sehr umfangreiche Lexikothek gewälzt - ich bin wohl einer der wenigen die das Schule schwänzen dazu genutzt haben, wirklich was zu lernen )
Statt dem Freischütz wurde bei uns die Moldau durchgekaut - mir tut es leid um das Stück, das sicherlich ganz schön ist, aber jedes Musikwerk, mit dem man im Unterricht vergewaltigt wird, ist danach ein Haßobjekt - wer liebt schon seinen Peiniger ?
Schlimm fand ich, dass wir dazu erzogen werden sollten an bestimmten Stellen des Stückes eine genaue Vorstellung (und vor allem gleiche Vorstellung) zu haben, was Smetana da beschreibt.
Das interresiert mich (noch Heute) einen Furz.
Das zweite war folgendes - und das ist bezeichnend für den gesamten Unterricht:
Im Unterricht sollte uns der Film Amadeus gezeigt werden (praktisch, wenn man inkompetent ist, kann man so die Schüler ruhig stellen).
Nur weil der Unterreicht ständig ausfiel konnte sich die Dame wohl nicht mehr merken welche Klasse wo im Film stehen geblieben war (da gingen ja gute 4 - 5 Schulstunden drauf.
Und so sahen die ersten 30 Minuten wir, die zweiten 30 Minuten die Prallelklasse A, die nächsten 30 Minuten Parallelklasse B und dann kamen wieder wir an die Reihe.
Auch toll waren die Referate, ein Teil der Klasse musste Bach übernehmen, der andere Stravinsky.
Das hieß, 15 mal hintereinander Bach, und 15 mal hintereinander Stravinkys Lebensgeschichte.
(anscheinend kannte sie nicht mehr Komponisten ) Krankheitsbedingt (der Unterricht fiel also wieder aus) wurden aber so weit ich mich erinnere nur 5 Referate gehalten.
Normalerweise hätte man das alles melden und diesen Lehrern ein Disziplinarverfahren an den Hals hängen müssen.
denn diese Inkompetenz war bei uns ja nicht nur im Musikunterricht anzutreffen, sondern zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Institution. Deshalb bekomme ich Heute noch das Grausen wenn ich in Wiesbaden an dem Areal dieser Schule, die nach einem "Hauptvertreter des Naturalismus" benannt ist, vorbei muss
Ob das Heute besser ist, weiß ich nicht - ich bin froh, dass ich diese Hölle hinter mir habe.
Aber wäre ich damals auf diese Art und Weise mit Musik in Berührung gekommen - ich hätte Klassik gehasst, ganz sicher.