Schon gehört? - Die Capriccio-Kaufberatung

  • Hallo Braccio,

    vielen Dank für deine interessanten und detailierten Informationen.

    Ich mag zwar alle Brahms Sinfonien, aber die Vierte ist auch meine Lieblingssinfonie. Für eine Einschätzungen der übrigen 75% :) wäre ich sehr dankbar.

    Liebe Grüße
    Maggie

    Wenn Einer kümmt un tau mi seggt, Ick mak dat allen Minschen recht, Dann segg ick: Leiwe Fründ, mit Gunst, O, liehr'n S' mi de swere Kunst. - Fritz Reuter

  • Alles in allem gerade zu Chaillys Parforce-Ritt eine interessante und lohnende Ergänzung, wie ich finde, wenn man kein Wiederholungs-Fanatiker ist.

    Als Wiederholungsfanatiker, der ich bekanntermaßen bin, muss man Barenboim zugute halten, dass er die Exposition in der 3. Sinfonie wiederholt. Gerade in dieser ist wäre auch sehr ärgerlich, wenn nicht, denn in der Überleitung zur Wiederholung (=prima volta) taucht ein neues aus zwei Tönen bestehendes Motiv auf, das erst am Ende des Satzes als Überleitung in die Coda wieder aufgegriffen und dort quasi überhöht wird. Hat man dieses Motiv vorher nicht gehört, weil die Whg. weggelassen wurde, dann hängt die Überleitung zur Coda völlig in der Luft.
    Ganz krasser Effekt, wenn alle Wiederholungen in den Brahms-Sinfonien weggelassen werden: dann ist auf einmal die doch so fortschrittliche Vierte die einzige mit Wiederholung, und zwar einer 8taktigen Scheinwiederholung. Wunderbar sanft biegt sie in die Durchführung ab (gleiches Verfahren übrigens bei Dvorak Nr 8. Schon bei Beethoven gibt es dieses Modell des Wiederholungs-Ersatzes).

    Für die antiphonischen Violinen bekommt Barenboim von mir nochmal ein :thumbup:

  • Lieber Khampan,

    vielen Dank für Deine Antwort.

    Als Wiederholungsfanatiker, der ich bekanntermaßen bin...

    Das ist mir selbstverständlich sehr wohl bekannt und genau aus diesem Grund hatte ich auf eine Antwort deinerseits gehofft. Nun ja, ich denke nicht dass es noch weitere Überredungen bedarf. :D

    Liebe Grüße
    Maggie

    Wenn Einer kümmt un tau mi seggt, Ick mak dat allen Minschen recht, Dann segg ick: Leiwe Fründ, mit Gunst, O, liehr'n S' mi de swere Kunst. - Fritz Reuter

  • Frage in die Runde. Das Beethovenprojekt von Haselböck gewinnt ja zunehmend an Umfang. Beispielhaft dafür die obige CD, es gibt schon viele andere Veröffentlichungen daraus. Ich weiß schon, dass es die auch bei Qobuz gibt, ich könnte also selbst nachhören. Aber vielleicht hat ja jemand doch schon Erfahrungen mit diesen Aufnahmen gemacht und kann eine Empfehlung geben, welche sich besonders lohnt?

    Erfreulich finde ich übrigens, dass auf der abgebildeten Einspielung auf CD 2 neben der englischen Fassung des Egmont auch endlich die englische Fassung der Ouvertüre "Weihe des Hauses" verfügbar gemacht wurde :D

  • Von Haselböcks Beethovenprojekt kenne ich nicht alle Aufnahmen aber von denen, die ich kenne kann ich alle uneigeschränkt empfehlen. Frische aber nie gehetzte Tempi kombiniert mit einem transparenten Orchesterklang.fallen positiv auf. Interessant finde ich, dass anscheinend teilweise die damaligen Uraufführungsprogramme an den Uraufführungsorten, soweit sie heute nocht existieren, aufgenommen wurden.

    Sehr gut aus diesem Beethovenprojekt finde ich z. B. diese Aufnahme:

    (AD: 10. - 14. März 2015, Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien)

    Die CD enthält das Uraufführungsprogramm, das Beethoven am 08. Dezember 1813 am gleichen Ort der Aufnahme (damals: Redoutensaal der Wiener Universität) dirigierte:
    - Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur, op. 92
    - Ignaz Josef Pleyel: Jubel-Marsch
    - Jan Ladislav Dussek: Braunschweig-Marsch
    - Ludiwg van Beethoven: Wellingtons Sieg oder die Schlacht von Vittoria, op. 91

    Orchester der Wiener Akademie
    Martin Haselböck

    P. S.:
    Dieser Link ist interessant und betrifft die o. g. Aufnahme.

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Von Haselböcks Beethovenprojekt kenne ich nicht alle Aufnahmen aber von denen, die ich kenne kann ich alle uneigeschränkt empfehlen. Frische aber nie gehetzte Tempi kombiniert mit einem transparenten Orchesterklang.fallen positiv auf. Interessant finde ich, dass anscheinend teilweise die damaligen Uraufführungsprogramme an den Uraufführungsorten, soweit sie heute nocht existieren, aufgenommen wurden.

    Danke für die Informationen! Dann dürfte es sich doch lohnen, sich das Projekt genauer anzuhören!

  • Die CD enthält das Uraufführungsprogramm, das Beethoven am 08. Dezember 1813 am gleichen Ort der Aufnahme (damals: Redoutensaal der Wiener Universität) dirigierte:
    - Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur, op. 92

    leider keine antiphonischen Violinen, die in dieser Sinfonie eigentlich besonders wichtig sind: z.B. im Finale ein links-rechts Wechselspiel erst im 5- bzw. 4-Takt-Block, dann als Steigerung im taktweisen Wechsel. Das bekommt man kaum mit, wenn die Violinen alle auf einer Seite sitzen.

  • Das kann doch kaum wahr sein! Selbst C. Kleiber hat für die Aufnahme der 7. die Violinen in "deutscher" Sitzordnung plaziert (bei der Stelle im finale wird einem fast schwindlig, wenn es gut rüberkommt) und Haselböck wirbt mit Originalschauplätzen und -programmen und macht so einen elementaren "Fehler"...

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Er wirbt sogar mit der Originalaufstellung.

    Für seine Gesamteinspielung orientiert sich Haselböck nicht nur an den Autographen und berücksichtigt die originale Besetzungsstärke samt Orchesteraufstellung

    Wissen wir eigentlich wie die Originalaufstellung war?
    :wink:

  • Wäre für mich sogar zweitrangig. Dass eine Art Echo-Effekt intendiert sein muss, ist m.E. kaum zu bestreiten. Vielleicht gibt es unterschiedliche Aufstellungen, die den Effekt deutlich werden lassen, aber jedenfalls nicht die "moderne" mit allen Geigen links.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Wissen wir eigentlich wie die Originalaufstellung war?

    Das wäre nach meiner Einschätzung sogar zweitrangig. Komponiert wurde nicht für ein bestimmtes Konzert. Die links-rechts-Wechselspiele der Violinen waren mindestens seit Haydn gängig, viele Stellen wirken nur so überzeugend.
    Sicherlich wurde damals auch mit Aufstellungsvarianten experimentiert, aber die antiphonischen Violinen waren eigentlich immer der Standard, nicht zuletzt wegen der Celli und Kontrabässe, die frontal auf den Hörer gerichtet sonorer und melodiöser klingen als wenn das Publikum sie von der Seite hört.
    Der einzige, der keinen klanglichen Unterschied merkt, ist der Dirigent, weil stets alle so sitzen dass sie ihn ansehen könnten*
    Beethoven kann das akustische Ergebnis schon mal ganz egal gewesen sein...

    Dass eine Art Echo-Effekt intendiert sein muss, ist m.E. kaum zu bestreiten.

    musikalisch wesentlich entscheidender ist der links-rechts-Effekt. Ob die rechts sitzenden, nach hinten gerichteten 2. Violinen tatsächlich leiser beim Publikum ankommen, hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist nicht zwingend vorgesehen.
    Ein Echo-Effekt ergibt sich vor allem wenn die 2. Violinen hinter den 1. sitzen, wegen größerer Entfernung und Abschottung durch die davor sitzenden 1. Violinen. Bei Aufnahmen wird natürlich eine ausgewogene Balance durch die Mikrofonierung angestrebt.

    Soweit OT...

    *dieses -t- ist ein berühmter Witz des Spezialisten für musikalische Akustik Prof. Jürgen Meyer, der sich unermüdlich für die deutsche Orchesteraufstellung stark gemacht hat.

  • Ich meinte natürlich einen räumlichen Effekt gleichberechtigter Geigen, kein Echo, sorry.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Ich meinte natürlich einen räumlichen Effekt gleichberechtigter Geigen, kein Echo, sorry.

    Wie konntest Du einen solchen Fehler begehen und so unpräzise formulieren? Weiß nicht, ob 1.000.000.000 Jahre Gulag als Strafe ausreichen werden...

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Kennt jemand mehrere DVD-Aufnahmen von Alban Bergs "Lulu" und würde sich freundlicherweise zu einer Empfehlung hinreißen lassen?

    Diese hier aus Glyndebourne mit Christine Schäfer und Wolfgang Schöne habe ich wegen ihres günstigen Preises und einiger positiver Kritiken gekauft:

    Muss aber nicht die einzige bleiben ...

    ... danke für Eure Tipps!

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Die Glyndebourne-Aufnahme mit der grandiosen Christine Schäfer finde ich ausgezeichnet, den Kauf wirst Du (hoffentlich) nicht bereuen. Ebenfalls empfehlen kann ich die "Lulu" aus der Bayerischen Staatsoper mit der ebenfalls hervorragenden Marlis Petersen und Kirill Petrenko am Pult:

    Ich muss allerdings zugeben, dass ich hier etwas voreingenommen im positiven Sinne bin, weil ich diese Produktion damals live in München erlebt habe.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Vielen Dank, lieber Bertarido! Alleine wegen Kirill Petrenko wäre das in der Tat eine Überlegung!

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Wenn Andris Nelsons Beethoven so wie heute die Sträuße dirigiert, würde ich davon Abstand nehmen.
    Meine Ratschläge wären:
    Un-HIP: Cluytens
    HIP: Gardiner

    Outsider: Ferencsik

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Beethovens unbekanntestes Werk mit Opuszahl?

    Ein Kandidat wäre die

    Sonate D-Dur für Klavier zu vier Händen op. 6

    Welche Aufnahmen gibt es da überhaupt?

    Z. B. diese:

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Schostakowitsch-Sinfonien mit Michael Sanderling / Dresdener PH

    In den letzte Tagen sehe ich bei AlexanderK die recht neue Schostakowitsch-Sinfonien - GA mit Michael Sanderling (SONY, ~ 2015, DDD).

    :huh: Meine letzten Schostakowitsch-Sinfonien Neuerwerbungen hatten meine Erwartungen nicht voll erfüllt:
    - Vasili Petrenko (Naxos) - zwar TOP-Klang und sicher eine beachtliche GA (die KK sind der Hammer), aber oft so ganz und gar nicht die Spannung meiner Favoriten (Kondraschin, Roshdestwensky) erreichend. Da bleibt mir zu viel an der Oberfläche, wo bleibt die Emotion, der Wahnsinn ?

    - Dmitri Kitanko / Gürzenich Orcheester Köln (Capriccio) - als SACD dachte ich, das müsste klanglich was ganz herausragendes sein --- ist klanglich OK. Aaaaber, viel wichtiger die Int = was mich stört ist das lange auswalzen. Kitaenkos Spielzeiten sind mir einfach viel zu langsam ! Da geht dann durch das Auseinanderfallen einiges an Spannung verloren.
    Mein Vorurteil, dass Kitaenko hier im Westen weicher interpretiert, als früher in Moskau, wird hier wieder einmal voll bedient !
    Das wäre die GA, die aus meiner Sammlung wieder abgesetzt werden könnte.

    :!: Nun zu Michael Sanderling !
    Wie sieht es mit den Spielzeiten aus ??? Ist diese neue GA empfehlenswert ???


    :) Die würde ich mir bei entsprechenden Empfehlungen gerne als nächste Vergleichs-GA zulegen wollen ............ ????

    Nebenbei sei noch erwähnt:
    --- Bei Ashkenazy - GA hatte ich nach dem Kauf vor ca 10Jahren ein deutlich besseren und schätzenswerteren Eindruck , als bei V.Petreno und Dmitri Kitaenko ...
    --- In die Neue GA mit Sladkowsky/Tartarstan SO habe ich reingehört - der macht mir zu viele ungewohnte Extras - der Schluss der Fünften fällt total auseinander. Die Konzerte 6 veschiednen Solisten mit Sladkowsky ich auf CD erworben; die sind recht uneinheitlich gut und kommen an die grossen Aufnahmen mit Rostropowitsch/Oistrach nicht heran; die KK sind allerdings TOP.
    --- die IMO beste Westaufnahme ist bisher noch Barshai (Brillant).

    :wink: Auf Eure Stellungnahmen bin ich gespannt !!!

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

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