Ernst Eichner (1740-77) - ein Vergessener aus der "Mannheimer Schule"
[Die folgenden 6 Beiträge sind Kopien aus "Eben gehört". Einer Anregung Cherubinos folgend habe ich daraus diesen neuen Faden angeknüpft: Vielleicht gelingt es ja, einem fast Vergessenen wieder ein klein wenig ins Bewußtsein zu rücken...
:gurni:
Gurnemanz]
Über das Leben und Werk des Komponisten und Virtuosen Ernst Eichner (1740 - 1777) :
Heute versuche ich einmal, einen kleinen Überblick über den Komponisten Ernst Eichner zu verschaffen, der ja hier völlig unbekannt war, bis ich ihn durch Zufall wiederentdeckt habe.
Geboren wurde er in Arolsen, dem heutigen Bad Arolsen am 17.02.1740, gestorben leider sehr früh 1777 in Potsdam oder Berlin. Sein Vater Andreas war Hofmusicus und Hof-Fagottist zu Arolsen beim Fürsten zu Waldeck-Pyrmont. Zunächst erlernte er das Violinspiel, vermutlich auch das Spielen auf Tasteninstrumenten wie Spinett und Klavier, bevor er dann das Fagott ergriff, auf dem er wohl ein beträchtliches Können entwickelte und zum bedeutendsten Virtuosen auf diesem Instrument der damaligen Zeit wurde.
Seine erste Anstellung fand er hei Herzog Christian IV. von Zweibrücken-Birkenfeld, dem Bruder der Waldecker Fürstin Christiane. Dieser hatte einen recht weitem Arm auch ans Königshaus in Paris, und der Herzog nahm ihn einige Male auch mit dorthin auf Reisen. Von einer dieser Reisen setze er sich ab, warum ist nicht bekannt.
1768 wurde er in Mannheim Mitglied in dieser so wichtigen Hofkapelle vom dortigen Kurfürsten Karl Theodor . Wie lange er dort angeblich als Konzertmeister tätig war,konnte ich leider nicht herausfinden. Da die Kapelle 1778 aufgelöst wurde, dürfte Eichner spätestens ab hier als Solist durch das Land gezogen sein.
Johann Christian Bach lud ihn zu den berühmten Bach-Abel-Konzerten nach London ein, wo er spätestens 1773 als Fagott-Virtuose auftrat. Ob er bereits hier nicht mehr in Mannheim tätig war, vermag mir keine Quelle zu nennen. Er verließ allerdings im August 1773 London wieder, um eine STellung als erster Fagottist in der Hofkapelle des Kronprinzen Friedrich Wilhelm in Berlin/Potsdam anzutreten. Es ist hier unklar,warum er sich mit dieser Position zufrieden gab und nicht in den Rang eines Konzertmeister befördert wurde.
Immerhin besuchten ihn in Berlin zahlreiche Musikkritiker und man zählte in dort in der Kapelle zu den "Zierden der kronprinzlichen Kapelle". Anfang 1977 verstarb Eichner nur wenig bemerkt von der Öffentlichkeit im dortigen Berlin/Potsdam.
Als Komponist wurde Eichner in Paris und auch ganz Europa gefeiert. Seine Sinfonien müssen zu den beliebtesten Werken der damaligen Zeit gehört haben- Er versuchte seinen eigenen Stil zu schaffen, geprägt durch die Mannheimer Schule, aber doch zusätzlich geprägt von italienischen und vor allem französischen Einflüssen. Hier steht er dem Sturm und Drang" der damaligen Zeit nahe, ohne ihn zu kopieren.
Seine Sinfonien,ca. 30 Stück, hielt er bis zu seinem Tode alle in seiner Hand fest. Sorgfältig vermerkte er das Datum der Fertigstellung ,auch eine durchlaufende Nummerierung nahm er vor. Sein Nachlass verblieb in der königlich-preußischen Bibliothek in Berlin und verblieb dort bis 1945. Danach verschwand in den Nachkriegswirren der Nachlass und ist bis heute unauffindbar. Nur durch die Katalogisierung im 19.Jahrhundert weiß man von seiner Existenz.
30 seiner Sinfonien ließ Eichner zu Lebzeiten drucken. Diese wurden zu wahren Bestsellern, die auch bis nach Burgsteinfurt kamen. So kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass dire der vier auf der von mir gleich vorgestellten CD damals dort aufgeführt worden waren.
Meine Quellenangaben waren Wikipedia Deutschland (nur in geringem Maße) und vor allem der sehr profunde Booklet-Text von Werner Ehrhardt, dem Konzertmeister des Ensembles "l'arte del Mondo, die auch die CD-Einspielung vorgenommen haben, die ich gleich noch abbilden werde.
VG,Maurice
PS : Ich wäre sehr dankbar,wenn man von Seiten der Moderation diesen Beitrag ganz nach Oben postieren würde,damit man ihn als Werkseinführung besser ablesen kann,danke sehr!!!