Bo Linde (1933 - 1970) - kein alter Schwede

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  • Bo Linde (1933 - 1970) - kein alter Schwede

    Anders Bo Leif Linde ist laut Wikipedia sein vollständiger Name.
    Bo Linde (1933-1970) ist schwedischer Komponist mit neoklassischer Grundhaltung, der sich in die Gruppe der nordischen neoklassischen Komponisten Vagn Holmboe, Ture Rangström, Joonas Kokoonen und Einar Englund einreiht (um hier nur eine Auswahl der Wichtigsten zu nennen).



    Eine der begeisterungswürdigsten CD´s des 20.Jahrhunderts ist
    für mich diese BIS-CD mit Werken diesen von
    Bo Linde:
    Sinfonie Nr.2 (1960) und
    Violinkonzert op.18 (1957)


    Diese BIS-CD macht unheimliches Interesse,
    mehr von Bo Linde zu hören. Leider gibt der CD-Markt nicht viel her - es gibt
    kaum was von Bo Linde !
    :?: Wer kann weitere lohnende sinfonische Werke/CD´s von Bo Linde empfehlen ?



    BIS, 1993, DDD


    Gestern habe ich die Sinfonie nr.2 (1960) wiedereinmal mit großer Begeisterung gehört.
    Es ist fantastisch wie Linde trotz des Tempos Largamente im ersten Satz eine Spannung aufbaut, die sich dann
    im 2.Satz Allegro entläd. Nichts wirkt aufgesetzt und ist tief empfunden. Auch
    der 3.Satz enthällt spannende Momente um dann ruhig zu enden.
    Die BIS - Aufnahme mit dem Norrköping SO unter Hirokami scheint nicht nur klanglich sehr
    perfekt zu sein - eine Spitzenaufnahme, die warscheinlich die einizige
    erhältliche ist. Einzig die tiefen Trommeln würde ich mir noch prägnater
    wünschen.
    Bo Linde war für mich jedenfalls eine weitere fantastische Neuentdeckung in den letzten Jahren, dank
    Johannes Empfehlung und der gedanklichen Aufbereitung durch Michael zu Tamino-Zeiten.


    Auch das Violinkonzert op.18 (1957) auf dieser CD ist
    eines der großen aber unbekannten Werke des 20.Jhd:
    Der Hörer wird in eine
    unglaublich emotionanle Gefühlswelt entführt. Packend bis zum geht nicht mehr.
    Fernab vom jeglichem Violinschmalz vergangener Tage. Ja, da geht die Post ab -
    Wahnsinn.
    Das VC findet sich auf dieser fantastischen BIS-CD, auf der die
    ebenso herausragende Sinfonie Nr.2 op.23 (1960) und die Pensiere sopra un
    cantico vecchio op.35 (1967) zu hören sind.


    [Blockierte Grafik: http://www.hifi-forum.de/images/smilies/beerchug.gif] Es wird Zeit das solche herausragenden Werke des 20.Jhd
    den Hörern nahe gebracht werden !
    Trotz ihrer Modernität sind diese Werke Bo Lindes voll
    geniessbar und damit ist Bo Linde ein weiteres positives höchst angenehmes Beispiel, dass auch die Werke des späten 20.Jahrhunderts auf dem Teppich bleiben können. :thumbup:
    [Blockierte Grafik: http://www.hifi-forum.de/images/smilies/angel.gif] Die CD ist Gänsehaut - Pur !

    ______________


    Gruß aus Bonn


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    leider kann ich Dir bezüglich weiterer, für Dich lohnender Aufnahmen Linde'scher Werke keinerlei besondere Hoffnung machen. :shake:


    Zwar ist das Oeuvre des schwedischen Komponisten trotz der kurzen Lebensdauer von 37 Jahren mit ca. 100 Werken nicht wirklich gering einzustufen - hier die Gesamtübersicht über Bo Lindes Oeuvre:


    http://www.klassika.info/Komponisten/Linde_Bo/wvjh.html -


    dennoch zeigt sich bei genauerer Durchsicht des Oeuvres (der überwiegend klein besetzten Orchesterwerke, Konzerte, Lieder, Chorwerke a cappella usw.), daß Linde sich nicht als Komponisten-Typus großformatiger, auftrumpfender oder gar repräsentativer Werke verstand - auch wenn sich dieser Eindruck aufgrund der bombastischen Symphonie Nr 2 / Sinfonia aufdrängt.


    Die einzigen Werke, die evtl. bezüglich Deiner (Teleton'schen) speziellen Vorlieben in Betracht kommen könnten, sind (nur auf Verdacht!, da ich sie ebenfalls noch nicht kenne):


    Klavierkonzert Nr. 2, opus 17 1956
    Konzert für Orchester, opus 26 1961/62
    Cellokonzert, opus 29 1964/65


    Für meine Wenigkeit fände ich außerdem eine Einspielung der Frühlingsbilder-Kantate nicht unschick:
    Vårbilder (Frühlingsbilder) - Eine lyrisch-musikalische Anthologie / Kantate für Sopran, Bariton, gemischten Chor und Orchester, opus 28 1964


    Mal sehen, vielleicht kennt Michael Schlechtriem noch ein paar lohnende Werke / Aufnahmen des völlig zu Unrecht vergessenen Schweden!


    :wink:
    Johannes

  • Der Komponist Bo Linde ist für mich noch völlig unbekannt. Im Internet habe ich außer der o. g. BIS-Aufnahme noch folgende Aufnahmen mit Konzert- und Orchesterwerken gefunden:


    bzw. ist offenbach identisch mit dieser Aufnahme:




    Den Kammermusiker Bo Linde kann man mit dieser Aufnahme kennenlernen:



    Verwunderlich, dass das Label BIS die mit "Vol. 1 - complete Orchestraworks" gekennzeichneten Aufnahme mit der 2. Sinfonie und dem Violinkonzert scheinbar keine weiteren Aufnahmen mit Orchesterwerken hat folgen lassen. Jedenfalls klingen die verschiedenen Hörschnipsel ganz interessant und den Namen Bo Linde werde ich mir mal merken.


    Lionel

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Hallo Wolfgang und alle anderen,


    Bo Linde schätze ich auch sehr.


    In der Hauptstadt Stockholm konnte er sich als Neoromantiker nicht durchsetzen, was Ihn wohl-zu Recht- schwer mitgenommen hat.
    Damals wurden Komponisten, welche in einem postromantischen Idiom schrieben, regelrecht boykottiert-vor allem vom Rundfunk-, und das Musikleben Schwedens war zentralistisch ganz auf Stockholm ausgerichtet, er hatte dort keine Chance.


    Deshalb ging er zurück in seine Heimatstadt Gävle, wo Ihm ein zwar kleines aber trotzdem sehr gutes Orchester zur Verfügung stand.
    Das Gävle S.O. ist das kleinste der schwedischen Profiorchester, klein, aber fein!


    Ich denke, daß so gut wie alle seine sinfonischen Werke für dieses Orchester komponiert wurden.
    Leider hat er trotzdem schlußendlich Selbstmord begangen.


    Die vorgestellten CDs besitze ich auch alle, wobei die Aufnahme der 2.Sinfonie aus Gävle um einiges weniger dramatisch und langsamer gespielt ist, die BIS- Aufnahme ist da nach wie vor mein haushoher Favorit.


    Bei der DG(!) gab es vor vielen Jahren mal eine LP seines frühen Streichquartettes, welche ich nach wie vor suche.
    Auf CD ist das leider nie erschienen.


    Es gab aber mal eine weitere CD -Aufnahme des Streichquartettes, ich glaube für "Swedish Society", diese kommt mir manchmal unter die Finger, aber zu einem horrenden Preis..... :thumbdown:


    Zum Glück besitze ich die Aufnahmen seiner zwei Klavierkonzerte mit Ihm als Solisten auf LP( das sind Sammlerstücke 1.Kajüte) und auch noch eine LP mit weiteren Orchesterwerken mit dem Gävle S.O. aus den frühen 80er Jahren.
    Alles sehr gute und schöne Werke, aber ich muß leider insoferne gewisse Erwartungshaltungen dämpfen, als daß diese Werke alle nicht an die ungeheure Durchschlagskraft der 2.Sinfonie und die ätherische Schönheit des Violinkonzertes heranreichen.


    Nachdem nun endlich mein Goldring Excell erneuert wurde, verfüge ich wieder über meinen Plattenspieler und habe in einer Woche dann auch Ferien......... :klatsch:


    Dann kann ich mir die Klavierkonzerte auch mal wieder reinziehen.


    Das Cellokonzert ist übrigens ein "spätes" Werk, es ist deutlich harscher als das Violinkonzert und m.E. sein am wenigsten eingängiges Werk, ich muß es mir bei Gelegenheit noch mal zu Gemüte führen, mit diesem Werk bin ich noch nicht völlig zu Rande gekommen. ;+)


    Zusammenfassend muß ich sagen, daß die von Wolfgang vorgestellte BIS- CD der abolute Oberhammer ist und mir keine weiteren Werke von solcher Dramatik und Durchschlagskraft von Linde bekannt sind.
    Ich kann nur anraten, sich diese CD unbedingt zuzulegen.





    :wink:
    Michael

  • Bei der DG(!) gab es vor vielen Jahren mal eine LP seines frühen Streichquartettes, welche ich nach wie vor suche.
    Auf CD ist das leider nie erschienen.


    Es gab aber mal eine weitere CD -Aufnahme des Streichquartettes, ich glaube für "Swedish Society", diese kommt mir manchmal unter die Finger, aber zu einem horrenden Preis.....


    Hallo Michael,


    da kann ich dir helfen, zumindest was die zweite Aufnahme auf Phono Suecia mit dem Slovakian Quartet angeht. Die gibt es noch direkt bei Phono Suecia, wo man auch reinhören kann, oder auch bei Amazon (ohne Bild) oder PN an mich.


    Auf der CD "Swedish String Quartets" ist Bo Lindes Streichquartett Op. 9, das er 1953 als zwanzigjähriger schrieb, neben dem 3. und 4. Streichquartett von Dag Wirén mit dem Fresk Quartet, die ich noch lieber mag, und dem ebenfalls hörenswerten 3. Streichquartett von Daniel Börtz mit dem Gotland Quartet gekoppelt.


    Bo Lindes Streichquartett gefällt mir auch sehr gut. 6 Sätze gehen, attacca gespielt, ineinander über. Nach einer kurzen Einleitung entwickeln und umspielen die Sätze 2 - 4 einzelne sehr unterschiedliche Themen. Besonders ein etwas folkloristischer, überwiegend Pizzicatto gespielter Teil ist sehr schön. Der 5. und längste Satz verbindet dann die unterschiedliechen Themen kontrapunktisch sehr raffiniert, kraftvoll und temporeich bevor das Werk mit einer Conclusio, die die Stimmung der Einleitung wiederaufnimmt, ausklingt. Das Slovakian Quartet spielt das schöne Werk m.E. ganz ausgezeichnet.


    Da die beiden Streichquartette von Dag Wirén mindestens ebenso gut sind und Bo Linde-Hörer auch mit den ebenfalls sehr gemäßigt modernen, aber schönen Streichquartetten von Wirén und Börtz wenig Schwierigkeiten haben werden, kann ich die CD hier guten Gewissens empfehlen.


    :wink:Matthias

  • Bo Linde - Cellokonzert (1965)

    Die Auswahl an CD-Medien ist bei Bo Linde leider sehr eingeschränkt verfügbar.


    Dank NAXOS gibt es jetzt eine CD, die das Violinkonzert op.18 (1958.) und das Cellokonzert op.29 (1965) gespielt vom Gävle Symphony Orchestra aus Bo Lindes Heimatstadt.
    In Gävle ist er geboren und gestorben !
    Das Orchester spielt mit Hingabe und Engagement. Im Falle des VC steht diese Aufnahme aber deutlich der BIS-Aufnahme aus Beitrag 1 nach; sowohl in orchestraler, wei auch solistischer Hinsicht. In der Naxos-Aufnahme begeistert mich das VC einfach weniger.


    Das Cellokonzert op.29 ist damit Neuland für mich. Die bekannte deutsche Cellistin Maria Kligel meistert das noeklassische und nie ungeniessbare neoklassische Konzert mit spannenden Momenten mit bravour.
    Bo Linde versteht es den Hörer auch mit manchmal einfachen Mitteln innerlich aufzuwühlen. Ich bin voll begeistert über das CC (1965).


    Ein weiterer empfehlenswerter Meilenstein Bo Linde weiter zu entdecken:



    Naxos, 2003/2004, DDD




    Als nächstes sollten die Klavierkonzerte folgen !

    ______________


    Gruß aus Bonn


    Wolfgang

  • Ich habe mir die BIS-CD jetzt einmal bestellt - was hier zulesen war, klang interessant, sodass ichder ausgeschriebenen Empfehlung folge. Zumal ich die neoklassizistische Richtung sehr schätze.


    LG, Kermit :wink:

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

  • Ich lese immer "neoklassisch".....ok, bei Wiki steht das so, dort wird er mit einem weiteren Komponisten verglichen, welcher m.e. auch kein neoklassischer war: Barber.
    Für mich ist das spätestromantisch oder neoromantisch.


    :wink:

  • Ich bin mal gespannt darauf. Bei spätestromantisch denke ich eher an das Klarinettenkonzert von Gerald Finzi, bei neoromantisch an die zweite Sinfonie von Krzysztof Penderecki. Obwohl ich kein ausgesprochener "Romantik-Fan" bin, sind diese beiden Werke für mich "positiv besetzt".


    Die guten Empfehlungen hier führen jedenfalls zu einer raschen Verarmung, auch wenn man CDs mittlerweile dank des Internet zuweilen sehr günstig erstehen kann.


    LG, Kermit

    Es ist vielfach leichter, eine Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden, als einen Heuhaufen in einer Stecknadel.

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