"Flow" beim Musikhören
Liebe Freunde
In letzter Zeit habe ich mich intensiv mit dem „erweiterten Hören“ beschäftigt. Dazu habe ich viel Literatur gelesen und selber natürlich auch ausprobiert. Heute möchte ich Euch meine Resultate mitteilen, dass vielleicht der eine oder andere mit profitieren kann.
Ich spreche davon, die Musik in der Art zu erleben, in der sie auf mich persönlich am stärksten wirken kann. Mihaly Csikszentmihalyi gilt als herausragendster Wissenschaftler auf dem Gebiet des FLOW-Erlebnis. Ich stütze mich folgend auf seine Forschungen ab.
Was ist Flow? Flow ist das völlig „aufgehen“ in einer Tätigkeit und löst unmittelbare Folgen im Körper aus. Beispielsweise sind Herzschlag, Atmung und Blutdruck völlig synchronisiert.
Der Flow lässt mich völlig hingerissen dahstehen und alles um mich herum vergessen. Das schöne dabei ist: Es geht wie von alleine! Doch etwas Vorbereitung muss auch hier sein…
Wie erreiche ich ihn?
Csikszentmihalyi nennt drei wichtige Punkte:
1. Die Aktivität hat deutliche Ziele. Das Ziel besteht in der unmittelbaren Rückmeldung in mir.
2. Konzentration.
3. Anforderung und Fähigkeit stehen im optimalen Verhältnis.
Diese drei Faktoren müssen immer gegeben sein, damit sich ein Flow einstellen kann.
1. Das Ziel
Der erste schritt bildet das aktive Musikhören. Also ein konzentriertes Hinhören und kein oberflächiges Anhören. Es setzt voraus, dass man sich auf das Stück einlässt.. Wir begeben uns mit dem Stück zusammen auf eine Reise, einen Weg. Der Schluss des Stücks ist allerdings nicht unser Ziel beim Hören, sondern das, was dazwischen passiert. Das, was es in uns auslöst, unsere Resonanz, die Gefühle, die Farben und Bilder, die aufsteigen und und und…
2. Konzentration
Konzentration ist dann möglich, wenn einem die Tätigkeit gefällt und die Anforderungen gerade so hoch ist, dass sie meine volle Konzentration erfordert. Ich muss fähig sein, meinen Fokus einige Zeit lang auf etwas richten zu können, ohne abzuschweifen. Das ist recht gut trainierbar! Oft ist da auch keine bewusste Anstrengung dahinter, wenn mich das Stück interessiert, bin ich sowieso schon „voll dabei“!
3. Anforderung und Fähigkeit stehen im optimalen Verhältnis.
Der Flow bildet sich nur dann, wenn ich mich weder unterfordert („ich langweile mich…“) noch überfordert („im bin gestresst, ich ängstige mich…“) fühle.
Dazu eine schöne Grafik aus dem Artikel zu Flow bei Wikipedia:
[Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e6/Flow.png]
Um das zu testen, bin ich wie folgt vorgegangen:
Ich habe mich gefragt, wo ich überfordert bin beim Hören. Das ist recht schnell möglich, hat aber immer etwas mit MIR zu tun. Sobald ich zu viel erwarte und ich dies oder jenes nicht heraushöre, stresse ich mich und dann bin ich auf der oberen Kurve. Das ist aber ein Flowkiller. Also zurück: Schritt für Schritt. Ersteinmal nichts erwarten vom Stück, einfach mal anhören.
Aber halt! Meine Gedanken schweifen bereits schon ab, jetzt bin ich auf der unteren Kurve, und auch da ist kein Flow zu finden…also mehr, ich möchte ein bestimmtes Motiv heraushören und
konzentriere mich erstmal voll darauf. Ein schönes Gefühl
Die Schwierigkeit besteht darin, sich subjektiv immer so viel zu geben, dass man sich „in der Mitte“ der zwei Pole findet. Und das ist wahrlich sehr sehr individuell. Das aber macht die Musik auch so grossartig, jeder hört sie auf seine Weise anders…
Liebe Freunde, habt ihr auch schon den Flow erlebt während des Hörens? Was meinst ihr, treffen diese obigen Punkte auch auf Euch zu? Seid ihr schnell „in der Musik“ oder braucht ihr –wie ich- einige Anlaufzeit bis der Groschen fällt?
Ich bin gespannt über Eure Erfahrungen…
Mauritius