Dem geschenkten Gaul ... Auf dem Kindle gelesen

  • Der Landser - Es hagelt Ritterkreuze

    (diesmal bewusst ohne Verlinkung).


    Als die Nachricht durch die Gazetten ging, dass "Der Landser" eingestellt werde, erinnertees mich an meine jugendliche Überzeugung, dass bestimmte Probleme biologisch gelöst werden. Damals rechnete ich darunter u.a. neben den Lodenmäntel auch die Landserhefte. Ich konnte der Neugier nicht widerstehen, bei Kindle nachzusehen, ob Hefte dieser Reihe dort erschienen sind, die Vermutung bestätigtze sich, sogar der Versuch, auf dem englischsprachigen Markt zu landen, fand sich wieder.


    Nun gehörten die Landserhefte zu der Literatur, die meine Generation nicht las - mit einem solchen Machwerk erwischt zu werden, hätte etwas von gesellschaftlichen Tod gehabt, wenn man nicht - wie bei dem katholischen Index - wissenschaftliches Interesse nachweisen konnte, um entsprechend dispensiert zu werden.


    Trotzdem hatte ich einige Exemplare gelesen, sie lagen in den großen zerlesenen Haufen von Groschenromanen beim Bund, denen man ausgeliefert war, wenn man Bereitschaft oder Wache schob. Was ich da aber im Zustand halber Bewusstlosigkeit las, ist mir längst entschwunden.


    Nun war, schien mir, eine letzte Gelegenheit, einen Blick zurück zu werfen, wie wenig authentisch er auch sein konnte. Denn der Zahn der Zeit hat auch an die früher einmal für die Speerspitze der Rechten geschriebenen Fiktionen genagt. So viel Kritisches über den GröFaZ hätte in den 60er sicher nicht in den Heften gestanden. Ansonsten habe ich Spannungslektüre gefunden, wobei dise Spannung aus kriegerischen Geschehen, in meinem Beispiel aus dem Russlandfeldzug geschöpft wird. Waffen und militärische Gegenstände sind Anlass genauer Schilderung.


    Auf den ersten Blick scheinen die erzählten Geschichten harmlos: Es wird aus der Perspektive der Deutschen erzählt, aber die Rote Armee wird nicht diskriminiert, es stellt sich das Gefühl einer Scheinobjektivität ein, die doch nahe bei dem tatsächlichen Abläufen zu liegen scheint.


    Wenn man dann die Kommentare von Amazon-Lesern zur Kenntnis nimmt, wird man jäh aus den rosafarbenen Träumen gerissen, reisst sich zusammen und liest genauer. Dann wird schnell klar, dass hier in großen Stil gefälscht und gelogen wird. Eine REchtfertigung, warum man in einem fremden Land ist, dort die Leute umbringt, das Land zerstört, wird nirgends gegeben. Das Ziel ist immer ein dubioses "baldiges Ende des Krieges", der Wunschtraum, im Kreml Skat zu spielen. Die tatsächlichen sozialen Abläufe, Spannungen, Gefahren zwischen den Kameraden (interessanter sind immer die Unteroffiziere und Offiziere als die namensgebenden Landser) kommen nicht vor. Das fängt absurderweise mit dem Thema 1 an, betrifft weiter "rassische" Zugehörigkeit und politische Orientierung. Das macht die dargestellten Personen profilarm, alles drängt sich nun in eine Folge von Heldentaten, die prompt mit der Verelihung von Ritterkreuzen belohnt wird. Verletzte und Tote warden schnell und klinisch spurlos von der Spielfläche geräumt, das Personal umgehend ersetzt. Qual und Leid kommen in diesem Sinn gar nicht vor, sind allenfalls der Antrieb zu neuen Heldentaten.



    Nein, meiner Neugier braucht man nicht zu folgen. Man erfährt nichts Neues im Osten, es ist eine reine Zeitverschwendung. Die Nostalgie, den Heldentaten im 2. Weltkrieg nachzuträumen, hat sich weitgehend verflüchtigt, meine ich. Bis auf die Rezensenten bei Amazon. Ob da einfach das Alter ...


    Dass damit aber die kriegsverherrlichende Literatur verschwunden wäre, ist eine Illusion. Sie gibt es in vielfacher Varianz. Sie ist erschreckend moderner - und es gibt keine Ritterkreuze ...


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Das ist ja kriminell

    Zu meiner Krankenhauslektüre zählte




    Hugo Friedlaender: Raub, Sex, Mord und Schuster Voigt (Krasse Strafprozesse aus dem wilhelminischen Kaiserreich) [Kindle Edition]


    Man findet Kopien und Auszüge dieser Friedlaender-Sammlung mehrfach im Internet, ist also auf diese Ausgabe nicht angewiesen. Ich habe sie kostenlos erworben, deshalb steht sie auch in diesem Thread. Die historischen Fälle, in der Regel mit einer wörtlichen Wiedergabe des Prozessverlaufs, faszinieren aus unterscheidliechen Gründen. Der Teil, an dem ich ein wenig hängen blieb, spielte in Aachen, im Alexianerkloster, gleichzeitig eine private Irrenanstalt. Da wurde ein schottischer Geistlicher nach einem Alkoholexzess als Trunksüchtiger gleich auch als gemeingefährlicher Geisteskranker eingestuft, dabei auch einigen gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland schon aus der Mode gekommenen Therapieformen unterzogen, die später u.a. das Gericht beschäftigten. Man stößt mit dieser Geschichte gleich in die Historie der Psychiatrie, gerade zu einem Zeitpunkt, als sie sich professionalisierte. Dazu ist es eine Zeit, in der die Zahl der Einweisungen sprunghaft anstieg. Mit dem Fall "Mollath" im Hinterkopf (sowie mit der Schreber-Debatte, mit der ich mich mal im Studium beschäftigte) gewinnt die Broschüre doch einiges an Dimensionen. Eingewiesen hat damals ein einfacher Hausarzt, der diesen Job nebenbei erledigte, sich aber auf das Hörensagen verließ und den betreffenden Geistlichen, dem nicht zuletzt Aufmüpfigkeit vorgeworfen wurde, attestierte, irrsinnig zu sein. Leiter der Anstalt war jemand, der vor seinem geistlichen Amt Handwerker gewesen war.


    Dem schottischen Geistlichen glang übrigens nach Monaten die Flucht, Anlass des Prozesses war eine von ihm (mit-)verfasste Broschüre, gegen die sich eine Verleumdungsklage wandte. Der Prozess ging verloren, d.h. die geschilderten Vorgänge wurden vom Gericht als wahrheitsgemäß angesehen. Folgen für das Alexianer-Kloster und die Einrichtung der Irrenanstalt hatte der Prozess übrigens nicht, die Annalen der Alexianer verschweigen den Vorfall. Mehrere Reichstagsinitiativen zur reichsweiten Praxis der Einweisung scheiterten an den Ländern.


    Wie gesagt, man könnte es als einen kuriosen Fall (in einer weiteren Reihe von interessanten historischen Kriminalfällen) lesen, juckte einen doch ein Mollath nicht. Eben dieser Missbrauch wurde damals angemerkt: Dass Ehefrauen unter entsprechenden Vorwänden ihre Ehepartner hinter die Mauern einer Irrenanstalt brachten, Ehemänner ihre Frauen auch. Dabei unterschied sich die Darstellung der Devianz auch damals geschlechterspezifisch. Es war die Gewalttätigkeit des betrunkenen Forbes in der (Ausnüchterungs-)Zelle, die den Vorwand lieferte, ihn ein für alle Mal unschädlich zu machen.


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Für die Reha habe ich mir jede Menge Edgar Wallace eingepackt. Ich stieß auf ihn an einem Ort, an dem ich dies nicht unbedingt erwartete. Als ich von den 100 kostenlosen Bestsellern auf die Filter-Einstellung "Fachbücher" ging, wurde mir ein ganzer Stapel kostenloser Edgar Wallace-Romane angeboten. Da konnte ich nicht widerstehen, nicht zuletzt, weil die zwei Kindle-Bücher mit diesem Autor sich bei mir im Krankenhaus schon bewährt hatten. Dann gab es noch umsonst ein Retro-van Dusen, was mich bewog, ein nicht kostenfreies Omnibus des Originals dieser Anregung anzuschließen. Das rechte zur gerade laufenden Weltmeisterschaft im Schach. Es werden also scharfsinnige und kriminelle Tage in Bad Driburg ... ein Ostwestfalenkrimi muss ich doch noch des regionalen Anreizes wegen aufspüren. Was wollte ich mir noch an Waffen einpacken?


    Inzwischen leider nicht mehr kostenfrei:



    da sind doch 0,99 € dafür geschenkt



    Ach ja, und der Wallace



    und, und und ...



    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Hallo, hier spricht Edgar Wallace... (für Tolino & Co.)



    Ach ja, und der Wallace

    und, und und ...
    Liebe Grüße Peter


    "http://www.mobileread.com/forums/showthread.php?t=193444



    50 Geschichten von Edgar Wallace in einem Band:


    A.S. der Unsichtbare
    The Valley of Ghosts (1922)
    Ravi Ravendro


    Das Geheimnis der gelben Narzissen
    The Daffodil Mystery (1920)
    Ravi Ravendro


    Das geheimnisvolle Haus
    The secret house (1928)
    Ravi Ravendro


    Das Gesetz der Vier
    The law of the four just men (1921)
    Ravi Ravendro


    Das Gesicht im Dunkel
    The Face in the Night (1924)
    Ravi Ravendro


    Das indische Tuch
    The Frightened Lady (1933)
    Hans Herdegen


    Das silberne Dreieck
    Again the Three (1929)
    Friedrich Pütsch


    Das Verrätertor
    The Traitor's Gate (1927)
    Ravi Ravendro


    Der Brigand
    The Brigant (1927)
    Ravi Ravendro


    Der Derbysieger
    Down Under Donovan (1918)
    Ravi Ravendro


    Der Dieb in der Nacht
    The Thief in the Night (1928)
    Hans Herdegen


    Der Doppelgänger
    Double Dean (1924)
    Ravi Ravendro


    Der Goldene Hades
    The Golden Hades (1929)
    Ravi Ravendro


    Der grüne Bogenschütze
    The Green Archer (1923)
    Ravi Ravendro


    Der leuchtende Schlüssel
    The Clue of the Silver Key (1930)
    Ravi Ravendro


    Der Lügendetektor
    The Man who Passed (1932)
    Hans Herdegen


    Der Mann im Hintergrund
    The Shadow Man (1932)
    Hans Herdegen


    Der Mann von Marokko
    The man from Morocco (1926)
    Ravi Ravendro


    Der Mann, der seinen Namen änderte
    The Man who was Nobody (1927)
    Ravi Ravendro


    Der Rächer
    The Avenger (1926)
    Ravi Ravendro


    Der Redner
    The Orator (1928)
    Ravi Ravendro


    Der Teufel von Tidal Basin
    White Face (1930)
    Ravi Ravendro


    Der unheimliche Mönch
    The Terror (1929)
    Hans Herdegen


    Der viereckige Smaragd
    The Square Emerald (1926)
    Ravi Ravendro


    Die Abenteuerin
    Four Square Jane (1929)
    Ravi Ravendro


    Die Bande des Schreckens
    The Terrible People (1926)
    Ravi Ravendro


    Die blaue Hand
    The blue Hand (1925)
    Ravi Ravendro


    Die drei von Cordova
    The just men of Cordova (1917)
    Ravi Ravendro


    Die gefiederte Schlange
    The Feathered Serpent (1927)
    Ravi Ravendro


    Die gelbe Schlange
    The Yellow Snake (1926)
    Ravi Ravendro


    Die Gräfin von Ascot
    The Lady of Ascot (1930)
    Ravi Ravendro


    Die Millionengeschichte
    The Million Dollar Story (1926)
    Hans Herdegen


    Die Schatzkammer
    The Treasure House (1925)
    Ravi Ravendro


    Die Schuld des Anderen
    A Debt Discharged (1916)
    Ravi Ravendro


    Die seltsame Gräfin
    The Strange Countess (1925)
    Ravi Ravendro


    Die toten Augen von London
    The Dark Eyes of London (1924)
    Fritz Pütsch


    Ein gerissener Kerl
    The Twister (1928)
    Alfred Schirokauer


    Feuer im Schloß
    The coat of arms (1931)
    Ravi Ravendro


    Gangster in London
    When the gangs came to London (1932)
    Ravi Ravendro


    Geheimagent Nr. 6
    Number Six (1927)
    Ravi Ravendro


    Großfuß
    Bigfoot (1927)
    Ravi Ravendro


    Hands up!
    The Gunner (1928)
    Friedrich Pütsch


    Hüter des Friedens
    The Keepers of the Kings Peace (1917)
    Ravi Ravendro


    In den Tod geschickt
    On The Spot (1931)
    Ravi Ravendro


    Klub der Vier
    The Big Four (1929)
    Hans Herdegen


    Kriminalgeschichten
    Englischer Titel unbekannt
    Ravi Ravendro


    Louba der Spieler
    Flat Two (1927)
    Carl Wehner


    Mary Ferrera spielt System
    We shall see (1926)
    Ravi Ravendro


    Neues vom Hexer
    Again the Ringer (1929)
    Friedrich Pütsch


    Penelope von der ›Polyantha‹
    Penelope of the ›Polyantha‹ (1926)
    Ravi Ravendro


    Töchter der Nacht
    The Daughters of the Night (1925)
    Ravi Ravendro


    Turfschwindel
    The Green Ribbon (1929)
    Ravi Ravendro


    Überfallkommando
    The Flying Squad (1928)
    Ravi Ravendro


    Verdammte Konkurrenz
    Barbara on her own (1926)
    Ravi Ravendro


    Das epub - Format lässt sich einfach mit dem Programm Calibre in mobi umwandeln.


    Ich möchte noch auf diesen Link hinweisen:
    "http://www.mobileread.com/forums/showthread.php?t=31130&page=132 , bzw. "http://www.mobileread.com/forums/showthread.php?t=31130
    Hier findet die Leseratte massenhaft gemeinfreie Literatur. Dazu wurden diese e-books von Enthusiasten besser aufbereitet als die kostenfreien bei Amazon.



    Gruß
    Josquin

  • Danke für den Tipp, Josquin. Hab mich da gerade ein bisschen durch dieses Forum dort geklickt - die ständig aktualisierte Auflistung der von dort aus verfügbaren Ebooks (natürlich mit Direktlinks) findet sich hier: "http://wiki.mobileread.com/wiki/Free_eBooks/de/ebooks-de.
    Das ist wirklich eine üppige Quelle.

  • Als aktiver Kindlieri (Kindleur? Kindler? Kindlat?) der ersten Stunde [1] und praktizierender Sparfuchs [2] erlaube ich mir, auf die formidable Eignung des amazon'schen Lesebrettchens als kostenlose Tageszeitung und Magazin-Kiosk hinzuweisen: Kindle & Co. werden erst in Verbindung mit dem genialen PC-Programm "calibre" [3] zum omnipotenten Buch- und Bibliotheksersatz, aber alle Aspekte will ich an dieser Stelle gar nicht vertiefen. Hier geht es mir primär um den Hinweis, daß calibre dank (einer Unzahl mitgelieferter) Skripte (genannt "Recipes" = "Rezepte") in der Lage ist, die RSS-Feeds beliebiger Websites in kindle-gerechte "Zeitungen" zu konvertieren und die dann drahtlos via WLAN auf den grauen Kumpanen zu "beamen".


    Zur Verdeutlichung sei nachfolgend mein eigenes Einsatz-Szenarium geschildert: Täglich zur festgelegten Uhrzeit beginnt calibre auf meinem PC die freien RSS-Feeds von ZEIT Online, FAZ.NET, Süddeutsche.de, nordbayern.de und noch ein paar andern Portalen zu saugen, von störendem Drumherum zu befreien und hernach als "Kindle-Zeitungen" per eMail und WLAN an die Kindleleins in meinem und befreundeten Haushalten auszuliefern. Screenshots sind unter [1] zu sehen. Händisches zu tun gibt es dabei übrigens nicht. Wenn ich urlaubsbedingt auswärts weile, läuft calibre auf dem Rechner einer daheimgebliebenen Freundin und sorgt dafür, daß ich auch in fernen Landen mit tagesaktuellem Lesestoff aus der Heimat versorgt werde. Neue Ausgaben "verdrängen" übrigens die älteren in einen eigenen Ordner, wo sie noch eine Weile aufbewahrt werden, bevor in der 7. Generation die automatische Löschung erfolgt. Sehr kommod auch das!


    Ich möchte diese Art der täglichen Pendler-Lektüre nicht mehr missen: Sport interessiert mich beispielsweise wenig, dafür habe ich mindestens drei gute Feuilletons zu lesen und kann mich gelegentlich über diametral gegensätzliche Besprechungen des gleichen Kultur-Events amüsieren. Nicht verschweigen sollte man freilich, daß die Inhalte der freien Feeds in der Regel nicht identisch sind mit denen der kostenpflichtigen Ausgaben (logisch), aber der Verzicht auf die Premium-Artikel fällt mir nicht allzu schwer: Mein für die tägliche Lektüre verfügbares Zeitbudget reicht ja zum Rezipieren der kostenlosen Inhalte meines Interessensspektrums schon nicht aus, was sollte ich da mit einer noch größeren virtuellen Halde...


    Beste Grüße,
    Ralph



    [1] vgl. "http://www.zonebattler.net/2011/05/08/das-kindle-am-manne/"
    [2] siehe "http://www.zonebattler.net/?s=Den+Euro+umgedreht"
    [3] "http://calibre-ebook.com/"

    »Toren wir, auf Lind'rung da zu hoffen, wo einzig Heilung lindert!« (Gurnemanz)

  • Es war der Titel, der mich (das immer noch kostenlose) Buch herunterladen ließ - was ist ein Limnologe?



    Tagebuch eines Limnologen. Eine Autobiographie von Prof. Dr. Vincenz Brehm


    Noch stecke ich in der Lektüre. Einige der Koordinaten im Lebensweg habe ich schon ausgemacht, die Herkunft aus Tirol, den Schul- und Universitätsbetrieb in Österreich, die naturwissenschaftliche Begabung und ihre zunehmende Ausprägung, Konservatismus und Distanz zum Hitlerismus (wird zeitlich vorgreifend ausgedrückt). Noch bin ich im Jahre Anno [190]7, im Juli, bei einer Exkursion zum Obersee, wo Linz an Stifter erinnert und an Hermann von Gilm, dem unvergleichliche[n] Lyriker. Betört von einem vergangenen Abglanz erschrickt man dann durch die folgenden Zeilen


    Zitat

    Jetzt geht die Fahrt aber weiter, und zwar in der interessanten Gesellschaft eines Brautpaares, das für die Vererbungstheoretiker wertvolles Bastardierungs-Material zwischen einem Chinesen und einer Ybbser Bürgertochter in Aussicht stellt. (Laut Meldung der "Bohemia" hat dann die Trauung des Paares in Wien tatsächlich stattgefunden - die Gelbe Gefahr innerhalb der Mauern Wiens! So wahren die Völker Europas ihre heiligsten Güter! Unwillkürlich stelle ich Vergleiche an zwischen diesem Brautzug und jenem Zug der Nibelungen, der auch ins Verderben führte.) [Pos. 1232]


    Wie weltoffen war da Lehár mit seinem "Land des Lächelns"! Das Bedrückende des Zitats liegt darin begründet, dass hier ein Biologe den Untergang des Abendlandes gleich aus einer einzelnen Ehe prognostiziert. Dazu der grobe, durch seine wissenschaftliche Abstraktion nicht besser gewordene Ausdruck des "Bastards", womit das zu erwartende Produkt der Ehe gemeint sein wird. Plötzlich steht man in einer teils kuriosen, teils unterhaltsamen Lektüre vor einem schwindelnden Abgrund.


    Von Gilm stammt übrigens u.a. der Text zu "Allerseelen" von Richard Strauss, der den Dichter schätzte. Heute überlebt er dank des Komponisten.


    Was mich ergötzt? Nun etwa


    Zitat

    Zu den erregendsten Unzulänglichkeiten unserer Verpfleg[ung]sstätte im Seehof gehört für zarter Besaitete unstreitig das Heer von Ohrwürmern, die auf Tischen und an Wänden auf und nieder eilen und von denen an windigen Tagen große Mengen von den Bäumen herab ins Essen fallen. Mag Freund Krätschmar [...] ihre eleganten Bewegungen noch so sehr loben - wie sie z.B. mittels ihrer Hinterleibzangen ihre Flügel kunstvoll falten, und auf zahlreiche weitere Einzelheiten hinweisen, die die Zoologie diesen Tierchen abzugewinnen das Glück hatte - den (allerdings) wenigen Damen, die uns im Café Ohrwurm (wie wir es daher nannten) Gesellschaft leisten, verursachen immer wieder Entsetzen.
    Zwar versicherte unlängst Dr. Mulley in einer galanten Anwandlung, "Damen mit so hübschen Zähnchen brauchen sich vor den Ohrwürmern nicht zu grausen" - Anlass war, dass im servierten Kaffee einige gesottene Forfikel-Leichen schwammen - "denn man beißt eben die Zähnd aufeinand, dass kein Ohrwurm durchschliefen kann, dann bleiben's vorn liegen und man kann's von Zeit zu Zeit ausspucken." Dennoch fand dieser wohlgemeinte Rat wenig Anklang; als ich gar einen solchen Kaffee - übertreibend "Ohrwurmextrakt" genannt von Prof. Fischel - seelenruhig ausschlürfte, behaupteten die Damen etwas gequälten Blickes , sie würden mich sicher ihr Lebtag in Erinnerung behalten, was ich recht schmeichelhaft finde.


    Es endet dann noch in einem humorigen Stammbuchgedicht, das der Autor den Damen aufschreibt.


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • The Devil Rides Out ist mir als Christopher Lee-Fan natürlich vertraut, als Terence Fisher-Fan ohnedies. Die imdb-Community hat den Film mit 7.0 bewertet, d.h. mehr als sehenswert. Dennis Wheatley war mir als Autor dem Namen nach bekannt, als es dieses Buch



    umsonst gab, habe ich sofort zugeschlagen. Jetzt hat sich das Buch als (rare) deutsche Übersetzung von The Devil Rides Out herausgestellt - und ist leider auch nicht mehr kostenlos zu haben. Die richtige Lektüre unter dem Weihnachtsbaum ist es für die meisten wohl nicht, ich räkele mich auf jeden Fall gemütlich im Sessel, begleite den Duke of Richleau im Kampf gegen das (absolut) Böse und um seinen Freund Aron und genieße bulgarische Weihnachtsmusik dazu - die vertreibt den Bösen. Wer den Klassiker des okkulten Romans auf Englisch haben will, den gibt es auch für den Kindle:



    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Ich habe das Buch noch kostenlos bekommen



    Was darin mE Pflichtlektüre für den an der Epoche Interessierten ist


    1. Der Hochverratsprozess gegen Bebel und Wilhelm Liebknecht in Leipzig 1872


    Ein Beispiel für das, was man Klassenjustiz nannte. Als Ergänzung dazu


    2. Gendarm Münter


    Ein Fall, der mir noch heute unter die Haut geht, auch dies kann man Klassenjustiz nennen, siehe "http://www.zeno.org/Kulturgeschichte/M/Friedl%C3%A4nder,+Hugo/Interessante+Kriminalprozesse/Der+Hochverratsproze%C3%9F+gegen+Liebknecht,+Bebel+und+Hepner2


    3. Der Mord in Konitz


    Ein Ruhmesblatt preußischer Justiz, die sich gegen den Antisemitismus einer Kleinstadt stemmt - und die reichsweite Unterstützung einer Progromstimmung


    Man findet die sehr sachlich gehaltenen Darstellungen auch anderswo kostenlos im Internet


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Erst mal einen Textausschnitt im Vorus


    Zitat

    Die Tür stand auf, die Dienerschaft hatte bereits das Frühstück bereitet. Danke, sagte ich als sie mein Gemach wieder verließ. Ich muss hier weg und zwar ganz schnell, nur wie? Zuerst brauche ich andere Kleidung, das stand fest. Mit dieser hier konnte man nicht rennen oder klettern. Meine Gedankengänge wurden durch das klopfen an der Tür je unterbrochen.


    "Herein, rief ich!" Griselle öffnete die Tür. Ich kam mir vor wie ertappt, , konnte sie Gedanken lesen? Erschrocken, sah ich sie an. Geht es euch gut sprach sie. Ja, ja. Ich möchte nur etwas bequemeres zum anziehen erklärte ich ihr, so etwas wie die Männer tragen, ein Beinkleid und ein Hemd. Ich möchte die Burg ein wenig erkunden, log ich sie an und das Kleid ist dazu nicht geeignet. Griselle sah mich mit einem Ausdruck des Erstaunens an, nickt dann aber nur mit dem Kopf.


    Ja, die arme Griselle, womit sollte sie dann noch nicken. Zeichensetzungs und Rechtschreibefehler (je meinte "jäh") machen die Lektüre des Buches nicht leicht.



    elvira kilian schreibt sich bescheiden ganz klein, fordert aber einiges an Nachvollziehung vom Leser. Die Story brachte bis dahin einen gut gestrickten Sprung in eine andere Welt, in eine fremde Vergangenheit. Nur sind der Autorin hin und wieder die Textbausteine durcheinander geraten, so dass sie unmotiviert und unvariiert wiederholt wurden. Sie schreibt, wie sie spricht, was ja durchaus belebend sein kann. Hin und wieder allerdings mehr verwirrend. Hier baut sie den ersten Knick ein, statt in der Königsburg zu bleiben, in der man sie dank ihres Amuletts mit großem Pomp aufgenommen hat, macht sie sich auf die Socken. In der Eile stören Kommata und Zeitenfolge, auch die Groß- und Kleinschreibung. Wer also die Fantasy-Geschichte lesen will, muss über vielerlei weglesen. Ich fürchte, lange werde ich sie auf ihrem Weg nicht mehr begleiten, denn der Ursprungseinfall bekommt zunehmend Risse. Dann spinne ich die Geschichte lieber in einem LG fort.


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Mit Recht vermutet man, dass sich "einsam" auf den Protagonisten der Handlung bezieht, gleich am Ende des zweiten Abschnitts wird man bestätigt - er musste "Kummer hinunterspülen"..

    Lies nach bei Schiller:

    Zitat

    Er erreichte verzweifelnd Amsterdam; dort warf ihn ein hitziges Fieber auf ein gefährliches Lager.

    Eine großmütige Handlung aus der neuesten Geschichte - wird's auch am Kindel gratis geben.
    :vv:

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Eine en passant-Lektüre



    Aber wer liest nicht hin und wieder gern "vergnügliche Kurzgeschichten aus dem Leben einer Hausfrau und Mutter.". Nun hat sich die liebenswerte Dame aus Anlass eines leichten Durchhänger (ausgerechnet) bei Ebay auf die Such nach "einem neuen Leben" begeben. "Leben" war das Suchwort - und das spülte denn auch so einiges wenig Überraschendes auf den Monitor. Aber dann wurde mein Humor doch auf eine derbe Probe gestellt


    Zitat

    Ich scrollte vorbei an Goethes Leben (meine Freundin war dagegen, weil der sächselte, ein Lüstling war und Sex mit Christiane Vulpius hatte. Stimmt schon, es gibt Grenzen ...)


    Gerade Vergnügliches sollte der Präzision nicht entbehren - hier machte aber Halbbildung, um meinen Wolferl zu zitieren, frech: Wo hatte mein Idol denn sein Hessisch gelassen, das uns noch im Faust diesen genialen Reim (Ach neige / du Schmerzensreiche) bescherte? Goethe und Sächseln? Weil er für eine Zeit in Weimar residierte? O sancta simplicitas! Mit dem Staatsmann Goethe hatte ich so meine Beschwerden - mit dem Liebhaber aber nie ("Mir schlug das Herz, geschwind zu Pferde" bis ins West-Östliche hinein) - und das Verhältnis zu Christiane auf Sex zu reduzieren braucht es schon einen deutlichen Mangel an Gehirnmasse. Da tröstete mich die Fortsetzung


    Zitat

    dann an Schillers Leben ("... langweilig!")


    In der Jugend wohl nicht "Der Rebell und der Herzog" gelesen? O may, Schillers Leben als langweilig zu charakterisieren, heißt, von dem Feuergeist auch nicht die Spur einer Ahnung zu haben. Da mag uns heute sein Pathos interpretationsnotwendig sein, aber ... sächselte der nun auch, der Schwabe :D ? Wie bringt man nun eine solche Volte zu einem guten Ende?


    Zitat

    und landete bei "Leben mit Schizophrenie".


    OK mit Aplomb zugeschlagen. Ich habe das Werk wenigstens für 0 € erworben.


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Ein faszinierendes Buch, durch das ich mich in aller Sorgfalt lese



    Eine Dissertation, dazu auch nicht ganz mein Fach, was sollte einen dazu bewegen, ein (inzwischen auch nicht mehr kostenloses) Buch über das Fach "Geographie" an der Schule in einem bestimmten Zeitraum zu lesen. Wie bei dem Paullini war es mehr der Zufall, dass ich mir das Buch herunterlud. In die wissenschaftliche Diktion muss man sich einlesen, wenn sie einem nicht so vertraut ist. Aber dann eröffnet sich einem ein ungeheures Panoptikum. Dass dieses Buch nur vier Sterne hat, ist für mich unerklärlich, wird auch von dem (einzigen) Rezensenten nicht geklärt, der wohl zufrieden ist, aber den Grund seines Punktabzuges nicht nennt.


    Hier kann man am Exempel eines Schulfaches erleben, was es heißt, von einem demokratischen Bildungsziel zu einem nationalsozialistischen Erziehungsziel umzupolen. Man erlebt alte Kämpfer, aber auch die vielen "Märzgefallenen" - und die wenigen, die dagegen hielten. Die umstrittenen Kernbegriffe der Zeit werden immer wieder neu beleuchtet und erweisen ihre ideologische Dehnbarkeit. Von der barock-autoritativen strikten Ableitung "Der Führer hat gesagt, also ..." über die von unterschiedlichen (z.T. widersprechenden) Interessen geprägten Aneigungen lernt man die vielfachen Widersprüche zwischen Anforderung, wissenschaftlichen Stand und didaktische Ausformung kennen - bis in die paramilitärischen Übungen bei Geografen-Treffen. Allgemeinpolitisch reicht der Horizont vom Versuch einer didaktischen Rückeroberung der verlorenen Kolonien zu den geopolitischen Erwägungen während des Krieges. Wie weit der Boden die Rasse, die Rasse den Boden prägt zerstiebt in der Vielzahl nicht lösbarer Einzelfragen.


    Für mich hat die Lektüre immer wieder überraschende Einsichten geboten, meinen Blick erweitert, mein Urteil geschärft. Wenn ich einen Leitgedanken herausgreifen darf, den ich mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgte, war es der Paradigmenwechsel von der Bildung des Menschen zur Erziehung zum deutschen Menschen.


    Meine nachdrückliche Empfehlung.


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Leute, fünf Sterne habe ich dafür gegeben und dazu stehe ich - und jetzt ist es gerade umsonst zu haben



    Ich zitiere mich noch einmal


    Zitat

    Ein Buch, das schnell gefangen nimmt und nicht mehr loslässt. Die Geschichte eines SS-Schergen, der am Ende des Krieges einen Juden im KZ ermordet, um seine Identität anzunehmen. Er ist erfolgreich in der frühen BRD, dann in den USA und zuletzt in Israel, bis ihn durch einen Erpresserbrief die Vergangenheit einholt. Noch einmal plant er einen kaltblütigen Mord, aber die Glückssträhne ist zu Ende. Doch bis zum Finale wird immer noch viel Zeit vergehen - und die präzise erzählte Geschichte wird so ausgebreitet, dass man immer wieder auf der Hut sein muss, Sympathien für den erfolgreichen Mörder zu entwickeln. Der wirtschaftliche Erfolg lädt zur Identifizierung ein, Erfolg ersetzt Moral, Gelingen die Schuld. So ist die Entwicklung zum Ende auch eine, die Gefühle des Lesers decouvriert. Die Personen des Romans sind keine Pappkameraden, sie gewinne ihr Eigenleben, ihre Konturen und ihre Geschichte


    Kostet keine 5000 Taler, im Moment umsonst!


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Ich habe das Buch noch umsonst bekommen, aber der jetzige Preis ist so gering, dass ich es hier anpreisen kann



    Dudo Erny: Die Mittelmäßigen


    Das Vorwort ist recht knapp, denn die Mittelmäßigen lesen nie das Vorwort. Der folgende Artikel ist eigentlich der zentrale für das ganze Buch


    Die Mittelmäßigen kennen die Normalverteilung nicht


    Die Gaußsche Normalverteilung sollte bekannt sein, sollte ... Was sagt sie? Dass weit über 50% der Betroffenen zum Mittelmaß gehören. Selbst wenn wir in einer Hinsicht (sagen wir der Körpergröße) in die Außenbezirke der Normalverteilung gehören, so gehören wir doch mit den restlichen 90% ins Mittelmaß. Den Vorwurf der Mittelmäßigkeit als beleidigend zu nehmen, ist deshalb ein gutes Beispiel mangelnder Reflexion - ersetzte ich das Wort "Mittelmaß" durch "normal", kämen sich sogar die mittelmäßig Sprachbegabten seltsam vor, sich davon zu distanzieren.


    Das Büchlein ist deshalb instruktiv, weil man sich immer aufs Neue begegnet, hin und wieder entkommt man der "Glocke" (so sieht die Normalverteilung graphisch aus), aber immer wieder findet man sich eben dort wieder. Wer also irgendwo, sagen wir beim Schachspiel, nicht zum Spitzenbereich gehört, kann sich trösten: Zur Spitze dünnt sich die Zahl doch erheblich aus - und warum sollte man das schändlich finden?


    Das Buch beschäftigt sich nicht mit den Minderheiten, ob ihnen nun eine Qualität ganz abgeht oder bei ihr im besonderen Maße vorhanden ist. Allerdings weiß das Buch wie die Mittelmäßigen darauf reagieren


    Die Mittelmäßigen sind Mobber.


    Menschen, die am Rande der Normalverteilung stehen, haben ein größeres Risiko gemobbt zu werden. Die Qualität, die das Mittelmaß dabei zeigt, ist der Neid ...


    Allen ehrlich Mittelmäßigen sei die Lektüre empfohlen. Sie klärt, vor allem, sie klärt auf.


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Die Mittelmäßigen sind Mobber.
    Menschen, die am Rande der Normalverteilung stehen, haben ein größeres Risiko gemobbt zu werden. Die Qualität, die das Mittelmaß dabei zeigt, ist der Neid ...


    Mobbing, Ausgrenzung, Stigmatisierung ist sicher kein Privileg der Mittelmäßigen.


    Dass selbsternannte Eliten bereits mit dem Wort "Mittelmaß" Abgrenzung betreiben, ist sicher nicht nur ein forenspezifisches Phänomen.


    Im politischen Umfeld würde ich sogar die These wagen, dass die Hetze gegen den arrivierten Mittelstand immer wieder gerne betrieben wird, um unterhalb des Mittelmaßes Stimmen zu fangen.


    Kurz: Jeder mobbt gegen jeden. Das Bedürfnis zur identitätsstiftenden Ab- und Ausgrenzung ist tief verwurzelt. Vielleicht sind neben Identität auch Verlustängste ein Motiv.


    Gab es nicht sogar hier kaum verbrämte xenophobe Stimmen, die von Neophyten sprachen? ;+)


    Gruß
    MB


    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe


  • Kurz: Jeder mobbt gegen jeden. Das Bedürfnis zur identitätsstiftenden Ab- und Ausgrenzung ist tief verwurzelt. Vielleicht sind neben Identität auch Verlustängste ein Motiv.


    Das war gemeint, und so (all)gemein verstehe ich das auch. Erträglich wird es, auch für sich selbst, wenn es mit einem guten Schuss Selbsterkenntnis/Selbstironie verbunden ist. Darin sehe ich den (selbst)therapeutischen Sinn des Buches.


    Zitat

    Gab es nicht sogar hier kaum verbrämte xenophobe Stimmen, die von Neophyten sprachen? ;+)


    Gruß
    MB


    :wink:


    Du meinst doch nicht Neulinge :mlol:


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)


  • Aufgrund der Empfehlung habe ich mir gestern das eBook gekauft und auf meinen Kindle beamen lassen. Leider scheine ich ein Mängelexemplar erwischt zu haben, denn meines enthält wenig Preisenswürdiges, sondern nur eine - auf Dauer ermüdende - Anhäufung platter Stereotypen und verallgemeinernder Vorurteile, zusammengetragen von einem mittelmäßigen Misanthropen. Auf die x-mal wiederholte Feststellung, daß Mittelmäßige sich mit rein gar nix auskennen und für alles Vernünftige zu doof, zu bequem oder zu egoistisch sind (z.B. für das adäquate Berücksichtigen demographischer Entwicklungen), folgen Vorschläge wie "Wenn man jedem Chinesen (China = 1,3 Mrd. Einwohner) einen Kugelscheiber verkaufen kann, und pro Kugelschreiber nur 1 Cent Gewinn macht, hat man 13 Millionen Euro auf dem Konto." Ah ja. Ersatzweise kann man offenbar auch Gewäsch für 89 Cent unter die lesenden Leute bringen...


    Auf einen konstruktiven Ansatz warte ich bisher vergeblich, ich bin allerdings erst bei 88% angelangt. In der Hoffnung auf bislang nicht eingetretenen Erkenntnisgewinn werde ich mir die fehlenden 12% wohl auch noch antun, denn in meiner eigenen Mittelmäßigkeit bin ich zu geizig und zu kleingeistig, um den Schrott jetzt schon souverän abzuschreiben und umstandslos zu löschen.


    Beste Grüße,
    Ralph

    »Toren wir, auf Lind'rung da zu hoffen, wo einzig Heilung lindert!« (Gurnemanz)

  • Lieber Ralph,


    das tut mir Leid, dass Du da nichts Preis(ens)würdiges fandest, ich habe das Werk wohl "mit anderen Augen" gelesen, wie ich schon schrieb, habe ich es als Vehikel der Selbsterkenntnis benutzt, und da war es mir schon hilfreich. Im Mittelmaß begegnet man natürlich lauter Gemeinplätzen, die bei sich selber zu entlarven, fand ich für mich unterhaltsam.


    Bei solchen Büchern kommt es immer darauf an, wie vertraut/unvertraut man mit der Materie ist. Mir gehen die meisten Bücher zu kommunikativen Verhalten auf den Geist, die für andere wieder sehr nützlich sein können. Und hier war es das Spiel: Was nennt der Autor, was lässt er aus, wo finde ich mich wieder usw., was mich reizte. Das ist aber nicht unbedingt übertragbar.


    Sorry, Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Hallo Peter,


    Du brauchst Dich doch nicht zu entschuldigen! Wir gehen ja alle mit einem unterschiedlichen Bezugsrahmen und Erfahrungshorizont an die Dinge heran, und was der eine toll findet, muß dem anderen noch lange nicht schmecken. Insofern war meine etwas drastisch formulierte Gegenposition ein Diskussionsbeitrag, aber kein Infragestellen Deiner eigenen Beurteilung. Natürlich hatte ich bei der Lektüre das eine oder andere mal schmunzeln müssen, man sieht die eigenen Vorurteile doch immer wieder gern bestätigt. Aber in Summe ist es mir halt zu wenig bzw. zu dröge. Aber das können andere ohne weiteres anders sehen...


    Lieben Gruß,
    Ralph

    »Toren wir, auf Lind'rung da zu hoffen, wo einzig Heilung lindert!« (Gurnemanz)

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