Dmitri Schostakowitsch: Symphonie Nr. 14 Op. 135 - Fatalistische Bilanz oder "leidenschaftlicher Protest gegen den Tod"?

  • Premieren

    Wegen der verschiedenen Besetzungen (auch mit "gemischter" Paarung), um nicht durcheinander zu kommen, hier die verschiedenen "historischen" Aufführungen, die das Label "Premiere" erhalten könnten:


    • (Spezialkonzert vor ausgewähltem Publikum) 21. 6.1969, Moskau, Miroshnikova / Vladimirov
    • (Premiere) 29.9.1969, Leningrad, Vishnevskaya / Vladimirov
    • (Moskau Premiere) 6.10.1969, Moskau, Vishnevskaya / Reshetin
      (die ersten drei mit Barschai und dem Moskauer Kammerorch., die ersten beiden (auch die dritte?) mit einer Einführung durch D. Schostakowitsch)
    • (westl. Auslands Premiere) 14.6.1970, Aldeburgh Festival, Britten, English Chamber Orch., Vishnevskaya / Reshetin


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Schostakowitsch wehrt sich gegen eine Romantisierung oder (religiöse) Verklärung des Todes. Das schließt nicht aus, das Leben zu genießen, es unterstreicht es sogar.

    Lieber Maticus!
    Dass beides möglich und vereinbar ist, sehe ich auch so. Aber aus der 14. eine optimistische Botschaft herauszuhören gelang mir bislang nie.
    Die Aufnahme mit Rostropowitsch in der Warner-Box ist also von 1972. Ich bin gespannt, ob sie Dir zusagt. Sie ist klanglich deutlich besser als die älteren Aufnahmen Barschais und auch Brittens und zumindest für meinen Geschmack gleichfalls sehr intensiv. Bei der ersten Barschai-Aufnahme bin ich weit weniger kritisch als Schostakowitsch, selbst wenn man da manchen Patzer hört.


    Ladislav Slovak bietet eine unnachgiebig kompromisslose und sehr finale Lesart der 14. Ganz gleich, wieviele und welche Einspielungen man kennt - diese ist eine Bereicherung!


    Slowaks Aufnahme muss ich mir dann doch einmal anhören, lieber Algabal. Seine anderen Schostakowitsch-Einspielungen fand ich zum Teil äußerst gelungen, zum Teil - insbesondere orchestral (Nr. 8) - auch etwas enttäuschend.


    Daher fällt Roshdestwenski (Roschti?) schon mal raus!

    Mir sagt Roschdestwenski in diesem Fall auch nicht zu, lieber Doc. Das liegt für mich allerdings vor allem an den Solisten und am monumental-schrillen Klang.

  • Wenn du folgendes Zitat meinst, lieber Braccio

    „Ich will, dass die Hörer dieser Symphonie verstehen, dass das 'Leben' wahrhaft schön ist. Sie ist ein leidenschaftlicher Protest gegen den Tod, eine Mahnung an die Lebenden, ehrlich zu leben, allen unedlen Taten abhold.“


    dann würde ich das nicht ganz so optimitisch sehen wie deine folgende Zusammenfassung

    Zitat

    Aber aus der 14. eine optimistische Botschaft herauszuhören gelang mir bislang nie.


    Die 14. Sinfonie ist sicherlich keine optimistische Botschaft. Sie versucht den Tod und Verlust mit all seinen Leiden darzustellen. Sie endet gerade nicht wie die meisten "Dramen" mit einem "Happy End", sondern lässt einen in völliger Hilflosigkeit zurück. So, wie es in der Realität ja auch meist ist, es sei denn, dass man an ein weiteres "Leben" oder an ein "Paradies" oder dergleichen glaubt und darauf dann hofft bzw. sich damit tröstet. Schostakowitsch war nicht religiös, glaubte nicht an eine "positive Seite" des Todes. Das macht er ganz deutlich. Und diese Erkenntnis kann man nutzen, um das Leben positiv zu besetzen. Auch im Sinne von "carpe diem". (Etwas ähnliches hat z. B. auch Seneca in "de brevitate vitae" geschrieben.) Zudem spricht Schostakowitsch in den Zitaten auch noch von einer "sozialen Verantwortung".


    Mir persönlich hat diese "negative" aber gerade deswegen auch zutiefst ehrliche, ungeschminkte Musik sehr geholfen. Daher bedeutet sie mir sehr viel.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Die Aufnahme mit Rostropowitsch in der Warner-Box ist also von 1972.


    Diese Aufnahme ist später bei Elatus als Einzel-CD (zusammen mit Sinf. Nr. 2) erschienen. Im Booklet steht als Aufnahmedatum "Februar 1973" und "live" (Großer Saal Moskau Konservatorium). Das sorgt wieder für Verwirrung. Hulme listet zwei Aufnahmen:


    Eine produziert 1972 im STUDIO und mit dem "Moscow Philharmonic Orchestra". Er gibt auch die Erscheinungshistorie dazu an (u. a. die Warner-Box, und später meine CD bei Elatus). Nach langem Googlen scheine ich auch verifiziert zu haben, dass das "Academic Symphony Orchestra Moscow" dasselbe Orchester sein sollte. (Das ewige Problem mit den russischen Orchestern...) Also sollten diese beiden Aufnahmen wohl übereinstimmen, trotz der teilweise falschen Daten.


    Die zweite Aufnahme, die Hulme dazu listet, ist mit dem "Moscow Chamber Orchester", LIVE aufgenommen am 12. Februar 1973 (Großer Saal Moskau Konversatorium). Außerdem soll diese Aufnahme *mono* sein. Obwohl einige Daten hiervon besser zu den Angaben im Booklet passen, ist es wohl nicht die CD, die wir beide haben.


    Egal... ich habe sie eben nach langer Zeit wieder gehört. Und ich finde sie sehr intensiv, besonders die Stimmen, ganz anders als die beiden modernen Aufnahmen, die ich weiter oben zitiert habe. Die tiefen Streicher kommen stark durch. Auch fantastisch, die Schlagzeug-Passage bei "Im Sante Gefängnis"...


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Der ausführliche Text von Marcus A. Woelfle ist sehr interessant, enthält u. a. viele Zitate. Leider finde ich den Text nicht mehr im Internet. Wen der Text interessiert, dem kann ich die PDF-Datei gerne zuschicken.

    Meinst Du den?
    "http://www.ruefferundrub.ch/cms/images/stories/downloads/leseproben/frequenzen_01_leseprobe.pdf" Klingt zumindest ähnlich. Allerdings ist dieser Text ein Auszug aus der folgenden Veröffentlichung, die ich leider nicht besitze, die aber didaktisch besonders gut aufbereitet scheint:

  • Das Buch besitze ich und halte ich für sehr empfehlenswert, und zwar gerade für Laien. Schade, dass es schon so teuer ist.


    Persönlich habe ich das Werk in der deutschen Fassung kennen gelernt, dirigiert von Chung. Heute halte ich andere Einspielungen für besser. Als Einstig jedoch war die deutsche Fasssung für mich perfekt. Falls jemand die russische Sprache also nicht gern hört...


  • Meinst Du den?


    Nein. Es ist ein Text aus dem Programmheft des Münchener Kammerorchesters vom 19. Oktober 2006. Es scheint nicht mehr online zu sein. Der von Dir verlinkte Text ist aber auch sehr interessant.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Sehr schön und treffend finde ich das Zitat des Pianisten Alexander Melnikow:Es ist der Kampf zwischen zwei Männern.Da ist der Objektivist Schostakowitsch,der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod als Märchen abtut und nicht müde wird zu betonen,"der Tod ist kein Anfang,er ist das absolute Ende,und danach kommt nichts mehr.Nichts" Und da ist der Humanist Schostakowitsch,der überzeugt ist,dass das Leben das größte aller Wunder ist,und der es für absolut unnatürlich hält,dass es im Nichts enden soll.Anscheinend war bei Schostakowitsch der normale Schutzmechanismus abgeschaltet,den jeder Mensch in sich trägt,um nicht allzu lange bei diesem unauflöslichen Widerspruch zu verweilen.Das hat sein Leben zweifellos nicht einfacher gemacht,aber es hat uns einige der wichtigsten Denkmäler der Musik beschert.------------------------------------------ .Herzliche Grüsse:KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)



    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)

  • Habe mich die Tage vor dem Jahreswechsel in dieses Werk vertieft (aber schon auch die Fernsehübertragungen aus Berlin, Wien und Venedig mit völlig anderem Musikanspruch gesehen). Habe Schostakowitschs Symphonie Nr. 14 so erlebt (jedes "ist" meint "so wie ich es höre"):


    Satz 1 (Adagio, De profundis, Federico Garcia Lorca) ist ein düsteres Bass-Solo, das einhundert Tote in Andalusien beklagt.
    Satz 2 (Allegretto, Malagueňa, Lorca) ist aufgeregte Musik, vom Sopran gesungen, vom Tod in der Taverne handelnd.
    Satz 3 (Allegro molto, Loreley, Guillaume Apollinaire, nach Clemens Brentano) kommt noch dramatischer daher, es singen beide (er den Bischof, später vielleicht den bewegten Erzähler, sie die Loreley), und hier gibt es einen „magisch schönen Stilwechsel“, wenn sie die Vision des Geliebten im Nachen im Rhein hat und sich in den Fluss stürzt, zauberisch verklärende Musik, mündend in ein Cellosolo, das zum nächsten Satz führt.
    Satz 4 (Adagio, Der Selbstmörder, Apollinaire) ist ein eindringlicher Klagegesang des Soprans.
    Satz 5 (Allegretto, Auf Wacht, Apollinaire) wirkt sarkastisch, scherzohaft. Der Sopran (der Tod?) macht sich schön für den sterbenden Soldaten.
    Satz 6 (Adagio, Sehen Sie, Madame!, Apollinaire) bliebt sarkastisch, zuerst singt er kurz, dann wieder sie, deren Herz gebrochen ist. Fließender Übergang zum nächsten Satz.
    Satz 7 (Adagio, Im Kerker der Santé, Apollinaire) singt der Bass, düstere, schicksalsschwere, durchaus beklemmende Musik. Zwischendurch „ein markanter, vorsichtiger Pizzicato-Ritt“, wenn er ins Dunkel gestürzt wurde.
    Satz 8 (Allegro, Antwort der Zaporoger Kosaken an den Sultan von Konstantinopel, Apollinaire) ist eine vom Bass gesungene zornige, angewiderte Anklage.
    Satz 9 (Andante, An Delwig, Wilhelm Küchelbecker – 1797-1846, aus St. Petersburg stammend) ist, vom Bass gesungen, Klage und Bekenntnis des Dichters in einem Regime mit lyrischem, innigem Ausklang, wieder eine magisch schöne Passage.
    Satz 10 (Largo, Der Tod des Dichters, Rainer Maria Rilke) wirkt verklärt und innerlich bebend, vom Sopran gesungen. Wieder direkter Übergang zum nächsten und letzten Satz.
    Satz 11 (Moderato, Schlussstück, Rilke), die stete Gegenwart des Todes einfangend, von beiden gesungen, beginnt wie ein Volkslied und wandelt sich rasch zum Aufschrei.
    Damit endet das an sich schon eher düstere Werk durchaus verstörend. Es zieht einen ziemlich runter – und weckt damit aber großes Mitgefühl für den Komponisten.



    Die vielfach eindringliche Emotionalität des Werks konnte ich bei der nun erfolgten Erstbegegnung mit Leonard Bernstein, Teresa Kubiak (Sopran), Isser Bushkin (Bass) und den New Yorker Philharmonikern (CD Sony SMK 89575, Spieldauer 51:52 Minuten) unmittelbar mitleben. Entstanden ist die Aufnahme am 8.12.1976 im Manhattan Center (New York City) im Umfeld mehrerer Konzerte mit dem Werk in der Avery Fisher Hall (3., 4., 7., 9. und 10.12.1976), wobei im zweiten Teil dieser Konzerte die „Orgelsinfonie“ von Camille Saint-Saëns mit Leonard Raver an der Orgel erklang.

     


    Mariss Jansons nahm das Werk am 7. und 8.10. sowie am 11. und 12.11.2005 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im Münchner Herkulessaal der Residenz auf (gehört aus der Schostakowitsch/Jansons EMI Box, Spieldauer 48:06 Minuten). Solisten waren hier Larissa Gogolewskaja (Sopran) und Sergei Aleksashkin (Bass). Wenn man diese Aufnahme so wie der Schreiber dieser Zeilen einen Tag nach der Bernstein Aufnahme hört, fürchtet man sich etwas davor, erneut in den „Todessog“ hineingezogen zu werden. Die etwas dunkleren Stimmen und das intensive, fast noch plastischer wirkende großartige Orchesterspiel erzeugen aber eine erneute enorm starke Intensität, die auch ein zweites Mal im Innersten zu berühren vermag.


    Öfter mag ich das Werk aber nicht hintereinander hören. (Irgendwann später, ja, das schon, dann wieder, aber nicht so bald.)

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Auf der CD mit Live-Aufnahmen von Galina Vishnevskaya gibt es zwar nichts aus der 14. Sinfonie, ich halte sie dennoch zum Kontext der Sinfonie für sehr aufschlussreich



    Insbesondere enthält sie die Lieder und Tänze des Todes von Mussorgsky in der Orchestrierung von Schostakowitsch, die aus meiner Sicht das stärkste Vorbild für die Sinfonie sind.


    Dann die Sieben Romanzen nach Gedichten von Alexander Blok (Vishnevskaya, Oistrach, Rostropovitch, Vainberg !), die Satiren op.109 und nicht zuletzt Prokofievs Fünf Gedichte von Anna Akmatova op.27, jeweils mit Rostropovitch am Klavier.


    Vielleicht erbarmt sich ja die aktuelle russische Melodiya der beispielhaften Aufnahmen noch einmal.

  • Eine Anmerkung zu den Besetzungen der verschiedenen Erstaufführungen :
    Das Miroshnikova / Vladimirov in der inoffiziellen Aufführung am 21.6.1969 ( bei Elisabeth Wilson : Shostakovich - A Life Remembered wird deutlich,daß während der Aufführung kein Funktionär starb ) sangen , ist unstrittig .
    Aber dann wird es für mich unklar. Im Interview mit Wilson spricht Barshai von 2 Premieren, in Leningrad ( 29.September 1969) und Moskau ( 6.10.1969 )."Vishnevskaya and Mark Reshetin were the soloists in the first of the two concerts, Miroshnikova and Vladimirov in the second ." In einer Fußnote merkt Wilson an : "In fact at the first Leningrad performance on 29 September 1969 the two soloists were Vishnevskaya and Vladimirov ." Eine etwas andere Angabe hat diese Shostakovich-Seite der Erstaufführungen "http://dsch1975.web.fc2.com/pree.html" , nämlich Miroshnikova/Vladimirov.
    Das Miroshnikova und Vladimirov in Moskau sangen,ist für mich durch den Mitschnitt der Aufführung - siehe Beitrag 2 von Braccio weiter oben - und z.B. einen Brief des Britischen Botschafters in Moskau an den Widmungsträger B.Britten v. 9.10.1969, in dem die Aufführung geschildert und ausdrücklich Vishnevskaya genannt wird , widerlegt .
    Wer sang nun am 29.9. in Leningrad ? Diese Frage bleibt für mich offen.
    Die erste 'offizielle' Einspielung - nach dem Moskauer Mitschnitt - machten auf Drängen von Shostakovich (so Barshai im Interview mit Wilson) dann das Moskauer Kammerorchester, Miroshnikova , Vladimirov und Barshai für Melodiya , wohl noch 1969, aber 1970 veröffentlicht . Diese Aufnahme kannte ich nur als LP,auf EMI und auch Melodiya. Aber erst die CD - Version schaffte es, den von mir favorisierten Britten-Mitschnitt mit dem "anderen" Sängerpaar in meiner Gunst zu verdrängen . Erschienen auf Venezia hat diese Ausgabe noch den Vorzug, eine herrliche Interpretation der Lieder und Tänze des Todes (Mussorgsky/Instrumentation Shostakovich 1962) , sozusagen der Mutter der 14. Sinfonie, zu enthalten. Es singt die wunderbare Irina Arkhipova , und es dirigiert Evgeny Svetlanov (1989). "https://www.youtube.com/watch?v=0QlHxqyOmdY"


    Nachsatz für Interessierte :


    Die Venezia CD gibt es meines Wissens nur bei hmv japan. Das Teure ist das Porto : ca. 20 €. Aber wer Montag bestellt, hat mit Glück schon am Donnerstag die CD per EMS/DHL Boten. Nadelöhr ist der Zoll in Frankfurt . Oder man kennt jemanden in Japan, dann wird es richtig günstig.

    Good taste is timeless / "Ach, ewig währt so lang " "Not really now not anymore" "But I am good. What the hell has gone wrong?"

  • Lieber b-major, den Beitrag Premieren weiter oben hast du gesehen?


    ( bei Elisabeth Wilson : Shostakovich - A Life Remembered wird deutlich,daß während der Aufführung kein Funktionär starb )

    Was meinst du damit? Nach dem Infarkt soll der "Funktionär" etwa einen Monat später im Krankenhaus gestorben sein. Meinst du das, oder soll dieses Ereignis garnicht stattgefunden haben?


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Was meinst du damit? Nach dem Infarkt soll der "Funktionär" etwa einen Monat später im Krankenhaus gestorben sein. Meinst du das, oder soll dieses Ereignis garnicht stattgefunden haben?

    Gestorben ist Apostolov, nur eben nicht - wie wohl sogar Shostakovich selbst dachte, während der Aufführung, wie oft geschrieben , sondern am 19.7.1969 im Krankenhaus, wie Du so richtig anmerkst . Aber der Infarkt mag während des Konzerts stattgefunden haben .


    Zu den Premieren : der Widerspruch in den Angaben über die Premiere in Leningrad bleibt für mich bestehen .

    Good taste is timeless / "Ach, ewig währt so lang " "Not really now not anymore" "But I am good. What the hell has gone wrong?"

  • Ein Blick in Meyers Biografie über DS.

    Dort steht.Uraufführung am 1.10 in Leningrad, nicht der 29.9. Frau Wischnewskaja, Baß Jewgeni Wladimirow, der am 6.10 in Moskau durch Mark Reschetin ersetzt wurde.


    Dann zu Pawel Apostolow: Lt Meyer ging er bei einer Generalprobe am 21.6 kreidebleich aus dem Saal und verstarb noch am Ort. Ob Gerücht oder nicht, offiziell verstarb er jdenfalls am 19.7. Dieses Gerücht wird auch in einer Fußnote bei Elisabeth Wilson kolporiert (Seite 469 englische Ausgabe).
    Gruß aus Kiel

    "Der baut Gesetze wie ein Handwerker nach 5 Halbe"

    Maxi 'Schafroth über den bayr. Innenminister

  • Lt Meyer ging er bei einer Generalprobe am 21.6 kreidebleich aus dem Saal

    Lieber Doc, Meyer in Ehren, aber auch ein Meyer kann irren . Die von ihm so titulerte Generalprobe war eine inoffizielle Vorab-Aufführung . Bei ganz weiter Auslegung könnte man vielleicht von einer Generalprobe sprechen.( 3 Monate vor der Premiere ?! ).
    Das Datum der Leningrader Uraufführung ist aber fast überall mit dem 29.9. angegeben, außer bei Meyer und der Deutschen Ausgabe von Wiki, die den 29.9. als Datum der Uraufführung nennt, aber - in Moskau . Au .

    Good taste is timeless / "Ach, ewig währt so lang " "Not really now not anymore" "But I am good. What the hell has gone wrong?"

  • Das Datum der Leningrader Uraufführung ist aber fast überall mit dem 29.9. angegeben, außer bei Meyer und der Deutschen Ausgabe von Wiki, die den 29.9. als Datum der Uraufführung nennt, aber - in Moskau . Au .

    Welche Wiki-Seite? Hier jedenfalls nicht:
    https://de.wikipedia.org/wiki/14._Sinfonie_(Schostakowitsch)


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Lieber maticus , bei Wiki auf der von Dir verlinkten Seite steht : "am 29. September desselben Jahres in Moskau unter der Leitung von Rudolf Barschai uraufgeführt ". 29.9.= Moskau. Am 29.9. aber fand die Aufführung in Leningrad statt .Just dies habe ich geschrieben. (Das Wiki dann noch das Meyer-Datum anmerkt, ändert nichts am falschen Ort ). Oder verstehe ich Dich falsch ?

    Good taste is timeless / "Ach, ewig währt so lang " "Not really now not anymore" "But I am good. What the hell has gone wrong?"

  • Lieber b-major,


    sorry, du hast ganz Recht. Es steht so in der Einleitung. Weiter unten, in der Auflistung, steht es richtig. Das sollte man ändern...


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Die Harmonik ist wohl an die Zwölftönigkeit angelehnt. In seinen Anmerkungen zum Wikipedia-Artikel verweist H. Schröder auf die besondere Bedeutung der Zahl 11 in der Anlage (11 Lieder/Sätze, vielfach 11-, nicht 12-Tonreihen, 11-taktige Gliederung der Malaguena, Verwendung auch von 11 Liedern in der zeitlich und thematisch verwandten Michelangelo-Suite Op. 145) und stellt einen zahlensymbolischen Bezug her.


    Meinst Du mit "Anmerkungen zum Wikipedia-Artikel" das Buch "Schostakowitsch - Das Geheimnis der 14. Sinfonie" von Harry Schröder? Als pdf-Datei kostenfrei abrufbar hier:

    Harry Schröder SCHOSTAKOWITSCH - DAS GEHEIMNIS DER 14. SINFONIE - PDF Kostenfreier Download
    Harry Schröder SCHOSTAKOWITSCH - DAS GEHEIMNIS DER 14. SINFONIE 2 Harry Schröder SCHOSTAKOWITSCH - Das Geheimnis der 14. Sinfonie pro literatur Verlag 3 Harry…
    docplayer.org


    Mit der Bedeutung der Zahl 11 in diesem Werk befasst sich Schröder ab S. 85 im Kapitel "Die Zahl 11".


    Was mich persönlich mehr interessiert ist die Zwölftontechnik, derer sich Schostakowitsch in der 14. Sinfonie bedient. Auch hierzu finden sich im genannten Buch ab S. 85 Ausführungen. Sehr lesenswert ist auch der Artikel "Die Requiem-Symphonie" von Levon Akopian, der sich im 36-seitigen Booklet der Einspielung von Teodor Currentzis und MusicAeterna (damals noch das Ensemble der Oper Novosibirsk)

    findet. Akopian weist darauf hin, dass in dieser Sinfonie in neun von elf Sätzen (Ausnahmen sind der 9. und 11. Satz) die Zwölftontechnik "wie eine fixe Idee ... präsent" ist. Seine nähere Analyse würde ich nur zu gern zitieren, aber das Urheberrecht verbietet mir dies. Erwähnen darf ich aber vielleicht noch, dass Akopian Parallelen zu Igor Strawinskys "Requiem Canticles" sieht, welches zwei Jahre vor der 14. Sinfonie uraufgeführt und veröffentlicht worden ist. Wie Schostakowitsch ist auch Strawinsky spät in seinem Leben zur Zwölftontechnik gelangt. Strawinsky wie Schostokawitsch zitieren in beiden genannten Werken charakteristische Passagen eigener früherer Werke, jedoch nunmehr in einem Zwölfton-Umfeld. Die näheren Details der Analyse Akopians möchte ich aber aus den genannten Gründen nicht hier wiedergeben.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!