Jazz mit Laser und Nadel: Gerade goutiert

  • Nach einem absolut fantastischen Konzert dieses Trios am Samstag:



    JON IRABAGON TRIO w./Mark Helias & Barry Altschul
    Jon Irabagon (tenor & sopran sax) Mark Helias (b) Barry Altschul (dr)


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Irgendwo zwischen Hardbop, Free Bop und freien Ausflügen - 3 Ausnahmevirtuosen aus 3 Generationen in spannenster Interaktion voller Überraschungen.


    :wink: Matthias

  • Joanne Brackeen

    Obwohl ich die 1938 geborene kalifornische Pianistin Joanne Brackeen wirklich ganz ausgezeichnet finde, besitze ich nur drei von ihren eigenen Alben (Sidewoman-Auftritte von ihr habe ich natürlich weitaus mehr, wobei zuallererst die beiden "Live At Montmartre"-Alben von Stan Getz mit Brackeen, NHOP und Billy Hart zu nennen sind). Heute höre ich sie mir alle drei an - und werde mir am verlängerten Wochenende möglicherweise noch die eine oder andere Brackeen-CD nachbestellen. Zu LP-Zeiten hatte ich nämlich viel mehr von ihr...


    Es laufen bei mir
     
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    “Denn Du bist, was Du isst“

    (Rammstein)

  • Obwohl ich die 1938 geborene kalifornische Pianistin Joanne Brackeen wirklich ganz ausgezeichnet finde, besitze ich nur drei von ihren eigenen Alben (Sidewoman-Auftritte von ihr habe ich natürlich weitaus mehr, wobei zuallererst die beiden "Live At Montmartre"-Alben von Stan Getz mit Brackeen, NHOP und Billy Hart zu nennen sind).


    :klatsch: JoAnne Brackeen habe ich auch immer sehr geschätzt und noch weit mehr, seit ich sie das erste mal in der Jazz Gallerie, einem kleinen, auch schon nicht mehr existierenden Club in Bonn, live erlebt habe. Sie kam auf die Bühne in einem Outfit irgendwo zwischen Alt-Hippie und Soccer Mom im Aerobic Dress, sehr schräg, sehr bunt, was der natürlichen Autorität über ihre junge afro-amerikanische Band mit u.a. Javon Jackson und ihrer großen Bühnen-Präsenz aber ab dem ersten Ton keinen Abbruch tat. Und der sportliche Anteil an ihrem Aufzug wirkte dann auch verständlicher, denn sie spielte schweißtreibend mit einer enormen Energie und wahnwitziger Tastenartistik.


    Besonders gerne mag ich ihre Platten, die mit anderen damaligen Stan-Getz- Tourband- Musikern entstanden und die ich jetzt auf deine Anregung mal wieder gehört habe:


    Joanne Brackeen Trio - Invitation, 1976 Intercord, mit Clint Houston (b), Billy Hart (dr)
    Joanne Brackeen - Aft, 1977 Timeless, im Trio mit Ryo Kawasaki (g) Clint Houston (b)
    Joanne Brackeen - Trinkets and Things, 1978 Timeless im Duo mit Ryo Kawasaki (g)


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    In dieser intimen Form kommt ihre ganz Klasse besonders gut zur Geltung und auch Clint Houston, Ryo Kawasaki und Billy Hart spielen fantastisch: Ganz wunderbar inspiriertes Zusammenspiel!


    Joanne Brackeen hat immerhin 4 1/2 Jahre bei den Jazz Messengers gespielt. Leider fiel das in die besonders schwere Zeit für Jazz-Aufnahmen in den USA. Und Produzenten scheuten dann wohl auch Aufnahmen mit der noch relativ unbekannten Pianistin. Vorurteile gegenüber Frauen könnten auch mitgespielt haben. Mit der anderen Tastenlady bei den Jazz Messengers der 70er, Jessica Williams, gibt es überhaupt keine Aufnahmen. Dabei waren die beiden wahrscheinlich die mindestens technisch Stärksten an den Tasten, die Art Blakey je hatte, trotz der vielen großartigen Musiker in dieser Position.


    Mit Joanne Brackeen entstand leider nur eine einzige LP, live 1970 in Japan aufgenommen und bei einer kleinen japanischen Firma in winziger Stückzahl erschienen. Meines Wissens nie wiederveröffentlicht, nie außerhalb Japans erschienen und nie als CD wiederveröffentlicht.


    Art Blakey & The Jazz Messengers - Jazz Messengers ’70, 1970 Catalyst


    Art Blakey - drums
    Bill Hardman - trumpet
    Carlos Garnett - tenor saxophone
    JoAnne Brackeen - piano
    Jan Arnet - bass


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Auch Hardman und Garnett, beides sowieso schwer unterschätze, sehr tolle Musiker, sind super und was Joanne Brackeen zu so Jazz Messengers-Krachern wie Bobby Timmons Moanin, Benny Golsons Blues March oder Gillespies Night in Tunisia einfällt, verdiente es wirklich, mal ernsthaft veröffentlicht zu werden.


    :wink: Matthias

  • Soviel ich weiß, habe ich in der Tat kein Blakey-Album in meiner Sammlung, auf dem Joanne Brackeen mitwirkt. Jammerschade.


    Ich höre gerade mit einiger Begeisterung ein Album, das man nach der Struktur unseres Forums eher unter "Eben krass gehört, ey" nennen müsste (weil Joni Mitchell nun mal eine Popsängerin ist, obwohl sie mit Charles Mingus, Wayne Shorter, Herbie Hancock und Pat Metheny zusammengearbeitet hat), obwohl die Musik alles andere als krass, sondern vielmehr samtweich ist und hochsubtil durcharrangiert wurde. Oder gehört dieses Album vielleicht sogar in "Eben gehört", da es immerhin das London Symphony Orchestra ist, das hier spielt? Egal:



    Angesichts der Protagonisten Wayne Shorter (ss, ts), Mark Isham (tp), Herbie Hancock (p), Peter Erskine (dr) und vor allem Vince Mendoza als Arrangeur und Dirigent des großorchestralen Ganzen meine ich mal, dass die Nennung im Jazz-Bereich des Forums am treffendsten ist. Zumal mit Ausnahme der Joni Mitchell-Klassiker "Both Sides Now" und "A Case of You" ausschließlich Jazz-Standards wie "You've changed", "Comes love", "Stormy Weather" oder "I Wish I Were in Love Again" geboten werden. Großes Kino, das unter die Haut geht. Meine Favoriten mit hohem Gänsehautfaktor: Mendozas Arrangements von "Both Sides Now" und "Answer me, My Love" von Gerhard Winkler/Fred Rauch mit Lyrics von Carl Sigman.

    “Denn Du bist, was Du isst“

    (Rammstein)

  • Gleich geht's live zu Michael Marcus und Theo Jörgensmann. Diese beiden Ausnahmeklarinettisten treffen für ein paar Konzerte erstmals zusammen. Für das Berliner Konzert heute werden sie im Trio mit dem in Berlin lebenden, sher guten Kontrabassisten Jonathan Robinson aus New Orleans spielen. Auf das Konzert freue ich mich schon lange - ein schönes Geschenk zum Reinfeiern in meinen Geburtstag.


    Ich hörte zur Einstimmung:




    Theo Jörgensmann & Oles Brothers - Alchemia

    Live At Klub Alchemia Cracow, Poland, 23.05.2006


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Eine besonders schöne Aufnahme mit den fantastischen Oles-Brüdern am Kontrabass und Schlagzeug.



    The Cosmomatics - Free within the Law, 2007, Not Two Records
    Sonny Simmons (alt-sax, engl,-horn), Michael Marcus (Bb-cl, ts) Peter Herbert (b) Art Lewis (dr)


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Auch aus dem Alchemia in Krakau, im Okober 2006


    Beides erstklassiger Free Bop/Free Jazz mit viel Drive und zuweilen auch etwas Neue Musik-Nähe.


    :wink: Matthias

  • Mal etwas Jazz aus Berlin, Die neue CD von Wanja Slavin’s Lotus Eaters:



    Wanja Slavin’s Lotus Eaters - For Very Sad and Very Tired Lotus Eaters, 2014 WhyPlayJazz


    Wanja Slavin (as) Rainer Böhm (p) Andreas Land (b) Tobias Backhaus (dr) + Philip Gropper (ts) (bei einem tk.)


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    ]Wanja Slavins Lotus Eaters gibt es schon eine ganze Weile. Seitdem haben sie mehrere Preise eingeheimst, sind zu Festivals eingeladen worden, aber nun gibt es endlich auch eine CD. Es hat gedauert, dafür ist die Scheibe aber auch besonders gut geworden. Wanja Slavin ist ein exzellenter Saxophonist, dessen Spiel hier die leichte Melancholie seiner Kompositionen sehr unterstützt. Als deutliche Steigerung gegenüber früheren Lotus Eaters- Line Ups hat er nun in Rainer Böhm einen Pianisten gefunden, der mir hier ausgesprochen gut gefällt. Er unterstreicht oft die Melancholie, entfaltet einfallsreich relaxten Flow und weiß aber auch, z.B. leicht variierende Fast-Wiederholungen geschickt zu Steigerungen zu Nutzen, die den Drive, den variantenreich Backhaus und Lang liefern, gut aufnimmt, ohne bei solchen Fast-Wiederholungen in Minimal Music-Monotonie zu verfallen. Leider ist der Kontrabass des in Berlin lebenden Schweden, der u. a. auch in Gunter Hampels European Quintet spielt, etwas zu leise, etwas zu sehr im Hintergrund abgemischt. Im letzten Stück kommt noch Philip Gropper dazu und die beiden exzellenten Saxophonisten umspielen sich ganz wunderbar und setzen einen gelungenen Höhepunkt. Zum Vergleich fallen mir Charles Lloyd oder Yusef Lateef ein, ein Spiel jenseits des Bops, aber doch auch nicht Free, aber mit 'Spirit' des Free Play.


    :wink: Matthias

  • Miles Davis

    Von Miles Davis habe ich mir gleich mehrere CD gekauft und natürlich auch alle sofort gehört. Das zweite große Quintett, also das mit Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams gehört für mich zum besten Miles, auch zu den Höhepunkten des Jazz überhaupt:



    Uwe

    Wenn alle ein klein wenig verrückter wären, dann wäre die Welt nicht so durchgedreht.

  • Hier läuft:


    Oscar Peterson Plays Progy ans Bess (1959),


    und vorher - da ich Kontraste mag - , lief meine Leib-und Magengruppe, das an jenem Abend großartige Art Ensemble of Chicago: "Urban Bushmen", Live in München '79, ganz herausragend.

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Von Ronnie Cuber mag ich vor allem seine neueren Aufnahmen beim dänischen Label SteepleChase, ein exzellenter Bariton-Saxophonist!


    Urban Bushmen vom Art Ensemble ist auch besonders schön. Das Art Ensemble of Chicago habe ich komplett, auch fast alles andere von den beteiligten Musikern der "Great Black Music" aus Chicago. Immerhin Roscoe Mitschell ist ja noch sehr aktiv und hat gerade wieder zwei sehr tolle CDs mit Craig Taborn herausgebracht, außerdem erscheinen inzwischen zunehmend auch seine 'klassischen' Kompositionen, die in den Staaten zunehmend von Orchestern und Neuen-Musik-Ensembles gespielt werden. Er unterrichtet auch nach wie vor als Professor für Komposition. Wenn dir das Art Ensemble gefällt, Garcia, dann versuch mal ähnliches von Kahil El'Zabar, Ernest Dawkins, Ari Brown, Nicole Mitchell, Renee Baker - alles erstklassige AACM-Band-Leader aus Chicago.


    Ich freue mich schon seit Wochen auf dieses Konzert heute abend:


    Anker / Bauer / Edwards / Lovens
    Lotte Anker – saxes
    Johannes Bauer – trombone
    John Edwards – bass
    Paul Lovens – drums


    Gehört habe ich eben zur Einstimmung eine andere fantastische Free-Jazz-Aufnahme mit der herausragenden dänischen Saxophonistin, die, so schließen sich die Kreise, auch Co-Leiterin des Copenhagen Art Ensemble ist und ein festes Trio mit Roscoe Mitchells bevorzugtem Pianisten Craig Taborn und Gerald Cleaver unterhält, außerdem regelmäßig mit Ikue Mori zusammenarbeitet.

    Herb Robertson, Lotte Anker, Peter Friis Nielsen, Peter Ole Jørgensen: Mokuto - Message For The Errand Boy, 2006, Ninth World Music


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Das ist energiereicher Free Jazz in dichtester Interaktion mit einer Überfülle von weitergereichten einfallsreichen Ideen aller beteiligten Improvisatoren. Wenn es mal für einen Moment ruhiger wird und man als Hörer mal Zeit findet, sich der abstrakten Schönheit dieser Klangfülle klarzuwerden, dann nur als Atempause vor dem nächsten Sturm, in dem so viel passiert, dass man mit dem Entdecken nie fertig werden kann. - Eine der besten Scheiben von Trompeter Herb Robertson, dessen Discographie riesig ist. Peter Friis Nielsen am E-Bass und Peter Ole Jørgensen am Drum-Set sind ein eingespieltes Team, die immer eine Höllenenergie erzeugen. Dabei pflegen sie auf der Bühne ungewöhnlich weit weg voneinander zu stehen und sehen aus, als würden sie manisch-autistisch for sich hin berserkern, jedoch sind auch sie exzellente Zuhörer und Group Player.


    :wink: Matthias

  • Anker / Bauer / Edwards / Lovens war ein fantastisches Konzert, europäischer Free Jazz der spannensten Art.


    Ich konnte nicht anders, als etwas Beute mitzunehmen. Nachdem ich mich beim Rauchen etwas mit Lotte Anker unterhalten konnte, habe ich von ihr gleich mal ihr neustes Erzeugnis erworben, erscheint offiziell in wenigen Tagen, - deswegen noch ohne Abbildung, - weider beim Label ILK. Dieses dänische Label ist derzeit eins der spannensten Jazz-Label überhaupt, eins dieser Label, die ich, wenn ich es mir leisten könnte, auch quasi abbonnieren würde.


    Lotte Anker - What River Is This 2014 ILK Music


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Lotte Anker (ss, as, ts) hat aus dem riesengroßen Pool der MusikerInnen, mit denen sie schon gespielt hat, eine ganz besondere Auswahl speziell für dieses Projekt realisieren können: Phil Minton (voc), Anna Klett (cl. bcl), Garth Knox (viola), Jesper Egelund (b), Fred Frith (g), Ikue Mori (electr), Chris Cutler (dr, perc).


    What River This ist eine Auftragskomposition zweier Festivals für Neue Musik mit Teilvertonungen von Gedichten von Jorge Luis Borges und Ursula Andkjaer Olsen und ihrer musikalischen Kommentierung in reinen Instrumentalparts, wobei die einzigartige Stimme von Phil Minton durchaus auch Teil der rein-instrumentellen Passagen sein kann. Komplex in seinem Ablauf und einigen Strukturmomenten Präkomponiertes ist offen genug gehalten, um auch Gruppenimprovisationen zu erlauben. Gerade diese Kombination sorgt hier für eine konzentrierte Spannung in einem durchdachten Gesamtablauf. Frith, Mori, Cutler bilden eine Klangeinheit für 'technische' Umweltgräusche und Beats, die auch schon mal sehr industrialhaft sein können. Die beiden Bläserinnen und Minton bilden eine 'Gegengruppe' des Lebendigen, mal lyrisch, mal bis zum Aufschrei exzessiv, von Lotte Anker klar angeführt, die sich hier auch den Raum gegeben hat, ihre enorme Virtuosität und Ausdruckskraft nutzen zu können, sehr schön von Anna Klett umspielt. Die beiden Streicher bilden eine Art wärmende Mitte. Aber auch sie bekommen ihre expressiven Ausbrüche, bei denen Garth Knox, der ehemalige Bratschist des Arditti Quartets, der, wie sein früherer Arditti-Kollege Rohan de Saram, heute viel im Improv-Breich, bzw bei Brückenprojekten zwischen Neuer und Improvisierter Musik aktiv ist, nun auch improvisatorisch seine ganze Klasse zeigen kann und dabei ein Wahnsinnsfeuerwerk an Ideen und Virtuosität losläßt, das der schwedische Kontrabassist con arco sehr gelungen unterstützt.


    :wink: Matthias

  • Heute abend freue ich mich, die Berliner Saxophonistin Kathrin Lemke mit einem Tribute-Programm für den leider 2012 verstorbenen afro-dänischen Saxophonisten John Tchicai erleben können. Mit dem polnischen Bassisten Vitold Rek ist zudem ein langjähriger Wegefährte Tchicais mit dabei und das Trio wird ergänzt durch die südkoreanische Percussionistin Mihyun Mischka Seo, über die ich auch nur Gutes gehört habe.


    John Tchicai war in den frühen 60ern einer der Pioniere des Free Bop und Free Jazz in Europa wie den USA mit den New York Contemporary Five mit Archie Shepp und dem New York Art Quartet mit Roswell Rudd. Auf Coltranes Ascension sind diese kurzen Altsax-Huster von ihm :D . Wieder zurück in Europa war dann seine Gruppe Nova Cedentia Danica eine der ersten, die auch Konzepte und Klänge der Neuen Musik in den Free Jazz einbrachten, aber ebenso auch Rhythmen und Melodien außereuropäischer Musiktraditionen. Afrodisiaca mit der zum Jazz Orchester erweiterten Nova Cedentia Danica halte ich für eins der wichtigsten und besten Alben der Jazzgeschichte. Zusammen mit dem im Kopenhagener Exil lebenden südafrikanischen Bassisten Johnny Dyani hat er den Jazz in Dänemark nachhaltig geprägt.


    Zur Einstimmung auf das Konzert hörte ich einen privaten Mitschnitt eines unglaublich guten Konzerts, aufgenommen in der Nähe von Boston:


    John Tchicai/Charlie Kohlhase Quartet – Live At Hyde Park, MA, 10.9.2004


    John Tchicai (ts, bcl, voc) Charlie Kohlhase (as, ts, bs) Chuck Gabriel (b, e-b) Lukas Ligeti (dr)


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Der Bostoner Saxophonist Charlie Kohlhase hat auch schon viele sehr gute Aufnahmen gemacht, u.a. ein exzellentes Tribute-Album mit der Musik von Roswell Rudd, der hier auch selbst mitwirkte.


    Auf dem Konzert sind exzellente freie Gruppenimprovisationen über Themen von Kohlhase, Tchicai zu hören, aber auch zwei Monk-Kompositionen und eine von Johnny Dyani mit einer sehr hübschen Eingängigen südafrikanischen Melodie.


    Lukas Ligeti ist übrigens der Sohn von György Ligeti, der als sehr guter Schlagzeuger und Komponist in der Jazz-, Noise- und Free-Rock-Avantgarde aktiv ist.


    Danach gab es:


    Tchicai, Müller, Munch-Hansen, Osgood - Coltrane in Spring 2008 ILK Music



    John Tchicai (ts, voc) Jonas Müller (cornet, piano) Nikolai Munch-Hansen (b) Kresten Osgood (dr)


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Das ist über große Strecken eine wunderbare Reminiszenz an den noch sehr Free-Bop-mäßigen Free Jazz der frühen 60er, mehr von Tchicais New York Art Quartet und den
    New York Contemporary Five, die um 63 Coltrane weit voran gingen. Erst im letzten Stück klingt dann doch stark Coltrane an, vor allem in Tchicais Tenorsaxspiel bei diesem Stück, aber der Coltrane des klassischen Quartets um 65. Es gibt aber sehr südafrikanisch geprägte Stücke mit hübschen, eingängigen Melodien, - die Reminiszenz an Johnny Dyani und die anderen grandiosen exil-südafrikanischen Musiker, die in der 60ern/70ern den europäischen Free Jazzern wieder beibrachten, dass es durchaus auch Free Jazzern erlaubt sein kann, mal wieder Melodien und Grooves hörbar zu machen.


    Nikolai Munch-Hansen ist mir auch als sehr guter Leader eigener Gruppen bekannt, ebenso Kresten Osgood, etwa als Co-Leader mit 2 exzellenten CDs mit Sam Rivers. Alle drei dänischen Musiker sind über Jahrzehnte von Tchicai geprägt.


    :wink: Matthias

  • Vitold Rek (Kontrabass), Kathrin Lemke (Alt-Sax, Bassklarinette, Flöte), Mihyun Mischka Seo (Drums) eben war ein wunderschönes Konzert. Sie haben nicht so frei gespielt, wie ich es meist von John Tchicai selbst kannte, aber dadurch und durch die intime Besetzung wurde mir umso klarer, was für wunderbare Songs John Tchicai geschrieben hat. Vitold Rek hat zwischendurch viel erzählt über John Tchicai, über dessen Musik und über die 20 Jahre mit ihm, in denen er viel mit Tchicai gespielt hat, auch viel im Duo und so habe ich sie auch mal in Kopenhagen hören können. Rek liebt hörbar Tchicais Kompositionen und hätte wohl am liebsten heute abend gar nicht aufgehört. Seine Begeisterung über Tchicais Kompositionen begründete er damit, dass sie immer einfach klängen, obwohl sie es oft für die MusikerInnen überhaupt nicht einfach zu spielen seien, aber immer interessante Changes zur Herausforderung böten. Vor allem aber höre er in ihnen ganz viel Humor, ganz viele witzige Kontraste. Das höre ich auch so. Außerdem habe Tchicai Monk geliebt. Auch das hört man oft deutlich, finde ich.
    Wir haben uns dann auch noch in der Pause und nach der Pause auch als Teil der Ansage des 2. Sets sehr nett über die afrikanischen Einflüsse bei Tchicai unterhalten, auch über die Einflüsse der exilafrikanischen Musiker, mit denen Tchicai viel gespielt hat, Makaya Ntshoko, Johnny Dyani, Louis Moholo, in der Pause auch noch mit dem Berliner Architekten und Free-Jazz-Schlagzeuger Rainer Brüggemann, der mit Tchicai in den 80ern in dessen Zeit in Berlin gespielt hat und der dieses Jahr noch mit einem eigenen Tchicai-Tribut mit Matthias Schubert und Johannes und Matthias Bauer in Berlin live zu hören sein wird.


    Natürlich ist Vitold Rek auch ein fantastischer Bassist, dessen melodiöses Spiel ideal passt und der in dieser Trio-Konstellation den nötigen Platz hatte, die schönen Melodien solistisch faszinierend zu umspielen. Kathrin Lemke hatte Tchicais Kompositionen sich hörbar auch mit großer Freude angeeignet, passte vor allem an der Bassklarinette ideal und ist einfach selbst eine sehr gute Reeds-Spielerin. Sehr toll, z.B. wie sie Multiphonics völlig jenseits von Virtuositätsshow einbaute. Aber vor allem hat sie den richtigen Humor für diese Musik. Die junge südkoreanische Schlagzeugerin Mihyun Mischka Seo hatte ich noch nicht gehört, aber ich war sehr angetan, besonders in der Art, wie sie mit den Becken leise Klangflächen schuf und wenn sie mit den Mallets auf Toms und Becken spielte. Dabei gehört sie offenbar zu den SchlagzeugerInnen, die die Gabe haben, mit dem Schlagzeug wirklich singen zu können, bei denen man auch im Schlagzeugsolo die Melodie weiter hört. Insofern passte auch sie ideal.


    Als Zugabe gab es eine Ko-Produktion von Tchicai und Garrison Fewell. Deswegen bei mir jetzt noch zum Islay-Whisky mit Havanna:


    John Tchicai/Garrison Fewell/Tino Tracanna/Paolino Dalla Porta/Massimo Manzi – Big Chief Dreaming 2005 Soul Note



    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Bass – Paolino Dalla Porta
    Drums – Massimo Manzi
    Guitar – Garrison Fewell
    Soprano Saxophone, Tenor Saxophone – Tino Tracanna
    Tenor Saxophone, Bass Clarinet – John Tchicai


    Garrison Fewell ist auch ein langjähriger Weggefährte. Die anderen sind Größen des italienischen Jazz. Die meisten italienischen Jazzer können auch im Free Jazz und der Avantgarde nicht ganz von 'Canzone' lassen. Vielleicht hat Tchicai deswegen in seinen letzten Jahren so viel mit Italienern zusammengespielt. Passt hier jedenfalls auch sehr gut.


    :wink: Matthias

  • Hallo,


    Grachan Moncur kannte ich bis vor wenigen Wochen überhaupt nicht, tolle Musik.
    Einige Experten meinen, dass seine Evolution besser ist, aber da werde ich mich bis zum nächsten Jahr gedulden,
    dann kommt das Vinyl in der Reissueserie bei Blue Note raus.


    Von B. Hutcherson kannte ich bisher nur die Happenings, die Oblique gefällt mir allerdings besser.


    Die beiden Aufnahmen habe ich mir als Vinyl von Heavenly Sweetness geholt, die Klangqualität ist recht ordentlich.
    Gruß
    Ralf

  • Youn Sun Nah: Lento - Vinyl

    Nach wie vor eine der Platten, die ich zu später Stunde am liebsten auflege:



    Youn Sun NahLento
    (VÖ 2013)


    Grüße,
    Wolfgang

    Die Wahrheit zu sehen müssen wir vertragen können, vor Allem aber
    sollen wir sie unseren Mitmenschen und der Nachwelt überliefern,
    sei sie günstig oder ungünstig für uns. (August Sander)

  • Heute liefenzur Einstimmung, denn gleich werde ich dieses fanastische Orchester live erleben können:




    Fire! Orchestra - Enter 2013 Rune Grammofon
    Fire! Orchestra – Exit 2014 Rune Grammofon


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    und bei mir noch ohne Abbildung:


    Fire! Orchestra - Second Enter 2014 Rune Grammofon
    Fire! Orchestra – Second Exit 2014 Rune Grammofon


    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Letztere beide sind limitierte Live-Ausgaben anderer Konzerte (Vinyl)

    Mats Gustafsson: tenor saxophone, director


    Goran Kajfes: trumpet
    Niklas Barnö: trumpet
    Magnus Broo: trumpet
    Emil Strandberg: trumpet
    Mats Äleklint: trombon
    Christer Bothén: bass clarinet, guimbri
    Anna Högberg: alto saxophone
    Elin Larsson: tenor saxophone
    Fredrik Ljungkvist: baritone saxophone, clarinet
    Martin Küchen: baritone saxophone
    Jonas Kullhammar: bass saxophone
    Per Åke Holmlander: tuba
    Sten Sandell: piano, electronics, mellotron
    Martin Hederos: Fender Rhodes organ
    Sören Runolf: guitar
    David Stackenäs: guitar
    Joachim Nordwall: guitar, electronics
    Andreas Söderström: guitar lap steel
    Johan Berthling: bass
    Joel Grip: bass
    Dan Berglund: bass
    Andreas Werliin: drums
    Johan Holmegard: drums
    Raymond Strid: drums
    Mariam Wallentin: vocals
    Sofia Jernberg: vocals
    Simon Ohlsson: vocals


    Fire! ist zunächst mal das Prog-Rock/Free Jazz/Rock-Trio von Gustafsson, Berthling & Werliin, mit dem sie einige gute Aufnahmen mit zumeist einem Gast, z.B. John O'Rourke, gemacht haben.


    Die hohe Energie des Trios ist auch beim Orchester erhalten oder vielmehr noch gesteigert und auch hier gibt es erweiterte experimentelle Prog-Rock-Grooves und Klänge, aber auch deutliche Anklänge an Sun Ra und viel expressiven Free Jazz, denn alles ist auch in dieser Großbesetzung über basale Themen hinaus frei improvisiert, bzw. von Gustafsson spontan dirigiert, der es schafft, auch die größten Klangballungen durchhörbar zu halten. Alles sind erstklassige MusikerInnen der schwedischen Avant-Rock-, Free- und Creative-Jazz Szene. Von fast allen habe ich auch eigene, sehr hörenswerte Aufnahmen las Leader oder Co-Leader. Alle bringen auch tolle Momente ein, obwohl es hier eher nicht einzelne Soli, sondern stattdessen eher Kleingruppenkollektivimprovisationen über Rhythmusgruppen oder auch schon mal Orchestertutti gibt. Fantastisch sind insbesondere auch die beiden Sängerinnen, ihr Sängerkollege Ohlsson stimmlich etwas schwächer, die alle auch zwischen 70er Prog-Rock-Gesang und freien Geräuschimprovisationen wechseln.


    Bin schon sehr gespannt, dass jetzt live auf dem JazzFest erleben zu können. Vorher werde ich da noch Gustafssons anderes freies Power-Trio The Thing erleben können und danach geht es weiter mit zwei Projekten von Jason Moran, mit Mostly Other People Do The Killing mit Jon Irabagon, einer der interestantesten und witzigsten Band des Gegenwartsjazz, und mit Brass Mask, einer Brass Band aus England.


    :wink: Matthias

  • Cassandra Wilson • New Moon Daughter

    Nach Schuberts Winterreise liegt jetzt zum Tagesausklang diese Scheibe im CD-Spieler:



    Cassandra WilsonNew Moon Daughter


    Grüße,
    Wolfgang

    Die Wahrheit zu sehen müssen wir vertragen können, vor Allem aber
    sollen wir sie unseren Mitmenschen und der Nachwelt überliefern,
    sei sie günstig oder ungünstig für uns. (August Sander)

  • Polish Jazz am Morgen / gegen gar zu viele Sorgen 8+)



    ...hier vol. 22 (v. 1970) - urspr ein passenderes cover: old fellow Tomasz S. (in schwarzweiß) als smarter Bürgerschreck :)


    :huh: :huh: :huh: hatt wer (aus dem Shoa - Film; im Rahmen des langen statements von Jan Karski)
    die Bilder des Geländes des ehemaligen Warschauer Judengettos im Kopf?
    <= <= <= da passen manche Klänge von Polish Jazz vol. 22 (v. a. natürlich track 3 "Cry") wie die leibhaftige Faust aufs Aug` :huh: :huh: :huh:

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Von Tomasz Stanko finde ich ja mit Abstand am besten die Scheiben des polnisch-finnischen Stanko/Vesala-Quartets aus den 70ern.


    Bei mir lief jedoch nach einem großartigen Konzert dieses Trios mal wieder diese:



    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:


    Günter Baby Sommer ist immer noch einer der größten 'Singing Drummer' und auch bei Floros Floridis (as, cl, bcl), dem Vater des griechischen Free Jazz, der lange in Berlin gelebt hat, und dem in Berlin lebenden, herausragenden japanischen Bassisten Akira Ando entwickeln sich immer wieder auch in der freien Improvisation hübsche Melodien, manchmal etwas griechisch getönt, immer packend umspielt.


    :wink: Matthias

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