Rued Langgaard

  • Rued Langgaard

    Das ich einen Faden zu diesem dänischen Komponisten eröffne, hat weniger den Grund, dass ich mich besonders mit ihm auseinandergesetzt habe oder er mir sehr vertraut wäre, sondern ensteht eher aus dem Bedürfnis heraus mich ein wenig mehr mit ihm auseinander zu setzen.
    Darauf gekommen bin ich durch einen Eintrag hier im "Eben gehört"-Faden, der Langgaards "Antikrist" erwähnt hat.


    Daraufhin habe ich mir im Laufe der Zeit ein paar vereinzelte Werke Langgaards zu Gemüte geführt, einige seiner Sinfonien, sowie seine Sphärenmusik und Klavierstücke namens "Insectarium".
    Bemerkenswert ist dabei für mich die Spannbreite in der Musik. Während reichlich Spätromantisches ausgebreitet wird, hochemotional und dramatisch, vor allem in den Sinfonien, hört man gerade in der Sphärenmusik und den angesprochenen Klavierstücken geradezu expressionsitische Züge, richtig moderne Experimente. Und das steht nun so nebeneinander und macht mich ein wenig ratlos.


    Ich kenne alles von yt, wo reichlich von ihm zu finden ist, aber so über den Daumen gepeilt scheint auch auf dem CD-Markt einiges veröffentlicht worden zu sein, zB :



     


    Und auch sein "Antikrist" :


    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Hallo Succubus,


    Rued Langgaard ist wirklich ein wenig anerkannter Komponist in der dänischen Bevölkerung gewesen. Seine Sinfonien sind wirklich sehr individualistisch und experimentell verfasst. (Ich besitze ja die abgebildete Box mit Dausgaard).


    Besonders interessiert mich seine Oper "Antikrist" aufgrund der biblischen Vorlage.
    Eine Beschäftgiung ist es allemal wert.


    :wink:

  • Der Komponist Rued Langgaard beschäftigt mich schon seit Jahren.
    Die von Succubus abgebildete Dausgaard-GA der Sinfonien (Dacapo) habe ich in Einzel-CD und SACD-Ausgaben bereits zu einer Zeit erworben, als die GA noch nicht auf dem Markt war.


    Die Sphärenmusik habe ich in der genialen Aufnahme mit Roshdestwensky (Chandos).


    Durch eine Empfehlung eines Kollegen bin ich zuerst zu den CD´s der Sinfonien Nr.1, 4-6 gekommen, die mich sehr fastzinierten.
    Auch durch eine nachdrückliche Empfehlung der Klippenpastorale=Sinf.Nr.1 von Johannes machten mir auch dieses Werk schmackhafter als bei meinem Ersthören in den 90er-Jahren. In der Segerstam-Aufnahmen aber mehr, als unter Dausgaard !


    Besonders die wesentlich knappere Form bei den Sinfonien Nr. 4-6 und die dort nicht gerade sparsame Verwendung von Schlaginstrumenten ist ganz meine Klangwelt. Die Järvi-Aufnahme spielt jedenfalls die Effekte und das Brio noch eindrucksvoller aus, als Dausgaard, der mehr das Athmosphärische betont.

    Chandos, DDD




    Hier sind meine Eindrücke zu den Sinfonien zusammengefasst:


    Dausgaard scheint mir der Perfektere von beiden Dirigenten zu sein. Während Järvi alle Effekte auskostet und kurz und prägnant interpretiert, leuchtet Dausgaard ohne Vernachlässigung der Effekte die Orchesterfarben aus und malt noch präzisere Passagen. Die Werke bekommen so noch mehr Ausdrucksgehalt und erscheinen für den Hörer noch imposanter, als sie ohnehin schon sind.
    Ich bin sehr froh mich für Dausgaard entschieden zu haben, der sich offenbar sehr intensiv mit seinem Landsmann auseinandergesetzt hat.
    Das die DaCapo-Klangtechnik der Aufnahmen von 2001-2003 alles mitbringt, was man sich nur wünschen kann, macht die Sache umso erfreulicher.


    Bei Dausgaard ist die Sinfonie Nr.5 in beiden Fassungen auf der DaCapo-CD eingespielt. Die Fassung I (14:22) in klare vier Teile/Sätze eingeteilt, die inneinander übergehen und einen großen Satz ergeben, finde ich noch passender als die 5Track-Fassung II (19:13). Offenbar wollte Dausgaard daher die erste Fassung, die hier als "Premiere Recording" vorliegt, nicht vernachlässigen und brachte Beide.


    Die Sinfonie Nr.6 (1923) "Das Himmelreissende" ist das zusammen mit der Sinfonie Nr.4 (1916) das avantgardistischste Werk Langgaards. Es ist die polemische Antwort auf Nielsens Sinfonie Nr.4 "Das Unauslöschliche". Er wollte im Gegensatz zu Nielsen mit dem Werk den christlichen Aspekt mit dem Kampf zwischen Gut und Böse ausdrücken.
    Beides ebenfalls packende Orchesterwerke, mit hohem Ausdrucksgehalt - Kurzform in ein Wort gefasst: :thumbup: spannend.


    Die Sinfonie Nr.7 (1925-26) stellt einen Bruch dar und ist wesentlich "klassisch/romantischer" als die früheren sehr spätromantischen Sinfonien gehalten. Er wollte damit eine Antwort auf den neoklassischen Trend seiner Zeit setzen und schuf ein viersätziges Werk im Ausmaß der prokofieffschen Sinfonie Classique gepaart mit seiner Tonsprache.
    Aber es entstand ein flottes programmfreies Werk (diesesmal ohne Titel) in 4 abgeschlossene Sätze mit Hörspaßfaktor.


    Langgaard bezeichnet quasi fast alle größeren Orchesterwerke als Sinfonie ( ;+) damit kommt man natürlich schnell auf die 16 !), obwohl es sich im Falle der
    Sinfonie Nr.3 um ein Klavierkonzert handelt,
    Sinfonien Nr.4,6,10 wären eigendlich Sinfonische Dichtungen,
    Sinfonie Nr.11 ist ein formloses 6minütiges Kurzorchesterstück,
    Sinfonie Nr.12 ein 7minütiges Orchesterstück mit Rückblick auf Themen der Sinfonie Nr.1,
    Sinfonie Nr.13 ein Orgelkonzert in Suitenform,
    Sinfonie Nr.14 eine Suite für Chor und Orchester.


    Damit treibt er den Sinfoniebegriff oftmals ins absurde.



    Das er in seinen Sinfonien die Sonatensatzform wenig wahrt, stört mich überhaupt nicht, finde ich sogar eher angemessen für das 20.Jhd.
    :S Eher unangemessen finde ich seine romantische Tonsprache, die für seine Zeit bei einigen Sinfonien über 50-60Jahre zurückliegt. Es ist bekannt, dass Langgaard sich gegen den Avantgardissmus seiner Zeit auflehnte und einen Gegenpool schaffen wollte - aber dann gleich so "altmodisch" ?


    Daher macht sich bei mir eine leichte aber unerhebliche Enttäuschung breit (Worte sagen wieder mehr als nötig, denn ich mag den Komponisten Langgard sehr).
    Ich hätte mir nach den Sinfonien Nr.4-6, die ich nach wie vor am höchsten einschätze (natürlich auch Nr.1), doch mehr erwartet.


    Stellenweise muß man sich schon sehr durchringen um das "Romatikgetüddel" durchzuhalten und ja, --- ich war bei der Sinfonie Nr.14 eingenickt.
    Damit nichts gegen das Werk, es hat schöne Momente. Aber will ich von Langgaard mendelsohnsche Romantiksounds im 20.Jahrhundert hören ? Nein !
    Für ihn war die romantische Tonsprache es "die Wahrheit", wie er sich ausdrückte.


    Sicher hat auch das konservative dänische Publikum dazu beigetragen, das sich Langgaard nicht sehr avantgardistisch entwickelt hat. Seine Werke wurden zu seinen Lebzeiten ja kaum aufgeführt.
    Er hatte aber auch Pech mit seiner Hörerschaft. Ausgerechnet die Sinfonie Nr.6 (die ich als eine der Besten empfinde) wurde bei der von ihm geleiteten Uraufführung 1923 in Berlin ausgezischt.


    Nachdem ich bisher über Jahre hinweg nur Nr.1, 4-6 kannte, bin ich doch einigermaßen überrascht gerade in den letzten Sinfonien noch mehr Rückgewandtheiten zu hören als angemessene Weiterentwicklung in Richtung seiner Zeit..........


    :!: Nach den Sinfonien Nr.4-6 lassen einen die Sinfonien Nr.3, 7, 10 und 13 wirklich aufhorchen. Dennoch bleibt der fade Beigeschmack, das es Spätromantilk sein sollte/müßte, aber nicht ist.


    :?: Hat sein Kollege und Zeitgenosse Carl Nielsen da nicht einen angemesseneren Weg gefunden ?

    ______________


    Gruß aus Bonn


    Wolfgang

  • Danke, lieber Teleton für deinen sehr ausführlichen und interessanten Beitrag.


    Die Sinfonien, die ich gehört habe, waren 4, 10, 11, 14, 15 von denen mir 4 und 11 am besten gefielen. Am wenigsten anfangen konnte ich glaube ich mit dem Anfang der 10, da bin ich auch fast weg geschlafen.


    Wenn du noch mehr Avantgardismus hören willst, dann musst die die oben erwähnten Klavierstücke hören, man glaubt fats nicht, dass das ein und derselbe Komponist sein soll.
    Ich habe jetzt noch "Gitanjalis Hymns", "Endens Tid" und den "Antikrist" vor mir.


    Den "Antikrist" gibt es auch bei yt zu hören, Trebo.

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Hallo Succubus,


    Bemerkenswert ist dabei für mich die Spannbreite in der Musik. Während reichlich Spätromantisches ausgebreitet wird, hochemotional und dramatisch, vor allem in den Sinfonien, hört man gerade in der Sphärenmusik und den angesprochenen Klavierstücken geradezu expressionsitische Züge, richtig moderne Experimente. Und das steht nun so nebeneinander und macht mich ein wenig ratlos.


    Genau das macht mich - im Gegenteil - nicht ratlos, sondern inspiriert mich in höchstem Maße! :D
    Das so überaus Bemerkenswerte an dem dänischen Eigenbrödler Langgaard scheint mir neben seiner Originalität und Skurrilität in der Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit (bezüglich der Stilistik und der Gattungen) innerhalb seines phantastischen umfangreichen Oeuvres, (welches mehr als 400 Werke umfaßt), zu liegen und macht ihn deshalb für mich zu einem der aufregendsten und entdeckenswertesten Komponisten des 20. Jahrhunderts.


    Weil in diesem Thread die von mir am meisten geschätzte Symphonie Nr. 1 "Klippenpastorale" bislang noch kaum erwähnt wurde, möchte ich hier aus einem anderen Thread zum Thema zitieren:


    Rued Langgaards symphonischen Erstling kann man ohne Zweifel zu den Werken eines hoch- und frühbegabten Meisters zählen, bei dem von jugendlicher Stilunsicherheit rein gar nichts zu spüren ist!


    Diese so überaus ausdrucksstarke I. mit dem Beinamen "Klippenpastorale" stellt sich als vollendetes und reifes Werk dar, das den damals 15- / 16-jährigen dänischen Tonschöpfer bereits im Vollbesitz seiner kompositorischen und instrumentatorischen Fähigkeiten zeigt.
    Dabei präsentiert er sich in dem fünfsätzigen Koloss mit knapp 70 Minuten Spieldauer als Komponist eingängiger melodischer Erfindungsgabe sowie als brillanten Orchestrierer.
    In den enormen Steigerungen und gigantischen Höhepunkten zeigt sich vor allem sein Talent für effektvolle Dramatik, die in ihrer emotionalen Wucht an Mahlersche Symphonik gemahnt - andererseits offenbart sich in den ruhigeren Passagen, vor allem im 3. Satz mit der Bezeichnung 'Sagn' ('Legende'), Langgaards Sinn für nordische Mystik, in der er einen ganz eigenen träumerisch-geheimnisvollen Tonfall anschlägt.
    Von den drei bislang existierenden Einspielungen kann ich einzig und allein die Chandos-Aufnahme unter Leif Segerstam empfehlen:


    Rued Langgaard (1893-1952):
    Symphonie Nr. 1 h-moll "Klippenpastorale" für Orchester, BVN 32 1908/09 (rev. 1909-11)
    Danish National Radio Symphony Orchestra, Leif Segerstam
    Chandos, 1993, 1 CD



    Eine weitere - vielleicht Langgaards bedeutendste und modernste, bereits erwähnte - "Musik" (gattungstechnisch ist das Stück ohnehin kaum genauer einzugrenzen), ist die hoch originelle "Sphärenmusik".


    Die 'Sphärenmusik' hat (in der von Teleton zurecht lobend erwähnten Rozhdestvensky-Aufnahme) eine Dauer von ca. 35 Minuten und ist in 15 mehr oder weniger kurze Abschnitte (zwischen 0:36 und 5:17) unterteilt. Darüber hinaus gibt es in ihr keine musikalischen Entwicklungsprozesse:
    Langgaards Werk handelt von Räumlichkeit, Höhe und Tiefe, Licht und Schatten, Vordergrund und Hintergrund (ist eine Art Raumklangkomposition). Es ist nicht als fortlaufender musikalischer Prozeß, sondern als Folge räumlicher Episoden mit meist zur Wiederholung neigendem, statischem Charakter angelegt. Oder mit den Worten des Komponisten: "In der 'Sphärenmusik' habe ich allem entsagt, was man unter Thematik, Konsistenz, Form und Kontinuität versteht. ..."


    Der überwiegende Anteil des Werkes besitzt einen ausgesprochen meditativen Charakter, der ohne größere Kontraste auskommt - die Musik spielt sich in den ersten ca. 30 Minuten im piano- bzw. pianissimo-Bereich ab. Erst in den letzten Abschnitten des dramatischen Finales (eine apokalyptische Vision der Gegenüberstellung zwischen Antichrist und Christus - hier die Parallele zur gleichnamigen "Oper" "Antikrist") kommt es zu einem großen und grandiosen Orchestercrescendo (samt dem auf einem einzigen, lang ausgehaltenen Ton singenden [Engels-]Chor). D. h. die Musik ist überwiegend geprägt von atmosphärischen Klängen mit einer Dominanz heller Farben (bedingt vor allem durch den Einsatz der hohen Lagen der Streicher und Bläser). - Der Solo-Sopran ist nur an einer einzigen kurzen Stelle (in Nr. 13) und zwar entfernt und aus lichter Höhe zu vernehmen.


    Rued Langgaard (1893-1952):
    Sfaerernes Musik (Sphärenmusik) für Sopran, gemischten Chor, Orgel, Fernorchester und Orchester, BVN 128 1916-18
    Gitta-Maia Sjöberg, Sopran; Danish National Radio Choir,
    Dansih National Radio Symphony Orchestra, Gennady Rozhdestvensky
    Chandos, 1996, 1 CD



    Weitere konstruktive Informationen zu Langgaards Leben und hoch interessantem Oeuvre bietet in Hülle und Fülle:


    "http://www.langgaard.dk/index.htm"


    :wink:
    Johannes

  • Diese so überaus ausdrucksstarke I. mit dem Beinamen "Klippenpastorale" stellt sich als vollendetes und reifes Werk dar, das den damals 15- / 16-jährigen dänischen Tonschöpfer bereits im Vollbesitz seiner kompositorischen und instrumentatorischen Fähigkeiten zeigt.
    Dabei präsentiert er sich in dem fünfsätzigen Koloss mit knapp 70 Minuten Spieldauer als Komponist eingängiger melodischer Erfindungsgabe sowie als brillanten Orchestrierer.


    Allerdings - für mich war dieses Werk eine der faszinierendsten Entdeckungen der letzten Jahre. Dank an Johannes für das beständige Missionieren. Die anderen Langgaard-Sinfonien in all ihrer Unterschiedlichkeit entdecke ich erst so peu à peu.


    Jetzt hab ich mir erst mal die Sphärenmusik vorgenommen, die während des 1. Weltkriegs entstand und durchaus sehr modern für diese Epoche klingt - eine völlig anders geartete Musik als die "Klippenpastorale". Scheint ebenfalls äußerst reizvoll zu sein. Bei mir läuft die Dausgaard-Aufnahme:




    Cheers,


    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Ich habe mir nun auch mal die hier vielgelobte 1. Langgaard-Sinfonie angehört.
    Stimmt schon, dass es wirklich Dramatik, bin wirklich überrascht, dass das Werk von einem 16jährigen stammt (nicht, dass das was aussagen würde).
    Man spürt im ersten Satz das Meer ja regelrecht gegen die Felsen branden und die Gischt im Gesicht. Sehr bombastisch.
    Der fünfte Satz hat sogar etwas leicht Bedrohliches zu Ende hin als die Blässer besonders laut herausschrauen und die Pauken nochmal ordentlich brodeln, nur um dann wieder in das Bild des noch bewegten, aber imposant-majestätischen Meeres zurückzukehren.
    Aufnahme war übrigens die mit Segerstam.

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Ich kenne von Langgaard nur das jugendliche Experiment Sphärenmusik und möchte zu dem Erstaunen über seine stilistische Entwicklung nur sagen, dass es sehr häufig vorkommt, dass junge Komponisten ultramodern sind um sich dann später wie ihre eigenen Opas anzuhören. Man wird eben reif und konservativ im Laufe des Lebens ... In Rued Langgaards Generation fällt mir etwa Henry Cowell ein, bei dem man - kennt man nur seine berühmten Jugendsünden - über das Spätwerk erstaunt sein mag. Oder George Antheil. Aber die Liste ließe sich endlos fortspinnen.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • [Aus dem allgemeinen Kaufberatungsthread hierhin verschoben, das Einverständnis der beiden Verfasser keck voraussetzend. :gurni: Gurnemanz]



    Kennt jemand beide Aufnahmen der "Sphärenmusik" von Langgaard? Welche wäre zu bevorzugen?


     


    Gruß
    MB


    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • RE: Langgaard - Spherenmusik

    Hallo MB,


    ich habe und schätze die Roshdestwensky-Aufnahme (Chandos) durch die Empfehlung von Guercoeur und würde Dir diese unbedingt auch empfehlen.


    Bei Daussgaard habe ich durchweg die Erfahrung gemacht, dass bei ihm kurz und bündig ausgedrückt "etliche Emotionsanteile" trotz präziser Int nicht so gewünscht rüber kommen (bei Langgaard im Vergleich zu Segerstam; den Berwald-Sinfonien, die mir mir Dausi gar nicht gefallen) - und dann bei der Spherenmusik ganz bestimmt im Vergleich zu Roshdestwensky.


    :thumbup: Die Roshdestwensky-Aufnahme der Spherenmusik ist eine ganz fabelhafte CD mit Herzblut ! Du wärst damit auf jeden Fall 100% zufrieden (Siehe auch die Beiträge dazu bei Tamino !)

    ______________


    Gruß aus Bonn


    Wolfgang

  • Dausgaard Live

    Hallo,
    ich habe den heutigen Tag mit folgendem Konzert begonnen.
    Live vom 3.9.2009
    Danish National Symphony Orchestra Thomas Dausgaard
    01 Ligeti Atmospheres
    02 Rachmaninov Piano Concerto No 2 Leif Ove Adness
    03 Encore Janacek
    04 Langgaard The Music of the Spheres


    Diese Aufnahme der "The Music of the Spheres" ist es dann wohl auch, die auf der CD Sammlung drauf ist.
    Ich wage es mir nicht auszudenken, was ein deutlich emphatischerer Dirigent als Dausgaard aus diesem Werk machen dürfte, es ist so schon so nah an dem was ich für kitschig halte, dass gerade die "Nüchternheit" Dausgaards mir richtig erscheint.


    Nebenbei. Auch dem 2. KK von Rach tut dieser Ansatz sehr gut. Die "Schmalzpfütze" unter den Lausprechern blieb aus.


    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Sphärenmusik mit Roshdestwensky oder Dausgaard

    Ich wage es mir nicht auszudenken, was ein deutlich emphatischerer Dirigent als Dausgaard aus diesem Werk machen dürfte, es ist so schon so nah an dem was ich für kitschig halte, dass gerade die "Nüchternheit" Dausgaards mir richtig erscheint.


    :angel: Nach längerer Zeit und anlässlich dieses Threads habe ich mir die Sphärenmusik in meiner Roshdestwensky-Aufnahme (Chandos) gestern wieder einmal mit Genuss angehört.


    8o Dabei kam mir eindeutig genau die gegenteilige Meinung in den Sinn, wie die von Hans oben zitierte. Ich dachte eher: Wenn jetzt ein sachlicher nüchterner Dirigent, wie Dausgaard das Werk dirigiert - dann ist ja viel zu wenig gebacken - dann könnte es mir zu langatmig werden !

    ______________


    Gruß aus Bonn


    Wolfgang

  • Ich hatte die Chandos-Einspielungen der Sinfonien,dazu einige Einspielungen unter Ilya Stupel.Hier ein Fazit zu ziehen,wäre mit Sicherheit falsch,aber alleine bei diesen Aufnahmen war der stilistische Querschnitt schon enorm.Man mag manchmal nicht für möglich halten,dass hier wirklich nur EIN Komponist am Werken war,sondern mindestens zwei.Ob man nun zu einem Stück von ca. fünf Minuten Sinfonie sage mag,möchte ich einmal im Raum stehen lassen jetzt,aber mir persönlich hat sich der Komponist Langaard nicht wirklich erschlossen.


    Die Folge war,dass ich die CDs in Folge meines Rotations-Prinzips wieder weg gegeben habe,ohne aber Thomas Dausgaard zu vergessen,den ich als Dirigent sehr schätze,gerade auch,weil er wirklich ein dem Werk dienender Musiker ist.Man mag ihn als "sachlich-neutral" bezeichnen,aber mir wäre manchmal so ein Dirigent bei schwierigen Werken sehr angenehm,der diese Lesart bevorzugt.Man sollte hier klar trennen zwischen dem Werk dienenden "Sachlichkeit" und "emotionsloser Sachlichkeit".


    Bis jetzt vermag mich der Komponist Rued Langgaard nicht zu überzeugen.Zu uneinheitlich ist sein Werk,zu uneinheitlich ist mir hier der Übergang von Harmonie und Melodie.Einmal mehr in Richtung sehr später Romantik gehend,dann wiederum kurz und bündig ein Werk zusammengefasst,dass mich mehr an die zweite Wiener Schule erinnert (und damit auch an den Komponisten Fartein Valen) oder an die Impressionisten wie z,B. Debussy oder Bridge.


    VG,Maurice

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Gestern zufällig hier gelesen: Die Wiener Philharmoniker spielen heute und morgen im Wiener Konzerthaus Langgaards 6. Sinfonie mit Sakari Oramo und im Herbst 2018 kommt beim Label Dacapo-Records eine CD mit Langgaards Sinfonien Nr. 2 & 6, dem Orchesterwerk "Upaaagtede Morgenstjerner" (aus der 14. Sinfonie) und ergänzt mit dem "Tango Jalousie" von Jacob Gade heraus.


    Siehe bzw. höre auch hier.

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Gestern zufällig hier gelesen: Die Wiener Philharmoniker spielen heute und morgen im Wiener Konzerthaus Langgaards 6. Sinfonie mit Sakari Oramo und im Herbst 2018 kommt beim Label Dacapo-Records eine CD mit Langgaards Sinfonien Nr. 2 & 6, dem Orchesterwerk "Upaaagtede Morgenstjerner" (aus der 14. Sinfonie) und ergänzt mit dem "Tango Jalousie" von Jacob Gade heraus.


    Siehe bzw. höre auch hier.

    Jetzt offiziell:

    (AD: 22. - 24. April 2017 [Sinfonie Nr. 2 & Gade], 14. - 16. April 2018 [Sinfonie Nr. 6 & übrige Werke], Konzerthaus, Wien)


    Rued Langgaard:
    - Sinfonie Nr. 2, BVN 53 "Vaabrud"*
    - Sinfonie Nr. 6, BVN 165 "Det Himmelrivende"
    - Upaaagtede morgenstjerner aus der Sinfonie Nr. 14, BVN 336 "Morgenen"


    Jacob Gade:
    - Tango Jalousie**


    Anu Komsi, Sopran*
    Wiener Philharmoniker
    Sakari Oramo, Leitung und Violine**

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Schon bemerkenswert, dass es die Werke jetzt bis nach Wien geschafft haben, aber ich werde erst einmal die vorhandenen Aufnahmen (Dausgaard und Järvi, Beiträge 1 und 3) hören und dann entscheiden, ob ich noch eine weitere brauche. Es ist sehr lange her, dass ich mich mit diesem Oeuvre zuletzt beschäftigt habe.


    Wobei ich ein großer Fan der Streichquartette in den Aufnahmen mit den Nachtigallen bin.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Der Kopfsatz der 2. Symphonie „Frühlingsaufbruch“ von Rued Langgaard erinnert stark an frühen Richard Strauss, der schöne Adagiosatz deutlich an einigen Stellen an Bruckner. Der letzte Satz mit Sopransolo - auf den ich verzichten könnte - wieder an Strauss. Insofern passt das alles ganz prima auf die Wiener Notenpulte, so als hätte Langgaard nie ein anderes Orchester im Sinn gehabt. Und die Wiener spielen es auch so.


    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Heute ist mir aufgefallen, dass die fünfte Sinfonie, die in zwei Fassungen bei Dausgaard vertreten ist, trotz der etwas weniger modernistischen Gesamtanlage und des stärkeren Hangs zum Nationalromantischen deutliche Ähnlichkeiten mit der Tonsprache von Carl Nielsen aufweist. Nielsen dürfte in dieser Phase also spürbaren Einfluss auf Langgaard gehabt haben. Im übrigen Schaffen, soweit ich es kenne - alle Sinfonien gehören dazu -, spielt dies meines Erachtens keine oder kaum eine Rolle.


    Das genialste Werk von ihm ist auch für mich die Sphärenmusik. Ich besitze nur die Einspielung mit Dausgaard; man muss und kann nicht alles doppelt und dreifach besitzen.


    Ein recht schönes Werk ist übrigens auch das Klavierkonzert - eher impressionistisch getönt, vielleicht insgesamt eine Nuance zu wenig materialhaltig.


    Übrigens hat auch Rueds Vater Siegfried Langgaard ein Klavierkonzert geschrieben. Es gehört in die Hochromantik und gefällt mir recht gut. Ein wirklicher Personalstil ist natürlich nicht erkennbar.


    Beide Werke finden sich auf einer CD von Danacord. Der zweite Link erlaubt einen Blick auf die Rückseite des Covers.



    :cincinbier: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Wem übrigens die elfte Sinfonie von 1945 - eine Sechsminuten-Nummer mit aufgedonnerter Monothematik - noch nicht exzentrisch genug ist, dem möchte ich - auf der letzten CD der Dausgaard-Einspielung - das hier erstmals veröffentlichte Stück Res absurda!? für Chor und Orchester empfehlen. Es entstand 1948. Der Chor singt etliche Male nichts anderes als den Titel-Text. Das Orchester donnert in spätestromantischer Manier repetitiv und ohne jeden strukturellen Vorbau, wenn ich es mal so nennen darf. Die parodistische, slebstironische Absicht dürfte auf der Hand liegen, das Stück in der Tat als Absurdität gedacht sein. Langgaard war ja in diesen Jahren einigermaßen frustriert über die Rolle, die das musikalische Establishment ihm zugedacht hatte.


    Schon ein äußerst eigenwilliger Komponist, wenn man sich die Bandbreite ansieht zwischen der ersten Sinfonie, der Sphärenmusik und einer solchen Miniatur. Allerdings überwiegt deutlich ein farbiges Pathos auf traditionalistischer Basis mit landschaftlichem oder historisch-mythologischem Hintergrund.


    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

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