Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr. 28 C-Dur KV 200 (189k)

  • Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr. 28 C-Dur KV 200 (189k)

    Gefunden in Eben gehört 2010/11, und doch eigentlich ideal für so etwas wie das hier, wie ich meine viel zu schade (wie vieles andere von Peter Brixius auch - vielen Dank an Peter für die vielen ausführlichen Beiträge allein in den Eben gehört Threads!), im Capricciodschungel ganz zu versinken...


    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Ich mache endlich weiter auf der Entdeckungsreise durch die Mozart Symphonien, erneut mit Nikolaus Harnoncourt und James Levine.


    Den Zusammenhängen der Sätze 1 und 4 auch und dann explizit mit diesen schriftlich fixierten Gedanken (herzlicher Dank, lieber Peter!) nachzuspüren hat durchaus seinen Reiz.


    Ganz sicher ist die Forschung nicht, ob diese Symphonie am 17.11.1774 entstand, sie passt aber stilistisch gut dorthin.


     


    Nikolaus Harnoncourt nahm sie im Concertgebouw Amsterdam mit dem dortigen Orchester im Jänner und Februar 1988 auf (CD Teldec 4509-97485-2, 22 ½ Minuten Spieldauer), James Levine mit den Wiener Philharmonikern bei der eröffnenden Session der Gesamtaufnahme der Mozart Symphonien für die DGG im Juni 1984 im Wiener Musikverein (Wiener Philharmoniker Symphony Edition der DGG, knapp über 24 Minuten). Mein persönlicher Höreindruck: Das eröffnende Allegro spiritoso kommt bei Harnoncourt grimmiger als bei Levine, dazu kontrastiert bei beiden das zweite Thema galant-tänzerisch. Bei Harnoncourt wirken die "Kommentare" im zweiten Satz deutlich schalkhafter als bei Levine, der demgegenüber eher betulich-schön spielen lässt. Mein "Hit" ist gleich beim ersten Hören das Presto-Finale. Wieder schärft Harnoncourt die Kontraste zwischen dem Energischen und dem tänzerisch Heiteren deutlicher als Levine. Beide spielen alle Wiederholungen, auch der jeweils zweiten Satzteile. Harnoncourts Aufnahme gefällt mir total gut – lebendige, inspirierte Musik ist das, durch und durch! Levines Ansatz wirkt, auch befördert durch die einmalige Klangkultur der Wiener Philharmoniker, stilisierter – aber die haben auch den „Wiener Schmäh“ drauf, wie gleich das zweite Thema des ersten Satzes beweist. Das Menuett wirkt bei Levine einmal mehr etwas behäbiger als bei Harnoncourt. Das virtuose Finale erzeugt bei beiden, so anders sie es auch spielen, Harnoncourt kontrastiver, Levine im Philharmonisch-Harmonischen, ein „Wow“ Gefühl – und bleibt mir wie schon geschrieben als „Hit“ des Werks besonders im Gedächtnis haften.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Das erste Mal, dass ich diese Sinfonie hörte, war tatsächlich live. Gespielt wurde es vom Jugendsinfonieorchester Baden-Baden, mit der Vorbemerkung; "die Streicher sind allesamt immer sauer, wenn ich den letzten Satz mit zu viel Tempo gebe" - das war freilich ein Kommentar des Dirigenten. Spaß gemacht hat jene Sinfonie trotzdem. Und ihr Eindruck war so stark, dass ich ein Motiv des 1. Satzes jener Sinfonie bei meinem 9. Klavierkonzert wieder verwendete (CJV 121).


    Insgesamt gesehen hat jene Sinfonie einen hohen Stellenwert bei mir. Wie vielleicht bekannt vergöttere ich Mozarts 27. Sinfonie wegen seiner herausragenden Lebensfreude - seine 28. ist da nicht wirklich weit von entfernt. Sie steht nur leider stets im Schatten der 29. Sinfonie, weshalb sie bis heute - ungerechterweise - kaum Beachtung bekam.


    C.


    :wink:

    "Ohne Musik wär alles nichts."

  • Weitere Höreindrücke:


    Mit Karl Böhm und den Wiener Philharmonikern gibt es eine Fernseh-Liveaufnahme der Symphonie aus dem Großen Wiener Musikvereinssaal, aufgenommen 16. bis 18.9.1970 (in 3sat ausgestrahlt am 15.2.2009, auch auf DGG DVD verfügbar). Konzertmeister war damals Gerhart Hetzel. Das ist der traditionelle Wiener Böhm Mozart. Sie lieben die Musik und wollen die Menschen damit erfreuen, und diese wissen, dass sie erfreut werden, das zeigt schon der ungewöhnlich herzliche Auftrittsapplaus für den Dirigenten. Der Klang des Orchesters, seine Streicher, seine Holzbläser, der auswendig dirigierende Böhm – hier wird nichts aufgebrochen und hinterfragt, hier fällt auch wenig auf, weil sich alles in der Harmonie der Musik auflöst, weil alle einfach die Schönheit der Musik genießen. Böhm wiederholt weniger als Harnoncourt und Levine. Dadurch dauert seine Aufnahme nur ca. 20 Minuten. Das Presto Finale kommt auch hier spritzig, die Streicher schwirren teilweise wie ein Bienenschwarm.


    Eine Aufnahme von Wolfgang Amadeus Mozarts Symphonie Nr. 28 C-Dur KV 200 gibt es auch mit Myung-Whun Chung und dem Sinfonieorchester des Südwestfunks Baden-Baden. (Hier also die, die vielleicht früher im Jugendorchester waren ;+).) Sie findet sich auf einer im Jahr 2003 veröffentlichten CD (Allegria 221049-205), die auch Mozarts Ouvertüre zum „Schauspieldirektor“ KV 486 und die „Prager“ Symphonie D-Dur KV 504, beide dirigiert von Nikolaus Harnoncourt, enthält. (Mit Vorbehalt - die Allegria CD, erst vor kurzem in München in der "Zauberflöte" gekauft, findet man bei amazon nicht, allerdings eine mp3 Ausgabe, ASIN B003VWSIM6, und da ist nur Chung als Dirigent genannt.) Bei Chung erklingt das Werk sehr präsent und bestimmt, das ist ein gewichtiger Mozart, mit einem vollblütig großsymphonisch aufspielenden Orchester. Und das Presto-Finale wird wieder ein Hit für sich, das ist ein echtes Orchester-Bravourstück.


    Falls sich jemand für die Allegria CD interessiert:
    "http://oberhausen.locanto.de/ID_206707834/Nikolaus-Harnoncourt-Sinfonien-28-und-38-Alleg.html"

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

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