Ja klar war Brahms da schon erwachsen. Ich hab doch gar nicht bestritten, dass Wagner oder auch Liszt "innovativer" waren als Brahms. Aber Franck? Inwiefern? Jedenfalls nicht in der offensichtlichen Weise wie Wagner. Auch Fauré sehe ich nicht als offensichtlichen Innovator, besonders wenn man bedenkt, dass die meisten seiner reifen Instrumentalwerke nach 1900 komponiert wurden, sind sie ähnlich konservativ wie Brahms).
Das mächtige Häuflein u.a. nationale Komponisten sind ein sehr spezieller Fall. Deren zentrale Agenda war die Etablierung einer "Nationalmusik". An dieser Art "Fortschritt" war wohl kaum einer der halbwegs traditionsverhafteten mittel/westeuropäischen Komponisten interessiert. Außerdem waren viele dieser Komponisten handwerklich schwach, daher sah ja auch Tschaikowsky die meisten seiner russischen Kollegen eher kritisch. Abgesehen davon ist vieles davon eben auch einfach romantischer Klassizismus mit russischen Melodien oder Orientalismen (wie Borodin u.a.).
M.E. hatte Brahms in den 1870ern bis um 1900 eine ähnlich Rolle wie Mendelssohn in den 1840ern und 50ern: Nahezu alle eher traditionell ausgebildeten jungen Komponisten im mittel-, teils aber auch osteuropäischen Raum (z.B. Taneyev) begannen in einem ähnlichen Stil, wobei natürlich schwer zu sagen ist, ob das nun direkter Brahms-Einfluss war oder Brahms einfach als wichtigster traditioneller Komponist die deutlichsten Beispiele für diese Stilrichtung liefert.
Freilich emanzipierten sich, gerade in der Umbruchzeit um 1900 viele dieser Nachwuchskomponisten sehr schnell von diesem Stil, z.B. Zemlinsky. Aber andere, wie Dohnanyi, blieben mehr oder minder bei einem ähnlichen Idiom.