BIBER, Heinrich Ignaz Franz: Die Rosenkranz-Sonaten

  • Wieder eine interessante Einspielung gefunden...

    Als 1905 Erwin Luntz die Rosenkrantz-Sonaten für DTÖ edierte konnte er die knifflige Skordatur der 11. Sonate nicht entschlüsseln - so wurde da etwas getüfftelt, aber was Biber wollte wurde nicht verstanden.
    Die Neuedition wartete auf sich bis 2003 (Dagmar Glüxam)!
    Wie mir scheint, weißt jedoch schon Melkus über diese Lage der Dinger - jedenfalls konnte ich keine Unterschiede zu anderen - späteren - Aufnahmen feststellen.

    Ich bin jetzt aber über eine tschechische Produktion gestolpert mit Gabriela Demetrova (Violin) und Jaroslav Tuma (Orgel) - und sie scheinen aus der Luntz-Edition zu spielen. Die Schnipsel sind ja sehr interessant...
    Auf zwei CDs ausgebracht bei Supraphon: "http://www.mtraks.com/artist/1cf7c1e…C3%A1_t%C5%AFma" CD1 / "http://www.mtraks.com/artist/1cf7c1e…C3%A1_t%C5%AFma" CD2.

    (Ob die früheste Einspielung: von Susanne Lautenbacher noch die Luntz-Ausgabe benutzt, oder nicht, werd' ich Ende Juli auch schon wissen. ;) )

    Nachtrag: gerade seh' ich, dass Minasi laut Booklet, die Luntz-Edition benutzt - jedoch weiß er von der Kreuzung der Saiten bescheid - also für die 11. Sonate muss er eine andere Quelle haben. Womöglich eine eigenge Spartitur.

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Eine Frage an alle...

    Ich hab' eben die Sonaten und Partiten von Bach gehört (mit Gidon Kremer) und darüber nachgesinnt, wann es soweit wird, bis die Rosenkranz-Sonaten ebenso ein Kultstatus erreichen und ebenso Teil der Violine-Repertoir werden, als diese berühmten Stücke des Leipziger Thomaskantors. Ob es eigentlich möglich wäre?
    Oder die Skordatur, die Umständlichkeiten, die sie bedeutet macht es von vornherein unmöglich?

    Oder - ist es schon dazu gekommen?...

    ?(

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • RE: Eine Frage an alle...

    Ich hab' eben die Sonaten und Partiten von Bach gehört (mit Gidon Kremer) und darüber nachgesinnt, wann es soweit wird, bis die Rosenkranz-Sonaten ebenso ein Kultstatus erreichen und ebenso Teil der Violine-Repertoir werden, als diese berühmten Stücke des Leipziger Thomaskantors. Ob es eigentlich möglich wäre?
    Oder die Skordatur, die Umständlichkeiten, die sie bedeutet macht es von vornherein unmöglich?

    Oder - ist es schon dazu gekommen?...

    ?(

    Hallo Tamàs,

    Ich glaube nicht, dass dein Wunsch da in Erfüllung gehen wird, zumindest nicht allgemein. Bach wird generell als Komponist anders und mehr wahrgenommen, allein schon wegen der größeren Fülle an unterschiedlichen Kompositionen. Auch die Violinsolosonaten atmen zudem diesen besonders vielfältigen Reiz Bach'scher Musik. Zusätzlich sind die Sonaten Bachs nun einmal bereits eine bekannte Visitenkarte für jeden Solisten und die Skordatur bei Biber erschwert das Ganze noch vom aufführungpraktischen Standpunkt.

    Freundliche Grüße, Beryllo

    Gruß, Frank

    Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.

  • Lieber Beryllo,

    Leider. Nach gründlicher Überlegung bin ich auf das selbe Ergebnis gekommen. Leider wird man Bach niemals toppen können, doch heißt das nicht, dass Biber nicht ein Komponist desselben Ranges wäre als er.


    Nun zu etwas Anderem:

    Nach fleißiger Internet-Recherche bin ich fündig geworden und folgende bisher mir unbekannte Einspielungen ermittelt:

    Irgendwann um 1962 (also etwa zeitgleich mit Suzanne Latenbacher) soll Sonya Monosoff als Erstedie Rosenkranz-Sonaten eingespielt. Ihre Partner waren: Melville Smith, Orgel und Cembalo; János Scholz (ein Landsmann von mir! :klatsch: ), Viola da Gamba; John Miller, Fagott. Das Ganze erschien bei Cambridge Records. Sie hat laut Recherche auch die Violinsonaten von 1681 aufgenommen.

    1987 hat Evan Johnson mit Loretta O'Sullivan (Cello) und Eric Milnes die Sonaten eingespielt bei Newport Classics.

    1993 bei Gia Music ist die Aufnahme von William T. Tortolano mit Orgelbegleitung von Charles Russel Kriegbaum erschienen. Herr Tortolano hat bei selbem Verlag auch die Sonaten ediert.

    :stern:
    (ich werde nie alle Aufnahmen haben können)
    :cry:

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    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Die Rosenkranzsonatengesamtdiskographie (ganz schön langes Wort, wie?)

    Breit und breit im ganzen Internet findet man keine Gesamtdiskographie der Rosenkranz-Sonaten. Nun soll sich das ändern!
    Ich gehe nach Erscheinungsjahr und berücksichtige nur die Gesamtaufnahmen! (Als Hauptquelle diente mir die "http://www.bluntinstrument.org.uk/biber/discography/index.htm'" iber-Diskographie von Dr. James Clements - leider nicht vollständig, und nur bis 1996)

    1962

    Sonya Monosoff, Violine
    Melville Smith, Orgel und Cembalo
    János Scholz, Viola da Gamba
    John Miller, Fagott
    Cambridge Records (3 LPs)

    ---

    Susanne Lautenbacher, Violine
    Rudolph Ewerhart, Positiv, Cembalo und Regal
    Johannes Koch, Viola da Gamba
    VoxBox (3 LPs)
    Neuauflage: VoxBox 1996 (2CDs)
    Auszüge: Allegria 2003 (1 CD)


    1968

    Eduard Melkus, Violine
    Huguette Dreyfus, Cembalo
    Lionel Rogg, Orgel
    Karl Scheit, Laute
    u.A.
    Archiv Produktion (2 LPs)
    Neuauflage: Archiv Produktion Codex (als Datum nur 1968 angemerkt) (2 CD)
    Neuauflage für den japanischen Markt in der Reihe "Collectio Argentea" (Datum?) (2 CD)


    1983

    Franz Josef Maier, Violine
    Franz Lehrndorfer, Orgel
    Max Engel, Viloncello und Viola da Gamba
    Konrad Junghänel, Theorbe
    Deutsche Harmonia Mundi (3 LPs) (2 MCs)
    EMI Digital/Deutsche Harmonia Mundi (2 CDs)
    Neuauflage: Deutsche Harmonia Mundi 1990 (2 CDs)
    Neuauflage für den japanischen Markt (Datum?) (2 CDs)


    1987

    Evan Johnson, Violine
    Loretta O'Sullivan, Violoncello
    Eric Milnes, Cembalo und Orgel
    Newport Classics
    (wahrscheinlich auch auf LPs, auf CDs in zwei separaten Volumes)


    1990

    John Holloway, Violine
    Tragicomedia
    Stephen Stubbs, Laute, Chitarrone
    Erin Headley, Viola da Gamba, Lirone
    Andrew Lawrence-King, Doppelharfe, Regal
    Virgin Classics (2 CDs)
    Neuauflage: Virgin veritas X2 2002 (2 CD)


    1991

    Reinhard Goebel, Violine
    Mitglieder der Musica Antiqua Köln
    Phoebe Carrai, Violoncello
    Konrad Junghänel, Laute
    Andreas Spering, Cembalo und Orgel
    Archiv Produktion (2 CDs)


    1993

    William T. Tortolano, Violine
    Charles Russel Kriegbaum, Orgel
    Gia Music (2 CDs) (2 MCs)


    1996

    Gabriela Demetrova, Violine
    Jaroslav Tuma, Orgel
    Supraphon (2 CDs in 2 Volumes)
    (CD1: I-VII; XVI 1996)
    (CD2: VIII-XV 1998 )


    1998

    Gabriela Demetrova, s. oben

    ---

    Marianne Rônez, Violine
    Affetti Musicali
    Arno Jochem, Viola da Gamba, Violoncello
    Michael Freimuth, Theorbe
    Ernst Kubitschek, Kammerorgel
    Winter & Winter (2 CDs)


    2000

    Gunar Letzbor, Violine
    Lorenz Duftschmid, Baß-Viola da Gamba
    Wolfgang Zerer, Orgel
    Wolfgang Glüxam, Cembalo
    Axel Wolf, Laute
    u.A.
    Arcana (2 CDs)
    *Bemerkung: habe auch Angaben gefunden, die Aufnahme sei schon 1998 erschienen, auf meinem Exemplar steht aber 2000


    2001

    Odile Edouard, Violine
    Alain Gervreau, Cello
    Pascale Boquet, Theorbe
    Angélique Mauillon, Harfe
    Freddy Eichelberger, Orgel
    K617 (2 CDs)

    ---

    Walter Reiter, Violine
    Cordaria
    Timothy Roberts, Cembalo, Kammerorgel
    Elizabeth Kenny, Theorbe
    Joanna Levine, Violoncello, Viola da Gamba
    Frances Kelly, Doppelharfe
    Mark Levy, Lirone
    Kah-Ming Ng, Regal
    Signum Classics (2 CDs)
    Neuauflage: Brilliant Classics 2002 (2 CDs)


    2002

    Veronika Strehlke, Violine
    Gerhart Darmstadt, Violoncello
    Egino Klepper, Orgel
    Cavalli Records (2 CDs)


    2003

    Alice Piérot, Violine
    Les Veilleurs de Nuit
    Marianne Müller, Viola da Gamba
    Pascal Monteilhet, Theorbe
    Elisabeth Geiger, Claviorganum
    Alpha (2 CDs)


    2004

    Patrick Bismuth, Violine
    Esemble La Tempesta
    Helene Dufour, Cembalo
    Caroline Delume, Theorbe
    David Simpson, Violoncello
    Richard Myron, Kontrabass
    Matthieu Lusson, Viola
    Marion Fourquier, Harfe
    Lucas Guimaraes-Peres, Lirone
    Marinette Extermann, Cembalo
    Zig-Zag Territories (2 CDs)

    ---

    Andrew Manze, Violine
    Richard Egarr, Orgel und Cembalo
    Alison McGilivray, Violoncello
    harmonia mundi france (2 CDs)

    ---

    Monica Huggett, Violine
    Sonnerie
    Emilia Benjamin, Viola da Gamba
    Elizabeth Kenny, Erzlaute, Theorbe, Barockgitarre
    Frances Kelly, Harfe
    Matthew Halls, Orgel, Cembalo
    ASV/Gaudeamus (2 CDs in 2 Volumes)

    ---

    Pavlo Beznosiuk, Violine
    David Roblou, Cembalo, Kammerorgel
    Paula Chateauneuf, Theorbe, Erzlaute
    Richard Tunnicliffe, Viola da Gamba, Violone
    Timothy West, Lesungen
    Avie (2 CDs)


    2005

    Rüdiger Lotter, Violine
    Lyriarte
    Olga Watts, Cembalo, Truhenorgel
    Axel Wolf, Laute, Theorbe, Barockgitarre
    Oehms Classics (2 CDs)


    2006

    Riccardo Minasi, Violine
    Bizzarrie Armoniche
    Elena Russo, Violoncello
    Rodney Prada, Viola da Gamba, Lirone
    Margret Köll, Doppelharfe
    Gabriele Palomba, Theorbe
    David Yacus, Bassposaune
    Davide Pozzi, Cembalo, Orgel
    Matteo Riboldi, Orgel
    Ludovico Minasi, Halbbass
    Amadeus (2 CDs) - Beilage zum Magazin Amadeus
    Neuauflage: Arts 2008 (2 SACDs)


    2007

    Maya Homburger, Violine
    Camerata Kilkenny
    Siobhan Armstrong, Harfe
    Sarah Cunningham, Viola da Gamba
    Brian Feehan, Theorbe
    Malcolm Proud, Orgel und Cembalo
    Barry Guy, Kontrabass
    Maya Recordings (2 CDs)


    2008

    Riccardo Minasi, s. oben


    2010

    Daniel Sepec, Violine
    Hille Perl, Viola da Gamba
    Lee Santana, Laute
    Michael Behringer, Cembalo
    Coviello (2 SACD)


    2011

    Julia Wedman, Violine
    Charlotte Nediger, Cembalo und Orgel
    Felix Deak, Cello und Viola da gamba
    Lucas Harris, Theorba und Erzlaute
    Julia Seage Scott, Harfe
    Sono Luminus (2 CD)


    :stern:
    (ich werde die Diskographie immer aktualisieren)

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Kennt eigentlich jemand die Einspielung von Susanne Lautenbacher ? Ich habe die LP-Kassette nämlich gestern abend zufällig im Regal einer Freundin gesehen, wir hatten dann nur leider keine Zeit mehr, da reinzuhören. Werde ich aber bei nächster Gelegenheit tun, ist sicher interessant, wie da die diskographischen Anfänge ausgeschaut haben.

    lg aus Bärlin
    Sascha


    "You realize that it’s not necessary to own 50 Beethoven cycles, 46 of which you never play, when you can be just as happy with 20 of them, 16 of which you never play.
    "
    , David Hurwitz

  • Kennt eigentlich jemand die Einspielung von Susanne Lautenbacher ?

    Ende Juli werd' ich sie schon kennen... :thumbup:

    Und ich erwarte dann deine Meinung drüber! :wink:

    Apropos:
    Die Lautenbacher-Aufnahme kann man sich schon verschaffen (dank der Neuauflage), doch wer kennt die Einspielung von Sonya Monosoff??? :faint:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Lieber Tamás,

    Die Aufnahme von Andrew Manze und Richard Egarr ist endlich bei mir zuhause angekommen. :thumbup:

    Da ich seit einiger Zeit das sensationelle, mitreißend und freie Spiel des Gunar Letzbor kenne, war ich sehr auf die Aufnahme mit Manze/Egarr (deren Cover ich schon seit Wochen im Gedächtnis habe) gespannt.

    Schon das auspacken und einlegen einer lang ersehnten CD ist für mich ein kribbelige Sache.

    Spannung, was kommt? Aber das erste Hören war für mich nicht so berauschend, ich erwartete wirklich etwas anderes und war wahrscheinlich von dem Letzbor-Sound zuviel beeinflußt.

    Später beim zweiten und noch besser beim dritten Hören fing ich an mich in jede Sonate zu vertiefen. Beim ersten Hören vermißte ich vielleicht ein etwas kräftigeres Continuo. Aber jetzt. Dieses Spiel von Manze ist die reinste Perfektion, wirklich ein schöner Geigenklang, man setzt sich hin, hört und genießt.

    liebe grüße
    romain :wink:

    Dieser Thread muß weitergeführt werden!!!


  • Spannung, was kommt? Aber das erste Hören war für mich nicht so berauschend, ich erwartete wirklich etwas anderes und war wahrscheinlich von dem Letzbor-Sound zuviel beeinflußt.

    Später beim zweiten und noch besser beim dritten Hören fing ich an mich in jede Sonate zu vertiefen. Beim ersten Hören vermißte ich vielleicht ein etwas kräftigeres Continuo. Aber jetzt. Dieses Spiel von Manze ist die reinste Perfektion, wirklich ein schöner Geigenklang, man setzt sich hin, hört und genießt.

    Lieber romain,

    Danke! :wink: Das empfind ich als Bekräftigung... :thumbup:
    Die Manze-Aufnahme brauch Zeit zum reifen: du wirst sie noch mehr lieben bekommen. Mit mir war's auch so:
    Manze war eigentlich die erste Aufnahme für mich von den Rosenkranz-Sonaten. Ich hab früher schon Holloway gehört, hat mich aber nicht begeistern können. Dann kaufte ich (es war 2006) Manze, und dachte auch, ja, das ist schön, das ist perfekt - und bemerkte, dass es fast keine Woche vergeht, wo ich sie nicht ins CD-Player schiebe.
    Und da war dann kein Halt mehr... :schaem:


    (Eben hab ich auch die Partitur des Werkes bestellt... ugf. 80 Euro. Der Viertel meines Monatsgehalts als Lehrer! - Wir leben ja gut in Ungarn, Yippie! :cursing: . Sah den Thread "Eben verarmt" - für mich schmerzlich aktuell und zutreffend. Vor allem mit so ausgeprägtem Sammelnsgier (weniger durch die Blume: Habsucht), wie es bei mir wütet.)

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Hat die Partitur bei der Violinstimme Klang- oder Griffnotation?


    :wink: Fugato

    Kommt erst irgendwann Anfang August im Notenladen an. :schaem:

    Soweit ich weiß, hat die Edition aber sowohl Klang-, wie auch Griffnotation. Wenn ich mich nicht irre (und ich habe schon lange und sorgfältig im Internet recherchiert) und auf diesem Bild ("http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…r_mysterien.jpg") wirklich diese Ausgabe (DTÖ: Dagmar Glüxam) zu sehen ist, da hat sie noch neben diesen beiden auch eine Einrichtung für unskordierte Violine.

    :wink:
    Tamás

    PS.: Es scheint ich liege mit meinen recherchen richtig: da hab ich noch das gefunden:
    "For violin and continuo; the 16th sonata (Passacaglia) for solo violin; figured bass realized for keyboard instrument.Score contains notation for both original scordatura and violin part altered to normal tuning. Part for violin with original scordatura (Sonatas II-XV only). With facsims. of the engravings, each depicting a scene from the life of the Virgin Mary and serving as the title for the sonata to which it is prefixed.Includes bibliographical references."
    :wink:
    (kann kaum noch erwarten, sie in meinen Händen zu halten)

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Score contains notation for both original scordatura and violin part altered to normal tuning. Part for violin with original scordatura (Sonatas II-XV only).

    Hallo Tamás,

    das ist eindeutig - "violin part altered to normal tuning" ist die Klangnotation. Bei diesem Preis sollte man allerdings auch beides erwarten können. Es ist ein Wahnsinn, was Noten heute kosten, obwohl der Notensatz viel einfacher ist als früher.

    :wink: Fugato

  • das ist eindeutig - "violin part altered to normal tuning" ist die Klangnotation. Bei diesem Preis sollte man allerdings auch beides erwarten können.

    Ich habe übrigens mehrere Ausgaben gecheckt, und wie mir scheint haben alle sowohl Klang-, wie auch Griffnotation.
    Folgende Editionen habe ich ermittelt:
    Ernst Kubitschek/Marianne Ronez - bei Doblinger (hat definitiv beides- ich habe Seiten daraus gesehen)
    David Ponsford - bei Ut Orpheus (hat ebenso beides)
    Wiliam T. Tortolano - bei GIA Publications (beide Notationen vorhanden)
    und natürlich: Dagmar Glüxam - DTÖ (die wir besprochen haben. Und ich bin mir ganz sicher hier gäbe es sogar eine dritte Notation: eine Transkription für unskordierte Violine)

    Es gibt eine Ausgabe mit dem Titel "16 Violin Sonatas" in der "Kalmus Edition", ich denk' mal, da handelt es sich auch über die Rosenkranzsonaten. Mehr weiß ich aber nicht.
    Ich hatte mal eine Ausgabe im Hand, die eine Bearbeitung für unskordierte Violine und Klavier war. Da hat sich dann die Unterscheidung der beiden Notationen erübrigt.

    Es ist ein Wahnsinn, was Noten heute kosten, obwohl der Notensatz viel einfacher ist als früher.

    Ich weiss auch nicht woran das leigt. Vielleicht kaufen Noten nur sehr wenige Fanatiker... :P

    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Gleich geht's weiter!

    Heute abend erhalte ich die Aufnahme von Susanne Lautenbacher. Ich sitze schon, wie auf glühender Kohle. Morgen werde ich schon vielleicht meine Meinung über sie posten können.

    :wink:
    (Auch Bismuth, Homburger und Wallfisch sind schon für die nächsten Monaten eingeplant)

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Hat eigentlich jemanden bei der ersten Begegnung mit den Sonaten der - wohl durch die Skordatur bedingte - mangelnde harmonische Reichtum iritiert ?
    Bei mir war es so. Ich hatte mir vor einigen Jahren aufgrund der euphorischen Forumsberichte eine Aufnahme zugelegt, und war beim Anhören der ersten Nummern etwas enttäuscht, dass so wenig moduliert wurde.
    Etwas später war mir dann klar warum, und ich hörte mich nach und nach in den Reiz dieser Komposition ein. Und mittlerweile ist sie mir eine der Liebsten.

    Gruß aus Bärlin
    Sascha


    "You realize that it’s not necessary to own 50 Beethoven cycles, 46 of which you never play, when you can be just as happy with 20 of them, 16 of which you never play.
    "
    , David Hurwitz

  • Lieber Sascha,

    ich konnte mich auch schwer mit den Rosenkranz-Sonaten anfreunden, zu den Sonaten von 1681 waren sie mir anfangs eine Enttäuschung. Bei mir hat sich das dann schlagartig geändert, als ich die Aufnahme mit Manze hörte.

    Grüße
    Tamás

    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Hat eigentlich jemanden bei der ersten Begegnung mit den Sonaten der - wohl durch die Skordatur bedingte - mangelnde harmonische Reichtum iritiert ?

    Wie äußert sich dieser "mangelnde harmonische Reichtum" für Dich konkret und welchen Maßstab legst Du hier an?

    :wink: Fugato

  • Lieber Fugato,

    der Eindruck geht auf den Erstkontakt mit der Aufnahme zurück, wo ich überrascht war, wie wenig Harmonien innerhalb der einzelnen Sonaten verwendet wurden, für meinen Eindruck wurde kaum moduliert und alles schien sich weitestgehend immer auf den selben 3-4 Stufen abzuspielen. Als ich dann später gelesen habe, dass die Skordatur den Tonartwechsel drastisch einschränkt, schien mir das hinreichend geklärt.

    Welche Maßstäbe ich anlege, ist hingegen nicht so leicht zu beschreiben: Sie beziehen sich im Wesentlichen auf meine Hörerfahrung aus dem Bereich der alten Musik, die weder lückenlos noch mein Schwerpunkt zu nennen sind. Gerade auch die Violinliteratur der Biberzeitgenossen kenne ich nicht, höre aber schon regelmäßig Musik zwischen 1460 und 1750 und da blieb der Eindruck, dass die Stärken dieser Stücke nicht wirklich in effektvollen harmonischen Wendungen und harmonischer Vielfalt innerhalb der einzelnen Stücke liegen. Sollte ich da falsch liegen oder sollte der übliche kompositorische Hintergrund dieser speziellen Zeit diese Einschätzung in einem anderen Licht erscheinen lassen, bitte ich um Aufklärung.

    :wink:
    Sascha


    "You realize that it’s not necessary to own 50 Beethoven cycles, 46 of which you never play, when you can be just as happy with 20 of them, 16 of which you never play.
    "
    , David Hurwitz

  • Noch diesen Sommer werde ich die Partitur des Werkes haben: da werde ich sie checken auf harmonischer Vielfalt. :sev:
    Ich habe aber auch gelesen, dass Modulation durch Skordatur begrenzt wird, und man meint gerade deswegen, dass Biber später gerade deswegen sie weniger einsetzte.

    (Diese Meinung wird oft in der Form ausgedrückt, dass Biber nur am Anfang eine Vorliebe zur Skordatur gehabt hätte, danach sie aber nicht mehr benutze. Dagegen sehen wir, dass in seinen frühen Werken in Kremsier die Skordatur nur wenig vorkommt, dann sind die Rosenkranz-Sonaten in Skordatur geschrieben (1978), aber kommt in nur zwei der Violinsonaten aus 1981 vor - aber sein letzter Zyklus - Harmonia artificiosa (Erstdruck 1696) - ist wieder der Skordatur gewidmet. Also wir treffen Skordatur-Werke eher in seinen mittleren und letzten Jahren an.)

    Grüße

    Tamás

    :wink:

    (PS.: Leider kommt die Lautenbacher-Einspielung erst morgen an. Ich werde mich aber beeilen...)

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • der Eindruck geht auf den Erstkontakt mit der Aufnahme zurück, wo ich überrascht war, wie wenig Harmonien innerhalb der einzelnen Sonaten verwendet wurden, für meinen Eindruck wurde kaum moduliert und alles schien sich weitestgehend immer auf den selben 3-4 Stufen abzuspielen. Als ich dann später gelesen habe, dass die Skordatur den Tonartwechsel drastisch einschränkt, schien mir das hinreichend geklärt.

    Lieber Sascha,

    harmonischer Reichtum ist für mich ein relativer Begriff. Es kommt letztlich darauf an, mit welcher Musik ich das Werk bewußt oder auch unbewußt vergleiche, dem ich diese Eigenschaft zuspreche oder aberkenne. Ich habe die Noten leider nicht verfügbar, würde aber einfach mal behaupten wollen, daß Biber bestimmt mehr als die von Dir genannten drei oder vier unterschiedlichen Akkorde innerhalb einer Sonate verwendet. Tschabrendeki wird das sicher gern nachprüfen, wenn er die Noten hat - er wird uns dann eine genaue harmonische Analyse der einzelnen Sonaten liefern :D

    Ich kann mich nicht daran erinnern, daß ich beim ersten Hören mangelnden harmonischen Reichtum empfunden habe, deswegen hat mich Deine Einschätzung natürlich auch etwas irritiert. Ich habe mich beim Hören weniger auf die Harmonik, sondern auf die Umsetzung der Mysterien in Musik interessiert. Die Rosenkranzsonaten sind Programm-Musik, sie drücken etwas Außermusikalisches mit musikalischen Mittel aus, und wie Biber das gemacht hat, fand (und finde) ich ausgesprochen spannend und beeindruckend. Der zwölfjährige Jesus im Tempel - wie setzt man das überzeugend in Musik um? Biber findet immer wieder andere Mittel bei den einzelnen Mysterien, und diese Vielfalt, verbunden mit dem schon fast meditativen Sich-Versenken, das die Musik hier oft ausdrückt, macht für mich den wahren Reiz dieser Kunstwerke aus. Einfache Harmonik oder einfache musikalische Mittel allgemein würden dem keinen Abbruch tun - Händel und auch Schubert waren Meister darin, mit bescheidenen Mitteln sehr viel auszudrücken.

    Noch ein paar Worte zur Skordatur: Sie scheint mir hier drei verschiedene Funktionen zu haben - eine spieltechnische, eine klangliche und sogar eine symbolische. Beim Hören fällt auf, daß die Violine relativ häufig auch mehrstimmig spielt. Mehrstimmiges Spiel ist natürlich leichter auszuführen, wenn man dabei auch leere Saiten verwenden kann. In der zweiten Sonate beispielsweise werden die beiden tieferen Saiten von g-d auf a-e hochgestimmt. Damit sind sie nun eine Oktave tiefer gestimmt als die oberen beiden Saiten, die schon in der normalen Stimmung auf a-e gestimmt sind. Natürlich klingt eine umgestimmte Saite auch anders - wird sie höher gestimmt, klingt sie schärfer und dünner, wird sie tiefer gestimmt, klingt sie matter und voluminöser. Und letztlich hat das Umstimmen sogar eine symbolische Bedeutung, wenn in einer Sonaten die Saiten gekreuzt (!) werden.

    :wink: Fugato

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