• Robert Wilson

    Habe gestern im TV Ausschnitte aus Robert Wilsons "Freischütz" Inszenierung gesehen und fand das unglaublich gut.

    Weiss jemand ob und wo z.Z. etwas von ihm zu sehen ist (vielleicht sogar der Freischütz)

    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum (Nietzsche)
    In der Tat spuckte ... der teuflische Blechtrichter nun alsbald jene Mischung von Bronchialschleim und zerkautem Gummi aus, welchen die Besitzer von Grammophonen und Abonnenten von Radios übereingekommen sind Musik zu nennen (H Hesse)
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    Im übrigen bin ich der Meinung, dass immer Sommerzeit sein sollte (gerade im Winter)

  • Wenn's keine Oper sein muss: "Shakespeares Sonette" im BE am Schiffbauerdamm. Dalí meets Dada meets Blackadder.
    Habe mir die Uraufführung angeschaut und fand es uraufwühlend. Trotz schlechter Kritik und zweifelhafter Musik.
    1., 2., 3. Juli, 1., 2., 4., 5., 6. September.


    audiamus


    .

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Derzeit läuft letztmalig der "Ring des Nibelungen" in Zürich in der Regie bzw. Lichtregie von Robert Wilson (um die Personenführung und anderes hat er sich nicht gekümmert, das hat Gudrun Hartmann gemacht). Ich finde diese Produktion szenisch von vorne bis hinten missraten, aber anderen gefällt sie - Termine: Mittwoch 1.7. um 17.30, Götterdämmerung am 5.7. um 17 Uhr, für Siegfried gibt's noch reichlich, für Götterdämmerung noch mässig Karten. Wie gesagt - letzte Gelegenheit, danach fliegt die Produktion auf den Müll.

  • Derzeit läuft letztmalig der "Ring des Nibelungen" in Zürich in der Regie bzw. Lichtregie von Robert Wilson (um die Personenführung und anderes hat er sich nicht gekümmert, das hat Gudrun Hartmann gemacht). Ich finde diese Produktion szenisch von vorne bis hinten missraten, aber anderen gefällt sie - Termine: Mittwoch 1.7. um 17.30, Götterdämmerung am 5.7. um 17 Uhr, für Siegfried gibt's noch reichlich, für Götterdämmerung noch mässig Karten. Wie gesagt - letzte Gelegenheit, danach fliegt die Produktion auf den Müll.

    Also, ich weine ihr keine Träne nach! Ich bin ja nun wahrlich kein Staubi, aber mit Robert Wilsons abstrakter Bewegungschoreographie kann ich einfach nichts anfangen. :shake: :shake: Schon seinen "Lohengrin" in Zürich fand ich grauenhaft, weil durch diese extreme Stilisierung zumindest für mich der emotionale Gehalt völlig auf der Strecke blieb. Für mich haftete jeder Figur etwas Autistisches an, eingesperrt in ihr spezielles Bewegungskorsett, unfähig zu jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Vielleicht war das ja Wilsons Intention, nur sehe ich das weder im Lohengrin noch im Ring. Selten hat mich eine Aufführung so wenig berührt, die Distanz zwischen mir und diesen Kunstfiguren im doppelten Sinn war zu groß, zu unüberbrückbar, um irgendwelche Gefühle in mir zu wecken, und seien es auch negative. Ich habe mich einfach nur gelangweilt, und das ist wohl das Schlimmste, was man von einer Aufführung sagen kann.
    lg Severina :wink:

    "Das Theater ist ein Narrenhaus, aber die Oper ist die Abteilung für Unheilbare!" (Franz Schalk)

  • :wink:

    Zitat

    Weiss jemand ob und wo z.Z. etwas von ihm zu sehen ist (vielleicht sogar der Freischütz)


    Im Juli wird vermutlich im ZDF-Theaterkanal Büchners Leonce + Lena unter der Wilson -Regie gesendet werden

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Und evtl. findest Du ja hier: Sendung verpasst: Wer kann mitschneiden- Wer hat mitgeschnitten ? jemanden, der den Baden-Badener Freischütz mitgeschnitten hat...

    Matthias

    "Bei Bachs Musik ist uns zumute, als ob wir dabei wären, wie Gott die Welt schuf." (Friedrich Nietzsche)
    "Heutzutage gilt es schon als Musik, wenn jemand über einem Rhythmus hustet." (Wynton Marsalis)
    "Kennen Sie lustige Musik? Ich nicht." (Franz Schubert)
    "Eine Theateraufführung sollte so intensiv und aufregend sein wie ein Stierkampf." (Calixto Bieito)

  • Habe gestern im TV Ausschnitte aus Robert Wilsons "Freischütz" Inszenierung gesehen und fand das unglaublich gut.

    Lieber Erzherzog,

    freut mich, dass dich dieser Wilson-Freischütz auch beeindruckt hat. Ging mir nämlich ebenso, aber im Thread hier bei Capriccio zu der Baden-Badener Aufführung war ich der einzige, der die Inszenierung verteidigt hat, alle anderen haben heftig auf Wilson eingedroschen.

    Vielleicht gibt's ja bald auch eine DVD davon? :wink:

  • Amfortas danke für den Tipp, ist schon programmiert

    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum (Nietzsche)
    In der Tat spuckte ... der teuflische Blechtrichter nun alsbald jene Mischung von Bronchialschleim und zerkautem Gummi aus, welchen die Besitzer von Grammophonen und Abonnenten von Radios übereingekommen sind Musik zu nennen (H Hesse)
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    Im übrigen bin ich der Meinung, dass immer Sommerzeit sein sollte (gerade im Winter)

  • Die Schwächen der Wilson-Inszenierung (hier spreche ich vom Zürcher Ring) werden immer deutlicher, wenn man andere Produktionen gesehen hat. Die etlichen Widersprüche zur Musik und der Autismus der Figuren auf der Bühne (genau, Severina!) sind ein Ärgernis. Die Lichteffekte sind ja ganz schön, aber da sehe ich noch nicht den Unterschied zwischen der Johannespassion und dem Rheingold.

    Wenn jemand lt. Libretto und vor allem lt. Musik brutal erschlagen wird und dann bei Wilson quälend langsam von der Bühne trottet, weil Bewegungen ihm ja ein Greuel zu sein scheinen, nervt es. Nachher beim Siegfried, wahrlich eine Oper mit einiger Handlung, werden die Schmiedeszene und manches andere wieder absurd werden. Auch ich weine dieser Produktion keine Träne nach. Lieber eine Interpretation, die nicht immer zu hundert Prozent schlüssig ist, aber wenigstens eine Lesart bietet, als gar keine Lesart, die dafür aber bestimmt viel Geld gekostet hat. Wenigstens entschädigen die schönen Stimmen und das spannende Dirigat von Philippe Jordan!

  • Ich habe bisher erst eine Wilson-Inszenierung gesehen, nämlich den Hamburger "Parsifal". Von dem allerdings war ich begeistert, weil die Musik und Wilsons sehr eigene Ästhetik hier wirklich eine sehr passende, fast symbiotische Beziehung eingegangen sind, die einen geradezu in einen Rausch versetzen konnte.

    Daher meine Frage an die etwas Wilson-Kundigeren: Aufbauend auf dem, was man hier so lesen kann - ist es möglich, daß Wilson das Problem haben könnte, seine sehr eigenen ästhetischen Vorstellungen auf jedes Stück anzuwenden, egal ob es nun passt oder nicht? (Sozusagen wie HvK, nur unter völlig anderen Gegebenheiten :D )

    :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • ist es möglich, daß Wilson das Problem haben könnte, seine sehr eigenen ästhetischen Vorstellungen auf jedes Stück anzuwenden, egal ob es nun passt oder nicht?

    Das ist sicherlich so. Er sieht es aber wohl nicht als Problem, und so lange seine Inszenierungen eingekauft werden, ist es für ihn ja auch keines...

    Um zu verstehen, warum das sogar so sein muss, muss man etwas zu Wilsons Arbeitsweise wissen. "Robert Wilson" ist längst kein Regisseur mehr, sondern eine Marke. Seine Inszenierungen werden quasi fabrikmäßig hergestellt. Ich habe das mal an einem größeren Theater, an dem ich damals arbeitete, am Rande mitbekommen (da handelte es sich um eine Schauspielinszenierung): Monate vorher kam Wilson, castete die Schauspieler aus dem Ensemble und hielt einige Tage Vorproben ab. Einige Wochen vor dem eigentlichen Probenbeginn bezog ein Mitarbeiter der Firma ein eigens eingerichtetes Büro im Theater. Wilson (bzw. "die Firma Wilson") inszenierte parallel außerdem noch an zwei anderen Orten, ich glaube, es war Oslo und Tokio. Dieser Mitarbeiter vor Ort hat anhand von Skizzen und Zeichnungen, die er per Fax erhielt, die Gewerke (also Bühnenbildwerkstätten und Schreinereien) angewiesen und die Proben geleitet. Wenn ich mich richtig erinnere, war Wilson selbst nur etwa die letzten zwei Probenwochen anwesend und beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Lichtdesign. Die gesamte Probenzeit war länger als sonst üblich, ca. acht Wochen, glaube ich.
    So eine Arbeitsweise ist natürlich nur möglich, wenn die Ästhetik des Produktes, eines "typischen Wilson" eben, bereits feststeht und auch in Abwesenheit des eigentlichen Künstlers umgesetzt werden kann. Aus der bildenden Kunst, aus bestimmten Phasen Andy Warhols zB, sind, glaube ich, ähnliche Arbeitsweisen bekannt, in denen Mitarbeiter ohne weiteres anhand einer bestimmten Ästhetik Werke des Meisters fabrizieren, über die jener dann nur noch mal "drübergucken" muss.

    Grüße,
    Micha

  • Hallo,

    anläßlich des heutigen 295. Geburtstages des Ritters Gluck fand ich eben diese aktuelle DVD-Veröffentlichung der Wilson-Inszenierung von Alceste:


    Selbst habe ich leider noch keine seiner Operninszenierungen sehen können, was ich bedaure. Eines meiner beeindruckendsten Theatererlebnisse war Anfang der 80er Wilsons "Civil Wars" in Köln.

    Cheers,

    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Ich bin kein Wilson-Kenner, weil ich von den wenigen Inszenierungen, die ich sah, noch nie eine wirklich mochte. Die DVD der ALCESTE habe ich mir bislang deshalb auch erspart, weil ich fürchte, dass für sie dasselbe gilt wie für die des Gluck-ORPHÉE:

    Eigentlich könnte man sich genausogut die Tonaufzeichnung anhören und dabei ein paar Standbilder aus der Inszenierung betrachten. Immerhin: als Schallplatte ist die Einspielung schon wegen Kozena, dem Kurzauftritt von Patciaia Petibon als Amor und Gardiner eine sehr gute.

    Wegen des Gluck-Geburtstages, der mir fast entgangen wäre, werde ich diesen Eindruck aber noch einmal überprüfen - ich fürchte auch diesmal wieder eher hörend.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • fand ich eben
    diese aktuelle DVD-Veröffentlichung der Wilson-Inszenierung von
    Alceste:


    Hallo aus der Firma.


    Diese Alceste gab es bis jetzt bei Arthaus - es ist also keine neue Aufnahme.


    Liebe Grüße


    Bernhard


    "Alles Syphilis, dachte Des Esseintes, und sein Auge war gebannt, festgehaftet an den entsetzlichen Tigerflecken des Caladiums. Und plötzlich hatte er die Vision einer unablässig vom Gift der vergangenen Zeiten zerfressenen Menschheit."
    Joris-Karl Huysmans

  • Aufbauend auf dem, was man hier so lesen kann - ist es möglich, daß Wilson das Problem haben könnte, seine sehr eigenen ästhetischen Vorstellungen auf jedes Stück anzuwenden, egal ob es nun passt oder nicht?

    Lieber Symbol, du hast völlig recht. Nach meinem Dafürhalten passt Wilsons extrem stilisierte Art der Inszenierung am besten zu solchen Stoffen und Handlungen, die ihrerseits mythisch überhöht-antinaturalistisch-märchenhaft sind. Als Faustregel: Je wichtiger für ein Stück realistische Milieuzeichnung und glaubwürdige psychologische Beziehungen zwischen den Akteuren sind, umso ungeeigneter ist es für Wilson. Seine Magie kann sich dann nicht entfalten, die Personen wirken befremdlich, der Vorwurf des "Autismus" mag zu Recht aufkommen. "Don Carlos", "Die Fledermaus" oder eine veristische Oper möchte auch ich von Wilson nicht inszeniert sehen. :D


    Die DVD der ALCESTE habe ich mir bislang deshalb auch erspart, weil ich fürchte, dass für sie dasselbe gilt wie für die des Gluck-ORPHÉE: Eigentlich könnte man sich genausogut die Tonaufzeichnung anhören und dabei ein paar Standbilder aus der Inszenierung betrachten.

    Lieber Rideamus, hier geht es mir diametral anders. Ich finde, diese beiden Opern passen hervorragend zu Wilsons Stil, vor allem die ORPHEE-Inszenierung ist und bleibt eines meiner eindrucksvollsten Opernerlebnisse überhaupt. "Standbilder" könnten nicht einmal einen blassen Eindruck von der fremdartigen, geradezu transzendenten Schönheit des Bühnengeschehens in Verbindung mit Glucks Musik vermitteln. Das ist für mich Wilson at his best! Eine meiner absoluten Lieblings-Opern-DVDs, ich bin jedesmal wieder völlig gefangen und fasziniert. :juhu:

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