John Dunstable (um 1385 - 1453)

  • John Dunstable (um 1385 - 1453)

    John Dunstable (auch Dunstaple, wie v.a. M. Bent vorschlägt) wird zwischen 1380 und 1390 geboren, wahrscheinlich in Dunstable (Bedfordshire), und ist 1453 in London gestorben. Über sein Leben zwischen diesen Daten ist nur wenig bekannt.


    Von Dunstables Grabinschrift wird überliefert, dass er dort als tua Musica princeps bezeichnet wird. Er ist nicht nur als Musiker, sondern auch Astronom und Mathematiker bekannt, offensichtlich ein sehr gebildeter Mann.
    Sein Name findet sich auch auf einer astronomischen Abhandlung: Dies Buch gehört John Dunstable, Musiker des Duke of Bedford. Daraus lässt sich schließen, dass er in den Diensten von John of Lancaster, Duke of Bedford, steht, der auch eine Hofhapelle unterhält.


    Dieser Duke of Bedford ist ein Sohn von König Henry IV. Nach dem Tod seines Bruders, des Königs Henry V., wird er von 1423 bis zu seinem Tod 1435 Regent im besetzten Nordfrankreich. Es ist anzunehmen, dass auch Dunstable in seiner Begleitung längere Zeit auf dem Kontinent verbringt.


    Die Hofkapellen dieser Zeit dienen ihren Herrschaften auch zur repräsentativen Darstellung ihres Reichtums und ihrer Macht. Zudem genießen die Musiker eine gute Ausbildung an den Choralschulen, auch Trivium und Quadrivium gehören zum Lernstoff. Der Musiker an einer Hof- oder Kathedralkapelle ist in der ständischen Gesellschaft dem Stand eines Geistlichen zugehörig; in manchen Hof- oder Kathedralkapellen sind zumindest die “niederen Weihen” sogar Pflicht.


    Diese Hofkapellen begleiten ihre Herrschaften auch bei Reisen oder zu großen Veranstaltungen. Vom Konzil in Konstanz (1414-1418) ist bekannt, dass sich dort auch viele Musiker als Begleitung ihrer Fürsten aufhielten. So ist es auch kein Wunder, dass sich neue Kompositionen an dieser “Börse” rasch verbreiten und in vielen Handschriften auf dem Kontinent auftauchen.


    Neben und nach der Anstellung beim Duke of Bedford ist Dunstable in Diensten der Königin Johanna von Navarra, Witwe von Henry IV, und vermutlich auch noch am Hof von Humphrey Duke of Gloucester, des jüngsten Sohns von Henry IV.


    John Dunstable stirbt an Heiligabend 1453 in London.




    Von den Kompositionen Dunstables sind etwa 58 seiner geistlichen Werke erhalten, darunter 2 komplette Messen, Messteile, Motetten. Es gibt noch kein abgeschlossenes Werkverzeichnis; zum Gedenkjahr 1953 wurde ein Werkverzeichnis in Angriff genommen, das jedoch durch spätere Funde, Zu- und Abschreibungen überholt ist.


    Die Werke Dunstables sind fast vollständig in Manuskripten des europäischen Festlands überliefert, aus England ist nur eines aus dem Old Hall Manuskript bekannt. Auch aufgrund dieser Überlieferungslage ist ein Gesamtwerkverzeichnis schwer herzustellen. Die Werke wurden vielfach kopiert, mal mit mal ohne Komponistenangabe oder mal mit dem richtigen, mal mit dem falschen. Dann wurden Codices auseinandergenommen, umgebunden, zerstört, mit anderen zusammengefügt, als Buchbindermakulatur gebraucht usw. Das heißt, es muss verglichen, Fehler erkannt und angemerkt, Stileigentümlichkeiten festgestellt werden. Zudem muss sich aus der Biographie ebenfalls eine Wahrscheinlichkeit ergeben, wie auch umgekehrt: ist es möglich, dass ein Werk hier auftaucht bzw. wieso ein Werk in einem Codex aus dieser Gegend gefunden wurde. Auch im Buxheimer Orgelbuch z.B. ist Dunstable mehrfach vertreten.


    Dunstables Bedeutung liegt vor allem darin, dass er den Contenance angloise genannten englischen Nationalstil, den vollen Klang mit konsonanten Harmonien, der Vorliebe zur Parallelbewegung von Terzen und Sexten, mit der kontinentalen Tradition verbunden hat. Die MGG (CD-Version) schreibt dazu: In der Musik Dunstables … lässt sich verfolgen, wie der kontrapunktische Satz systematisch von dissonanten Synkopen gereinigt wird und die strukturellen Dissonanzen auf den vorbereiteten Vorhalt beschränkt werden. Damit kommt Dunstable zu einem ‘pankonsonanten’ Stil, in dem die dissonante Synkope zum vorbereiteten Vorhalt umgeformt ist und in dem sich keine weiteren strukturellen Dissonanzen mehr finden …” Auch Tinctoris weist darauf hin, dass es in dieser neuen Musik keine Dissonanzen nach dem damaligen Verständnis mehr gebe.



    Darüber hinaus hat Dunstable, wie auch sein älterer Zeitgenosse Leonel Power, zur Entwicklung der zyklischen Tenormesse beigetragen.


    Noch zu Dunstables Zeiten war es üblich, nicht ganze Messen, sondern nur Satzpaare wie Gloria/Credo zu komponieren. Erst Leonel Power und Dunstable haben begonnen, ganze Messzyklen zu komponieren, bei der sämtliche Sätze der Messe durch einen gemeinsamen, nicht zum Ordinarium gehörenden Cantus firmus verbunden sind. Grundlage des Cantus firmus kann ein Lied, eine Antiphon, eine Motette, ein Choral sein, meist ist die Messe dann auch danach benannt, z.B. Missa ex seculorum nach einem cantus planus, einem einstimmigen gregorianischen Choral.


    Mit seinem Werk hatte Dunstable großen Einfluss auf kontinentale Musiker wie Dufay und Binchois sowie die ganze franko-flämische Schule, wie dies die zeitgenössischen Musiktheoretiker Tinctoris und Martin Le Franc in ihren Traktaten erwähnen.
    Dunstable steht so am Übergang von der mittelalterlichen zur Rennaissancemusik. Die englische Wikipedia nennt ihn den wohl einflussreichsten englischen Komponisten aller Zeiten.



    Quellen und Literatur:


    MMG-CD , "http://en.wikipedia.org/wiki/John_Dunstable" engl. Wikipedia, sowie das Booklet der Hilliard-CD


    Bernd Moorbach, Die Musikwelt des Mittelalters, Kassel 2004.
    Bernd Moorbach, Die Musikwelt der Renaissance, Kassel 2006.
    Geschichte der Musik, Sonderausgabe, Bd 2 und 3, Laaber 2010.


    Hinzuweisen ist auf "http://en.wikipedia.org/wiki/Margaret_Bent" Margaret Bent, die umfassend wissenschaftlich über die frühe englische Musik und das Old Hall Ms. gearbeitet hat und auf deren Arbeiten sich viele Nachschlagewerke und CD-Booklets beziehen. Mir imponiert das sehr, dass jemand seine Energien und seine wissenschaftliche Neugier zur Erforschung eines Themas eingesetzt hat.




    Discographien:


    "http://www.medieval.org/emfaq/composers/dunstaple.html" "medieval.org"


    "http://www.hoasm.org/IIIC/DunstableDiscography.html" HOASM]


    Cds:


    "http://www.jpc.de/jpcng/home/search?fastsearch=john%20Dunstable&rubric=classic&pd_orderby=score"
    http://www.amazon.de/s/ref=nb_…=john+dunstaple&x=11&y=21


    "http://www.google.de/search?q=john+dunstable&tbo=p&tbm=vid&source=vgc&hl=de&client=firefox-a&aq=f" Videos


    besonders zu empfehlen ist hier das Video Veni Sancte Spiritus, wo zum Gesang auch die Noten gezeigt werden:


    "http://www.youtube.com/watch?v=Z9trNNUsb20


    oder das bekannte Quam pulchra est


    "http://www.youtube.com/watch?v=EqRZ22mYjCg



    Noten:


    "http://icking-music-archive.org/ByComposer/Dunstable.php" WIMA



    lg vom eifelplatz, Chris.




    PS.Dieser Text basiert auf einem Beitrag, den ich im vorigen Jahr an anderer Stelle geschrieben und jetzt überarbeitet habe.


  • Mit dem Hilliard Ensemble habe ich diese Musik kennen- und liebengelernt. Und diese CD mag ich immer noch gerne hören.
    Aber nachdem ich im letzten Jahr diese Musik sehr konzentriert und aufmerksam gehört habe, bleibe ich bei nur einigen Ensembles hängen; und Un-Empfehlungen, Verrisse möchte ich nicht schreiben.


    Deshalb meine Frage: was kennt Ihr, welche CD habt Ihr?


    lg vom eifelplatz, Chris.

  • Hallo Chris,


    genau jene CD bzw. ihr Pendant auf der Festplatte besitze ich auch. Ebenfalls noch die unter dem Orlando Consort.
    Sehr aufschlussreich ist noch die Muikchronik bei metzler von Arnold Feil, der Dunstable einen gebührenden Raum einräumt und ihn sogar zu einer der bedeutendsten Komponisten der abendländischen Musikgeschichte zählt, da Dunstable großes Neuland erschloss, ohne dass er auf Brücken bauen konnte (sinng. wiedergegeben):




    :wink:

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)


  • genau jene CD bzw. ihr Pendant auf der Festplatte besitze ich auch. Ebenfalls noch die unter dem Orlando Consort.
    Sehr aufschlussreich ist noch die Muikchronik bei metzler von Arnold Feil, der Dunstable einen gebührenden Raum einräumt und ihn sogar zu einer der bedeutendsten Komponisten der abendländischen Musikgeschichte zählt, da Dunstable großes Neuland erschloss, ohne dass er auf Brücken bauen konnte (sinng. wiedergegeben):

    Ich hab es nicht so mit den Superlativen und scheue mich oft, solche Urteile abzugeben, aber ich würde Herrn Feil in diesem Fall nicht widersprechen, für Leonel Power, der allerdings nicht so bekannt ist, gilt ähnliches. Für mich sind es diese Engländer, die in der Musikgeschichte für den Beginn der Renaissance stehen.


    Aus diesem Grund finde ich es schade, dass so wenige englische Ensembles aus der "ersten Liga" sich mit dieser Musik beschäftigen. Seit den Forschungen von M. Bent sind die Komponisten dieser Zeit doch wieder ins Bewußtsein der Musiker gelangt, ich wünsche mir noch eine Reihe von guten CDs, nicht nur von den Hilliards und vom Orlando Consort.


    lg vom eifelplatz, Chris.

  • Dunstable ist leider nicht sehr viel zu finden. Ich besitze:



    :juhu:


    Mir gefällt Tonus Peregrinus sehr gut. Die Stücke klingen herrlich innig.



    :thumbup:


    Der Clemencic Consort ist auch nicht schlecht, vor allem die Sänger sind gut.




    Ansonsten sind einzelne Stücke auf nicht gerade wenigen CDs verteilt. Ich nenne nur mal diese:







    John Dunstable und Leonel Power sind für mich der wirkliche Beginn der Renaissance. Sie nehmen das vorweg, was Dufay, Binchois, Ockeghem und später Desprez umsetzen werden.



    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse."

    Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation."

    Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..."

    jd

  • Ich habe diese:



    Das ist die gleiche, wie weiter oben schon in anderer Aufmachung und als "Mystische Choräle" betitelt gezeigt.


    Die Musik ist fantastisch, interpretatorisch gibt es sicher Besseres, bzw sollte es Besseres geben, denn so ganz ideal abgestimmt scheinen mir hier die Stimmen nicht immer, obwohl es mir eine der besseren Aufnahmen des Clemencic Consorts zu sein scheint, da nur vokal und mit Orgel. Dafür ist sie aber auch schon in dieser Aufmachung zum Portopreis zu bekommen.


    Mit Redeweisen wie "haben schon vorweggenommen" habe ich aufgrund der mindestens impliziten finalistischen Geschichtsbetrachtung meine Schwierigkeit (zur scharfen Kritik etwa Quentin Skinner oder Michel Foucault).


    "Klingende Kathedralen" einer "musikalischen Gothik", das scheint mir für diese Musik recht passend. Ob hier die Renaissance begann? Vielleicht ist es zutreffender, von mehreren (Prä-)Renaissancen auszugehen, bevor die 'eigentliche' Renaissance begann, obwohl es natürlich auch klar Wirkungen und Verbindungen zwischen diesen gab, so weiß, naklar, die franco-flämisch-burgundische Polyphonie sicherlich von der englischen Polyphonie, kennt sogar noch Manches, so wie etwa auch in der Philosophie und übrigen Gelehrsamkeit der Bildungsstand an den Abtei- und Kathedralschulen auf den britischen Inseln zu dieser Zeit nicht völlig verloren geht, sondern schon weiterwirkt, aber es ist dennoch auch keine ganz kontinuierliche Entwicklung.


    :wink: Matthias

  • Dunstable als Renaissancemeister ?

    Dunstables Musik wirkt auf heutige Hörer "moderner" als Vieles, was uns von seinen Zeitgenossen überliefert ist. Das liegt daran, daß der Komponist in immerwährendem Austausch mit seinen "kontinentalen" Kollegen stand und offenbar auch, für damalige Zeiten wohl nicht alltäglich, viel gereist ist.


    Die eher bescheidene Diskographie ist in erster Linie auf den eher kleinen überlieferten und als authentisch gesicherten Werkbestand zurückzuführen.


    Alle wesentlichen Aufnahmen wurden hier bereits erwähnt und keine wird den kompositionen gerechter als jene des Hilliard-Ensembles, die nun auch schon etliche Jahre auf dem Buckel hat. Eine geistige Strömung im Sinne der Renaissance, wie sie von Historikern definiert wird, hat der Komponist wohl nicht ausgelöst; seine satztechnischen Lösungen sind jene seiner Epoche; die Vielfalt der eingeflossenen Anregungen jedoch sind erstaunlich und bewundernswert.

    „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alle Fäden in der Hand haben"
    Walter Ulbricht, (1893-1973), Deutscher Realpolitiker

  • Mit Redeweisen wie "haben schon vorweggenommen" habe ich aufgrund der mindestens impliziten finalistischen Geschichtsbetrachtung meine Schwierigkeit (zur scharfen Kritik etwa Quentin Skinner oder Michel Foucault).

    Zitat

    Eine geistige Strömung im Sinne der Renaissance, wie sie von Historikern
    definiert wird, hat der Komponist wohl nicht ausgelöst; seine
    satztechnischen Lösungen sind jene seiner Epoche; die Vielfalt der
    eingeflossenen Anregungen jedoch sind erstaunlich und bewundernswert.


    [Zitat BigBerlinerBear]

    Da habt Ihr natürlich mit Euren Anmerkungen recht. Ich wollte etwas ganz anderes sagen, aber das dann auch Schreiben fällt mir oft schwer. Mir scheint, dass Dunstable, Power, Frye usw. immer noch im Schatten der Franco-Flamen bzw. Niederländer stehen, die man gemeinhin der Renaissance zuordnet, - zu Unrecht, wie ich meine. Darauf wollte ich hinaus, auf keinen Fall wollte ich ein Ziel oder einen Endpunkt von Geschichte andeuten.


    Der Begriff Renaissance ist für mich als musikgeschichtlicher Begriff sehr unglücklich gewählt, wie überhaupt Begriffe aus anderen Künsten. Aber das habe ich schon früher bei der Sachkatalogisierung von Musik in einer Bibliothek erfahren müssen und schon damals ist mir nichts anderes eingefallen; die Einteilung nach Jahrhunderten birgt auch etliches an Problemen.


    Dunstable war mit Sicherheit viel unterwegs, da er als Mitglied der Hofkapelle Bedfords diesen auf Reisen begleiten mußte. Darüber hinaus scheinen mir die Musiker sehr mobile Leute gewesen zu sein, sie wechselten häufiger die Stellen und auch bei Verhandlungen ihrer Dienstherren, z.B. Friedensverhandlungen, Konzilien oder Festen waren sie dabei. Zudem - reine Spekulation - denke ich, dass Dunstable wie so viele andere Musiker auch Cambrai und Dufay besucht haben könnte, wenn ich so lese, wer da sonst alles zu Besuch war. Der Austausch hinsichtlich der Musik war in diesem Teil der Welt (Nordfrankreich, Südengland, Niederlande) sicher sehr rege.



    lg vom eifelplatz, Chris.

  • Die MGG (CD-Version) schreibt dazu: In der Musik Dunstables … lässt sich verfolgen, wie der kontrapunktische Satz systematisch von dissonanten Synkopen gereinigt wird und die strukturellen Dissonanzen auf den vorbereiteten Vorhalt beschränkt werden. Damit kommt Dunstable zu einem ‘pankonsonanten’ Stil, in dem die dissonante Synkope zum vorbereiteten Vorhalt umgeformt ist und in dem sich keine weiteren strukturellen Dissonanzen mehr finden …” Auch Tinctoris weist darauf hin, dass es in dieser neuen Musik keine Dissonanzen nach dem damaligen Verständnis mehr gebe.

    Hast Du das verstanden? Was ist eine strukturelle Dissonanz, und was im Gegensatz dazu eine nicht strukturelle Dissonanz?
    ?(

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • John Dunstable und Leonel Power sind für mich der wirkliche Beginn der Renaissance. Sie nehmen das vorweg, was Dufay, Binchois, Ockeghem und später Desprez umsetzen werden.

    Im Handbuch der Musikwissenschaft kommt fast Ciconia noch mehr als Dunstable als "Vorwegnehmer" rüber.


    Bei Dunstable neben der Terz-Sext-Freudigkeit und der Dissonanzbehandlung besonders modern: Die "englische" Melodik (fließender, sanglicher?) einfachere Rhythmik, tendenziell eher homophone Setzweise; ähnliche Melodiebildungen (im Sinne von Variationen) bei isorhyhmischen Abschnitten. Konservativ dagegen die Isorhythmik auf Choralbasis und das Fehlen von musikalischer Textausdeutung.
    :wink:

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
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  • Ich stelle fest, dass ich gar keine Dunstable-CD habe. ?(


    Ich habe zwei LPs, die es beide nicht auf CD zu geben scheint:


    "Dunstable - Dufay - Motetten" (ARCHIV)
    "Dunstable und seine Zeit" - Werke von Dunstable, Power, Cooke, Damett (harmonia mundi)
    Beide mit Pro Cantione Antiqua, Lt. Bruno Turner


    Pro Cantione war mein bevorzugtes Vokalensemble - bevor ich das Hilliard Ensemble kennen lernte ...


    BG - eloisasti

    Klemperer: "Wo ist die vierte Oboe?" 2. Oboist: "Er ist leider krank geworden." Klemperer: "Der Arme."

  • Doch - beide LPs sind auf CD herausgekommen:


    .

    "Dunstable - Dufay - Motetten" (ARCHIV)

    Ist Teil dieser 7-CD-Box:



    .


    "Dunstable und seine Zeit" - Werke von Dunstable, Power, Cooke, Damett (harmonia mundi)

    Hier erwähnt:


    "http://www.medieval.org/emfaq/cds/bas22064.htm"


    .

    Zitat

    Dunstable und seine Zeit: Dunstable - Power - Cooke - Damett
    Motetten von Dunstable, Cooke, U.A.
    Pro Cantione Antiqua, London - Bruno Turner, dir.
    Harmonia mundi (BASF) 25 (or EA) 22 064-8 [LP]
    Deutsche Harmonia mundi (EMI) 1C 065-99 739 [LP]
    Deutsche Harmonia mundi (BMG) GD 77 225
    [CD]

    Bei amazon.de habe ich auf die Schnelle nichts gefunden - aber gegeben hat es sie. Offensichtlich sehr, sehr selten.




    jd :wink:

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    Hudebux

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    Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..."

    jd

  • Hast Du das verstanden? Was ist eine strukturelle Dissonanz, und was im Gegensatz dazu eine nicht strukturelle Dissonanz?
    ?(

    Letztere wahrscheinlich Durchgangsnoten oder Verzierungen. Meine Verständnissperre war darin begründet, dass zu dieser Zeit ja kein Akzentstufentakt vorhanden ist, wodurch mir die "Aufwertung" einer Dissonanz auf einem betonten Musik-Moment mangels Betonungen nicht einleuchtete.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
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  • Leider kann ich das momentan nicht verifizieren; die Literatur zu den Beiträgen habe ich ja angegeben, MGG-CDRom, Morbach oder das jeweilige Booklet. Ist ja alles schon eine Weile her.
    Die Diskussionen drehten sich meist um Imperfectio, Perfectio und clausula/Kadenz, wo die Engländer nicht die Regeln der kontinentalen Musiker angewendet haben sollten. Aber Du bist ja der Musikwissenschaftler ... ich zitiere nur und bediene mich dafür der schlauen Bücher.


    Vor einer Weile habe ich jedoch mal in meinem schönen Lexikon der Musik der Renaissance, hrsg. Elisabeth Schmierer, Laaber Verl. 2012 gelesen, dass es da inzwischen auch viele neue Theorien gibt. Auch Dunstable ist da ein größerer Artikel gewidmet.


    Zur Zeit bin ich nicht "satifaktionsfähig"; im Oktober frühestens bekomme ich eine neue Brille, bis dahin muss alles auf Papier gedruckte warten.



    lg vom eifelplatz, Chris.

  • @ Elloisasti: Hör doch mal hier rein:



    das ist die andere gute CD, die nur Dunstable-Werke enthält. Vielleicht gefällt sie dir auch.


    Eine Weile gab es einige Aufnahmen von einem sehr schönen Konzert des Orlando-Consorts im Netz, in der die Version von Salve scema u.a. unglaublich gut war und alles in den Schatten gestellt hat - aber das ist nie auf CD veröffentlicht worden und inzwischen aus Youtube verschwunden.


    Dunstable gehört zu meinen Lieblingskomponisten. Das hat schon mal Bekannte, die mich zur Beteiligung an Ranking-Listen aufforderten, zu ziemlich unhöflichen Kommentaren veranlasst. Aber das ist doch wirklich wunderbare Musik, oder?



    lg vom eifelplatz, Chris.

  • danke, werd ich machen. :)
    Ich kaufe zwar (aus massivem Platzmangel) so gut wie keine CDs mehr, aber vielleicht mach ich da eine Ausnahme. :)
    Dunstable hat früher zu meinen Lieblingskomponisten gehört: damals war die Entdeckung dieser Epoche für mich ganz neu. Heute, so würde ich sagen, liegt mir die Musik von Dufay ein wenig mehr. (Von Josquin will da gar nicht reden ... der ist eine Geschichte für sich ... - aber das sind auch unterschiedliche Zeiten.)
    Die Aufnahme werde ich Evidenz halten!


    BG aus Wien - elo :)

    Klemperer: "Wo ist die vierte Oboe?" 2. Oboist: "Er ist leider krank geworden." Klemperer: "Der Arme."

  • Heute, so würde ich sagen, liegt mir die Musik von Dufay ein wenig mehr. (Von Josquin will da gar nicht reden ... der ist eine Geschichte für sich ... - aber das sind auch unterschiedliche Zeiten.


    Klar, für mich kommt da auch noch Regis hinzu, die Motette Celsitonantis ave genitrix/Abrahae fit promissio - Track 1 auf der GA finde ich auch so unglaublich ...



    Von Dunstable wünsche ich mir auch eine solche GA. In England ist eine ganze Menge dazu geforscht und veröffentlicht worden. Aber mir scheint, englische Ensembles singen am liebsten kontinentaleuropäisches und Ensembles vom Festland englisches.


    lg vom eifelplatz, Chris.

  • Eine Ergänzung:


    Hier eine Übersicht über einen Großteil seiner Werke inklusive Noten:
    "http://imslp.org/wiki/Category:Dunstaple,_John"


    Es sind 42 Stücke aufgeführt - sicherlich nicht alles, was ihm zugeschrieben wird. Die Noten der Missa for 2 or 3 voices habe ich mit der Aufnahme der Missa Rex seculorum verglichen; es paßte nicht - es sollten also die Noten für die Missa Da gaudiorum premia sein.



    jd :wink:

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    jd

  • Mir ist schon vor einer ganzen Weile aufgefallen, daß es bei Dunstable ziemlich unübersichtlich wird, welche Stücke überhaupt auf den CDs drauf sind. Daher habe ich nun eine Liste angefertigt, wo alle Stücke drinstehen, zu denen es Aufnahmen gibt. Das ließ sich sehr gut realisieren, da es auf medieval.org eine Diskographie zu Dunstable gibt - nach der ist die Liste auch ausgerichtet.


    Werkverzeichnis aller Aufnahmen


    Die Stücke sind alle alphabetisch sortiert; darunter stehen die Webseiten der Erstveröffentlichungen (78er, LPs und CDs), auf denen sie zu finden sind, rechts daneben die Ensembles und Dirigenten der jeweiligen Aufnahme (alle kursiv gesetzt). Im Wesentlichen kann man damit eine gute Übersicht bekommen, was konkret von Dunstable vorliegt.


    Ich habe übrigens alles aufgelistet, auch die Grenzfälle und überholten Zuschreibungen. So taucht O rosa bella deshalb auf, weil es so viele Aufnahmen davon gibt, daß ich sie nicht ignorieren wollte. Bei den Messesätzen konnte ich auch nicht immer differenzieren: Dunstable hat mehrere Vertonungen zum Ordinarium gemacht, und es ist nicht immer aus den Webseiten ersichtlich, welche das konkret sind. Ich habe sie dann unter einem Namen verzeichnet.


    -----


    Insgesamt 43 Stücke sind aufgelistet. Quam pulchra es und O rosa bella sind mit jeweils über zwanzig verschiedenen Aufnahmen am Häufigsten vertreten. 27 Stücke bilden den Gegensatz mit 1-2 Einspielungen. Die restlichen 14 Stücke liegen dazwischen.



    Aus der bildDISKOGRAPHIE ist ersichtlich, daß es nur vier CDs gibt, die komplett Dunstable gewidmet sind:




    Und diese zur Hälfte:
    9/19


    Der Rest der Stücke sind auf 44 verschiedenen CDs verteilt.



    Im obigen Werkverzeichnis sind zusätzlich viele Aufnahmen aufgelistet, die es nie bis heute auf CD geschafft haben. Die ältesten stammen noch aus der Schellackära (vor 1942 entstanden): Agincourt-Hymne (Winchester Music Club) und Quam pulchra es (Choir of the Pius X School of Liturgical Music). In der Zeit ab 1960 verstärkte sich das Engagement, doch bis heute ist die Zahl der Aufnahmen sehr übersichtlich geblieben - doch mag das kaum überraschend sein.



    Hier noch eine Auflistung jener Stücke, zu denen es noch keine Aufnahmen gibt:

    • Ascendit Christus
    • Chanson (ohne Text)
    • Christe sanctorum - Tibi Christe
    • Dies dignus - Demon dolens - Iste confessor
    • Gaude felix - Gaude mater - Anna perens
    • Gaude Virgo Katerina
    • Missa Da gaudiorum premia
    • Salve Mater salvatoris
    • Salve Regina mater misericordiae

    Vergleich mit "http://imslp.org/wiki/Category:Dunstaple,_John"



    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse."

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