CD-Editionen von Aufnahmen der Schellack-Ära (bis ca. 1950)

  • British Composers Conduct On Acoustic
    (C) 2007 Dutton CDBP 9777 [76:16]
    remastered by Michael Dutton
    EAN: 765387977726

    Frederic Cowen
    The Butterfly's Ball - Overture
    Symphony Orchestra / Frederic Cowen
    rec. 04. Dezember 1916 (HMV D. 181)
    Frank Bridge
    The Sea - Suite
    London Symphony Orchestra / Frank Bridge
    rec. 26. Juli 1923 (Columbia L.1500/1)
    Gustav Holst
    Beni Mora - Oriental Suite
    London Symphony Orchestra / Gustav Holst
    rec. 14. Februar 1924 (Columbia L.1586/7)
    Charles Villiers Stanford
    Songs of the Fleet Op. 117
    Harold Williams (bt)
    London Symphony Orchestra / Charles Villiers Stanford
    rec. 25. Juli 1923 (Columbia L.949/51)
    Edward Elgar
    Fringes of the Fleet
    Charles Mott, Frederick Henry, Frederick Stewart & Harry Barratt (bt)
    Symphony Orchestra / Edward Elgar
    rec. 04. Juli 1917 (HMV D.453/4)
    Landon Ronald
    The Garden of Allah no. 2: In an Eastern Garden
    Arthur Beckwith (Violine)
    Royal Albert Hall Orchestra / Landon Ronald
    rec. 18. Juli 1920 (HMV D.488)

    Auf dieser CD befinden sich sechs Aufnahmen von britischen Komponisten, die ihre eigenen Werke für Schellackplatten dirigiert haben - dabei stammen sie allesamt noch aus der akustischen Ära. Reizvoll ist das Ganze schon sehr, bekommt man doch einen Einblick in die Interpretationsvorstellungen der damaligen Zeit sowie der Komponisten konkret.

    Auch hier gilt: perfekte Überspielungen von gut bis sehr gut erhaltenen Schellacks und optimale Nachbearbeitung. Der Klang ist zwar typisch dünn für die damalige Zeit, dafür aber klanglich so gut aufbereitet, wie man es sich wünschen kann. In diesem Fall wirkt sich auch die Klangästhetik Duttons nicht so störend aus, bringt sie doch dem Orchestercharakter eine nötige Tiefe. Pitching ist klasse - bis auf leichte Schwierigkeiten bei den Standford-Aufnahmen, die wohl der Platte geschuldet sind.
    :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    Absolut zum Niederknien: Holsts Beni Mora - tolle Komposition, tolle Interpretation! :verbeugung1: :verbeugung1: :verbeugung1: :verbeugung1:


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Ich hatte mal erwähnt, daß es zwei grundsätzliche Sichtweisen gibt, wie man Schellackaufnahmen bearbeitet: die eine entfernt alle Hinweise auf die Nebengeräusche bis hin zum klanglichen Tuning, die andere beläßt die Patina durch behutsames Entfernen der gröbsten Nebengeräusche, zumeist die Knackser. In beiden Fällen möchte man dem Hörer im Idealfall ein besseres Klangerlebnis ermöglichen, was grundsätzlich nicht zu verurteilen ist. Ich persönlich bin beidem nicht abgeneigt, wenn die Quellen es hergeben; solange man nicht übertreibt, kann das auch gut funktionieren. Aber es gibt auch eben solche Beispiele, wie man es nicht machen sollte.

    Hier ein Beispiel aus der erstgenannten Kategorie:

    Herbert von Karajan
    Maestro Nobile
    (C) 2004 Membran 222139-444 (4 CDs) [268:37]
    EAN: 4011222221391

    Inhalt:
    Wolfgang Amadeus Mozart
    Le Nozze di Figaro (Ouvertüre); Die Zauberflöte (Ouvertüre); Eine kleine Nachtmusik KV 525;
    Symphonie Nr. 33; Klarinettenkonzert KV 622
    Ludwig van Beethoven
    Symphonie Nr. 5; Klavierkonzert Nr. 4
    Johannes Brahms
    Symphonie Nr. 2
    Johann Strauss Jr.
    An der schönen blauen Donau op. 314; Kaiserwalzer op. 437; Wiener Blut op. 354
    Peter I. Tschaikowski
    Symphonie Nr. 6; Romeo und Julia (Fantasie-Ouvertüre)

    Es sind Aufnahmen aus Karajans frühester EMI-Zeit, entstanden zwischen Oktober 1946 und Juni 1951. Die älteren Aufnahmen wurden noch auf Matrizen mitgeschnitten, die späteren ab Ende 1949 sicherlich schon auf Tonband aufgezeichnet, was sich klanglich auch äußert. Sämtliche Aufnahmen wurden mit äußerster Sorgfalt überspielt, d.h. die Matrizenvorlagen wurden genau gepitscht und sauber aneinandermontiert, die Tonbänder präzise auf den Bandmaschinen abgewickelt. Dadurch kam eine große Qualitätsgüte heraus, die als Basis fürs Remastern diente.

    Die Macher - bei Membran nie namentlich erwähnt - haben sich für das Entfernen aller Nebengeräusche entschieden. Bei den Tonbandaufnahmen wurde der Rauschpegel komplett durch Filtereinsatz unterdrückt; der Klang des Orchesters ist recht dünn und wirkt in den Höhen durch jegliches Fehlen von Rauschen auch etwas matt, so als ob sich der Hall ein bißchen verflüchtigt hätte. Dazu kommt eine erstaunlich deutlich zu vernehmende "Verfärbung" der Instrumente, besonders der Streicher, die einerseits wenig Körper vermittelt wie auch ein seltsames Schleifen im Spiel hörbar macht.

    Ohne Frage: hier wurde zu stark gefiltert, wodurch der Klang der Aufnahmen bereits beeinträchtigt wurde. Anfangs fand ich das "reine" Klangbild recht angenehm zu hören, aber im Laufe der Zeit dringen diese Verfärbungen so deutlich ins Bewußtsein, daß sich der positive Aspekt ins Gegenteil verkehrt. War von Membran nicht schlecht gedacht, die jüngsten Aufnahmen an den Anfang zu stellen - so fällt das nicht sofort auf.

    Doch bei den Matrizenaufnahmen ist es offensichtlich, daß hier gefiltert wurde: denn hier war der Rauschpegel nochmals höher und mußte somit großzügiger eingestellt werden. Zu dem ohnehin etwas dünnerem Klangvolumen mit weniger Höhen kommt noch hinzu, daß jegliches Hallverhalten der ursprünglichen Vorlagen gnadenlos eingestampft wurden, so daß die Aufnahmen antiseptisch wirken und stark schleifen. Die Streicher klingen so dermaßen grell und verfärbt, daß sie alles andere an Intensität übertönen; in Mozarts kleiner Nachtmusik fällt das besonders unangenehm auf. Kein Trost, daß keinerlei Knackser vorhanden sind... :/

    Ernsthaft: so schlecht haben Schellackaufnahmen im Original nie geklungen! :alter1:

    Ich weiß nicht, woher Membran diese Vorlagen hat; ich kann mir aber nicht vorstellen, daß die EMI als Besitzer der Aufnahmen selber jemals so ein gräßliches Klangerzeugnis auf CD herausgebracht hat - weder in den 1980er Jahren noch heute in der neuen Karajan-Box, die diese Aufnahmen komplett enthält; ihre Techniker waren stets bestrebt, ein optimales Erleben zu ermöglichen, und haben solche Maßnahmen immer gemieden. Von Membran könnte ich auch nicht behaupten, daß sie sich regelmäßig solchen primitiven Filterorgien hingeben, aber hier sind sie weit übers Ziel hinausgeschossen und haben eigentlich gut produzierte Einspielungen durchs Nachbearbeiten schlicht und einfach ruiniert.

    Ich kann diese Edition in keinster Weise empfehlen, denn sie ist durchgängig ungenießbar. So nicht, meine Herren... :schimpf1: :schimpf1: :schimpf1: :schimpf1: :schimpf1: :schimpf1:


    PS
    Von Matrize sind:

    • Mozart: Eine kleine Nachtmusik KV 525; Symphonie Nr. 33
    • Beethoven: Symphonie Nr. 5
    • Strauss Jr.: An der schönen blauen Donau; Kaiserwalzer
    • Tschaikowski: Romeo und Julia

    Der Rest ist vom Tonband.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

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  • (C) 2005 Sanctuary Records "Living Era Classics" AJC 8552 [71:05]
    Transfers: David Lennick
    Digital Restoration: Graham Newton
    EAN: 743625855227

    Antonín Dvorák - Symphonie Nr. 9 op. 95
    rec. 05. & 08. Oktober 1927 (Academy of Music, Philadelphia)
    Outline of the themes [Sprecher: Leopold Stokowski; Klavier: Artur Rodzinski]
    rec. 06. Oktober 1927 (Academy of Music, Philadelphia)

    Johannes Brahms - Ungarischer Tanz Nr. 1
    rec. 17. März 1934 (Church Studio, Camden/New Jersey)
    Franz Liszt - Ungarische Rhapsodie Nr. 2
    rec. 18. November 1926 & 10. März 1927 (Academy of Music, Philadelphia)
    Hector Berlioz - Le Damnation de Faust: Rakoczy-Marsch
    rec. 12. Oktober 1927 (Academy of Music, Philadelphia)
    Ottokar Novácek - Konzert-Capricen op. 5 Nr. 4: Perpetuum mobile
    rec. 22. Dezember 1940 (Academy of Music, Philadelphia)
    Georges Enescu - Rumänische Rhapsodie op. 11 Nr. 1*
    rec. 22. März 1947 (Lotos Club, New York City)

    Philadelphia Orchestra
    *His Symphony Orchestra
    D: Leopold Stokowski

    Auf der Suche nach einer besser klingenden CD-Ausgabe von Stokowskis 1934er Einspielung der Dvorak-Symphonie fand ich zufällig diese CD - sie enthält die 1927er Aufnahme. Neugierig, wie ich bin, mußte die gleich her zu mir... :D

    Stokowski nahm Dvoraks 9. ein gutes halbes Dutzend mal in seiner Karriere auf: die erste Aufnahme entstand bereits im ersten elektrischen Jahrgang 1925, wobei man sich jedoch zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht traute, die Eigenarten aus der akustischen Ära abzulegen - es wurden noch eine kleinere Orchesterbesetzung und die Tuba-Sektion als Kontrabaß-Ersatz verwendet. Es wurde das erste gebündelte Schellack-Set der Victor Corporation und brach alle Verkaufsrekorde. Doch bereits zwei Jahre danach ging man daran, die ältere Aufnahme zu ersetzen. Diesmal sollte der ganze Orchesterapparat mit den Kontrabässen zu hören sein. Man nahm sogar die gleichen Matrizennummern und veröffentlichte das Set sogar unter der gleichen Katalognummer wie das alte (Victor Set M-1 - 6565-6569). Doch diesmal packte man eine weitere Schellack dazu, die eine gesprochene Analyse zur Symphonie enthielt: Outline of the themes - lustig ist Stokowskis Aussprache, was sehr artifiziell klingt, und die simple Zuordnung der besprochenen Symphonie-Themen (indian music, negro music)... :D

    Weiterhin sind noch fünf Werke verschiedener Komponisten dazugefügt worden, die den typischen Charakter des Kehraus tragen.

    Die Schellacks sind alle sorgfältig ausgewählt und überspielt worden: Störgeräusche treten nur 1-2mal auf, zumeist zu Beginn oder am Ende der Seiten - ansonsten liegt immer exaktes Pitching und eine sehr gute Editierung vor. Das Hintergrundrauschen ist gut unterdrückt worden; der Baßbereich ist bei den älteren Aufnahmen etwas mager (normal zu der Zeit), die Mitten kommen gut heraus, die Höhen sind etwas schwach (eher eine Lennick-Marotte) - die späteren Aufnahmen haben etwas mehr Baß und mehr Körper in ihrer Klanglichkeit. Sämtliche Knackser sind entfernt worden, und klangliche Unterschiede zwischen den Schellackseiten sind gar nicht auszumachen. Weitere klangliche Manipulierungen wurden unterlassen. Dementsprechend klingen die Aufnahmen sehr authentisch, obwohl sie gar keine Patina mehr aufweisen.

    Stokowskis Lesart ist übrigens höchst lebendig und flott, läßt von einer technisch erzwungenen Beschränkung gar nichts spüren - ist auch heute noch sehr gut anzuhören, wenn man sich an der Klangqualität nicht stört.

    Das Booklet enthält alle Angaben zu den Schellacks und einen Text zu Stokowskis Leben und den Einspielungen.

    Fazit: starke Interpretationen in einem guten Remastering. Toll... :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

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  • Johann Sebastian Bach
    Matthäus-Passion BWV 244

    (P) 1943 Polydor / Grammophon LM 67951/68 (18x 78er, 30cm)
    Matrizen: gs 1906/40 (35 Seiten)
    rec. 24., 26., 28., 29. & 31. August und 01. September 1942 (Berlin)

    (C) 2004 Gebhardt Musikvertrieb JGCD 0053-2 (2 CDs) [133:03]
    Überspielung auf digitale Tonträger: Reiner Broschell; Assistenz: Yvonne Cisnik
    Digitalbearbeitung: Rudolf Wahl
    EAN: 4035122000535

    Walther Ludwig - t (Evangelist, Arien)
    Hans Hermann Nissen - b-bt (Jesus)
    Tilla Briem - s (1. & 2. Magd, Arien)
    Gusta Hammer - a (Arien)
    Fred Drissen - b (Judas, Petrus, Pilatus, Hohepriester, Arien)

    Ein Knabenchor
    Bruno Kittelscher Chor
    Berliner Philharmoniker

    D: Bruno Kittel

    Dies ist die zweite Aufnahme einer MP, die in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges aufgenommen und veröffentlicht wurde; die erste wurde im Vorjahr von Günther Ramin dirigiert. Kittels Fassung ist ebenso gekürzt worden, damit das Werk auf 18 Schellacks paßt. Die Tontechniker haben sich nicht lumpen lassen und eine saubere Produktion abgeliefert: gute Bässe, klasse Mitten, gute Höhen, saubere Abstimmung von Solisten, Chor und Orchester, deutliche Verständlichkeit alles Gesungenen.

    Die CD-Ausgabe erschien 2004 beim Gebhardt Musikvertrieb, welches u.a. solche Labels wie Andromeda, Myto oder Walhall besitzt - im Vergleich zu deren Ausgaben liegt hier zwar auch nur ein Slimcase vor, im üblichen reduzierten Design, doch gibt es hier ein 12seitiges Booklet mit Tracklisting, einem kurzen Text zur Aufnahme (in Deutsch und Englisch) sowie Angaben der beteiligten Bearbeiter; sogar die Matrizennummer jeder Schellackseite ist angegeben. Wirkt vielversprechend.

    Ich habe ja viele professionelle Arbeiten von Schellacküberspielungen im Ohr und weiß somit, wie es klingen kann - doch hier merkt man doch sehr schnell, daß dieses Niveau nicht erreicht wird: die meisten Profis suchen sich häufig mehrere Exemplare einer Schellackseite und bemühen sich, wie besten Ausschnitte optimal zu überspielen - hier hat man wohl nur das genommen, was da ist, auch wenn es bedeutet, daß die Seite bereits etwas mitgenommen klingt. Fast die ganzen Aufnahmen enthalten ein etwas rauhes Grundrauschen, und an einigen Stellen sind kratzige Engleisungen zu hören, wie sie bei abgenutzten Platten auftreten können; dazu kommt die Überspielung selber, die zwar sauber gepitscht ist, aber die Laufgeräusche des Plattentellers (zugegeben nur in sehr leisen Passagen zu vernehmen) ebenso enthält wie das Schließen des Deckels ( :S ). Die Nadel an sich scheint nicht fehlerhaft zu sein, weil über weite Strecken die Stimmen der Solisten oder das Orchester sehr sauber wiedergegeben werden; nur sind eben einige Seiten abgenutzt.

    Das Remastering zeigt jedoch das ganze Dilemma: zwar sind die gröbsten Knackser alle entfernt worden, aber die teilweise üblen Plattenschäden verursachen immer wieder Imperfektionen im Klangbild, die man nicht komplett eliminieren kann, ohne das Signal anzugreifen. Hinzu kommt, daß man das Grundrauschen auf bewährtem Wege reduziert hat, indem man die Höhen abgeschnitten hat; dadurch wirkt die ganze Aufnahme etwas dumpf. Dann merkt man, daß die Bearbeitung nicht gleichmäßig über alle Seiten erfolgt ist, weil manche etwas heller wirken als andere; und um den ganzen die Krone aufzusetzen, merkt man zunehmend im Signal jene Art des Schleifens, die digitale Filter gerne hinterlassen, wenn man sie zu stark einsetzt. Das ist zwar nicht auf allen Seiten hörbar (der Beginn von CD1 hat es kaum oder gar nicht), aber auf CD2 ist es viel zu häufig eingesetzt worden. Und das trübt den Genuß letzendlich doch, auch wenn man sagen muß, daß zumeist die Laufgeräusche verfremdet wirken, aber das Signal einigermaßen neutral (wenn auch nicht immer).

    Die Editierung ist hier besonders interessant, denn sie faßt den Inhalt einer Schellackseite in einem Track zusammen; das bedeutet freilich auch, daß mehrere Nummern der MP zusammengefaßt, doch andererseits einige Arien in zwei Tracks geteilt sind, weil sie über zwei Seiten gehen. Das Aneinanderfügen ist sehr simpel gemacht worden: harter Schnitt von einem Track zum anderen, ohne daß die klanglichen Brüche kaschiert wurden (manche Tracks werden auch ausgeblendet). Mit anderen Worten: absolut amateurhaft... :herrje1: Immerhin fehlt kein Abschnitt.

    Kurz gesagt: mittelmäßig bis gut erhaltene Schellacks wurden solide überspielt und zum Teil grauenhaft bearbeitet und null editiert. Immerhin klingt es noch nicht so furchtbar wie die Maestro-Nobile-Box, aber schön ist eindeutig anders. Umso bedauerlicher, daß dies die einzige CD-Ausgabe der vollständigen Kittel-Einspielung ist - man muß also dieses Remastering ertragen, wenn man die komplette Aufnahme hören will. Es gibt noch eine Japan-Ausgabe von Philips, die jedoch nur Ausschnitte der MP enthält (gekoppelt mit der Kittel-Aufnahme des Mozart-Requiems).

    -----

    Urteil: erträglich - aber hart an der Grenze der Unverschämtheit... :(

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

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  • Johann Sebastian Bach
    Goldberg-Variationen BWV 988
    (P) 1945 RCA Victor M 1022 (6x 78er, 30cm) [49:17]
    Matrizen: D5 RC 211/22 (12 Seiten)
    rec. 29.-30. März, 02. April, 05.-06. & 12. Juni 1945 (New York City)
    Digitally remastered by Nathaniel S. Johnson, Marian Conaty & Jon Samuels
    EAN: 0035626091927

    Wanda Landowska (Cembalo)

    Auf dieser Doppel-CD ist Landowskas zweite Einspielung der Goldberg-Variationen enthalten, die sie für RCA Victor gemacht hatte. Es war sicherlich ratsam, nach einem Jahrzehnt eine Neuaufnahme zu machen, da die ältere Aufnahme (die 1933 in Frankreich entstand) klanglich und auch rechtlich für den US-Markt sicherlich ungenügend war. Landowska hatte ihre Karriere in den USA neu starten können und seit 1942 auch wieder aufgenommen; nun ermöglichte sie ihrer Hörerschaft in ihrer neuen Heimat, ihr Paradepferd neu zu entdecken.

    Tatsächlich klingen diese Aufnahmen deutlich robuster und stabiler: ein zwar magerer Baß, aber saubere Mitten und klar ausgeprägte Höhen sorgen für mehr Klarheit. Das Cembalo ist nah abgenommen und hat einen guten Körper, jedes Detail ist sehr gut erhörbar. Knacksen und Knistern ist praktisch gar nicht vorhanden (nur in leisen Stellen merkt man noch etwas davon), was zeigt, daß die Plattenfirma exzellentes Quellenmaterial haben muß. Das Grundrauschen ist kaum hörbar; die Laufgeräusche des Plattenspielers scheinen dabei den größten Anteil zu haben. Filterungen des Signals sind mir nicht aufgefallen.

    Doch scheint es wohl ein besonderer Fluch zu sein, daß auch diese Aufnahme so ihre Tücken beinhaltet: obwohl das Signal an sich exakt gepitsch ist (und sicherlich auch stabil überspielt wurde), merkt man, daß der für die Aufnahme zuständige Matrizenschneider ein unsauberes Gleichlaufverhalten hatte, denn die Töne zittern manchmal ganz leicht, wenn sie ausschwingen. Dadurch wirkt das ganze Klangbild zwar robust, aber irgendwie auch sehr fragil. Ich kann mir gut vorstellen, daß das Remaster-Team ganz schön schwitzen mußte, um ein ordentliches Klangergebnis abzuliefern, denn sowas ist auch heute noch schwer zu korrigieren. Zwar ist das auszuhalten, zeigt aber eben auch den technischen Alterungsprozeß der Einspielung deutlicher auf, als es eigentlich sein sollte.

    Dennoch: ich halte die Aufnahme für gut anhörbar - und leider gibt es im diesem Fall auch keine besserklingende Alternative. Außer RCA Victor hat sonst kein anderes Label eine CD-Ausgabe dieser Einspielung veröffentlicht.

    Fazit: gut... :)

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

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  • Heute eingetrudelt:

    Leopold Stokowski
    The Philadelphia Years

    (C) 1995 Grammofono 2000 AB 78552 [67:35]
    Transferred from 78s or original tapes, digitally remastered and audio restoration [...] by Alessandro Nava & Luigi Monti
    EAN: 8011662904027

    Antonín Dvorák - Symphonie Nr. 9 op. 95
    rec. 22. Oktober 1934 (Camden, New Jersey)

    Carl Maria von Weber - Invitation To The Dance (orch. Stokowski)
    rec. 02. Mai 1927 (Academy of Music, Philadelphia)
    Camille Saint-Saêns - Danse Macabre
    rec. 29. April 1925 (Camden, New Jersey)
    Franz Liszt - Ungarische Rhapsodie Nr. 2
    rec. 18. November 1926 & 10. März 1927 (Academy of Music, Philadelphia)
    Modest Mussorgsky - Schowantschina (Intermezzo)
    rec. 12. Oktober 1927 (Academy of Music, Philadelphia)

    Philadelphia Orchestra
    D: Leopold Stokowski

    Ich wollte endlich einen guten Transfer der Dvorak-Symphonie haben, deshalb nochmals 5,- € investiert. Aber es folgte leider die Ernüchterung: ich weiß nun, woher Membran ihre Überspielung herbekommen hat...

    Er stammt von der Grammofono-CD oben... :cursing: :ohnmacht1: :schimpf1:


    Genau die gleichen Nebengeräusche - die selben Schnittfehler in Satz I & II - das gleiche Filtern zuviel, was die Laufgeräusche und das Signal verfärbt. Also hat der Membran-Techniker gar nichts verbockt, denn das haben schon Nava und Monti getan.

    Im Booklet wird schön und breit über die Erhaltung älterer Aufnahmen und den Möglichkeiten des neuen CEDAR Sound System gefaselt, wie wichtig und toll das alles ist: hören tut man es hier nicht, das habe ich schon deutlich besser gehört, auch bei Grammofono 2000 selber. Welch ein Hohn!

    Und dennoch: irgendwie klingt das Ganze angenehmer als auf der Membran-CD. Habe ich einen guten Hörtag erwischt als damals oder ist da etwas anders? Kopfhörer raus, Direktvergleich gemacht - und tatsächlich: die Membran-CD hat mehr Hall aufzuweisen! Während das Signal auf der Grammofono-CD gar kein Hallanteil hat (außer dem, der während der Aufnahme entstand), hat der Membran-Techniker tatsächlich einen leichten Hallfilter drübergelegt. Damit hat er aber das Schleifen erst recht in den Vordergrund gerückt, wodurch die Verfärbungen noch deutlicher auffallen als ohnehin schon. Das nenne ich eine Leistung... :herrje1:

    Es ist nicht zu fassen: das bedeutet, daß es von dieser Aufnahme kein besseres Remaster auf CD gibt als hier, denn alle anderen Ausgaben, die ich fand,

    [Blockierte Grafik: https://images-eu.ssl-images-amazon.com/images/I/51NJOvn%2BL6L._SS300.jpg]

    sind alle später erschienen und haben es übernommen. Das Internet ist leider auch keine Befreiung; bei Youtube gibt es keine komplette Einspielung, sondern nur zwei Sätze, Stokowski-org hat sich aus Youtube und Archive.org bedient. Archive-org? Ja richtig - da gibt es eine Komplettaufnahme anzuhören:

    Dvorak - Symphony No. 9 (1934)

    Und wie ist die? Keine Nebengeräusche mehr, es leiert nicht, alles wirkt gleichmäßig. ... Und kein Esprit ... Es ist kaputtgefiltert worden... :ohnmacht1: :ohnmacht1: Da ist gar nichts mehr von klanglicher Struktur vorhanden, sondern nur noch ein Furz-Orchester in der Blechbüchse. Jeder noch so geringe Hallanteil ist verschwunden, und das Signal wirkt vollkommen unnatürlich und angegriffen.

    Ich wiederhole es gerne: so haben Schellackaufnahmen nie geklungen.

    Die anderen Stücke leiden unter dem gleichen Filtern, sind aber wenigstens sauber überspielt worden.

    -----

    Stokowski hat nicht weniger als sechs Einspielungen von Dvoraks 9. hinterlassen, und sie sind alle auf CD verfügbar; aber nur die dritte von 1934 ist klanglich in mittelmäßiger Weise vorhanden - alle anderen sind in sehr guten Qualitäten erhältlich. Das ist sehr bitter, denn mit der 1934er hat man wirklich eine feine Interpretation, die auch klanglich Einiges hermachen könnte.

    Gut, es mangelt ja wirklich nicht an hervorragenden Aufnahmen dieser Symphonie... ;(

    Fazit: immer noch die beste Wiedergabe dieser Einspielung - aber welche eine vergebene Chance, sie klanglich aufzupolieren... :neenee1:

    Keine Empfehlung... :evil:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

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  • Great Voices Of The Century
    Baritones & Basses
    The Greatest Arias

    (C) 2004 Membran "Quadromania" 222224-444 (4 CDs) [256:45]
    EAN: 4011222222244

    In dieser Box sind 64 Arien von fünfzehn Sängern zusammengefaßt, die alle in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts tätig waren. Es sind:

    Baritone:

    • Mattia Battistini (rec. 1906-1911)
    • Titta Ruffo (rec. 1912-1926)
    • Pasquale Amato (rec. 1911-1914)
    • Giuseppe de Luca (rec. 1917-1928)
    • Leonard Warren (rec. 1943-1945)
    • Marcel Journet (rec. 1916-1929)
    • Hans Hermann Nissen (rec. 1928-1929)
    • Tito Gobbi (rec. 1942-1950)

    Bässe:

    • Boris Christoff (rec. 1949-1950)
    • Michael Bohnen (rec. 1916-1924)
    • Nazzareno de Angelis (rec. 1927-1928)
    • Tancredi Pasero (rec. 1927-1928)
    • Feodor Chaljapin (rec. 1910-1912)
    • Alexander Kipnis (rec. 1922-1930)
    • Ezio Pinza (rec. 1923-1943)

    [Man möge es mir nachsehen, daß ich jetzt nicht alle Stücke aufführe; ich habe lediglich die Jahrgänge der Aufnahmen zugefügt. Komponisten sind: Mozart, Verdi, Ambroise, Leoncavallo, Rossini, Bizet, Gounod, Meyerbeer, Wagner, Puccini, Borodin, Rimski-Korsakoff, Boito, Weber, Bellini, Ponchielli, Donizetti & Délibes.]


    Bei solchen Sammlungen sind eigentlich zwei Dinge wichtig: eine ordentliche Dokumentation der verwendeten Schellacks und das Remastering. Im ersten Fall ist aber klar, daß dieses Membran-Set sowas nicht hat: ich habe bereits einige Titel aus der Quadromania-Reihe, und alle haben nur ein vierseitiges Booklet mit dem Tracklisting plus Angabe des Aufnahmejahrs - hier ist das nicht anders. Immerhin sind alle Tracks korrekt aufgelistet, aber nur bei zwei Drittel sind die Aufnahmejahre aufgeführt worden. Ich habe die Daten gegengeprüft und die Erkenntnisse oben zu den Sängern geschrieben, damit man weiß, von wann die Aufnahmen sind. Es ist häufig Schellacks von Grammophone und Victor zum Einsatz gekommen, aus der akustischen und der elektrischen Ära.

    Wer die Aufnahmen aufbereitet hat, wurde nicht vermerkt - aber es kann nicht ein einziges Team gewesen sein. Grundsätzlich sind alle Schellacks sehr gut überspielt und präzise gepitcht worden, und die Scheiben waren auch alle in sehr guten Zuständen gewesen; die Editierung ist absolut in Ordnung. Doch das Remastering ist je nach Stück sehr unterschiedlich ausgefallen: gröbste Knackser sind in keinem der Stücke zu hören, eventuell noch Hintergrundrauschen und leise Abspielgeräusche; manche Arien klingen sehr trocken und dumpf (authentisch), andere haben kaum Patina mehr (gefiltert), in zwei Stücken habe ich sogar zugefügten Hall erhört (wie es z.B. Michael Dutton macht). In einigen wenigen Arien wurde auch wieder zuviel gefiltert, so daß sie leicht verfärbt klingen. Dennoch: es gibt keinen üblen klanglichen Ausreißer, der die Ohren ruiniert - im Vergleich zur anderen Box ist das immer noch gut anhörbar.


    Fazit: wenn man die legendären Bässe und Baritone der Oper kennenlernen möchte, die vor einhundert Jahren gewirkt hatten, dann kann man sich mit diesem Set einen guten Einblick verschaffen. Man muß zwar auf eine Dokumentation der Aufnahmen verzichten können, bekommt aber eine sehr gute Auswahl in solidem bis sehr gutem Remastering geliefert. Für eine Handvoll Yen immer machbar... ;)

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Ein wichtiges Dokument:

    Johann Sebastian Bach - h-moll-Messe BWV 232
    (P) 1929 His Master's Voice Set No. 87-1 & 87-2 (C1710/26) 17x 78er, 30cm (34 Seiten)
    rec. 18., 20. & 22. März - 03. & 23. April - 14., 29. & 31. Mai 1929 (Kingsway Hall, London)
    (C) 1994 Stradivarius "78 RPM" STR 78004 (2 CDs) [123:29]
    Transferred from 78s & digital remastering: DIGIPRO France
    EAN: 8011570780041

    Elisabeth Schumann (s)
    Margaret Balfour (a)
    Walter Widdop (t)
    Friedrich Schorr (b)
    The Philharmonic Choir
    The London Symphony Orchestra
    D: Albert Coates


    Das ist die erste Gesamteinspielung von Bachs gewaltiger Messe, entstanden 1929 in London. Albert Coates dirigiterte an acht Aufnahmesessions das gesamte Werk ohne Kürzungen. Mit großer Wahrscheinlichkeit erschien sie noch im selben Jahr in zwei großen Sets zu 9 und 8 Schellacks.

    Stradivarius' Ausgabe sieht nicht sehr reichhaltig aus: ein Slimcase mit zwei CDs und einem 8seitigen Booklet, zumal hier Vorder- und Rückseite vertauscht sind. Auf der breiten Rückenschale befindet sich dieses Cover,

    [Blockierte Grafik: https://images-eu.ssl-images-amazon.com/images/I/61bi5DaS35L._SS300.jpg]

    auf der schmalen Vorderseite ist das Booklet eingeschoben, welches auf seiner Frontseite mit den üblichen Angaben einer Rückseite inklusive EAN-Strichcode versehen ist (siehe hier); die obigen Cover zeigen übrigens die Rückseite des Booklets mit dem Bild des Schellack-Sets. Im Booklet ist neben dem Tracklisting ein zweiseitiger Text zur Messe in Italienisch und Englisch zu finden. Das war's.

    Dafür ist der Inhalt umso erfreulicher: das Erste, was mir auffällt, ist die Sorgfalt, mit der diese Aufnahme angefertigt wurde. Immerhin war es ein besonderes Werk, und HMV hat sich nicht lumpen lassen und einen bekannten Dirigenten und ein führendes Orchester engagiert. Das LSO ist groß besetzt, auch wenn einige Arien in kleiner Continuo-Besetzung gespielt werden, und der Chor ist ebenso nicht klein - alles Dinge, die man aufnahmetechnisch unter einem Hut bringen muß. Dazu noch die Solisten, die sich immer abheben müssen. Und da muß ich ehrlich sagen: die gut vier Jahre, die man bisher mit dem elektrischen Aufnahmeverfahren verbracht hatte, hatten die Techniker wirklich zu nutzen gewußt. Die Abstimmung ist stets in einem glücklichen Gleichgewicht, man hört immer klar das Orchester, den Chor und die Solisten, die Mikros standen recht nahe, so daß alle wichtigens Details erfaßt wurden, der Hall ist somit schon sehr gering, aber es klingt dennoch nicht nach Schuhschachtel. Insgesamt klingt das Ganze erstaunlich klar und kraftvoll, so daß es eher an einen Aufnahmezeitpunkt Ende der 1930er Jahre vermuten läßt, aber nicht in die Frühzeit der elektrischen Ära. Lediglich die lauten Choraufnahmen verraten ein bißchen das tatsächliche Alter.

    Jedenfalls kann ich mir sehr gut vorstellen, daß diese Einspielung bei ihrer Erstveröffentlichung mächtigen Eindruck unter den Hörern gemacht haben muß - so saftig und überwältigend klangen die Aufnahmen damals noch selten.

    Die verwendeten Schellacks waren in sehr gutem Zustand und offenbaren nur wenig üble Schäden wie starkes Rauschen oder ausgedünnter Klang. Das Pitching ist immer exakt, sämtliche Knackgeräusche wurden eliminiert; was bleibt, ist ein leiser Teppich von Laufgeräuschen der Schellacks, die aber nur in leisen Stellen hörbar werden, sowie einige gröbere Unsauberheiten, die man aber weitesgehend so beließ (lediglich das Crucifixus ist durch seinen leisen Charakter ziemlich anfällig für Nebengeräusche). Der Klang an sich ist etwas baßarm, hat gute Mitten und leicht dumpfe Höhen, zumal das hochfrequentige Rauschen komplett eliminiert wurde. Die Editierung ist wunderbar gelungen: die Tracks sind klanglich durch die Laufgeräusche miteinander verbunden, so daß kein Abreißen des Höreindrucks entsteht, und es wurden auch keine weiteren Klangmanipulationen wie Zufügen von Hall oder starkes Filtern eingesetzt. Das Remastering erweist sich als sehr sorgfältig und mit Überlegung angefertigt.

    Mit anderen Worten: es ist eine tolle Edition, auch wenn das Booklet mager ausfällt. Sehr zu empfehlen...
    :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Bruno Kittel (1870-1948) gehörte zu den bekanntesten Vertretern der deutschen Musiklandschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; seine eigene Chorgründung von 1902 - der Bruno Kittelsche Chor - führte er in recht kurzer Zeit an die Spitze aller Vereinigungen dieser Art, und während der NS-Zeit hatte er wichtige Ämter inne wie z.B. das Direktorat des Konservatoriums der Reichshauptstadt Berlin im Mai 1935.

    Seine Aufnahmetätigkeit war wohl nicht sehr umfangreich, dafür aber sehr gezielt und bedeutend: er war Dirigent der ersten Gesamteinspielung von Beethovens Missa Solemnis überhaupt (rec. 1927/1928) und hatte eine der beiden deutschen Einspielungen von Bachs Matthäus-Passion während der Kriegszeit durchführen können. Hier stelle ich ihn vor mit:

    [Blockierte Grafik: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/414F1Z60J1L.jpg]

    Wolfgang Amadeus Mozart - Requiem KV 626
    (P) 1941 Grammophon "Meisterklasse" / Polydor 67731/9 (9x 78er, 30cm)
    Matrizen: 1694/1710 gs (17 Seiten)
    rec. Oktober 1941 (Berlin)
    (C) 1998 Deutsche Grammophon "Centenary Collection" 459 004-2 [54:57]
    remastered by Gregor Zielinsky
    EAN: 028945900421

    Tilla Briem (s)
    Gertrud Freimuth (a)
    Walther Ludwig (t)
    Fred Drissen (b)
    Bruno Kittelscher Chor
    Berliner Philharmoniker
    D: Bruno Kittel

    Die Aufnahme entstand laut den Matrizennummern in einer einzigen Session, die im Oktober 1941 in Berlin stattfand; dabei legte man großen Wert auf einer genauen Abstimmung zwischen Chor, Orchester und speziell den Solisten. Die Letztgenannten erklingen schon sehr nah, während die großen Ensembles etwas mehr Raumklang (und Entfernung) aufweisen; dennoch klingt das Ganze recht organisch und nie unpassend. Allgemein ist der Baß etwas dünn, die Höhen leicht dumpf, aber die Mitten von guter Transparenz.

    Die verwendeten Schellacks waren grundsätzlich in sehr guter Verfassung, haben nur partiell größere Laufgeräusche aufzuweisen und nur sehr wenige leichte Aussetzer, die man gut bearbeiten konnte. Überspielung und Pitching sind hervorragend ausgefallen, das Hintergrundrauschen ist auf ein Minimum reduziert worden, Knackser sind fast komplett eliminiert, der Klangeindruck der verschiedenen Seiten perfekt angeglichen. Filterungen irgendeiner Art sind nicht hörbar: die Aufnahme klingt organisch und befreit von jeder Patina, ohne dabei den authentischen Charakter zu verlieren.

    So kann man hier die Aufführungspraxis einer vergangenen Epoche hören mit großem Chor und Orchester - mit Solisten, die um die Jahrhundertwende geboren wurden. Als Dokument sehr wichtig, denn es ist die älteste Gesamteinspielung des Requiems, das ich kenne.

    Fazit: eine empfehlenswerte Edition mit klasse Remastering. Toll... :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Eine musikalisch interessante, aber der NS-Doktrin angepasste Produktion, denn es wurden unerwünschte Textpassagen, die auf jüdische Wurzeln des Christentums hinwiesen, entsprechend geändert;
    Statt "Te decet Hymnus, Deus in Sion" heißt es nun "Deus in coelis", statt "in Jerusalem" nun "hic in terra".
    So haben wir ein Beispiel, wie dieses großartige Werk, wie viele andere, durch die NS-Kulturauffassung angepasst wurde, was den interpretatorischen Wert nicht schmälert.
    Ich möchte die Aufnahme nicht missen, Chor u. Orchester sind großartig, von den Solisten klingt Fred Drissen leider etwas unbeteiligt.

    LG
    Bassbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten...

    GB

  • Ludwig van Beethoven - Symphonie Nr. 1 & 4 / Die Ruinen von Athen*
    (P) 1929 HMV D1729/31 [Nr. 1] & D1725/8 [Nr. 4 & Ruinen]
    rec. 03.-06. & 08. Juli 1929 (Olympic-Theater, Barcelona)
    Johannes Brahms - Haydn-Variationen op. 56a**
    (P) 1928 HMV D1376/8
    rec. 06. Dezember 1927 (Queen's Hall, London)
    (C) 2007 Naxos "Historical" 8.111262 [77:08]
    Audio Restoration Engineer: Mark Obert-Thorn
    EAN: 747313326228

    *Pablo Casals Orchestra of Barcelona
    **London Symphony Orchestra
    D: Pablo Casals


    Wer an Casals denkt, kommt immer auf das Cellospielen, doch der Mann hatte auch umfassend dirigiert und besaß sogar sein eigenes Orchester. Mit jenem nahm er 1929 zwei Beethoven-Symphonien auf, die zu den selteneren Schellack-Veröffentlichungen des großen Bonners zählen. Mark Obert-Thorn hat sich dieser angenommen und präsentiert eine interessante Edition innerhalb der Historical-Reihe.

    Sämtliche Schellacks sind im sehr guten Zustand gewesen und wurden optimal überspielt. Das Pitching ist perfekt ausgefallen, die Laufgeräusche verbleiben gleichmäßig und leise im Hintergrund. Die gröbsten Knackser sind entfernt worden, und weitere Störgeräusche sind nur partiell auszumachen (beim Brahms fällt es etwas stärker aus). Die Seiten sind klanglich nicht voneinander zu unterscheiden, und so präsentieren sich die Orchester stets im gleichen Gewand: etwas magerer Baß, präsente Mitten und solide Höhen, eine gute Dynamik und sehr gute Abstimmung der Orchestergruppen untereinander. Diese Aufnahmen haben eine gute Körperlichkeit, besitzen wenig Hall und eine solide Detailliertheit. Filterungen sind mir nicht aufgefallen - das Signal klingt stets stabil und unverbraucht.

    Die Editierung ist gewohnt gut ausgefallen: die Symphonien-Sätze werden einzeln ein- und ausgeblendet, die Brahms-Variationen dagegen sind en Bloc; die Übergänge zwischen den Seiten innerhalb eines Tracks sind nicht auszumachen. Dazu alle diskographischen Daten zu den Schellacks im Booklet sowie ein kleiner Text zu Casals und den Aufnahmen - fertig ist eine vorzüglich erstellte Schellack-Überspielung.

    Toll... :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

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  • Georg Friedrich Händel - A Collector's Messiah
    Historic Handel Oratorio Recordings 1899-1930
    (C) 1993 Koch "Historic" 3-7703-2 Y6x2 [156:41]
    Sound restoration & disc-to-digital transfers by Seth B. Winner Sound Studios Inc.
    EAN: 099923770329

    Auf dieser Veröffentlichung sind die ältesten Aufnahmen zusammengetragen, die aus Händels Messiah stammen. In England hat das Werk eine lange Aufführungstradition, und schon in der absoluten Frühzeit der akustischen Ära wurden Stücke daraus für die Schellackplatte aufgenommen. Auf der Doppel-CD sind 45 Stücke aufbereitet worden, die unterschiedliche Interpretationstraditionen vorstellen:

    The 18th century tradition
    - Judas Maccabaeus: My Arms! Against This Gorgias Will I Go / Sound An Alarm! (Edward Lloyd - t)
    rec. 03/1907

    The first commercial Messiah recording
    - Every Valley Shall Be Exalted (W.D. McFarland - t)
    rec. 11/1898

    The 1906 G & T Messiah
    - Comfort Ye My People / Every Valley Shall Be Exalted / But Thou Didst Not Leave His Soul In Hell / Thou Shalt Break Them (John Harrison - t, Queen's Hall Players)
    - Thus Saith The Lord / But Who May Abide The Day Of His Coming / For Behold Darkness Shall Cover The Earth / Why Do The Nations So Furiously Rage Together? (Charles Knowles - b, Queen's Hall Players)
    - O Thou That Tellest Good Tidings To Zion (Elizabeth Dews - a, Queen's Hall Players)
    - Come Unto Him / How Beautiful Are The Feet / I Know That My Redeemer Liveth (Perceval Allen - s, Queen's Hall Players)
    rec. 07-09/1906

    The 1907 Leeds Festival Choir recordings
    - And The Glory Of The Lord / Hallelujah (Leeds Festival Choir, D: H.A. Fricker)
    rec. 11/1907

    The 1926 Crystal Palace Handel Festival recordings
    - And The Glory Of The Lord / Behold The Lamb Of God / He Trusted In God / Lift Up You Heads / Let Us Break Their Bonds Asunder (Handel Festival Choir & Orchestra, D: Henry J. Wood)
    rec. 06/1926

    The 1930 Philharmonic Choir recordings
    - For Unto Us A Child Is Born (Philharmonic Choir, D: Charles Kennedy Scott)
    - There Were Shepherds Abiding In The Fields / And Lo! The Angel Of The Lord / And The Angel Said Unto Them / And Suddenly There Was With The Angel / Glory To God (Elsie Suddaby - s, Philharmonic Choir, D: Charles Kennedy Scott)
    rec. 06/1930

    Messiah in London in the 1920s
    - And The Glory Of The Lord / Behold The Lamb Of God / Surely He Hath Borne Our Griefs / All We Like Sheep / Hallelujah / Amen (Royal Choral Society, Royal Albert Hall Orchestra, D: Malcolm Sargent) rec. 04/1926
    - But Who May Abide The Day Of His Coming (Norman Allin - b) rec. 09/1922
    - Pifa (London Symphony Orchestra?, D: Thomas Beecham) rec. 07/1927
    - Then Shall The Eyes Of The Blind Be Opened / He Shall Feed His Flock (Clara Butt - a) rec. 1915/1916
    - Come Unto Him / I Know That My Redeemer Liveth (Rachel Morton - s) rec. 04/1927
    - Lift Up Your Heads / Worthy Is The Lamb (Royal Choral Society, Royal Albert Hall Orchestra, D: H.L. Balfour) rec. 01/1926
    - Why Do The Nations So Furiously Rage Together? (Robert Radford - b) rec. 11/1919

    Messiah in America in 1910
    - Hallelujah (Creatore's Band, D: Giuseppe Creatore) rec. 12/1911
    - Comfort Ye My People / Every Valley Shall Be Exalted // Thy Rebuke Hath Broken His Heart / Behold And See (Evan Williams - t) rec. 09/1910 & 07/1908
    - Hallelujah (Victor Chorus, Sousa's Band, D: Walter B. Rogers) rec. 12/1909
    - Worthy Is The Lamb (Columbia Oratorio Chorus) rec. 09/1915


    In dieser Zusammenstellung findet man alle wichtigen Aufnahmen, die man in der Zeit bis 1930 aufgenommen hatte - lediglich die Messiah-Einspielung von Thomas Beecham aus dem Jahr 1927 fehlt komplett (die Pifa war nie Teil des Sets). Daran kann man die Veränderungen an der Interpretation gut nachvollziehen, denn mancher Gesangsvortrag in der akustischen Ära ist deutlich anders als in der späteren elektrischen Zeit (und das ist nicht unbedingt dem Aufnahme-Equipment geschuldet). Im Booklet ist ein ausführlicher Text von Teri Noel Towe zu den einzelnen Stücken (nur in Englisch), der sich um die Einordnung im zeitlichen Kontext bemüht. Dazu gibt es auch ein ausführliches Tracklisting mit Matrizen- und Bestellnummern der einzelnen Schellacks sowie deren Aufnahmedaten, die aber von den obigen Angaben abweichen können; ich selber ermittelte die obigen Angaben aus den diversen Onlinedatenbanken nochmals neu.

    Grundsätzlich sind alle Schellacks in sehr gutem bis gutem Zustand gewesen und weisen je nach Exemplar kaum bis leichte Nebengeräusche auf. Das Überspielen ist sorgfältig ausgeführt worden, das Pitching ist stets präzise. Die gröbsten Knackser wurden fast komplett entfernt - es bleibt in der Regel nur noch das Hintergrundrauschen, daß natürlich unterschiedlich stark ausfällt, weil hier akustische und elektrische Aufnahmen vereint sind. Dementsprechend ist der Frequenzumfang je nach Aufnahme unterschiedlich ausgeprägt, aber das Remastering hat sich individuell auf jedes Stück eingestellt und das Optimum aus den Rillen herausgeholt. Es gibt keine groben Ausreißer nach unten, auch wenn die eine oder andere Seite nicht gut erhalten geblieben ist; stets klingt das Signal stabil und der Umstände würdig. Starkes Filtern wurde unterlassen, eine nachträgliche Klangbearbeitung höchstens auf den Frequenzgang angewendet.

    Das ist eine sorgfältig gemachte Edition mit Aufnahmen, die ansonsten kaum auf CD zu finden sind. Ein ordentliches Booklet rundet das Paket ab. So mag ich das... :jaja1:

    Klasse... :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Walter Gieseking: Concerto Recordings 2
    Wolfgang Amadeus Mozart - Klavierkonzert Nr. 9 KV 271
    Orchester der Berliner Staatsoper / D: Hans Rosbaud
    rec. 29. September 1936 (Beethoven-Saal, Berlin)
    (P) 1936 Columbia LX 559/62 (mx. CRX 30/37)
    Ludwig van Beethoven - Klavierkonzert Nr. 1 op. 15
    Orchester der Berliner Staatsoper / D: Hans Rosbaud
    rec. 28. April 1937 (Electrola-Saal Nr. 2, Berlin)
    (P) 1937 Columbia LX 631/4 (mx. CRX 62/69)
    Franz Liszt - Klavierkonzert Nr. 1 S.124
    London Philharmonic Orchestra / D: Henry Wood
    rec. 31. Oktober 1932 (Abbey Road Studio Nr. 1, London)
    (P) 1932 Columbia LX 181/2 (mx. CAX 6570/6573)

    Audio Restoration Engineer: Ward Marston
    (C) 2006 Naxos "Historical" 8.111111 [77:55]
    EAN: 747313311125

    Dies ist die zweite von insgesamt drei CDs, die sich mit Giesekings Vorkriegsaufnahmen beschäftigen: drei Konzerte, aufgenommen in den 1930er Jahren von der englischen Columbia. Marston hat mit seiner üblichen Sorgfalt sehr gut erhaltene Schellacks lokalisiert und mit großer Präzision überspielt. Nebengeräusche beschränken sich auf das Hintergrundrauschen, welches subtil im Hintergrund verbleibt, sowie manche leichte Beschädigung der Rillen. Laute Knackser wurden restlos entfernt, die Übergänge zwischen den Seiten fallen nicht auf.

    So präsentieren sich die Aufnahmen mit Dirigent Rosbaud mit magerem Baß, guten Mitten und soliden Höhen, die Abstimmung zwischen Klavier und Orchester ist sehr gut gelungen; beide sind nah abgenommen worden und wirken noch recht passend. - Der Liszt mit Dirigent Wood dagegen hat ein bißchen mehr Raumklang zu bieten, ohne jedoch die Details zu verwischen; das Soloinstrument hat etwas mehr Körper, das Orchester etwas mehr Kraft. Ansonsten ist der Frequenzumfang nahezu identisch, die Dynamik ähnlich ausgeprägt.

    Kurz: eine empfehlenswerte Edition... :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Claudio Arrau: 1941-1947 Recordings
    Ludwig van Beethoven - Klavierkonzert Nr. 3 op. 37
    Philadelphia Orchestra / D: Eugene Ormandy
    rec. 24. Dezember 1947 (Academy of Music, Philadelphia)
    (P) 1948 Columbia MM-917 [13089/93-D] (mx. XCO 39732/39740) - auch: ML 4302 (LP)
    <ursprünglich auf LP-artige Matrizen mit 33 1/3 UpM aufgezeichnet>
    Carl Maria von Weber - Konzertstück op. 79
    Chicago Symphony Orchestra / D: Désiré Defauw
    rec. 13. April 1946 (Orchestra Hall, Chicago)
    (P) 1946 RCA Victor M-1216 [12-0281/2] (mx. D6-RC-5342/5345)
    Carl Maria von Weber - Klaviersonate Nr. 1 op. 24
    rec. 20. Februar 1941 (Victor Studio No. 2, New York City)
    (P) 1941 RCA Victor M-884 [18521/3] (mx. CS 060669/060674)

    Audio Restoration Engineer: Mark Obert-Thorn
    (C) 2007 Naxos "Historical" 8.111263 [72:37]
    EAN: 747313326327

    In den 1940er Jahren startete Arrau in den USA endgültig durch und begann auch intensiver aufzunehmen. Hier sind drei Werke aus der Zeit zusammmengefaßt. Obert-Thorn hat verschiedene Quellen für die Werke aufgetan (Beethoven ist von LP, Weber von Schellacks) und hat sie sorgfältig überspielt. Sämtliche Knackser wurden entfernt, es verbleibt nur das Hintergrundrauschen in verschieden starker Ausprägung und die gelegentlichen Störgeräusche mancher Beschädigungen. Die Tracks sind sauber editiert, die Seiten nahtlos aneinandergefügt.

    Der Beethoven wurde Ende 1947 aufgenommen; dafür verwendete die Columbia bereits die Folienmatrizen für die fertig entwickelte LP, die im Sommer 1948 in den USA der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollte. Dementsprechend griff Obert-Thorn auf die LP-Ausgabe zurück, die weit weniger Rauschen enthält als die Schellack-Pressungen des Konzertes. Der Baß ist solide ausgeprägt, die Mitten sind präsent, die Höhen leicht dumpf; das Hintergrundgeräusch ist fast gar nicht mehr zu hören. - Für den Weber griff er auf Schellacks von RCA Victor zurück, die im Frequenzumfang kaum geringer ausfallen, dafür aber logischerweise mehr Imperfektionen präsentieren; das Konzertstück rauscht ein bißchen mehr, die Sonate hat auch mehr leichte Laufgeräusche aufzuweisen (doch ist das alles noch im üblichen Rahmen - bitte nicht falsch verstehen!). In allen Aufnahmen ist das Klavier präsent im Vordergrund, das Orchester setzt sich gut dagegen ab.

    Kurz: eine gute Edition, die ich ebenso empfehlen kann... :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

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    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Gustave Charpentier - Louise
    gekürzte Fassung, vom Komponisten authorisiert
    (P) 1936 Columbia France RFX 47/54 (mx. CLX 1873/1888)
    rec. 28. Oktober ~ 13. November 1935

    Ninon Vallin - Louise
    Georges Thill - Julien
    Aimée Lecouvreur - La Mère
    André Pernet - Le Père
    Christiane Gaudel - Irma
    Les Choeurs & Orchestre Raugel Paris
    D: Eugène Bigot

    Restoration: Ward Marston
    (C) 2003 Naxos "Historical" 8.110225 [75:03]
    EAN: 636943122525

    Das ist die erste Einspielung dieser Oper, freilich deutlich gekürzt um gut die Hälfte und somit auf 16 Seiten verteilt; es sollten immerhin noch sechs weitere Einspielungen folgen, die natürlich komplett sind. Marston hatte Zugriff auf exzellent erhaltene Schellacks und überspielte sie mit perfektem Pitching und Präzision. Sämtliche Knackser entfernte er restlos und hatte dann nur noch ein Hintergrundrauschen, welches selbst für eine Aufnahme aus dem 1940er Jahren erstaunlich gering ausfallen würde - ganz zu Schweigen für eine von 1935! Störgeräusche sind kaum bemerkbar. Der Baß fällt solide aus, die Mitten sind gut präsent, die Höhen solide; die Solisten sind gut im Vordergrund positioniert und sind stets verständlich, das Orchester und der Chor schmiegen sich perfekt daran an. Die Seiten sind sauber aneinander angepaßt, die Übergänge lassen sich nicht bemerken. Filterungen sind mir nicht aufgefallen; Marston hat aber einen ganz leichten Nachhall dazugefügt, weil die Aufnahme an sich zu trocken gewirkt habe. Tatsächlich ruiniert dieses Wissen das Vergnügen an der Aufnahme in keiner Weise, weil es überhaupt nicht auffällt. Man könnte meinen, so klänge es von der Schellackplatte auch, wenn man keinen Direktvergleich machen kann.

    Als Appendix gibt es die Aufnahme der Arie La voix de la nuit aus der Nachfolge-Oper Julien, vorgetragen vom Tenor Maurice Dutreix (rec 02. Oktober 1913 - HMV France 4-32346/7). Auch hier liegt eine sorgfältig überspielte und sauber remasterte Qualität zugrunde, die ihr Alter nur durch das reduzierte Klangbild offenbart; das Rauschen ist erstaunlich gut zurückgedrängt worden, ohne das Signal selbst anzugreifen.

    Die große Sorgfalt, mit der Marston an die Sache gegangen ist, überzeugt auf ganzer Linie. Alles ist im Dienst der Klangqualität unternommen worden, und das Booklet rundet das Paket mit Texten zum Inhalt, den beteiligten Künstlern und dem Werk ab. Eine Spitzenausgabe... :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

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  • Ralph Vaughan Williams - A London Symphony
    1920 Version
    1. Aufnahme (I. & III. Satz): (P) 1923 Columbia L 1507/8 (2x 78er, 30cm)
    rec. 24. Juli 1923 (London) [mx. AX 101/4] akustisch
    2. Aufnahme (komplett): (P) 1926 Columbia L 1717/22 (6x 78er, 30cm)
    rec. 24. April & 01. Mai 1925 (London) [mx. AX 1020/7 & 1029/32] akustisch

    London Symphony Orchestra
    D: Dan Godfrey

    (C) 2007 Symposium 1377 [60:33]
    EAN: 760411377022


    Auf dieser CD sind die ersten Aufnahmen von Vaughan Williams' zweiter Symphonie zu finden. Sie basiert auf den 1920 erschienenen Erstdruck des Werkes (allgemein als 1920er Revision bezeichnet). Godfrey hatte Partitur und Stimmbücher erworben und bereits mit seinem eigenen Orchester, das Bournemoth Municipal Orchestra, aufgeführt. 1923 nahm er einen gekürzten I. und einen ungekürzten III. Satz für Columbia auf, die im Dezember des gleichen Jahres veröffentlicht wurden; die Schellacks wurden wohlwollend besprochen, aber man bedauerte, daß es keine komplette Aufnahme der Symphonie war. So wurden die Aufnahmen zwei Jahre später wiederholt, diesmal auf zwölf Seiten mit allen vier Sätzen, und kamen im April 1926 auf den Markt. Diese Aufnahmen entstanden noch im akustischen Prozeß.

    Tatsächlich unterscheiden sich beide Sessions klanglich nicht groß voneinander: ein reduziertes Orchester, welche dennoch alle Stimmen der Partitur erhält und doch gut durchhörbar bleibt. Der Baß ist mager, die Mitten gut, die Höhen dumpf. Die sehr gut erhaltenen Schellacks sind über weite Strecken recht rauscharm und wurden von gröbsten Knacksern bereinigt, ohne daß das Signal von den kleineren Laufgeräuschen komplett befreit wurde. Dadurch entsteht ein authentischer Klang mit einem klaren, stabilen Signal. Die Seitenwechsel sind höchstens zu erahnen, so gut sind sie montiert geworden; das Pitching ist präzise. Dazu ein 12seitiges Booklet in englischer Sprache mit einem ausführlichen Text zu Werk, Aufnahme und Dirigent - fertig ist eine weitere gut gelungene Edition alter Schellackaufnahmen.

    Was mich am Meisten wundert: die 2. Aufnahme erschien zu einem Zeitpunkt, als klar war, daß der akustische Prozeß ad acta gelegt werden würde, denn praktisch alle großen Plattenfirmen hatten damals ihre ersten elektrischen Aufnahmen bereits gemacht. Anscheinend war es im Frühjahr 1925 noch nicht wirklich eine Überlegung wert gewesen, eine so populäre Symphonie vielleicht bereits im neuen Verfahren aufzuzeichnen, denn zu dem Zeitpunkt war die Gerüchteküche schon längst am Brodeln; die Verantwortlichen in den Chefetagen hatten die neuen Errungenschaften der Westen Electric bestimmt schon probegehört. Man hätte die Aufnahmen verschieben können und dann die Chance gehabt, eventuell einen Bestseller zu landen, was die konkret verwendete Technik leider verhinderte. Umso erstaunlicher, daß die nächste Aufnahme der Londoner erst 1936 unter Henry Wood stattfand (bereits in der letzten Revisionsfassung).

    Dennoch: es ist eine starke Aufnahme, hervorragend ausgeführt - in einer feinen CD-Edition. Toll...
    :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • [Blockierte Grafik: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/91fG9jegRLL._SL1500_.jpg]

    Jules Massenet - Manon
    (P) 1923 Pathé "Saphir" 1718/41 (24x 80er, 29cm)
    rec. Februar 1923 (Paris) akustisch

    Manon Lescaut - Fanny Heldy
    Le Chevalier des Grieux - Jean Marny
    Lescaut - Léon Ponzio
    Le Comte des Grieux - Pierre Dupré
    Guillot de Morfontaine - Louis Mesmaecker
    De Brétigny - Maurice Sauvageot
    Rosette - Lucienne Estève
    Poussette - Marthe Coiffier
    Javotte - Madeleine Sibille
    L'hôtelier - Louis Morturier
    La servante - Marguerite Julliot

    Choeurs & Orchestre du Théâtre de l'Opéra-Comique Paris
    Dirigent: Henri Büsser

    (C) 2002 Aura Music LRC 1901 (2 CDs) [143:48]
    EAN: 0697833119018

    Die Pathé hatte 1911-1913 nicht weniger als neun komplette Opern aufgenommen, was damals geradezu einzigartig war - Manon war ein Nachzügler, zusammen mit Victor Massés Les Noces de Jeannette bildete das Werk den Abschluß dieser Reihe (erst 1922-1923 entstanden). Die Aufnahmen wurden alle als Tiefenschrift-Schellacks veröffentlicht, die man mit einer Saphirnadel abtastete; die Klangqualität galt für damalige Verhältnisse als vorzüglich, was sicherlich am Aufnahmeverfahren lag, denn Pathé nahm alles auf großformatigen Walzen auf, die wesentlich mehr Klanginformationen speichern konnten als der übliche Matrizenprozeß. Allerdings mußten sie dann auf das Schellackformat überspielt werden, was etwas mehr Hintergrundgeräusche produzierte.

    Manon gehört zu den Opern, die im Laufe der Aufnahmegeschichte einer regelmäßigen Konservierung unterlagen - im jedem Jahrzehnt seit den 1920er Jahren hat es Aufnahmen gegeben. Die Büsser-Einspielung steht am Beginn und präsentiert noch die alte Tradition, die die Opéra Comique früher in Frankreich aufwies. Was man hört, ist das übliche reduzierte Orchester, den kleinen Chor und die Solisten in deutlich klarer Frontposition.

    Das Signal ist durchgängig mit magerem Baß, einer guten Mitte und leicht dumpfen Höhen versehen; die Hintergrundgeräusche sind präsent, ohne jedoch zu weit nach vorne zu drängen. Die gröbsten Knackser sind alle entfernt - was übrig bleibt, ist ein leichter Rauschteppich, der deutlich geringer ist als die üblichen akustischen Matrizenaufnahmen jener Zeit (der eigentliche Pluspunkt dieses Aufnahmeverfahrens). Laufgeräusche der Schellacks wurden jedoch nicht entfernt, wodurch manche Seitenanfänge etwas mehr knistern können. Insgesamt ist das ein sehr homogenes Klangbild mit sorgfältiger Überspielung der Schellacks und behutsames Remastering des Signals. Es kommt vor, daß manches Pitching stellenweise nicht immer präzise erklingt - doch scheint mir, daß es wohl eher beim Erstellen der Schellackmatrizen zu den leichten Schwankungen in der Tonhöhe kam; es ist aber bei Weitem nicht so groß, daß es unerträglich wirkt. Grundsätzlich sind die überspielten Schellacks in einem sehr guten Zustand gewesen.

    Es steht in dieser CD-Ausgabe nicht dabei, wer das Remastering zu verantworten hat - ich vermute aber, daß es eine Übernahme von Ward Marstons Veröffentlichung ist, die der bereits 1997 herausgebracht hatte:

    Jedenfalls würde es gut zur Klangbearbeitung passen, wie sie Marston bevorzugt.

    Diese italienische Ausgabe ist in einem Slimcase mit 32seitigem Booklet, in dem ein Tracklisting und das komplette Libretto der Oper zu finden ist. Insgesamt wirkt sie recht ansprechend gestaltet und bietet sich als günstige Alternative an. Für Liebhaber alter Opernaufnahmen nicht zu verachten... :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Johann Sebastian Bach
    Das Wohltemperierte Clavier - Teil II
    Nr. 1-10: (P) 1935 His Master's Voice DB 2532/38 (7x 78er, 30cm)
    rec. 13. Februar & 03.-07. Juni 1935 (HMV Studio No. 3, Abbey Road, London)
    Nr. 11-19: (P) 1936 His Master's Voice DB 2944/50 (7x 78er, 30cm)
    Nr. 20-24: (P) 1937 His Master's Voice DB 3236/39 (4x 78er, 30cm)
    rec. 03.-06. Juni 1936 (HMV Studio No. 3, Abbey Road, London)

    Edwin Fischer (Klavier)

    (C) 2000 Naxos "Historical" 8.110653-54 (2 CDs) [130:26]
    Archivists & Restoration Producers: Marina & Victor Ledin (Encore Consultants)
    Restoration Engineer: Stuart A. Rosenthal
    EAN: 636943165324

    Edwin Fischer war der erste Künstler, der sämtliche Präludien & Fugen des WTC komplett aufnahm - und bis auf den Aufnahmen von Harriet Cohen und Alwyn Howard Jones (die Teil I Nr. 1-17 in den 1920er Jahren aufzeichneten) blieb er auch der einzige bis zum Ende der 1940er Jahre. Seine Einspielung des 2. Teils erschien in drei Sets im Laufe von zwei Jahren und hat sicherlich den maßgeblichsten Einfluß auf die Rezeption der damaligen Zeit gehabt, wenn man BWV 870-893 erleben wollte.

    HMV hat sich auch nicht lumpen lassen und Edwin Fischer die bestmögliche Technik zur Seite gestellt: was ich hier hören kann, ist ein Klavier in guter Disposition, etwas entfernt abgenommen, aber dennoch alle Stimmen transparent wiedergebend. Da Fischer über weite Strecken eher piano bis mezzo spielt, ist stets ein gut abgestimmtes Klangbild zu vernehmen. Die Seiten sind stets sauber gepitcht, und nur selten kann man Unsauberheiten hören. Der Zustand der Schellacks ist sehr gut bis exzellent, das Signal weist praktisch keine Knackser oder Schleifgeräusche auf.

    Da hier mit CEDAR gearbeitet wurde, klingt das Signal sehr sauber - fast schon antiseptisch. Das Hintergrundrauschen ist fast komplett eliminiert, die Laufgeräusche der Schellacks sind nur noch peripher zu erahnen, selbst kleinste Knackser wurden entfernt. Was übrig bleibt, ist ein sauberes Signal ohne Spuren von Eingriffen - jegliches Schleifen, welches bei zu stark eingesetzten Filtern hörbar wird, wird man hier vergeblich suchen.

    Technisch gesehen ist das hervorragend gemacht - doch wer gerne Patina haben möchte, wird sich vermutlich nicht wohlfühlen. Der Baß des Klaviers ist nicht stark ausgeprägt, die Mitten sind gut, doch die Höhen wirken etwas matt. Dadurch daß die Aufnahme nicht nah abgenommen wurde, wirken die Präludien und Fugen stets subtil und etwas verträumt, und da fällt das Fehlen des üblichen Maßes an Nebengeräuschen deutlicher auf. Und ohne die Patina klingt das Klavier halt etwas muffig.

    Ansonsten ist das wie üblich eine gute Naxos-Edition: 48 Tracks, gut editiert; mit einem Booklet, welches einen kleinen Text zu Fischer enthält sowie ein ausführliches Tracklisting mit sämtlichen Angaben zu den Schellacks.

    Fazit: sehr gut... :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • The Boyd Neel String Orchestra play
    The Brandenburg Concertos

    (P) 1946-1948 Decca AK 1541~1891 (13x 78er, 30 cm) [97:23]
    rec. 18. Juni 1945 ~ 09. Dezember 1947 (West Hampstead Studios, London)

    Solisten:
    Nr. 1 - Frederick Grinke (Violine), Léon Goossens (Oboe), Archie Camden (Fagott),
    Dennis Brain & Norman del Mar (Horn)
    Nr. 2 - Frederick Grinke (Violine), Arthur Gleghorn (Flöte), Evelyn Rothwell (Oboe),
    George Eskdale (Trompete)
    Nr. 3 - keine
    Nr. 4 - Frederick Grinke (Violine), Arthur Gleghorn & Gareth Morris (Flöte)
    Nr. 5 - Frederick Grinke (Violine), Gareth Morris (Flöte), Kathleen Long (Klavier)
    Nr. 6 - keine

    The Boyd Neel String Orchestra
    D: Boyd Neel

    Bonus:
    Johann Sebastian Bach
    Cembalokonzert Nr. 7 BWV 1058*
    (P) 1950 HMV C 3963/4 (2x 78er, 30 cm)
    rec. 09. Januar 1950
    Violinkonzert Nr. 2 BWV 1042**
    (P) 1949 HMV DB 6884/6 (3x 78er, 30 cm)
    rec. 17.-18. Februar 1949
    Kantate BWV 42: Sinfonia
    (P) 1950 HMV C 4069 (1x 78er, 30 cm)
    rec. 04. Mai 1950

    George Malcolm (Cembalo)*
    Gioconda de Vito (Violine)**
    London Chamber Orchestra
    D: Anthony Bernard

    (C) 2005 Dutton 2CDBP 9759 (2 CDs) [140:32]
    Remastered by Michael Dutton
    EAN: 765387975920

    Auf dieser Doppel-CD befinden sich die Enspielungen aller sechs Konzerte, die Boyd Neel in den 1940er für die Decca machte; es ist anscheinend die einzige CD-Ausgabe, die es davon gibt. Neel nahm in insgesamt drei Sessions über zweieinhalb Jahre hinweg 26 Seiten auf; diese wurden ab Herbst 1946 bis zu Weihnachten 1948 als einzelne Konzertaufnahmen veröffentlicht.

    Die Schellacks, auf die Dutton zurückgriff, waren allesamt im hervorragenden Zustand: keine lauten Störgeräusche, keine Unsauberheiten, kein Leiern. Sie sind sehr gut gepitcht, die Seitenübergänge hört man nicht, Störgeräusche jeder Art sind praktisch nicht mehr hörbar, das Hintergrundrauschen ist sehr stark gedämpft. Das Signal klingt rein: solider Baß, gute Mitten und leicht belegte Höhen (was von Konzert zu Konzert etwas anders sein kann). Filter wurden sehr dezent verwendet. Wie bei Dutton üblich, ist ein ganz leichter Hall dazugemischt, um die Stücke sauber abzuschließen. - Die HMV-Aufnahmen sind ebenso in dieser Klangqualität, wenn sie auch ein Tick mehr Höhen aufweisen.

    Die Editierung ist sehr gut: die Tracks folgen den Sätzen, grobe Übergänge zwischen ihnen hört man nicht. Das Booklet enthält einen Text über die Aufnahmen (in Englisch) sowie alle diskographischen Details. Alles verpackt in einem Slim Case, hat man so eine kompakte Edition einer der interessantesten Einspielung der Brandenburgischen aus der Schellackzeit.

    Fazit: klasse... :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

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