Opern gegen den Strich gebürstet - gibt es das auch ins Positive?
Anlass zu meiner Frage gab die unvorsichtige Lektüre des Fadens http://www.capriccio-kulturfor…fnahme-16-03-2011-bieito/ . Bei der Vorstellung einer ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL, in der die dort beschriebenen Szenen ablaufen, schrie meine Fantasie gequält auf und suchte aus Selbstschutz eilig die Flucht ins andere Extrem. Das war freilich, was das eigene Erleben betrifft, nicht so ergiebig, und so lautet nun meine Frage an euch:
Gibt es auch Anti-Bietos? Also Regisseure, die es schaffen, aus tragischen Opern versöhnliche, humanistische Ideale feiernde Manifeste zu machen? (gern natürlich auch andere positive Ideale, ich bin nicht auf den Humanismus fixiert).
Ich gestehe, dass mich zur Abwechselung ja mal eine Tosca reizen würde, die am Schluss ihrem Mario (der nur angeschossen und daher kurze Zeit bewusstlos war) in die Arme springt. Wenn nötig, darf dann auch Scarpia nur scheintot gewesen sein und pantomimisch zum Schluss, von Reue geschüttelt, eine Generalamnestie verkünden.
Oder ein Lohengrin, dem Kraft seines Gebetes erlaubt wird umzukehren, seine Elsa in die Arme zu schließen und mit ihr in Monsalvat eine neue Generation ritterlicher Retter zu begründen.
Eine Götterdämmerung, an der am Schluss alle geläutert wieder auferstehen, Hunding mit Siegmund Brüderschaft trinkt und die Rheintöchter Alberich einen Tauchkurs spendieren oder ein Don Giovanni, dem das nimmermüde Gebet Donna Elviras die Höllenfahrt erspart, kann ich mir zwar schon deutlich schwerer vorstellen, aber auch nicht schwieriger als eine ENTFÜHRUNG, die in Folter, Mord und Selbstmord mündet.
Das war zwar jetzt bewusst nicht ganz bierernst formuliert, aber Antworten mit ernsthaftem Hintergrund würden mich trotzdem sehr interessieren. Oder falls es dafür keine Beispiele geben sollte (was ich nicht hoffe): warum ist das so, dass die Bürsterei ins Negative offenbar leichter fällt als ins Positive?
VG, stiffelio