Hey Leute: Rechtschreibung (recht Schreibung?, Recht Schreibung? Eine der kleinen Inkonsequenzen der Reform. Radfahren darf man ja auch nicht mehr....) war gestern. Heute gibt es automatische Korrekturhilfe, die man gerne ignorieren darf. Und das Elaborat hinterher nochmal zu lesen, ist Zeitverschwendung. Hauptsache geschrieben...
(kleiner semantischer Einwurf: "moderne forensische Methoden" gab es "damals" sehr wohl. Nur halt keine heutigen, sondern eben damalige.... )
Dem geschenkten Gaul ... Auf dem Kindle gelesen
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Heute Morgen angefangen - und nun habe ich Schwierigkeiten, das Buch zur Seite zu legen.
Jules Verne: De la Terre à la Lune
(Ich lese es im Rahmen der Gesamtausgabe
Es gibt auch eine kostenlose deutsche Übersetzung
Für mich ist es die dritte "Leseauflage", zum ersten Mal konsequent auf Französisch. Das erste Mal las ich den kompletten Jules Verne auf Deutsch (in diesen wunderschönen kleinen Bändchen, mit denen mich die Trierer Stadtbibliothek ausstattete), dann während des Studiums, als die hervorragende Diogenes-Ausgabe erschien. Nun - und jetzt hat mich der Kindle dazu verführt (was ich ihm hoch anrechne).
Was für mich die Überraschung bei diesem Roman ist: So satirisch hatte ich Jules Verne nicht (mehr) im Sinn: gleich im ersten Kapitel wird ein grimmiger Gun-Club vorgestellt, die Waffenproduzenten auf der Nordstaatenseite im Bürgerkrieg. Dieser ist nun vorbei, was sollte nun der Club tun, der noch nicht Clint Eastwood als Aushängeschild hatte. Die Mitglieder sind von ihrer Tätigkeit gezeichnet
ZitatUnd von denen, die davonkamen, trugen die meisten die Beweise ihrer fraglosen Unerschrockenheit an sich: Krücken, hölzerne Beine, künstliche Arme, Haken statt der Hände, Kinnbacken aus Kautschuk, Schädel aus Silber, Nasen aus Platin - nichts fehlte in der Sammlung; und der bereits erwähnte Pitcairn berechnete ebenfalls, dass im Gun Club kaum ein Arm auf vier Personen kam, und nur zwei Beine auf sechs Mitglieder.
Die Depression ist groß, nachdem die kriegerischen Auseinandersetzungen beendet sind
Zitat"Trostlos!" sagte eines Abends der tapfere Tom Hunter, während seine hölzernen Beine am Kamin des Rauchsalons verkohlten.
Der Präsident hat nun eine fulminante Idee, die er auf einer Gesamtversammlung bekannt geben will. Hundertschaften von auswärtigen Mitgliedern reisen nach Baltimore an, der große Hauptsaal reicht nur für die ansässigen Mitglieder. . Der Saal ist künstlerisch gestaltet, doch kommt man sich bei der Beschreibung wie bei Arcimboldo vor
ZitatHohe Säulen, aus übereinandergesetzten Kanonen gebildet, auf einer festen Unterlage von Mörsern, trugen die feinen Verzierungen des Gewölbes, gleich Spitzen aus Guss, mit dem Locheisen geschlagen. [...] kurz alle Werkzeuge des Artilleristen überraschten das Auge durch ihre erstaunliche Anordnung und ließen ernsthafte Zweifel aufkommen, ob all diese Geräte nicht doch eher zum Schmuck als zum Mord erfunden und bestimmt seien.
Nun, den Vorschlag des Präsidenten, der Begeisterung und fieberhafte Tätigkeit erzeugen wird, darf ich schon mal vorweg nehmen: Eine Riesenkanone, die ein Projektil, ein bemanntes Projektil zum Mond schießen kann.
Viel Vergnügen bei der Lektüre eines Klassikers der SF-Literatur wünscht
Peter
(der jetzt erst mal noch ein weiteres Kapitel nachlegt) -
So satirisch hatte ich Jules Verne nicht (mehr) im Sinn: gleich im ersten Kapitel wird ein grimmiger Gun-Club vorgestellt, die Waffenproduzenten auf der Nordstaatenseite im Bürgerkrieg. Dieser ist nun vorbei, was sollte nun der Club tun, der noch nicht Clint Eastwood als Aushängeschild hatte. Die Mitglieder sind von ihrer Tätigkeit gezeichnet
Als ich diesen Roman zuletzt gelesen habe, war es gerade kurz vor dem letzten Golfkrieg. Da hatte dieser waffen-lobbyistische amerikanische Hurra-Patriotismus sowas von Aktualität... Satire in Reinstform!
Für mich ist das, abgesehen von ein paar kleineren sachlichen (aber alles in allem verzeihbaren) Fehlern einer der besten Romane Jules Vernes! -
Muß wohl ein Luxus-Imbisstand (ich bevorzuge alte Rechtschreibung mit nur zwei "ess")
Meine alte Rechtschreibung würde Imbißstand geben ... und immerhin, da nach dem wiederholten Konsonant wieder ein Konsonant steht, darf dieser verdreifacht sein, nicht ? Wie in Sauerstoffflasche.
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Jetzt kamen gesten und heute schon die nächsten beiden Kindle-Entdeckungen, dabei wollte ich doch immer noch etwas zu dem historischen Jugendbuch schreiben, über das da letze Woche geredet wurde. naja, eigentlich wurde ja nicht geredet, eigentlich wurde es ja nur vorgeführt und die zitierten Beispiele machen in der Tat keine große Lust auf die Lektüre. Besonders die Anachronismen, die sich die historisch vorgebildete Autorin leistet, trafen auf Spott und große Missbilligung, die gleich die ganze Gattung "historischer Roman" mit-traf.
Eine solch unpräzise Schilderung der politischen Lage hätte ich von einer Historikerin nicht erwartet: Es bildet weder die Empfindungen und Erfahrungen eines Zeitgenossen ab, noch orientiert es einen gegenwärtigen Leser. Da ziehe ich Asterix als historisch-informierte Quelle vor ...
Ich weiß schon, warum ich das Genre "Roman in historischer Kulisse" nicht mag.
Nur wer (im eigenen Fachgebiet dazu) so unsauber arbeitet, der macht misstrauisch.
Nun lese ich gerade einen historischen Roman und stelle fest: So etwas wie Frau Kaiser, sogar noch Schlimmeres, passiert auch den Größten der Gattung. Da liest man in einer Geschichte, die im 10. Jahrhundert spielt, etwa:"Laß seine Majestät brummen", sprach die Herzogin. "Und flehe zum Himmel, daß er jeder andern die Geduld verleihen möge, die mir damals ausging. Ich habe noch nicht Gelegenheit gehabt, einen Affen zu sehen, aber allem zufolge, was glaubwürdige Männer erzählen, reicht Herrn Michaels Ahnentafel zu jenen Mitgliedern der Schöpfung hinauf".
Da kennt die Herzogin von Schwaben - die in dieser Szene mit ihrer griechischen Zofe über den Sohn des Kaisers von Byzanz spricht - also auf einmal die Evolutionstheorie und den Gedanken der Abstammung des Menschen von den Affen! Es geht aber noch anachronistischer. Die Herzogin feiert auf ihrer Burg Hohentwiel Weihnachten:
"Der Weihnachtsbaum war gefällt; sie schmückten ihn mit Äpfeln und Lichtlein, die Herzogin richtete alles im großen Saale. Ein Mann von Stein am Rhein kam herüber und brachte einen Korb, der mit Leinwand zugenäht war. Es sei von Sankt Gallen, sprach er, für Herrn Ekkehard. Frau Hadwig ließ den Korb uneröffnet zu den andern Gaben stellen.
Der heilige Abend war gekommen. Die gesamten Insassen der Burg versammelten sich in festlichem Gewand, zwischen Herrschaft und Gesind sollte heut keine Trennung sein. Ekkehard las ihnen das Evangelium von des Heilands Geburt, dann gingen sie paarweise in den großen Saal hinüber, da flammte heller Lichtglanz und festlich leuchtete der dunkle Tannenbaum – als die letzten traten Audifax und Hadumoth ein, ein Blättlein Goldschaum vom Vergolden der Nüsse lag an der Schwelle".Wer den Roman schon mal gelesen hat, wird es mindestens an den Namen gemerkt haben, die Zitate stammen aus "Ekkehard" von Joseph Victor Scheffel, 1855 zum ersten Mal erschienen, eines der am häufigsten aufgelegten und verkauften deutschen Bücher des 19. Jahrhunderts, ein Klassiker des Historischen Romans. Scheffel hat sehr genau Quellen studiert, der Roman enthält eine Fülle von Endnoten mit lateinischen Quellenbelegen und das Nachwort des Autors beginnt: "Dies Buch ward verfaßt in dem guten Glauben, daß es weder der Geschichtsschreibung noch der Poesie etwas schaden kann, wenn sie innige Freundschaft miteinander schließen und sich zu gemeinsamer Arbeit vereinen".
Gerade vor den Hintergrund dieses intensiven Quellenstudiums und des damit signalisierten Anspruchs und vor dem Hintergrund, es hier mit einem absoluten Klassiker des Genres von einem der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit zu tun zu haben, wirken die heftigen Anachronismen, die Scheffel sich erlaubt, befremdlich. Es wäre leicht, ihm Schlamperei vorzuwerfen, beim Lesen fügen sich diese Dinge in das Gesamtbild, das er entwirft, aber so ein, dass sie kaum noch stören, allenfalls den wissenden leser schmunzeln lassen. -
In dieser Hinsicht, etwas, was mich immer wieder in Rage bringt. Hier ein Beispiel. Ich habe vor kurzem folgenden Zweiteiler auf Deutsch gesehen:
Die erste Frau, Katharina von Aragon, sagt etwas wie "ich werde keinen Zentimeter davon weichen".
Das sagt sie verständlicherweise im englischen Original nicht.
Ist dem Übersetzer die Dummheit nicht aufgefallen ?Und wie gesagt, es war bei weitem nicht das einzige Mal, daß so etwas mir begegnet ist.
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Auch dieses E-Book habe ich (noch) kostenlos erworben. Ich habe es erst einmal zurück gelegt, weil es um Schach ging, dessen Kenntnis sich nicht nur die Autorin rühmen darf.
Schachspiel der Liebe [Kindle Edition]
Vera JürgensAls ich dann las
ZitatJewgeni Friedrich, 38Jahre jung, russischer Abstammung, Schachspieler. Vor zwei Tagen, in der Kneipe, die wir gemeinsam besucht hatten, brachte er mir die Grundregeln des Schachspiels sowie das Schäfermatt bei.
Ich habe schon vielen Leuten das Schachspiel gelehrt, das "Schäfermatt" ist dabei selten vorgekommen. Es handelt sich dabei um einen elementaren Eröffnungsfehler, der einem unorthodox spielenden Amateur vielleicht einmal unterlaufen kann (obwohl ich eine große Zahl von Partien gegen Partner vom Anfänger bis zum Bundesligaspieler absolviert habe, ist mir das "Schäfermatt" in der Praxis nicht vorgekommen, wenn auch eine Reihe von anderen Kurzschlüssen. Früher fand man es als abschreckendes Beispiel in Lehrbüchern. Aber heute geht man davon aus, dass man sich so weit die Grundregeln der Eröffnung angeeignet hat, dass ein solcher Patzer selten vorkommt. Nun gut, ich dachte mich in Ruhe mal mit der Behandlung des Schachspiels in diesem E-Buch zu beschäftigen, bis ich eher aus Zufall nun doch das erste Kapitel las - und da schwoll die Zornesader bei mir an. Der Haken lag schon in dem Zitat bereit, ich hatte ihn nur nicht Ernst genommen: "russischer Abstammung". Die ist der Autorin, selbst aus Bulgarien nach Deutschland ausgereist, doch wichtig. Im Suff erzählt Jewgeni sein "Familiengeheimnis":
ZitatSeine Eltern konnten Anfang der 90-er Jahre mit dem Verfall des kommunistischen Regimes in der Sowjetunion nicht zurechtkommen und waren mit Jewgeni, seiner kleinen Schwester und seinen Großeltern nach Deutschland geflüchtet. Vor ihrer Auswanderung mussten sie zahlreiche Beamte bestechen, damit sie Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden der Familie fälschten.
Was nun - Flucht oder Auswanderung? Natürlich beides nicht. In ihrer eigenen Migrationsgeschichte scheint sich die Autorin nicht auszukennen. Bei dem Verfahren handelte es sich um ein Aussiedlungsvorgang - und da spielen Dokumente eine Rolle, die die Autorin offensichtlich nicht kennt. Es muss nämlich eine Verfolgung unter Stalin nachgewiesen werden, meist dokumentiert durch den Stempel im Pass der Großelterngeneration. Dass Deutschstämmige in der zerfallenden Sowjetunion auch in aktuellen Verfolgungsdruck durch die nationalen Mehrheiten in den jeweiligen Ländern kamen, in die sie von Stalin verschickt wurden (Sibiren, die asiatischen Republiken der SU), nachdem die russische Oberschicht nicht mehr den Schutz von Minderheiten gewährleisten konnte, sei nur angemerkt. Deutschstämmigkeit hat bei Russlanddeutschen (offensichtlich im Unterschied zu Bulgarien) nicht ausgereicht - mit dem Verahren wären die Friedrichs nicht nach Deutschland gekommen. Doch weiter
ZitatSo wurde der Familienname Fjodorowitsch in Friedrich umgetauft.
Dafür hätte die Familie keine Kopeke an sowjetische Behörden löhnen müssen - das machen die deutschen Behörden kostenlos. Bevor ein deutscher Ausweis ausgestellt wird, gibt es die Möglichkeit, die Namen (die z.T. ja zwangsweise russifiziert wurden) zu verdeutschen. Das gilt insbesondere auch für die Vornamen, so dass mich wundert, dass kein Eugen aus dem Jewgeni wurde, es wäre auf jeden Fall möglich geworden. Dass diese Namensänderungen von Behörden durchgeführt wurden, die offensichtlich selbst der deutschen Sprache nicht so mächtig waren, wie es sich gehörte, hat einige Kuriositäten hervorgebracht wie einen "Oigen", den ich einmal betreuen durfte. Das ärgerlichste war, wenn ein (als Kriegsverbrechen klassifizierte) Umbenennung eines polnischen Ortes mit einem deutschen Namen als Geburtsort erschien - auch das gibt es. Dass die Autorin so befangen (und uninformiert) mit einem doch sehr vorurteilsbehafteten Gebiet der deutschen geschichte umgeht, macht mir keine Freude. Weiter
ZitatDank der erfolgreichen Fälschung konnten die deutschen Behörden zu der Überzeugung gelingen [!], dass Familie Friedrich eindeutig der deutschen Minderheit in Russland zuzuordnen sei.
Wie gesagt, da spielen zusätzliche Kriterien eine Rolle - und die Prüfung ist ein Vorgang, der sich über Monate, manchmal auch deutlich länger hinziehen konnte.
ZitatWeder Jewgeni noch seine Schwester, Eltern oder Großeltern waren mit der deutschen Sprache vertraut, trotzdem zweifelt niemand an der deutschen Abstammung dieser Familie.
Auch hier wird ein schiefes Bild gezeichnet: in den deutschen Konsulaten gibt es da eine genaue Prüfung. Selbstverständlich wird von niemandem Deutsch vorausgesetzt, dem es verwehrt war, Deutsch zu lernen (in Polen war das Deutsche eine Zeitlang verboten und wurde beim Gebrauch sanktioniert). Die Großeltern aber konnten und mussten etwas nachweisen - häufig den donauschwäbischen Dialekt, der Umgangssprache der deutschen Minderheit in Russland war. Die mangelnde Kenntnis des Deutschen bei den Großeltern hätte genügend Verdachtsmomente bei der deutschen Behörde geschaffen, den Antrag der gesamten Familie abzulehnen.
Offensichtlich blind durch ihre Vorurteile wird hier ein Bild projiziert, das für den Fortgang des Romans überhaupt keine Rolle spielt, nur die persönliche Befangenheit der Autorin markiert. Doch wie ist es mit ihren Deutschkenntnissen? Da saß ich erst einmal ratlos vor einer kurz danach folgenden Textstelle. Jewgenij hat als Vollblutschachspieler [...] eine nationale Wertungszahl von 2265" (gemeint ist die ELO-Zahl, da spielen aber in deutschen Vereinen durchaus stärkere; die ersten zehn Spieler des in der 2. Bundesliga spielen SK Bad Godesberg liegen deutlich über Jewgeni(j)s Spielstärke), er firmiert als Student (Zitat Die Bezeichnung "Student der Philosophie" verleihe Prestige und sorge für ein gutes Ansehen, während "Arbeitsloser Studienabsolvent" [!] das Selbstbewusstsein eines jeden Menschen unwiderruflich zerstöre.), verdient seinen Unterhalt aber als Schachtrainer (gemeint ist Schachlehrer):
ZitatHeute unterrichte er ein Dutzend Lehrlinge. Sie alle seien finanziell sehr gut gestellt und befänden sich im Ruhestand. Der jüngste Schachlehrling sei 75 Jahre alt, der älteste 87.
Schachlehrlinge? Noch nie gehört. Gemeint sind wohl Schachschüler, die Bedeutung des Wortes "Lehrling" ist der Autorin anscheinend nicht bekannt
Ich bin, wie man hier sieht, selbst auf einen Nebenschauplatz geraten, bei dem es weit weniger um die Sprachform und die literarische Qualität ging. Aber ich nutze gerne die Gelegenheit festzustellen, dass dies das zweite (von inzwischen über 400 E-Books) ist, in dem Spätaussiedler auftauchen (das andere war ein Jugendbuch), man begegnet eher Adligen als Migranten, die kulturelle Vielfalt, die unser Leben ausmacht, findet sich nicht repräsentiert (ich kann im Moment noch nicht einmal sagen: unzureichend).
Was nicht den Blick verstellen sollte: Vera Jürgens ist eine sehr gute Schachspielerin, die immerhin die bulgarische Einzelmeisterschaft der Frauen gewann, bevor sie ihr Land verließ. Sie spielt für die Frauenbundesligamannschaft des HSV und gehört zu den besten deutschen Schachspielerinnen.
Und jetzt wende ich mich lieber mal meinem Gluck zu ... ;+)
Liebe Grüße Peter
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Wer den Roman schon mal gelesen hat, wird es mindestens an den Namen gemerkt haben, die Zitate stammen aus "Ekkehard" von Joseph Victor Scheffel, 1855 zum ersten Mal erschienen, eines der am häufigsten aufgelegten und verkauften deutschen Bücher des 19. Jahrhunderts, ein Klassiker des Historischen Romans. Scheffel hat sehr genau Quellen studiert, der Roman enthält eine Fülle von Endnoten mit lateinischen Quellenbelegen und das Nachwort des Autors beginnt: "Dies Buch ward verfaßt in dem guten Glauben, daß es weder der Geschichtsschreibung noch der Poesie etwas schaden kann, wenn sie innige Freundschaft miteinander schließen und sich zu gemeinsamer Arbeit vereinen".
Gerade vor den Hintergrund dieses intensiven Quellenstudiums und des damit signalisierten Anspruchs und vor dem Hintergrund, es hier mit einem absoluten Klassiker des Genres von einem der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit zu tun zu haben, wirken die heftigen Anachronismen, die Scheffel sich erlaubt, befremdlich. Es wäre leicht, ihm Schlamperei vorzuwerfen, beim Lesen fügen sich diese Dinge in das Gesamtbild, das er entwirft, aber so ein, dass sie kaum noch stören, allenfalls den wissenden leser schmunzeln lassen.
Ja, der gute Viktor von Scheffel...Mal davon abgesehen, daß er schon im Vorwort des "Ekkehard" von 1855 eine schwer zu übersehnde Abfälligkeit den Wissenschaften gegenüber an den Tag legt, seinerseits aber quasi als Gegenposition alles an Vorurteilen über die mittelalterlichen Menschen und deren Gesellschaft auffährt, was sich nur irgend im 19. Jh. finden läßt, nein, er nimmt die Kritik auch noch selber vorweg:
Zitat»Eine Geschichte aus dem zehnten Jahrhundert?« werden sie rufen, »wer reitet so spät durch Nacht und Wind?« Und steht's nicht im neuesten Handbuch der Nationalliteratur im Kapitel vom vaterländischen Roman [Anm.: Julian Schmidt, »Geschichte der deutschen Literatur im 19. Jahrhundert.« 1. Band, S. 424 (Leipzig 1853).] gedruckt zu lesen: »Fragen wir, welche Zeiten vorzugsweise geeignet sein dürften in der deutschen Geschichte das Lokale mit dem Nationalinteresse zu versöhnen, so werden wir wohl zunächst das eigentliche Mittelalter ausschließen müssen. Selbst die Hohenstaufenzeit läßt sich nur noch lyrisch anwenden, ihre Zeichnung fällt immer düsseldorfisch aus.«
Düsseldorfisch. Karlsruhisch war ihm vermutlich zu heikel...
Es gibt noch mehr düsseldorfische Anachronismen in diesem Roman...
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Im Bereich der kostenlosen Bücher gibt es auch eine Reihe von esoterischen Büchern, die kurz umsonst angeboten werden, dann aber zu ordentlichen Preisen verkauft werden. Immer neugierig habe ich mir im Laufe der Zeit Einiges (weitgehend noch ungelesen) angesammelt, von der Kabbala bis zur Einführung in die Magie. Hier nun einmal eines der Fundstücke, ein vor allem wegen seiner Tarot-Bücher bekannter "Hochgradfreimaurer" (wie man bei Amazon liest, was immer das auch ist). Gestorben ist er auf der Flucht vor den Nazis 1943. Das Buch ist im Moment kostenlos herunterzuladen.
Heilende Hände: Der Weg zum wahren Heiler [Kindle Edition]
Oswald Wirth (Autor), Robert B. Osten (Herausgeber)Als ebenso neugieriger Begleiter des Lebenswegs der unglücklichen Prinzessin Diana war mir die Vorstellung nicht unvertraut, man könne durch das Auflegen der Hände heilen. Was Diana als königliche Gabe empfand, einem (mittel)alte(rliche)n Glauben folgend, ist bei Wirth eine Fähigkeit eines jeden Menschen. Allerdings muss er sich von dem verderblichen Verstand befreien
ZitatWenn uralte Sagen berichten, dass unseren ersten Voreltern die Kenntnis aller Dinge eingeboren war, so spielen sie ohne Zweifel auf verloren gegangene Vorrechte der ersten Menschen an.
Ursprünglich ist der menschliche Geist frei von dem Joch irgendeines Vorurteils, irgendeiner vorgefassten Idee. Seine Unabhängigkeit ist vollkommen, und nichts hindert ihn daran, sich frei in der Wahrheit zurechtzufinden.Hat man dieses Portal durchschritten (wie unähnlich freimaurerischen Gedanken der Aufklärung der Gedankengang doch ist) dann wird man frei mit der Wahrheit umgehen können Denn ...
ZitatDas bedeutet nichts Geringeres, als dass der Mensch in seiner angeborenen Unbefangenheit und Reinheit von Natur ein Wahrsager oder Seher ist. Er redet nicht viel, doch was er redet und rät, ist richtig.
Wie konnte nur diese Fähigkeit verloren gehen?
ZitatDiese Schleier nun, das sind die Formen, in die der Verstand die über alle Form erhabene göttliche Wahrheit kleidet! Und so verbirgt sich die Wahrheit, sobald der Verstand zu arbeiten beginnt.
Und wie kann man sie wieder erlangen?
ZitatDas ganze Geheimnis besteht darin, dass wir uns von den mangelhaften Gewohnheiten, welche unser Verstand uns aufgezwungen hatte, wieder freimachen.
"Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen."Dass jemand, der offensichtlich (theologisch gesehen) die Erbsünde leugnet, dann hier das Neue Testament zitiert (damals konnte man das noch ohne Quellenangabe machen), entbehrt nicht der Komik.
Am häufigsten wird von denjenigen die "unschuldige Kinderseele" referiert, die sich - meiner Erfahrung nach - am wenigsten bei Kindern auskennen. Das gilt auch für eine andere (kostenlose) Anschaffung
Der Westen. Ein Nachruf [Kindle Edition]
Andreas Müller (Autor), Daniel Focke (Illustrator)Auch hier möchte uns der Autor aus einer babylonischen Gefangenschaft heimführen - diesmal aus der der Moderne, bzw. der modernen Kunst, mit dem sich sein erstes Kapitel beschäftigt. Und auch hier werden Kinder als Argumentationsersatz missbraucht
- zu Beuys: Acer platanoides (1945) "Ein Dreijähriger könnte es innerhalb von fünf Sekunden entwerfen (Location 226)
- Beuys: Roses (1952) "Dreijährige können so etwas nicht, da muss man schon wenigstens vier Jahre alt sein, um ein derartiges Meisterwerk erschaffen zu können" (Location 226)
- Beuys: Kunst Halle (1981) "Ein Fünfjähriger sollte es wohl schaffen" (Location 235)Im Fortgang der Gedanken findet man
ZitatPostmoderne Kunst ist eine Weiterentwicklung von marxistischen Ideen. [...]
Postmoderne Kunst und Philosophie richten sich also gegen Rassismus, Kapitalismus und gegen die angebliche Unterdrückung der Frauen.
(Location 265).Ich will zum Ende nicht verschweigen, wo dieser Autor seine Quelle des Lichts sieht: in Ayn Rand, deren Werk (nach Wikipedia) von der Fachliteratur ignoriert, von großem Einfluss auf die amerikanische Politik ist. Doch das ist ein anderes (wenn auch kein weites) Feld.
Liebe Grüße Peter
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:faint:
Nun ja: der Verstand als Quelle allen Übels... das hat eine lange (eine sehr lange) Tradition. Der ganze Trouble mit der Menschheit beginnt schließlich damit, daß irgendwelche Leute frecherweise den Naturzustand verlassen und vom Baum der Erkenntnis essen. Und sind nicht selig die Armen im Geiste? Augustinus und der Knabe mit der Muschel? Was schreibt Rousseau über Vernunft und Naturzustand? Und schließlich: ist es nicht eine erwiesene Tatsache, daß das "uralte Wissen" "uralter Bäuerinnen" deutlich mehr Gewicht hat, als das der gesamten Fachwelt zusammen? Sofern letzteres überhaupt irgend ein Gewicht hat.
Wer GLAUBEN soll, darf nicht WISSEN. Oder nur das, was ihn manche glauben machen wollen. War schon immer so.
(jetzt wäre ich fast gallig geworden...)
Es drängt mich, zu belegen, daß die schreibende Welt nicht überwiegend aus offenkundigen Idioten besteht. Zu diesen gehört der von mir über alles geschätzte Voltaire nicht, den es ebenfalls kostenlos für Kindle gibt:
kleine Leseprobe, als Antwort auf den oben rezensierten Oswald Hirth; bereits Voltaire war das Problem wohl nicht unbekannt:
ZitatDer Philosoph in Verlegenheit: Aus der Geschichte eines guten Brahmanen
Auf meinen Reisen traf ich einen alten Brahmanen, einen weisen, geistvollen und sehr gelehrten Mann; außerdem war er reich und folglich nur um so mehr weise; denn, da er alles hatte, was er brauchte, so hatte er nicht nötig, irgend jemand zu täuschen. Sein Haushalt war sehr gut geleitet von drei schönen Frauen, deren einziges Streben war, ihm zu gefallen; und wenn er sich nicht mit seinen Frauen dem Vergnügen hingab, so brachte er seine Zeit mit Philosophieren zu.
Neben seinem Haus, das schön, reich geschmückt und von entzückenden Gärten umgeben war, lebte eine alte strenggläubige und ziemlich arme Hindufrau.
Eines Tages sagte der Brahmane zu mir: Ich wollte, ich wäre nie geboren. Ich fragte ihn: Warum? Er antwortete: Nun studiere ich seit vierzig Jahren - es sind vierzig verlorene Jahre; ich lehre die andern, und ich weiß nichts; dieser Zustand ist für mich so demütigend, so anwidernd, daß mir das Leben unerträglich ist. Ich bin geboren und ich lebe in der Zeit, und ich weiß nicht, was die Zeit ist; ich finde mich in einem Punkte zwischen zwei Ewigkeiten, wie unsere Weisen sagen, und ich habe keine Vorstellung von einer Ewigkeit; ich bestehe aus Stoff und ich denke; und ich habe mir nie deutlich machen können, was das Denken hervorbringt; ich weiß nicht, ob mein Verstand eine einfache Fähigkeit in mir ist, gleich der Fähigkeit des Gehens, des Verdauens, oder ob ich mit meinem Kopf denke, wie ich mit meinen Händen greife. Nicht bloß die Grundursache des Denkens ist mir unbekannt; die Grundursache meiner Bewegungen ist mir gerade so verborgen; ich weiß nicht, warum ich existiere. Und doch stellt man mir täglich Fragen über diese Probleme. Ich muß antworten; ich habe nichts Rechtes zu sagen; ich rede viel; und wenn ich geredet habe, so stehe ich da mit dummem Kopf und schäme mich vor mir selbst.
Noch schlimmer wird es, wenn man mich fragt, ob Brahma von Wischnu hervorgebracht wurde oder ob sie alle beide ewig sind. Gott ist mein Zeuge, daß ich keine Ahnung davon habe, und das merkt man wohl an meinen Antworten. Ah! Ehrwürdiger Vater, sagt man zu mir; belehren Sie uns doch, wie es kommt, daß die Erde so von Übeln überschwemmt ist. Ich bin geradeso in Verlegenheit wie die Fragesteller; ich sage ihnen manchmal, es sei alles aufs beste eingerichtet. Aber diejenigen, die der Krieg zugrunde gerichtet und verstümmelt hat, wollen mir das nicht aufs Wort glauben, und ich glaube es auch nicht. Dann mache ich mich wieder nach Hause, niedergedrückt von meinem Wissensdrang und von meiner Unwissenheit. Ich lese unsere alten Bücher, dadurch wird alles nur dunkler.
Ich redete mit meinen Kollegen: die einen sagen, man solle das Leben genießen und die Menschen zum besten haben; die andern glauben, sie wissen etwas und verlieren sich in allen möglichen Schwärmereien; mein Unbehagen wird so nur größer. Manchmal bin ich nahe daran, in Verzweiflung zu versinken, wenn ich bedenke, daß ich nach allem Forschen nicht weiß, woher ich komme, was ich bin, wohin ich gehe, was aus mir werden wird.
Der gute Mann tat mir wirklich leid. Es gab keinen vernünftigeren, ehrlicheren Menschen als ihn. Es kam mir vor, als ob er um so unglücklicher wäre, je heller sein Verstand und je wärmer sein Herz beschaffen war. An demselben Tag sah ich die alte Frau aus seiner Nachbarschaft. Ich fragte sie, ob sie jemals darüber betrübt gewesen sei, daß sie nicht wisse, wie ihre Seele beschaffen sei. Sie verstand nicht einmal meine Frage. Nie hatte sie auch nur einen einzigen Augenblick ihres Lebens über ein einziges der Probleme nachgedacht, die den guten Brahmanen so quälten. Sie glaubte von ganzem Herzen an die Verwandlungen Wischnus, und wenn sie manchmal etwas Gangeswasser bekommen konnte, sich damit zu waschen, so dünkte sie sich die glücklichste der Frauen.
Unter dem tiefen Eindruck, den mir das Glück dieses armen Wesens machte, ging ich wieder zu meinem Philosophen und sagte zu ihm: Schämen Sie sich nicht, daß Sie so unglücklich sind, während Ihrem Haus gegenüber ein alter Automat, der gar nichts denkt, ganz vergnügt dahinlebt? Sie haben recht, war seine Antwort, ich habe mir hundertmal gesagt, ich wäre glücklich, wenn ich so dumm wäre wie meine Nachbarin; und doch möchte ich kein solches Glück.
Diese Antwort meines Brahmanen machte mir einen tieferen Eindruck als alles übrige. Ich ging mit mir zu Rate und erkannte, daß ich in der Tat nicht glücklich sein wollte um den Preis, ein Dummkopf zu sein. Ich legte diese Frage Philosophen vor; sie waren auch meiner Ansicht. Und doch, sagte ich, steckt in dieser Denkweise ein Widerspruch, daß man rasend werden möchte; denn um was handelt es sich denn im Grunde? Doch darum, glücklich zu sein. Was macht es da aus, ob man Geist hat oder dumm ist? Ja noch mehr; wer zufrieden ist mit seinem Dasein, der ist sicher, daß er zufrieden ist; wer nachdenkt, der weiß nicht so ganz sicher, ob er recht nachdenkt. Es ist also klar, sagte ich, man müßte sich eigentlich das Los wünschen, des gesunden Menschenverstandes bar zu sein, wenn wir durch diesen gesunden Menschenverstand auch nur ein klein bißchen unglücklich werden.
Jedermann war meiner Ansicht, und doch fand ich niemand, der den Handel gerne hätte eingehen wollen, ein Dummkopf zu werden, um es dafür behaglich zu haben. Daraus schloß ich, daß wir, wenn wir Wert aufs Glück legen, die Vernunft doch noch mehr schätzen.
Aber nach weiterem Nachdenken scheint es mir, daß diese Bevorzugung der Vernunft vor dem Glück doch etwas recht Sinnloses ist. Wie kann man diesen Widerspruch sich zurechtlegen? Wie alle anderen. Es läßt sich viel darüber sagen. -
Ich ging mit mir zu Rate und erkannte, daß ich in der Tat nicht glücklich sein wollte um den Preis, ein Dummkopf zu sein.
Schön gesprochen von Voltaire... :angel:Wenn man Erkenntnis haben will, muß man halt auch dafür einen Preis zahlen. Nichts ist umsonst.
jd
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Nichts ist umsonst.
aber manches kostenlos... :klatsch: -
aber manches kostenlos... :klatsch:und für nur 1,79 bekommt man den Voltaire komplett auf Französisch
Nicht umsonst, aber fast ... Dafür kommentiert und mit einer gut benutzbaren Navigation ausgerüstet. Das obige Zitat findet man Location 4409
Je rencontrai, dans mes voyages, un vieux brahmin etc. ... ein schönes, gut lesbares Französisch.Liebe Grüße Peter
Ein eiliger Nachtrag. Bei dem von Bustopher angegebenem Auswahlband findet man doch tatsächlich
ZitatAmazon Bestseller-Rang: #848 Kostenfrei in Kindle-Shop (Siehe Top 100 - Kostenfrei in Kindle-Shop)
Nr. 11 in Kindle-Shop > eBooks > Esoterik
Voltaire Esoterik :mlol:
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Endlich Wichtig - Tagebuch eines Tagebuchlesers [Kindle Edition]
Kurt Holle (Autor)Die bislang einzige Besprechung des (inzwischen wieder kostenpflichtigen) E-Books gibt die volle Punktzahl unter dem Titel " Ein kritischer, aber auch zynischer Blick auf die Gesellschaft" mit der einleitenden Bemerkung "Ich muss sagen, dass ich dieses Buch genossen habe." Das kann ich von mir nun gar nicht sagen - wie immer liegt es nicht zuletzt am sprachlichen Unvermögen, das dem witzig sein wollenden Autor unfreiwillige Witze beschert.
Der Autor will ein Tagebuch schreiben, denn
ZitatDu kannst einfach nur das, was du sollst: Rumliegen, nicht doof nachfragen und die Klappe halten. Wenn die Nachtigall singt hat der Frosch nicht zu quaken.
Bei all den Tagebüchern, cie es veröffentlicht gibt, ist es schwer etwas Neues schreiben zu wollen. Hier lese ich nichts Unerwartetes. Der Autor ist mit dem Tagebuch per Du, teilt ihm das Nötige mit - in einer infantilen Sprache, die er wohl als locker humoristisch ansieht. (Wie immer sind Fehler von mir sorgfältig reproduziert). Es folgt eine Kleinmädchen-Phrase
ZitatWarum schreibe ich dich, liebes Tagebuch?
Die Antwort ist nun eher kleinjungenhaft
ZitatJeder der heute etwas auf sich hält bringt ein Tagebuch heraus, veröffentlicht seine Memoiren, selbst wenn er noch nicht einmal das Grün hinter seinen Ohren abgewaschen hat und pinkelt mit den großen Hunden mit.
Die Doppelung des "mit" ist nicht der einzige Schnitzer dieser Art ...
ZitatNIcht jeder bekommt das Bein so hoch gehoben und beschränkt sich auf ein wildes scharren [!] im Staub der Geschichte, aber mit einem Tagebuch, ja, einem Tagebuch und den Memoiren, da fühlt man sich wie ein ganz Großer!
Nun wird ausgeteilt:
ZitatEgal ob die beleidigte Ehefrau eines Ex-Präsidenten, die plötzlich meint, mit einem Tagebuch mitmischen zu wollen und sich nach einmal - gegen gutes Geld versteht sich - auslässt über die Ungerechtigkeiten, die ihr in einem Palast ganz ohne Rotlicht widerfahren sind oder der ehemalige Wetterfrosch, der erst seine Geliebte flachlegt und dann das Unschuldslamm spielt.
Schlecht informiert, Darstellung auf Stammtischniveau, hämische Schadenfreude - zynisch kann ich das ganze nicht empfinden, dafür fehlt die gedankliche Schärfe. Hier wird einfach nur im Schlamm gepatscht. Ich halte aber schon mal fest, dass es einen Unterschied gibt zwischen einem privaten Tagebuch (mein liebes ...) und einem, das man veröffentlicht, wobei der Inhalt (und seine Bewertung) sich auch rechtlichen Konsequenzen stellen muss. Auch der Autor fasst zusammen
ZitatIch will auch wichtig sein, verdammt nochmal. Ich will auch mit den großen Hunden pinkeln gehen und nicht in der Masse untergehen. Ich bin doch auch Wer!
Wie gesagt - infantil. Und unter meiner Humorgrenze. Die Idee des Autors ist nun: Da er nichts Nennenswertes von seinem Leben zu erzählen hat, benutzt er nun tagebuchartige Äußerungen anderer, um sie zu kommentieren, bzw. gar Aktionen in Gang zu setzen. Den Gefallen, hier weiter ausführlich zu dokumentieren, tue ich dem Autoren nicht. Gleich am ersten Tag wird kräftig in Unappetitliches gegriffen Seine Reaktion
ZitatIch glaube, liebes Tagebuch, könntest du rot werden, du würdest jetzt in den schönsten Rot-Tönen, die die Farbpalette zu bieten hat, leuchten und mein ganzes bescheidenes Heim mit deinem Rotlicht erhellen. Du würdest vermutlich so Rot glühen, dass eine ehemalige Bundespräsidentengattin dadurch angelockt würde, da diese es versehentlich für ihren alten Arbeitsplatz hielte.
Hier wird mir so übel, dass ich die Lektüre (5 Sterne!) abbreche.Noch einmal aus der positiven Kritik
ZitatDas mag damit zusammen hängen, dass ich zynische Literatur mag, die sich selbst nicht immer ernst nimmt. Denn genau dabei handelt es sich bei diesem Buch. Ein teilweise zynischer Blick, der der Gesellschaft in vielen Bereichen den Spiegel vorhält. Teilweise sehr gut und geschickt verpackt, das [!] es auf den ersten Blick nicht immer gleich erkennbar ist.
Sollte selbst die Zyne so verkommen sein? Nein: Das Buch nimmt sich Ernst, der Autor "erhöht" sich, indem er andere in den Schmutz tritt. Die erste "Story" handelt für mich nicht ganz überraschend von einer Migrantenfamilie
Na danke ...
Liebe Grüße Peter
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Nach dem gestrigen Lesedesaster nun ein wunderbar überflüssiges Buch. Als alleinlebender Mensch hätte ich ohne die vielen Tipps nicht überlebt, die mir eine gute Freundin aus der Ferne gab. Kein Wunder, dass mich der Titel interessierte
Fundgrube - 1000 praktische Tips für die Hausfrau [Kindle Edition]
Unbekannter Verfasser (Autor)Ein Buch, so überraschend nutzlos ... Gleich der erste Tipp
Zitat1. Wäsche wird vor dem Vergilben geschützt,
wenn man sie in blauem Packpapier aufbewahrt.Die letzte Wäsche, die mit Vergilben drohte hatte, ich wohl bei der Bundeswehr. Bei dem Tipp fehlt mir also beides: vergilbende Wäsche und blaues Packpapier - in welchem Spezialitätenladen bekommt man denn das? Sehr erhellend auch dieser Tipp
ZitatZiegelstein-Fußboden wird hervorragend sauber,
wenn Sie dem Aufwaschwasser öfter etwas Salzsäure zusetzen.Nun ja, Salzsäure habe ich als Dr.Crippen-Fan natürlich sackweise im Keller stehen - aber welchen Ziegelstein-Fußboden kann ich damit säubern?
Auch so ein guter Tipp für den Hobbychemiker
Zitat10. Papier wird unverbrennbar,
wenn Sie es mit einer Lösung wolframsaurer Soda tränken.Einen Wolfram kenne ich, irgendwie flüstert mir das Gedächtnis zu, dass es in Glühbirnen mal Wolframfäden gegeben hat - aber wolframsaure Soda? Ob meine Großmutter damit noch etwas hätte anfangen können? Vielleicht ist das ein Tipp für Sprinkleranlagen in Bibliotheken?
Noch zwei Tipps, dann schlage ich dieses feine Werk von Kuriositäten zu
Zitat14. Gegen Schnupfen
hilft das Einziehen einiger Tropfen Glyzerin in die Nase15. Feuchte Schuhe und Stiefel werden sehr schnell trocken,
wenn man sie mit heißer Kleie oder heißen Erbsen füllt.... gekochte oder ungekochte Erbsen?
Ach, dann doch noch eine Zugabe
Zitat18. Wer es noch nicht weiß - Kühlen ohne Eis!
Das kann man wuderbar an heißen Tagen, indem man 1 Handvoll Salz und 1 Päckchen Waschblau in einer Schüssel Wasser auflöst und die Speisen hineinstellt. Die Wirkung überrascht jeden.Also, für die Freunde gepflegter Lebenskultur - und für den Historiker (ich vermute mal, dass das Buch von Anfang des 20. Jahrhunderts stammt, ein harmloses Lesevergnügen mit vielen Überraschungen ...
Liebe Grüße Peter
(das Buch steht übrigens permanent in der Bestenliste. Da schaut wohl niemand in die Vorschau. Nun ja, dem geschenkten ...) -
Auch so ein guter Tipp für den Hobbychemiker
Einen Wolfram kenne ich, irgendwie flüstert mir das Gedächtnis zu, dass es in Glühbirnen mal Wolframfäden gegeben hat - aber wolframsaure Soda? Ob meine Großmutter damit noch etwas hätte anfangen können? Vielleicht ist das ein Tipp für Sprinkleranlagen in Bibliotheken?
Heute heißt das "Natriumwolframat" oder neubairisch "Sodium tungstate"...http://de.wikipedia.org/wiki/Natriumwolframat
Und die Großmutter hat damit vermutlich auch nix anfangen können, sofern sie keinen einschlägigen Laborberuf hatte...
Aber unabhängig von der vorliegenden Kindle-Publikation: Geschätzte 98% derartiger "Haushaltstipps", für die es auch in Papier einen ziemlich großes Angebot gibt, sind bei näherem Hinsehen eher in die Kategorie "rituelle Handlung" einzuordnen...
Bei der HCl als Reinigungsmittel für "Ziegelböden" steht hoffentlich auch noch, in welchen Konzentration das Zeug verwendet wird (rauchend? Homöopathisch?), der Disclaimer, daß man dabei Schutzbrille und Gummihandschuhe tragen sollte, den Kontakt mit Haut und Schleimhäuten vermeiden, im allfälligen Schadensfall das Ganze mit viel Wasser wäscht, es auf Marmor und Eisen Flecken bis Löcher hinterläßt, man es besser nicht in einen Zinkeimer füllt, und überhaupt sind für HCl und Wolframat hoffentlich die H- und P-Sätze angegeben... ;+)
und bei der Suche nach Wäscheblau hilft Partner Amazon...
http://www.amazon.de/w%C3%A4sc…aps%2Ck%3AW%C3%A4scheblau -
Gewalt und Sex sind allgemein vertraute Begleiter unserer Gegenwart - wie sollte es in literarischen Produktionen anders sein? Auch hier gilt: nicht das Was, das Wie macht aus, was die stoffliche Beigabe wert ist. In einem Fantasy-Roman wird es meist zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommen. Hier kann der Standpunkt des Erlebenden so sein, dass er das Geschehen verabscheut, sich ihm aber nicht entziehen kann. Es kan aber auch eine rassistische Entscheidung zur Vernichtung sein: die Gegner, nicht selten als Orks bezeichnet, müssen ausgerottet werden. Das ist leider inzwischen ein solches Gemeingut geworden, dass es einem Fan dieses Genres wahrscheinlich gar nicht mehr auffällt, worauf er sich da einlässt. in dem E-Bokk
MYTHENLAND - Die Fan-Edition 2011 [Kindle Edition]
Sascha Vennemann (Autor), Volker Ferkau (Autor)materialisiert sich der Autor in einer seiner Gestalten
ZitatIch lande also mitten im Kampfgetümmel und meine breiten Finger führen die Axt. . Blut läuft vom Axtblatt und tropft auf meine Handgelenke, die glitschig und feucht sind. Das stört mich nicht, denn es gehört dazu.
(Location 678)Und das eben ist eine Haltung, die ich also protofaschistisch bezeichnen würde. Die Begeisterung gehört auch dazu
ZitatIch reiße die Axt zu mir und brülle begeistert: "Verfluchter, du hättest im Norden bleiben sollen!"
In der Folge korrgiert sich der Autor leicht, indem er auch ein "befremdliches" Gefühl konstatiert, wenn man jemanden tötet
Zitatbesonders, wenn es auf so grausame Weise geschieht, denn der Barbar stolpert zurück, sein Gesicht verzerrt sich und aus seiner Leibesmitte schnellen Innereien, Gedärme schlängeln sichan den Beinen herab und wickeln sich um die Schenkel des Stürzenden.
... und damit entpuppt sich das "Befremdliche" doch in einer spekulativen Schilderung nur als Vorwand, durch eine genauere Beschreibung Lust an dem Vorgang zu wecken - oder Ekel, der sich der Lust beimengt, aber nicht etwa Achtung des Gegners. Wie schief das ganze ist, zeigt die Fortsetzung
ZitatEs stinkt nach Blut und anderem, ein Geruch, den du nie vergisst, genauso wenig wie die Augen, in denen du nur noch das Weiße siehst und wie sich ein trüber Film über die Pupillen legt, während dem Sterbenden das Blut aus dem Mund sprudelt und sein Leib im letzten Todeskampf zuckt, als hättest du ihn an eine Steckdose angeschlossen.
Über das Inhumane eines solchen Textes werden wir uns hier kaum streiten. Gehen wir zum Anfang zurück: Ein Grund des Abschlachtens wird nicht angegeben. Man "landet" im Kampfgeschehen, nimmt sofort den anderen als zu vernichtenden Gegner wahr, die Rechtfertigung, man müsse töten um überleben zu können, wird noch nicht einmal gesucht, die Einzelheiten des Tötungsaktes sind interessanter als alles andere. Eine solch akribische Beschreibung ist nicht so häufig, eher der Höhepunkt eines als wichtig vorbereiteten Kampfgeschehens, hier wurde aber willkürlich in die Situation hinein gesprungen. Der "Clou" ist am Ende die Steckdosen-Metapher: Hier decouvriert sich das Ganze mE eindeutig als eine faschistische Tötungs-Fantasie. Man könnte über die schiefe Metapher lachen, wäre einem sicht so übel.
Ja, Fantasy ist eine Fantasie - und Fantasien sind so schön oder häßlich ihr Verfasser sie darstellt. Die Bandbreite der Fantasy-Literatur ist groß, stofflich wie im literarischen Rang. Ein sicherer Kompass ist mE die Frage, wie Schwarz und Weiß verteilt sind: schon bei Tolkien hat mich die Darstellung der Orks gestört. Hier handelt es sich um einen Autoren, der es durchaus versteht (im Falle von Murgun, der Herrscher der Unterwelt zB) bei einzelnen Charakteren auch differenziert zu malen. Solche sprachlichen Ausfälle wie die "Steckdose" sind bei ihm eigentlich die Ausnahme, selbst die Darstellung von Kämpfen geschieht anderswo nicht so unbedenklich wie hier - das muss man der Gerechtigkeit halber sagen. Das Rätsel ist schnell zu lösen: es handelt sich um Fan-Literatur, d.h. um Leser, die auf ihre Art und Weise Geschichten in einem vorgegebenen Rahmen hinein geschrieben haben. Immerhin hat Ferkau die Auswahl getroffen - und wo er Dinge klug in der Schwebe hielt, haben andere dann "gepatzt"
Nun dann lasse ich zum"guten" Ende Ferkau selbst noch zu Wort kommen,
Mittland - Im Schatten der Drachen: 1.350 Seiten Fantasy [Kindle Edition]
Volker Ferkau (Autor)ZitatTraurigkeit ist das Los der tiefen Seelen!, dachte Mergun und ließ sich treiben. Sie ist nicht nur das Los, sondern des Wahnsinns Amme, fügte er hinzu, was ihm ein Kichern abrang.
Wie kam es, dass er seit Tagen vermehrt die düsteren Gefilde seiner Seele beschritt? War es die seelenvolle Furcht vor den Wächtern? Waren es Bedenken, seine Kraft könne versiegen? War es Wahnsinn?
So hatte man ihn genannt, vor langer Zeit.
Ein wahnsinniger Elf sei er, hatte man gesagt.Ich breche einmal hier ab. Der Unterschied zu seinem Fan ist - so denke ich - erkennbar. Sprachlich ist der Anspruch deutlich höher als bei seinem Fan, es wird der Versuch unternommen zu differenzieren: die Spannbreite ist auf kleinem Raum der zwischen Traurigkeit und Kichern, wird allerdings durch den Passepartout "Wahnsinn" wieder verschenkt. Und man merkt man auch: wo der Autor auf "Tiefe" spekuliert, tönt es besonders hohl. Die Metapher "des Wahnsinns Amme" für Traurigkeit ist nun nicht eben überzeugend. Und dann werden so exquisite Wörter wie "Gefilde", "seelenvoll" (vor allem auch, weil in dem nächsten Satz als figura grammatica gleich auch noch die "Seele" auftaucht) hohltönend, weil ihnen kein Inhalt entspricht. Schaut man genauer hin, so wird das psychische Gemälde unstimmig - "sich treiben lassen" und "Furcht"? Das eher amtsdeutsche "Bedenken" gegenüber dem poetischen "versiegen". Das kindische "Kichern" und das "abringen"? Natürlich versteht man, was er meint, aber konzise ist es nur, wenn man schnell darüber hinweg liest. Aber was verlangt man schon von Spannungsliteratur?
Über seine Bedeutung informiert uns seine Seite bei Amazon
ZitatNeben der Fantasy (Im Schatten der Drachen, etc.) beweist er sich auch als talentierter Autor der Gegenwartsliteratur.
Tut er das?
Liebe Grüße Peter
(Kleiner Nachtrag: die interessante Folge von Ausrufezeichen und Komma ist so im zitierten Original) -
Vielleicht kann mir nochmal jemand erklären, wozu dieser Strang da ist. Damit wir Abgeklärten und Erhabenen uns über literarische Stilbrüche und Fettnäpfchen amüsieren bzw. entrüsten? Jedesmal wenn ich hier lese, beschleicht mich ein ungutes Gefühl, dass es so sein könnte. Nachlesen und überprüfen tut das hier ja sowieso niemand, oder? Na gut... zur aktuellen Literaturschelte fällt mir zumindest eine kleine Replik ein:
Zitat von Peter BrixiusEin sicherer Kompass ist mE die Frage, wie Schwarz und Weiß verteilt sind: schon bei Tolkien hat mich die Darstellung der Orks gestört.
Wenn die Schwarz-und-Weiß-Darstellung das einzige Kriterium von Fantasyliteratur ist, dann, finde ich, ist Vorsicht geboten. Ich bewerte andere Literatur ja auch nicht anhand eines einzigen Kriteriums. Ich gebe aber zu, dass die Darstellung von Gut und Böse im Fantasybereich ein wichtiges erstes Betrachtungsmerkmal darstellen kann.
Tolkiens Orks haben mich auch angeödet - auch schon mit 16 Jahren. Immerhin - es gibt im Herrn der Ringe auch ein paar etwas interessantere Charaktere (Gollum und Boromir bespielsweise). Tolkien halte ich sprachlich für recht versiert und die Geschlossenheit seiner Phantasiewelt "Middle-earth" nötigt mir hin und wieder Respekt ab. Wie sich bei ihm Handlung und Charaktere entfalten finde ich hingegen ziemlich öde.
Moderne Fantasy, mit der ich wirklich glücklich bin, kenne ich nicht gerade zuhauf. Aber vielleicht kann ich ja gerade mal eine Lanze für Ursula K. Le Guin brechen. Ich meine hier weniger ihren populären Erdsee-Zyklus, als ihre neueren locker miteinander verbundenen Romane "Gifts", "Voices" und "Powers". Es sind Romane, die sich eher an Jugendliche richten, aber das ist ja nicht gleich ein Qualitätskriterium. Diese drei Romane sind jedenfalls sehr warmherzig geschrieben (trotz hin und wieder auftretender Grausamkeiten), es geht um Probleme von Heranwachsenden in verschiedenen kulturellen Zusammenhängen. Das Aufbrechen des Gut-und-Böse-Schemas wird besonders in "Voices" und "Powers" geradezu thematisiert. Sympathisch ist auch, wie bescheiden die Handlung angelegt ist: es geht nicht darum, dass irgendwelche Helden die Welt retten. Es geht vor allem darum, wie es ein Mensch schaffen kann, ein selbstbestimmtes Leben zu führen... Vielleicht nicht gerade allerhöchste Literatur, dafür ist die Erzähltechnik ein bisschen arg konventionell - und wer unbedingt noch einen Haken finden möchte, der kann das Thematisieren von sozialen Problemen bei Le Guin eventuell auch ein bisschen als literarischen Laborversuch abtun - für mich aber ist das Fantasy, wie ich sie mir öfter wünschen würde: sie nimmt dich irgendwohin mit, aber wenn du wieder zurück bist, dann merkst du, dass sie auch eine Bedeutung für deine Gegenwart hat (und nebenbei halte ich im Science-Fiction-Bereich ihren Roman "The Dispossessed" für großartig).
Ja, die Buchcover sehen bescheuert aus...
Tharon
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Vielleicht kann mir nochmal jemand erklären, wozu dieser Strang da ist. Damit wir Abgeklärten und Erhabenen uns über literarische Stilbrüche und Fettnäpfchen amüsieren bzw. entrüsten? Jedesmal wenn ich hier lese, beschleicht mich ein ungutes Gefühl, dass es so sein könnte. Nachlesen und überprüfen tut das hier ja sowieso niemand, oder? Na gut... zur aktuellen Literaturschelte fällt mir zumindest eine kleine Replik ein:
Wenn die Schwarz-und-Weiß-Darstellung das einzige Kriterium von Fantasyliteratur ist, dann, finde ich, ist Vorsicht geboten. Ich bewerte andere Literatur ja auch nicht anhand eines einzigen Kriteriums. Ich gebe aber zu, dass die Darstellung von Gut und Böse im Fantasybereich ein wichtiges erstes Betrachtungsmerkmal darstellen kann.
Ich glaube, da sitzt Du einem Missverständnis auf. Seit ich vor weit über 40 Jahren die entsprechende Ecke bei Foyles entdeckte, bin ich begeisterter Leser von Fantasy, von William Morris und Lord Dunsany über C-S. Lewis und Lovecraft bis hin zu ihren gegenwärtigen Vertretern. wie Philip Pullman und Joanne K. Rowling (letztere habe ich - bevor die Übertragungen vorlagen - für meine Kinder beim Vorlesen übersetzt, inzwischen können sie auch selbst die englischen Originale lesen, der eine im Moment Lovecraft, der andere Canavan). Einiges aus dem Genre habe ich auch empfehlend bei Amazon besprochen. Eine Verteidigung des Genres rennt bei mir offene Türen ein. Und bei einem (ersten) Beitrag sollte man noch keine Abhandlung erwarten. Es ist eben ein weites Feld ...
In diesem Thread geht es um die Bücher, die ich umsonst für den Kindle erworben habe. Insoweit ist die mir durchaus bekannte Ursula K. Le Guin hier im falschen Thread, denn bislang ist sie mir nur bei den zwar durchaus preiswerten, aber nicht kostenlosen Büchern aufgefallen.
Du solltest bemerken, dass ich hier nicht nur Bücher verreiße, sondern schon eine ganze Anzahl empfohlen habe, auch aus dem Fantasybereich wie Meyrink und Cernacki. Es handelt sich also nicht um eine "Literaturschelte", sondern um subjektiv gefärbte Erlebnisberichte, die versuchen, ein Werturteil auch zu begründen. Nicht zuletzt gibt es auch eine Anzahl von Beiträgen zu Sachbüchern. Kriterium ist hier aber, dass man das Werk umsonst erstehen konnte, bzw. noch kann.
Vielleicht hast Du ja ein wenig zu flüchtig in diesen Thread hinein geschaut, wenn er Dir nicht passt, dann ignoriere ihn einfach.
,Übrigens: nachlesen kann es jeder, Links sind angegeben - und ich nehme gerne die Eingänge, die man auch ohne das Erstehen des Buches bei Kindle-Ausgaben einsehen kann. Im Falle der Fan-Fiction, aus der der erste Teil meines letzten Beitrages stammt: es hat mich die Darstellung der Gewalt interessiert. Wenn man auf der einen Seite über Erscheinungen des Regietheaters Empörtes liest und auf der anderen Seite solchen Darstellungen (und ich versichere, dass ich ohne große Mühe da tonnenweise nachliefern kann) begegnet, die bei einem Teil des Genres immer wieder begegnen ...
Zu den Orks - die gibt es zum Beispiel auch in
[(bei mir noch ungelesen auf dem Kindle)
einem Buch, dessen ersten Band ich recht vergnüglich (und fantasiereich) fand ... bis auf die "Untermenschen" namens Orks. Und wenn ich bei der Lektüre Magengrummeln habe, dann versuche ich auch die Ursachen zu finden - nicht zuletzt weil drei Finger immer auch auf einen selbst weisen, wenn sich der Zeigefinger auf etwas richtet,
Von William Morris gibt es eine (zwar nicht kostenlose, aber doch preiswerte) Sammlung
von Lovecraft (noch preiswerter, wenn auch nicht kostenlos)
Liebe Grüße Peter
(weder abgeklärt noch erhaben)
-
Lieber Peter Brixius,
es ist schon wahr: du hast hier in diesem Strang auch einige Bücher empfohlen. Das waren größtenteils Klassiker. Dagegen will ich absolut nichts sagen.
Was mich aber irritiert, sind die Verrisse. Und zwar nicht, weil ich die Argumente nicht nachvollziehen könnte, sondern weil mir das Bedürfnis danach nicht klar ist.Zitat von peter brixiusich denke in diesem Thread (stilkritische) Betrachtungen, Gedanken über Bücher und (vielleicht nicht immer ernsthaft gedachte) Empfehlungen für den kleinen Kreis der Kindle-Leser zu veröffentlichen und dazu einzuladen, hier mitzumachen
Es geht also um einen kleinen Kreis, in dem Textkritik und Amüsement verbreitet werden sollen. Anschauungsobjekt sind (unter anderem) ernstgemeinte Texte unbeholfener Autoren, die weitgehend kostenlos sind. Die verrissenen Texte erheben keinen Anspruch darauf, das Gute, Wahre und Schöne zu verkörpern und neben Goethe im Bücherregal einsortiert (bzw. abgespeichert) zu werden. Bei der Werkbetrachtung wird mit Analysekanonen auf Textspatzen geschossen. Und wozu? Soll ich jetzt die obskuren Früchte deines Stöberns nachlesen, um mitreden zu können? Das erwartest du nicht wirklich, oder? Ich fühle mich von diesen literarischen Exekutionen auch nicht gerade angenehm unterhalten. Und da frage ich mich eben: Was ist es, das dich hier umtreibt?
Andere Frage:
Zitat von peter brixiusWenn man auf der einen Seite über Erscheinungen des Regietheaters Empörtes liest und auf der anderen Seite solchen Darstellungen (und ich versichere, dass ich ohne große Mühe da tonnenweise nachliefern kann) begegnet, die bei einem Teil des Genres immer wieder begegnen ...
Ja, wie geht der Satz zuende? "... dann muss man sich über so ein bisschen deplaziertes Blut im Regietheater doch nicht so aufregen"? Was wird denn hier zur Messlatte gemacht und was wird daran angelegt?
Etwas ratlos,
Tharon.
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