Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr. 28 C-Dur KV 200 (189k)
Gefunden in Eben gehört 2010/11, und doch eigentlich ideal für so etwas wie das hier, wie ich meine viel zu schade (wie vieles andere von Peter Brixius auch - vielen Dank an Peter für die vielen ausführlichen Beiträge allein in den Eben gehört Threads!), im Capricciodschungel ganz zu versinken...
Alles anzeigenHeute Morgen sinne ich den Geheimnissen der C-dur Sinfonie KV 200 nach. In der Fachliteratur hat ein Raten eingesetzt, auf wen sich Mozart in den jeweiligen Sätzen bezog. Die Sinfonie scheint ein Container zu sein für unterschiedliche Assoziationen. Doch über die Bäume sollte man den Wald nicht vergessen. Wenn man den selbstvergessenen Passagen des langsamen Satz folgt, so führen sie nicht in die Welt der Zauberflöte, auch wenn der Volksliedcharakter der Melodie flüchtig die in die Richtung weist. Hier überwuchert das Rankenwerk der Verzierungen den scheinbaren Fund. Im Menuett wiederum ertönt ein romantisches Hornecho, das so gar nicht auf das Menuett der Jupitersinfonie verweist.
Bei aller Diversion scheint doch ein verbindendes Motiv zu finden sein. Am Anfang der Sinfonie steht eine ruppig nach unten gehende Dreiklangsbrechung in Viertelnoten, nach dem Eingangsakkord unisono verlaufend. Ihr folgt eine mit Trillern versehene nun in kleinen Schritten abwärts führende Achtelbewegung im Piano, die wieder von von dem C-dur-Akkord im Forte aufgefangen wird. Es wiederholt sich das Geschehen, die Achtelbewegung nun eine Oktave tiefer beginnend. Am Beginn der Achtelbewegung steht eine Figur punktierte Achtel - zwei Sechzehntel, dabei die Achtel als Triller. Mit eben dieser Figur beginnt das Schluss-Presto, auch hier erst einmal abwärts führend, durch den Triller wie gehemmt in der Bewegung scheinend. Nun aber macht Mozart sich frei und das Wunder geschieht: nachdem nun die Figur (T. 31) sich nach oben wendet, entsteht eine der unglaublich weitgespannten, zärtlichen Melodien, von denen man bei Mozart nicht genug bekommen kann. Die Durchführung wird wieder von der Triller-Figur und einem akkordischen Block bestimmt sein, bis am Ende eine ständig wiederholte Unisono-Achtelfigur in den Violinen auftaucht, Violen und Violoncello treten datzu, dann folgen die Bläser, die nun die Harmonie bestimmen, vom piano hat man nun ein Fortissimo erreicht und in vollen C-dur-Akikorden endet die Sinfonie.
Durch die Motivik entsteht für mich eine große Geschlossenheit der Sinfonie. Mozart zeigt sich auf der Höhe der Sinfonik, er wird nun drei Jahre lang sich auf andere Genres konzentrieren, bis er die geniale Pariser Sinfonie komponiert.
Auf meinem Weg zu KV 200 haben mich zwei Einspielungen begleitet:
Das Berliner Kolleg der Instrumentalisten (Achtung! Rückübersetzung aus dem Englischen) wird geleitet von Fritz Stein. Mit diesem Dirigenten verbinde ich leider viel Wissen um seine Tätigkeit im Dritten Reich, doch das gehört in einen anderen Thread. Die Einspielung hat durchaus ihre Momente, wirkt aber im großen und ganzen für mich eher holzschnittartig. Die Ohren gingen mir erst auf, als ich die Einspielung von Pinnock hörte
Liebe Grüße Peter