Der Landser - Es hagelt Ritterkreuze
(diesmal bewusst ohne Verlinkung).
Als die Nachricht durch die Gazetten ging, dass "Der Landser" eingestellt werde, erinnertees mich an meine jugendliche Überzeugung, dass bestimmte Probleme biologisch gelöst werden. Damals rechnete ich darunter u.a. neben den Lodenmäntel auch die Landserhefte. Ich konnte der Neugier nicht widerstehen, bei Kindle nachzusehen, ob Hefte dieser Reihe dort erschienen sind, die Vermutung bestätigtze sich, sogar der Versuch, auf dem englischsprachigen Markt zu landen, fand sich wieder.
Nun gehörten die Landserhefte zu der Literatur, die meine Generation nicht las - mit einem solchen Machwerk erwischt zu werden, hätte etwas von gesellschaftlichen Tod gehabt, wenn man nicht - wie bei dem katholischen Index - wissenschaftliches Interesse nachweisen konnte, um entsprechend dispensiert zu werden.
Trotzdem hatte ich einige Exemplare gelesen, sie lagen in den großen zerlesenen Haufen von Groschenromanen beim Bund, denen man ausgeliefert war, wenn man Bereitschaft oder Wache schob. Was ich da aber im Zustand halber Bewusstlosigkeit las, ist mir längst entschwunden.
Nun war, schien mir, eine letzte Gelegenheit, einen Blick zurück zu werfen, wie wenig authentisch er auch sein konnte. Denn der Zahn der Zeit hat auch an die früher einmal für die Speerspitze der Rechten geschriebenen Fiktionen genagt. So viel Kritisches über den GröFaZ hätte in den 60er sicher nicht in den Heften gestanden. Ansonsten habe ich Spannungslektüre gefunden, wobei dise Spannung aus kriegerischen Geschehen, in meinem Beispiel aus dem Russlandfeldzug geschöpft wird. Waffen und militärische Gegenstände sind Anlass genauer Schilderung.
Auf den ersten Blick scheinen die erzählten Geschichten harmlos: Es wird aus der Perspektive der Deutschen erzählt, aber die Rote Armee wird nicht diskriminiert, es stellt sich das Gefühl einer Scheinobjektivität ein, die doch nahe bei dem tatsächlichen Abläufen zu liegen scheint.
Wenn man dann die Kommentare von Amazon-Lesern zur Kenntnis nimmt, wird man jäh aus den rosafarbenen Träumen gerissen, reisst sich zusammen und liest genauer. Dann wird schnell klar, dass hier in großen Stil gefälscht und gelogen wird. Eine REchtfertigung, warum man in einem fremden Land ist, dort die Leute umbringt, das Land zerstört, wird nirgends gegeben. Das Ziel ist immer ein dubioses "baldiges Ende des Krieges", der Wunschtraum, im Kreml Skat zu spielen. Die tatsächlichen sozialen Abläufe, Spannungen, Gefahren zwischen den Kameraden (interessanter sind immer die Unteroffiziere und Offiziere als die namensgebenden Landser) kommen nicht vor. Das fängt absurderweise mit dem Thema 1 an, betrifft weiter "rassische" Zugehörigkeit und politische Orientierung. Das macht die dargestellten Personen profilarm, alles drängt sich nun in eine Folge von Heldentaten, die prompt mit der Verelihung von Ritterkreuzen belohnt wird. Verletzte und Tote warden schnell und klinisch spurlos von der Spielfläche geräumt, das Personal umgehend ersetzt. Qual und Leid kommen in diesem Sinn gar nicht vor, sind allenfalls der Antrieb zu neuen Heldentaten.
Nein, meiner Neugier braucht man nicht zu folgen. Man erfährt nichts Neues im Osten, es ist eine reine Zeitverschwendung. Die Nostalgie, den Heldentaten im 2. Weltkrieg nachzuträumen, hat sich weitgehend verflüchtigt, meine ich. Bis auf die Rezensenten bei Amazon. Ob da einfach das Alter ...
Dass damit aber die kriegsverherrlichende Literatur verschwunden wäre, ist eine Illusion. Sie gibt es in vielfacher Varianz. Sie ist erschreckend moderner - und es gibt keine Ritterkreuze ...
Liebe Grüße Peter