Prokofjew: 5. Sinfonie
Ich habe gestern --- soweit ich mich erinnere --- zum ersten mal die 5. Sinfonie von Prokofjew live gehört. Bisher war meine nahezu ausschließliche Quelle die Aufnahme von Rattle/Birmingham, zwar technisch gut, aber irgendwie auch nicht sensationell. Nachdem ich mich erst durch Tschaikowskys 1. Klavierkonzert gequält habe (ich kann es wirklich nicht mehr hören), also gestern das Live-Erlebnis.
Und ich muss sagen: ich habe nun ein ganz anderes Bild von der Sinfonie. Sie kommt mir nun viel dunkler und bedrohlicher vor als zuvor, und ich empfand nun auch eine Nähe zur düsteren 6. Sinfonie des Komponisten.
Zunächst eine Romantik ala Romeo und Julia, aber immer wieder das Schlagwerk, die tiefe große Trommel und das Tamtam, schon allein in der Lautstärke oftmals eine Bedrohung, eine Gefahr. DIe ersten beiden Sätze enden abrupt ohne Auflösung in voller Lautstärke. Die typisch prokofjewschen Dissonanzen verzerren die romantischen Melodien, als wenn die Romantik verdrängt würde. Und zum Schuss ist nur nach alles Maschinerie, wie ein Uhrwerk. Ich bin sicher, in dem Werk steckt viel Zeitkritik.
Ein tolles Erlebnis.
maticus