Teddy Wilson (1912-1986) hatte vielleicht nicht das Temperament und den Humor von Fats Waller, auch nicht die selbstverliebte Virtuosität von Art Tatum oder die Traditionsverbundenheit von James P. Johnson. Dennoch schätze ich seine Soloaufnahmen immer mehr, da sein Spiel einfach voller guter Einfälle und unvergleichlich elegant und geschmackvoll ist.
Für MICH ist er DER Swing-Pianist par excellence gewesen. Du hast es völlig richtig geschrieben: Er spielte voller Eleganz und geschmackvoll, swingte dabei immer und war auch ein hervorragender Begleiter gewesen für Billie Holiday und auch Lester Young. Jess Stacy, Mel Powell, Joe Bushkin, Gene Schroeder, auch Hank Jones, Mary Lou Williams oder Eddie Heywood hatten alle von ihm abgeschaut. Auch Ellis Larkins hatte etwas von Wilson übernommen.
Auch seine eigene Bigband von 1939-1940 war eine hervorragende Band gewesen, mit brillanten Solisten und Arrangements. Doch vor allem sein Combo-Spiel dürfte alleine ausreichen, um ihn auch in 100 Jahren noch in der Jazzliteratur aufzufinden.
Fats Waller war vor allem ein Stride-Pianist, den man aber nur selten in dieser Funktion wahrgenommen hat. Er galt als "Komödiant", was ihn selbst durchaus depressiv gemacht hat. Natürlich war Waller auch einer der wichtigsten Komponisten gewesen damals. Tatum gefällt mir wegen seiner übertriebenen Virtuosität, die mir immer eher zum Selbstzweck diente, nur selten. James P. Johnson war für seine Generation sehr flexibel gewesen, der vom Blues bis hin zum Solo-Spiel recht viel konnte. Man darf bei Johnson nicht vergessen, dass er auch ein klassisch bestens ausgebildeter Pianist war, der einige bedeutende Stücke in der stark jazzgeprägten klassischen Musik schrieb, aber auch den legendären Titel "Charleston" komponiert hatte, den im Grunde jeder kennt. Ihm etwas ähnlich war Pete Johnson gewesen.