Henry Purcell. Welche Aufnahmen empfehlt Ihr?

  • Henry Purcell. Welche Aufnahmen empfehlt Ihr?

    Hallo!


    seit längeren begeistern mich (bei youtube) Aufnahmen der Musik von Henry Purcell (1659-1695). Jetzt wollte ich auch endlich mal wieder die Musikbranche stärken und mir wieder mal ein paar CDs zulegen. Als erstes werden es wohl die "Anthems". Dann wird "King Arthur" folgen.


    Zu welchen Aufnahmen soll ich im CD-Regal greifen. Gibt es DVDs vom Aufführungen des "King Arthur"s?


    Dem, der mir noch eine deutschsprachige Biographie empfehlen könnte, wäre ich zu großem Dank verpflichtet.


    Übrigens bin ich etwas verwundert, dass ich hier im Forum keine Informationen zu diesem Komponisten finde; obwohl hier sogar "The Fairy Queen" rumspuken soll. :fee:


    Vielen Dank für Eure Hilfe!

    "Die Philister, die Beschränkten,
    Diese geistig Eingeengten,
    Darf man nie und nimmer necken.
    Aber weite, kluge Herzen
    Wissen stets in unsren Scherzen
    Lieb und Freundschaft zu entdecken."
    Heinrich Heine

    Einmal editiert, zuletzt von Ballawatsch ()

  • Als erstes sollte es "Dido & Aeneas" sein, wovon es etliche gute Aufnahmen gibt. Mein Favorit ist die sehr kammermusikalische "französische" Aufnahme unter Christie (Vernoique Gens als Dido). Für Überblicke/Anthologien seines restlichen Schaffens gibt es eine Reihe ziemlich guter (und meist preiswerter) CDs:


         


    Bei der geistlichen Chormusik habe ich neulich selbst hier mal nachgefragt, weil ich von meinen Aufnahmen nicht durchweg angetan bin, und keine Resonanz gefunden. Die kompletten Hyperion-Boxen sind mir aber zu viel.
    Weltliche Oden finden sich auch diesem guten und günstigen Duo, oder Gardiners Erato-Aufnahmen:



    Fairy Queen habe ich nur unter Harnoncourt (mit dem gibt es ein Salzburger Video von King Arthur (Regie: Flimm)), King Arthur unter Christie und unter Gardiner. Die restlichen Bühnenmusiken (Indian Queen etc) sind m.E. nicht so zentral; "The tempest" ist aller Wahrscheinlichkeit nach gar nicht von Purcell. Ich habe die in einer der Gardiner-Boxen von Erato, aber keine so genaue Erinnerung. Ebenso für eine Decca-Box mit Hogwood, die die größtenteils instrumentale Theatermusik enthält.


    Ein weiterer Bereich ist die instrumentale Kammermusik, die Purcell größtenteils sehr jung (knapp 20) komponierte: Gamben-Consorts und zwei Sets "italienische" Triosonaten. Für die meisten Hörer vermutlich nicht so zugäglich wie die Vokal/Theatermusik, aber ebenfalls in etlichen Aufnahmen erhältlich.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Was "als erstes sein sollte" kann man dem eigenen Geschmack überlassen. Seiteneinstiege sind oft gar nicht so schlecht. Und was "nicht so zentral" ist, kann einfach verdammt viel Freude bringen.

    "The tempest" ist aller Wahrscheinlichkeit nach gar nicht von Purcell. Ich habe die in einer der Gardiner-Boxen von Erato, aber keine so genaue Erinnerung.

    Ist aber sehr schöne Musik. Diese Aufnahme ist sehr gelungen und mit echt-Purcell aufgefüllt:

    Um bei Naxos zu bleiben, erstklassige Purcell-CDs sind diese:


    Über King Arthur hatten wir bereits eine Anfrage. Rein persönlich würde ich diese empfehlen:

    obwohl die alte Deller-Aufnahme auch ihren Reiz hat und kürzlich wieder aufgelegt wurde:


    Von Dido and Aeneas habe ich mille e tre Aufnahmen, die vom Kater empfohlene ist auch diejenige, die ich am meisten höre.
    Für die Kammermusik kann ich folgende Box uneingeschränkt eimpfehlen:

    Ich sehe gerade, daß sie auch in eine größere Collection übernommen wurde:

    Paul McCreesh und Trevor Pinnock sind sicher nicht zu verachten. Ich weiß nicht, wie dort Dido und The Fairy Queen sind, aber diese Collection scheint auf hohem Niveau zu sein.

    Ebenso für eine Decca-Box mit Hogwood, die die größtenteils instrumentale Theatermusik enthält.


    Habe ich, noch dazu in der teuren Vorgänger-Version. Ist nicht schlecht, aber alles in allem eine Enttäuschung. Zu einförmig. Ein paar ausgelesene CDs mit Theatermusik würden mehr Abwechslung geben. Das gilt auch für die großen Oden. Die Gesamteinspielung von Robert King ist nicht schlecht, aber einzelne Oden sind viel spannender aufgenommen worden von Gardiner, Pinnock ....
    Die Schallplatte, die mich hat Purcell lieben lassen, gibt es noch als schwabenfreundliche CD:

    Sie hat nichts von ihrem Reiz eingebüßt (Felicity Lott, Charles Brett, Thomas Allen haben auch inzwischen von sich reden lassen ...).
    The Fairy Queen habe ich auch in etlichen Einspielungen. Keine vermag mich so zu bezaubern wie die alte Deller-Aufnahme, die man noch second hand finden kann:
    "http://www.amazon.de/Purcell-Fairy-Queen-Deller-Consort/dp/B000027OAR/ref=sr_1_5?s=music&ie=UTF8&qid=1364646856&sr=1-5


    Purcell ist eigentlich gut bedient worden. Dies hier sollte für den Anfang gehen. Wenn Du mit dem Virus infiziert bist, wirst Du Deine Sammlung erweitern ...

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Vor geraumer Zeit habe ich mich intensiver mit Purcell auseinandergesetzt und möchte Dir gern die folgenden Hinweise geben. Kater Murr hat schon auf einiges hingewiesen und es ist nun natürlich die Frage, wie intensiv Du einsteigen willst und wie viel Geld Du investieren möchtest.


    Will man sich mit der geistlichen Musik Purcells intensiv auseinandersetzen, so kommt man um die King-Kiste sicher nicht herum:



    Die Aufnahmen der Box sind nicht nur musikalisch ausgesprochen gut, man hat auch das Glück einer höchst umfangreichen Einführung in jedes einzelne Stück. Die Texte stammen allesamt von Robert King selbst, der als einer der führenden Purcell-Experten Großbrtanniens gilt. Wenn Du Literatur zum Thema suchst: hier findest Du sie. Eine deutschsprachige Biographie gibt es meines Wissens nach nicht, da kommt dies Material schon sehr gelegen.


    Gleiches glt für die Box mit den Welcome Songs & Odes:



    Will man nicht ganz so drastisch ran, so kann ich auch die folgende Preston-Aufnahme sehr empfehlen, die die mE ergreifendste Aufnahme von "Remember not, Lord, our offences" enthält. Die CD daneben bringt einige der Welcome Songs und Oden in mE vorzüglicher Aufführung, wobei besonders "Why are all the muses mute?" heraussticht.



    Suchst Du einen bunten Querschnitt, so kann man auch mit diese gebraucht enorm günstig zu habenden Leonhardt-Box nicht ganz viel falsch machen - auch wenn die Aufnahmen nicht neuesten Datums sind.



    Auch Opern-Aufnahmen hat der Kater schon empfohlen; ich würde noch die folgenden Boxen in den Ring erfen wollen:


     


    Als Einzelaufnahmen vielleicht noch


     


    Aber es gibt noch sehr viele Konkurrenzaufnahmen, die zum größten Teil ein sehr hohes interpretatorisches Niveau fahren.


    Für den Cellisten unumgänglich scheint mir



    Als Buchempfehlung noch - leider nur in englischer Sprache erhältlich:



    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51fBzeg8Z5L._SL500_AA300_.jpg]


    In Eile


    :wink: Agravain

  • Lieber Ballawatsch,


    eigentlich sind von meinen Vorrednern so ziemlich alle relevaten Aufnahmen vorgestellt worden.


    Von "The Fairy Queen" existiert eine Instrumentalversion in Form einer Orchestersuite, deren Einspielung durch "Le Concert des Nations" unter Jordi Savall ich hiermit ebenfalls wärmstens empfehlen möchte:





    Diese Suite haben wir in unserem Kammerorchester auch bereits mit großem Vergnügen gespielt; Noten dafür sind problemlos zu bekommen.


    :wink:


    Magus

    "Whenever we hear sounds, we are changed, we are no longer the same..." Karlheinz Stockhausen 1972

  • Vielen Dank!

    Vielen Dank für Eure Empfehlungen!


    Mein nächster Beitrag erfolgt dann in "Eben verarmt".



    Liebe Grüße

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    Heinrich Heine

  • Da ich von Purcell schon Vieles gehört habe (und fast immer was Tolles), ohne daß ich mich als Spezialist bezeichne, kann ich nur sagen, man wird immer wieder positiv überrascht. Du kannst dir ruhig Zeit lassen und es gemächlich angehen lassen. Beginne mit einzelnen Werken.


    Dido & Aeneas
    Ich selber bevorzuge diese von Andrew Parrott:

    Wunderbar gesungen, toll musiziert, exzellent aufgenommen. :juhu:



    Diese Box enthält die Vanguard-Aufnahmen Dellers mit sämtlicher Musik von Purcell. Das sind ältere Aufnahmen (1954-1965), aber sie haben immer noch ihren Reiz. :thumbup:



    Ansonsten brauche ich nichts Weiteres mehr zu posten, da es bereits vorgestellt wurde. Du wirst sicherlich einen geglückten Start hinlegen können. :yes:



    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse."

    Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation."

    Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..."

    jd

  • Herreweghe!!

    Hallo,


    bei der Chormusik finde ich die beiden CDs mit Herreweghe wunderschön:


     


    :juhu: :juhu: :juhu:


    Für mich z.B.Parrot deutlich überlegen! Unbedingt vor einem Kauf als Vergleich hören (sind die CDs gerade nicht im Katalog?).


    Die bereits genannte Brillant-7CD-Box mit Kammermusik (Belder) auch empfehlen.



    :wink:
    Gruß petit_concours

    W o h n z i m m e r w e t t b e w e r b:
    Petit concours à la maison... (S. Richter, 1976)

  • Im Augenblick sind bei jpc zwei Didos für je 5,99 € zu haben:





    jd :wink:

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    jd

  • Bei der geistlichen Chormusik habe ich neulich selbst hier mal nachgefragt, weil ich von meinen Aufnahmen nicht durchweg angetan bin, und keine Resonanz gefunden.

    Das war hier :


    Ich kann jetzt mal darauf antworten, lieber Kater - zumindest auf die CD rechts.


    Die Aufnahme erschien 1970 bei Teldec Das Alte Werk. Sie entstammt der frühen HIP-Phase und wird mit dem Leonhardt-Consort und dem Choir of King's College Cambridge realisiert. Beide Ensembles sind nicht sehr groß besetzt (Consort vielleicht mit knapp zehn Musikern, Chor mit vielleicht 20 Sängern), und es wurde in einem kleineren Saal aufgenommen. Die Aufnahme hat wenig Hall aufzuweisen, aber eine deutliche Raumfärbung. Nicht ganz furztrocken, aber dafür mit sehr präsenten Stimmen und guter Raumstaffelung. Als Solisten sind James Bowman, Nigel Rogers und Max van Egmond zu hören, alle auf der Höhe ihrer Kunst.


    Die Interpretation finde ich sehr angenehm. Zwar sind die Knabensopranen an einigen wenigen Stellen nicht ganz intonationsrein, aber insgesamt gefällt mir die reduzierte Größe, die den Anthems zugutekommt. Das Consort spielt ausgezeichnet und bildet einen schönen Klangteppich für die Solisten und den Chor. Sicherlich merkt man der Aufnahme ihre vierzig Jahre an; inzwischen gibt es elegantere Umsetzungen der Anthems, aber das schmälert nicht unbedingt die Qualität dieser Einspielung.


    Für den momentanen Preis von 2,16 € (!) definitiv als Einstieg geeignet. :thumbup:


    Andere Ausgaben davon:

    jeweils CD1


    Willst du es moderner, kommst du an Robert King nicht wirklich herum:



    Wenn dir diese 11-CD-Box wirklich zuviel ist, lieber Kater, dann mußt du tatsächlich auf die Einzel-CD-Ausgaben zurückgreifen; manche sind gebraucht recht günstig zu bekommen (<10,- €/CD). Aber die Box verschlingt nicht soviel Platz.



    jd :wink:

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    jd

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