Jazz mit Laser und Nadel: Gerade goutiert

  • Diese:



    Wayne Shorter: JUJU (1964)
    WS (ts), McCoy Tuner (p), Reggie Workman (b), Elvis Jones (dr)


    John Coltrane dazu (vielleicht): Oh, ich kann mich gar nicht an die Aufnahmesession erinnern! War ich zu betrunken? Naja, nicht schlecht! Aber die Stücke sind ja gar nicht von mir. Und ich war echt schon besser drauf. Aber nicht schlecht ...


    So könnte es gewesen sein.


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Wayne Shorter: JUJU (1964)
    WS (ts), McCoy Tuner (p), Reggie Workman (b), Elvis Jones (dr)


    John Coltrane dazu (vielleicht): Oh, ich kann mich gar nicht an die Aufnahmesession erinnern! War ich zu betrunken? Naja, nicht schlecht! Aber die Stücke sind ja gar nicht von mir. Und ich war echt schon besser drauf. Aber nicht schlecht ...


    So könnte es gewesen sein.

    Herrlich !! Weil es eben nur nach einem "betrunkenen Coltrane" klingt, bekam das Album damals bei der Fachpresse 4, 4 1/2 und 5 Sterne. :D [...] Die urspr. hier stehende Passage wurde wegen Verstoß gegen Forenregel Nr. 10 entfernt. Das origianle Posting befindet sich in den Splittern.
    Lionel - Für die Moderation


    Coltrane war allerdings wirklich alkohol - und drogenabhängig. Das muss so um 1957 herum angefangen haben, als er mit sich und der Welt anfing nicht mehr so ganz klar zu kommen. Sein früher Tod durch einen Leberschaden war die Folge davon.


    Eine weitere Anmerkung kann ich mir nicht verkneifen: Coltrane hat meines Wissens 1964 kein Album unter eigenem Namen eingespielt. Bei seinen eigenen Alben spielte er auf mindestens EINEM Titel auch Sopransaxophon, Shorter 1964 noch überhaupt nicht Sopransax. Die Besetzung ist ein Mix aus der Band von Coltrane (immerhin etwas mit Coltrane) und Art Blakey.


    Shorter und Workman waren zum Zeitpunkt der Aufnahme noch bei Art Blakey beschäftigt, Tyner und Jones bei Coltrane.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Du hast, glaube ich, meinen Punkt nicht wirklich vollkommen erfasst. Es klingt nicht nach "betrunkenem Coltrane", sondern es klingt so sehr nach Coltrane (vielleicht einfach mal die Platte hören, anstatt wikipedia-Artikel zu paraphrasieren), dass Coltrane es ggf für ein eigenes Album hätte halten können. Cum grano salis. Außerdem finde ich die Platte gut (wie Coltrane schon gesagt haben könnte: "gar nicht schlecht"). Wie nah das am klassischen Coltrane-Quartett ist, hört man (das kann man allerdings nicht irgendwo nachlesen) bereits beim Opener "JUJU". Tyner klingt hier (wie auch bei Track 4 " Mahjong") exakt wie bei "My favorite Things" - natürlich mit Coltrane. Und Shorters Ton ist soooooo nah am Coltrane der ersten Hälfte der 60er - ich habe selten einen t-saxophonisten gehört, der so sehr nach einem Coltrane-Clon klingt, wie Shorter auf diesem Album. Trotzdem: keine schlechte Platte!


    Shorter war halt auf der Suche nach sich selbst. Um Mitte der 1960er war es vermutlich für einen Tenoristen nicht ganz einfach, irgendwo zwischen Rollins und Coltrane (und dann Aylers, Shepp, Sanders, Rivers ...) zu liegen zu kommen.


    Adieu
    Algabal


    P.s.: bei "House of Jade" kopiert Shorter übrigens ziemlich offen Coltranes Soli in Naima... Oder er erweist ihm die Referenz. Muss man auch hören und kann man (vermute ich jedenfalls) nicht bei wiki lesen.

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Coltranes Sucht begann keinesfalls 1957, sondern endete Mitte 1957 mit einem Selbstentzug von Herion und Alkohol.



    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Coltranes Sucht begann keinesfalls 1957, sondern endete Mitte 1957 mit einem Selbstentzug von Herion und Alkohol.



    :)

    Für mein kleines Spiel ist das aber gar nicht wichtig. Für die Expertise von Maurice allerdings schon. Er hat jetzt was gelernt. :)


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Zitat von Maurice

    Bei seinen eigenen Alben spielte er auf mindestens EINEM Titel auch Sopransaxophon, Shorter 1964 noch überhaupt nicht Sopransax.

    Äh, Coltrane hat ziemlich oft Sopran gespielt, jedenfalls ab 1960, zB eben bei "My Favorite Things". Shorter spielt auf " JUJU" ausschließlich Tenor-Sax. Was also möchtest du uns mit diesem Statement mitteilen bzw. Welchen sachdienlichen Hinweis gibst du uns im Hinblick auf meine lustige Entlassung?


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Ihr habt wohl nichts besseres zu tun ? Ich wüßte da was : Under The Milkwood vom Stan Tracey Quartet hören . Da ist man so weg , daß man gar nicht mehr auf dumme Gedanken kommt . Und es gibt sogar noch ein Exemplar gebraucht . Einer hat die Chance .


    Good taste is timeless / "Ach, ewig währt so lang " "Not really now not anymore" "But I am good. What the hell has gone wrong?"

  • Coltranes Sucht begann keinesfalls 1957, sondern endete Mitte 1957 mit einem Selbstentzug von Herion und Alkohol.

    Das habe ich anders gelesen. Wo? Im "Jazz Lexikon" von Martin Kunzler und auch Miles Davis schreibt das anders in seiner Autobiographie. Der sollte es wissen, Coltrane war zu dieser Zeit in seiner Band - und die waren alle schräg drauf - mal mehr, mal weniger. Zwischendurch waren zumindest Davis und Coltrane zeitweise clean, aber Coltrane wäre wohl kaum so früh gestorben, wenn er 1957 endgültig weder getrunken noch Drogen genommen hätte. Das passt nicht zusammen, lieber Garcia.


    [...] Die urspr. hier stehende Passage wurde wegen Verstoß gegen Forenregel Nr. 10 entfernt. Das origianle Posting befindet sich in den Splittern.
    Lionel - Für die Moderation

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Äh, Coltrane hat ziemlich oft Sopran gespielt, jedenfalls ab 1960, zB eben bei "My Favorite Things". Shorter spielt auf " JUJU" ausschließlich Tenor-Sax. Was also möchtest du uns mit diesem Statement mitteilen bzw. Welchen sachdienlichen Hinweis gibst du uns im Hinblick auf meine lustige Entlassung?

    Lese einfach da Ganze nochmal, und dann richtig. Danke.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Meinst du, nichts besseres als streiten oder nichts besseres als Wayne Shorter zu hören? :D ich höre weiter Wayne Shorters Blue Note-Platten. Cover ist leider nicht verfügbar, aber die Platte ist hier drin:



    Wayne Shorter: Speak no Evil (1964)
    Freddie Hubbard (tp), Wayne Shorter (ts), Herbe Hancock (p), Ron Carter (b), Elvin Jones (dr)


    Das ist weniger Coltrane Quartet-Sound sondern eher ziemlich typischer und gut gemachter Hardbop, wie auf zahlreichen Blue Note-Platten Mitte der 1960er. Das Album ist vier Monate nach "JUJU" aufgenommen, klingt aber deutlich, hm, konventioneller, konservativer, mainstreamiger? Auch eine gute Platte, aber Shorter hatte zu dem Zeitpunkt, so wie ich das höre, noch keinen eigenen Stil gefunden. Das zeigen die beiden so eng beieinander liegenden Platten eigentlich ziemlich deutlich.


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Lese einfach da Ganze nochmal, und dann richtig. Danke.

    Nee, deine Beiträge sind mir zu lang und zu informativ, um sie zweimal zu lesen. Und ich bin meist echt zu dumm, sie zu verstehen. :) Nichts für ungut.


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Zitat

    Coltrane hat meines Wissens 1964 kein Album unter eigenem Namen eingespielt.

    Jetzt hab ich den Beitrag doch nochmal gelesen. Meines Wissens hat Coltrane 1964 "Crescent" und "A Love Supreme" unter eigenem Namen veröffentlicht - beides naklar Nebenwerke, die man vernachlässigen kann - und außerdem "Blue World" eingespielt, das allerdings erst 2019 veröffentlicht worden ist. Nur der Vollständigkeit halber.


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • [...] Die urspr. hier stehende Passage wurde wegen Verstoß gegen Forenregel Nr. 10 entfernt. Das origianle Posting befindet sich in den Splittern.
    Lionel - Für die Moderation


    Wayne Shorter: Speak no Evil (1964)
    Freddie Hubbard (tp), Wayne Shorter (ts), Herbe Hancock (p), Ron Carter (b), Elvis Jones (dr)


    Das ist weniger Coltrane Quartet-Sound sondern eher ziemlich typischer und gut gemachter Hardbop, wie auf zahlreichen Blue Note-Platten Mitte der 1960er. Das Album ist vier Monate nach "JUJU" aufgenommen, klingt aber deutlich, hm, konventioneller, konservativer, mainstreamiger? Auch eine gute Platte, aber Shorter hatte zu dem Zeitpunkt, so wie ich das höre, noch keinen eigenen Stil gefunden. Das zeigen die beiden so eng beieinander liegenden Platten eigentlich ziemlich deutlich.

    Shorter hatte seinen "Stil" durchaus gefunden, er ist bis zum Eintritt in das Miles Davis-Quintett ein reiner Hard Bop-Musiker gewesen. Auch war er bei Art Blakey durchaus glücklich gewesen, immerhin war er ganz offiziell der "Musikalische Leiter" der Bkaley-Band gewesen. Davis kannte Shorter schon persönlich seit dem Ausstieg Coltranes aus der Band und wollte ihn damals schon in seiner Band haben. Das mal nur so am Rande erwähnt.


    Shorter wollte nie in den Bereich des Free Jazz kommen, und er konnte sich nur außerhalb des Blakey-Kreises sich um einen anderen Sound (Stil würde ich es nicht nennen erst mal) bemühen, da er in der Blakey-Band in das Hard Bop-Konzept gezwängt war. Bei Miles wurde er aber auch durch die Rhythmusgruppe immer mehr zu einem "freieren" Spiel genötigt.


    Bei Davis hat Shorter erst auf "In a Silent Way" Sopransax gespielt, viel später als Coltrane. SO hatte ich es auch bereits geschrieben. Coltrane muss das Instrument bereits 1961 oder 1962 erstmals öffentlich gespielt haben. Angeblich wurde es ihm von Miles Davis geschenkt, als dieser Selmer in Paris besuchte. So hat Davis es zumindest geschrieben.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • John Coltrane dazu (vielleicht): Oh, ich kann mich gar nicht an die Aufnahmesession erinnern! War ich zu betrunken? Naja, nicht schlecht! Aber die Stücke sind ja gar nicht von mir. Und ich war echt schon besser drauf. Aber nicht schlecht ...


    So könnte es gewesen sein.

    :D :D :D



    Habe eben mal in beide Shorter-Alben über JPC (Hörproben) reingehört. Nicht schlecht. 8) Ach, manchmal ist es hier echt frustrierend: mir wird immer wieder bewusst, wie viel ich noch nicht kenne ... bzw. mit wie vielen (tollen) Künstlern ich mich unbedingt mal näher befassen sollte. Andererseits ja aber auch schön, dass man noch weitere Entdeckungen vor sich hat. So viel Neuland zu erkunden ...


    Ich habe heute allerdings mal wieder Miles Davis gehört ("Miles in the Sky"). :thumbup:

    Hagen Rether: "Ich habe mich nie als Kabarettist verstanden; eher als Trauerbegleiter".



  • Hab gerade auch wieder das Album "JuJu" aufgelegt. Ich finde, dass alle 4 (Wayne Shorter, McCoy Tyner, Reggie Workman und Elvin Jones) hier toll harmonieren und zu einer dichten Atmosphäre beitragen, sodass ein sehr gutes Album, recht nach meinem Geschmack, entstanden ist. Übrigens finde ich auch, dass hier Spielweise, Klang und Ansatz von Shorter sehr an Coltrane erinnern.


    Uwe

    Wenn alle ein klein wenig verrückter wären, dann wäre die Welt nicht so durchgedreht.

  • Jetzt hab ich den Beitrag doch nochmal gelesen. Meines Wissens hat Coltrane 1964 "Crescent" und "A Love Supreme" unter eigenem Namen veröffentlicht - beides naklar Nebenwerke, die man vernachlässigen kann - und außerdem "Blue World" eingespielt, das allerdings erst 2019 veröffentlicht worden ist. Nur der Vollständigkeit halber.

    Du hast da recht, veröffentlicht wurde "A Love Supreme" aber 1965. "A Love Supreme" wurde am 19. Dezember 1964 eingespielt und Januar 1965 veröffentlicht. "Cresent" auch vom April bis Juni 1964. Es wurde auch 1964 veröffentlicht. Bei Coltrane muss ich wirklich nachschauen, daher auch nur "meines Wissens nach". Coltranes eigene Einspielungen sind auch nicht mehr so wirklich mein Ding. Allerdings hatte ich mal "Bessie's Blues" kurzzeitig in meinem Programm stehen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Hab gerade auch wieder das Album "JuJu" aufgelegt. Ich finde, dass alle 4 (Wayne Shorter, McCoy Tyner, Reggie Workman und Elvin Jones) hier toll harmonieren und zu einer dichten Atmosphäre beitragen, sodass ein sehr gutes Album, recht nach meinem Geschmack, entstanden ist. Übrigens finde ich auch, dass hier Spielweise, Klang und Ansatz von Shorter sehr an Coltrane erinnern.


    Uwe

    Unterschreib.


    Nichts anderes habe ich oben geschrieben (resp. sagen wollen).


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Ach, manchmal ist es hier echt frustrierend: mir wird immer wieder bewusst, wie viel ich noch nicht kenne ... bzw. mit wie vielen (tollen) Künstlern ich mich unbedingt mal näher befassen sollte.

    Da bist Du nicht alleine!

    Bernd


    Fluctuat nec mergitur

  • Zitat von Maurice

    Shorter wollte nie in den Bereich des Free Jazz kommen

    Das finde ich interessant! Bist du sicher? Und das frage ich jetzt ganz ernst. Ich habe gestern "Super Nova" (1969) und "Moto Grosso Feio" (1970) gehört und die beiden Platten gehen schon sehr deutlich in Richtung Free Jazz (fast alles Shorter-Kompositionen, die da eingespielt sind). Das dann anschließende Album "Odyssee of Iska" (1970) geht dann einen anderen Weg in Richtung Fusion/Weather Report. Ich finde die Blue Note-Alben von Shorter in Folge tatsächlich sehr, sehr interessant, da man einem exzellenten Musiker auf der Suche nach sich selbst zuhören kann. Faszinierend! Dass dabei manches etwas zur Stilkopie gerät ist ja nur kultürlich.


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Das finde ich interessant! Bist du sicher? Und das frage ich jetzt ganz ernst

    Sicher kann man nie sein bei solchen Kapazitäten. Ich kann selbst nur auf Mies Davis' verweisen, der sich wohl mit Shorter darüber eingehend unterhalten hat. Du darfst eines nicht vergessen : Coltranes Einfluss war zu stark gewesen, aber Shorter war 1965 auch bereits ein vollkommen "fertiger "Musiker gewesen. Er mag sich nicht immer im Klaren gewesen sein, aber völlig "frei" zu spielen, würde ich - trotz berechtigter Einwände - jetzt nicht schreiben wollen.


    Warum ich so denke, versuche ich mal an mir selbst zu erklären. Der Vergleich hinkt sicher, was die Qualität von mir gegenüber Shorter/Coltrane angeht, aber auch ich kann bestimmte Musik bis zu einem bestimmten Abschnitt zumindest ordentlich live spielen und präsentieren (so etwas dauert einige Jahre. Viele meiner Kollegen bleiben immer auf dem gleichen Level stehen), aber so ab Miles Davis 1965 wird es für mich wirklich schwierig.


    Es ist ein Unterschied, ob man "frei" spielt oder sich nur "frei" fühlt. Man muss wirklich verdammt gut sein, um sich den Luxus totaler Freiheit komplett zu eigen zu machen. Daher würde ich niemals sagen, dass Free Jazzer nicht spielen können und einfach nur wirres Zeugs spielen. Wer DAS wirklich denkt, wird sehr bald auf die Nase fallen. Ornette Coleman oder Eric Dolphy waren zwar absolut super-modern, aber beide kannten ihre Tradition bestens. Roland Kirk auch,um einen weiteren Musiker zu erwähnen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

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