Konzerte in Wien

  • Konzerte in Wien

    Gesern war ich, seit längerer Zeit mal im Konzert.


    Es war im "Goldenen Saal" im Musikverein in Wien. Das Programm war sehr gut ausgewogen. Es spielte das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich. Und da ich auch zur "Alten Garde" gehöre, war fast der ganze Seniorenverein von Wien dabei.


    Zuerst György Ligetti mit seinem "Concert Romanescu" dran, flott gespielt und hinreißend. Ligetti gehört schon seit Jahrzehnten zu einem meiner Lieblingskomponisten.


    Der 2. Komponist, war dann Sergej Prokofiew mit dem "Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 in D - Dur op. 19" dran, und Isabelle von Keulen spielte die schwierige Partie fulminant gut. Außerdem sah sie blendend aus mit ihrem Damastrosa Abendkleid mit tiefen Dekollete und Schleppe zu ihren blonden Haaren.


    Beim 3. Komponisten - Hector Berlioz dachte ich an unseren lieben Rideamus, denn es wurden Auschnitte aus "Romeo et Juliette, Dramatische Symphonie op. 17" gespielt, auch hier erwies sich das Orchester unter Hugh Wolff als ausgezeichnet.


    Lieder sind die Sitzreihen im "Goldenen Saal", ich habe die Karte geschenkt bekommen - und es war die 3. Reihe Parterre, derart eng zusammen gebaut, wie ich es früher nicht so dachte und ich war nach zwei Stunden schon etwas klamm beisammen, wenn einem das Programm runter fällt muss die ganze Reihe aufstehen.


    Liebe Grüße sendet Euch Euer Peter. :wink: :wink:

  • Lieder sind die Sitzreihen im "Goldenen Saal", ich habe die Karte geschenkt bekommen - und es war die 3. Reihe Parterre, derart eng zusammen gebaut, wie ich es früher nicht so dachte und ich war nach zwei Stunden schon etwas klamm beisammen, wenn einem das Programm runter fällt muss die ganze Reihe aufstehen.


    so ähnlich ging es mir dort auch kürzlich durch den Kopf, als ich an die Konzertbesuche während meines Studiums zurückdachte.


    Nur - damals hatte ich etwa 20 kg weniger Kampfgewicht....

  • In der dritten Reihe Parterre kann's im Musikverein auch klanglich sehr unschön werden (je nach dem ob's Cercle gibt oder nicht). Auch der steife Hals ist dann ein Problem. Habe mal eine Halbzeit in der allersten Reihe durchlitten. Jetzt weiß ich wenigstens wie die 1. Geigen den Liebestod hören.

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...

  • Meine Lieben!


    Heute geht es wieder, mit einer Jugendfreundin, um 19,30 Uhr, in den Goldenen Saal des Musikvereins in Wien.


    Es spielen die Wiener Symphoniker unter Philippe Jordan und Rudolf Buchbinder [für mich einer der ganz großen Künstlerpersönlichkeiten] Klavier:


    Anton Webern - Im Sommerwind. Idylle für großes Orchester nach einem Gedicht von Bruno Wille.


    Robert Schumann - Konzert für Klavier und Orchester in a - Moll, op. 54.


    und nach der Pause


    Peter Iljitsch Tschaikowskij - Symphoie Nr. 6 in b - Moll op. 74 "Parthetique".


    :wink:

  • Meine Lieben!


    Es war großartig - Rudolf Buchbinder ist nicht umsonst so bekannt und beliebt! Aber auch die Wiener Symphoniker spielten ein exzelenten Webern und Tschaikowskij. Es war eine reine Freude - muskalisch. Ein Genuss, wahrlich!


    Diesmal saß ich mit meiner jahrzehntelangen Freundin in der sog. Fremdenloge. Das man ein Gebäude renoviert, und das gut, ist ja lobenswert. Aber das man so auf die Einnahmen schaut muss doch nicht sein.


    Früher waren die Sitzreihen und Logen angenehm zu sitzen - jetzt ist es ein Greuel. In der Fremdenloge hineingepfercht mit etwa 13 Personen, wenn man sein Taschentuch nehmen will muss man fragen, ob man nicht, irrtümlich, in seinen Hosensack gegriffen hat weil einem das Design nicht bekannt vorkommt. Als ich mir den Rücken kratzen wollte, habe ich irrtümlich den vom Nachbarn erwischt - aber es war ihm, hoffentlich - nicht unangennehm.


    Geld ist halt das, was alles noch mehr zusammenhält, es war eine recht intime Gesellschaft vorhanden, zumindest für die Fremden in der Loge des Musikvereins.


    Liebe Grüße sendet Euch Euer Peter. :wink:

  • ORF-Radiosymphonieorchester Wien, Marin Alsop - Konzerthaus Wien, 4.4.14

    Vor der Pause gab es Bernsteins erste Sinfonie, die mich von Tonträgern nie so richtig begeistern konnte, jetzt im Konzertsaal aber richtig mitgerissen hat. Das Pathos des Kopfsatzes, die Hetzjagd des Mittelsatzes und die Trauer des Finales (Vokalsolistin: Elizabeth DeShong) wurden vom glänzenden Orchester unter der Bernstein-Schülerin Alsop packend rübergebracht.


    Weniger überzeugend Mahlers Erste danach. Das bei Bernstein so perfekte Orchester leistete sich bei den Naturlauten am Anfang dauernd verwackelte Einsätze, überhaupt erklang dieser Abschnitt wie auch manch andere Passage für mein Empfinden zu laut. Rubati und Auftaktverzögerungen in Trio und langsamen Satz wirkten demonstrativ und schematisch. Das Finale zog Alsop sehr zügig, aber auch eindimensionaler als nötig durch. Die letzte Wucht fehlte, was sicherlich Geschmackssache ist. Der Übergang zwischen den Sätzen 3 und 4 erklang dagegen sehr wirkungsvoll. Insgesamt eine kleine Enttäuschung. Vielleicht habe ich mich an dieser Sinfonie, die ich schon xmal im Konzert erlebt habe (noch häufiger als Schostakowitschs Fünfte, was eigentlich kaum möglich ist), z.Zt. etwas sattgehört. Das wird sich wieder legen.



    Viele Grüße


    Bernd

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  • Concentus Musicus, Arnold-Schönberg-Chor, Nikolaus Harnoncourt - Wiener Musikverein, 5.4.14

    Tags darauf ein völlig anderes Publikum im Wiener Musikverein, wo man glatt zum El Duderino werden könnte... Unter Harnoncourts Leitung wurde Bachs Matthäuspassion aufgeführt: in bewährter stereophoner Aufstellung, die fast konsequent auch bei Continuo (Truhenorgeln! Leider sind die Gegner dieses hübschen Continuoinstruments nicht mehr im Forum...) und Solisten durchgehalten wurde, mit starker Chorbesetzung (2 x 32 Mannen und Frauen plus Wiener Sängerknaben auf der Orgelempore für Eingangs- und Schlusschor des ersten Teils).


    Harnoncourt hat inzwischen mit seinen 84 Jahren noch mehr als früher etwas Unerbittlich-Alttestamentarisch-Prophetisches, was vom Publikum angemessen kultisch-begeistert bejubelt wird. Es gelang eine wunderbare Aufführung des Werkes, sehr expressiv, manchmal fast expressionistisch - wenn z.B. die Einsätze der einzelnen Streichergruppen bei den Christusworten ständig sforzato herausgemeißelt wurden, was Christus Florian Boesch mit angemessenem Pathos abrundete. Das von der Besetzung her prekär erscheinende Balanceverhältnis zwischen Chören und Orchestern war gar kein Problem, weil der Arnold-Schönberg-Chor phänomenal differenziert agierte. Besonders begeisterte mich Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden, wobei durch die ständige Akzentuierung der Wörte "Blitze" und "Donner" die sich überschlagende Dramaturgie der Doppelchörigkeit voll zur Geltung kam. Etwas seltsam, aber doch überzeugend hier und bei manchen Turbae die Steigerungsdramatik: selbst Laß ihn kreuzigen wurde beim erstenmal im Piano begonnen und dann allmählich gesteigert - das zweite Mal, diesmal konventionell dynamisiert, wirkt dadurch umso intensiver. Ein typischer Harnoncourt-Manierismus: ein Großteil der Schlusstöne/-akkorde wurde vokal wie instrumental extrem kurz abgerissen musiziert. Aber das sind Kritteleien gegenüber einer Interpretation, die als Gesamtkonzeption wie im Einzelnen ganz bezwingend war, mit fast allen Mitwirkenden auf höchstem Niveau (Liste unten verlinkt). Christine Schäfer scheint sich z.Zt. wirklich in einer Stimmkrise zu befinden, dagegen hat mich Bernarda Fink viel mehr überzeugt als in der teilweise befremdlich teilnahmslosen Jacobs-Neuaufnahme. Michael Schade als Evangelist ging das Harnoncourt-Konzept voll mit: im ersten Teil oft piano singend, sehr zurückgenommen - im zweiten Teil steigerte er sich in puncto Dramatik und Dynamik, teilweise unter Missachtung vokaler Wohlanständigkeit, richtig in das Geschehen hinein - bei den Kreuzigungsturbae schien er dann beinahe mit den Fäusten auf die Choristen losgehen zu wollen. Die Matthäuspassion im Konzertsaal kann sehr schal wirken (ich erinnere mich an eine solche Aufführung mit Herreweghe) - davon konnte hier keine Rede sein.


    "http://www.musikverein.at/konzerte/konzertprogramm.php?idx=130743"



    Viele Grüße


    Bernd

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  • Michael Tilson Thomas dirigierte die Wiener Philharmoniker im Großen Konzerthaussaal in Wien, 6.12.2014

    Das Kontrabasskonzert Es-Dur (transponiert nach D-Dur) von Johann Baptist Vanhal (1739-1813) ist für mich eine echte Entdeckung: als wäre es ein Kontrabasskonzert von Mozart, schönste Klassik im schönsten Philharmonischen Klangbild (Konzertmeister ist diesmal Rainer Küchl). Das Werk hat die konventionellen drei Sätze, und in jedem hat der famose Philharmonische Solist Ödön Rácz nicht nur in den Kadenzen ausgiebig Gelegenheit, sein Instrument aussingen zu lassen und sich auch so richtig konzertant virtuos zu präsentieren. Gustav Mahlers Symphonie Nr. 5 cis-Moll durfte der Schreiber dieser Zeilen schon einmal mit den Wiener Philharmonikern im Konzert hören – am 30.8.1987 in Salzburgs Großem Festspielhaus, dirigiert von Leonard Bernstein. Michael Tilson Thomas setzt bei dieser vielschichtigen Symphonie auf Wiener Klangfarben, gekonnten Effekt und Ausschwelgen sowie auf die Wiener Psychologie der Musik. Ja, speziell der dritte Satz spielt, so gespielt, eben nun mal in Wien, so wie danach das Adagietto wienerisch weltentrückt daherkommt. Für mich: Eine weitere große Wiener Interpretation des Werks nach Bernstein, Abbado, Maazel, Boulez, Eschenbach – großer Jubel für die Solisten, die der Dirigent einzeln akklamieren lässt.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • LISZT- UND MAHLER-SOUVERÄNITÄT


    Die Wiener Philharmoniker, Daniel Barenboim und Martha Argerich im Wiener Konzerthaus, 29.11.2017, ein persönlicher Höreindruck


    Viermal waren sie im Musikverein, davon zweimal im Abonnement und wieder davon einmal live in Ö1, und am Abend des 29.11.2017 runden sie die Konzertfolge im ausverkauften Konzerthaus ab – wenigstens einmal wollte ich dieses späte Argerich Debüt bei den Wiener Philharmonikern auch persönlich miterleben.


    Martha Argerich spielt Franz Liszts Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur am Steinway souverän, dabei impulsiv gegenwärtig, mit selbstverständlicher Virtuosität und dabei nahezu eulenspiegelig leichthändig. Das Werk hat sie vollkommen verinnerlicht, die Blicke zum Dirigenten suggerieren eine Abgeklärtheit, doch das mag ein äußerliches Überblenden ganz großer, tiefer Ernsthaftigkeit sein, die sie zumal in der Vielschichtigkeit des Klaviersatzes aus dem Werk zu filtern vermag, im pompösen Auftrumpfen der brillanten Passagen genauso wie im breit ausschwingenden lyrischen Teil, im dahinhuschenden „Scherzo“ und im wieder pompösen Finale. Das Zusammenspiel mit dem Orchester (Konzertmeisterin Danailova) hat eine noble Selbstverständlichkeit, man hört schlafwandlerisch sicher aufeinander, und die Wiener Philharmoniker sind kompakt klangsatt auf den Punkt fokussiert.


    Wie bei der Ö1 Übertragung aus dem Musikverein führen Martha Argerich und Daniel Barenboim mit der vierhändigen Zugabe in George Bizets Puppenstube, heimelig schlichte Hausmusik lässt das Konzerthaus schmunzeln.


    Gustav Mahlers Symphonie Nr. 7 e-Moll nach der Pause schwingt sich zum 80minütigen Koloss auf – der düstere 1. Satz, der (betrachtet man die Symphonie von den vorangegangenen her) das tragische Schicksal des Helden der 6. Symphonie bedeutungsschwer neu aufrollt, die Sätze 2 bis 4, in denen vielleicht die seit dem 3. Satz der 1. Symphonie bekannten skurrilen Gestalten erneut aufmarschieren, spukhaft durch die Szenerie huschen und schließlich Siesta halten, und schließlich das scheinbar oberflächlich auftrumpfende Finale, das man antizipierend als letztes Fest der Monarchie vor dem Zusammenbruch hören mag.


    Die Wiener Philharmoniker spielen dieses monumentale Werk unter Barenboims Leitung prachtvoll klangüppig. Gegenüber Bernsteins Fernseh-Liveaufnahmen aus den 70ern mit diesem Orchester wirkt der Wiener Philharmoniker-Mahler des Jahres 2017 auf mich keineswegs mehr erkämpft, errungen, er wirkt wie abgerufen, hoch gespannte Erwartungshaltungen perfekt erfüllend, gespeist aus kompakter Klangopulenz. Jede kleinste Nuance ist fein modelliert, jede Steigerung auf den Punkt ausbalanciert, jeder Bogen in sich geschlossen gespannt, das Werk nie am Zerfall, immer unter Hochspannung das Geschehen (wenn es sein darf auch herzlich nobel-wienerisch) weitertreibend.


    Großer Jubel für Daniel Barenboim und seinen perfekt aufgezogenen Wiener Philharmoniker-Mahler.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Stabat Mater - einmal nicht von Pergolesi


    Wenn Wikipedia stimmt, dann war es Josquin Desprez, der 1480 die erste (bekannte) Vertonung des Stabat Mater erschuf. Und seither und bis zur Gegenwart haben sich zahlreiche Komponisten dieses Textes angenommen. Die Komposition des argentinischen Komponisten José Luis Larzabal erlebte letzten Samstag in der Peterskirche in Wien ihre Uraufführung.


    Der mir bisher unbekannte Komponist ist in seiner Heimat vor allem auch als Chorleiter, Dirigent und Gesangspädagoge tätig und erhielt in seiner Heimat bereits mehrere Auszeichnungen. Zu seinen Kompositionen zählen ein Oratorium, mehrere Kantaten (darunter eine der Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu gewidmete), ein Gitarrenkonzert, Messen und kammermusikalische Werke. Das „Stabat Mater“ entstand 2019, erlebte aber erst jetzt seine Uraufführung.


    José Luis Larzabal verbindet den überlieferten Text des Stabat Mater aus dem europäischen Mittelaltalter mit seiner südamerikanischen Lebenswelt. So erinnert der Prolog des einstündigen Werkes, Veni creator spiritus, an gregorianische Choräle, der weitere musikalische Bogen reicht von Anklängen an Barock samt Continuo über italienische Oper bis zu südamerikanischen Klängen. Auffallend sind insbesondere die fugierten Chöre. Larzabal baut mit diesem Werk eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen, Zeiten und Kontinenten. Komponiert ist das Stabat Mater für vier Solisten, vierstimmiger gemischter Chor und durch zwei Holzbläser ergänztes Streichorchester.


    Es mag der Akustik der Kirche in Verbindung mit meinem Platz in einer vorderen Reihe geschuldet sein, dass ich die Klangbalance als nicht optimal empfand. Vor allem der präzise singende Chor (Deutsch-Hispanoamerikanischer Projektchor) wirkte im Vergleich zum Orchester (Wienerklassik Orchester) überdimensioniert. Aus den vier Solisten ragten die stimmschöne Lupe Larzabal (Alt) und der in Wien aus der Volksoper bekannte Aris Argiris mit kraftvollem Bariton heraus; ein höhensicherer Tenor war Luis Fernando Piedra, mit hellem Sopran komplettierte Chryso Makariou das Quartett.


    Gerne würde ich dieses Stabat Mater nochmals in einem anderen Rahmen hören, um einen tieferen Einblick zu erhalten.



    Der großen Komposition folgte ein Gitarrenkonzert des ebenfalls aus Argentinien stammenden Komponisten und Dirigenten Martin Palmeri, der auch die musikalische Leitung dieses Kirchenkonzertes inne hatte, mit der Solistin Florencia Schröder. Eine gefällige Komposition in drei Sätzen mit Zitaten und Variationen aus der Zauberflöte im dritten Satz.

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